Meine Meinung:
Politisch, Kritisch, Philosophisch. Der Roman von Derek B. Miller war, zumindest für mich, keine leichte Kost. Ja, teilweise war es sogar anstrengend weiterzulesen und ich muss zugeben, dass ich für dieses Buch schon ein paar Wochen brauchte. À La, lesen, kauen, schlucken, verdauen.
Also ein gewisser Prozess war es auf jeden Fall.
Ich war sehr neugierig auf dieses Buch, vor…mehrMeine Meinung:
Politisch, Kritisch, Philosophisch. Der Roman von Derek B. Miller war, zumindest für mich, keine leichte Kost. Ja, teilweise war es sogar anstrengend weiterzulesen und ich muss zugeben, dass ich für dieses Buch schon ein paar Wochen brauchte. À La, lesen, kauen, schlucken, verdauen. Also ein gewisser Prozess war es auf jeden Fall.
Ich war sehr neugierig auf dieses Buch, vor allem weil sich das Genre dieses Buches nicht genau festlegen ließ. Das Buch vereint Krimi, Thriller und Roman, was doch an sich, eine ganz interessante Mischung ist.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Sheldon Horowitz. Dieser 82-jährigen, warmherzigen, ehemaligen Marine lernt der Leser zwar im Laufe des Buches mehr und mehr kennen, bleibt jedoch für mich bis zum Ende des Buches ein ungelöstes Rätsel. Denn dieser jüdische Amerikaner oder amerikanische Jude?, ist alles andere als einfältig oder leicht zu verstehen. Sheldon ist ein Komplex für sich. Einerseits wird er als hochintelligent beschrieben und dann kommen wieder unklare Momente in denen ihn Visionen oder Erinnerungen aus seiner Vergangenheit und dem Koreakrieg sowie seiner verstorbenen Familie heimsuchen. An diesen Stellen fragt man sich, ob er nicht doch nur an Demenz leidet. So oder so fand ich ihn, als Charakter, wirklich spannend und hochinteressant.
Gut gelungen sind in diesem Buch ebenfalls die Nebencharaktere wie zum Beispiel die ermittelnde Kommissarin Sigrid, Sheldons Enkelin Rhea, ihr Mann Lars und sogar die Gegenspieler, sozusagen die "Bösewichte" im Buch, wobei der Leser sich ein umfassendes Bild der Gesamtsituation machen kann. Zu jedem Charakter gehört natürlich auch seine Vorgeschichte mit dem ganzen Drum und Dran. Diese wird dann leider aber auch in allen Einzelheiten ausgebreitet und störte meinen Lesefluss ungemein und stellenweise habe ich das Buch dann auch einfach mal weggelegt, weil es mir zu schnarchig wurde.
Was bei mir auch öfters zu Missverständnissen und Verwirrung führte, waren die ständigen und übergangslosen Perspektivwechsel. Im einen Satz wird noch aus Sheldons Perspektive erzählt und im nächsten erklärt seine Enkelin Rhea was sie von seiner Demenz und seinen Geisteszustand hält (*hust*).
So, genug gemeckert, gibt es denn auch etwas an dem Buch was mir gefallen hat? Jaaa! (Ok, mit sich selbst reden ist doch nicht so cool wie ich dachte) Ich stehe einfach auf Bücher in denen philosophiert wird, auch wenn ich es nicht immer gleich begreife und Textstellen oft bis zu dreimal lesen muss. Außerdem, hat der Autor eindeutig einen "etwas" schwarzen Humor, was ich super fand, denn ich habe eindeutig was übrig für schwarzen Humor ;)
Mir hat außerdem gefallen, dass das Buch auch viele große, größtenteils politische Themen anspricht: vermeintliche Schuld, ethnische Rache zwischen Volksgruppen, Krieg, Verluste und Schmerz.
Das Buch ist eigen und nicht jedermanns Stil. Ich kann mir vorstellen, dass sich viele Leute in diesen ganzen Ausschmückungen und Beschreibungen verlieren können, aber mir persönlich war es ein bisschen zu viel.
Eins ist allerdings nicht zu übersehen: Dieses Buch hat Stil! Trotz kleiner Verständnisprobleme habe ich Sheldon sehr lieb gewonnen und dass dieses Buch mal ein bisschen höhere Ansprüche an seine Leser stellt finde ich gar nicht mal so schlecht.
Schreibstil:
Stellenweise ein bisschen zäh und langatmig, ansonsten aber sehr anspruchsvoll, philosphisch und hochintelligent geschrieben. Die Charaktere wurden toll und detailliert beschrieben und sind in ihrer Originalität und Kreativität einfach Einzigartig. An dieser Stelle großes Lob an Miller!
Fazit:
Ein Buch für sich. Nicht jedermanns Sache, aber atemberaubende Charaktere gepaart mit schwarzem Humor ergeben einen tollen Roman. Es fordert und überfordert den Leser. Ich musste Geduld mit diesem Buch haben, denn ihm fehlte diese kleine Stimme die dir immer wieder zuflüstert dass du unbedingt weiterlesen musst.