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Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2018: Die Hirschs waren Verfolgte, Widerstandskämpfer, Opportunisten, Künstler. Ein Jahrhundert deutsche Geschichte hat sie geprägt, haben sie mitgeprägt. Da durfte man nicht empfindlich sein, es galt, die eigene Haut zu retten. Empfindlich war Tamara zum Glück nie. Stattdessen suchte sie das Abenteuer, die Herausforderung, das Risiko. Doch andere hat die Familie zugrunde gerichtet; eine Schuld, die Tamara nicht verzeihen kann. Eindrücklich, poetisch und kraftvoll erzählt Franziska Hauser die Lebensgeschichte der bezaubernd eigensinnigen Tamara Hirsch -…mehr

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Produktbeschreibung
Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2018: Die Hirschs waren Verfolgte, Widerstandskämpfer, Opportunisten, Künstler. Ein Jahrhundert deutsche Geschichte hat sie geprägt, haben sie mitgeprägt. Da durfte man nicht empfindlich sein, es galt, die eigene Haut zu retten. Empfindlich war Tamara zum Glück nie. Stattdessen suchte sie das Abenteuer, die Herausforderung, das Risiko. Doch andere hat die Familie zugrunde gerichtet; eine Schuld, die Tamara nicht verzeihen kann.
Eindrücklich, poetisch und kraftvoll erzählt Franziska Hauser die Lebensgeschichte der bezaubernd eigensinnigen Tamara Hirsch - erzählt damit die Geschichte ihrer eigenen Familie, eine Geschichte aus politischen und persönlichen Fallstricken, bis dem Leser die Luft wegbleibt.
Autorenporträt
Franziska Hauser, geboren 1975 in Pankow/Ostberlin, hat zwei Kinder. Sie studierte Fotografie an der Ostkreuzschule bei Arno Fischer und ist Autorin. Im Frühjahr 2015 erschien ihr Debütroman Sommerdreieck
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2018

Das Unglück der Puppenspielerin
Lässt sich, wer man ist, aus den Biografien der Verwandten ablesen? Franziska Hausers Roman „Die Gewitterschwimmerin“
In Romanform lässt sich gut Bilanz ziehen. Im Erzählen steckt das Zählen, und wie jemand aufzählt, was alles passiert ist, muss mit dem, wie es sich zugetragen hat, zuerst einmal gar nichts zu tun haben. Hat es meistens aber doch und das Erzählen bekommt dann eine ungeahnte Macht über die Ereignisse.
Schon manche Autoren sind über den eigenen Text gestolpert, wenn sich die einstige Geliebte oder der streitsüchtige Onkel in den Figuren wiederzuerkennen glaubte. Als ginge es Romanen um profane Wirklichkeitsdarstellung. Die Autorin und Fotografin Franziska Hauser hat ihrem zweiten Roman „Die Gewitterschwimmerin“ deshalb vorsichtshalber die Gebrauchsanweisung vorangestellt, dass sie „in keiner Weise den Anspruch auf die Wahrheit erheben (möchte)“ und außerdem noch „einiges dazuerfunden“ habe. Sie habe die Geschichte ihrer eigenen Familie „als Grundlage für diesen Roman verwendet“.
Die Gewitterschwimmerin, die auf dem Buchcover kopfüber nackt in einen Waldsee abtaucht, heißt deshalb nicht Hauser, sondern Hirsch, Vornamen Tamara, geboren 1951, fast genau in der Mitte des Jahrhunderts, und von Beruf ist sie, wie Franziska Hausers Mutter, Puppenspielerin. Sie steht im Zentrum der vier Hirsch-, beziehungsweise Hauser-Generationen, die in dem Roman von 1883 bis in die Gegenwart eine Art langes zwanzigstes Jahrhundert aus deutscher Perspektive erleben.
Zwei Weltkriege, Flucht, Exil, Widerstand, Besatzung, Leugnung, Aufarbeitung, Kalter Krieg, endlose Langeweile in der DDR, Fluchtversuche in den Westen, Missbrauch, Krankheit, Affären, Kinder, viele wechselnde Liebespartner, und Sophie Freud kommt auch noch vor: Das alles auf gut 400 Seiten. Tamara ist das Scharnier, denn sie kennt die Generation ihrer Eltern und Großeltern, den klugen Friedrich, den Frauenheld Alfred und die freche Adele, und die zweite Hälfte in der DDR und BRD hat sie selbst erlebt.
Sie zieht nun in der Gegenwart Bilanz, als ihre Mutter, die angeblich betrunken einen Seitenspiegel abgefahren hat, von Polizisten mit auf die Wache genommen wird und, noch bevor sie dort ankommt, an einem Herzinfarkt stirbt. „Warum bin ich geworden, wie ich nicht sein will?“, fragt Tamara am Anfang des Romans, von diesem Todesfall ins Grübeln gebracht.
Lässt sich das, was man ist, aus den Biografien der Verwandten ablesen? Aus dem gebildeten Großvater, der im Krieg nach England floh, fast 100 Jahre alt wurde und zu allem bereit gewesen zu sein schien? Aus Vater Alfred, der die hübsche, kluge Widerstandskämpferin Esther für die jüngere Adele sitzen ließ, die mit dem Rest der Familie nie mithalten konnte? Und die zahllosen fremden und verwandten Männer, die Tamara begrabschten und bedrängten, mit denen sie auch oft ins Bett ging, aber fast so oft nur, um ihre Ruhe zu haben? Was verraten sie? Taugen diese Biografien zu einem beispielhaften Bild Deutschlands, das ein solcher Roman immer auch verspricht, ob er will oder nicht?
Man ist fast froh, als endlich eine Figur auftaucht, die nicht superschlau ist, sondern nur umwerfend gut aussieht und die den Krieg nicht als Widerstandskämpfer im Untergrund verbrachte, sondern sich die Hand eine Woche nicht wusch, mit der sie die des Führers geschüttelt hatte. Ein großes Zeit- oder Gesellschaftspanorama will „Die Gewitterschwimmerin“ nicht sein, ein Familienporträt aber eigentlich auch nicht. Im Roman ist aber die Form mindestens so wichtig wie der Inhalt und so ist das zentrale Thema des Buches, in dem auch seine Universalität aufscheint, die Suche nach dem Verhältnis zur eigenen Familie, ohne dass darauf eine endgültige Antwort gegeben wird.
Der Roman überspringt mit fast jedem Kapitelwechsel mehrere Jahrzehnte. Zwei Handlungsstränge verlaufen parallel und kreuzen sich 1960: die Geschichte von Tamaras Eltern und ihre Jugend, die rückwärts erzählt wird. Das ist komplex konstruiert und zeichnet dabei ein vielschichtiges und interessantes Porträt seiner Figuren, erscheint dann aber in den vielen angerissenen historischen Ereignissen zu knapp und sprunghaft. Zu knapp für eine Bilanz. Die meisten Gegenwartsromane sind zu lang, dieser hätte noch länger sein dürfen.
NICOLAS FREUND
Franziska Hauser: Die Gewitterschwimmerin. Roman. Eichborn Verlag, Köln 2018. 431 S., 22 Euro.
Man ist fast froh, als endlich eine
Figur auftaucht, die nicht schlau
ist, sondern nur gut aussieht
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"Ein Buch von beeindruckender Klarheit und Kraft, das einen Blick hinter die Fassade ermöglicht." Sophie Weigand, Buchkultur, Februar 2018 "Franziska Hauser zeichnet in 'Die Gewitterschwimmerin' [...] in kühler, nie unterkühlter Sprache das Leben von vier Frauen nach, außerdem ein Jahrhundert deutsch-deutscher Geschichte und die Auseinandersetzung mit ihrer Familie. Quälend, aber auch versöhnlich." Welt am Sonntag, 18.03.2018 "Das Attraktive am Buch von Franziska Hauser ist, dass sie es sprachlich schafft, in realistischer, nachvollziehbarer und phantasievoller Art die Figuren zum Leben zu erwecken." Carsten Schmidt, Feuilletonscout.com, 18.04.2018