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Benutzername: 
meldsebjon
Wohnort: 
Hattingen

Bewertungen

Insgesamt 113 Bewertungen
Bewertung vom 28.05.2023
Sommersonnenwende
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Sommersonnenwende


ausgezeichnet

Viele Baustellen
Am Anfang braucht man schon etwas Durchhaltevermögen, so viele So verschiedene Informationen prasseln auf den Leser ein. Der rote Faden ist nicht sofort erkennbar. Aber Durchhalten lohnt sich, nach einer (nicht zu langen Zeit) geht es rasant weiter. Die beider Hauptfiguren, der Polizist Tomas und die Journalistin Vera haben es gerade nicht ganz leicht. Tomas ist nicht sicher. ob er an seiner Ehe festhalten soll, dann weiß er nicht, ob seine beiden Brüder noch aus der Neonazi-Szene herausgeholt werden können, der er selbst einmal angehört hat. Vera dagegen ist sicher, dass sie sich von ihrem Freund trennen muss, weiß aber nicht, was mit dessen Sohn und den aufgehäuften Schulden geschehen soll.
Beide stoßen aus verschiedenen Richtungen auf Frauenmorde mit Gemeinsamkeiten. Da die Geschichte 1994 spielt, ist es verständlich, dass die verschiedenen schwedischen Polizeidienststellen noch nicht vernetzt waren, es also des Zufalls bedurfte, um ein Muster zu zu erkennen. Immer unter dem privaten Druck stehend und einander auch misstrauend, geraten die beiden doch immer wieder auf die gleiche Spur.
Ein wahnsinnig spannender Thriller, den man hintereinander weg lesen muss, weil aufhören ab einem bestimmten Punkt keine Option mehr ist. Eine Fortsetzung muss kommen - hoffentlich lässt sie nicht allzu lange auf sich warten!

Bewertung vom 07.05.2023
Das Licht im Rücken
Lüpkes, Sandra

Das Licht im Rücken


ausgezeichnet

Authentisch
Wenn man beginnt, dieses Buch zu lesen, fällt gleich die Sprache auf. Aus heutiger Sicht ein wenig hölzern und umständlich, aber genauso, wie damals, vor etwa hundert Jahren, geschrieben wurde. Tatsächlich habe ich alte Bücher aus der damaligen Zeit im Bücherschrank meiner Großeltern gefunden und gelesen. erst einmal braucht es etwas Zeit, sich darauf einzulassen, aber dann nimmt es einen gefangen. Immerhin musste ich mich hier nicht wieder in die alte deutsche Druckschrift einlesen. Durch diesen Stil gewinnt das Buch ganz viel Authentizität und dadurch fällt es leichter, sich in die damalige Zeit hineinzuversetzen.
Inhaltlich geht es um die Familie Leitz und deren Umfeld. Anders als heute braucht es eine Zeit, eine Neuerung wie in diesem Fall die "Leica" auf den Markt zu werfen. Jahrelang hat es gedauert, bis man bereit war, so große Investitionen in ein neues Produkt zu investieren, musste doch immer das Risiko bedacht werden und die Folgen, die eine falsche Entscheidung für alle Mitarbeiter haben würde. Parallel dazu erfährt man einiges über die Zeit und die politische Entwicklung in einer vergleichsweise kleinen Stadt. Lange Zeit sind Freundschaften wichtiger als das "braune" Gedankengut, aber irgendwann kippt auch dort die Stimmung. Nicht alle lassen sich überzeugen, manche geben aus Angst nach.
Wieder mal ein toller Roman, der diese entscheidende Zeit der deutschen Geschichte aus der Sicht der Menschen beleuchtet. Aus meiner Sicht sehr zu empfehlen!

Bewertung vom 23.04.2023
Die Kinder der Luftbrücke
Weinberg, Juliana

Die Kinder der Luftbrücke


ausgezeichnet

Alltag in Notzeiten
Als es im Westen Deutschlands allmählich wieder aufwärts ging, fiel West-Berlin und seine Bewohner noch einmal zurück in Unsicherheit und Not. Sehr anschaulich erzählt Juliana Weinberg anhand von Nora, ihrer Familie und ihrem sonstigen Umfeld, welche verschiedenen Schicksale zu dieser zeit erlebt wurden. Besonders gut gemacht ist, dass Nora eine Tätigkeit als Übersetzerin am bei den US-Alliierten am Flughafen Tempelhof erhält und dort teilnehmen kann bei den Entscheidungen der Amerikaner unter Einbeziehung von Ernst Reuter. Das Für- und Wider einer Luftbrücke und die Bedeutung für die Berliner Bevölkerung wird aus Sicht der verschiedenen Beteiligten gezeigt. Der geschichtliche Hintergrund ist aber nur ein Teil der Qualität dieses Buches, an erster Stelle stehen die verschiedenen Protagonisten und ihre Probleme, was weit über die rein materielle Not hinaus geht. Arbeitslosigkeit wegen Materialmangels oder wegen mitleidigen Handelns, beengter Wohnraum, Kinder, die wirkliche Not leiden und vieles andere ist realistisch und gut beschrieben. Ein ganz besonderes Lob möchte ich dem gelungenen Cover aussprechen. Ansprechens ist es ohnehin, aber wie passend es zu der erzählten Geschichte gestaltet ist, habe ich erst während der Lektüre festgestellt. Stichwort: Rosinenbomber!

Bewertung vom 18.03.2023
Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1
Achterop, Amy

Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1


ausgezeichnet

Besondere Typen
Wer einen richtig spannenden Krimi erwartet, hat mit diesem Buch einen Fehlgriff getan. Wer aber viel Freude an humorvollen Beschreibungen ziemlich besonderer Menschen hat, der hat genau die richtige Wahl getroffen. Irgendwie haben alle diese Typen gerade so ihre Probleme mit ihrem Umfeld: der ehemalige Polizist, die erfolglose Autorin, der vorbestrafte Ingenieur, Transsexuelle und die leicht aggressive große Schwester, die auch gerade verurteilt wurde. Gemeinsam ist ihnen, dass sie kompromisslos zu ihren Identitäten stehen. Arie hat sie zusammengetrommelt. Eigentlich sollen sie sich als Detektive bewähren, Ahnung von diesem Metier haben sie allerdings nicht, Aufträge auch nicht. Trotzdem entwickelt sie sich zu einem guten Team.
Natürlich gibt es dann doch noch so etwas ähnliches wie eine Krimi-Handlung. Konkurrierende Sterneköche wollen eine Promi-Hochzeit ausrichten, kämpfen um das beste neue Rezept und das nicht immer mit sauberen Methoden. Tote fehlen dann auch nicht mehr. Ob am Ende das Ganze aufgeklärt wird, ob der oder die Täter überführt werden, soll hier natürlich nicht verraten werden. Verraten kann man aber, dass es richtig viel Spaß macht, dieses Buch zu lesen.

Bewertung vom 22.01.2023
NIGHT - Nacht der Angst
Sager, Riley

NIGHT - Nacht der Angst


ausgezeichnet

Angst und Wut
Eigentlich ein klassischer Roadtrip entwickelt sich diese Geschichte recht schnell zu einem spannenden Thriller. Charlie weiß noch nicht so genau.*, ob sie ihr Studium fortsetzen oder beenden möchte. Ganz genau weiß sie aber, dass sie erst einmal weg will von der Uni. Vor zwei Monaten ist ihre beste Freundin Maddie von dem sogenannten "Campus-Killer" ermordet. Obwohl sie objektiv gesehen keine Schuld an diesem Mord hat, quält sie sich mit Schuldgefühlen, weil ihre letzte Begegnung im Streit geendet ist und sie glaubt, dadurch Maddie allein gelassen zu haben. Jedenfalls nimmt sie die Gelegenheit wahr, mit dem ihr unbekannten Josh nach Ohio zu fahren. Schon bald nach der Abfahrt kommen ihr Zweifel an seiner Geschichte, ist aber unsicher, ob sich manche Dinge tatsächlich abgespielt haben, oder nur in ihrem Kopf. Lange bleibt sowohl sie als auch der Leser im Ungewissen. Wenn man dann glaubt, alles zu wissen, entpuppt sich wieder alles als ganz anders. Richtig spannend, mit vielen Überraschungen, gut geschrieben, ein tolles Buch.

Bewertung vom 10.01.2023
Die Kinder von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.2
Maly, Beate

Die Kinder von Schönbrunn / Schönbrunn-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Kleine Gesten heilen Wunden
Obwohl Gretas Mann Gustav seit inzwischen sechs Jahren vermisst ist, kann sie sich immer noch nicht damit abfinden, dass er nicht mehr wieder kommen wird. Sie weigert sich, sich Witwe nennen zu lassen und weint regelmäßig vor Kummer. Einzig Tochter Gisi kann ihr Mut geben, ansonsten lebt sie in ihrem Elternhaus zusammen mit Schwester und Schwager und führt diesen Haushalt. Aus reinem Zufall gerät sie in eine Ausbildung zur Erzieherin und beginnt tatsächlich aufzublühen. Nicht nur die Arbeit und die neue Freundin Melanie locken sie aus ihrem Schneckenhaus, sondern auch der Lehrer, den sie dort kennenlernt. Gelehrt wird die sogenannte "Reformpädagogik", die die gewaltfreie Erziehung als Grundbaustein hat und die aus heutiger Sicht selbstverständlich ist. Damals war das ein völlig neuer Ansatz, der nicht wirklich funktionieren konnte, solange noch Pädagogen vom "alten Schlag" am Ruder waren. In der damaligen Zeit konnte die Idee sich nicht durchsetzen, aber auch damals schon gab es einzelne Gesten, die unmittelbaren Erfolg da hatten, wo Gewalt versagte. Genau diese Erfahrung macht Greta und mit ihr einige kleine Jungen aus dem Kinderheim.
Ein Aspekt der Zeit vor etwa hundert Jahren, der mir neu war wird hier sehr anschaulich dargestellt. Es fehlt auch nicht der Einblick in die damals aktuelle Politik und in die Entwicklung hin zum ersten Weltkrieg. Ein toller Roman mit viel gelebter Geschichte, manchmal mit etwas zu viel Erfolg der kleinen Gesten um tatsächlich in jeder Beziehung realistisch zu sein, aber trotzdem einfach schon zu lesen und spannend geschrieben!

Bewertung vom 19.12.2022
Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1
Aicher, Petra

Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1


ausgezeichnet

Schein und Sein
Wer Krimis liest, in denen es um heutige Entdeckungen bei der Gerichtsmedizin geht, kann sich nur wundern, wieviel bereits vor mehr als hundert Jahren entdeckt werden konnte. Hut ab! Das gilt natürlich besonders der Protagonistin Anna, die erst einmal so gar nicht den Erwartungen entspricht, die der Gerichtsmediziner an seine neue Helferin hat. Erstaunlich schnell kann sie zeigen, was in ihr steckt. Sie wächst mit ihren Aufgaben und damit wächst auch ihr Selbstbewusstsein. Einerseits bleibt sie die gehorsame Tochter ihrer Eltern, andererseits steht sie beruflich ihre Frau, an einer Position, die damals nicht gerade typisch für eine Frau war. Dann gibt es da noch die zweite Hauptfigur, den Adeligen, der eine Ehe eingegangen ist, die mehr ein Geschäft ist: Verkaufe Adelstitel gegen Unterhalt. Allerdings kann er sich so seinen Traum erfüllen, eine eigene Zeitung herauszugeben und seine Meinung frei verkünden zu können. Gemeinsam schaffen diese Beiden so einiges, nachdem sie sich erst einmal gegenseitig angenähert haben. Wer einen aufregenden Thriller lesen möchte, ist hier falsch, wer aber einen spannenden Krimi mit viel historischen Hintergrund erwartet, wählt genau das richtige Buch!

Bewertung vom 04.12.2022
Vermisst / Der Strand Bd.1
Sander, Karen

Vermisst / Der Strand Bd.1


ausgezeichnet

Mögliche Zusammenhänge
Lilly Sternberg, 19 Jahre als, ist verschwunden. Schneller als üblich wird nach ihr gesucht, denn sie ist gehörlos, befindet sich daher in größerer Gefahr. Sie ist bei ihren Großeltern aufgewachsen, da ihre Mutter selbst ermordet wurde. Scheinbar hat ihr Großvater, der ehemalige Bürgermeister, etwas zu verbergen. Tom Engelhard ermittelt, hat selbst eine schlimme Geschichte hinter sich, die ihn bewogen hat, aus der Großstadt weg zu ziehen. Eine Kollegin wird ihm zur Seite gestellt, die sich offiziell um die kryptischen Nachrichten kümmern soll, die Lillys Freundin angeblich von ihr erhalten haben soll. Auch sie verbirgt ein Geheimnis, das der Grund für ihre Degradierung zu sein scheint. Dann taucht auch noch ihr Bruder auf, der den beiden Ermittlern vor die Nase gesetzt wurde und die ganze Aktion mit seiner Inkompetenz durcheinander bringt. Es kommen noch Drogen, Eifersucht und eine verschwundene Patientin der Psychiatrie ins Spiel und man fragt sich, wo die Zusammenhänge sind. An Ende des ersten Teils der Trilogie bleiben mehr Fragen offen, als beatwortet wurden.
Absolut spannend geschrieben macht dieser Teil sehr viel Lust auf mehr!

Bewertung vom 12.11.2022
Der große Coup des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.1
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Der große Coup des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.1


ausgezeichnet

Gaunertruppe
Der Zufall hat die sechs dreisten aber charmanten Gauner in Südfrankreich zusammengebracht. Guillaume, der Deutsche, der so gerne Franzose sein möchte und sein Freund Karim, der Wassertaxi fährt, verdienen sich so einige Euro nebenbei. Guillaume "betreut" Ferienhäuser während der Abwesenheit der Besitzer. Will heißen: Auf eigene Rechnung und ohne Kenntnis der Eigentümer vermietet er diese Häuser. Da das niemand merken soll, müssen diese Häuser natürlich wieder hergerichtet werden, was hauptsächlich die Aufgabe von Karim ist. Bei einer solchen Aktion finden die beiden einen Toten. Dieser muss natürlich entsorgt werden, da sonst die kleinen Nebengeschäfte ans Licht kommen könnten. Diese Entsorgung gestaltet sich schwierig, irgendwie taucht er immer wieder auf. Die Identität des Toten liegt erst einmal im Dunkeln, da die Helden natürlich nicht wissen, dass den Villenbesitzern gerade jemand abhanden gekommen ist. Immer mehr Gauner werden involviert, immer in der Hoffnung, am Ende großen Reichtum zu gewinnen. Tollpatschig, mit einer Menge Glück, stolpern sie durch die Gegend. Am Ende gibt es natürlich eine Auflösung, die für alle Beteiligten überraschend ausfällt.
Einen ernstgemeinten Krimi konnte man bei den beiden Autoren natürlich nicht erwarten. Allen anderen Erwartungen sind sie aber gerecht geworden: Humorvoll, manchmal peinlich, ein toller Lesegenuss!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.11.2022
In your arms / Catching up with the Carters Bd.3
Schaper, Fam

In your arms / Catching up with the Carters Bd.3


ausgezeichnet

Scheinwelt
Eine ganze Familie ist Inhalt einer Reality-Soap und das schon seit Jahren. Mutter Evelyn hat alles fest im Griff, sorgt dafür, dass alle Familienmitglieder die Rollen spielen, die sie ihnen zugedacht hat und die das Publikum von ihnen erwartet. Schon alleine die Namen der vielen Kinder machen eine Künstlichkeit deutlich, die man in "normalen" Familien so sicher nicht finden kann, hat man sich doch reichlich bei der griechischen Mythologie bedient. Das Publikum erwartet Sensationen, je delikater umso besser. Athena hat noch relatives Glück mit ihrem Namen gehabt und bisher auch nichts besonders sensationelles zu bieten. Zum Leidwesen der Mutter wurde sie allerdings zum langweiligsten Familienmitglied gewählt und daran soll sich etwas ändern. Zu Beginn des Buches hat sie ihren Koffer bereits gepackt und will Familie und Serie ebenso verlassen wie bereits zwei Geschwister vor ihr. Dann hält sie aber etwas zurück, dessen sie sich selbst nicht ganz bewusst ist. Ist es die Verantwortung gegenüber der Familie, der Wunsch, das glamouröse Leben fortzuführen oder ist es etwa doch der neue Regieassistent, den sie eigentlich so gar nicht leiden kann?
Dieses Buch scheint Teil einer Serie zu sein. Man merkt zwar, dass es schon andere Geschichten gegeben hat, was aber dem Lesevergnügen keinen Abbruch tut. Für "normale" Menschen alles sehr ungewöhnlich, aber nicht so unrealistisch, schließlich gibt es ja reichlich Beispiele für derartige "Promis". Man leidet ein bisschen mit Athena, denn eine liebevolle Familie ist sicher etwas anderes. Für mich ungewöhnlich, aber durchaus lesenswert!