Versandkostenfrei!
Nicht lieferbar
Weitere Ausgaben:
Von den Bergen Idahos nach Cambridge - der unwahrscheinliche "Bildungsweg" der Tara Westover.Tara Westover ist 17 Jahre alt, als sie zum ersten Mal eine Schulklasse betritt. Zehn Jahre später kann sie eine beeindruckende akademische Laufbahn vorweisen. Aufgewachsen im ländlichen Amerika, befreit sie sich aus einer ärmlichen, archaischen und von Paranoia und Gewalt geprägten Welt durch - Bildung, durch die Aneignung von Wissen, das ihr so lange vorenthalten worden war. Die Berge Idahos sind Taras Heimat, sie lebt als Kind im Einklang mit der grandiosen Natur, mit dem Wechsel der Jahreszeite...
Von den Bergen Idahos nach Cambridge - der unwahrscheinliche "Bildungsweg" der Tara Westover.
Tara Westover ist 17 Jahre alt, als sie zum ersten Mal eine Schulklasse betritt. Zehn Jahre später kann sie eine beeindruckende akademische Laufbahn vorweisen. Aufgewachsen im ländlichen Amerika, befreit sie sich aus einer ärmlichen, archaischen und von Paranoia und Gewalt geprägten Welt durch - Bildung, durch die Aneignung von Wissen, das ihr so lange vorenthalten worden war. Die Berge Idahos sind Taras Heimat, sie lebt als Kind im Einklang mit der grandiosen Natur, mit dem Wechsel der Jahreszeiten - und mit den Gesetzen, die ihr Vater aufstellt. Er ist ein fundamentalistischer Mormone, vom baldigen Ende der Welt überzeugt und voller Misstrauen gegenüber dem Staat, von dem er sich verfolgt sieht. Tara und ihre Geschwister gehen nicht zur Schule, sie haben keine Geburtsurkunden, und ein Arzt wird selbst bei fürchterlichsten Verletzungen nicht gerufen. Und die kommen häufig vor, denn die Kinder müssen bei der schweren Arbeit auf Vaters Schrottplatz helfen, um über die Runden zu kommen. Taras Mutter, die einzige Hebamme in der Gegend, heilt die Wunden mit ihren Kräutern. Nichts ist dieser Welt ferner als Bildung. Und doch findet Tara die Kraft, sich auf die Aufnahmeprüfung fürs College vorzubereiten, auch wenn sie quasi bei null anfangen muss ... Wie Tara Westover sich aus dieser Welt befreit, überhaupt erst einmal ein Bewusstsein von sich selbst entwickelt, um den schmerzhaften Abnabelungsprozess von ihrer Familie bewältigen zu können, das beschreibt sie in diesem ergreifenden und wunderbar poetischen Buch.
" Befreit wirft ein Licht auf einen Teil unseres Landes, den wir zu oft übersehen. Tara Westovers eindringliche Erzählung - davon, einen Platz für sich selbst in der Welt zu finden, ohne die Verbindung zu ihrer Familie und ihrer geliebten Heimat zu verlieren - verdient es, weithin gelesen zu werden." J.D. Vance Autor der "Hillbilly-Elegie"
Tara Westover ist 17 Jahre alt, als sie zum ersten Mal eine Schulklasse betritt. Zehn Jahre später kann sie eine beeindruckende akademische Laufbahn vorweisen. Aufgewachsen im ländlichen Amerika, befreit sie sich aus einer ärmlichen, archaischen und von Paranoia und Gewalt geprägten Welt durch - Bildung, durch die Aneignung von Wissen, das ihr so lange vorenthalten worden war. Die Berge Idahos sind Taras Heimat, sie lebt als Kind im Einklang mit der grandiosen Natur, mit dem Wechsel der Jahreszeiten - und mit den Gesetzen, die ihr Vater aufstellt. Er ist ein fundamentalistischer Mormone, vom baldigen Ende der Welt überzeugt und voller Misstrauen gegenüber dem Staat, von dem er sich verfolgt sieht. Tara und ihre Geschwister gehen nicht zur Schule, sie haben keine Geburtsurkunden, und ein Arzt wird selbst bei fürchterlichsten Verletzungen nicht gerufen. Und die kommen häufig vor, denn die Kinder müssen bei der schweren Arbeit auf Vaters Schrottplatz helfen, um über die Runden zu kommen. Taras Mutter, die einzige Hebamme in der Gegend, heilt die Wunden mit ihren Kräutern. Nichts ist dieser Welt ferner als Bildung. Und doch findet Tara die Kraft, sich auf die Aufnahmeprüfung fürs College vorzubereiten, auch wenn sie quasi bei null anfangen muss ... Wie Tara Westover sich aus dieser Welt befreit, überhaupt erst einmal ein Bewusstsein von sich selbst entwickelt, um den schmerzhaften Abnabelungsprozess von ihrer Familie bewältigen zu können, das beschreibt sie in diesem ergreifenden und wunderbar poetischen Buch.
" Befreit wirft ein Licht auf einen Teil unseres Landes, den wir zu oft übersehen. Tara Westovers eindringliche Erzählung - davon, einen Platz für sich selbst in der Welt zu finden, ohne die Verbindung zu ihrer Familie und ihrer geliebten Heimat zu verlieren - verdient es, weithin gelesen zu werden." J.D. Vance Autor der "Hillbilly-Elegie"
Tara Westover wurde 1986 in Idaho, USA, geboren und lebt heute in Großbritannien. 2008 erwarb sie den Bachelor of Arts an den Brigham Young University. Am Trinity College, Cambridge, machte sie 2009 einen Abschluss als Master of Philosophy und promovierte 2014, nach einem Abstecher an die Harvard University, in Cambridge in Geschichte. »Befreit« ist ihr erstes Buch.
Produktdetails
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch
- Seitenzahl: 448
- Erscheinungstermin: 4. September 2018
- Deutsch
- Abmessung: 208mm x 140mm x 32mm
- Gewicht: 548g
- ISBN-13: 9783462050127
- ISBN-10: 3462050125
- Artikelnr.: 52438029
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Sie glaubte nicht ans Ende der Welt
Tara Westover wuchs in einer Familie in Iowa auf, die sie von Andersdenkenden fernhielt. Ihr Vater, ein religiöser Fanatiker, erwartete die Apokalypse. Wie fand seine Tochter den Weg in die Freiheit?
Eine junge Frau entwindet sich dem Klammergriff einer von religiös extremen Vorstellungen geprägten Familie - wer dachte, dass Deborah Feldman mit ihrem Bestseller "Unorthodox" das definitive Erinnerungsbuch über das Drama einer solchen Selbstbefreiung geschrieben hat, sollte neu lesen. Denn das Leben, das diese in eine ultraorthodoxe chassidische Gemeinde in Williamsburg, New York, hineingeborene Autorin bis ins frühe Erwachsenenalter führte und eindringlich schilderte, erscheint
Tara Westover wuchs in einer Familie in Iowa auf, die sie von Andersdenkenden fernhielt. Ihr Vater, ein religiöser Fanatiker, erwartete die Apokalypse. Wie fand seine Tochter den Weg in die Freiheit?
Eine junge Frau entwindet sich dem Klammergriff einer von religiös extremen Vorstellungen geprägten Familie - wer dachte, dass Deborah Feldman mit ihrem Bestseller "Unorthodox" das definitive Erinnerungsbuch über das Drama einer solchen Selbstbefreiung geschrieben hat, sollte neu lesen. Denn das Leben, das diese in eine ultraorthodoxe chassidische Gemeinde in Williamsburg, New York, hineingeborene Autorin bis ins frühe Erwachsenenalter führte und eindringlich schilderte, erscheint
Mehr anzeigen
geradezu liberal und reich an Möglichkeiten der Weltaneignung im Vergleich zu dem, was die Amerikanerin Tara Westover in ihren Memoiren "Befreit" beschreibt.
Für Tara Westover standen die Zeichen von Beginn auf maximale Abgrenzung: Wann genau sie zur Welt kam, ist unklar. Nur dass es irgendwann im Jahr 1986 bei einer Hausgeburt im Bundesstaat Iowa gewesen sein muss, steht ziemlich sicher fest. Ihre Existenz wurde keiner staatlichen Stelle gemeldet. Als jüngstes von sieben Kindern eines Prepper-Ehepaars streng mormonischen Glaubens wächst Tara abgeschieden auf einer Farm am Fuße des Buck Peak auf und erwartet, wie die gesamte Familie, praktisch stündlich den Zusammenbruch der Zivilisation nach göttlichem Ratschluss.
Der Vater lässt seine Kinder mit ihm auf dem Schrottplatz schuften oder setzt sie beim Bau von Scheunen ein; die Mutter unterminiert das Gesundheitssystem als nicht ausgebildete Hebamme und Kräuterfrau. Immer wieder zerreißen schreckliche Unfälle den Alltag der Familie, Verbrennungen, Schnittwunden, Hirntraumata, aber einen Arzt zu rufen oder ins Krankenhaus zu fahren wäre Verrat an den Offenbarungen, die der Vater zu empfangen glaubt. Außerdem würde es mutmaßlich das FBI auf den Plan rufen, das Aussteiger angeblich kaltblütig erschießt.
Eine Schule sieht Tara nicht von innen, weil ihre Eltern den teuflischen Einfluss der "Illuminaten" fürchten. Dass sie zu Hause unterrichtet wird, ist mehr frommer Wunsch als Wirklichkeit. Tatsache ist, dass selbst eingekochte Pfirsiche, Konserven, Waffen und Munition im Keller gebunkert werden und der unterirdisch verborgene Treibstofftank mit Sprit befüllt ist. Neben den Kinderbetten stehen Rucksäcke mit Überlebensausrüstungen für die Flucht in die Berge bereit. Das Ende ist vermeintlich nah. Als es an Silvester 1999 nicht hereinbricht und nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wieder nicht, ist der Vater am Boden zerstört. Noah hat seine Arche gebaut, doch Gott hält die Flut zurück.
Ihre Geschichte handele nicht vom Mormonentum oder von Religiosität, schickt Tara Westover allem voran. Tatsächlich überwölbt und legitimiert der Glaube Verhaltensweisen des als Patriarchen herrschenden Vaters, die seine Tochter später als Ausprägung einer Psychose deutet. Doch auch darum geht es nur mittelbar. Vor allem handelt "Befreit" - im Original "Educated", gebildet - vom Ausgang eines Menschen aus seiner nicht selbst verschuldeten Unmündigkeit.
In ihrer Erinnerung schreitet die Autorin den Weg zwischen familiärem Konformitätsdruck, Eigensinn und der Sehnsucht nach Zugehörigkeit zu anderen ab. Immer weiter entfernt sie sich von ihrer Herkunft, bis an die Universität von Cambridge und darüber hinaus, bis zum Bruch mit den Eltern. Sie stützt sich auf ihre eigenen Jugendtagebücher und Gespräche mit den Geschwistern, die noch Kontakt zu ihr halten, wägt unterschiedliche Versionen derselben Geschehnisse gegeneinander ab und legt offen, wo sie ihren Erinnerungen misstraut. Oder wo sie kindliche Vorstellungsräume jenseits der Realität betritt, in denen freilich Echos der Paranoia anderer widerhallen.
Dass Tara Westovers Eltern, denen der schwunghafte Handel mit Heilölen und Tinkturen inzwischen Wohlstand gebracht hat, den Bericht ihrer Tochter als Verleumdung zurückweisen, versteht sich von selbst. Zwei der Westover-Kinder, die ihre Namen nicht öffentlich machten, haben vernichtende Rezensionen auf Amazon hinterlassen; ein weiterer Bruder hat dortselbst bestimmte Passagen des Buchs relativiert. In welcher Familie hätte nicht jeder Einzelne seine eigene Lesart der Vergangenheit zu erzählen? Die Autorin lässt in ihren Memoiren nie einen Zweifel daran aufkommen, dass sie keine letztgültige Wahrheit anzubieten hat, aber sie zeigt sich entschlossen, ihre eigene Fassung der Geschichte festzuhalten - einer Geschichte aus dem Herzen Amerikas. Bei aller Härte schreibt sie keine Abrechnung, sondern unterstreicht, dass auch wer Schaden anrichtet, oft nur das Beste will.
Die Komplizenschaft von Mutter und Tochter, als es um die Teilnahme an einer nach der Familiendoktrin als nicht sittsam eingestuften Tanzgruppe für Jugendliche geht, und der liebevolle Stolz im Blick des Vaters, wann immer seine Tochter in der Kirche oder in einem Konzert singt, stehen für Momente der Eintracht, die auch von der geduldeten Gewalttätigkeit eines Bruders nicht annulliert werden. Die Kernfrage ist weniger, warum die Eltern über die psychische und physische Erniedrigung des Bruders gegenüber Tara hinwegsehen, sondern: Warum wurde ihr von ihnen das Recht auf Bildung verweigert? Die Antwort gibt sie implizit auf jeder Seite: weil Wissen einen Menschen befreien und alles in Frage stellen lassen kann. Hochmut nennt das der Vater.
Wie sie sich selbst aneignete, was es braucht, um die Aufnahmeprüfung für ein (mormonisches) College zu bestehen, was es bedeutet, als Tölpel des eigenen Bildungsromans wie ein Kaspar Hauser des amerikanischen Nordwestens im Kunstgeschichtsunterricht zu fragen, was denn dieser Holocaust sei, lässt Tara Westover ihre Leser nachempfinden. Ihre Sprache ist klar und zuweilen - vielleicht der exzessiven Lektüre religiöser Texte in den frühen Jahren geschuldet - spröde. Mit einem sicheren Gespür für Cliffhanger treibt sie den Leser von Episode zu Episode, hinein in die Einsamkeit, die der Preis für die Befreiung war - und wieder hinaus ins Offene. Das lebenslange Lernen hat gerade erst begonnen.
URSULA SCHEER
Tara Westover: "Befreit". Wie Bildung mir die Welt erschloss.
Aus dem amerikanischen Englisch von Eike Schönfeld. Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln 2018. 448 S., geb., 23,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Für Tara Westover standen die Zeichen von Beginn auf maximale Abgrenzung: Wann genau sie zur Welt kam, ist unklar. Nur dass es irgendwann im Jahr 1986 bei einer Hausgeburt im Bundesstaat Iowa gewesen sein muss, steht ziemlich sicher fest. Ihre Existenz wurde keiner staatlichen Stelle gemeldet. Als jüngstes von sieben Kindern eines Prepper-Ehepaars streng mormonischen Glaubens wächst Tara abgeschieden auf einer Farm am Fuße des Buck Peak auf und erwartet, wie die gesamte Familie, praktisch stündlich den Zusammenbruch der Zivilisation nach göttlichem Ratschluss.
Der Vater lässt seine Kinder mit ihm auf dem Schrottplatz schuften oder setzt sie beim Bau von Scheunen ein; die Mutter unterminiert das Gesundheitssystem als nicht ausgebildete Hebamme und Kräuterfrau. Immer wieder zerreißen schreckliche Unfälle den Alltag der Familie, Verbrennungen, Schnittwunden, Hirntraumata, aber einen Arzt zu rufen oder ins Krankenhaus zu fahren wäre Verrat an den Offenbarungen, die der Vater zu empfangen glaubt. Außerdem würde es mutmaßlich das FBI auf den Plan rufen, das Aussteiger angeblich kaltblütig erschießt.
Eine Schule sieht Tara nicht von innen, weil ihre Eltern den teuflischen Einfluss der "Illuminaten" fürchten. Dass sie zu Hause unterrichtet wird, ist mehr frommer Wunsch als Wirklichkeit. Tatsache ist, dass selbst eingekochte Pfirsiche, Konserven, Waffen und Munition im Keller gebunkert werden und der unterirdisch verborgene Treibstofftank mit Sprit befüllt ist. Neben den Kinderbetten stehen Rucksäcke mit Überlebensausrüstungen für die Flucht in die Berge bereit. Das Ende ist vermeintlich nah. Als es an Silvester 1999 nicht hereinbricht und nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wieder nicht, ist der Vater am Boden zerstört. Noah hat seine Arche gebaut, doch Gott hält die Flut zurück.
Ihre Geschichte handele nicht vom Mormonentum oder von Religiosität, schickt Tara Westover allem voran. Tatsächlich überwölbt und legitimiert der Glaube Verhaltensweisen des als Patriarchen herrschenden Vaters, die seine Tochter später als Ausprägung einer Psychose deutet. Doch auch darum geht es nur mittelbar. Vor allem handelt "Befreit" - im Original "Educated", gebildet - vom Ausgang eines Menschen aus seiner nicht selbst verschuldeten Unmündigkeit.
In ihrer Erinnerung schreitet die Autorin den Weg zwischen familiärem Konformitätsdruck, Eigensinn und der Sehnsucht nach Zugehörigkeit zu anderen ab. Immer weiter entfernt sie sich von ihrer Herkunft, bis an die Universität von Cambridge und darüber hinaus, bis zum Bruch mit den Eltern. Sie stützt sich auf ihre eigenen Jugendtagebücher und Gespräche mit den Geschwistern, die noch Kontakt zu ihr halten, wägt unterschiedliche Versionen derselben Geschehnisse gegeneinander ab und legt offen, wo sie ihren Erinnerungen misstraut. Oder wo sie kindliche Vorstellungsräume jenseits der Realität betritt, in denen freilich Echos der Paranoia anderer widerhallen.
Dass Tara Westovers Eltern, denen der schwunghafte Handel mit Heilölen und Tinkturen inzwischen Wohlstand gebracht hat, den Bericht ihrer Tochter als Verleumdung zurückweisen, versteht sich von selbst. Zwei der Westover-Kinder, die ihre Namen nicht öffentlich machten, haben vernichtende Rezensionen auf Amazon hinterlassen; ein weiterer Bruder hat dortselbst bestimmte Passagen des Buchs relativiert. In welcher Familie hätte nicht jeder Einzelne seine eigene Lesart der Vergangenheit zu erzählen? Die Autorin lässt in ihren Memoiren nie einen Zweifel daran aufkommen, dass sie keine letztgültige Wahrheit anzubieten hat, aber sie zeigt sich entschlossen, ihre eigene Fassung der Geschichte festzuhalten - einer Geschichte aus dem Herzen Amerikas. Bei aller Härte schreibt sie keine Abrechnung, sondern unterstreicht, dass auch wer Schaden anrichtet, oft nur das Beste will.
Die Komplizenschaft von Mutter und Tochter, als es um die Teilnahme an einer nach der Familiendoktrin als nicht sittsam eingestuften Tanzgruppe für Jugendliche geht, und der liebevolle Stolz im Blick des Vaters, wann immer seine Tochter in der Kirche oder in einem Konzert singt, stehen für Momente der Eintracht, die auch von der geduldeten Gewalttätigkeit eines Bruders nicht annulliert werden. Die Kernfrage ist weniger, warum die Eltern über die psychische und physische Erniedrigung des Bruders gegenüber Tara hinwegsehen, sondern: Warum wurde ihr von ihnen das Recht auf Bildung verweigert? Die Antwort gibt sie implizit auf jeder Seite: weil Wissen einen Menschen befreien und alles in Frage stellen lassen kann. Hochmut nennt das der Vater.
Wie sie sich selbst aneignete, was es braucht, um die Aufnahmeprüfung für ein (mormonisches) College zu bestehen, was es bedeutet, als Tölpel des eigenen Bildungsromans wie ein Kaspar Hauser des amerikanischen Nordwestens im Kunstgeschichtsunterricht zu fragen, was denn dieser Holocaust sei, lässt Tara Westover ihre Leser nachempfinden. Ihre Sprache ist klar und zuweilen - vielleicht der exzessiven Lektüre religiöser Texte in den frühen Jahren geschuldet - spröde. Mit einem sicheren Gespür für Cliffhanger treibt sie den Leser von Episode zu Episode, hinein in die Einsamkeit, die der Preis für die Befreiung war - und wieder hinaus ins Offene. Das lebenslange Lernen hat gerade erst begonnen.
URSULA SCHEER
Tara Westover: "Befreit". Wie Bildung mir die Welt erschloss.
Aus dem amerikanischen Englisch von Eike Schönfeld. Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln 2018. 448 S., geb., 23,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schließen
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Ursula Scheer kann kaum fassen, wie die Autorin Tara Westover in Iowa aufgewachsen ist: Als Kind streng religiöser Mormonen und sogenannter Prepper, die jederzeit die Apokalypse erwarten und sich darauf ihr Leben lang vorbereiten, wurde sie weder je behördlich registriert, noch hat sie eine Schule besucht, staunt Scheer. Wie sie es dennoch geschafft hat, sich von den Glaubenssätzen der Eltern zu emanzipieren, findet die Rezensentin nicht nur äußerst spannend und anrührend; die Memoiren der Autorin sind für sie vor allem ein Plädoyer für Bildung, die den Menschen auch "aus seiner nicht selbst verschuldeten Unmündigkeit" befreien kann, so Scheer. Was es sie gekostet hat, von der unbedarften Schülerin, die im Kunstunterricht fragt, was Holocaust sei, bis nach Cambridge zu kommen, kann man nur ahnen. Dass der Bruch mit Herkunft und Eltern Einsamkeit, aber letztlich auch Befreiung bedeutete, macht sie laut Rezensentin ganz klar.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"kraftvoll, mitreißend und sprachlich stilsicher [...] eines der besten Bücher des letzten Jahres" Gabi Rudolph fastforward-magazine.de 20190116
»Toll geschrieben, wahnsinnig interessant, eine unglaubliche Heldengeschichte - und aus dem echten Leben.« Lauren Ramoser RTL 20201218
Tara Westover wächst mit ihren 5 Brüdern und einer Schwester in den Bergen Idahos auf. Ihr Blick von zu Hause ist stets gerichtet auf den Berg Buck Peak, auf dem sich jedes Jahr die Umrisse einer Indianerprinzessin abbilden. Ihr Vater ist ein fundamentalistischer Mormone, vom baldigen Ende …
Mehr
Tara Westover wächst mit ihren 5 Brüdern und einer Schwester in den Bergen Idahos auf. Ihr Blick von zu Hause ist stets gerichtet auf den Berg Buck Peak, auf dem sich jedes Jahr die Umrisse einer Indianerprinzessin abbilden. Ihr Vater ist ein fundamentalistischer Mormone, vom baldigen Ende der Welt überzeugt. Tara muss als junges Mädchen auf seinem Schrottplatz helfen, in eine staatliche Schule dürfen die Kinder nicht, da ihr Vater voller Misstrauen dem Staat gegenüber ist, von dem er sich verfolgt fühlt. Sie bekommen angeblich zu Hause Unterricht, doch die Mutter ist bald nach einem schweren Autounfall mit der ganzen Familie nicht mehr fähig, ihre eigenen Kinder zu unterrichten, was sie auch vorher nur sporadisch tat.
Tara bemüht sich auf Drängen ihres älteren Bruders Tylers, eine Aufnahmeprüfung für das College zu machen und lernt fleißig dafür. Sie wird angenommen und so entwickelt sich ihr Weg zu hoher Bildung und Auszeichnungen, von denen sie nie zu träumen gewagt hätte. Sie studiert letztendlich sogar in Havard. Ihr ganzes Leben, welches sie immer zurück an den Buck Peak zu ihrer Familie führt, führt ihr Bruder Shawn wie ein roter Faden hindurch. Er ist gewalttätig und brutal, er misshandelt seine Freundinnen ebenso wie Tara selbst. Er hat sie geschlagen, an den Haaren gezogen, ihren Kopf in die Kloschüssel gesteckt. Durch Zufall erfährt Tara, dass es auch ihrer älteren Schwester Audrey mit Shawn so ergangen ist. Sie versuchen mit ihren Eltern darüber zu reden, aber die wehren die Vorwürfe nur ab und wollen nichts davon hören. Es kommt dadurch zu einem großen Bruch zwischen Tara und ihren Eltern, da ihr Vater ihr Handeln nicht akzeptiert und nicht für sie einstehen kann und will.
Tara Westover schreibt wundervoll und berührend ihre Geschichte nieder, die beeindruckend ist, was ihre Familie alles erlebt, wie sie mit dem anscheinend bipolar erkrankten Vater leben müssen, dessen Wort gilt und sonst keines, außer dem Gottes natürlich. Wie sie die Gewalttätigkeit und die Demütigungen ihres Bruders Shawn erträgt und es sie trotz allem immer wieder nach Hause zieht. Ich konnte nicht nachvollziehen, warum sie nicht im College in England blieb, anstatt immer wieder zu ihrer Familie zu fahren, wo es wieder Streit und Gewalt gab. Tara verachtet ihre Eltern nicht dafür, dass sie ihr keine anständige Bildung zukommen ließen als Kind, sie verachtet sie dafür, dass sie all die Jahre weggeschaut und nichts getan hatten, als Shawn sie quälte.
Beeindruckend ist, wie Tara es selbst geschafft hat, sich durch Lernen und Lesen ihre heutige Bildung anzueignen, sogar ihren Doktortitel zu machen, obwohl sie nie das dafür notwendige, wie sie glaubte, Selbstvertrauen hatte. Es war ein langer und steiniger Weg, den sie gehen musste und dafür verdient sie volle und große Anerkennung, die sie von ihrer eigenen Familie nie bekam.
Fazit:
Ein wunderbarer, faszinierender und berührender autobiografischer Roman, der mir oft den Atem raubte und mich mit Stolz erfüllte, obwohl ich Tara gar nicht kenne, dass sie zu sich selbst gefunden hat und sich ihren Traum von Bildung erfüllen konnte.
Ich bedanke mich herzlich beim Kiepenheuer & Witsch-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares. Ohne sie hätte ich dieses wunderbare und faszinierende Buch wahrscheinlich nie gelesen.
Weniger
Antworten 5 von 6 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 5 von 6 finden diese Rezension hilfreich
Ungebildet im Namen des Herrn: bietet jeder der zwölf in diesem Band vorgestellten und ausgiebig fotografierten "Lost Places". Verlorene, vergessene Bauwerke sind es, vor allem (oder nur?) in Deutschlands Osten, Häuser bzw. ganze Anlagen, die in sich zusammengefallen sind und …
Mehr
Ungebildet im Namen des Herrn: bietet jeder der zwölf in diesem Band vorgestellten und ausgiebig fotografierten "Lost Places". Verlorene, vergessene Bauwerke sind es, vor allem (oder nur?) in Deutschlands Osten, Häuser bzw. ganze Anlagen, die in sich zusammengefallen sind und nicht mehr genutzt werden, teilweise wahre Märchenschlösser aus vergangenen Zeiten, inzwischen verfallen, teilweise zu Ruinen. Und die Fotos sind teilweise unglaublich - als hätte der "Macher" seine Seele hineingelegt.
Ich habe vor langer Zeit mal Geschichte studiert - einmal Historiker, immer Historiker? Nun, bei mir passt das zumindest in der Hinsicht, als dass ich den Dingen, die mich wirklich interessieren, auf den Grund gehen will. Ich will mehr über diese vergessenen Orte erfahren, ihre genaue Lage kennenlernen, um die Möglichkeit zu haben, sie entweder zu besichtigen oder um sie drum herum zu recherchieren. Deswegen hat es mich extrem gestört, dass die Infos zu den Orten eher allgemein sind, keine genauen Adressen angegeben sind, auch keine Karte - beides Anlagen, die ich mir sehr gewünscht hätte. Zweifellos gibt es einen triftigen Grund dafür, einen rechtlichen oder anderweitigen - wie auch immer. Auch, dass einige der Gebäude inzwischen abgerissen sind, erfährt der Leser nur aus dem Vorort, aus den Texten zu den Bauten selbst ist es nicht ersichtlich oder aber ich habe es überlesen. Und klar kann man auch mit der vorhandenen Information alles Relevante herausfinden, dennoch hätte diesem Buch eine ausführlichere Anlage ganz ausgezeichnet zu Gesicht gestanden.
Nichtsdestotrotz ist dies ein wichtiges und für mich schönes und ergreifendes Buch über Denkmäler der ganz besonderen Art, solche, die im Laufe der Zeit unterschiedlichen Aktivitäten Obdach boten, verschiedene Menschen und Gegenstände beherbergten - unterschiedliche Dinge gingen unter den Dächern vor. Ausserdem gibt es tolle Fotos, die einerseits ernüchternd sind - wer lässt so große, so großartige Bauten so verkommen, ja verrotten? Andererseits regen sie die Phantasie an und sind sicher ein gefundenes Fressen für den ein oder anderen Krimiautor.
Ein ungewöhnlicher und daher umso lobenswerterer Ansatz zu einem sehr ungewöhnlichen Bildband, dessen Lektüre/Blättern durch die Seiten ich sehr genossen habe und zu dem ich sicher wiederholt greifen werde.
Weniger
Antworten 2 von 2 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 2 von 2 finden diese Rezension hilfreich
Ich lese ja nicht unbedingt jede (Auto)Biographie, aber dieses Buch hat es mit total angetan und ich bin froh, dass ich es gewonnen habe. Es öffnete mir die Augen über die Lebensweise von Menschen, die in einer anderen Glaubensrichtung aufwachsen, als die, welche ich selbst kenne. Auch bin …
Mehr
Ich lese ja nicht unbedingt jede (Auto)Biographie, aber dieses Buch hat es mit total angetan und ich bin froh, dass ich es gewonnen habe. Es öffnete mir die Augen über die Lebensweise von Menschen, die in einer anderen Glaubensrichtung aufwachsen, als die, welche ich selbst kenne. Auch bin ich total erschüttert, wie es Kinder schaffen, bei solchen Eltern aufzuwachsen. Ist doch der Vater ein strenggläubiger Mormone, die Mutter ist eine sogenannte Kräuterhexe und Tara leidet unter den Gewaltausbrüchen des eigenen Bruders. Nichts desto trotz lernt Tara heimlich für den College-Aufnahmetest, weil sie merkt, dass es besser wäre, über ihr eigenes Leben selbst zu bestimmen. Aber ein angestrebter College-Besuch ist nur einer von vielen einschneidenden Erlebnissen und Lebensabschnitten für Tara.
Mit diesem Buch sieht man, wie unterschiedlich die sogenannten „Weltanschauungen“ sein können.
Ich bin mir sicher, dass es viele Leute gibt, die dieses Buch gerne mehr als nur einmal lesen würden, wenn es sie es haben.
Wenn man mich nach meiner persönlichen Meinung fragt, kann ich dieses Buch jedem empfehlen, der auf Biographien steht, weil ich denke, dass es eine einschneidende Erfahrung macht.
Weniger
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Eine mutige Frau befreit sich
Auf dieses Buch war ich sehr gespannt, denn das Thema Bildung zur Befreiung bzw. Verselbstän-digung finde ich persönlich sehr spannend.
Allerdings würde man ja eher nicht denken, dass das ein Problem der westlichen Welt ist. Taras Geschichte aber …
Mehr
Eine mutige Frau befreit sich
Auf dieses Buch war ich sehr gespannt, denn das Thema Bildung zur Befreiung bzw. Verselbstän-digung finde ich persönlich sehr spannend.
Allerdings würde man ja eher nicht denken, dass das ein Problem der westlichen Welt ist. Taras Geschichte aber spielt in den USA. Ihr Vater ist fundamentalistischer Mormone und so ist diese Familie der Welt der Bildung ganz fern. Dennoch hat es die Tochter geschafft, sich ihren eigenen Weg zu erkämpfen und die Welt ihrer Eltern und Jugend hinter sich zu lassen.
Ein unglaublich spannendes Buch über eine starke, bemerkenswerte Frau. Sie schreibt authen-tisch und ergreifend, gleichzeitig in einer wunderbaren, fast poetischen Sprache.
Die Erzählungen über ihre Kindheit sind zum Teil wirklich unglaublich. Man kann sich kaum vor-stellen, dass das alles im Amerika der späten 80er und 90er Jahre passiert ist. Gewalt, Lieblosig-keit und Grausamkeit sind Alltag – ein Wunder, dass Tara daran zerbrochen ist. Im Gegenteil: sie schildert ihr bisheriges Leben relativ sachlich, ohne Bitterkeit oder Vorwürfe. Und man fragt sich sofort, ob man das selbst auch so könnte. Dass sie sehr willensstark und mutig ist, daran besteht kein Zweifel. Sie entscheidet sich als Teenie für ein selbstbestimmtes Leben, das sie sich hat er-kämpfen muss. Das ist sehr beeindruckend und absolut faszinierend. Berührend und zugleich be-drückend. Aber einfach nur lesenswert!
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
In den abgelegenen Bergen Idahos wuchs Tara unter ärmlichen und veralteten religiösen Vorstellungen auf. Ihr Leben in der wilden Natur wurde geprägt von den Jahreszeiten und den Gesetzen, die der gewalttätige und paranoide Vater aufstellte. Bildung gehört nicht zu seinen …
Mehr
In den abgelegenen Bergen Idahos wuchs Tara unter ärmlichen und veralteten religiösen Vorstellungen auf. Ihr Leben in der wilden Natur wurde geprägt von den Jahreszeiten und den Gesetzen, die der gewalttätige und paranoide Vater aufstellte. Bildung gehört nicht zu seinen Vorstellungen vom Leben eines Mädchens. Nicht einmal Geburtsurkunden haben seine Kinder. Seine fundamentalistischen Ansichten als Mormone lassen ihn an das baldige Ende der Welt glauben. Dem Staat misstraut er, glaubt sogar, verfolgt zu werden. Wenn es Krankheiten gibt, wird kein Arzt gerufen, dabei geschehen häufig Unfälle, wenn die Kinder auf dem Schrottplatz des Vaters helfen müssen. Taras Mutter ist mit Heilkräutern vertraut, sie ist die einzige Hebamme in der Gegend. Irgendwann wächst in Tara der Wunsch nach Bildung und sie bereitet sich für das College vor. Wie kann sie das schaffen, wo sie doch bei null anfangen muss?
Der Roman teilt sich in drei Teile. Er beginnt mit Taras Kindheit, die sie mit ihrer mormonischen Familie unter einfachsten Bedingungen ohne Schule oder Arzt in den Bergen Idahos verlebt. Tara fühlt sich wohl hier, sie kennt es nicht anders und fügt sich den Anweisungen ihres Vaters. Im zweiten Teil geht es um ihre Zeit am College. Sie erkennt die Außenwelt, nabelt sich von ihrer Familie ab und erreicht ein Auslandssemester im Cambridge. Im dritten Teil erfahren wir von ihrem Stipendium, dass sie als Cambridge Absolventin für ein Studiensemester nach Paris und Harvard führt. In dieser Zeit findet der endgültige Bruch mit der Familie statt, ihr Preis für ihre Promotion und ein freies Leben.
Die Familie Taras lebt nicht wie die anderen in der Mormonengemeinde, es wird deutlich, dass der Vater die Gemeinschaft der Mormonen wegen einer psychischen Störung verlassen hat und seine verrückten Ideen zu Lasten seiner Familie umsetzen will. Keine Schulbildung, keine Gesundheitsfürsorge und
Tara sucht nach Liebe, die sie in ihrer Familie nicht erhält. Auf die Mutter war kein Verlass, sie stellte ihre Verbundenheit zum tyrannischen Vater vor ihre Mutterliebe. War es Angst oder ebenfalls religiöser Fanatismus, weil in mormonischen Familien die Männer das Sagen haben? Ich kann es nicht sagen, ihre Rolle in dieser Geschichte ist keine sympathische. Sie ist keine Hilfe für ihre Tochter. Doch einige Figuren konnten Tara auf ihrem Weg unterstützen, ihr Bruder Tyler half, wo er konnte. Und ihre Professorin Dr. Kerry förderte Tara, denn sie erkannte das in ihr schlummernde hohe Bildungspotential.
Dieser Roman ist fast wie eine Lebensbeichte, das dramatisch erzählte Leben eines Mädchens aus den Bergen, die von sich aus die Kraft besitzt, sich von ihrer Familie zu lösen und damit für ein freies, gebildetes Leben zu entscheiden. Woher nahm Tara diese Kraft? Wenn man das Buch liest, kann man die Frage nicht beantworten, aber man kann erkennen, das hier etwas wunderbares stattgefunden haben muss. "Bildung versetzt Berge". Vielleicht hat dieser Spruch auch hier seine Bedeutung.
Mich hat dieser authentische Lebensbericht ziemlich schockiert, es gibt aber auch andere Szenen, die die wunderschöne Natur beschreiben. Es ist fast ein Wunder, wie dieses Mädchen die Kraft besessen hat, sich aus der despotischen Herrschaft des Vaters zu befreien und den Weg ins Leben ohne ihre Familie zu wagen. Dieser Roman über Taras Lebensgeschichte verdient absolute Leseempfehlung.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Tara Westover ist in einer streng mormonischen Familie aufgewachsen. Sie ist das jüngste von sieben Geschwistern und hat nie eine Schule besucht. Ihre Kindheit verbringt sie hauptsächlich auf dem Schrottplatz ihres Vaters, wo der Unterhalt für die ganze Familie verdient wird. Ihre …
Mehr
Tara Westover ist in einer streng mormonischen Familie aufgewachsen. Sie ist das jüngste von sieben Geschwistern und hat nie eine Schule besucht. Ihre Kindheit verbringt sie hauptsächlich auf dem Schrottplatz ihres Vaters, wo der Unterhalt für die ganze Familie verdient wird. Ihre Mutter ist illegal als Hebamme und Heilerin tätig. Ihre Eltern misstrauen nicht nur der Regierung und dem Schulsystem, sondern auch Ärzten und fast allen Menschen, die nicht nach ihren strengen religiösen Maßstäben leben. Ihr Vater ist überzeugt vom baldigen Ende der Welt und bereitet sich bereits mit entsprechenden Maßnahmen vor. Je älter Tara wird, desto mehr stellt sie für sich diese abgeschottete Lebensweise in Frage. Nach und nach verlassen ihre Geschwister den elterlichen Schrottplatz und bald steht auch für sie die Frage im Raum, wie ihr zukünftiges Leben aussehen soll.
Die Lebensgeschichte von Tara Westover hat mich sehr beeindruckt. Man kann sich gar nicht wirklich vorstellen, unter welchen Umständen sie ihre Kindheit und Jugend verbracht hat.
Sie besitzt einen unbändigen Wissensdurst und ist trotz aller Rückschläge immer auf der Suche nach Antworten und einem für sie sinnstiftenden Leben. Schonungslos zeigt sie auch die Tiefpunkte und ihre Verzweiflung, denn zwischen den beiden unterschiedlichen Welten wirkt sie oft verloren. Sie fühlt sich sowohl bei ihrer Familie als auch am College und später an der Universität nicht richtig zugehörig und deplatziert. Zu ihrem Glück gerät sie an die richtigen Menschen, die ihr Hilfe und Unterstützung für ein selbstbestimmtes Leben bieten. Ihr Weg aus der inneren Abhängigkeit von den seit ihrer frühesten Kindheit eingetrichterten Prinzipien ist steinig und schwer. Zum Glück hat sie nicht aufgegeben und inzwischen wahnsinnig viel erreicht, auf das sie sehr stolz sein kann.
Ich war selten so gefesselt und beeindruckt von einer Biografie und kann sie nur jedem weiterempfehlen!
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Fromme Blasphemie
Die Zugehörigkeit zur Sekte der Mormonen muss ja gar nicht das Problem sein. Auch nicht die anfängliche Armut.
Aber wenn jedes Ereignis, jeder Unglücksfall, der eindeutig auf Beschränktheit zurückzuführen ist, als Gottes Wille angesehen wird, dann …
Mehr
Fromme Blasphemie
Die Zugehörigkeit zur Sekte der Mormonen muss ja gar nicht das Problem sein. Auch nicht die anfängliche Armut.
Aber wenn jedes Ereignis, jeder Unglücksfall, der eindeutig auf Beschränktheit zurückzuführen ist, als Gottes Wille angesehen wird, dann wird deutlich, dass Eigenverantwortlichkeit in dieser Familie ein Fremdwort ist. Was Demut vor Gott sein soll, ist in Wirklichkeit der vollkommen hypertrophierte Machtwille des Vaters. Wer in unseren Tagen nach solch archaischen Prinzipien zu leben bereit ist, stellt seine umfassende Abhängigkeit unter Beweis.
Fassungslos verfolgt der Leser, unter welchen schweren Bedingungen die Protagonistin sich befreit - und um welchen Preis! So tief verinnerlicht die perpetuierte Manipulation, dass die konstante Introspektion zum vollkommenen Zusammenbruch führt. Zu zweifeln, dass man sich selbst trauen kann, das ist der größte Bankrott, sich daraus zu befreien der tapferste Sieg! Ein Buch, dass man nicht aus der Hand legt!
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Beeindruckend und bemerkenswert
„Befreit“ ist der eindrucksvolle biografische Debütroman der Autorin Tara Westover.
Tara ist gemeinsam mit ihren sechs Geschwistern im ländlichen Idaho aufgewachsen. Ihr Vater ist Mormone und steht dem Staat sehr skeptisch gegenüber. …
Mehr
Beeindruckend und bemerkenswert
„Befreit“ ist der eindrucksvolle biografische Debütroman der Autorin Tara Westover.
Tara ist gemeinsam mit ihren sechs Geschwistern im ländlichen Idaho aufgewachsen. Ihr Vater ist Mormone und steht dem Staat sehr skeptisch gegenüber. Seine Kinder lässt er nicht zur Schule und medizinische Hilfe wird auch nicht in Anspruch genommen. Stattdessen greift die Familie auf die Kräuterheilkünste der Mutter zurück, die als Hebamme arbeitet. Während sich Taras Eltern auf den Weltuntergang vorbereiten, wächst in ihr der Wunsch nach Wissen und Bildung. Mit 17 Jahren beginnt sie sich auf den Aufnahmetest für eine Universität vorzubereiten.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert und beginnt in Taras Kindheit. Sie beschreibt die Umgebung, in der sie aufwuchs, die einfachen Bedingungen und den strenggläubigen Vater. Im zweiten Teil steht ihre Collegezeit im Mittelpunkt, in der sie sich langsam von ihrer Familie distanziert und die Welt um sich herum neu wahrnimmt. Im letzten Drittel erhält sie ein Stipendium und nabelt sich endgültig von ihrer Familie ab.
Es ist einfach unglaublich, wie es Tara Westcover aus eigener Kraft gelungen ist, sich aus den Fängen ihrer Familie zu befreien und ein Leben aufzubauen, das nichts mehr mit dem zu tun hat, in dem sie aufgewachsen ist. Man spürt ihre Zerrissenheit und ihre Gefühle wirken einfach authentisch, sind aber auch erschreckend und ihr daraus resultierendes Handeln beeindruckend. Mich hat die Autorin wirklich beeindruckt, zum einen durch ihren Mut und ihre Entscheidung sich gegen ihre Familie zu stellen und zum anderen durch ihre Kraft ihr Leben umzukrempeln und die Wertevorstellungen unter denen sie aufgewachsen ist, hinter sich zu lassen.
„Befreit“ ist ein eindrucksvoller und beeindruckender Roman über eine bemerkenswerte, starke Frau, den ich nur empfehlen kann.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Tara wächst mit ihren 6 Geschwistern am Fuße eines Berges in Idahoe auf. Klingt alles sehr idyllisch, wäre da nicht ihr strenggläubiger Vater, ein Mormone, sowie ihr gewalttätiger Bruder. Die Mutter ist eine Kräuterfrau und wird zur Hebamme ausgebildet und nimmt Tara …
Mehr
Tara wächst mit ihren 6 Geschwistern am Fuße eines Berges in Idahoe auf. Klingt alles sehr idyllisch, wäre da nicht ihr strenggläubiger Vater, ein Mormone, sowie ihr gewalttätiger Bruder. Die Mutter ist eine Kräuterfrau und wird zur Hebamme ausgebildet und nimmt Tara oft mit. Keines der Kinder besucht eine Schule. Taras Wunsch auf ein College zu gehen, läßt sie heimlich für den Aufnahmetest lernen. Tara nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand und stößt bei ihrer Familie auf Widerstand.
Die Biographie von Tara Westover hat mich sehr beeindruckt. Sie übermittelt ein Leben in einer scheinbar anderen Welt. Wie wichtig Bildung für den Menschen ist, nicht jeder aber die Möglichkeit hat diese zu erlangen, bringt sie hier einfühlsam und bildlich zum Ausdruck.
Der Schreibstil hat mich von Anfang an in den Bann gezogen.
Von mir 5 von 5 Sternen.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für