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Benutzername: 
Angela.Bücherwurm
Wohnort: 
Wülfrath
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 242 Bewertungen
Bewertung vom 29.02.2024
Ich, Sperling
Hynes, James

Ich, Sperling


gut

Das Buch versetzt uns ins 4. Jahrhundert n. Chr. ins spanische Carthago Nova. Dort begegnen wir einem namenlosen kleinen Sklavenjungen ohne Herkunft. Er wächst dort in enem Bordell bei den sogenannten Wölfinnen auf. Das Leben hier ist grausam und gnadenlos. Vieles von dem, was an diesem furchtbaren Ort vorgeht, versteht der Junge zunächst nicht. Sobald er dazu auch nur ansatzweise fähig ist, muss er sich nützlich machen. Je älter er wird, desto unbarmherziger wird er ausgenutzt. Doch er entwickelt eine Strategie, wie zumindest seine Seele all dem entfliehen kann.

So kann er uns als alter Mann seine Geschichte erzählen. Rückblickend , in Ich-Form geschrieben, berichtet dieser sehr bildhaft von seinem furchtbaren Schicksal. Sämtliche Details werden sehr anschaulich dargestellt, auch all die unmenschlichen Dinge. Dementsprechend ist auch die Sprache zuweilen sehr derb und obszön, für mich stellenweise kaum aushaltbar. Ich konnte den Roman daher auch nur in kleineren Abschnitten lesen , immer wieder brauchte ich eine Pause, um das Gelesene sacken zu lassen und zu verarbeiten. Und dennoch entwickelte sich eine Art Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte. Ich wollte wissen, was diesem Jungen widerfährt und an seinem Schicksal teilhaben, immer mit der winzigen Hoffnung, dass doch noch irgendwie etwas Positives geschieht.

Die einzelnen Charaktere sind in ihrer Art recht authentisch dargestellt und vermitteln einen ungeschönten Einblick in das raue und brutale Leben von damals. Die minutiösen Beschreibungen einiger Szenerien waren dabei jedoch stellenweise etwas zu detailliert und lang.

Das Buch ist ganz sicher keine leichte Kost und nichts für schwache Nerven. Bei der Bewertung bin ich hin- und hergerissen. Auf der einen Seite ist es wohl sehr gut recherchiert und sprachlich ausgefeilt, andererseits war es mir persönlich dennoch an einigen Stellen zu drastisch. Auch das Ende hat für mich noch zu viele Fragen offen gelassen. Meine Bewertung liegt daher irgendwo zwischen drei und vier Sternen.

Bewertung vom 01.10.2023
Gratisessen für Millionäre
Lee, Min Jin

Gratisessen für Millionäre


gut

Einblicke in die koreanische Kultur

Inhalt

Casey, Tochter einer koreanischen Einwandererfamilie, ist in den USA aufgewachsen und träumt davon, Erfolg zu haben und reich zu werden. Ihre Eltern arbeiten hart, um ihren Töchtern eine gute Ausbildung und damit eine sichere Zukunft zu ermöglichen, doch große Sprünge können sie sich nicht erlauben. Casey ist das nicht genug, sie strebt nach Höherem. Gefangen zwischen Traditionen und dem Wunsch nach einem Platz in der Oberschicht geht sie ihren ganz eigenen Weg.

Meine Meinung

Ich war recht neugierig auf dieses Buch, da mich die Thematik sehr interessiert. Es wird auch ziemlich anschaulich ein Sittengemälde gezeichnet, Klassenunterschiede werden deutlich, genauso wie die Zerrissenheit einer jungen Frau, die weder wirklich zu der einen, noch zu der anderen Welt gehört.
Obwohl dieser Aspekt der Geschichte sicherlich gute Einblicke gewährt, konnte mich der Roman nicht komplett überzeugen. Einige Stellen sind recht langatmig und haben mich das Buch immer wieder zur Seite legen lassen. Zudem gibt es noch unglaublich viele Perspektivwechsel, die das Lesen oft anstrengend macht.
Eine zusätzliche 'Hürde' dabei war für mich die Namensgebung. Die koreanischen Protagonisten tragen weitgehend alle westliche Vornamen ( Scheinbar war diese Art Namensänderung bei den koreanischen Einwanderern üblich ). Beim Lesen war daher nicht immer direkt klar, welcher Nationalität eine Person angehört. Dies erschwert die Einordnung bestimmter Dinge im Kontext deutlich.
Auch die einzelnen Charaktere empfand ich oft als unzugänglich, viele von ihnen blieben mir bis zum Schluss fremd.

Fazit

Insgesamt hat dieser Roman hinsichtlich seiner Thematik sicherlich seinen Reiz, die Ausarbeitung hatte für mich jedoch leider die ein oder andere Schwäche.

Bewertung vom 31.05.2023
Feuer
Pourchet, Maria

Feuer


weniger gut

Der Funke ist nicht übergesprungen

Inhalt

Auf den Inhalt möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen, da meiner Ansicht nach der Klappentext das Wesentliche ausreichend zusammenfasst. Mehr dazu würde einfach zu viel vorweg nehmen.

Meine Meinung

Die Geschichte wird in zwei unterschiedlichen Erzählsträngen jeweils aus der Sicht der beiden Protagonisten Laure und Clément in Ich-Form erzählt. Richtige Kapitelüberschriften gibt es im eigentlichen Sinne nicht. Lediglich wenn Clément zu Wort kommt, wird Datum und Uhrzeit, sowie einige Daten zu seinen Körperfunktionen ( wie z.B. Körpertemperatur, Blutdruck etc. ) vorangestellt. Während Datum und Uhrzeit für mich noch einen Sinn ergeben, hat sich mir zu allen anderen Angaben die Intention dahinter nicht erschlossen.
Der Sprach- und Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig. Zum einen ist die Ausdrucksweise oft sehr abgehackt und es wirkt alles sehr emotionslos. Dazu kommt, dass es viele Monologe gibt. Clément ‚redet‘ dauernd mit seinem Hund, den er ‚Papa‘ nennt ( das ist ziemlich irritierend) und Laure ‚hört‘ die Stimmen ihrer Mutter und ihrer Großmutter aus dem Jenseits.
Insgesamt wirkt das ganze Szenario ziemlich trist und freudlos, zuweilen richtig deprimierend. Das titelgebende ‚Feuer‘ konnte ich nicht spüren.
In die beiden Hauptcharaktere konnte ich mich so gut wie gar nicht hineinversetzen. Sie blieben mir bis zum Schluss eher fremd und unnahbar.
Das Ende an sich war weitestgehend vorhersehbar. Es gibt da lediglich einen Aspekt, der für ein wenig Überraschung gesorgt hat.

Fazit

Ich konnte mich mit dieser Geschichte bis zum Schluss nicht anfreunden und wüsste auch nicht, wem ich sie empfehlen würde. Der Funke ist einfach nicht übergesprungen

Bewertung vom 31.01.2023
Clark & Division
Naomi Hirahara

Clark & Division


ausgezeichnet

Auf der Suche nach der Wahrheit

Inhalt

Aki Ito lebt zusammen mit ihrer älteren Schwester Rose und ihren japanischen Eltern in Kalifornien. Nach dem Angriff auf Pearl Harbor werden sie wie viele andere japanisch-amerikanische Bürger interniert. Das Leben im Lager ist schwer. Rose hat das Glück und darf als eine der ersten von ihnen das Lager wieder verlassen und wird nach Chicago geschickt. Dort richtet sie sich ihr Leben ein und bereitet die Ankunft der anderen Familienmitglieder vor, die ihr nach einiger Zeit folgen dürfen.

Kurz bevor die restliche Familie in Chicago eintrifft geschieht jedoch ein Unglück. Rose wird von einer U-Bahn erfasst und stirbt. Die Polizei geht von Selbstmord aus, doch Aki bezweifelt das stark. So beginnt sie zunächst zögerlich, dann aber beharrlich und hartnäckig mit Nachforschungen, um zu ergründen, was wirklich geschehen ist.

Meine Meinung

Anhand des Schicksals der Familie Ito behandelt das Buch ein Thema, über welches ich bisher nur wenig gelesen habe. Es geht um die aus Japan nach Amerika ausgewanderten Bürger und deren in Amerika geborenen Nachkommen mit amerikanischer Staatsbürgerschaft in Zeiten des 2. Weltkrieges. Die Thematik ist in einer gelungenen Mischung aus Krimi und Familiengeschichte verpackt.

Der Schreibstil ist dabei eher nüchtern und sachlich. Ich finde das passt hervorragend hierhin, da dies das Verhalten der Betroffenen gut wiederspiegelt. Sie sind zurückhaltend, zeigen nach außen hin wenig Emotionen und wollen auf keinen Fall in irgendeiner Form auffallen. Dies erschwert aber auch den Zugang zu den einzelnen Protagonisten und man kann nur ahnen was sie fühlen und denken. Letztendlich konnte ich mich aber dennoch gut in ihre Welt hineinversetzen. Besonders die junge Aki durchläuft dabei eine bemerkenswerte Entwicklung.

Obwohl Sprache und Erzählton eher ruhig sind, wächst die Spannung mit jeder Seite. Als Leser*in möchte man genau wie Aki unbedingt herausfinden, was geschehen ist.

Besonders interessant waren auch die Einblicke in die soziologischen Hintergründe. So manches war recht erschreckend, aber wohl leider auch ziemlich realistisch.

Noch eine kurze Bemerkung zum Titel, der für mich perfekt passt: Clark & Division ist die U-Bahn Station, an der das Unglück geschah.

Fazit

„Clark & Division“ ist ein außergewöhnliches Buch fernab vom üblichen Mainstream und äußerst lesenswert. Ich empfehle es allen gerne weiter, die etwas Besonderes suchen. Mir hat es jedenfalls ausgesprochen gut gefallen.

Bewertung vom 31.10.2022
Wie man sich einen Lord angelt
Irwin, Sophie

Wie man sich einen Lord angelt


sehr gut

Inhalt

Katherine Talbot, kurz Kitty genannt, steht vor einem Problem. Der verstorbene Vater hat ihr und ihren vier Schwestern einen Berg Schulden hinterlassen. Das Armenhaus droht. Die einzige Möglichkeit dem zu entgehen, ist in Kittys Augen, schnellstmöglich einen reichen Heiratskandidaten zu finden. Und wo könnte man den besser finden als auf den mondänen Bällen der eleganten und wohlhabenden Londoner Gesellschaft. Ihre Tante Dorothy soll ihr dabei helfen. Doch die Regeln und Konventionen der Reichen Anfang des 19. Jahrhunderts sind gar nicht so leicht zu durchschauen. Der Verhaltenskodex ist kompliziert. Trotz allem ist augenscheinlich schnell ein williges Opfer gefunden, doch dessen älterer Bruder Lord Radcliffe durchschaut Kittys Absichten nur allzu schnell und ist bereit, alles dafür zu tun, um eine Hochzeit zu verhindern.

Meine Meinung

Ich habe schon lange keinen Regency-Roman mehr gelesen und habe mich darauf gefreut, in vergangene Zeiten einzutauchen. Die Schilderungen der damaligen Gesellschaft erschienen mir weitgehend authentisch und vor meinem inneren Auge spulte dann auch ein unterhaltsamer „Film“ ab.
Allerdings hat es sehr lange gedauert, bis ich mich mit Kitty ein wenig anfreunden konnte. Stellenweise ging sie mir mit ihrer schon an Besessenheit grenzender Vorgehensweise ziemlich auf die Nerven.
Nichtsdestotrotz habe ich mich gut unterhalten gefühlt. Das Buch bietet zum Glück noch einige andere recht interessante Charaktere, die mich das ein oder andere Mal auch zum Lachen bringen konnten.
Die Handlung als solches ist teilweise recht vorhersehbar, aber auch das hat mich hier nicht weiter gestört.
Der Schreibstil selbst ist lebendig und angenehm zu lesen.

Fazit

Das Buch bietet gute Unterhaltung und eignet sich als leichte Lektüre für zwischendurch. Man kann sich wie im Kino entspannt zurücklehnen und für eine Weile vom Alltag abschalten und dafür in eine ganz eigene Welt eintauchen.

Bewertung vom 01.06.2022
Man kann Müttern nicht trauen
Roedig, Andrea

Man kann Müttern nicht trauen


gut

Mutter-Tochter-Beziehung

Inhalt

In diesem Buch schildert die Autorin ihr Leben als Kind und als junge Frau, welches ganz besonders durch eine schwierige Beziehung zur Mutter geprägt ist. Ihre Mutter Lilo hatte selbst eine schwierige Kindheit und ist in ihrer Mutterrolle meist überfordert. Im Job steht diese zwar ihre „Frau“ - denn nach außen hin, muss der Schein gewahrt werden -, aber ansonsten bestimmen Alkoholsucht, Tablettenabhängigkeit und Depressionen ihren Tag. Für die Kinder bleibt da wenig übrig.

Meine Meinung

Titel, Cover und Klappentext hätten mich wohl eher nicht zu diesem Buch greifen lassen. Tatsächlich hatte ich damit dann auch ziemliche Startschwierigkeiten. Thematisch wie auch stilmäßig fiel es mir zunächst sehr schwer, mich auf dieses Buch einzulassen. Erst bei einem zweiten Anlauf ist es mir gelungen, dran zu bleiben. Insgesamt ist das Buch geprägt von einer eher trostlosen Atmosphäre mit fast gar keinen Lichtpunkten. Es gibt wenig Hoffnung und ich musste vor lauter Fassungslosigkeit oft den Kopf schütteln und das Buch immer wieder zur Seite legen.
Beeindruckend dabei ist jedoch, wie offen und ehrlich die Autorin versucht ihre Situation, Gedanken und Gefühle zu hinterfragen und zu analysieren. Anhand von Fotos, Tagebucheinträgen ihrer Mutter und eigenen, teils sehr subjektiven Erinnerungen versucht sie ihrer Mutter irgendwie ein kleines Stückchen näher zu kommen und eine Art Verständnis aufzubauen. Und dennoch bleibt sie ihr bis zum Ende fremd. Oft vermischen sich Fakten mit kindlichen Erinnerungen und Vorstellungen, vieles ist nicht greifbar oder nachvollziehbar.
Es fällt mir schwer, dieses Buch zu bewerten und einzuordnen. Weder ist es eine Biographie , noch eine Autobiographie, beinhaltet aber wohl von beiden Elemente. Vielleicht kann man es als Erfahrungsbericht bezeichnen.
Auch die Sternevergabe ist schwierig. Ich kann nicht sagen, dass mir das Buch gefallen hat, aber es hat sicherlich viel Mut seitens der Autorin gebraucht, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen und so offen darüber zu schreiben. Ich hoffe, sie konnte sich damit viel von ihren Problemen und Sorgen von der Seele schreiben und sich damit ein stückweit befreien. Allein dafür hat sie die Sterne meines Erachtens bereits verdient. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja andere Personen, die ähnliches erlebt haben und denen dieses Buch ebenfalls ein klein wenig hilft.

Fazit

Dieses sehr persönliche Buch der Autorin ist in vieler Hinsicht nicht ganz einfach zu lesen und daher vermutlich nicht für jeden geeignet. Man sollte hier wissen, worauf man sich einlässt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.10.2021
Wildtriebe
Mank, Ute

Wildtriebe


sehr gut

Drei Frauen im Wandel der Zeit

Inhalt

In diesem Roman geht es um den Bethches-Hof, einem Bauernhof in einem kleinen Dorf in Hessen und seine Bewohner, insbesondere um die Frauen, die hier leben. Wie es die Tradition vorsieht, wurde der Hof schon immer von Generation zu Generation weiter gegeben und damit einhergehend Verpflichtung und Verantwortung.
So übernimmt ihn eines Tages notgedrungen die noch junge Lisbeth. Sie fügt sich in ihr Schicksal und hält stur am Althergebrachten fest. Als ihr Sohn Konrad schließlich eine Frau mit auf den Hof bringt, ist sie wenig begeistert, denn Marlies ist keine Bäuerin. Die beiden Frauen begegnen sich voller Skepsis und Vorurteile. Stille, unausgesprochene Kämpfe stehen auf der Tagesordnung. Obwohl Marlies sich auf ihre Weise sehr bemüht, bleibt ihr Verhältnis distanziert. Mit ihrem - in Lisbeths Augen - oft unkonventionellen Verhalten eckt Marlies immer wieder an.
Als schließlich Joanna, Marlies Tochter, zur Welt kommt, gibt es neue Komplikationen. Denn auch Joanna entwickelt ganz eigene Lebensvorstellungen.

Meine Meinung

Der Roman beginnt mit Joannas Weggang vom Hof. Rückblickend wird dann die Geschichte aus Lisbeths und Marlies Perspektive erzählt. Die Erzählweise ist dabei recht bildhaft und anschaulich, aber auch sehr ruhig und unaufgeregt. Man bekommt einen guten Einblick vom Leben auf dem Hof und seinen Bewohnern.
Zwar ist alles gut nachvollziehbar, aber manches bleibt dennoch in gewisser Weise unverständlich. Insbesondere Marlies hätte ich oft gerne genommen und geschüttelt, um sie endlich aufzuwecken. Sie erschien mir häufig viel zu unentschlossen und zu nachgiebig.
Im Vergleich zu den anderen Protagonisten bleibt Joanna leider etwas blass. In ihre Persönlichkeit konnte ich mich nicht so gut hineinversetzen. Das mag u.a. daran liegen, dass ihr Verhältnis zur Mutter nicht so ganz klar zum Ausdruck kommt. Hier hätte ich es gut gefunden, einen Teil der Geschichte auch aus ihrer Sicht zu erfahren.
Das Buch lässt sich insgesamt leicht weg lesen. Allerdings gibt es eine sprachliche Eigenheit, die vermutlich nicht jedermann gefällt und über die auch ich zunächst gestolpert bin. Es gibt immer mal wieder Sätze oder besser Satzfragmente, die nicht zu Ende geführt werden – wie nicht zu Ende gedachte Gedanken.

Fazit

Die Geschichte liefert schöne Einblicke in alte Traditionen im Hinblick auf das frühere Dorfleben bzw. im Hinblick auf das Leben auf einem Bauernhof und den Wandel, vor dem die Zeit letztendlich auch hier nicht anhält. Ich hatte einige entspannte Lesestunden und empfehle es gerne allen weiter, die Freude an eher unaufgeregten Familiengeschichten haben.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.10.2021
Lautlos wie dein Verschwinden
Lüthi, Monika

Lautlos wie dein Verschwinden


ausgezeichnet

Spannender Debütroman

Inhalt
Als Isabel ungeplant schwanger wird, ändert sich ihr ganzes Leben. Die vormals karriereorientierte junge Frau findet sich schnell in ihre Mutterrolle hinein. Sie liebt ihre kleine Tochter Leonie abgöttisch, alles andere tritt dabei völlig in den Hintergrund. Ehe, Freundschaften , Job … einfach alles erscheint ihr unwichtig. Und dann passiert etwas Unfassbares: Leonie wird entführt. Isabels Angst um sie wächst ins Unermessliche. Wer tut so etwas nur? Nur langsam fügt sich ein Puzzlestück zum anderen und es entwickelt sich ein Szenario, das dramatischer ist, als Isabel es sich jemals hätte vorstellen können.

Meine Meinung
„Lautlos wie dein Verschwinden“ ist der gelungene Debütroman von Monika Lüthi. Er ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite, wobei sich die Spannung im Laufe der Geschichte kontinuierlich steigert und erst am Ende das ganze Ausmaß des Dramas ans Tageslicht kommt. Allerdings gibt es schon recht schnell versteckte, kleine Hinweise auf das, was vorgefallen sein könnte, die man als aufmerksamer, routinierter Leser durchaus entdecken und wahrnehmen kann. Das mindert die Spannung jedoch nicht, da man dennoch weiter neugierig bleibt, ob man mit seinen Vermutungen richtig liegt. Die Spannung wird zusätzlich noch durch kleine Einschübe aus dem Blickwinkel einer unbekannten Person aufgebaut.
Besonders eindringlich hat die Autorin die Emotionen und Gedanken von Isabel als Mutter eingefangen, aus deren Sicht der Roman überwiegend geschrieben ist. Ich konnte mich an jeder Stelle gut in sie hineinversetzen. Anfangs mag sie übertrieben fürsorglich und ängstlich erscheinen, aber wenn man im Laufe der Geschichte die Hintergründe dafür erfährt, ist auch dies nachvollziehbar.
Die anderen Protagonisten, wie z.B. Isabels Mann oder auch ihre Freundin wirkten auf mich ebenfalls sehr authentisch.
Aufbau und Schreibstil der Geschichte sind sehr ansprechend und lassen einen regelrecht durch die Seiten fliegen. Die Sprache ist klar und ohne viele Schnörkel und bringt die Dinge rasch auf den Punkt, wobei die Gefühle dennoch gut transportiert werden. Dabei wurde man trotz des nicht ganz einfachen Themas aber auch nicht davon erdrückt.

Fazit
Dieser Spannungsroman ist ein gelungenes Debüt und hat mich einige Stunden bestens unterhalten. Es gab keinerlei Längen und die Spannung wird bis zum Schluss aufrecht erhalten, so dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Ich freue mich auf weitere Bücher der Autorin.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.07.2021
Freiflug
Drews, Christine

Freiflug


ausgezeichnet

Lebendiges Portrait der 1970er Jahre

Inhalt

Diese auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte spielt Mitte der 1970er Jahre in Köln. Katharina Berner, Mitte dreißig, hat sich in dieser immer noch von Männern dominierten Zeit als Rechtsanwältin etabliert. Sie wagt den Schritt in die Selbständigkeit und eröffnet eine eigene Kanzlei. Eine ihrer ersten Mandant*innen ist die junge Rita Maiburg. Rita ist Pilotin und hat sich bei der Lufthansa als solche auf eine freie Stelle beworben. Sie bekommt jedoch eine Absage, weil sie eine Frau ist. Diese Benachteiligung will sie jedoch nicht einfach so hinnehmen. Sie beschließt zu kämpfen und die Fluggesellschaft zu verklagen. Sie wendet sich diesbezüglich an Katharina. Auch wenn dieser nur allzu bewusst ist, dass diese Klage nicht einfach wird, nimmt die Rechtsanwältin sich des Falles an.

Meine Meinung

Diese Geschichte spielt zu einer Zeit, in der ich selbst Teenager war. Vieles, was hier aufgezeigt und angesprochen wird, habe ich selbst mehr oder weniger miterlebt und wurde mir sehr anschaulich wieder in Erinnerung gerufen. Der Autorin ist es gelungen, ein sehr anschauliches Sittenbild der damaligen Zeit aufzuzeigen. Sie bringt Themen, die diese Zeit geprägt haben, wie die Rechte der Frauen, den Kampf um Emanzipation und Gleichberechtigung, den Umgang mit der Sexualität und vieles Weitere mehr in lebhafter Weise auf den Punkt. Ich habe mich ganz klar in diese Zeit zurückversetzt gefühlt.
Die einzelnen Charaktere erschienen mir sehr authentisch und ich konnte mich in jeden Einzelnen hineinversetzen, wenngleich dabei nicht alle sympathisch sind. Die Einstellung und Ansichten der Menschen dieser Zeit sowie ihr entsprechendes Handeln lassen einen dabei häufig den Kopf schütteln… aber so war das damals nun mal. Zum Glück hat sich seitdem doch einiges geändert.
Der Schreibstil ist dabei lebendig, bildhaft, leicht und ansprechend, sodass die Seiten nur so dahin fliegen. Ich konnte das Buch zwischendurch kaum aus der Hand legen.

Fazit

Dieser großartige, auf Tatsachen beruhende Roman hat mich bestens unterhalten. Die Autorin zeichnet ein detailliertes Portrait der 1970er Jahre und erweckt damit diese Zeit regelrecht wieder zum Leben. Ich habe das Buch sehr genossen und empfehle es ganz klar weiter.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.04.2021
Denn Familie sind wir trotzdem
Duken, Heike

Denn Familie sind wir trotzdem


ausgezeichnet

Generationenübergreifende Familiengeschichte mit realem Hintergrund

Inhalt

Ina reist als junge Frau nach Israel. Sie verliebt sich und wird schwanger. Sie will das Kind kriegen und geht davon aus, dass ihr Freund zu ihr steht und im Kreis seiner Familie willkommen geheißen zu werden. Doch es kommt völlig anders als gedacht. Letztendlich kehrt sie in ihre Heimat nach Deutschland zurück und zieht ihre Tochter Floriane alleine groß. Auch ihre eigenen Eltern reagieren nicht gerade überschwänglich. Trotz vieler Schwierigkeiten kämpft Ina sich durch und Floriane wächst zu einer sehr selbstbewussten jungen Frau mit eigenen Ansichten und Vorstellungen heran. Zu ihrem Großvater Paul entwickelt sie eine besondere Bindung und so erfährt sie letztendlich auch seine bewegende Geschichte.

Meine Meinung

Der Klappentext zu diesem Buch klingt interessant und hat mich zunächst eine typische Familiengeschichte erwarten lassen. Doch hier hatte ich mich getäuscht. Es ist soviel mehr. Die Geschichte basiert auf wahren Begebenheiten aus der Familiengeschichte der Autorin. Dieser Hintergrund hat sie für mich besonders bewegend gemacht. Einfühlsam gelingt es Heike Duken hier nicht nur ihre persönliche Familiengeschichte aufzuarbeiten, sondern sie bringt auch dem Leser/der Leserin ein Stück weit die deutsche Geschichte zu Zeiten des zweiten Weltkrieges nahe und zeigt die Nachwirkungen bis in die heutige Zeit auf.
Die Geschichte wird dabei aus unterschiedlichen Perspektiven in Ich-Form erzählt. Das lässt uns die Protagonisten sehr intensiv erleben. Besonders gut gefallen haben mir die „Briefe“, die Floriane von klein auf ihrem Tagebuch anvertraut. Diese „Briefe“ richten sich an ihren unbekannten Vater, den sie nie kennen gelernt hat, aber offensichtlich sehr vermisst. Durch diese Einträge bekommt man recht tiefe Einblicke in das Seelenleben des Mädchens.
Außer diesen häufigen Wechseln der Sichtweise gibt es ebenfalls einige zum Teil recht große Zeitsprünge. Beides zusammen wirkt zwischendurch etwas bruchstückhaft und erfordert ein konzentriertes Lesen. Ich musste mich an diesen Schreibstil erst gewöhnen, aber letztendlich ergab sich ein rundes Ganzes und ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen.
Die meisten Figuren durchlaufen während der Geschichte eine starke Entwicklung und bieten sicher viel Diskussionsstoff. Sie haben alle ihre Ecken und Kanten. Nicht mit allen ihrer Handlungen ist man unbedingt einverstanden, aber man kann sie meistens nachvollziehen. Das macht sie insgesamt sehr authentisch.

Fazit

Das Buch ist sicher sowohl stilistisch als auch inhaltlich keine ganz leichte Kost, aber absolut lesenswert. Trotz der Schwere des Themas wird man als Leser/in nicht erdrückt. Für mich ist es ein ganz besonderes Buch welches sich aus der Masse der vielen tollen Familiengeschichten hervorhebt.