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Internetmaus
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Dörentrup

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Insgesamt 73 Bewertungen
Bewertung vom 28.05.2022
Das Herz des weißen Ahorns
Baites, Mina

Das Herz des weißen Ahorns


ausgezeichnet

Eineinhalb Jahre sind vergangen seit der dritte Band der Breitenbach Saga erschien. So ist es sicher für viele Leser recht hilfreich, das am Anfang des vierten Buches, die wichtigsten handelnden Personen vorgestellt werden.
Allerdings sollte man die Saga von den Breitenbachs von Anfang an kennen, damit man weis, was es mit dem Ahorn auf sich hat und mit welchen Einschnitten die Familie schon zu kämpfen hatte.

Der erste Weltkrieg, der das dritte Jahr das Leben der Menschen beherrscht, fordert täglich unzählige Opfer. Nun hat es auch Felix, der mittlerweile Geschäftsleiter der Fabrik ist, getroffen. Schwer verletzt kommt er aus Frankreich zurück. Wie so viele, die das Grauen des Krieges erlebten, ist er traumatisiert.
Die Schuherzeugung Breitenbach wird gezwungen für das Militär arbeiten. Es gibt keine Möglichkeit sich der Munitionsherstellung zu entziehen.
Als Arbeitgeber sind sie sehr mit ihren Beschäftigten verbunden. Schon früh erkannte die Familie, das ihr Wohl von den Menschen, die für sie tätig sind, abhängig ist. So versuchen sie mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, diese Leute zu unterstützen, damit auch sie, in dieser kargen Zeit, immer etwas zu essen bekommen.
Wunderbar beschreibt Mina Baites die Bemühungen der Breitenbachs für alle Sorge zu tragen.

Auch in Amerika läuft nicht stets alles glatt. Julia, die mit ihrem indianischen Ehemann auf einem separaten Grundstück der Weeminuche Indianer lebt, stößt immer wieder auf Unverständnis. Besonders schwer hat es ihr ältester Sohn, der sich sehr zu seinem Großvater, einem stolzen Indianer hingezogen fühlt. Aber ihre größte Sorge gilt dem Familienunternehmen im Deutschen Reich. Wie soll es in diesen Kriegszeiten fortbestehen und können sie ihren Schwur auf den weißen Ahorn, im fernen Colorado, einhalten?
Rosa indessen, hat sich wunderbar in Cortez eingelebt und ist sehr zufrieden mit dem, was sie sich in den 30 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann aufgebaut hat. Doch langsam merkt sie, dass sie und vor allem ihr Mann, kürzer treten müssen.

Sehr spannend, lässt uns Mina Baites das Schicksal der Indianer erleben, die von ihrem Land, wo sie seit Generationen .leben, vertrieben werden.
Aber auch die Breitenbachs in Berlin haben mit den Auswirkungen des Krieges zu kämpfen. Hinzu kommt der Ausbruch der spanischen Grippe, die die ausgehungerten und ausgezehrten Menschen trifft.
Erschreckend, wie sich das Szenario mit dem Corona Virus gleicht. Hygieneregeln wie schon vor 100 Jahren. Abstand halten, Maske tragen, oft die Hände waschen.

Felix hat eine folgenschwere Entscheidung gemeinsam mit der Familie getroffen. Ich bin gespannt, wie die Entwicklung der Schuherzeugung Breitenbach weiter geht.
Gern empfehle ich diese Saga weiter und freue mich auf Teil 5, der leider erst im März 2023 erscheinen soll.

Bewertung vom 07.04.2022
Was die Hoffnung verspricht / Die Dorfschullehrerin Bd.1
Völler, Eva

Was die Hoffnung verspricht / Die Dorfschullehrerin Bd.1


ausgezeichnet

Eva Völler hat in diesem Roman einen sehr traurigen Abschnitt der deutschen Geschichte verarbeitet. Das Buch führt uns vor Augen, wohin Kriege führen. Ein geteiltes Deutschland macht den Menschen, vor allem in der DDR, sehr zu schaffen. Während in der BRD die Menschen immer mehr in ein normales Leben zurück finden, gibt es in der DDR Mangel an vielen Dingen des täglichen Bedarfs. So kommt es, dass die DDR täglich hunderte Einwohner verliert, die in den Westen gehen.
Auch Helene, die Protagonistin des Buches, möchte mit Mann und Tochter die DDR verlassen. Berlin, wo sie wohnen, erscheint ihnen gut geeignet in den Westteil dieser geteilten Stadt, zu fliehen. Leider geht ihr Plan nicht auf. Verschiedene Gegebenheiten führten dazu, das Helene eines Tages als Lehrerin in der hessischen Rhön an der Dorfschule angestellt wird. Sie hat sehr bewusst diesen Ort gewählt. Aber noch weis keiner von ihren Motiven und ihrem Geheimnis. Dieses Dorf im Zonenrandgebiet ist strukturschwach und von Abwanderung betroffen. Lehrer werden dringend benötigt.
Sehr einfühlsam erzählt Eva Völler die Geschichte dieser geteilten Landschaft. Familien wurden durch die Grenze getrennt. Ehemalige Nachbarn leben jetzt in zwei verschiedenen Staaten. Ein Teil in Hessen, der andere Teil in Thüringen. Die Teilung Deutschlands, mit allen Konsequenzen, wird in sehr emotionaler Art und Weise erzählt. Ein Buch das mich von der ersten bis zur letzten Seite fesselte.
Gern empfehle ich das Buch weiter.

Bewertung vom 30.01.2022
Die Heimat des Herzens / Die Frauen von Hampton Hall Bd.3
Whitmore, Felicity

Die Heimat des Herzens / Die Frauen von Hampton Hall Bd.3


sehr gut

Nun schließt sich der Kreis um die Frauen von Hampton Hall. Auch im dritten Teil geht es gleich dramatisch weiter. Es ist gut, die ersten beiden Bücher zu kennen, da dieser Teil direkt daran anknüpft. Abigail ist die Flucht aus der Gewalt von Laurence Lancaster erst einmal gelungen. Sie will die wertvolle Arbeitermadonna wieder bekommen um sie zurück in ihre Heimat nach Stockmill zu bringen, wo sie gestohlen wurde. Dazu braucht sie Menschen denen sie voll vertrauen kann. Sie ist eine sehr starke Frau, die schon viel Leid erfahren musste. Immer wieder verlangt ihr das Leben neue Herausforderungen ab. Will dieses Martyrium denn nie ein Ende nehmen? Wird Lancaster jemals von ihr ablassen? Gelingt es ihr die wertvolle Statue, die sie aus ihrem wertvollen Schmuck und goldenen venezianischen Figuren, fertigen ließ, an sich zu bringen? Wie gewohnt ist der Erzählstil von Felicity Whitmore sehr bildlich und gefühlvoll. Statt auf zwei Zeitebenen erhält die Handlung jetzt noch einen dritten Erzählstrang. Dieser beginnt 1920. Wir lernen die Enkel von Abigail Hampton, kennen. Sie leben im Willamette Tal in Amerika. Ihre Geschichte ist ungeheuerlich.

Der Erzählstrang im Jahre 2018 bringt für Melody und ihre Töchter nun die ganze Geschichte ihrer Vorfahren zu Tage. Sie haben alle Tagebücher gefunden und gelesen. Alles hat sich zusammen gefügt.

Leider muss ich gestehen, es ging mir sowohl mit der ehemaligen Lady Abigail Hampton aus Stockmill, wie auch mit Melody Stewart, ihrer Erbin, in diesem Teil alles zu schnell und reibungslos. Ich hatte das Gefühl, dass das Buch schnell zu Ende kommen sollte.

Heimat des Herzens beendet die Trilogie der Frauen von Hamton Hall. Es ist eine ergreifende Handlung, voller dunkler Geheimnisse. Sie lässt mich zwiegespalten zurück.

Bewertung vom 06.12.2021
Töchter der Hoffnung / Bodensee Saga Bd.1
Nikolai, Maria

Töchter der Hoffnung / Bodensee Saga Bd.1


sehr gut

Töchter der Hoffnung ist der erste Band einer neuen Trilogie von Maria Nikolai. Die Handlung umfasst den Zeitraum von November 1917 bis zum August 1919 und spielt hauptsächlich in Meersburg am Bodensee.
Dort lebt Helena mit ihren jüngeren Stiefschwestern Lilly und Katharina sowie ihrer Stiefmutter Elisabeth auf dem Lindenhof. Ihr Vater,Gustav, der den Hof erbte und Helena sind stark mit dem Anwesen verbunden. Helena soll das Gasthaus einmal erben. Ihr wunderbarer Traum ist es, ihn in ein Grandhotel umzubauen. Dieses Ziel hat sie vor Augen. Daraus schöpft sie nach meiner Meinung ihre unendliche Energie.
Doch noch ist Krieg und alle hoffen auf einen baldigen Waffenstillstand.
Ein weiterer Erzählstrang führt uns nach Russland. Dort gab es die Revolution und einen Bürgerkrieg. Für die Bolschewiken ist der Adel unerwünscht. Er wird enteignet, verfolgt und vertrieben. So kommt Maxim, ein attraktiver russischer Baron, nach Meersburg. Er ist durch einen Überfall in seiner Heimat seelisch und körperlich schwer verletzt und sucht die Täter. Sein führt ihn sein Weg nach vielen Recherchen in den Lindenhof.

Maria Nikolai schafft es auch dieses Mal, mich sofort abzuholen und in das Buch eintauchen zu lassen. Sie hat eine Sprache, die mich in jeder Situation mitfiebern lässt. Ihr Schreibstil ist sehr bildlich. Es sind schwierige Zeiten. Alles ist knapp und zahlende Gäste kommen nicht nach Meersburg. Mit der Pension ist kein Geld zu verdienen. Dringende Reparaturen sind nicht möglich. Die einzige Alternative ist scheinbar eine Umwandlung in ein Lazarett, denn täglich kommen neue schwerverwundete Soldaten.

Im Buch treffen die verschiedensten Charaktere aufeinander. Helena kann zupacken und hat immer den Überblick. Gustav kommt schwerverwundet aus dem Krieg heim und ist noch traumatisiert. Für seine zweite Frau Elisabeth, ist der Lindenhof ein Klotz am Bein. Sie will ihn verkaufen. Die drei Lindner Töchter sind sehr unterschiedlich. Jede hat hat andere Lebenswünsche. In diesem ersten Teil steht Helena im Mittelpunkt, die ihre Mutter nicht kennt. Sehr gut gefielen mir Käthe, die Köchin, eine sehr mitfühlende Person, die gut in das Geschehen passt. Und nicht zu vergessen der gemütliche immer hungrige Pater Fidelius. Er ist wachsam und hat das Herz auf dem rechten Fleck.

Vor historischen Hintergrund hat die Autorin eine starke gefühlvolle Geschichte aufgeschrieben in der natürlich die Liebe auch nicht fehlen darf. Sowohl historische Persönlichkeiten, wie auch Ereignisse lässt sie gekonnt in die Handlung einfließen.
Zu dieser Zeit wurde die Weltbevölkerung von der spanischen Grippe heimgesucht. Es ist schon eigenartig, vor 100 Jahren gab es auch eine fürchterliche Pandemie. Die Geschichte holt uns immer wieder ein.

Das Buch wird abgerundet durch einen umfangreichen Anhang. Dort finden wir ein Personenverzeichnis, eine Erläuterung der historischen Hintergründe und ein Glossar.

Sehr gern empfehle ich dieses warmherzig geschriebene Buch weiter. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 15.11.2021
Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher
Rygiert, Beate

Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher


sehr gut

Es sind die selbst bewussten und starken Frauen, denen Beate Rygiert in ihren Romanen ein Denkmal setzt.
Das Buch beschreibt eine Zeit im Ullstein Verlag, in denen Frauen eine untergeordnete Rolle zu spielen haben. Aber sie wissen um ihr Können. Durch ihre zum Teil sehr hervorragende Bildung brechen sie in die autoritäre und dominante Männerwelt ein.

Im Buch von Beate Rygiert lernen wir die Journalistin und Autorin Vicki Baum und deren beste Freundin Rosalie Gräfenberg kennen. Es sind zwei außergewöhnliche, emanzipierte Persönlichkeiten. Beide haben einen starken Freiheitsdrang. Es widerstrebt ihnen, nur schmückendes Beiwerk zu sein und in Abhängigkeit von Ehemännern zu stehen.

Das Cover sticht ins Auge und lädt dazu ein, das Buch in die Hand zu nehmen. An den glamourös und sehr modisch gekleideten Frauen im Vordergrund, ist gleich die Epoche der goldenen zwanziger Jahre erkennbar. Im Hintergrund ein Boulevard in Berlin. Diese Bildgestaltung ist extravagant und wunderschön.
Der Schreibstil von Beate Rygiert, gefällt mir sehr gut. Geschickt verknüpft sie die Handlungsstränge, die aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt werden, miteinander.

Rosalie Gräfenberg lebt seit der Scheidung von ihrem Mann, einem umschwärmten Berliner Gynäkologen mit Privatklinik, in Paris. Sie arbeitet als Journalistin und schreibt sehr beliebte Reiseberichte. Hauptsächlich arbeitet sie mit dem Ullstein Verlag zusammen. Dadurch ist sie öfter in Berlin.
Vicki Baum, ihre Freundin, ist als Redakteurin und Erfolgsautorin im Unternehmen tätig. Sie hat zwei Söhne. Eine selbstständige moderne Frau. Aktueller Zeitgeschmack und moderne Schnitte sind bei Ullstein ihr Metier. Sehr ruhelos und sportlich nimmt sie sogar Boxunterricht. Die dreißig jährige Rosalie ist eine ungewöhnlich stark emanzipierte junge kinderlose Frau. Eine schillernde Persönlichkeit, die die Menschen für sich einnimmt. Durch Beruf und weite Reisen, hat sie viele Kontakte. Auch sozial ist sie, die promovierte Soziologin, engagiert. Im Rahmen eines Empfanges wird sie die Tischdame von Dr. Franz Ullstein. Der ist begeistert von ihrer Eleganz, Klugheit und Bildung. Schnell ist es um den sonst so analytisch denkenden Patriarchen geschehen und er verliebt sich in Rosalie. Es dauert nicht lange und der Witwer und Rosalie heiraten.
Die fünf recht unterschiedlichen Söhne des Firmengründers Leopold Ullstein führen die Geschäfte gemeinsam. Auch die nächste Generation steht schon in den Startlöchern. Seine vier Brüder mit ihren Familien, die Nichten und Neffen und auch seine beiden Kinder sind geschockt. Diese kluge und emanzipierte Frau wollen sie nicht an der Seite ihres Bruders und Generaldirektors dulden. Sie fürchten ihre Intelligenz und Weitsicht.
Mit allen Mitteln versuchen sie das Paar zu trennen. Es kommt zu einer Schlammschlacht und Rosalie muss sich gegen üble Verleumdungen wehren.
Beate Rygiert lässt den Leser tief in diese Machtspiele eintauchen. Präzise recherchiert, gespickt mit historischen Persönlichkeiten, erzählt sie diese authentische Geschichte. Das Buch spielt gegen Ende der Weimarer Republik. Die Nazis scharren schon mit den Füßen aber die Ullsteinfamilie, alle Juden erkennen im Gegensatz zu Vicki und Rosalie die Gefahr nicht. Den Menschen, die wie ich, gern historische Romane lesen, empfehle ich dieses tolle Buch.

Bewertung vom 27.10.2021
Im Bann der Bilder / Der Traumpalast Bd.1
Prange, Peter

Im Bann der Bilder / Der Traumpalast Bd.1


sehr gut

Der Bestsellerautor Peter Prange hat einen neuen zeitgeschichtlichen Roman veröffentlicht.
Diesmal spielt die Handlung in Berlin. Den Plot bildet der Ufa Filmpalast. Noch während des Krieges wurde diese Filmgesellschaft gegründet. Das Kaiserreich ist Geschichte. Mit Gründung der Weimarer Republik sind neue Zeiten angebrochen.

Das Cover ist aufwendig gestaltet und der damaligen Zeit angepasst. Auch der Vorsatz im vorderen und hinteren Teil mit den historischen Fotografien gefällt mir gut. Leider hat der SCHERZ-Verlag, wie auch schon im zweiten Buch von „Eine Familie in Deutschland“, das Lesebändchen eingespart. Bei dem Buchumfang finde ich das wirklich schade. Positiv ist die Liste der fiktiven und historischen Personen, die in der Handlung eine Rolle spielen.

Das Buch hält über seine vielen Seiten einen guten Spannungsbogen. Wie gewohnt, von Peter Prange, ist der Schreibstil kurzweilig und gut lesbar. Gern folgte ich Rahel und Konstantin, genannt Tino, auf ihrem Weg. Zwei Menschen, zwei Charaktere die unterschiedlicher nicht sein können. Sehr authentisch sind sie dargestellt. Auf der einen Seite die junge Jüdin, die wohlbehütet aufwuchs und als Journalistin arbeiten möchte. Auf der anderen der Bankier, Lebemann und Visionär. Mit dieser Konstellation der beiden Protagonisten ist der Grundstein für eine facettenreiche Handlung gelegt. Wie nebenbei gleiten wir durch die deutsche Geschichte dieser Jahre, die später, warum auch immer, goldene Zwanziger genannt werden. Der Autor versteht es immer wieder, mich mitzunehmen. Viele, mir noch bekannte Namen von Schauspielern und Politikern fließen in das Geschehen ein. Die Welt ist im Umbruch. Die Menschen wollen sich amüsieren. Frauen, wie Rahel haben eine freiheitliche Einstellung. Aber leider macht sich auch schon der Antisemitismus bemerkbar. Es ist eine Zeit voller Gegensätze. Der Traumpalast, dieses größte Kino Deutschlands, lädt zum Träumen ein. Aber wie ist die Wirklichkeit der Jahre 1917 bis 1925 in denen wir uns im Buch bewegen?
Mit dem Satz:“NSDAP-Verbot aufgehoben! Weg frei für Hitler.“ Endet dieses erste Buch.
Ich bin gespannt in welchem Zeitraum sich der zweite Band bewegt. Leider erscheint er erst in einem Jahr.
Der erste Teil hat mir, trotz einiger Längen, recht gut gefallen. Wer sich für deutsche Geschichte interessiert sollte ihn lesen. Ich kann ihn uneingeschränkt empfehlen. Von mir erhält er vier Sterne.

Bewertung vom 26.10.2021
Geheime Wünsche / Die Kaffeehaus-Saga Bd.3
Lacrosse, Marie

Geheime Wünsche / Die Kaffeehaus-Saga Bd.3


ausgezeichnet

Nachdem mich schon die beiden voran gegangenen Teile der Kaffeehaus Trilogie, in ihren Bann zogen, war ich sehr gespannt auf den finalen Schlussteil. Schon der Titel, geheime Wünsche, macht neugierig.
Wie die Vorgänger ist auch dieses Taschenbuch hochwertig als Klappenbroschur gestaltet. Durch den ähnlichen Bildaufbau des Covers mit der jungen Frau hat es einen hohen Wiedererkennungswert. Im Innenteil gibt es das Rezept der Orangentorte, die im Cafè Prinzess angeboten wird. Eine umfangreiche Liste der handelnden fiktiven und historischen Personen lädt zum Nachschlagen ein. Die Stadtpläne von Wien und das Glossar sind ebenso hilfreich für den Leser.
Das Buch schließt sich unmittelbar an den vorigen Band an. Es wird aus aus Sicht der Komtess Sophie von Werdenfels und ihrer großen geheimen Liebe, Richard von Löwenstein, erzählt.
Die Jahre 1891 bis 1897 im Habsburger Reich bilden den geschichtlichen Hintergrund. Es ist eine Zeit vieler Veränderungen. Mit der Bandbreite dieses Buches, die uns mit Künstlern, Politikern, Ärzten, dem Leben der armen Menschen, dem Hochmut des Adels, in ihrer so unterschiedlichen Vielfalt konfrontiert, hat Marie Lacrosse, die ersten beiden Bände nochmals übertroffen.

Nach dem frühen Tod ihres geliebten Onkels tritt die junge Sophie ihr großes aber auch sehr schwieriges Erbe an. Durch die von Stephan Danzer, zwar gut gemeinte aber recht komplizierte Nachlassverteilung, hat Sophie von Anfang an einen schwierigen Stand. Ihr Onkel leitete sowohl das Kaffeehaus als auch das später damit verbundene Cafè Prinzess. Das Kaffeehaus hat in Wien eine lange Tradition. Frauen sind in diesen Häusern nicht erwünscht. So übernimmt erst einmal der Chefkonditor, Toni Schleiderer, die Geschäfte im Kaffeehaus Danzer und Sophie die im Cafè, wo feine Torten, Pralinen und mehrere Kaffeespezialitäten, angeboten werden. Das urige Kaffeehaus ist ein beliebter Treffpunkt. Politiker, Maler, Literaten angehende Ärzte hielten sich stundenlang dort auf. Es wurde debattiert, geraucht, gespielt und vor allen Dingen, die vielen Zeitungen, konnten in einer separaten Leseecke kostenlos studiert werden. Hier begegnen sich viele aufstrebende Persönlichkeiten wie Dr. Sigmund Freud und Dr. Arthur Schnitzler. Aber auch der Maler Gustav Klimt, der eine andere Vorstellung von Malerei hat. Er will mit seinen Bildern polarisieren. Männer, in einer kunterbunten Mischung voller Gegensätze treffen aufeinander.

Marie Lacrosse schuf ein bildgewaltiges Gesamtwerk, das dem Leser das österreichische Leben, Ende des 19. Jahrhunderts, sehr nahe bringt. Das Kaiserhaus, welches in den vorigen Bänden noch eine wesentliche Rolle spielt, tritt nun in den Hintergrund. Stattdessen wird unter anderem der Geheimdienst und die k und k Armee beleuchtet, wo viele Dinge sehr im Argen liegen. Was eigentlich nicht mehr sein sollte, es gibt in diesem Kreis noch immer Duelle mit tödlichen Regeln. Überhaupt, Ehre und Hoffähigkeit stehen über allen Dingen. Koste es was es wolle. Das Menschen standesgemäß heiraten müssen und dadurch unglücklich werden ist oft vorhersehbar.

Geheime Wünsche, die nicht immer an das Tageslicht dringen, haben sicherlich viele in diesem Buch. Es gibt die ersten Frauenbewegungen, denn ob arm oder reich, der Mann hat die absolute Herrschaft über Frau, Kinder, Hab und Gut. Die Frauen fangen an sich zu wehren und organisieren sich. Auch Kindesmissbrauch, Homosexualität, Spielsucht und Antisemitismus. All diese Dinge fließen gekonnt in die Handlung ein und werden miteinander verwoben.
Sehr vielfältig sind die einzelnen Handlungsstränge. Mit der lebendigen Erzählweise der Autorin möchte man kaum mit dem Lesen aufhören.

Für mich ist dieser Abschlussband der grandiose Höhepunkt der Kaffee Haus Saga.Geballte Geschichte und eine

Bewertung vom 08.10.2021
Das Haus der Düfte
Lambert, Pauline

Das Haus der Düfte


ausgezeichnet

Anouk träumt seit ihrer Kindheit davon, ein eigenes Parfüm aus verschiedenen Duftnoten zu entwickeln. Sie wächst zu einer willensstarken jungen Frau heran und verfolgt zielstrebig ihren Traum. Der Zufall meint es gut mit ihr und sie lernt Stèphan Girard kennen. Er erkennt ihre außergewöhnlich seltene Gabe, über einem ausgeprägten Geruchssinn zu verfügen.


Das Buch hat ein wunderschönes Cover. Es sticht mit den beiden Schwalben, den Rosenblüten und den typischen Häusern der südfranzösischen Region, ins Auge.

Das Thema ist gut gewählt. Bestimmt nehmen viel Frauen dieses Buch in die Hand. Die Welt der Parfümherstellung ließ mein Herz sofort höher schlagen. Ich wurde nicht enttäuscht. Es war für mich ein Lesevergnügen.
Pauline Lambert, die unter ihrem bürgerlichen Namen, sicher vielen als Autorin bekannt ist, zog mich mit diesem Buch sofort in den Bann. Von Grasse, der Welthauptstadt des Parfüms in Südfrankreich, hatte ich noch nie gehört. Sie liegt im Hinterland der Côte d'Azur. Dieser akribisch recherchierte Roman lässt mich tief in diese Gegend und die Menschen dort eintauchen. Sie alle leben von und für die verführerischen Düfte.
Anouks zog aus der Normandie mit Ihrer Mutter nach Paris, die dort eine Apotheke erbte. Sie wünscht sich, dass ihre Tochter Pharmazie studiert. Aber Anouk bewirbt sich heimlich bei Pariser Parfümschulen. Leider ohne Erfolg. Die Pharmazie ist nicht ihr Leben. Sie liebt schöne Düfte, die für sie ein Kunstwerk sind. Etliche kann sie unterscheiden. Eine glückliche Fügung führt Stèphan Girard in die Apotheke. Er erkennt ihr Talent und bietet ihr die Möglichkeit sich bei seinem Großvater, der ein Parfümimperium in Grasse aufgebaut hat, zu beweisen. Das ist ihre Chance auf die sie gewartet hat. Im Frühjahr 1952 beginnt ihr neues Leben, in einer Welt voller Düfte.
Die Handlung spielt auf verschiedenen Zeitebenen. Zwei junge Frauen sind die Protagonisten. Das sie miteinander verbunden sind, erschließt sich so langsam im Buch. Liebe, Rivalität, Krankheit, viele Überraschungen erlebt Anouk. Pauline Lambert hat einen Spannungsbogen aufgebaut, der mich mitriss.
Durch ihre gute Recherche erfahre ich sehr viel rund um die Parfümherstellung.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr bildhaft. Die Blumenfelder mit Lavendel, Rosen oder auch Veilchen und Jasmin, konnte ich sehen und riechen. Der Stadt Grasse hat sie mit diesem Buch ein Denkmal gesetzt.
Es ist für mich ein Highlight. Gern empfehle ich es weiter und vergebe fünf wohlverdiente Sterne.

Bewertung vom 19.09.2021
Die Teehändlerin / Die Ronnefeldt-Saga Bd.1
Popp, Susanne

Die Teehändlerin / Die Ronnefeldt-Saga Bd.1


weniger gut

Teehandel, eine starke Frau in der Zeit des Biedermeiers, ein Thema das mich neugierig machte. Was mich auch gleich anzog, war Frankfurt als Handlungsort. Meiner Meinung nach waren die Händler, gerade auch für Waren aus Übersee, in Hamburg ansässig. So war ich sehr gespannt auf eine interessante Geschichte über einen Kaufmann, der mit Tee und Manufakturwaren, wie feines Porzellan und Seide, handelte.

Die große Welt des Tees, so steht es auf dem Cover. Leider habe ich über diese Welt kaum etwas erfahren.

Der Kaufmann Tobias Ronnefeldt ist mit Friederike, der Hauptprotagonistin, verheiratet. Sie haben bereits vier Kinder und das fünfte hat sich angekündigt. Trotzdem geht Tobias auf eine lange Reise. Er will nach China und mehr über Tee und dessen Anbau erfahren. Aber das sind nicht die einzigen Gründe die ihn treiben.
In erster Linie ist er seit seiner Kindheit ein Forscher, der die bunten Falter fing und immer ein Schmetterlingsnetz bei sich hatte. Mittlerweile ist er Mitglied der Senckenberg ­ Gesellschaft, die sich mit Naturkunde befasst. So tritt er dieses Abenteuer, das er mehrere Jahre vorbereitete, als Handels- und Forschungsreisender an.

Friederike muss sich in seiner Abwesenheit mit vielen Problemen des kleinen Unternehmens herum schlagen. Dank ihrer Freundinnen und Freunde gelingt ihr das. So wird sie im Laufe der Zeit gut mit der kaufmännische Arbeit vertraut.

Die Handlung tröpfelt vor sich hin und konnte mich nicht begeistern. Immer war ich gespannt, wann ich endlich mehr über die große Welt des Tees erfahre. Aber leider passiert zu diesem Thema kaum etwas im Buch. Es steht vielmehr die Familiengeschichte im Vordergrund. Schade.

Das Buch ist in einem leichten Schreibstil verfasst. Trotzdem musste ich mich zwingen, immer weiter zu lesen. Es kam keine Spannung auf. Was ich vom Buch erwartete, mehr über den Tee zu erfahren, erfüllte sich leider nicht. Die einzelnen kleinen Geschichten der Familienmitglieder hätten überall in dieser Zeit, so passieren können. Es tauchen bekannte Persönlichkeiten, die in Frankfurt lebten auf. Genauso Ereignisse, die historisch belegt sind. Aber das wird nur leicht tangiert.
So muss ich bedauerlicherweise sagen, dass mich die Teehändlerin nicht begeistern konnte. Ich hatte, nach der Ankündigung der Ronnefeldt-Saga, über eine große Welt des Tees, etwas völlig anderes erwartet. In eine Welt der Aromen ließ mich das Buch nicht eintauchen.
Dadurch kann ich das Buch nicht als gut bewerten und vergebe nur zwei Sterne.

Bewertung vom 29.08.2021
Die Straße der Hoffnung / Die Frauen von Hampton Hall Bd.2
Whitmore, Felicity

Die Straße der Hoffnung / Die Frauen von Hampton Hall Bd.2


ausgezeichnet

Auch die Handlung des zweiten Teil`s der Trilogie der Frauen von Hampton Hall spielt auf zwei Zeitebenen. Er schließt sich unmittelbar an das erste Buch an. Die beiden Frauen, Abigail und Melody, waren mir daraus schon gut bekannt. So war es für mich leicht, die ungeduldig erwartete Lektüre, zu lesen und den Weg der beiden Protagonistinnen weiter zu verfolgen.
Das Cover hat ebenfalls einen hohen Wiedererkennungswert. Es ist, wie auch Band eins, mit einem alten Herrenhaus in einer Gartenanlage, wunderschön gestaltet.
Felicity Whitmore`s Erzählstil ist gefühlvoll und plastisch, dass ich mich oft mitten in der Handlung spürte. Geschickt verbindet sie fiktive mit realen Personen.

Ich finde es sehr hilfreich, den ersten Teil gelesen zu haben. So erschließen sich die Zusammenhänge besser.

Die Straße der Hoffnung beginnt mit Melody Stewart der Oberstaatsanwältin und Dan, dem Detective Inspektor Daniel Rashleigh. Beide sind wahrscheinlich Nachfahren der Auswanderer, Abigail und Oliver. Zusammen verfolgen sie die Spur ihrer Ahnen. Was sich recht schwierig gestaltet. Doch dann hat Melody das Glück auf ihrer Seite. Durch Recherche im Internet stößt sie auf eine noch lebende sehr alte Dame mit der sie verwandt sein könnte. Kurz entschlossen tritt sie mit ihr in Kontakt und fliegt zusammen mit ihren Töchtern, die noch Ferien haben, nach Oregon. Die alte Dame, Louise Rileay lebt in einem Pflegeheim. Dort erfahren sie das Louise noch eine Villa besitzt. Abigail`s Place. Der Name kann kein Zufall sein. Schnell stellen Louise, Melody und ihre Töchter fest, das es Gemeinsamkeiten gibt und alle an der Geschichte ihrer Vorfahren großes Interesse haben.

Abigail hat ihr luxuriöses Leben in Stockmill für ihren Geliebten Oliver Rashleigh aufgegeben, der einen Mord gestand, den er nicht beging. Mit Hilfe eines befreundeten Richters, der Oliver zum Tode durch den Strang verurteilte aber den wahren Täter kennt, erhalten sie neue Identitäten. Mit dem Postschiff Britannia, auf denen sie Charles Dickens begegnen, gelangen sie nach Amerika. Dort wollen sie sich ein neues gemeinsames Leben aufbauen und ein Geschäft eröffnen. So ihre Vorstellungen.
Doch die Vergangenheit verfolgt sie. Auch in Amerika sind sie immer weiter auf der Flucht, da sie erkannt wurden. Als sie nach vielen Stationen Independence erreichen, schließen sie sich einen Siedlertreck in den Westen Amerikas an. Sehr ausführlich beschreibt die Autorin wie dieser Treck verlief und wie akkurat er geplant war. Abigail muss ständig neue Herausforderungen meistern. Sie erfährt so viel Leid. Es ist kaum auszuhalten. Womit hat diese herzensgute und sehr sozial eingestellte Lady, die ihren Wohlstand hinter sich ließ, das verdient? Ich weiß es nicht. Sie ist willensstark und mutig und schaut immer nach vorn. Ihre Energie scheint grenzenlos.

Aber auch Melody steht vor schwierigen Entscheidungen. In Oregon warten Geschehnisse auf sie, die sie nie vermutet hätte und ihr ganzes Leben verändern könnten.

Das wunderbare Buch, voller verschiedener Entwicklungen ist gelesen. Es ist so gefühlvoll, gespickt mit vielen Emotionen, geschrieben, das ich sehr mit litt.
Viele Fragen sind noch offen. Ich bin gespannt wie sich alles zusammen fügt.
Nun kann ich es kaum erwarten, wie es weitergeht. Der Erscheinungstag des dritten Teils ist noch so weit entfernt.

Dieses Buch von Felicity Whitmore kann ich jedem empfehlen. Von mir erhält es 5 Sterne. Die hat es sich absolut verdient.