Robert Seethaler
Broschiertes Buch
Das Café ohne Namen
Roman Der neue Nr. 1 Bestseller-Roman des Autors vom großen Erfolgsroman "Ein ganzes Leben"
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Robert Seethalers neuer Nr. 1 Bestseller-Roman: Einfühlsam, fein geschrieben und kurzweilig!»283 Seiten reines Leseglück.« Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung»Robert Seethaler ist ein großer Augenblickschriftsteller.« RBB KulturEin Café und seine Menschen. Ein Mann, der seiner Sehnsucht folgt.Wien, 1966. Robert Simon schlägt sich als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt durch. Mit seinem bescheidenen Leben ist er zufrieden, doch zwanzig Jahre nach Kriegsende hat sich die Stadt aus ihren Ruinen erhoben. Überall sprießt Neues, und auch Simon wird von diesem Aufbruch erfasst...
Robert Seethalers neuer Nr. 1 Bestseller-Roman: Einfühlsam, fein geschrieben und kurzweilig!
»283 Seiten reines Leseglück.« Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
»Robert Seethaler ist ein großer Augenblickschriftsteller.« RBB Kultur
Ein Café und seine Menschen. Ein Mann, der seiner Sehnsucht folgt.
Wien, 1966. Robert Simon schlägt sich als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt durch. Mit seinem bescheidenen Leben ist er zufrieden, doch zwanzig Jahre nach Kriegsende hat sich die Stadt aus ihren Ruinen erhoben. Überall sprießt Neues, und auch Simon wird von diesem Aufbruch erfasst. Er wagt den Schritt in die Selbstständigkeit, pachtet eine kleine Gastwirtschaft und eröffnet sein eigenes Café.
Das Angebot ist schlicht, und streng genommen ist es weniger ein Café als ein Treffpunkt für die Menschen aus dem Viertel. Sie kommen, bringen ihre Geschichten mit - Geschichten von Sehnsucht, Verlust und unerwartetem Glück. Manche suchen Gesellschaft, andere hoffen auf die Liebe. Während die Stadt um sie herum erwacht, verändert sich auch Simons Leben.
Das Café ohne Namen ist ein Roman über den menschlichen Drang zum Aufbruch. Mit einem Reigen unvergesslicher Figuren und seiner besonderen Aufmerksamkeit für die Details des Lebens erzählt Robert Seethaler davon, wie eine neue Welt entsteht, die wie alles Neue ihr Ende schon in sich trägt.
»Robert Seethaler erzählt so berührend, dass man sich sehnlichst wünscht, selbst einmal in diesem »Café ohne Namen« gesessen zu haben.« Brigitte
___ Fans von »Der Trafikant« und »Ein ganzes Leben« werden auch diesen Roman von Seethaler lieben! ___
»283 Seiten reines Leseglück.« Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
»Robert Seethaler ist ein großer Augenblickschriftsteller.« RBB Kultur
Ein Café und seine Menschen. Ein Mann, der seiner Sehnsucht folgt.
Wien, 1966. Robert Simon schlägt sich als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt durch. Mit seinem bescheidenen Leben ist er zufrieden, doch zwanzig Jahre nach Kriegsende hat sich die Stadt aus ihren Ruinen erhoben. Überall sprießt Neues, und auch Simon wird von diesem Aufbruch erfasst. Er wagt den Schritt in die Selbstständigkeit, pachtet eine kleine Gastwirtschaft und eröffnet sein eigenes Café.
Das Angebot ist schlicht, und streng genommen ist es weniger ein Café als ein Treffpunkt für die Menschen aus dem Viertel. Sie kommen, bringen ihre Geschichten mit - Geschichten von Sehnsucht, Verlust und unerwartetem Glück. Manche suchen Gesellschaft, andere hoffen auf die Liebe. Während die Stadt um sie herum erwacht, verändert sich auch Simons Leben.
Das Café ohne Namen ist ein Roman über den menschlichen Drang zum Aufbruch. Mit einem Reigen unvergesslicher Figuren und seiner besonderen Aufmerksamkeit für die Details des Lebens erzählt Robert Seethaler davon, wie eine neue Welt entsteht, die wie alles Neue ihr Ende schon in sich trägt.
»Robert Seethaler erzählt so berührend, dass man sich sehnlichst wünscht, selbst einmal in diesem »Café ohne Namen« gesessen zu haben.« Brigitte
___ Fans von »Der Trafikant« und »Ein ganzes Leben« werden auch diesen Roman von Seethaler lieben! ___
Robert Seethalers Bücher wurden in über vierzig Sprachen übersetzt. Mit seinem Roman Ein ganzes Leben stand er auf der Shortlist des International Booker Prize. Er lebt in Berlin und Wien.

©Urban Zintel
Produktdetails
- Verlag: Ullstein TB
- 3. Aufl.
- Seitenzahl: 288
- Erscheinungstermin: 26. September 2024
- Deutsch
- Abmessung: 185mm x 117mm x 30mm
- Gewicht: 276g
- ISBN-13: 9783548069272
- ISBN-10: 3548069274
- Artikelnr.: 71343033
Herstellerkennzeichnung
Ullstein Taschenbuchvlg.
Friedrichstraße 126
10117 Berlin
Info@Ullstein-Buchverlage.de
«Niemand muss Robert Seethaler lesen, um zu begreifen, dass das Scheitern die zentrale Erfahrung des Lebens ist. Aber man liest davon bei Seethaler nach wie vor lieber als anderswo, weil er so behutsam davon zu erzählen versteht, ohne größere Ausflüchte oder Umwege.» Cornelius Pollmer Süddeutsche Zeitung 20230427
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Mit "hochprozentiger Nostalgie" haben wir es laut Rezensent Oliver Jungen in Robert Seethalers Buch zu tun. In das Café von Robert Simon, dem Wirt eines Wiener Cafés und Protagonist dieses Buches, stolpern nämlich die vielen melancholischen Gestalten, die vom Aufbruch des Wiens der sechziger Jahren nicht profitieren, fasst Junge zusammen. Simon versucht diesen individuell zu helfen. Dabei kommen die Figuren allerdings manchmal nicht über das Klischee des strebsamen aber glücklosen "Proletariers" hinaus, findet Jungen. Die Ereignisse scheinen kaum für den Fortgang der Handlung relevant, sind im Einzelnen aber durchaus unterhaltsam für den Rezensenten. Jungen fühlt sich bei diesem Schema ein wenig an alte Fernsehserien erinnert: die einzelnen Folgen sind durchaus vergnüglich, so ganz "satt" macht das aber nicht.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Der Gott des Gefühls kleiner Leute
Robert Seethaler schaut in seinen Romanen
wie durch ein Mikroskop auf Milieus. "Das Café ohne Namen" porträtiert die Wiener Leopoldstadt der Sechzigerjahre.
Geht das auf?
Von Sandra Kegel
Wenn auf dem Friedhof die Toten miteinander sprächen, was wäre ihr Thema? Natürlich das Leben. Robert Seethaler schnitzte aus dieser Konstellation 2018 seinen Roman "Das Feld", der aus neunundzwanzig Perspektiven von den Schicksalen einer fiktiven Kleinstadt erzählt: "Als Lebender über den Tod nachdenken. Als Toter vom Leben reden. Was soll das? Die einen verstehen vom anderen nichts", heißt es da über eine Welt, in der es keine Transzendenz und keinen Glauben an ein
Robert Seethaler schaut in seinen Romanen
wie durch ein Mikroskop auf Milieus. "Das Café ohne Namen" porträtiert die Wiener Leopoldstadt der Sechzigerjahre.
Geht das auf?
Von Sandra Kegel
Wenn auf dem Friedhof die Toten miteinander sprächen, was wäre ihr Thema? Natürlich das Leben. Robert Seethaler schnitzte aus dieser Konstellation 2018 seinen Roman "Das Feld", der aus neunundzwanzig Perspektiven von den Schicksalen einer fiktiven Kleinstadt erzählt: "Als Lebender über den Tod nachdenken. Als Toter vom Leben reden. Was soll das? Die einen verstehen vom anderen nichts", heißt es da über eine Welt, in der es keine Transzendenz und keinen Glauben an ein
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Jenseits mehr zu geben scheint.
Seethaler hat das Talent, Charaktere und Landschaften ganz ohne Geschwätz oder Schwerfälligkeit zu erzeugen in der für ihn so typisch entschlackten und schnörkellosen Sprache. Wie schon in seinem Bestseller "Ein ganzes Leben", der 2014 auf der Shortlist des Internationalen Booker Prize stand, verbindet er realitätsgesättigte Präzision gern mit stilistischer Enthaltsamkeit. Auf nur 150 Seiten porträtiert er da tatsächlich das ganze Leben eines hinkenden Tagelöhners, der kaum je sein Tal verlassen hat. Wie durch ein Vergrößerungsglas schaut der 1966 in Wien geborene und seit vielen Jahren in Berlin lebende Schriftsteller auf die Mikrokosmen solch vermeintlich kleiner Welten.
Nach seinem jüngsten literarischen Ausflug mit Gustav Mahler auf einem Ozeandampfer nach New York ("Der letzte Satz", 2020) kehrt Seethaler in seinem neuen Roman räumlich und stofflich zu seinen Anfängen zurück. Die Zeit ist zwar eine andere als in seinem frühen Überraschungserfolg "Der Trafikant" von 2012 über die fiktive Begegnung eines Landburschen aus dem Salzburgischen mit Siegmund Freud im Wien der Wendejahre 1937/38. "Das Café ohne Namen" spielt in der Wiener Nachkriegszeit, doch der literarische Kniff ist ähnlich. Denn so, wie "Der Trafikant" nicht zuletzt daraus Effekte erzielt, dass er auf das historische Bewusstsein des Lesers spekulierend gar nicht erst groß auf den Horror zu sprechen kommt, auf den Wien, Europa und ja die ganze Welt zusteuert, hält sich auch der allwissende Erzähler im "Café ohne Namen" mit Anspielungen auf diese hier noch so beißend nahe Vergangenheit zurück.
Mit dem Wiener Kaffeehaus freilich hat das titelgebende Café nichts gemein. Es ist ein schlichtes, in die Jahre gekommenes Gasthaus, das neben Kaffee, Tee und Himbeersoda vor allem Alkohol und Schmalzbrote kredenzt. Und auch die Kundschaft ist so weit entfernt vom bürgerlichen Wiener Kaffeehausbesucher, der als Romanschreiber oder Ministerialrat über die Welt philosophiert, wie jedenfalls damals noch der erste vom zweiten Wiener Gemeindebezirk, wo der Roman angesiedelt ist.
Seethalers Charaktere sind seit je wortkarg, die sich oftmals keinen Reim auf sich und die Geschicke ihres Lebens machen können. Dabei steht ihnen hier aufs Neue auf die Stirn geschrieben, wie sehr sie noch immer unter dem traumatischen Eindruck stehen von dem, was gerade einmal zwanzig Jahre zurückliegt. Dreh- und Angelpunkt des "Trafikanten" war die von einem Kriegsinvaliden (des Ersten Weltkriegs) geführte Tabaktrafik. Hier ist das Café zentraler Schauplatz und Kreuzungspunkt bisweilen irrlichternder Figuren. Eröffnet hat es der Gelegenheitsarbeiter Robert Simon 1966 am Karmelitermarkt, damals eine der ärmsten und schmutzigsten Gegenden Wiens, in der die Schutthalden des Kriegs noch immer nicht abgetragen und Vierteltelefonanschlüsse eine Seltenheit sind. Der einunddreißigjährige Simon, Untermieter einer Kriegerwitwe, spürt "das Pochen in seinem Herzen", als er den staubigen Gastraum mit den welken Tapeten zum ersten Mal betritt. Doch ist er keiner, der den Ehrgeiz hätte, am wirtschaftlichen Aufschwung jener Jahre zu partizipieren, der sich in den Baustellen und Neubauten manifestiert, die an jeder Ecke in die Höhe schießen. Auch, dass die Zeitungen prophezeiten, "aus dem Sumpf der Vergangenheit" werde sich nunmehr eine "strahlende Zukunft erheben", geht an Simon wie spurlos vorbei. Er steht vielmehr Tag und Nacht hinterm Tresen, wischt seine Gläser und kümmert sich um geplatzte Bierschläuche oder Lieferantenrechnungen.
Seethaler porträtiert hier ein bestimmtes Wiener Milieu in jener diffusen Zwischenzeit nach Ende des Zweiten Weltkriegs und vor dem Fall der Mauer, ehe diese viel zu große Stadt für ein klein gewordenes Land aus dem Schatten des Eisernen Vorhangs wieder hervortrat. Für die Leute hier wird indes der Einsturz der Reichsbrücke 1976 zum Symbol für die Zeitenwende. Als ein Mann, gefragt, warum er weine, antwortet, weil es nun mit dem alten Österreich für immer vorbei sei, glaubt er zwar, dass nun bessere Zeiten anbrächen, aber eben auch andere, und daran müsse man sich erst gewöhnen. In den Roman verpackt hat der Autor eine staubige Liebeserklärung an den zweiten Bezirk. Die sogenannte Leopoldstadt zwischen Augarten und Lusthaus, die sich inzwischen so tiefgreifend verwandelt hat, dass sie vom vornehmen ersten Bezirk gegenüber dem Donaukanal kaum mehr zu unterscheiden ist, war damals ein Armeleuteviertel. Rund um den Wurstelprater mit seinem ikonischen Riesenrad und den niedrigen Mieten siedelten Arbeiter, Bettler, Kriminelle und Künstler.
Um sie, die vermeintlich einfachen Leute, die es in Simons Café zieht, ist es Seethaler zu tun. Der Wirt, der als Kriegswaise in einem Heim aufwuchs und "zu verwirrt, um richtig traurig zu sein", noch als Erwachsener von grundlegender Verunsicherung gezeichnet ist: "Ich meine, wer bin ich denn schon?" Mit fast schon argloser Menschenliebe empfängt er Schichtarbeiter, Markthändler und Fabrikmädchen, deren innere Monologe sich in Einschüben immer wieder unter die Erzählung mischen: Der Fleischermeister, der nicht mehr weiß, wie er die Familie unterhalten soll, oder René Wurm, der Ringer vom Heumarkt, der es mit Gegnern wie dem "georgischen Bären" zu tun hat, wenn er sich nicht gerade als Kartenverkäufer im Prater verdingt, der Fischhändler Wessely oder Blaha, dem ein Granatsplitter ehedem das Auge ausgeschlagen hat, der aus Russland stammende Künstler Mischa Troganjew oder die arbeitslose Mila, Simons rechte Hand, sie alle finden sich wieder unter diesem Café-Mikroskop.
Die Seethaler'sche Minimalisierung aber stößt irgendwann an ihre Grenzen. Denn so beschädigt das Personal durch die Kriegserfahrung auch ist und so umstürzend die Ära der Sechziger- und Siebzigerjahre, kommt das in diesem Roman kaum je vor, allenfalls als stichwortartiges Hintergrundrauschen, wenn das Bauvorhaben der UNO-City Erwähnung findet oder einmal der Name Bruno Kreisky fällt, der immerhin für eine ganze Generation in Österreich zum Inbegriff wurde für Modernisierung und Weltoffenheit. Urbane Mobilität wird mit der neuen U-Bahn angerissen, soziale Mobilität mit geäußerter Angst vor "Chinesen im Anmarsch". Doch kommen diese Partikel vor allem als Zeitkolorit daher, wie man das aus Fernsehfilmen kennt, wenn mit einem einzelnen Requisit oder einer Dialogzeile der Anschluss an die große Historie gelingen soll. Das geht meist schief.
Nun kann man dem Autor zugutehalten, dass er ja gerade das zeigen will. Dass Zeitgeschichte für seine Protagonisten tatsächlich keine Rolle spielt, allenfalls als Stammtischgeraune. Dann aber stellt sich die Frage umso drängender, was eigentlich "Das Café ohne Namen" erzählen will, das weder wie "Ein ganzes Leben" sich bis in die kleinsten Verästelungen eines Bewusstseins vertieft noch eine polyphone Erzählung ist wie "Das Feld". Die Mittellage birgt das Problem, dass den Figuren zu häufig nicht der Sprung aus der Schublade gelingt. Zu häufig stemmen hier Frauen ihre Arme resolut in die Seite oder muss der Gastwirt mit "Schürze und Bleistift hinterm Ohr" insgeheim "lächeln", wenn er an "die verlorenen Seelen dachte, die sich jeden Tag in seinem Café zusammenfanden". Der Ringer René muss gar Sätze sagen wie: "Ich bin nicht der Schlauste und hab kaum mehr als zwei Paar Schuhe im Schrank. Aber ich hab Muskeln und kann was wegstecken, außerdem bin ich ein guter Kerl, oder?"
Seethalers Fähigkeit, ins Innere von Menschen zu schauen und so etwas wie das Innere einer Zeit zu destillieren, ist einer hölzernen Zeichnung gewichen, die allzu oft im Gemeinplatz hängen bleibt. Sicher, es gibt Sätze, die in ihrer vermeintlichen Harmlosigkeit verräterisch sind, so etwa, wenn ein Cafébesucher vor sich hin säuselt, noch einmal jung sein zu wollen, denn da habe "ein Kuss unter der Laterne noch genügt für ein ganzes Glück. Im Rückblick sieht alles besser aus." Da taucht einer, dem der Kriegsschlager "Lili Marleen" noch im Kopf hängen geblieben ist, seine Jugend in ein goldenes Licht, deren Gegenwart tatsächlich das millionenfache Töten war. Geschichtsblindheit wird mit Sprüchen wie dem eines Vaters illustriert, der seinem Sohn sagt: Bloß nicht zurückschauen, das Leben liege doch vor ihm. "Aber was soll ich ständig noch vorn schauen", wendet der Sohn ein, "wenn da nichts mehr ist?"
Mit solch aufschließenden Momenten geizt der Roman. Einmal erfahren wir von einem, dass er "Nazi" war, einmal marschieren schwarze Stiefel, aber dann ist es nur ein Traum während eines Feuers, und die Stiefelträger sind Feuerwehrleute. Vielleicht würde es den Roman überfrachten, Österreichs Verstrickung in den NS-Terror zu thematisieren, die zu dieser Zeit an die Oberfläche drängte, während man zugleich am Mythos vom überfallenen Land festhielt. Dass aber der Roman der Leopoldstadt und ihren Bewohnern gewidmet ist und außen vor lässt, wie sehr der Holocaust gerade hier, im ehemals größten Judenviertel der Stadt, gewütet hat - von den 60.000 Juden dort haben die wenigsten überlebt -, bleibt unerklärlich.
"Am besten man sucht sich ein schattiges Platzerl im Leben und hält still", sagt einer im Roman und soll wohl für diese Haltung stehen: Die Nazis, das sind immer die anderen. Auch wenn es im "Feld" hieß, als Lebende über den Tod nachzudenken sei sinnlos, hängt er den Menschen ja doch im Genick. Georg Kreislers bitteres Wiener Lied "Tauben vergiften" führt vor, wie das geht: die Feigheit der Leute, die auch rückwirkend gilt, in verstörende Bilder zu packen. Auch bei Seethaler kommen Tauben vor, aber hier werden sie vergiftet von den Wirtsleuten.
Robert Seethaler: "Das Café ohne Namen". Roman.
Claassen Verlag, Berlin 2023. 288 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Seethaler hat das Talent, Charaktere und Landschaften ganz ohne Geschwätz oder Schwerfälligkeit zu erzeugen in der für ihn so typisch entschlackten und schnörkellosen Sprache. Wie schon in seinem Bestseller "Ein ganzes Leben", der 2014 auf der Shortlist des Internationalen Booker Prize stand, verbindet er realitätsgesättigte Präzision gern mit stilistischer Enthaltsamkeit. Auf nur 150 Seiten porträtiert er da tatsächlich das ganze Leben eines hinkenden Tagelöhners, der kaum je sein Tal verlassen hat. Wie durch ein Vergrößerungsglas schaut der 1966 in Wien geborene und seit vielen Jahren in Berlin lebende Schriftsteller auf die Mikrokosmen solch vermeintlich kleiner Welten.
Nach seinem jüngsten literarischen Ausflug mit Gustav Mahler auf einem Ozeandampfer nach New York ("Der letzte Satz", 2020) kehrt Seethaler in seinem neuen Roman räumlich und stofflich zu seinen Anfängen zurück. Die Zeit ist zwar eine andere als in seinem frühen Überraschungserfolg "Der Trafikant" von 2012 über die fiktive Begegnung eines Landburschen aus dem Salzburgischen mit Siegmund Freud im Wien der Wendejahre 1937/38. "Das Café ohne Namen" spielt in der Wiener Nachkriegszeit, doch der literarische Kniff ist ähnlich. Denn so, wie "Der Trafikant" nicht zuletzt daraus Effekte erzielt, dass er auf das historische Bewusstsein des Lesers spekulierend gar nicht erst groß auf den Horror zu sprechen kommt, auf den Wien, Europa und ja die ganze Welt zusteuert, hält sich auch der allwissende Erzähler im "Café ohne Namen" mit Anspielungen auf diese hier noch so beißend nahe Vergangenheit zurück.
Mit dem Wiener Kaffeehaus freilich hat das titelgebende Café nichts gemein. Es ist ein schlichtes, in die Jahre gekommenes Gasthaus, das neben Kaffee, Tee und Himbeersoda vor allem Alkohol und Schmalzbrote kredenzt. Und auch die Kundschaft ist so weit entfernt vom bürgerlichen Wiener Kaffeehausbesucher, der als Romanschreiber oder Ministerialrat über die Welt philosophiert, wie jedenfalls damals noch der erste vom zweiten Wiener Gemeindebezirk, wo der Roman angesiedelt ist.
Seethalers Charaktere sind seit je wortkarg, die sich oftmals keinen Reim auf sich und die Geschicke ihres Lebens machen können. Dabei steht ihnen hier aufs Neue auf die Stirn geschrieben, wie sehr sie noch immer unter dem traumatischen Eindruck stehen von dem, was gerade einmal zwanzig Jahre zurückliegt. Dreh- und Angelpunkt des "Trafikanten" war die von einem Kriegsinvaliden (des Ersten Weltkriegs) geführte Tabaktrafik. Hier ist das Café zentraler Schauplatz und Kreuzungspunkt bisweilen irrlichternder Figuren. Eröffnet hat es der Gelegenheitsarbeiter Robert Simon 1966 am Karmelitermarkt, damals eine der ärmsten und schmutzigsten Gegenden Wiens, in der die Schutthalden des Kriegs noch immer nicht abgetragen und Vierteltelefonanschlüsse eine Seltenheit sind. Der einunddreißigjährige Simon, Untermieter einer Kriegerwitwe, spürt "das Pochen in seinem Herzen", als er den staubigen Gastraum mit den welken Tapeten zum ersten Mal betritt. Doch ist er keiner, der den Ehrgeiz hätte, am wirtschaftlichen Aufschwung jener Jahre zu partizipieren, der sich in den Baustellen und Neubauten manifestiert, die an jeder Ecke in die Höhe schießen. Auch, dass die Zeitungen prophezeiten, "aus dem Sumpf der Vergangenheit" werde sich nunmehr eine "strahlende Zukunft erheben", geht an Simon wie spurlos vorbei. Er steht vielmehr Tag und Nacht hinterm Tresen, wischt seine Gläser und kümmert sich um geplatzte Bierschläuche oder Lieferantenrechnungen.
Seethaler porträtiert hier ein bestimmtes Wiener Milieu in jener diffusen Zwischenzeit nach Ende des Zweiten Weltkriegs und vor dem Fall der Mauer, ehe diese viel zu große Stadt für ein klein gewordenes Land aus dem Schatten des Eisernen Vorhangs wieder hervortrat. Für die Leute hier wird indes der Einsturz der Reichsbrücke 1976 zum Symbol für die Zeitenwende. Als ein Mann, gefragt, warum er weine, antwortet, weil es nun mit dem alten Österreich für immer vorbei sei, glaubt er zwar, dass nun bessere Zeiten anbrächen, aber eben auch andere, und daran müsse man sich erst gewöhnen. In den Roman verpackt hat der Autor eine staubige Liebeserklärung an den zweiten Bezirk. Die sogenannte Leopoldstadt zwischen Augarten und Lusthaus, die sich inzwischen so tiefgreifend verwandelt hat, dass sie vom vornehmen ersten Bezirk gegenüber dem Donaukanal kaum mehr zu unterscheiden ist, war damals ein Armeleuteviertel. Rund um den Wurstelprater mit seinem ikonischen Riesenrad und den niedrigen Mieten siedelten Arbeiter, Bettler, Kriminelle und Künstler.
Um sie, die vermeintlich einfachen Leute, die es in Simons Café zieht, ist es Seethaler zu tun. Der Wirt, der als Kriegswaise in einem Heim aufwuchs und "zu verwirrt, um richtig traurig zu sein", noch als Erwachsener von grundlegender Verunsicherung gezeichnet ist: "Ich meine, wer bin ich denn schon?" Mit fast schon argloser Menschenliebe empfängt er Schichtarbeiter, Markthändler und Fabrikmädchen, deren innere Monologe sich in Einschüben immer wieder unter die Erzählung mischen: Der Fleischermeister, der nicht mehr weiß, wie er die Familie unterhalten soll, oder René Wurm, der Ringer vom Heumarkt, der es mit Gegnern wie dem "georgischen Bären" zu tun hat, wenn er sich nicht gerade als Kartenverkäufer im Prater verdingt, der Fischhändler Wessely oder Blaha, dem ein Granatsplitter ehedem das Auge ausgeschlagen hat, der aus Russland stammende Künstler Mischa Troganjew oder die arbeitslose Mila, Simons rechte Hand, sie alle finden sich wieder unter diesem Café-Mikroskop.
Die Seethaler'sche Minimalisierung aber stößt irgendwann an ihre Grenzen. Denn so beschädigt das Personal durch die Kriegserfahrung auch ist und so umstürzend die Ära der Sechziger- und Siebzigerjahre, kommt das in diesem Roman kaum je vor, allenfalls als stichwortartiges Hintergrundrauschen, wenn das Bauvorhaben der UNO-City Erwähnung findet oder einmal der Name Bruno Kreisky fällt, der immerhin für eine ganze Generation in Österreich zum Inbegriff wurde für Modernisierung und Weltoffenheit. Urbane Mobilität wird mit der neuen U-Bahn angerissen, soziale Mobilität mit geäußerter Angst vor "Chinesen im Anmarsch". Doch kommen diese Partikel vor allem als Zeitkolorit daher, wie man das aus Fernsehfilmen kennt, wenn mit einem einzelnen Requisit oder einer Dialogzeile der Anschluss an die große Historie gelingen soll. Das geht meist schief.
Nun kann man dem Autor zugutehalten, dass er ja gerade das zeigen will. Dass Zeitgeschichte für seine Protagonisten tatsächlich keine Rolle spielt, allenfalls als Stammtischgeraune. Dann aber stellt sich die Frage umso drängender, was eigentlich "Das Café ohne Namen" erzählen will, das weder wie "Ein ganzes Leben" sich bis in die kleinsten Verästelungen eines Bewusstseins vertieft noch eine polyphone Erzählung ist wie "Das Feld". Die Mittellage birgt das Problem, dass den Figuren zu häufig nicht der Sprung aus der Schublade gelingt. Zu häufig stemmen hier Frauen ihre Arme resolut in die Seite oder muss der Gastwirt mit "Schürze und Bleistift hinterm Ohr" insgeheim "lächeln", wenn er an "die verlorenen Seelen dachte, die sich jeden Tag in seinem Café zusammenfanden". Der Ringer René muss gar Sätze sagen wie: "Ich bin nicht der Schlauste und hab kaum mehr als zwei Paar Schuhe im Schrank. Aber ich hab Muskeln und kann was wegstecken, außerdem bin ich ein guter Kerl, oder?"
Seethalers Fähigkeit, ins Innere von Menschen zu schauen und so etwas wie das Innere einer Zeit zu destillieren, ist einer hölzernen Zeichnung gewichen, die allzu oft im Gemeinplatz hängen bleibt. Sicher, es gibt Sätze, die in ihrer vermeintlichen Harmlosigkeit verräterisch sind, so etwa, wenn ein Cafébesucher vor sich hin säuselt, noch einmal jung sein zu wollen, denn da habe "ein Kuss unter der Laterne noch genügt für ein ganzes Glück. Im Rückblick sieht alles besser aus." Da taucht einer, dem der Kriegsschlager "Lili Marleen" noch im Kopf hängen geblieben ist, seine Jugend in ein goldenes Licht, deren Gegenwart tatsächlich das millionenfache Töten war. Geschichtsblindheit wird mit Sprüchen wie dem eines Vaters illustriert, der seinem Sohn sagt: Bloß nicht zurückschauen, das Leben liege doch vor ihm. "Aber was soll ich ständig noch vorn schauen", wendet der Sohn ein, "wenn da nichts mehr ist?"
Mit solch aufschließenden Momenten geizt der Roman. Einmal erfahren wir von einem, dass er "Nazi" war, einmal marschieren schwarze Stiefel, aber dann ist es nur ein Traum während eines Feuers, und die Stiefelträger sind Feuerwehrleute. Vielleicht würde es den Roman überfrachten, Österreichs Verstrickung in den NS-Terror zu thematisieren, die zu dieser Zeit an die Oberfläche drängte, während man zugleich am Mythos vom überfallenen Land festhielt. Dass aber der Roman der Leopoldstadt und ihren Bewohnern gewidmet ist und außen vor lässt, wie sehr der Holocaust gerade hier, im ehemals größten Judenviertel der Stadt, gewütet hat - von den 60.000 Juden dort haben die wenigsten überlebt -, bleibt unerklärlich.
"Am besten man sucht sich ein schattiges Platzerl im Leben und hält still", sagt einer im Roman und soll wohl für diese Haltung stehen: Die Nazis, das sind immer die anderen. Auch wenn es im "Feld" hieß, als Lebende über den Tod nachzudenken sei sinnlos, hängt er den Menschen ja doch im Genick. Georg Kreislers bitteres Wiener Lied "Tauben vergiften" führt vor, wie das geht: die Feigheit der Leute, die auch rückwirkend gilt, in verstörende Bilder zu packen. Auch bei Seethaler kommen Tauben vor, aber hier werden sie vergiftet von den Wirtsleuten.
Robert Seethaler: "Das Café ohne Namen". Roman.
Claassen Verlag, Berlin 2023. 288 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Robert Seethalers Roman: Das Café ohne Namen ist eine berührende Geschichte über Hoffnung und Aufbruch, über Liebe und Sehnsucht und über das Alltägliche im Leben. Simon eröffnet ein Café in Wien ohne groß darüber nachzudenken. Er gibt den …
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Robert Seethalers Roman: Das Café ohne Namen ist eine berührende Geschichte über Hoffnung und Aufbruch, über Liebe und Sehnsucht und über das Alltägliche im Leben. Simon eröffnet ein Café in Wien ohne groß darüber nachzudenken. Er gibt den Menschen in der schweren Nachkriegszeit ein Zuhause, einen Ort der Begegnung. Er gibt den gescheiterten Existenzen eine Zuflucht. Er ist ein bescheidener Mensch und doch so voller Tatendrang. Man liest sich bis spät Abends in die Atmosphäre des verräucherten Cafés ein und schaut mit einem leicht kritischen Blick auf die Gäste, ist dabei bei intimen oder belanglosen Gesprächen. Man sitzt im Prinzip mit am Tisch und hört den Besuchern zu, beobachtet die Menschen und ganz sachte ist man verstrickt mit jedem einzelnen Schicksal. Man wünscht dem Simon Glück und hofft bis zum Schluss, dass auch er die Liebe findet.
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Gebundenes Buch
Mit grossen Erwartungen habe ich dieses Buch des Autors R. Seethaler zu lesen begonnen und es hat mich, wie alle früheren Bücher des Autors von der ersten Zeile an mitgenommen in die Welt dieser Geschichte. Meine hohen Erwartungen wurden erfüllt und übertroffen. Robert Seethaler …
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Mit grossen Erwartungen habe ich dieses Buch des Autors R. Seethaler zu lesen begonnen und es hat mich, wie alle früheren Bücher des Autors von der ersten Zeile an mitgenommen in die Welt dieser Geschichte. Meine hohen Erwartungen wurden erfüllt und übertroffen. Robert Seethaler hat einen besonderen Schreibstil, der bildreich und mit vielen Details Situationen und Menschen beschreibt, die auf diese Weise unglaublich lebendig und dem Leser nahe erscheinen, ohne kitschig zu wirken. Bisher haben mich alle seine Bücher in gleicher Weise überzeugen können. Nach meinem Empfinden eine besondere Begabung und ein Talent, über das heute nicht viele Schriftsteller verfügen.
Die Zeit des Umbruchs und Aufbruchs wird in dem Roman so lebendig dargestellt, dass die Geschichten der handelnden Personen dem Leser sehr nahe gehen. Man fühlt und lebt diesen Roman mit und ist als Leser nicht aussenstehend.
Eine uneingeschränkte Leseempfehlung meinerseits und eine gelungene Geschenkidee für liebe Freunde.
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Gebundenes Buch
Der Gelegenheitsarbeiter Robert Simon pachtet im Jahr 1966 in Wien ein Café, er will sein Glück versuchen, sich seinen Traum von einer eigenen Gastwirtschaft erfüllen. Anfangs kommen die Menschen nur zögerlich, das Viertel ist arm, aber bald schon erwacht dort das Leben, wie …
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Der Gelegenheitsarbeiter Robert Simon pachtet im Jahr 1966 in Wien ein Café, er will sein Glück versuchen, sich seinen Traum von einer eigenen Gastwirtschaft erfüllen. Anfangs kommen die Menschen nur zögerlich, das Viertel ist arm, aber bald schon erwacht dort das Leben, wie überall sonst auch in der Stadt, und damit die Sehnsucht nach Glück und einem Stück Normalität so kurz nach dem Krieg.
Es war ein leises, oft nur an der Oberfläche kratzendes Buch. Die Schicksale der Menschen ploppten auf wie Blasen bei einem starken Regen, blieben kurz an der Oberfläche und platzten dann auf, um mit dem restlichen Wasser fortgeschwemmt zu werden, Platz zu machen für nachfolgende Geschichten, die nächste Generation der Glücklichen und der Glücklosen, deren Nachschub nie versiegt. Nicht immer gab es eine Erklärung, einen Anfang oder Abschluss, die Gäste kamen und gingen, einige Namen behielten Platz, andere wiederum wurden wichtig, blieben da und begleiteten Robert ein Stück. Fast konnte ich die Atmosphäre spüren, das Wienerische, das Vergangene, das Pulsierende, das Bestreben auf der Suche nach Glück.
Wer eine aufregende Geschichte erwartet, wird enttäuscht, es sind zufällig zusammengewürfelte Schicksale von Menschen, die dem Gefühl der damaligen Zeit nachspüren und die wir begleiten auf ihrem Weg. Es passiert nichts und doch so viel, sprachlich ist das Buch wahrlich keine Wucht, aber hier und da berührte es mich trotzdem ein wenig, ein Hauch Melancholie und Hoffnung zog sich durch die Zeilen, ein bisschen Kitsch und Sentimentalität. Mir fehlte ein wenig die Spannung, manchmal der Zusammenhang und oft waren mir die Beschreibungen der vielen Gassen zu viel, vielleicht fehlte mir auch einfach der Bezug zur Stadt. Ein kurzer Ausflug ins Wien, der mir ein kurzweiliges Lesevergnügen gebracht hat.
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Gebundenes Buch
Leiser, einfühlsamer, melancholischer Roman über das Arbeitermilieu Wiens 1960/70
»»Es wird alles gehen, wie es soll«, sagte die Witwe. »Ich hab ein gutes Gefühl im Bauch.« - »Wenn Sie es sagen.« - »Ja, ich sage es. Man sollte …
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Leiser, einfühlsamer, melancholischer Roman über das Arbeitermilieu Wiens 1960/70
»»Es wird alles gehen, wie es soll«, sagte die Witwe. »Ich hab ein gutes Gefühl im Bauch.« - »Wenn Sie es sagen.« - »Ja, ich sage es. Man sollte sich immer ein bisschen mehr Hoffnung als Sorgen machen. Alles andere wäre doch blödsinnig, oder?«« (S.26)
Robert Seethaler’s neues Werk ist ein ruhiger, einfühlsamer, unaufgeregter und vielleicht stellenweise melancholischer Roman und Milieustudie der Wiener Arbeiterklasse und der ärmeren Gesellschaftsklassen. »Das Café ohne Namen« entführt die Leser:innen in das Wien der 1960er und -70er Jahre und dessen Arbeitermilieu.
Protagonist ist der Anfang 30-jährige Kriegswaise Robert Simon, der sich bislang mit Gelegenheitsjobs durch das Leben geschlagen hat, bis er sich entschließt das Café am Rand des Karmelitermarkts nahe des Paters in der Leopoldstadt zu pachten und mit neuem Glanz zu erfüllen. Wir begleiten Robert durch die Jahre seines Café und lernen mit ihm die verschiedenen Besucher:innen dieses »Café ohne Namen« kennen. »Das Café ohne Namen« ist keines der Kaffeehäuser der gehobenen Wiener Szene, sondern es ist ein einfaches Café, das von einfachen Leuten aufgesucht wird. Die Gäste sind Marktarbeiter:innen des angrenzenden Karmelitermarktes, Kartenspieler:innen, Trinker:innen, Kämpfer:innen, Eheleute und eben ganz normale Menschen. Was ist das Besondere an diesem Café und damit dem Roman? Es ist Robert Seethaler, der uns alle diese Besucherinnen durch Robert Simons Augen sehen lässt und wir sehen sowohl die schlechten/verwerflichen/lasterhaften/kaputten als auch die liebevollen/witzigen/zugewandeten Seiten dieser Schicksale und erkennen die Besucher:innen als das was sie sind: Menschen mit ihren jeweiligen Bedürfnissen, Wünschen, Träumen, Ängsten und Verwerfungen.
»Es ist gut, wie es ist, dachte er, man soll die Dinge zu Ende bringen, solange man noch Kraft hat, etwas Neues zu beginnen.« Robert Simon (S.272)
Dieser Roman ist kein Pageturner, kein großes Kino, keine Liebesgeschichte - oder vielleicht letzteres doch: Eine Liebesgeschichte an die Menschen, die viel zu häufig von der Gesellschaft übersehen werden und trotzdem Wichtiges tun oder es auch gar nicht müssen, weil das Leben auch anstrengend genug sein kann. Große Leseempfehlung für alle Fans von Robert Seethaler und diejenigen, die sich auf einen leisen und einfühlsamen Roman freuen.
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Lesevergnügen von Robert Seethaler
Lange habe ich auf neuen Roman von Robert Seethaler gewartet, und wieder hat er mir einige Stunden Lesegenuß geschenkt. Der Autor beschreibt diesmal die Geschichte eines Cafes, seines Betreibers, der Angestellten und Gäste im Wien der 70er Jahre …
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Lesevergnügen von Robert Seethaler
Lange habe ich auf neuen Roman von Robert Seethaler gewartet, und wieder hat er mir einige Stunden Lesegenuß geschenkt. Der Autor beschreibt diesmal die Geschichte eines Cafes, seines Betreibers, der Angestellten und Gäste im Wien der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Eindrücklich stellt der Autor das Milieu eines Arbeiterviertels in Wien vor. Der Gelegenheitsarbeiter Robert Simon erfüllt sich seinen Traum und eröffnet voller Hoffnung in seine Zukunft ein einfaches Café. Die im Viertel wohnenden und im Café verkehrenden Personen wie auch deren Geschichten werden einfühlsam und lebendig beschrieben. Dabei gelingt es dem Autor eine melancholische Atmosphäre zu erzeugen. Eine so entstehende leichte Morbitität passt sehr gut zu Wien.
Es liegt ein leiser und ruhiger Roman vor, der fast zur Mileustudie wird. Die enge persönliche Verbundenheit Seethalers mit Wien ist deutlich spürbar. Meine Erwartungen in das Buch wurden voll erfüllt.
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Die kleine Kneipe
Nach über 100 Bewertungen ist scheinbar alles gesagt. Ich kann unmöglich alles lesen, aber was ich bisher nicht gelesen habe:
Dieses Buch entfaltet das Lied „Die kleine Kneipe“ von Peter Alexander.
Nach über 200 Seiten sagt der Wirt Simon, dass …
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Die kleine Kneipe
Nach über 100 Bewertungen ist scheinbar alles gesagt. Ich kann unmöglich alles lesen, aber was ich bisher nicht gelesen habe:
Dieses Buch entfaltet das Lied „Die kleine Kneipe“ von Peter Alexander.
Nach über 200 Seiten sagt der Wirt Simon, dass nur das Café ohne Namen auch Café nennt. Der aufmerksame Leser denkt an die kleine Kneipe in unserer Straße.
Peter Alexander singt allerdings nicht über die Menschen, den Wirt, die Bedienung und vor allem den Gästen, das holt Seethaler jetzt nach. „Dort., wo das Leben noch lebenswert ist“, heißt es in dem Lied und das zeigt unser Wirt mit dem großem Herz. Jeder wird ernst genommen, auch wenn wir uns im Wiener Armutsviertel befinden.
Ein Unfall mit der Heizung und letztlich das fehlende Happy End lassen uns aus der heilen Welt erwachen. Das Einstürzen der Reichsbrücke hat der Autor auch nicht erfunden. Wir befinden uns in den 60ern und 70ern Jahren. Etwas Wehmut kommt auf in der Nachcoronazeit.
5 Sterne für ein Buch, das durch das Café zusammengehalten wird. Ich frage mich, ob Seethaler an „das Café am Rande der Welt“ dachte… Und noch ein Extralob an Sandra Kegel, die Gästeführerin in Wien werden könnte.
Lieblingszitat: Ich verrate dir ein Geheimnis: Ich habe die Kinder nur gemacht, um jung zu bleiben. Das ist kein Geheimnis, das macht jede so. (138)
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Das Wien der Arbeiter und ähnlich hart arbeitender und wenig verdienender Menschen ist es. das Robert Seethaler hier vor uns aufrollt, das derer, die es nie einfach im Leben hatten und es aller Voraussicht auch in Zukunft nicht haben werden, die aber genau wie alle anderen ihren Anteil an der …
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Das Wien der Arbeiter und ähnlich hart arbeitender und wenig verdienender Menschen ist es. das Robert Seethaler hier vor uns aufrollt, das derer, die es nie einfach im Leben hatten und es aller Voraussicht auch in Zukunft nicht haben werden, die aber genau wie alle anderen ihren Anteil an der Geschichte der Stadt haben. So auch in den 1960er und 70er Jahren, in denen die Handlung dieses Romans spielt.
Wir begleiten Robert Simon, der im Waisenhaus aufwuchs und später als Gelegenheitsarbeiter auf dem Markt tätig war, bis er sich eines Tages ein Herz fasst und seinen Lebenstraum erfüllt - die Eröffnung eines Cafés gleich am Markt. Sein langjähriger Gefährte und gelegentlicher Arbeitgeber ist auch hier an seiner Seite und schon bald findet sich ganz zufällig eine Mitarbeiterin.
Wir begleiten - teilweise im Stil von Erzählungen - die Besucher des Cafés, lernen ihre Träume und Hoffnungen ebenso wie ihre Sorgen und Nöte kennen und erfahren, dass von letzteren leider immer deutlich mehr vorhanden sind. Trotzdem geht das Leben weiter, es entwickelt sich eine Art Zusammenhalt, man hat ein Auge aufeinander.
Ein ebenso trauriges wie stimmungsvolles Buch, stellenweise ist es fast warmherzig - auch wenn diese Note eigentlich nicht zu Seethalers Standardrepertoire gehören will, blitzt sie, wie auch in manch anderem Werk immer wieder hervor. Und atmosphärisch ist es, ich konnte während der Lektüre stellenweise die Schauplätze der Handlung ganz klar vor meinem geistigen Auge erkennen.
Ein schönes Buch, aber für mich persönlich etwas zu melancholisch, um zum Herzensbuch zu werde. Dennoch empfehle ich es von ganzem Herzen an Leser, die sich für den Alltag der einfachen Menschen, auch den in vergangenen Zeiten, interessieren.
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Wir befinden uns im Wien der 1960er Jahre.
Robert Simon ist Anfang 30 und Kriegswaise. Mit Hilfsarbeiten auf dem Karmelitermarkt hält er sich über Wasser. Eine heruntergekommene Wirtschaft in dem Arbeiterviertel erregt seine Aufmerksamkeit. Er pachtet diese und eröffnet dort ein …
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Wir befinden uns im Wien der 1960er Jahre.
Robert Simon ist Anfang 30 und Kriegswaise. Mit Hilfsarbeiten auf dem Karmelitermarkt hält er sich über Wasser. Eine heruntergekommene Wirtschaft in dem Arbeiterviertel erregt seine Aufmerksamkeit. Er pachtet diese und eröffnet dort ein kleines Café - das „Café ohne Namen“.
Seine Gäste sind einfache Leute, Menschen aus dem Arbeitermilieu.
Wir lauschen ihren Gesprächen, erfahren von ihren Sorgen und Nöten, aber auch von ihren Träumen.
„Man sollte sich immer ein bisschen mehr Hoffnung als Sorgen machen. Alles andere wäre doch blödsinnig, oder?“ S. 26
„Das Café ohne Namen“ ist ein Roman im Stil, wie wir ihn von Robert Seethaler kennen. Leise, gefühlvoll, aber trotzdem intensiv. Es ist ein ruhiges Buch, jedoch keineswegs langatmig oder langweilig.
Ich habe diese Lektüre sehr genossen und gerne gelesen und kann sie jedem ans Herz legen, der eintauchen möchte in das Wien der 60er und 70er Jahre.
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Großartige Erzählkunst
Der Claassen Verlag hat "Das Café ohne Namen", den neuen Roman von Robert Seethaler, veröffentlicht. Ich habe bereits mehrere Bücher des Autors gelesen und mich sehr auf sein neues Buch gefreut - und ich wurde nicht …
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Großartige Erzählkunst
Der Claassen Verlag hat "Das Café ohne Namen", den neuen Roman von Robert Seethaler, veröffentlicht. Ich habe bereits mehrere Bücher des Autors gelesen und mich sehr auf sein neues Buch gefreut - und ich wurde nicht enttäuscht!
Wien 1966: Der Krieg ist seit 21 Jahren vorbei, die Stadt ist erwacht, überall herrscht Aufbruchstimmung.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der 31-jährige Robert Simon. Er hat kein leichtes Leben, sehr früh hat er seine Eltern verloren und seine Jugend in einem Heim für Kriegswaisen verbracht. Seit Jahren lebt er als Untermieter in einem Zimmer bei einer Kriegerwitwe. Acht Jahre harter Arbeit auf dem Markt liegen hinter ihm, als er beschließt, sich seinen Lebenstraum zu erfüllen. Robert pachtet ein heruntergekommenes Café am Karmelitermarkt, renoviert es und eröffnet es neu als "Café ohne Namen". Sein Café ist kein klassisches Café, sondern eher eine Gaststätte, in der er seinen Gästen Schmalzbrote, frische Gurken sowie Bier und Wein serviert. Er hat auf Anhieb Erfolg und stellt nach kurzer Zeit eine Hilfskraft ein. Die Hilfsnäherin Mila hat gerade ihre Stelle verloren und unterstützt ihn nun tatkräftig.
Robert Seethaler ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. In seinem gewohnt ruhigen und kraftvollen Sprachstil schildert er in 39 Kapiteln die Schicksale und Tragödien der einfachen Leute, die sich regelmäßig in Roberts Café begegnen. Sie kommen, um sich zu unterhalten, Karten zu spielen und um ihre Probleme zu vergessen. Manche halten Ausschau nach der Liebe. Wir erfahren von ihren Sorgen, Nöten und Sehnsüchten, lernen den Ringer René kennen, den Fleischermeister Johannes Berg von gegenüber, die Witwe Martha Pohl, den Vermieter Kostja Vavrovsky, den Hilfsarbeiter Arnie Stjanko und begegnen Jascha mit der Taube.
Liebevoll und mit viel Empathie beschreibt der Autor Roberts Lebensweg und die Wege seiner Gäste. Es geht um ihre Höhen und Tiefen, um Liebe und Schuld, Leid und Tod. Die Charaktere sind ganz wunderbar und authentisch skizziert. Ich habe das großartige Buch mit sehr viel Freude gelesen, es hat mich fasziniert und zutiefst berührt.
Leseempfehlung für diesen ruhigen und melancholischen Roman!
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Gebundenes Buch
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht , was genau ich mir von diesem Roman erhofft und erwartet hatte, aber nach Weglegen des Buches bin ich gar nicht so sicher, was ich da gelesen habe. Seethaler wird ja immer sehr hoch gelobt, für mich war es das erste Buch des Autors und ich bin damit …
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Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht , was genau ich mir von diesem Roman erhofft und erwartet hatte, aber nach Weglegen des Buches bin ich gar nicht so sicher, was ich da gelesen habe. Seethaler wird ja immer sehr hoch gelobt, für mich war es das erste Buch des Autors und ich bin damit nicht so recht warm geworden.
Zum Inhalt: Wien 1966. Robert verdingt sich als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt aber er will mehr vom Leben. Deshalb pachtet er ein Café, das eigentlich nicht viel mehr als eine Kneipe ist, die zusätzlich Kaffee und belegte Brote anbietet. So rar wie die gastronomische Auswahl, so bunt gefächert sind die Gäste, die ins Café strömen.
Der Inhalt wird sehr episodenhaft vermittelt, zwischen einzelnen Kapitel geht teilweise sehr viel Zeit ins Land, Jahreszeiten wechseln, Jahre gehn vorüber. Das lässt die vermittelten Eindrücke teils zusammenhangslos, teils willkürlich wirken. Was wiederum schon irgendwie passt, denn so ist das Leben. Trotzdem ist dadurch bei mir einfach der Funke zur Geschichte und den Figuren nicht übergesprungen. Robert ist zwar mit seinem Café Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, blieb aber trotzdem seltsam fern. Ich hatte irgendwie gedacht, dass der Leser mehr vom im Wandel begriffenen Wien sehen würde, dass der Wiederaufbau, der Aufschwung stärker nach außen hin spürbar wären. Aber die Stadt selbst und die Lebensumstände bleiben außerhalb des Cafés eher blass und sobald die Figuren die Türen des Cafés überschreiten, verschwinden auch sie im Nebel.
Was ich mochte war das einschlägige Klientel, das im Café verkehrte, die Begegnungen, die fast schon skurril anmaßen und Robert, der unerschütterlich weitermacht. In einem ruhigen Ton erzählt das Buch vom Leben, von den Menschen, die dem Krieg und dessen Nachwirkungen getrotzt haben und immer noch trotzen. Im Café kommen sie zusammen, teilen Geschichten, Erinnerungen und Hoffnungen.
Das Buch selbst war gut geschrieben, ich mochte die kleinen zufälligen Begegnungen, die Seethaler inszeniert hat und der Schreibstil hat dazu animiert, weiterzulesen. Ich weiß nicht so richtig was ich erwartet hatte, da ich bisher kein anderes der Bücher des Autoren gelesen habe, aber irgendwie fehlte mir was, damit das Buch mich abholt und mitnimmt.
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