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beme
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Brüggen

Bewertungen

Insgesamt 59 Bewertungen
Bewertung vom 20.04.2024
Treibgut
Brodeur, Adrienne

Treibgut


ausgezeichnet

Mit Treibgut ist Adrienne Brodeur eine gefühlvolle Familiengeschichte vor bezaubernder Naturkulisse bei Cape Cod gelungen.
Bereits das Cover lässt einen Eindruck auf die stimmungsvolle Reise in die Geschichte der Familie Gardner entstehen. Wasser, Strand und Dünen in einem einzgartigen Naturgebiet bilden den Rahmen für eine Geschichte, die um die Zeit bis zum 70sten Geburtstag des Familienoberhauptes kreist. Die Geheimnisse jedes einzelnen der Familienmitglieder werden in den jeweiligen Kapiteln langsam offenbar. Eine scheinbare Familienidylle, in der jeder versucht den in vielen Jahren aufgebauten Schein zu halten und zu wahren, gleichzeitig aber auch darauf hinarbeitet endlich das Konstrukt aus Lügen und Scheinwahrheiten aufzudecken.
Der kapitelweise Wechsel der Perspektive macht das Buch lebendig und steigert das Interesse daran zu ergründen, wann und wie "die Bomben platzen".
Eine sehr unterhaltsame Lektüre und meine Empfehlung für einen gelungenen Sommerroman.

Bewertung vom 09.04.2024
Der Nachtläufer
Fossum, Karin

Der Nachtläufer


sehr gut

Der Nachtläufer bietet schöne Lesestunden für Krimifans. Eine solide ausgearbeite Geschichte, in deren Verlauf es keine Sprünge oder Unstimmigkeiten gibt. Aus Sicht des Täters erfahren wir als Leser viel über seine Gedankengänge und seine Motivation für sein "Spiel in der Nacht". Russisch Roulette ist seine Passion und einige seiner Opfer kommen mit dem Leben davon. Mit geschickter Tarnung gelingt es ihm die Ermittler lange Zeit an der Nase herum zu führen aber als er die Distanz zu seinen Taten und seinem Opfer verliert, ist seine Überführung nur eine Frage der Zeit.
Insgesamt ein solider Krimi, dessen Spannungsbogen eher sanft verläuft. Kein Thriller, der einem das Blut gefrieren lässt. Die Ermittler spielen in diesem Roman eher eine untergeordnete Rolle und laufen am Rande mit. Die Geschichte bleibt nah am Täter.
Der Krimi liefert gute Unterhaltung, das Cover ist ansprechend gestaltet und passt gut zur Geschichte.

Bewertung vom 04.04.2024
25 letzte Sommer
Schäfer, Stephan

25 letzte Sommer


ausgezeichnet

25 letzte Sommer ist das berührendste Buch, dass ich in den letzten Jahren gelesen habe. Ich habe es tatsächlich in einem Zug gelesen, weil es mich so bewegt hat und ich es nicht weglegen konnte. Der Kartoffelbauer Karl begegnet dem Erzähler und nimmt ihn mit auf seinen Hof. In langen Gesprächen finden beide Zugang zu Leben des Anderen und dem Erzähler wird klar, dass er nicht sein eigenes Leben lebt, sondern durch sein Leben hetzt und falschen Motiven folgt.
Stephan Schäfer erzählt in diesem Buch seine eigene Geschichte und nimmt den Leser mit auf eine Gedankenreise. Wie wäre es, wenn wir das Leben lebten, das wir wirklich wollen? Was hält uns davon ab, es umzusetzen?
Die Sprache dieses Romans ist sehr feinfühlig und bildreich. Sie ist lebendig und fesselnd und begleitet den Leser mit viel Gefühl durch die Geschichte.
Es wundert mich nicht, dass ich am Ende des Buches feststellen durfte, dass der Autor aus meiner Heimatstadt stammt. Ein gutes Fleckchen Erde.
25 letzte Sommer ist ein ganz besonderes Buch, dass ich gerne mit 10 Sternen bewerten würde und jedem Leser ans Herz legen möchte, der bereit ist für die wichtigen Fragen des Lebens.

Bewertung vom 13.03.2024
Der Lärm des Lebens
Hartmann, Jörg

Der Lärm des Lebens


ausgezeichnet

Mit seinem Buch Der Lärm des Lebens nimmt Jörg Hartmann den Leser mit in seine Heimat und verschiedene Phasen seines eigenen Lebens. Mit vielen Ruhrpott-Eigenarten unterlegt ist der Roman ein lebendiges Stück Erinnerung. Nicht nur die des Autors, sondern auch meine eigene. Nur wenige Jahre älter bin ich nur wenige Orte weiter aufgewachsen und dieses Buch liest sich für mich, wie ein Roman von „Zu Hause“. Die speziellen Eigenarten der Ruhrpottmenschen sind für Außenstehende sicher unterhaltsam, für mich Heimatgefühl. So authentisch Jörg Hartmann in seinen Fernsehrollen scheint, so authentisch schreibt er über seine Vergangenheit. Eine Offenheit und Klarheit wie sie typisch ist für die Menschen dieser Region.
Ein bemerkenswertes Buch, das ich uneingeschränkt empfehlen möchte. Nicht nur für Menschen „aussm Pott“.

Bewertung vom 13.03.2024
Der rechte Pfad
Sozio, Astrid

Der rechte Pfad


sehr gut

Der Titel dieses Romans weist bereits auf die Strukturen hin, die die Geschichte beeinflussen. Benjamin, der durch die psychischen Probleme seiner Mutter gezwungen ist einige Wochen im Jahr bei seinem Vater, in einem abgeschiedenen Dorf im Sauerland zu verbringen, ist den Manipulatoren der Religionsgemeinschaft ausgeliefert. Dort, gefangen in den strengen Regeln einer religiös fatalistisch geprägten Sekte, verbringt er diese Zeit des „Zwangsurlaubs“ bis zu der Zeit als eine Jugendliche seines Umfeldes tödlich verunglückt. Die Einflüsse der sektenartigen Strukturen verstören ihn als Kind und beeinflussen ihn jedoch auch noch im Erwachsenenalter und als er 25 Jahre später zurückkehrt in dieses Dorf ist die belastende Situation unverändert. Der Wechsel der verschiedenen Zeitfenster macht das Lesen des Romans anstrengend und die Schwere des Themas belastet den Leser zusätzlich. Es lohnt sich aber in jedem Fall, sich auf die Lektüre einzulassen, da sich die Realität in den Sekten nicht anders abspielt. Mit sehenden Augen dieses Thema kritisch reflektieren und überlegen, wie man die Machtstrukturen solcher „Gemeinschaften“ auflösen kann. Das ist mein Resultat aus der Lektüre. Eine Empfehlung für Leser, die nach dem Ende des Romans Veränderungen in der Alltagsrealität herbeiführen möchten.

Bewertung vom 10.03.2024
Mühlensommer
Bogdahn, Martina

Mühlensommer


ausgezeichnet

Martina Bogdahn hat mit Mühlensommer eine Geschichte nachgezeichnet, die der ihres eigenen Lebens ähnelt. Auf dem Mühlenhof aufgewachsen, lebt Maria lange schon in der Stadt und kehrt wegen eines Unfalls zurück, um die Familie zu unterstützen. Es laufen parallel die Erzählstränge der Jetztzeit und Marias Kindheit auf dem Hof. Das Leben dort ist von vielen Verpflichtungen geprägt und eingeengt bietet aber gleichzeitig viel Naturerleben und Nähe zum Ursprüglichen. Die Empfindungen Marias in dem Spagat zwischen zwei komplett verschiedenen Welten und das Aufbrechen alter Konflikte innerhalb der Familienstruktur werden von Martina Bogdahn lebendig und warmherzig beschrieben. Als Leser fühle ich mich hineinversetzt in das bäuerliche Leben auf dem Mühlenhof, spüre aber auch die Zerrissenheit beide Leben unter einen Hut bringen zu wollen. Eine leichte Unterhaltungslektüre für entspannte Lesestunden.

Bewertung vom 19.02.2024
Mutter ohne Kind
Lindner, Eva

Mutter ohne Kind


ausgezeichnet

Das Cover von Mutter ohne Kind spricht mich als betroffene Mutter sehr an. Das Thema wird als Zeichnung angedeutet, ohne zu aufdringlich zu wirken.
Eva Lindner wagt sich an das Tabuthema ein Kind durch eine Früh- oder Fehlgeburt zu verlieren, um betroffenen Müttern Gehör zu schenken und ihnen eine Plattform zu bieten, dass dieses Schreckenserlebnis angesprochen wird und die Mütter erkennen, wie vielen anderen Müttern das gleiche passiert ist. Keiner redet über eine Fehlgeburt und die Betroffenen fühlen sich allein und einsam. Wichtig ist der Austausch mit anderen Müttern, die eine Fehlgeburt durchleben mussten, weil nur sie die Gefühle nachempfinden können.
Warum ist das Thema gesellschaftlich nicht vorhanden? Warum werden betroffene Mütter nach einem Kindsverlust nicht sofort und ausreichend psychologisch betreut? Warum geht die Gesellschaft so unsensibel mit den Müttern und ihrer besonderen Situation um?
Dieses Buch ist hervorragend geeignet die Sensibilität zum Thema Fehlgeburt zu erhöhen und dem Umfeld der betroffenen Familie einen Einblick zu verschaffen, in welcher Lage sich jemand nach dem Vorgeburtlichen-Verlust des Kindes befindet.
Keine leichte Kost aber ein hilfreicher Ratgeber für Betroffene, den ich jedem Interessierten nur ans Herz legen kann.

Bewertung vom 12.02.2024
Geordnete Verhältnisse
Lux, Lana

Geordnete Verhältnisse


ausgezeichnet

Geordnete Verhältnisse ist eins jeder Bücher, die ich nicht aus der Hand legen kann, weil sie mich so fesselnd in ihren Bann ziehen und ich das Ende kennen möchte, gleichzeitig hinterlässt es aber ein beklemmendes Gefühl, weil die beiden Charaktere so aneinander gefesselt sind, dass ein Entweichen aus den geordneten Verhältnissen fast unmöglich scheint. Kontrollwahn, Pedanterie und keinerlei Soziale Kompetenz sind die Merkmale, die Phillipp ausmachen. Eine toxische Beziehung, die bereits in der Kindheit beginnt und sich zum Alptraum im Erwachsenenalter ausbildet.
Ein ukrainisches Mädchen, das nach Deutschland kommt gerät im Laufe ihres Lebens immer wieder an Kontakte, die ihr nicht gut tun. Als Kind gerät sie bereits in den Bannkreis des sozial-gestörten Jungen, der im Laufe seines Lebens so besessen von ihr wird, dass sie ihm ausgeliefert scheint.
Der Roman schildert beide Sichtweisen der Beziehung jedoch ist Phillipp so narzistisch gestört, dass ich zu ihm keinen Zugang finden konnte. Ein Psychogramm, dass in mir als Leser noch länger nachwirkt.

Bewertung vom 06.02.2024
Notizen zu einer Hinrichtung
Kukafka, Danya

Notizen zu einer Hinrichtung


ausgezeichnet

Das Buch Notizen zu einer Hinrichtung ist ein besonderes Buch. Zum einen handelt es sich um einen Thriller über einen Serienmörder, der junge Mädchen tötet, gleichzeitig ist es aber ein Roman, der die Beziehungen des Täters zu den Frauen, die sein Leben geprägt haben, in einen fesselnden Rahmen stellt.
Die eigentlichen Mordtaten spielen in dem Roman eine Nebenrolle. Vielmehr erzählt er die vielschichtigen Verpflechtungen des Lebens und seiner Beziehungen. Keine leichte Unterhaltungslektüre, sondern ein Roman, der den Leser berührt und mitnimmt in die Gefühlswelt der handelnden Personen. Die Charaktere sind sehr lebendig und empathisch beschrieben, sodass beim Leser ein aktives Bild entsteht. Kein Betrachten der Geschichte von aussen, sondern ein nachleben. Eingefasst ist das Ganze in den Countdown der letzten Stunden bis zu Hinrichtung. Dies ist beim Lesen aber nur nebensächlich. Der Fokus liegt auf den Frauen, die im Leben des Mörders eine wichtige Rolle gespielt haben.
Lediglich der Titel und das Cover treffen meinen Geschmack gar nicht. Ich hätte mir einen weniger holprig anmutenden Titel gewünscht und ein Cover, dass die Tiefe des Romans besser einfängt. Dem Inhalt gebe ich aber meine uneingeschränkte Empfehlung.

Bewertung vom 21.01.2024
Paris Requiem
Lloyd, Chris

Paris Requiem


ausgezeichnet

Paris Requiem ist der zweite Teil einer Romanreihe, der im von Deutschen besetzten Paris im Jahr 1940 spielt. Den ersten Roman kenne ich nicht, das mindert den Lesegenuss keineswegs. Inspecteur Eddie Giral ermittelt in einem Mordfall in einem Jazzclub, bei dem dem Opfer der Mund zugenäht wurde. Ein Zeichen für den Commissaire? Er hatte das Opfer zuvor ins Gefängnis gebracht und dort sollte dieser auch sein. Warum sind auch andere Inhaftierte nicht mehr im Gefängnis? Welche Machtstrukturen ziehen die Fäden im Hintergrund? Haben die deutschen Besatzer eine Verschwörung gestartet? Viele Fragen, denen der Kommissar im kriegsgebeutelten Paris nachgehen muss. Das Leben der hungerleidenden französischen Bevölkerung und die Repressalien denen sie durch die deutsche Wehrmacht ausgeliefert waren, bilden einen bedrückenden Rahmen für die Ermittlungen der französischen Policiers in diesem Roman. Die düstere Stimmung ist bereits durch das Cover gut eingefangen. Es liest sich flüssig obwohl die Beklemmung beim Lesen wiederholte Pausen nötig macht. Keine leichte Unterhaltung sondern ein Krimi mit Hintergrund und Tiefgang. Meine Leseempfehlung für kalte Winterabende.