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Benutzername: 
meldsebjon
Wohnort: 
Hattingen

Bewertungen

Insgesamt 143 Bewertungen
Bewertung vom 28.05.2024
Der Totenarzt / Detective Robert Hunter Bd.13
Carter, Chris

Der Totenarzt / Detective Robert Hunter Bd.13


ausgezeichnet

Grausame Spannung
Durch puren Zufall gerät ein scheinbarer Unfall in den Focus der Ermittler Robert Hunter und Carlos Garcia. Wie wahrscheinlich ist es, dass jemand überfahren wird, der ausgerechnet in Kalifornien vorher schon überfahren wurde? Bei genauerem Hinsehen wird festgestellt, dass das Opfer vor seinem Tod über einen längeren Zeitraum grausam gefoltert wurde. Da das Mordopfer ein Einzelgänger war, erweisen sich die Ermittlungen als schwierig. Erst ein zweiter Todesfall, ein angeblicher Selbstmord, der sich ebenfalls rein zufällig als Mord mit vorheriger Folter herausstellt, legt den Verdacht nahe, dass da ein Serientäter am Werk ist. Beeindruckend und spannend gestaltet sich jetzt die Ermittlungsarbeit. Diese führt zwar auf die richtige Fährte, ist aber so ungenau, dass es Jahre dauern könnte, bis man tatsächlich zu Ergebnissen kommt. Bis dann auch hier wieder der Zufall hilft und ein Polizist in Gefahr gerät. Die bis es zur Auflösung kommt, steigt die Spannung schier ins Unerträgliche!
Ein absolut phantastischer Thriller, den man wirklich nicht aus der Hand legen mag. Die Schilderungen der Grausamkeit sind Anfangs noch etwas dezent, weil sie auf Mutmaßungen beruhen, werden aber (leider) immer konkreter. Etwas weniger davon hätte mir noch besser gefallen.
Fazit: Ein tolles Leseerlebnis, aber nichts für zartbesaitete Leser.

Bewertung vom 20.05.2024
Mord stand nicht im Drehbuch
Horowitz, Anthony

Mord stand nicht im Drehbuch


ausgezeichnet

Schicht für Schicht zur Wahrheit
Vorab: Wer Agatha Christie mag, muss diesen Roman lieben!
Zum Inhalt: Anthony Horowitz wird des Mordes verdächtigt. Dies geschieht zwar sehr zur Freude der Ermittlerin, ist aber erst einmal nicht unbegründet, weisen doch einige Indizien auf ihn als Täter hin. Er hatte ein Motiv (wenn denn eine schlechte Theaterkritik eines ist), er hatte die Gelegenheit und er hatte das Mordwerkzeug in der Hand. Wenn jetzt auch noch das bei der Toten gefundene Haar von ihm stammt, wird die Falle wohl zuschnappen. Es ist also nicht viel Zeit zu verlieren, soll seine Unschuld bewiesen werden. Auch wenn es ihm schwerfällt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich an den nervigen Privatdetektiv Hawthorne zu wenden, von dem er sich eigentlich - literarisch gesehen - gerade getrennt hatte.
Natürlich ermittelt dieser, und ebenso natürlich fördert er weitere Verdächtige zu Tage, denn die Tote hat ihre Bösartigkeit auch schon über andere Menschen geschüttet. Die Reise geht ganze 20 Jahre zurück und so nach und nach wird eine Schicht Lügen nach der anderen abgetragen, bis am Ende nur noch die Wahrheit bleibt.
Ein richtig toller Mitdenk-Krimi, mit einem durchgehend rotem Faden und auch mit einem ab und zu aufflackernden Augenzwinkern. Ich hatte lange nicht soviel Spaß beim Lesen eines Krimis. Diese Kombination ist unverwechselbar, einmalig und absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 01.05.2024
Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1
Koppelstätter, Lenz

Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1


ausgezeichnet

Verschlungene Geheimnisse
Gianna Pitti arbeitet als Journalistin für ein kleines Blättchen, das zu der aussterbenden Gattung der Printmedien gehört. Chefredakteurin Elvira weigert sich konsequent, in die moderne Welt des Online-Journalismus einzusteigen. Da die Umsätze sinken, muss um jeden Abonnenten gekämpft werden, am besten mit einer tollen Story.
Zufällig kommt Gianna dazu, als eine Leiche aufgefunden wird und zufällig kennt sie den jungen Mann. Natürlich beginnt sie zu ermitteln und gerät immer tiefer in ein Geflecht hinein, in das Vergangenheit und Gegenwart dicht verwoben sind. Ihr sehr ungewöhnlicher Onkel Francesco spielt dabei eine Rolle, auch der Staatsanwalt und ein Kollege aus der Redaktion scheinen darin verwickelt zu sein. Ein Leserbrief, der sich mit dem Umgang mit einer historischen Villa beschäftigt, hat auch eine Bedeutung.
Der Autor schreibt sehr spannend, lockt den Leser immer wieder auf neue Fährten und spannt den Bogen geschickt so, dass das Ende und die Aufklärung einen logischen Bogen schlägt. Das Ende ist zwar nicht offen, scheint aber die Möglichkeit einer Fortsetzung zu versprechen. Darauf kann man sich bestimmt freuen!

Bewertung vom 23.04.2024
Treibgut
Brodeur, Adrienne

Treibgut


ausgezeichnet

Leichen im Keller
Nein, um wirkliche Leichen geht es nicht in diesem sehr berührenden Roman. Es geht eher um die symbolischen Leichen, die die Familie Gardener versteckt hat.
Anlässlich des 70sten Geburtstags des Senioren der Familie, Adam Gardener, soll ein Fest gefeiert werden und alles soll harmonisch verlaufen. Jedes Mitglied der Familie hat andere Erwartungen: Der manisch-depressive Adam selbst will eine großartige neue wissenschaftliche Entdeckung publik machen, sein Sohn Ken will seine politischen Ambitionen manifestieren und die Tochter Abby will ihren künstlerischen Durchbruch erreichen und verkünden. Leider ist die angebliche Entdeckung die Phantasie einer manischen Phase und um politische Karriere zu machen braucht es auch eine intakte Familie. Genau die zerfällt aber nach und nach, weil sie bisher nur an der Oberfläche existiert hat. Zu viele Geheimnisse tun einfach nicht gut. Es gibt weitere Akteure, Ehepartner, Enkelkinder, Halbgeschwister, die ihren Teil zur Wahrheitsfindung beitragen, die hier nicht genauer beschrieben werden sollen.
Wichtig ist: ein richtig gut geschriebener Roman, bei dem Schicht für Schicht der äußere Schein abgehoben wird und am Ende die echten Gefühle und Ereignisse übrigbleiben. Man kann eine Menge für das eigene Leben mitnehmen, oder alles von außen, mit Blick auf diese Familie, betrachten. Beides ist ein Gewinn!

Bewertung vom 09.04.2024
Die verkaufte Sängerin / Cristina Bd.1
Lorentz, Iny

Die verkaufte Sängerin / Cristina Bd.1


ausgezeichnet

Gauklerleben
Cristina zieht mit ihrer Sippe durch kleine Fürstentümer im jetzigen Thüringen. Wo man es ihnen erlaubt, führen sie Gauklerkunststücke und manchmal ein Theaterstück auf. Oft wird das untermalt von Cristinas Gesang. So ganz passt sie nicht in diese Truppe. Zwar war ihre Mutter die Schwester des derzeitigen Patrone, aber durch das Erbteil ihres Vaters ist sie blond und langbeinig und fällt immer auf, sehr zum Missfallen der Frau des Patrone. Da sie durch ihr zänkisches Wesen für Unfrieden in der Truppe sorgt, fällt diese immer mehr auseinander. Cristinas besondere Begabung für Gesang fällt auf. Ein Beauftragter des Herzogs von Sachsen-Meiningen, der eigentlich eine andere Sängerin engagieren sollte, sucht Ersatz für diese und kauft Cristina ihrer Familie ab. Am Hof soll sie ausgebildet werden. Eigentlich sollte sie sich freuen, nicht mehr dem ständigen Gezänk ausgesetzt zu sein, aber die Gaukler sind die einzige Familie, die sie kennt und es fällt ihr zunächst schwer, sich an das neue Leben zu gewöhnen, ist doch wirklich alles völlig anders, als sie es gewohnt ist. Lernbegierig wie sie ist, gewöhnt sie sich nach und nach ein. Auch am Hof eines Herzogs gibt es Missgunst und Kriminalität und dem ist sie ausgesetzt.
Eine Aschenbrödelgeschichte der besten Art haben wir hier vorliegen. Auch wenn man aus Gauklerkreisen stammt, ist es möglich, die Aufmerksamkeit der höchsten Herren auf sich zu ziehen, ja selbst Geheimrat Goethe ist angetan. Damit ist ein Aufstieg möglich, der aber nicht so ganz einfach von statten gehen kann, wenn die Spannung nicht auf der Strecke bleiben soll. Und das tut sie absolut nicht! Ein spannender historischer Roman, den man kaum aus der Hand legen mag.

Bewertung vom 03.04.2024
Die Tote am Kai / WaPo Cuxhaven Bd.2
Storm, Bente

Die Tote am Kai / WaPo Cuxhaven Bd.2


ausgezeichnet

Verzwickter Küstenkrimi
Vieles in diesem ausgezeichneten Krimi könnte überall spielen: Ein Polizist wird angeschossen, eine Leiche wird aufgehängt in einem Container gefunden, Kompetenzgerangel zwischen verschiedenen Polizeidienststellen und anderes mehr. Allein das ist lesenswert und spannend. Dazu kommt aber noch der Ort der Handlung, der sich auf manchmal subtile Weise mit einbringt. Vieles spielt auf dem Wasser, manchmal geht es um Krabbenkutter und um Krabbenhandel, und das geht eben nur am Meer und macht alles besonders. Verschiedene Verdächtige geraten in den Fokus, manche Kollegen der Hauptfigur Agatha Christensen entpuppen sich als völlig anders als zunächst dargestellt - sowohl im positiven als auch im negativen Sinne.
Sehr spannend geschrieben, nehmen die Autoren den Leser mit auf falsche Fährten, führen ihn aber nie direkt in die Irre. Die am Ende trotzdem etwas überraschende Lösung war bei genauem Hinsehen gut vorbereitet. Schön ist auch, dass Polizisten Menschen sind, die auch nicht immer alles ganz richtig machen, aber versuchen, alles zu einem gerechten Ende zu führen.

Bewertung vom 17.03.2024
Annas Lied
Koppel, Benjamin

Annas Lied


ausgezeichnet

Höhen und Tiefen eines langen Frauenlebens
Als Leser nehmen wir teil am Leben von Hannah Koppelman. Man lernt sie kennen, als sie in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts in Kopenhagen aufwächst. Mit ihren vier älteren Brüdern, ihren Eltern und vielen Onkeln und Tanten kennt sie ein harmonisches Familienleben. Ursprünglich stammt die Familie aus Polen, wollte wegen der dortigen Pogrome eigentlich nach Amerika auswandern, sind dann aber aus Geldmangel in Dänemark geblieben und fühlen sich dort inzwischen heimisch. Auch dort gibt es bereits erste Hinweise auf Aktionen gegen Juden, man fühlt sich aber sicher, wähnt sich unter dem Schutz der dänischen Regierung. Obwohl das Einkommen der Familie aus einer Schneiderwerkstatt stammt, ist doch die Musik allgegenwärtig. Alle Brüder sind begabte Musiker, leben als Erwachsene auch von dieser Kunst. Hannah selbst träumt von einer Karriere als Pianistin, bekommt sogar einen der begehrten Plätze am Konservatorium.
Und dann wird alles anders. Der Krieg macht alle Pläne zunichte, der Kampf ums nackte Überleben beginnt; nicht alle können ihn gewinnen.
Später verschlägt es Hannah nach Frankreich, in eine arrangierte Ehe. Träume werden begraben, aber der Musik, ihrer größten Liebe, bleibt sie treu. Und diese hilft ihr auch, viele Rückschläge zu überstehen.
Eine sehr beeindruckende Lebensgeschichte, ganz ausgezeichnet aufgeschrieben mit vielen Einblicken in den jüdischen Alltag. Auch wenn nicht ganz klar ist, wieviel tatsächlich real ist, kann man das Buch sicher auch in die Rubrik "Zeitzeugen" einordnen. Etwas irritierend fand ich, dass die Hauptfigur "Hanna" heißt, der Titel des Buches aber "Annas Lied" ist. Aufgeklärt wird das ganz am Ende des Buches.
Ich kann die Lektüre wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 04.03.2024
Das Schweigen des Wassers
Tägder, Susanne

Das Schweigen des Wassers


ausgezeichnet

Offene Fälle
Die Wende ist noch nicht so lange her, Ost und West müssen sich nach der ersten Euphorie erst einmal finden und die Vergangenheit muss aufgearbeitet werden. Das ist die Ausgangssituation für Kommissar Groth aus Hamburg. Nach einigen Problemen privater und beruflicher Natur soll er in Mecklenburg dazu beitragen, die Polizei im Osten auf den Stand des Westens zu bringen. Größter Beliebtheit erfreut er sich bei den Kollegen nicht, hat man doch auch vor der Wende etwas vom Beruf verstanden. Gleich zu Beginn wird ein toter Bootsverleiher gefunden. Ein Unfall scheint es gewesen zu sein. Vielleicht aber auch nicht, denkt Groth und gräbt tiefer. Vor zehn Jahren war der Tote Beschuldigter in einem Mordfall, wurde freigesprochen. Einiges an dem damaligen Fall erscheint ihm seltsam. Zumindest einer der neuen Kollegen hilft ihm bei der Recherche, einiges tritt zu Tage, ist aber immer noch zu dünn, wie ein Vorgesetzter meint.
Ein wirklich guter Krimi liegt hier vor, spannend, teilweise tiefgründig und politisch. Einiges geht aber auch darüber hinaus. Gefühle werden einfühlsam geschildert, man kann sich in einige Protagonisten gut hineinfühlen, verstehen, in welchem Gedankenkarussell man steckt, wie langfristig sich Wunden auswirken. Gerne würde ich mehr von dieser Autorin mit dem ganz eigenen Schreibstil lesen!

Bewertung vom 02.03.2024
Leute von früher
Höller, Kristin

Leute von früher


ausgezeichnet

Ungewöhnliches Ambiente
Marlene befindet sich nach ihrem Studium in einer Art Selbstfindungsphase und nimmt einen Saisonjob auf der Insel Strand an. Dort hat sich im Laufe der Jahre aus den ursprünglich wenigen alten Häusern ein kleiner Tourismusmagnet entwickelt. Die wenigen Einwohner, verstärkt durch viele Saisonkräfte, spielen den Touristen das Leben der Menschen von früher vor. Man trägt Kleidung, die es vor hundert Jahren schon gab und geht offiziell dem Handwerk aus dieser Zeit nach. Marlene taucht ein in diese Menschengruppe, die sich teilweise schon lange kennt. Sie knüpft Freundschaften, beginnt eine Liebesbeziehung mit Janne, einer Einheimischen. Trotzdem hat sie das Gefühl, nicht ganz angekommen zu sein, glaubt, dass es Geheimnisse gibt, in die man sie nicht einweiht. Immer wieder ist die Rede von der Insel Rungholt, die vor langer Zeit untergegangen ist und angeblich alle sieben Jahre wieder auftaucht. Ein bisschen mystisch, aber trotzdem ist für Marlene alles real, wie auch für den Leser. Marlene ist die Hauptfigur, auf deren Gefühle und Gedanken intensiv eingegangen wird. Sprachlich mit Ecken und Kanten, aber genau das trägt dazu bei, sich in diese Welt einzufühlen.
Meine Meinung: Lesenswert!

Bewertung vom 05.02.2024
Murder in the Family
Hunter, Cara

Murder in the Family


ausgezeichnet

Ungewöhnlich - ungewöhnlich gut!
Ein 20 Jahre alter "Cold Case" soll aufgeklärt werden. Soweit so normal. Mit Hilfe von sechs Experten sollen die damaligen Ermittlungen noch einmal durchgegangen bzw. nachgestellt werden. Das Ganze wird eine siebenteilige Fernsehserie und damit wird es ungewöhnlich. Es wird nicht einfach erzählt, sondern ein bisschen wie ein Drehbuch gestaltet. Eingefügt sind dabei WhatsApp-Nachrichten der Beteiligten, Reaktionen aus den Social-Media auf Ausstrahlungen, Presseberichte und andere Hinweise. Schritt für Schritt tasten sich die sechs Ermittler an das vergangene Geschehen heran und decken dabei immer wieder Dinge auf, die vor zwanzig Jahren verborgen blieben.
Regisseur ist Guy Howard, der damals zehnjährige Stiefsohn des Mordopfers Luke Ryder. Viele Personen aus dem damaligen Umfeld der Familie, Freunde, Bedienstete sowie die ermittelnden Polizeibeamten kommen zu Wort und nach und nach nähert sich alles einer Lösung. Auch wenn man als Leser durchaus mit rätseln kann, ist das Ende dann doch mehr als überraschend.
Erstaunlich war für mich, wie fließend man dieses ungewöhnliche Format lesen kann, ich hatte da anfangs Bedenken. Meine Empfehlung: Einfach darauf einlassen, man wird mitgezogen!