„Die schöne Philippine Welserin“ erschien im März 2013 im Gmeiner Verlag. Brigitte Riebe, die Autorin des Buches, ist promovierte Historikerin, sodass ihr Werk auf vielen nachweisbaren geschichtlichen Fakten kombiniert mit fiktionalen Elementen, die die Spannung steigern, beruht.
Das Buch
entführt den Leser ins 16. Jahrhundert, genauer in die Jahre 1556 bis 1580. Philippine Welser ist die…mehr„Die schöne Philippine Welserin“ erschien im März 2013 im Gmeiner Verlag. Brigitte Riebe, die Autorin des Buches, ist promovierte Historikerin, sodass ihr Werk auf vielen nachweisbaren geschichtlichen Fakten kombiniert mit fiktionalen Elementen, die die Spannung steigern, beruht.
Das Buch entführt den Leser ins 16. Jahrhundert, genauer in die Jahre 1556 bis 1580. Philippine Welser ist die Tochter einer Augsburger Bürgerfamilie. Durch ihre Tante, die mit einem mittlerweile verstorbenen Adeligen verheiratet war und die in der Nähe von Prag lebt, lernt sie Erzherzog Ferdinand II. von Habsburg kennen, den Sohn des Kaisers. Beide verlieben sich trotz der Standesunterschiede, heiraten heimlich und bekommen vier Kinder. Dennoch muss die Ehe weiterhin geheim bleiben und Philippine hat mit vielen Widerständen, Intrigen und Schicksalsschlägen zu kämpfen. Gleichzeitig beschäftigt sie sich aber auch viel mit der Kräuterheilkunde, ein Interesse, dem bereits ihre Mutter nachging, von der sie viel in diesem Bereich lernte. So ist jedem Kapitel im Buch eine bestimmte Heilpflanze mit einer Illustration, ihrer lateinischen und ihrer deutschen Bezeichnung, und ihrer positiven, aber auch negativen Wirkung vorangestellt, die im betreffenden Abschnitt dann auch eine Rolle spielt.
Der Aufbau des Romans mit der Vorstellung der Heilpflanzen, die teilweise dann schon erahnen lassen, was im kommenden Kapitel geschehen könnte, und die Neugier wecken, hat mir sehr gut gefallen und ich habe auch viele neue Dinge in dieser Hinsicht dazu gelernt. Auch das Thema des Buches fand ich sehr interessant. Philippine Welser war mir bis dahin noch kein Begriff, ich nehme einmal an, dass sie, historisch bedingt, in Österreich auch einen etwas größeren Bekanntheitsgrad hat, als in Deutschland. Es handelt sich hier aber wirklich um eine interessante und vielschichtige Persönlichkeit, die ein für die damalige Zeit recht ungewöhnliches Leben führte. Beide, sie und auch Ferdinand II., scheinen sich wirklich sehr geliebt zu haben und waren bereit, für diese Liebe, wenn auch nur bis zu einer gewissen Grenze, einiges auf sich zu nehmen. Welche Probleme dies, trotz allen Komforts, den Philippine auch genoss, mit sich brachte, wird in dem Buch gut deutlich. Bei den im Buch vorkommenden Personen handelt es sich um echte historische Persönlichkeiten, von denen lediglich die Charaktereigenschaften teilweise zugunsten der Dramatik etwas extremer dargestellt wurden, und auch viele der geschilderten Ereignisse geschahen wirklich. So handelt es sich auch um ein sehr realistisches Buch. Unterstützt wird dies noch durch die Sachkenntnis von Brigitte Riebe, die immer wieder authentische Begriffe und Gepflogenheiten der damaligen Zeit berücksichtigt hat. Die Erzählung wechselt immer wieder zwischen einem neutralen Erzählstil und persönlicheren Tagebucheinträgen von Philippine Welser, die es dem Leser erlauben, an ihrer Gefühlswelt teilzuhaben, hin und her. Der Schreibstil von Brigitte Riebe ist angenehm flüssig lesbar und gut verständlich. Man muss also nicht befürchten, mit unnötigen historischen Fachbegriffen erschlagen zu werden.
Als positiv und sehr aufschlussreich empfand ich es auch, dass es am Ende des Buches noch ein kurzes historisches Nachwort der Verfasserin gibt, in dem man erfährt, was Fiktion und was historisch belegt ist und auch, wie es in der Realität mit den Personen aus dem Buch weiterging. Etwas gestört hat mich, dass im Roman selbst doch einige „Leerstellen“ blieben, auf die man sich als Leser selbst einen Reim bilden musste. Das war wohl so gewollt, aber ich hätte es dennoch, zumindest an manchen Stellen bevorzugt, Klarheit zu bekommen. Mein zweiter Kritikpunkt ist, die, wohl vom Verlag vorgenommene Klassifizierung als „Historischer Kriminalroman“, wie es auf dem Titel angegeben ist. Das halte ich für weniger zutreffend, da es zwar definitiv zu mysteriösen Todesfällen kommt, aber keine Ermittlungen im klassischen Sinn durchgeführt werden.