David Safier
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Ein packender Jugendroman über den Aufstand im Warschauer Ghetto von Erfolgsautor David Safier
1943. Mira bringt sich und ihre kleine Schwester Hannah durch den harten Warschauer Ghetto-Alltag, indem sie unter Einsatz ihres Lebens Essen schmuggelt. Doch jetzt soll die gesamte Ghettobevölkerung umgebracht werden. Mira schließt sich dem Widerstand an. Der kann der übermächtigen SS länger trotzen als vermutet. Viel länger. Ganze 28 TAGE lang.
28 TAGE, in denen Mira sich entscheiden muss, wem ihr Herz gehört: Amos, der noch möglichst viele Nazis mit in den Tod nehmen will, oder Daniel, der sich um die Waisen in den Bunkern kümmert.
28 TAGE, in denen sie sich immer wieder der Frage stellen muss: Was für ein Mensch willst du sein?
28 TAGE, in denen Mira sich entscheiden muss, wem ihr Herz gehört: Amos, der noch möglichst viele Nazis mit in den Tod nehmen will, oder Daniel, der sich um die Waisen in den Bunkern kümmert.
28 TAGE, in denen sie sich immer wieder der Frage stellen muss: Was für ein Mensch willst du sein?
David Safier, 1966 geboren, zählt zu den erfolgreichsten Autoren der letzten Jahre. Seine Romane, darunter «Mieses Karma», «Jesus liebt mich», «Happy Family» und «MUH!» erreichten Millionenauflagen im In- und Ausland. Der erste Band seiner Krimireihe rund um die Ex-Kanzlerin gehört zu den bestverkauften Büchern des Jahres 2021. Als Drehbuchautor wurde David Safier unter anderem mit dem Grimme-Preis sowie dem International Emmy ausgezeichnet. Er lebt und arbeitet in Bremen, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

© Andrea Diefenbach
Produktdetails
- rororo Rotfuchs 21174
- Verlag: Rowohlt TB.
- Artikelnr. des Verlages: 19090
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 416
- Altersempfehlung: ab 13 Jahren
- Erscheinungstermin: 21. März 2014
- Deutsch
- Abmessung: 211mm x 131mm x 38mm
- Gewicht: 502g
- ISBN-13: 9783499211744
- ISBN-10: 3499211742
- Artikelnr.: 39962862
Herstellerkennzeichnung
ROWOHLT Taschenbuch Verlag
Kirchenallee 19
20099 Hamburg
info@rowohlt.de
www.rowohlt.de
+49 (040) 7272-0
Ein Zeichen hin zum Leben
Als Schriftsteller wurde David Safier mit lustiger, leichter Lektüre populär. Sein neues Buch erzählt vom Kampf der Juden im Warschauer Getto. Der Stoff berührt ihn persönlich.
Von Jörg Thomann
Am Ende unseres Gesprächs an diesem Vormittag wirkt David Safier ein wenig angeschlagen. Am Abend zuvor hier in Köln, wo er auf einem Rheinschiff vor 700 Zuhörern aus seinem neuen Buch gelesen hat, ist es spät geworden, und Safier hat - für seine Verhältnisse - leicht über die Stränge geschlagen und ein bisschen getrunken; eigentlich meidet er Alkohol und Zigaretten und joggt jeden zweiten Tag, weshalb er etliche Kilos verloren hat. Doch nicht nur der ungewohnte Alkohol hat Safier ein wenig
Als Schriftsteller wurde David Safier mit lustiger, leichter Lektüre populär. Sein neues Buch erzählt vom Kampf der Juden im Warschauer Getto. Der Stoff berührt ihn persönlich.
Von Jörg Thomann
Am Ende unseres Gesprächs an diesem Vormittag wirkt David Safier ein wenig angeschlagen. Am Abend zuvor hier in Köln, wo er auf einem Rheinschiff vor 700 Zuhörern aus seinem neuen Buch gelesen hat, ist es spät geworden, und Safier hat - für seine Verhältnisse - leicht über die Stränge geschlagen und ein bisschen getrunken; eigentlich meidet er Alkohol und Zigaretten und joggt jeden zweiten Tag, weshalb er etliche Kilos verloren hat. Doch nicht nur der ungewohnte Alkohol hat Safier ein wenig
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mitgenommen, sondern wohl auch das Gespräch selbst, das uns in die Abgründe der deutschen Geschichte geführt hat und tief hinein in seine eigene Familiengeschichte, die mit ihren dramatischen und tragischen Momenten selbst Stoff für ein Buch böte.
Safier ist erst noch dabei, sich daran zu gewöhnen, dass sich ein Interview in eine solche Richtung dreht. Zwar ist er selbst als gelernter Journalist und Autor von fünf sicheren Bestsellern hinreichend routiniert im Mediengeschäft. Allerdings erzählten seine früheren Romane skurrile Geschichten etwa über ein paar friesische Kühe auf dem Weg nach Indien ("Muh!") oder eine Familie, die sich plötzlich in ein Horrorfigurenkabinett mit Werwolf, Vampir und Mumie verwandelt sieht ("Happy Family"). Und da lagen Fragen, inwieweit das alles etwas mit Safier selbst zu tun hat, nicht eben nahe. Nun aber, bei Safiers neuem Buch, ist alles anders. Auch seine Stammleser werden sich umstellen müssen.
"28 Tage lang" erzählt vom Aufstand im Warschauer Getto, bei dem sich im Frühjahr 1943 rund 750 zumeist junge Juden mit dem Mut der Verzweiflung gegen die übermächtigen deutschen Besatzer erhoben. Es war ein bewundernswerter Kampf auf verlorenem Posten, der damit endete, dass die SS die Häuser niederbrannte und das Getto mitsamt seinen Bewohnern nahezu vollständig vernichtete; einigen wenigen Menschen gelang wie durch ein Wunder die Flucht.
Trotz des verheerenden Ausgangs wurde der Aufstand, der den Deutschen erhebliche Verluste beibrachte, zum glanzvollen Symbol des jüdischen Widerstands und zu einem Gründungsmythos des Staates Israel. In Deutschland hingegen ist, was damals geschah, vielen unbekannt; am meisten erfahren hat man hierzulande durch die Memoiren Marcel Reich-Ranickis, der das Getto gemeinsam mit seiner Frau Tosia überlebt hat.
David Safiers Roman hält sich eng an die historischen Fakten, die durch Zeitzeugenberichte und Forschung umfassend dokumentiert sind, er lässt reale Figuren auftreten und schildert das Geschehen doch aus der Perspektive eines fiktiven Protagonisten. Es ist, wie eigentlich stets bei Safier, eine Frau: die bald 17 Jahre alte Mira, die versucht, ihrer kleinen Familie durch Schmuggelgeschäfte ein erträgliches Leben zu erhalten, und sich irgendwann den Kämpfern anschließt. Mit Miras Augen blicken die Leser, Safier möchte vor allem auch die jungen ansprechen, auf das Grauen im Getto und die zaghaft glimmenden Hoffnungsschimmer, die allzu oft brutal niedergetrampelt werden.
Es gibt schockierende Momente in diesem Buch, das Safier ohne Pathos, sondern in typisch knapper, aufs Wesentliche konzentrierter Sprache erzählt, und es fehlt fast völlig das, was seine bisherigen Werke zuvorderst ausgemacht hat: die Komik.
Er habe, sagt Safier beim Gespräch in der Lounge eines Kölner Hotels, seinen Agenten und die Lektorin gebeten, ehrlich zu ihm zu sein, sollten sie den Eindruck haben, dass er sich bei dem Thema verhebe. Sein eigenes Gefühl beim Schreiben aber sei gut gewesen: "Ich habe eine Figur gefunden, mit der ich durch das Buch gehen kann, und einen Sound, mit dem ich leben kann." Ihm schwebte keine nüchterne Geschichtsstunde vor, sondern ein Buch, geschrieben "mit den Mitteln des Spannungsromans", das man trotz seines entsetzlichen Inhalts "gerne lesen" sollte.
Bislang hat ihm dies niemand übelgenommen. Die ersten Kritiker, deren Zunft Safiers frühere Romane geschlossen links liegenließ, haben "28 Tage lang" sehr wohlwollend besprochen. Dafür, vermutet Safier, werde das neue Buch sich kaum ähnlich gut verkaufen wie seine leichtgängigen Bestseller. Doch das, behauptet er, sei ihm egal: "Es ist ein Buch, das ich schreiben wollte."
Und zwar schon seit langer Zeit. Seit 1992, um genau zu sein, als er sich vor einem Gedenkkonzert im Bremer Dom erstmals mit dem Getto-Aufstand beschäftigte, weil man ihn gebeten hatte, eine Rede zu halten. Warum ihn? Weil er, 1966 geboren, im ähnlichen Alter war wie das Gros der Getto-Kämpfer damals, weil er als Radio-Bremen-Mitarbeiter mit seiner angenehmen, warmen Stimme gut reden konnte. Und nicht zuletzt: weil David Safier Jude ist.
In Safiers Schaffen hat sein Judentum bis dato kaum eine Rolle gespielt. Zwar gab es in "Berlin, Berlin", der von Safier erdachten Vorabendserie, die ihm 2003 den Grimme-Preis und 2004 den amerikanischen Fernsehpreis Emmy bescherte, die Nebenfigur eines jüdischen Kochs, doch kaum jemand seiner Fans oder Verächter wäre auf die Idee gekommen, sein Werk unter "Jüdischer Humor" zu rubrizieren. Stattdessen scheint sich Safier mit seinen Büchern - Gesamtauflage mehr als drei Millionen - nahtlos einzureihen neben Tommy Jaud, Ralf Husmann oder Timur Vermes, Deutschlands humoristischen Bestsellerautoren, unter denen Safier vermutlich der am wenigsten zynische ist.
Er habe, so Safier, auch nie den Drang verspürt, sein Judentum auszustellen. Als religiös bezeichnet er sich nicht. "Ich habe meine Barmizwa gemacht, aber ich lebe es nicht im Alltag", sagt er. Safiers Söhne, 18 und 14 Jahre alt, sind christlich erzogen. Für seine Zurückhaltung aber gibt es eine weitere Erklärung, und Safier ist ehrlich genug, sie auszusprechen: "Es hat sicher auch etwas mit Angst zu tun. Mit Ängsten vor Zerstörung, die natürlich völlig irrational sind." Denn "objektiv betrachtet", das weiß Safier, "könnte mein Leben sicherer gar nicht sein. Meine Eltern hingegen hatten überhaupt keine Sicherheit, bei ihnen kam ein Schicksalsschlag nach dem anderen." Und das, was seiner Familie widerfahren ist, hat naturgemäß auch das Leben von Safier geprägt.
Sein Großvater, der Vater seines Vaters, kam im KZ Buchenwald ums Leben, seine Großmutter starb im Getto von Lódz. Sein Vater war in Wien verhaftet, doch durch eine glückliche Fügung freigelassen worden, ihm gelang 1938 die Flucht nach Palästina. Dort kämpfte er erst im Untergrund, dann im Unabhängigkeitskrieg Israels, bis er es irgendwann leid war, Krieger zu sein. Er wurde Zahlmeister auf einem Schiff, fuhr um die Welt und landete im Hafen von Bremen - wo er sich in eine junge Deutsche verliebte. Zwei versehrte Seelen fanden einander: das Bremer Kriegskind, traumatisiert durch die Bombennächte, und der Holocaust-Überlebende, der sich der Liebe wegen dazu entschloss, im Land der Mörder zu leben.
Mit Hilfe der geliebten Frau gelang es ihm, den seine Erlebnisse zum Trinker gemacht hatten, seine Alkoholsucht zu überwinden, und mit 52 Jahren wurde er Vater eines Sohnes. Seine Geburt, sagt David Safier, sei für den Vater "ein Zeichen hin zum Leben" gewesen: "Wenn man so viel Schreckliches erlebt hat und dennoch ein Kind in die Welt setzt, dann zeigt das eine Haltung, die beeindruckend ist." Die Bindung zum Vater, der 1997 starb, sei eine besondere gewesen, sagt Safier und hält kurz inne. "Er ist noch sehr präsent."
Gesprochen wurde im Hause Safier wenig über den Krieg und den Holocaust, und der Sohn hat, selbst als er schon Journalist geworden war, kaum je gefragt: "Der Respekt war so groß. Man merkt es ja, wenn jemand etwas nicht erzählen möchte." Heute, da die Eltern tot sind, ärgert ihn das. Wüsste er mehr über die eigene Familie, dann könnte er manche Dinge besser einordnen, glaubt Safier: "Da ist vielleicht das eine oder andere nicht geheilt."
Im Wissen, welch unerhörte Begebenheit seine Existenz für die Familie bedeutete, fühlte Safier sich stets verpflichtet, und als er bei Radio Bremen anfing, merkte er, wie stolz der Vater war, der ihn gern als Moderator des dortigen Regionalfernsehens gesehen hätte. Safier hat es wesentlich weiter gebracht, doch der Erfolg hat ihm nicht die latente Unsicherheit genommen. "Ich fühle mich überall sehr wohl", sagt er. "Doch nach wie vor spüre ich: Ein bisschen gehöre ich da noch nicht dazu." Es gebe in seinem Leben nur wenige Dinge und Menschen, denen er vertraue, "dann aber komplett".
Sein, wie er sagt, "komisches Sicherheitsbedürfnis" hält ihn bis heute dort verankert, wo er geboren wurde: in Bremen. Es erklärt auch seine Faszination fürs Religiöse, das so viel Trost und Geborgenheit schaffen kann. Zwar hat Safier seit dem Tod des Vaters keine Synagoge mehr betreten, sein Werk jedoch ist durchzogen von spirituellen Begebenheiten. Im Roman "Mieses Karma" durchläuft die Protagonistin einen aberwitzigen Reinkarnationskreislauf, in der Serie "Zwei Engel für Amor" wird der römische Liebesgott lebendig, im Buch "Jesus liebt mich", kürzlich von und mit Florian David Fitz verfilmt, tritt der Heiland persönlich auf.
Ob jedoch Gläubiger, Atheist oder Zweifelnder - ein jeder muss für sich jene Frage beantworten, die sich Mira in "28 Tage lang" stets aufs Neue stellt: Was für ein Mensch willst du sein? Denn auch im schier unvorstellbaren Schrecken, von dem sein Buch berichtet, gab es laut Safier Momente, "in denen man Glück und Barmherzigkeit" und "menschliche Größe" erlebte. Verkörpert etwa durch den Pädagogen und Schriftsteller Janusz Korczak, der die todgeweihten Kinder des von ihm geleiteten Waisenhauses bei ihrem Gang nach Treblinka nicht im Stich ließ.
Scheinbar simple moralische Urteile freilich spart sich das Buch. Es beißt sich fest am praktisch unauflösbaren Konflikt, ob man sich fügen oder kämpfen soll, Letzteres auf die Gefahr hin, das Leid zu verlängern. Ihm selbst, glaubt er, hätte zu jedwedem Heldentum die Kraft gefehlt, doch mit seinen Mitteln hält er die Erinnerung an diejenigen, die sich aufopferten, wach: indem er von ihnen erzählt.
Im allerengsten Kreis der jungen Leserschaft, um die er sich mit "28 Tage lang" besonders bemüht, ist er damit schon auf offene Ohren gestoßen: Safiers älterer Sohn hat das Buch mit Begeisterung gelesen und unter seinen Freunden verteilt. Beim zweiten S0hn, sagt Safier, der nun, am Ende dieser kurzen, doch schmerzlichen Reise in die Vergangenheit, wieder lachen kann, ist er noch nicht so weit, aber vorsichtig optimistisch: "Er wartet auf das Hörbuch."
David Safier, "28 Tage lang", Kindler Verlag, 416 Seiten, 16,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Safier ist erst noch dabei, sich daran zu gewöhnen, dass sich ein Interview in eine solche Richtung dreht. Zwar ist er selbst als gelernter Journalist und Autor von fünf sicheren Bestsellern hinreichend routiniert im Mediengeschäft. Allerdings erzählten seine früheren Romane skurrile Geschichten etwa über ein paar friesische Kühe auf dem Weg nach Indien ("Muh!") oder eine Familie, die sich plötzlich in ein Horrorfigurenkabinett mit Werwolf, Vampir und Mumie verwandelt sieht ("Happy Family"). Und da lagen Fragen, inwieweit das alles etwas mit Safier selbst zu tun hat, nicht eben nahe. Nun aber, bei Safiers neuem Buch, ist alles anders. Auch seine Stammleser werden sich umstellen müssen.
"28 Tage lang" erzählt vom Aufstand im Warschauer Getto, bei dem sich im Frühjahr 1943 rund 750 zumeist junge Juden mit dem Mut der Verzweiflung gegen die übermächtigen deutschen Besatzer erhoben. Es war ein bewundernswerter Kampf auf verlorenem Posten, der damit endete, dass die SS die Häuser niederbrannte und das Getto mitsamt seinen Bewohnern nahezu vollständig vernichtete; einigen wenigen Menschen gelang wie durch ein Wunder die Flucht.
Trotz des verheerenden Ausgangs wurde der Aufstand, der den Deutschen erhebliche Verluste beibrachte, zum glanzvollen Symbol des jüdischen Widerstands und zu einem Gründungsmythos des Staates Israel. In Deutschland hingegen ist, was damals geschah, vielen unbekannt; am meisten erfahren hat man hierzulande durch die Memoiren Marcel Reich-Ranickis, der das Getto gemeinsam mit seiner Frau Tosia überlebt hat.
David Safiers Roman hält sich eng an die historischen Fakten, die durch Zeitzeugenberichte und Forschung umfassend dokumentiert sind, er lässt reale Figuren auftreten und schildert das Geschehen doch aus der Perspektive eines fiktiven Protagonisten. Es ist, wie eigentlich stets bei Safier, eine Frau: die bald 17 Jahre alte Mira, die versucht, ihrer kleinen Familie durch Schmuggelgeschäfte ein erträgliches Leben zu erhalten, und sich irgendwann den Kämpfern anschließt. Mit Miras Augen blicken die Leser, Safier möchte vor allem auch die jungen ansprechen, auf das Grauen im Getto und die zaghaft glimmenden Hoffnungsschimmer, die allzu oft brutal niedergetrampelt werden.
Es gibt schockierende Momente in diesem Buch, das Safier ohne Pathos, sondern in typisch knapper, aufs Wesentliche konzentrierter Sprache erzählt, und es fehlt fast völlig das, was seine bisherigen Werke zuvorderst ausgemacht hat: die Komik.
Er habe, sagt Safier beim Gespräch in der Lounge eines Kölner Hotels, seinen Agenten und die Lektorin gebeten, ehrlich zu ihm zu sein, sollten sie den Eindruck haben, dass er sich bei dem Thema verhebe. Sein eigenes Gefühl beim Schreiben aber sei gut gewesen: "Ich habe eine Figur gefunden, mit der ich durch das Buch gehen kann, und einen Sound, mit dem ich leben kann." Ihm schwebte keine nüchterne Geschichtsstunde vor, sondern ein Buch, geschrieben "mit den Mitteln des Spannungsromans", das man trotz seines entsetzlichen Inhalts "gerne lesen" sollte.
Bislang hat ihm dies niemand übelgenommen. Die ersten Kritiker, deren Zunft Safiers frühere Romane geschlossen links liegenließ, haben "28 Tage lang" sehr wohlwollend besprochen. Dafür, vermutet Safier, werde das neue Buch sich kaum ähnlich gut verkaufen wie seine leichtgängigen Bestseller. Doch das, behauptet er, sei ihm egal: "Es ist ein Buch, das ich schreiben wollte."
Und zwar schon seit langer Zeit. Seit 1992, um genau zu sein, als er sich vor einem Gedenkkonzert im Bremer Dom erstmals mit dem Getto-Aufstand beschäftigte, weil man ihn gebeten hatte, eine Rede zu halten. Warum ihn? Weil er, 1966 geboren, im ähnlichen Alter war wie das Gros der Getto-Kämpfer damals, weil er als Radio-Bremen-Mitarbeiter mit seiner angenehmen, warmen Stimme gut reden konnte. Und nicht zuletzt: weil David Safier Jude ist.
In Safiers Schaffen hat sein Judentum bis dato kaum eine Rolle gespielt. Zwar gab es in "Berlin, Berlin", der von Safier erdachten Vorabendserie, die ihm 2003 den Grimme-Preis und 2004 den amerikanischen Fernsehpreis Emmy bescherte, die Nebenfigur eines jüdischen Kochs, doch kaum jemand seiner Fans oder Verächter wäre auf die Idee gekommen, sein Werk unter "Jüdischer Humor" zu rubrizieren. Stattdessen scheint sich Safier mit seinen Büchern - Gesamtauflage mehr als drei Millionen - nahtlos einzureihen neben Tommy Jaud, Ralf Husmann oder Timur Vermes, Deutschlands humoristischen Bestsellerautoren, unter denen Safier vermutlich der am wenigsten zynische ist.
Er habe, so Safier, auch nie den Drang verspürt, sein Judentum auszustellen. Als religiös bezeichnet er sich nicht. "Ich habe meine Barmizwa gemacht, aber ich lebe es nicht im Alltag", sagt er. Safiers Söhne, 18 und 14 Jahre alt, sind christlich erzogen. Für seine Zurückhaltung aber gibt es eine weitere Erklärung, und Safier ist ehrlich genug, sie auszusprechen: "Es hat sicher auch etwas mit Angst zu tun. Mit Ängsten vor Zerstörung, die natürlich völlig irrational sind." Denn "objektiv betrachtet", das weiß Safier, "könnte mein Leben sicherer gar nicht sein. Meine Eltern hingegen hatten überhaupt keine Sicherheit, bei ihnen kam ein Schicksalsschlag nach dem anderen." Und das, was seiner Familie widerfahren ist, hat naturgemäß auch das Leben von Safier geprägt.
Sein Großvater, der Vater seines Vaters, kam im KZ Buchenwald ums Leben, seine Großmutter starb im Getto von Lódz. Sein Vater war in Wien verhaftet, doch durch eine glückliche Fügung freigelassen worden, ihm gelang 1938 die Flucht nach Palästina. Dort kämpfte er erst im Untergrund, dann im Unabhängigkeitskrieg Israels, bis er es irgendwann leid war, Krieger zu sein. Er wurde Zahlmeister auf einem Schiff, fuhr um die Welt und landete im Hafen von Bremen - wo er sich in eine junge Deutsche verliebte. Zwei versehrte Seelen fanden einander: das Bremer Kriegskind, traumatisiert durch die Bombennächte, und der Holocaust-Überlebende, der sich der Liebe wegen dazu entschloss, im Land der Mörder zu leben.
Mit Hilfe der geliebten Frau gelang es ihm, den seine Erlebnisse zum Trinker gemacht hatten, seine Alkoholsucht zu überwinden, und mit 52 Jahren wurde er Vater eines Sohnes. Seine Geburt, sagt David Safier, sei für den Vater "ein Zeichen hin zum Leben" gewesen: "Wenn man so viel Schreckliches erlebt hat und dennoch ein Kind in die Welt setzt, dann zeigt das eine Haltung, die beeindruckend ist." Die Bindung zum Vater, der 1997 starb, sei eine besondere gewesen, sagt Safier und hält kurz inne. "Er ist noch sehr präsent."
Gesprochen wurde im Hause Safier wenig über den Krieg und den Holocaust, und der Sohn hat, selbst als er schon Journalist geworden war, kaum je gefragt: "Der Respekt war so groß. Man merkt es ja, wenn jemand etwas nicht erzählen möchte." Heute, da die Eltern tot sind, ärgert ihn das. Wüsste er mehr über die eigene Familie, dann könnte er manche Dinge besser einordnen, glaubt Safier: "Da ist vielleicht das eine oder andere nicht geheilt."
Im Wissen, welch unerhörte Begebenheit seine Existenz für die Familie bedeutete, fühlte Safier sich stets verpflichtet, und als er bei Radio Bremen anfing, merkte er, wie stolz der Vater war, der ihn gern als Moderator des dortigen Regionalfernsehens gesehen hätte. Safier hat es wesentlich weiter gebracht, doch der Erfolg hat ihm nicht die latente Unsicherheit genommen. "Ich fühle mich überall sehr wohl", sagt er. "Doch nach wie vor spüre ich: Ein bisschen gehöre ich da noch nicht dazu." Es gebe in seinem Leben nur wenige Dinge und Menschen, denen er vertraue, "dann aber komplett".
Sein, wie er sagt, "komisches Sicherheitsbedürfnis" hält ihn bis heute dort verankert, wo er geboren wurde: in Bremen. Es erklärt auch seine Faszination fürs Religiöse, das so viel Trost und Geborgenheit schaffen kann. Zwar hat Safier seit dem Tod des Vaters keine Synagoge mehr betreten, sein Werk jedoch ist durchzogen von spirituellen Begebenheiten. Im Roman "Mieses Karma" durchläuft die Protagonistin einen aberwitzigen Reinkarnationskreislauf, in der Serie "Zwei Engel für Amor" wird der römische Liebesgott lebendig, im Buch "Jesus liebt mich", kürzlich von und mit Florian David Fitz verfilmt, tritt der Heiland persönlich auf.
Ob jedoch Gläubiger, Atheist oder Zweifelnder - ein jeder muss für sich jene Frage beantworten, die sich Mira in "28 Tage lang" stets aufs Neue stellt: Was für ein Mensch willst du sein? Denn auch im schier unvorstellbaren Schrecken, von dem sein Buch berichtet, gab es laut Safier Momente, "in denen man Glück und Barmherzigkeit" und "menschliche Größe" erlebte. Verkörpert etwa durch den Pädagogen und Schriftsteller Janusz Korczak, der die todgeweihten Kinder des von ihm geleiteten Waisenhauses bei ihrem Gang nach Treblinka nicht im Stich ließ.
Scheinbar simple moralische Urteile freilich spart sich das Buch. Es beißt sich fest am praktisch unauflösbaren Konflikt, ob man sich fügen oder kämpfen soll, Letzteres auf die Gefahr hin, das Leid zu verlängern. Ihm selbst, glaubt er, hätte zu jedwedem Heldentum die Kraft gefehlt, doch mit seinen Mitteln hält er die Erinnerung an diejenigen, die sich aufopferten, wach: indem er von ihnen erzählt.
Im allerengsten Kreis der jungen Leserschaft, um die er sich mit "28 Tage lang" besonders bemüht, ist er damit schon auf offene Ohren gestoßen: Safiers älterer Sohn hat das Buch mit Begeisterung gelesen und unter seinen Freunden verteilt. Beim zweiten S0hn, sagt Safier, der nun, am Ende dieser kurzen, doch schmerzlichen Reise in die Vergangenheit, wieder lachen kann, ist er noch nicht so weit, aber vorsichtig optimistisch: "Er wartet auf das Hörbuch."
David Safier, "28 Tage lang", Kindler Verlag, 416 Seiten, 16,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Ein überwältigendes Buch über den Aufstand im Warschauer Ghetto News
Ein weiteres Buch zum Thema 2. Weltkrieg, Nationalsozialismus, Holocaust? Zugegebener Maßen bin ich kein großer Freund dieses Genre da ich dieses bis zum Abwinken während der Schul-und Ausbildungszeit durcharbeiten durfte.
Hier hat die Kurzbeschreibung gereicht und ich musste es …
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Ein weiteres Buch zum Thema 2. Weltkrieg, Nationalsozialismus, Holocaust? Zugegebener Maßen bin ich kein großer Freund dieses Genre da ich dieses bis zum Abwinken während der Schul-und Ausbildungszeit durcharbeiten durfte.
Hier hat die Kurzbeschreibung gereicht und ich musste es trotzdem oder gerade deshalb lesen- und ich habe es nicht bereut!
Unglaublich spannend und ausdrucksstark zieht einen David Safier in diese Geschichte, dieses Zeitzeugnis und lässt einen nicht mehr los. Ich habe mitgefiebert, mitgefühlt, geweint, gelacht, getrauert, gekämpft und geliebt. Und habe mich von Mira und Hannah nur zu gerne in die Welt der 777 Inseln entführen lassen.
Danke David Safier für dieses wunderbare Buch.
"Was für ein Mensch willst du sein?" Einer der dieses Buch wieder lesen wird!
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Ein lebendiges Stück Zeitgeschichte
Inhalt:
1942/1943, Polen. Die 16-jährige Mira lebt mit ihrer Mutter und ihrer 12-jährigen Schwester Hannah im Warschauer Ghetto. Seit dem Tod des Vaters ist die Mutter depressiv und apathisch. So bleibt Mira nichts anderes übrig, als selbst …
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Ein lebendiges Stück Zeitgeschichte
Inhalt:
1942/1943, Polen. Die 16-jährige Mira lebt mit ihrer Mutter und ihrer 12-jährigen Schwester Hannah im Warschauer Ghetto. Seit dem Tod des Vaters ist die Mutter depressiv und apathisch. So bleibt Mira nichts anderes übrig, als selbst Lebensmittel für ihre kleine Familie zu besorgen. Besorgen - das heißt für Mira schmuggeln. Dabei begibt sie sich täglich in Lebensgefahr. Doch damit nicht genug. Als die Deutschen die Räumung des Ghettos und den Abtransport aller Juden anordnen, gibt es kaum noch Hoffnung am Leben zu bleiben. Letztendlich schließt Mira sich den Aufständischen an.
Meine Meinung:
David Safier hat nach fünf humorvollen Romanen (u. a. „Mieses Karma“, „Plötzlich Shakespeare“) etwas Neues gewagt. Schon seit vielen Jahren hatte er den Wunsch, dieses Buch zu schreiben, und ich bin sehr froh darüber, dass er es endlich getan hat. Denn es ist einfach rundherum gut gelungen! Das Thema liegt dem Autor sehr am Herzen, sind doch seine Großeltern in Buchenwald bzw. im Ghetto von Lodz umgekommen. Ich hatte zu jeder Zeit das Gefühl, dass er genau weiß, wovon er hier schreibt.
Zwar sind die Protagonisten fiktive Personen, doch ist alles, was sie erleben, tatsächlich irgendjemandem damals passiert oder hätte genau so passieren können. Teilweise spielen auch reale Personen eine Rolle wie zum Beispiel Janusz Korczak, der tatsächlich ein Waisenhaus geleitet hat und mit „seinen“ Kindern in den Tod ging.
Trotz des „schweren“ Themas besticht das Buch durch eine gewisse Leichtigkeit im Erzählstil. Das ist sicherlich auch der jugendlichen Ich-Erzählerin Mira geschuldet und hat mir ausgesprochen gut gefallen. So lässt sich das Buch locker lesen, ohne dass man in Depressionen verfällt, obwohl das angesichts des Erzählten zu erwarten wäre. Der Ernst der Lage kommt dabei trotzdem immer zur Geltung. Diese Gratwanderung hat David Safier in meinen Augen hervorragend bewältigt.
Mira ist eine tolle Heldin. Sie ist mutig und hat einen starken Überlebenswillen, doch alles im realistischen Rahmen. Sie hat Schwächen und Fehler. Das macht es so einfach, sich mit ihr zu identifizieren und mit ihr zu leiden, zu bangen und zu hoffen. Ihre Entwicklung von einem jungen Mädchen zur Kämpferin wird plausibel dargestellt.
Mira zur Seite stehen zwei junge Männer, Daniel und Amos. Beide sind ihre Freunde, und ein bisschen spielt auch die Liebe mit. Doch nimmt sie hier zum Glück nicht überhand, zeigt aber, dass auch im Ghetto das Leben zumindest teilweise in gewohnten Bahnen ablaufen kann.
Die Atmosphäre im Ghetto kann man sich sehr gut vorstellen, die Beschreibungen wirken sehr plastisch und lebendig. Die Straßen und Häuser konnte ich beim Lesen direkt vor mir sehen, ebenso die Personen, ob es nun Mira und ihre Familie waren oder die SS-Soldaten, die jüdischen Polizisten… Sie alle erwachten in meinem Kopf zum Leben.
Besonders wichtig erscheint mir die Aussage des „verrückten“ Rubinstein: „Jeder ist frei zu entscheiden, was für ein Mensch er sein möchte.“ (S. 45) Und so zieht sich wie ein roter Faden eine Frage durch den Roman: Was für ein Mensch möchtest du sein? In vielen verschiedenen Situation muss Mira sich entscheiden. Und so sollte man als Leser gleich mit nachdenken und sich fragen: Wie hätte ich gehandelt? Was würde ich in einer solchen Lage tun? Was für ein Mensch will ich sein?
Fazit:
Ein tolles Buch, ein wichtiges Buch, das die Tage des Widerstands im Warschauer Ghetto lebendig werden lässt und dafür sorgt, dass die Gräuel nicht so schnell vergessen werden.
Ich möchte dieses Buch uneingeschränkt allen Lesern ab etwa 14 Jahren empfehlen. Auch als Schullektüre könnte ich es mir gut vorstellen.
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David Safier ist es in diesem Buch aufs beste gelungen die Stimmung im Warschauer Ghetto des Jahres 1943 zu skizzieren. Das Leid und die Angst der dort lebenden Menschen, aber auch den Willen zu überleben konnte er glaubhaft darstellen. Es ist ein bedrückendes Buch, es ist ein Buch welches …
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David Safier ist es in diesem Buch aufs beste gelungen die Stimmung im Warschauer Ghetto des Jahres 1943 zu skizzieren. Das Leid und die Angst der dort lebenden Menschen, aber auch den Willen zu überleben konnte er glaubhaft darstellen. Es ist ein bedrückendes Buch, es ist ein Buch welches ich mir in Zukunft als Schullektüre gut vorstellen kann.
Die Spannung, von Beginn an recht hoch, steigt immer weiter an bis zu einem Finale, welches spannender kaum sein könnte. Die Ängste der Menschen im Ghetto war so greifbar, dass man fast das Gefühl hatte selbst dort zu sein. Auch wurden die Protagonisten und Schauplätze dermaßen Bildhaft beschrieben dass vor meinem inneren Auge, das Buch wie ein Film abgelaufen ist. Besonders interessant finde ich die Erzählung des Märchens von den 777 Inseln die sich die Protagonistin und Ihre Schwester erzählen. Alleine diese hätte ein eigenes Buch verdient.
Insgesamt kann ich für das Buch nur die Höchstpunktzahl vergeben, sowie eine Leseempfehlung aussprechen.
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Ein bleischweres Buch voller Spannung und Dramatik
Bestseller-Autor David Safier ist bekannt für seine schrägen, witzigen und intelligenten Unterhaltungsromane. Bei seinem neuen Roman vergeht einem das Lachen. Der Autor leichter Literatur schreibt ein bleischweres Buch, aber mit so viel …
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Ein bleischweres Buch voller Spannung und Dramatik
Bestseller-Autor David Safier ist bekannt für seine schrägen, witzigen und intelligenten Unterhaltungsromane. Bei seinem neuen Roman vergeht einem das Lachen. Der Autor leichter Literatur schreibt ein bleischweres Buch, aber mit so viel Spannung, Dramatik, Authentizität, dass man sich "28 Tage lang" keiner Sekunden entziehen kann. Die Geschichte aus dem Warschauer Ghetto zeigt, wie die Menschen in dieser Zeit leiden mussten und dann nur noch eines vor Augen hatten: den Tod. Safier erzählt das so eindringlich, dass es einen zu Tränen rührt und es kommt die Wut auf die Bestien von damals hoch. Beängstigend, schmerzvoll, bewegend, grausam. "28 Tage lang" wird auch eine Legende werden, eine literarische. Das Buch hat alles, um ein internationaler Bestseller zu werden (Alex Dengler).
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Mira, 16 Jahre alt, riskiert täglich ihr Leben, indem sie für ihre Familie Lebensmittel ins Warschauer Ghetto schmuggelt. Ihre Mutter hat keine Kraft mehr, sich um die Kinder zu kümmern und so ist Mira die Versorgerin für ihre Mutter und ihre über alles geliebte …
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Mira, 16 Jahre alt, riskiert täglich ihr Leben, indem sie für ihre Familie Lebensmittel ins Warschauer Ghetto schmuggelt. Ihre Mutter hat keine Kraft mehr, sich um die Kinder zu kümmern und so ist Mira die Versorgerin für ihre Mutter und ihre über alles geliebte 12jährige Schwester Hannah. Doch die Gefahr steigt täglich, die Nazis beginnen die Juden abzutransportieren und die Lage wird immer kritischer.
Erzählt wird das Alles von Mira, die gezwungenermaßen für ihr Alter sehr erwachsen ist. Sie sieht und erlebt selbst so viele entsetzliche Dinge, die Menschen anderen Menschen antun, dass es mir beim Zuhören buchstäblich den Magen zusammengezogen hat. Zwar erlebt sie auch glückliche Momente, doch die sind derart selten und kurz, dass ich mich immer wieder fragte: Wie kann das ein Mensch überhaupt aushalten? Dass das Warschauer Ghetto das Grauen pur war, dürfte nichts Neues sein, doch letzten Endes war es auch 'nur' eine von vielen Grausamkeiten dieser Zeit. Aber durch die Art und Weise wie David Safier hier Mira ihr Erleben schildern lässt, wird diese Vergangenheit ausserordentlich konkret und realistisch. Es ist nun nicht nur eine der vielen entsetzlichen Episoden aus der Historie, sondern besitzt stattdessen nun so etwas wie ein Gesicht: Miras Gesicht, Amos', Hannahs undundund. Auch wenn es nur fiktive Gestalten sein mögen: Ich werde dieses geschichtliche Ereignis sicherlich nicht mehr so schnell vergessen.
David Safier, den ich bisher nur als Autor von diversen Ulk- und Unterhaltungsromanen wahrgenommen habe, hat einem barbarischen Abschnitt unserer jüngeren Geschichte seine Anonymität genommen und wieder in unser Bewusstsein gerufen. Zwar hatte ich immer mal wieder das Gefühl, dass bei manchen Szenen vielleicht doch etwas zu sehr an eine mögliche Verfilmung als an das Buch gedacht wurde, aber es ist zu ertragen ;-)
Zuguterletzt: Auch die Erzählerin passt gut. Ihre rauchige, etwas kehlige Stimme fand ich zu Beginn fast etwas zu erwachsen für die 16jährige Mira, doch spätestens bei der zweiten CD konnte ich sie mir nicht mehr anders vorstellen. Ein gelungenes Hörbuch, gerade für die Jugend, das so manch trockenem Geschichtsunterricht sicherlich viel Farbe verleihen könnte ;-)
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Mira lebt mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Hannah während des zweiten Weltkrieges im Jahr 1943 im Warschauer Ghetto. Um sich und ihre Familie über Wasser zu halten, schmuggelt sie Essen und verkauft dieses. Die Nachricht, dass die gesamte jüdische Bevölkerung des Ghettos …
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Mira lebt mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Hannah während des zweiten Weltkrieges im Jahr 1943 im Warschauer Ghetto. Um sich und ihre Familie über Wasser zu halten, schmuggelt sie Essen und verkauft dieses. Die Nachricht, dass die gesamte jüdische Bevölkerung des Ghettos umgebracht werden soll, wirft ihr eh schon so karges Leben aus der Bahn. Sie beschließt, sich dem Widerstand anzuschließen. Doch birgt auch dies sehr große Risiken. Und dann sind da noch Daniel und Amos und die Entscheidung, wem ihr Herz gehört.
Ich bin mit gemischten Gefühlen an dieses Buch herangegangen. Einerseits ist es die Geschichte von Mira, die sich als Rebellin dagegen wehrt, dass die Nazis unschuldige Juden abschlachten. Andererseits ist es ein Stück unserer Geschichte, dem wir uns nicht verschließen dürfen. Trotzdem ist es aber dann doch ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte und etwas, auf das man nicht stolz sein darf.
Umso interessanter ist es, diese Zeit dann aus der Sicht der Opfer erklärt zu bekommen. Die Angst, die zu jeder Zeit um sie schwebte, die Sorgen und das Gefühl der Hilflosigkeit.
Mira ist eine sehr starke Person, die sich Sorgen um ihre Familie macht und mit allen Mitteln versucht, ihnen das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Sie sieht die Gefahren, versucht dagegen anzukämpfen und letztendlich weiß sie doch, dass es fast unmöglich ist, ein normales Leben zu führen.
Das Schicksal, dass sich von Tag zu Tag näher an sie heranschleicht, ist unaufhaltsam und kann wahrscheinlich nur durch eins aufgehalten werden: durch Widerstand. Und dies wird Miras Ziel. Sich zu widersetzen und damit immer wieder einen Tag „neues Leben“ zu erhalten.
David Safier beschreibt Miras Gefühlswelt so eindringlich und realitätsnah, dass ich mich in sie hineinversetzen konnte, dass ich selbst diese Gefühle miterleben konnte. Das Kopfkino hatte mächtig zu tun. Manchmal viel zu viel.
Einige Stellen im Buch haben mich sehr getroffen und die Tränen konnte ich nicht zurückhalten. Und tief in meinem Hinterkopf wusste ich, dass es sich damals genau so abgespielt haben muss. Die Grausamkeit kannte kein Ende. Miras Verzweiflung war greifbar und ich hätte sie am Liebsten aus dem Buch herausgeholt in unsere heutige Zeit, um ihr wenigstens ein bisschen Ruhe und Frieden zu gönnen.
Ich finde, man muss harte Nerven haben, um dieses Buch zu lesen und ohne Gefühlsausbrüche zu überstehen. Bei mir hat es tiefe Spuren hinterlassen.
Überrascht hat mich der Autor aber auch noch. Er ist eigentlich bekannt für lustige Romane wie „Plötzlich Shakespeare“ oder „Jesus liebt mich“. Diesmal packt er ein Thema an, dass hochinteressant und gleichzeitig schockierend ist. Diese Sprung ist ihm sehr gut gelungen.
Fazit:
Ein Stück Geschichte bildhaft in einen gefühlvollen Roman verpackt.
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Das Buch ist einfach nur fantastisch. Ich bin ja ein absoluter fan von bücher aus dem dritten reich und dieses ist mit Abstand das beste. Also das Buch zu lesen lohnt sich auf jeden Fall.
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Super für Historie- Fans ab 13
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INHALT:
Mira ist 16. Doch sie hat kein einfaches Teenagerleben. Sie lebt 1943 im Warschauer Ghetto und versucht durch Schmuggel ihre Familie am Leben zu erhalten. Als sie erfährt, dass alle Juden im Ghetto sterben sollen, schließt sie sich dem Widerstand an, der es schafft, 28 Tage lang …
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INHALT:
Mira ist 16. Doch sie hat kein einfaches Teenagerleben. Sie lebt 1943 im Warschauer Ghetto und versucht durch Schmuggel ihre Familie am Leben zu erhalten. Als sie erfährt, dass alle Juden im Ghetto sterben sollen, schließt sie sich dem Widerstand an, der es schafft, 28 Tage lang der scheinbar übermächtigen SS zu trotzen. 28 Tage lang, in denen Mira die komplette Bandbreite von Gefühlen (Liebe, Freundschaft, Verrat, Schmerz, Trauer und Hoffnung) durchmacht.
FAZIT:
Nachdem ich Teilen des Romans schon bei einer Lesung (http://kleeblatts-buecherblog.blogspot.de/2014/07/lesung-david-safier-28-tage-lang-von.html) lauschen durfte, war ich gespannt auf das Buch. Schließlich ist dies kein einfaches Thema. Doch der Autor hat mit seiner Schreibweise den Leser schnell in die Geschichte eingewoben. Ich konnte es gar nicht mehr aus der Hand legen.
Das Thema ist sicherlich ein Thema, was viele nicht freiwillig als Unterhaltsliteratur in die Hand nehmen würden.
Warum? Zum einen gibt es viele Leser, die sicherlich noch selbst Erfahrungen an diese Zeit haben oder die ein oder mehrere Familienmitglieder haben, die durch diese Zeit geprägt sind. Zum anderen wird dieses Thema in der Schule für die heranwachsenden Generationen teilweise mehr als 3x im Deutsch- oder Geschichtsunterricht durch genommen (ich hatte sogar häufiger das Vergnügen), so dass man zusätzlich zum TV-Marathon an Feiertagen, von diesem Thema nichts mehr hören mag.
Aber ist das richtig? Der Autor hat sich diese Frage aus eigenen persönlichen Gründen selbst gestellt und er hat ein Buch geschaffen, dass sich sowohl für den privaten Leser als auch für den schulischen Bereich eignet. Durch den Erzählstil und die Schreibweise, kann man sich schnell in die Beweggründe der einzelnen Personen hineinfühlen und ist nicht durch andere Stilmittel abgelenkt. Daher würde ich die Altersbegrenzung lediglich vom Thema abhängig machen.
Ich würde dem Autor wünschen, dass es dieses Buch in die Schulliteratur und in die Dauerbestsellerliste schafft, dann es ist David Safier gelungen, ein schwieriges Thema zu recherchieren und tatsächliche Begebenheiten mit einer starken und menschlichen Heldin zu kombinieren. Volle Punktzahl und Hut ab!
P.S.: Ich grüße meinen ehemaligen Deutsch- und Geschichtslehrer, der mich u.a. mit "Die schöne Frau Seidenman" von Andrzej Szczypiorski an dieses Thema herangeführt hat. Bitte nehmen Sie doch auch dieses Buch mit in ihren zukünftigen Unterricht mit auf.
http://kleeblatts-buecherblog.blogspot.de/2014/07/david-safier-28-tage-lang-von-sonja.html
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