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Internetmaus
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Dörentrup

Bewertungen

Insgesamt 73 Bewertungen
Bewertung vom 24.09.2023
Wellenkinder
Bahrow, Liv Marie

Wellenkinder


weniger gut

Schwere Kost

Das Buch mit seinem wunderbaren Cover weckte sofort mein Interesse. Die sanften Wellen am Ostseestrand werden mit Hilfe einen Frauenkopfes dargestellt. Im Mittelpunkt ein Kind beim Schaukeln.

Erlebnisse, die unter die Haut gehen. Das war mein Gedanke nach der Leseprobe. Ich wollte unbedingt mehr über die Schicksale der jungen Frau, die ein Kind gebar und es nicht bei sich hat, über Jan, der vor drei Jahrzehnten seine Heimat an der Ostsee verließ, erfahren.

Der Roman ist in drei Handlungsstränge geteilt. Jeder führt den Leser in eine andere Zeit.
Jan, der 2022 in Berlin lebt, wurde von seiner Frau verlassen. Ihr gemeinsamer kleiner Sohn leidet sehr darunter. Es ist ein störrischer und dickköpfiger Junge. Auch Jan selbst hat in jungen Jahren traumatisches erlebt. Jetzt wird er von seiner Vergangenheit, über die er nicht spricht, eingeholt. Als typischer Eigenbrötler und gibt nichts von sich preis. Ein Fund auf Rügen und sein hilfloser und sturer Vater erfordern seine Anwesenheit in der alten Heimat. Er erhielt eine Vorladung.

Eine weitere Geschichte erzählt von Oda. Sie wollte 1970 mit ihrem Freund die DDR verlassen. Ihr Plan war, von Boltenhagen durch die Lübecker Bucht nach Schleswig Holstein zu tauchen und zu schwimmen. Das misslang. Oda landet in dem sehr berüchtigtem großen Zuchthaus Hoheneck in Sachsen. Es ist das ehemals größte und berüchtigtste Frauengefängnis der DDR. Als politischer Häftling wird sie von den anderen Frauen auf das Übelste gedemütigt und erniedrigt. Dies zu lesen, es sich bildlich vorzustellen, ist kaum zu ertragen.

Sehr schwer hat es auch dir junge Margit. Ein Mädchen von neun Jahren. Aus Königsberg in Ostpreußen vertrieben verlor sie ihre Heimat. Mit ihrer Mutter und dem kleinen Bruder sind sie1945 auf einem Schiff auf dem Seeweg nach Stralsund. Eine Gräfin ist mit ihrem Baby auch an Bord. Als es zum wiederholten Mal zu Tieffliegern über ihnen kommt geht sie über Bord. Margit, die auch immer für ihren kleinen Bruder sorgen muss, nimmt sich des Kindes an. Gemeinsam meistern sie,so gut es geht, die kargen Zeiten. Als ihr Vater 1949 aus russischer Kriegsgefangenschaft heimkehrt, überschlagen sich die Ereignisse. Die Mutter, jahrelang allein verantwortlich, fügt sich ihrem Mann, der gewalttätig und verbittert ist. Die Leidtragende ist die junge Margit mit dem fremden Kind. Sie nannte ihn Horst und hat die Mutterrolle übernommen. Für den Kleinen tut sie alles.

Die drei Protagonisten sind geprägt vom Leben in der damaligen DDR. Allerdings muss ich sagen, wer die DDR nie kennengelernt hat, bekommt hier nur ein düsteres und negatives Bild. Ich konnte mit dem Buch nicht warm werden. Der Schreibstil hat mich weder gefesselt noch überzeugt, so dass ich das Buch oft beiseite legte. Sämtliche Handlungsstränge sind mir zu dramatisch dargestellt. Von A bis Z liest sich das Buch für mich wie ein Trauerspiel. Auch in vielen, zu vielen, Nebensächlichkeiten überwiegt die Dramatik.

Hat man den Prolog genau gelesen und die einzelnen unsympathischen Protagonisten erlebt, erschließen sich sich bald die Zusammenhänge. Die Handlung ist mit vielen langatmigen Erläuterungen recht aufgebläht.

Eine Rezension fällt mir schwer. Mich konnte das Buch weder fesseln, noch überzeugen.

Bewertung vom 14.08.2023
Salz und Schokolade / Halloren-Saga Bd.2
Martin, Amelia

Salz und Schokolade / Halloren-Saga Bd.2


gut

Tradition verpflichtet

Das zweite Buch der Dilogie Salz und Schokolade führt uns wieder nach Halle.
Noch heute produziert dieser Betrieb die berühmten Halloren Kugeln. Es handelt von den Anfängen dieser Produktionsstätte.
Beginnend 1915 mit dem Prolog mitten im Kriegsgeschehen des ersten Weltkrieges. Die beiden Halbbrüder Julius und Friedrich Mendel befinden sich in einem grausamen Stellungskrieg an der Westfront. Freiwillig zog Friedrich, im Gegensatz zu seinem Bruder, in den Krieg.
Beide verbindet, trotz aller unterschiedlichen politischen Ansichten, die Herstellung feinster Schokolade.

Die Handlung umfasst den Zeitraum 1905 bis 1923. Süße Wunder, so der Titel, schildert die Anfänge der ältesten noch produzierenden Schokoladenfabrik Deutschlands. Genau war dies auch das Problem, was ich mit dem Buch hatte. Ich wusste aus dem ersten Teil bereits, dass Julius ein sehr kreativer kultivierter junger Mann sein musste. Seine handgeschriebenen Rezepte waren das Kapital des Betriebes. Damit wurde die Frage, des Klappentexter ob die kleine hallenser Handwerkersstube den Wandel zu einer Schokoladenmanufaktur schafft, bereits beantwortet.

Die Autorin hat ein bildhaften leicht zu lesenden Schreibstil. Manchmal war er mir jedoch bei Nebensächlichkeiten zu ausschweifend. Das Buchcover zeigt eine gut situierte Frau. In Anlehnung an den ersten Band nahm ich an, das diese Dame eine wesentliche Rolle spielt. Aber sie war nur schmückendes Beiwerk. Die gesellschaftlichen Unterschiede der damaligen Zeit und die politischen Hintergründe sind gut dargestellt. Die vielen unterschiedlichen Handlungsstränge haben mich oft verwirrt. Ich hatte das Gefühl, es muss immer noch etwas mehr auf geschichtliche Hintergründe hingewiesen werden

Das Café David in Halle floriert. Dort bietet man auch Konfekt zum außer Haus Verkauf an. Julius Mendel, Sohn eines mächtigen Kakaoimporteurs, hat das Konditorhandwerk erlernt und sich auf Schokoladenprodukte spezialisiert. Durch diese exzellente Ausbildung zum Chocolatier ist er bei Ernst David angestellt. Seine Liebe zur Schokolade fließt in seine handgefertigten Pralinen ein. Damit ist er für den Besitzer eine große Hilfe um die Vergrößerung zu einer Manufaktur zu schaffen.
Diese Liebe zur Schokolade rückte mir immer mehr in den Hintergrund. Eine berührende Liebesgeschichte nimmt statt dessen immer mehr Raum ein.
Eine Rezension fällt mir schwer. Es war einfach nicht stimmig, im ersten Teil zu lesen, das der einschneidender Wendepunkt von Erfolg gekrönt ist.

Bewertung vom 01.08.2023
Bergleuchten
Seemayer, Karin

Bergleuchten


sehr gut

Liebe und Gefahr beim Tunnelbau

Gröschenen, ein kleines Dorf am Fuße des Gotthard Bergmassives ist Hauptschauplatz des historischen Romans von Karin Seemayer. Über den gefährlichen Gotthardpass transportieren Fuhrhalter mit ihren Pferdewagen Waren jeglicher Art. Eine gefährliche Fahrt. Nun ist geplant durch das Massiv einen Tunnel zu bauen. Den Gütertransport soll dann die Eisenbahn übernehmen. Der Ort mit seinen rund 300 Bewohnern wird von ausländischen Arbeitern überflutet. Viele kommen aus Italien. Sie sind nicht gern gesehen. Der Bau durch diese Felsen ist risikoreich.. Er beginnt 1872 und wird 10 Jahre dauern.
Das Cover ist schlicht gehalten, hat aber auf mich eine starke Wirkung. Das dunkle Massiv rechts und im Mittelpunkt der hell leuchtende Berg. Da prallen Welten aufeinander.
Eingebettet in eine Liebesgeschichte, lässt uns die Autorin am Tunnelbau zwischen den Kantonen Uri und Tessin teilhaben. Ein sehr emotionales Buch. Viel erfahren wir über die schweizerischen Dorfbewohner und ihre Eigenarten. Sie sind typische bodenständige Leute. Frauen haben kaum Freiheiten und Rechte. Helene, Tochter des Fuhrhalters Franz Herger hat ihren Vater schon öfter begleitet. Gern würde sie einmal seine Arbeit machen. Aber das dürfen nur Männer. Die Menschen in diesem Tal im Kanton Uri sind sehr bodenständig. Nun kommen die Tunnelbauer in Scharen. Diesen Ausländern, hauptsächlich Italiener, die ihr Dorf rasant verändern, stehen sie sehr skeptisch gegenüber. Ihre idyllische Welt wird auf den Kopf gestellt. Es gibt detaillierte bildliche Beschreibungen der schönen Landschaft. Aber der Fortschritt der Technik fordert seine Opfer. Leider auch viele menschliche.
Karin Seemeyer hat in der Geschichte des gewaltigen Projektes einen Spannungsbogen aufgebaut, der mich bis zum Schluss gefangen nahm. Es fiel mir nicht schwer, ihren Protagonisten zu folgen und jedem auf seine Art zu verstehen. Auch technische Details und Sprengungen mit Dynamit konnte ich klar vor mir sehen.
Die damaligen unmenschlichen Arbeitsbedingungen sind sehr realistisch geschildert. Für unsere technisierte Welt fast unvorstellbar. Der Schreibstil ist fließend. Er hat mir viele leicht zu folgende Informationen über den Tunnelbau mit all seinen Widrigkeiten geliefert. Gern empfehle ich dieses authentisch geschriebene Buch weiter.

Bewertung vom 18.07.2023
Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10
Lüding, Kristina

Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10


gut

Ihr Mythos ist bis heute ungebrochen. Greta Garbo. Die kühle und makellose Schwedin.
In der Buchreihe Ikonen ihrer Zeit, erschien dieser autobiographische Roman von Kristina Lüding. Es ist der neunte Roman, über starke Frauen, die jeder kennt. Von mir wurden bereits die Bücher über Audrey Hepburn und Marie Curie gelesen.
Greta Garbo reiht sich gut in die Liste dieser Persönlichkeiten ein.
Sie gilt als einer der größten Filmstars der Kinogeschichte und wurde schon zu Lebzeiten zu einer Legende.
Das Buch beginnt einige Tage vor Ostern 1990 mit dem Epilog. Fast 50 Jahre sind vergangen seit ihrem letzten Film. Sie ist sehr krank und schwach und muss ständig zur Dialyse. Während der Osterfeiertage verstirbt sie.

Das Cover ist passend zu dieser Reihe und in zurückhaltenden Farben gewählt.
Die Autorin hat einen gut zu lesenden flüssigen Erzählstil.
Der Roman ist in vier Teile, sowie dem Epilog und das Nachwort gegliedert.

Das erste Kapitel setzt im Frühjahr des Jahres 1921 ein. Greta ist fünfzehn und arbeitet in der Hutabteilung eines Stockholmer Kaufhauses. Ihr Vater verstarb als sie vierzehn war. Mit ihrer älteren Schwester und ihrem kleiner Bruder lebt sie in ärmlichen Verhältnissen. Die Mutter braucht ihre Unterstützung. Greta arbeitet in der Hutabteilung eines Stockholmer Kaufhauses. Durch ihr ausdrucksstarkes Gesicht und ihre Mimik fällt sie immer wieder auf. So kommt es, dass sie für Hüte Modell steht und mit ihr Werbefilme gedreht werden. Der Anfang ihrer steilen Karriere. Aus Greta Gustafsson wird die Garbo. Der schwedische Regisseur Mauritz Stiller formt sie nach seinen Vorstellungen. Es war immer ihr Wunsch Schauspielerin an einem Theater zu werden. Doch es kommt anders. In Stummfilmproduktionen kommt ihre kühle Unnahbarkeit gut zur Geltung. Es gibt nur einen Weg. Nach oben. Sie erobert Hollywood.
Der erste Teil der Biographie ist sehr spannend und ich fieberte mit Greta mit. Schafft sie die Rolle, wird sie den Menschen, die an sie glauben gerecht? Leider lässt bereits im zweiten Teil die Spannung nach. Es ist nur noch eine Auflistung von Freunden, Filmen und Ereignissen. Was interessant begann, wird immer flacher. Noch während des zweiten Weltkrieges zieht sie sich 1941 aus dem Filmgeschäft zurück. Sie ist 36 Jahre. Der letzte Film mit ihr, den sie absolut nicht drehen wollte, fiel bei Presse und Publikum durch.
Über die fast 50 Jahre danach, bis zu ihrem Tod erfahren wir nichts. Wie wurde sie zu der scheuen, ängstlichen Frau, die im Prolog beschrieben ist?
Nachdem mich zwei andere Romane aus dieser Reihe sehr begeisterten, bin ich von diesem Buch enttäuscht. Ich hatte mehr erwartet.

Bewertung vom 13.06.2023
Der Freiheit entgegen / Die Gutsherrin-Saga Bd.3
Graw, Theresia

Der Freiheit entgegen / Die Gutsherrin-Saga Bd.3


gut

Eine andere Welt
Zwei Jahre nach Erscheinen des zweiten, gibt es den dritten Band der Gutsherrin Saga.
Schon das Cover lässt vermuten, er könnte anders sein, als die Vorgänger. Es ist der Zeit angepasst und farbenfroh gestaltet.
Theresia Graw`s Schreibstil ist gewohnt flüssig und gut lesbar. Die vorhergehenden Teile spielten in brisanten Zeiten. Deutschland hatte im Krieg viele Niederlagen erlitten. Im Zuge dessen wurden alle Deutschen aus Ostpreußen vertrieben. Die Menschen hatten alles verloren. Kamen sie unversehrt in Deutschland an, waren sie die unerwünschten Fremden.
In dieser Zeit wuchs Clara auf. Die neue Protagonistin.
Curt ist ihr leiblicher Vater, der sie Dora, seiner alten Freundin, anvertraute. Als Fotograf war er ständig auf Reisen.
Für mich ist es ein eigenständiger Roman. Der Bezug zu den vorherigen Büchern wird lediglich auf den ersten Seiten hergestellt. Dann verliert er sich in Nebensächlichkeiten.
Ich finde es schade, dass er als Gutsherrin Saga betitelt ist, die mich so sehr berührte. Die Geschehnisse in dieser Zeit haben nicht unbedingt etwas mit den Vertriebenen aus Ostpreußen zu tun.

Clara geht ihren eigenen Weg. Meistens kann ich ihn nicht nachvollziehen. Sie wuchs in einem Elternhaus auf, das ihr nie Steine in den Weg legte. So konnte sie ihrem Traum folgen. Sie bekam einen Studienplatz für Photographie in München. Ihr Vater war ihr als Fotograf ein Vorbild. Früh entdeckte sie ihre Leidenschaft für Bilder sowie deren Wirkung auf die Menschen.
Leider verliert Clara ihr Ziel aus den Augen. Überraschungen gibt es in diesem Buch nicht. Die Handlung ist für mich recht eintönig. Das ist wohl der damaligen Zeit in der BRD geschuldet. Ich kann nicht verstehen, wie sich die Frauen von den Männern wieder bevormunden ließen. Dora, Clara`s Stiefmutter war so stark und hat es der Tochter vorgelebt. Das kann doch nicht ausgelöscht sein.
Die Frauen werden von Männern beherrscht und haben zu kuschen. Für mich in dieser Zeit unvorstellbar. In der damaligen DDR war ich mit 18 Jahren volljährig.
Clara von Twardy und ihre Freundin Sanni haben mich mit ihren naiven und egoistischen Handlungen immer wieder befremdet. Gerade Clara hatte jede Unterstützung ihrer Eltern obwohl sie in der BRD noch nicht volljährig war. Leider nutzt sie die gebotenen Möglichkeiten nicht. Daran hat auch dieses Großmaul Freddy einen erheblichen Anteil.

Mich konnte dieses Buch nicht begeistern. Die Epoche in der es handelt zeigt mir deutlich die Kluft zwischen zwischen Ost und West.

Bewertung vom 29.05.2023
Das Licht im Rücken
Lüpkes, Sandra

Das Licht im Rücken


gut

Tolles Thema Langatmige Umsetzung

Auf dieses Buch hatte ich mich sehr gefreut. In sich abgeschlossen und ein Thema, das für mich als Hobbyfotografin sehr interessant schien.

Das Cover mit dem alten schwarz-weiß Foto ist passend zur Handlung gestaltet. Auch der Vor- und Nachsatz, sowie einige Kapitel sind mit historischen Bildern bestückt. Natürlich werden auch einige Leica Modelle bildlich gezeigt. Eine ausführliche Erklärung dazu gibt es im Anhang. Zwischen Nachwort und Danksagungen befindet sich ein Personenregister. Hilfreich wäre dies auf den ersten Seiten gewesen, zumal unzählige Personen in der Handlung agieren.

Hauptschauplatz ist Wetzlar zwischen 1914 und dem Ende des zweiten Weltkrieges. Drei Familien tragen den Leser durch das Geschehen. Natürlich fließt auch die Judenverfolgung, in Form einer fiktiven Kaufmannsfamilie, in die Geschichte ein. Weckt aber beim Lesen keine Emotionen.
Die Erfindung der kleinen handlichen Kamera fand ich gut dargestellt. Die vielen Familiengeschichten, zwischen denen immer hin und her gesprungen wird, haben meinen Lesefluss erheblich gestört. Auch fand ich die Personen recht fade und unsympathisch. Keiner war greifbar und zog mich in seinen Bann. Ob es an der Gegenwartsform, in der das gesamte Buch geschrieben ist liegt, ich weiß es nicht. Wobei ich diese Zeitform für einen historischen Roman nicht passend finde.
Die Thematik um die Erfindung der kleinen Kamera bis zur Produktion in den Leitz Werken ist verbürgte Geschichte. Leider ist sie nicht gut umgesetzt. Es liest sich eintönig, wie eine Dokumentation.
Ich muss feststellen, das mich dieses Buch, auf das ich mich so freute, enttäuscht hat.

Bewertung vom 15.05.2023
Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1
Stern, Anne

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1


sehr gut

Das Buchcover sticht ins Auge und lädt dazu ein, das Buch in die Hand zu nehmen. Es ist der erste Roman den ich von Anne Stern las.
Der Schreibstil der Autorin gefällt mir gut. Er ist flüssig und anschaulich gehalten. Geschickt verknüpft sie die Handlungsstränge, welche aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt werden, miteinander.
Anne Stern entführt uns mit diesem Roman nach Dresden. Diese, von Königen geprägte Stadt ist Treffpunkt vieler Künstler. 1841 wird das Königliche Hoftheater eröffnet. Ein Prunkbau, den der junge Architekt Gottfried Semper erschuf.
Die Protagonistin, Elise Spielmann, ist die älteste Tochter einer Musikerfamilie. Sie liebt die Musik und spielt voller Leidenschaft Geige. Ihr Vater ermöglichte es, dass sie Unterricht erhielt. Ihr großer Traum ist es, eine anerkannte Violinistin zu werden. Als Frau fast unmöglich, zumal sie bald einen viel älteren Mann ehelichen soll. Der Kritiker Adam Jacob will sie zur Ehefrau. Diese, vom Vater arrangierte Heirat bringt ihm eine feste Stelle im Ensemble des pompösen Hoftheaters ein.
Das Buch beschreibt eine Zeit, in denen Frauen eine untergeordnete Rolle spielen. Aber Elise will nicht nur schmückendes Beiwerk eines über sie bestimmenden Ehemanns sein. Der Zufall will es, dass sie den jungen Malergehilfen Christian kennen lernt. Er ist am Theater tätig. Zwischen ihnen kommt es zu einer zärtlichen Annäherung. Auch an den Nöten und Sorger vieler anderer Mitarbeiter des Hauses lässt uns die Autorin teilhaben. Geheimnisse, Intrigen und Skandale geschehen im Königlichen Hoftheater. Es ist eine Welt voller Gegensätze.
Gern empfehle ich diesen historischen Roman weiter. Er ist der erste Teil einer Serie, die uns die Geschichte der Dresdner Semperoper im weltberühmten Elbflorenz erzählt. Nicht nur die Menschen auch das Opernhaus wird von Schicksalsschlägen heimgesucht. Gespannt warte ich auf den nächsten Teil. Mit den 40 -iger Jahren des 19. Jahrhunderts kommen schwierige Zeiten auf die Menschen zu.

Bewertung vom 01.05.2023
Helden der Stille
Jardin, Izabelle

Helden der Stille


ausgezeichnet

Spannend erzählt

Unmittelbar an das erste Buch, anknüpfend geht die Achenthal Saga weiter. Meiner Meinung nach ist es gut, dass es keine unnötigen Wiederholungen gibt. Mich hat der wechselvolle Ablauf sehr fasziniert. Er ist eine stetige Herausforderung.
Es ist von Vorteil den ersten Teil dieser emotionalen Saga zu kennen. Das Cover mit der jungen, nachdenklich schauenden Frau mit ihrem Hund. hat einen hohen Wiedererkennungswert.
Izabelle Jardin`s Schreibstil nahm mich wieder sofort gefangen. Sehr detailgetreu und lebendig erzählt sie die Geschichte der mutigen jungen Frau, die nicht die von ihr erwarteten Klischees erfüllt. Sie hat eine eigene Meinung und kämpft dafür. Immer wieder wächst sie über sich hinaus.

Durch allerlei dumme Zufälle erreicht der arglistige Fletcher Cunningham, das Elise ihn heiratet. Doch bringt sie dieses Opfer gern für ihre Familie, die unerwartet in Geldnot geriet. Ihr Herz bleibt in Schlesien zurück. Bei Konrad, dem sie auch ihre geliebte Stute anvertraut.
Welches Martyrium ihr in dieser Ehe bevorsteht konnte sie nicht ahnen.
Aber Elise ist eine Kämpfernatur, die die Welt mit offenen Augen betrachtet. Sie und ihre Eltern haben ihre Einstellung zu den Webern geändert. Auch ihr tierlieber Großvater, der Hunde und Pferde züchtet ist nicht mehr der strenge Patriarch. Er unterstützt seine Enkelin, wo es ihm möglich ist.

Derweil kommt Fletchers wahres Gesicht immer mehr zum Vorschein. Die Hochzeitsreise nach Charleston in South Carolina erweist sich als reine Geschäftsangelegenheit. Eine unbarmherzige Welt offenbart sich Elise. Hier gibt es, trotz Verbotes, noch immer einen florierenden Sklavenhandel. Menschenmaterial ist es für Fletcher. Unfassbar. Sie dagegen ist entsetzt. Ihr Mann ist ein guter Schauspieler und kann von einem Extrem ins andere fallen. Nach außen liebenswürdig aber aalglatt. Zu seiner Frau kaltblütig.
Näher auf die Handlung eingehen kann ich nicht ohne etwas preiszugeben.

Viele historisch belegte Ereignisse fließen in dieses Buch ein. Aber auch, die Passion der Autorin als Hunde- und Pferdezüchterin sind in bemerkenswerter Weise in die Handlung eingebettet. So habe ich als absoluter Laie viel daraus lernen können.

Mich hat selten eine Geschichte aus dieser Zeit so fasziniert und mitgenommen. Temporeich und spannend wird das Leiden der Weber in Schlesien erzählt.
Tatsächlich habe ich an manchen Stellen fiebernd schneller gelesen, da es so raffiniert und spannend geschrieben ist, dass ich danach erst einmal richtig Luft holen musste, weil ich so "weg" war. Und das ist genau das, was ich von einem guten Buch erwarte. In die Geschichte eintauchen, gebannt die Seiten inhalieren, so dass das Umblättern wie im Rausch geschieht. Alles im allen ein rundum gelungenes Buch, das sehr lehrreich ist.
Leider muss ich nun wieder warten, um zu erfahren, wie sich Elises Zukunft gestaltet. Hoffentlich kann sie in ihre Heimat zurück. Sicherlich hat Izabelle Jardin noch einige Hürden für diese liebenswerte und herzensgute junge Frau in petto. Umso mehr wünsche ich Fletcher, das er mal gewaltig auf die Nase fällt. Voller Vorfreude warte ich auf den finalen Abschlussband. Bis dahin sollte diese Reihe noch eine große Leseschar finden. Von mir wird sie sehr gern weiter empfohlen.

Bewertung vom 28.03.2023
Wo der Seewind flüstert / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.1
Janz, Tanja

Wo der Seewind flüstert / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.1


gut

Das neue Buch von Tanja Janz nimmt mich wieder mit auf die Reise nach St. Peter-Ording. In diesem wunderbaren Flecken Erde auf der Halbinsel Eiderstedt. Ich liebe ihre Romane, die mich in die endlosen Weiten des Nordseestrandes entführen.
Diesmal wird es eine Trilogie.

Das Cover ist passend zur damaligen Zeit gewählt. Zurückhaltend und doch mit der Aussage, dass noch nicht alles nach dem Krieg wieder im Lot ist. Der Innenteil mit der graphischen Darstellung der Ortsteile gefällt mir. Auch macht das Buch, dank des Farbschnittes, auf sich aufmerksam. So ist es ein Leichtes die anderen Teile im Buchhandel zu entdecken.
Es ist der erste historische Nordfriesen-Roman, den ich von der Autorin lese. Einige ihrer St. Peter Ording Romane kenne ich. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und die Beschreibungen der Örtlichkeiten wie immer, sehr präzise.

Ich weiß nicht, woran es liegt. Die Figuren agieren für mich unrealistisch. Richtig zu fassen und mich in sie hinein zu versetzten gelang mir nicht.
Die Handlung beginnt im Juni 1959 im Ruhrpott. Die siebzehnjährige Sabine träumt von Italien. Sie hat gerade die Prüfung als Hauswirtschafterin an der Frauenfachschule bestanden und sich auf einige Stellen beworben. Schon bald ist eine Antwort da. In zwei Tagen hat sie ihr erstes Vorstellungsgespräch.
Doch es kommt ganz anders. Ihre verwitwete Tante Ebba braucht dringend Hilfe. Sie beherbergt Feriengäste. So muss Sabine bei ihr in Sankt Peter als helfende Hand einspringen. Es gibt viel zu tun schon dadurch, dass es kein fließendes Wasser im Ort gibt.
Als junges Fräulein in der BRD ist sie nicht volljährig und muss sich dem fügen, was die Eltern wollen.
Für fünf zusätzliche Gäste muss jeder Tropfen Wasser aus einem Brunnen geholt werden. Ebba Freese und ihre Nichte Sabine müssen im Schuppen wohnen. Das Geld der Feriengäste wird dringend gebraucht.
Ich hatte gehofft mehr geschichtliche Erkenntnisse aus diesem Roman zu gewinnen. Aber weder vom Kohlerevier noch vom neu aufflammenden Tourismus an der Nordsee erfuhr ich mehr. In der DDR, in der ich vor fast 70 Jahren geboren wurde, war die Rolle der Frau eine andere. Mit 18 war man bereits volljährig. Junge Mädchen hatten eine andere Perspektive als Küche und Kinder.
Leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt. Die Personen blieben farblos.
Die Geschichte plätschert ohne große Ereignisse dahin. Man weiß im Voraus, was als nächstes passieren wird.
Mein Fazit, den nächsten Teil werde ich nicht lesen. Die einzelnen St. Peter Ording Romane haben wir wesentlich besser gefallen.

Bewertung vom 14.03.2023
Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1
Werrelmann, Lioba

Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1


weniger gut

Das Buch stach mir mit seinem tollen Cover mit dem Schloss Bran, sofort ins Auge. Einbände mit authentischen Bildern der Handlung finde ich toll. So hat man gleich eine Vorstellung vom Handlungsort.Was wäre Siebenbürgen, auch Transsilvanien genannt, ohne den Grafen Dracula? Ob wahr oder nicht, für den Tourismus ein lohnendes Geschäft. Aber nun gibt es einen Toten auf dem berühmten Schloss.
Paul Schwarzmüller, ein Journalist, ist gebürtiger Siebenbürger Sachse. Vor 35 Jahren verließ sein Vater fluchtartig mit ihm Bukarest, wo sie zuletzt lebten. Die Ferien verbrachte er immer in einem kleinen Dorf am Fuße des Dracula Schlosses. Im Hintergrund, nicht weit entfernt, die Gebirgskette der Karpaten. Seine Tante Zinzi hatte dort einen alten Bauernhof. Für ihn war dieser ursprüngliche Ort immer ein wunderbares Abenteuer. Viel Zeit verbrachte er mit Sorin, seinem dortigen Freund.
Völlig unerwartet erhält er Post aus einem Bukarester Anwaltsbüro. Seine Tante sei kürzlich verstorben und er ist ihr Erbe. Paul´s Vater hatte erzähle ihm, sie wäre schon vor 35 Jahren gestorben als sie aus Rumänien auswanderten und nach Deutschland gingen. Der Vater hatte offensichtlich gelogen. Aber er war seit Jahren tot und nun muss Paul die Wahrheit allein herausfinden.

Die Leseprobe gefiel mir sehr gut. Voll positiver Erwartung freute ich mich auf das Buch. Zumal, es gibt kaum Romane die in Sieben Bürgen angesiedelt sind. Die Spannung, die auf den ersten Seiten aufgebaut wurde, zerfiel leider in oft unverständliche Handlungen. Dabei sollte Paul, als sehr gefragter Investigativjournalist, eine genaue und umfassende Recherchearbeit leisten können. Hier erscheint er aber als recht plan- und kopflos und nicht wie ein gefragter und zielstrebiger Recherche - Journalist.
Sein alter Freund Sorin ist im Gefängnis und soll ein Mörder sein. Aber der umständlich handelnde Paul wird zu einer komischen Figur. Als Ermittler in weiteren Kriminalromanen kann ich mir auch mir viel Fantasie, Paul Schwarzmüller, nicht vorstellen.

Das Buch offenbart viel von den Menschen in Sieben Bürgen. Die Zeit ist dort stehen geblieben. Mythen und Aberglaube herrschen bei ihnen vor. Aber mir war es zu unverständlich und langatmig geschrieben. Das störte meinen Lesefluss sehr. Leider gibt es keinen Anhang mit den Begrifflichkeiten und den regionalen Speisen, die in der Handlung erwähnt werden. Aus meiner Sicht aus, kann ich das Buch nur bedingt weiter empfehlen. Nicht als Krimi aber mit wirklich guten Beschreibungen von Land und den dort lebenden Menschen. Die waren für mich gut nach zu empfinden.