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karo_liest

Bewertungen

Insgesamt 56 Bewertungen
Bewertung vom 18.04.2024
Nostalgia Siciliana
Di Stefano, Patrizia

Nostalgia Siciliana


sehr gut

„Dein Vater war ein ganz besonderer Mann, Tita. Er hatte einen Charme, der Frauen wie Männer dazu brachte, ihn zum Freund haben zu wollen.“ S. 204

Berlin 2004: Tita ist Grafikdesignerin und gestaltet Buchcover. Eines Tages bekommt sie einen Anruf aus Italien. Ein Notar teilt ihr mit, dass ihr Onkel verstorben sei und es die Erbschaft zu regeln gäbe, was für Tita heißt: auf nach Sizilien. Dort wartet das Landgut Magní auf sie. Die Erbengemeinschaft möchte es verkaufen, doch Tita hat andere Pläne.

Dieses Buch nimmt uns mit ins sonnige Sizilien damals und heute, aber auch ins Berlin der 60er und 70er Jahre, in die Zeit, als die ersten Gastarbeiter nach Deutschland kamen. Titas Vater Giovanni Di Stefano, genannt Gianni, war einer von ihnen.
Wir erfahren, wie es war, damals in Sizilien zu leben, wo es keine Arbeit für die jungen Männer gab. Und wie es ist, in ein Land zu kommen, in dem alles fremd ist.
Gianni fasst nach und nach Fuß in Deutschland, er geht nach Berlin und verliebt sich dort in Carla. Aber Sizilien bleibt immer seine Heimat.

Das nostalgische Cover mag vielleicht eine leichte Geschichte vermuten lassen. Leicht zu lesen ist der Roman durchaus, aber er ist keineswegs seicht. Mit viel Gefühl erzählt Patrizia Di Stefano die Geschichte ihres Vaters, den Erfinder der Tiefkühlpizza in Deutschland. Erzählt von ihren Ferien auf Sizilien, von den Gerüchen dort, von den Farben. Man sieht es bildlich vor sich und meint, alles riechen zu können.
„Nostalgia Siciliana“ ist ein sehr emotionaler, melancholischer Roman.
Mich hat die Lektüre sehr berührt und ich empfehle sie herzlich gerne weiter.

Bewertung vom 11.04.2024
Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt
Heiland, Julie

Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt


sehr gut

Dresden Anfang der 90er Jahre, die Zeit des Wiederaufbaus der Frauenkirche. Ich war damals zum ersten Mal in dieser beeindruckenden Stadt und habe noch die Ruine gesehen, das Trümmerfeld, und gleichzeitig konnte man schon erahnen, was da Großartiges wiedererwacht.

„Schicksalsjahre - Die Frauen vom Neumarkt“ von Julie Heiland erzählt davon - vom Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche und von der jungen Architektin Hannah, die auf der Baustelle mitarbeitet.
Gleichzeitig spring die Geschichte aber auch zurück in die Vergangenheit und lässt uns die Bombardierung Dresdens während des zweiten Weltkriegs miterleben sowie vor allem ab 1947 die Zeit danach. Und wir lernen Hannahs Großmutter Lotte kennen, die zu den Trümmerfrauen gehört.

Mir hat die Lektüre sehr gut gefallen. Ich habe es genossen, mich wieder einmal nach Dresden entführen zu lassen. Julie Heiland hat die historischen Ereignisse sehr geschickt in ihren Roman eingebunden.
Wer gerne Schmöker liest, mit denen man für kurze Zeit die Realität vergessen kann, der wird von dieser bewegenden Lektüre sehr begeistert sein.

Bewertung vom 30.03.2024
25 letzte Sommer
Schäfer, Stephan

25 letzte Sommer


sehr gut

Ein namenloser Ich-Erzähler, der versucht, am Wochenende in einem Ferienhaus auf dem Land Erholung vom Alltag zu finden. Als er früh morgens seine Runde in der Natur läuft, begegnet er an einem Badeweiher dem Kartoffelbauern Karl. Zwischen ihnen entwickelt sich sofort ein angeregtes Gespräch, welches beide dann am Hof von Karl fortsetzen. Sie philosophieren über das Leben und darüber, was wirklich wichtig ist.

„25 letzte Sommer“ von Stephan Schäfer ist eine ruhige Geschichte, die zum Nachdenken einlädt, ein Roman zum Entschleunigen, philosophisch angehaucht. Die 170 Seiten lassen sich leicht an einem Stück lesen.
Mir war die Lektüre allerdings etwas zu oberflächlich und zu konstruiert. Gerne hätte ich mir mehr Tiefgang gewünscht. So wirklich Neues erfährt man beim Lesen nicht. Aber auf jeden Fall ist es ein nettes Buch, ideal für ein paar entspannende Stunden zwischendurch.

Bewertung vom 20.03.2024
Das andere Tal
Howard, Scott Alexander

Das andere Tal


sehr gut

Die 16-jährige Odile lebt in einem ganz besonderen Tal. Was daran so besonders ist? Diesen Ort gibt es mehrmals. Östlich wie auch westlich davon findet man das Tal nämlich ebenfalls vor, Parallelwelten, nur jeweils 20 Jahre zeitversetzt. Und lediglich trauernde Menschen sind berechtigt, sich dorthin zu begeben, zurück in die Vergangenheit oder voraus in die Zukunft. Alles wird streng überwacht.
Odile macht irgendwann allerdings eine Beobachtung, was ihren Freund Edme betrifft. Und sie kommt dadurch in einen Gewissenskonflikt. Darf sie Schicksal spielen?

„Das andere Tal“ von Scott Alexander Howard ist ein tiefgründiger, surrealer Roman, der sehr nachdenklich stimmt und zum Philosophieren einlädt. Man muss sich auf dieses Buch einlassen, denn es ist eine sehr ruhige Lektüre, die mich nicht sofort mitgerissen hat, die sich aber zu lesen lohnt.

Bewertung vom 10.03.2024
Die vermisste Tochter / Die verlorenen Töchter Bd.2
Lane, Soraya

Die vermisste Tochter / Die verlorenen Töchter Bd.2


sehr gut

Claudia bekommt in einer Londoner Anwaltskanzlei ein kleines Holzkästchen überreicht. Darin befinden sich zwei Hinweise über die Herkunft ihrer Großmutter Catherine. Wie es aussieht, wurde diese adoptiert. Völlig überrascht davon und sehr neugierig macht sich Claudia auf die Spuren ihrer Vorfahren.

Der zweite Band aus der Reihe „Die verlorenen Töchter“ führt uns nach Kuba.
Ganz spontan reist Claudia dorthin, um mehr über ihre Großmutter zu erfahren.
In einzelnen Kapiteln begeben wir uns zurück in die 1950er Jahre und begegnen dort der bezaubernden jungen Esmerelda Diaz und ihren Schwestern, deren Familie damals ein Zuckerimperium hatte, und die zu den einflussreichsten Familien Kubas gehörte.

Soraya Lane hat mit diesem Roman wieder einen schönen Schmöker geschaffen, der einen völlig eintauchen lässt in eine spannende Geschichte. Das Buch lässt sich schnell und leicht lesen, und man hat das Gefühl, selbst in Kuba vor Ort zu sein, denn alles ist ganz wunderbar beschrieben.
Eine schöne Lektüre für zwischendurch, für eine kurze Auszeit vom Alltag, ideal zum Entspannen.

Bewertung vom 22.02.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


ausgezeichnet

„Alles ist miteinander verbunden. Kein Anfang und kein Ende.“

August 1985 in einem Vorort von New York. Eine Nacht, die alles verändert. Sarah Wilf ist 17, ihr Bruder Theo 15. Gemeinsam mit ihrer Freundin Misty Zimmermann sind sie nachts mit dem Auto unterwegs. Theo fährt, obwohl er das noch nicht darf. Sarah, nicht mehr nüchtern, sitzt auf der Rückbank, Misty auf dem Beifahrersitz. Es kommt zu einem folgenschweren Unfall. Danach ist nichts mehr wie es war.
Wir springen 25 Jahre weiter - Dezember 2010. Der 10-jährige Waldo Shenkman lebt mit seinen Eltern im Haus gegenüber der Familie Wilf in der Division Street. Er ist anders, als die Kinder in seinem Alter. Einen Freund findet er in Dr. Ben Wilf. Mit ihm kann er philosophieren und über das reden, was ihn fasziniert, die Astronomie.
Wir sind dabei und hören allen zu.
Zusammen mit den Menschen in der Geschichte reisen wir durch mehrere Jahrzehnte, immer wieder hin und her. Und wir erfahren von Ereignissen, die totgeschwiegen werden. Geheimnisse, die die Menschen belasten, verändern und an denen sie fast zugrunde gehen.

„Leuchtfeuer“ wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Alle aus den Familien Wilf und Shenkman bekommen eine Stimme. Und jede Stimme berührt auf ihre eigene, ganz besondere Art.
Dani Shapiros Roman ist mitreißend und sehr bewegend erzählt. Die Lektüre lässt sich wunderbar leicht lesen und ist doch so tiefgründig.
Ein stimmiges Buch, das durch das schöne Cover perfekt abgerundet wird.
Für mich ist „Leuchtfeuer“ ein Highlight am Bücherhimmel. Daher gibt’s von mir eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 11.02.2024
Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1
Helford, Anna

Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1


gut

Vier Schwestern - Spring, Summer, Autumn und Winter Season - die Season Sisters.
In „Frühlingsgeheimnisse“, dem ersten Band der vierteiligen Reihe geht es um Spring, die in London lebt und dort Sozialstunden ableisten muss. Dies tut sie bei der 80-jährigen Sophia.

Der Einstieg in diese Geschichte fiel mir leicht. Die erste Begegnung der beiden Frauen, wie sie sich nach und nach annähern und einander öffnen, das alles hat mir sehr gut gefallen. Auch die Zeitsprünge in die Vergangenheit fand ich ganz spannend. Wir reisen zurück ins Ende des 19. Jahrhunderts und treffen dort auf Vorfahren von Sophia und auf ein großes Familiengeheimnis.
Zunehmend wurde die Geschichte aber - vor allem in der Gegenwart - doch etwas klischeehaft, und sie war mir insgesamt zu konstruiert.
Nachdem mich die Reihe der „Sieben Schwestern“ von Lucinda Riley total in ihren Bann gezogen hat, neige ich dazu, thematisch ähnliche Bücher damit zu vergleichen - Romanreihen über Töchter, über Schwestern - vermutlich kommt da für mich so schnell nichts ran. So hat es auch diese Lektüre nicht geschafft.
Trotz allem ist es kein schlechtes Buch. Es lässt sich schnell lesen, ist ganz nett für zwischendurch und gefällt mit Sicherheit vielen, die gerne leichte Schmöker auf verschiedenen Zeitebenen mögen.

Bewertung vom 07.02.2024
Der Schacherzähler
Pinnow, Judith

Der Schacherzähler


sehr gut

„Der Schacherzähler“ von Judith Pinnow - was für eine herzerwärmende Lektüre!
Ein Roman über Freundschaft und Zusammenhalt, über Alt und Jung, über Väter und Söhne.
Über den 9-jährigen Janne und seine alleinerziehenden Mutter Malu.
Über den Witwer Walter, der das Schachspiel liebt und sich bei Janne einfach mit „Oldman“ vorstellt.
Über Malus Freundin Liv und über Hinnerk, den Besitzer des Cafés, in dem Malu arbeitet.
Sie alle kommen in einzelnen Kapiteln zu Wort und erzählen jeweils aus ihrer Sicht. Und sie alle haben was zu erzählen, jeder hat seine kleinen und großen Probleme, denn im Leben läuft nicht immer alles rund. Aber zusammen geht vieles leichter.

„Der Schacherzähler“ ist ein sehr berührendes und zugleich erheiterndes Buch. Ein Buch, das sich leicht und schnell lesen lässt und das man wirklich uneingeschränkt empfehlen kann. Einfach wunderbar!

Bewertung vom 02.02.2024
Die Halbwertszeit von Glück
Pelt, Louise

Die Halbwertszeit von Glück


ausgezeichnet

„In der Physik ist die Halbwertszeit die Zeitspanne, in der sich die Menge eines bestimmten Stoffes um die Hälfte reduziert.“
Und wie verhält sich das bei Glück?

Mylène, 2019 in Paris,
Johanna, 1987 in der DDR,
Holly, 2003 in Los Angeles

Drei Frauenschicksale auf drei Zeitebenen:
Eine von ihnen steht kurz vor der Hochzeit, als ein Brief sie völlig aus dem Gleichgewicht bring. Die andere lebt alleine und zurückgezogen in einer Datsche. Als sie im Wald eine verletztes 17-jähriges Mädchen findet, gerät auch ihr Leben aus den Fugen und das nicht zum ersten Mal. Und die dritte wird durch ein Unglück, für das sie sich die Schuld gibt, ebenfalls völlig aus der Bahn geworfen.

So wie mich das bunte Cover dieses Buches sofort angesprochen hat, dazu noch dieser besondere Titel, so haben mich dann auch die Leseprobe und letztendlich das gesamte Buch gepackt.
„Die Halbwertszeit von Glück“ ist absolut fesselnd erzählt. Lange hat mich kein Schmöker mehr so in seinen Bann gezogen.
Die Sprünge zwischen den drei Zeitebenen sind sehr geschickt gemacht, sodass jedes Kapitel immer spannend endet und man nicht aufhören möchte zu lesen.
Jede der drei Frauen hat ein bewegendes Schicksal, und zusammen ergibt alles eine großartige Geschichte.

Louise Pelt ist das Pseudonym der Autorin Lucy Astner. Sie schreibt Drehbücher und Kinderbücher - und hoffentlich bald wieder so einen wunderbaren Roman wie diesen hier.
Ich wünsche der Lektüre, dass sie ganz viel Aufmerksamkeit bekommt und von vielen Buchbegeisterten gelesen wird. Ein wirklich richtig guter Schmöker, der bei mir - trotz der über 400 Seiten - leider viel zu schnell zu Ende war.
Ganz große Leseempfehlung!

Bewertung vom 26.10.2023
Diamantnächte
Rød-Larsen, Hilde

Diamantnächte


sehr gut

Agnete hat einen gut getakteten Alltag. Alles scheint zu funktionieren, alles scheint perfekt. Doch so ist es bei weitem nicht. Irgendwann fallen Agnete die Haare aus. Ein eindeutiges Signal ihres Körpers. Sie muss handeln. Als ihr Mann für einige Wochen beruflich ins Ausland reist, nimmt Agnete sich die Zeit, um ihre Vergangenheit und ihr bisheriges Leben aufzuarbeiten und sich dem allen zu stellen.

So facettenreich, wie das Cover gestaltet ist, so gibt sich auch dieser Roman. Hilde Rød-Larsen schafft es, dass man beim Lesen total mitgerissen wird. Es ist eine fesselnde, aber auch erschreckende Geschichte, unter anderem über toxische Beziehungen und Selbsttäuschung - es ist keine leichte Kost, die uns hier serviert wird, aber es lohnt sich auf jeden Fall, sich darauf einzulassen, daher gibt es von mir eine klare Leseempfehlung.