Autor im Porträt
James Lee Burke
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Das verlorene Paradies
Broschiertes Buch
»Du. Bist. Tot.« Das sind die Worte, die Wanderarbeiter und Nachwuchsautor Aaron Holland Broussard zu hören bekommt, nachdem er die Stimme gegen einen skrupellosen und einflussreichen Geschäftsmann erhoben hat, der in den frühen Sechzigerjahren im amerikanischen Westen seine Interessen notfalls mit Gewalt verfolgt. Als Aaron die Morde an sechs Frauen und Mädchen angelastet werden, zieht sich die Schlinge immer enger.…mehr
18,00 €
Blues in New Iberia
Broschiertes Buch
Als kleiner Junge träumte Desmond Cormier immer davon, es allen zu beweisen. 25 Jahre später ist er ein erfolgreicher Filmproduzent. Durch einen Zufall entdeckt Detective Dave Robicheaux in der Nähe von Desmonds Strandhaus eine Leiche. Die junge Frau wurde gekreuzigt, der Mord gleicht einem Ritual. Bald werden weitere Menschen auf ähnliche Weise getötet und die Tatorte theatralisch inszeniert. Stecken vielleicht Mitglieder von Desmonds Filmcrew dahinter?
Robicheaux traut niemandem. Jeder scheint etwas zu verheimlichen. Doch dann lässt sich seine Tochter Alafair ausgerechnet auf die Filmcrew ein und schon bald verspürt er eine unerklärliche Angst um sie ...…mehr
Robicheaux traut niemandem. Jeder scheint etwas zu verheimlichen. Doch dann lässt sich seine Tochter Alafair ausgerechnet auf die Filmcrew ein und schon bald verspürt er eine unerklärliche Angst um sie ...…mehr
22,00 €
© James Parker McDavid
James Lee Burke
James Lee Burke wurde 1936 in Houston_/_Texas geboren und wuchs in Louisiana auf. In der Küstenregion des »Bayou State« spielen auch die Krimis um Dave Robicheaux. Burke wurde für sein Werk mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter mehrfach mit dem Edgar Alan Poe Award, dem Hammett Prize und dem Deutschen Krimi Preis. Burke lebt mit seiner Frau auf einer Ranch in Montana und in New Iberia_/_Louisiana.Kundenbewertungen
Blues in New Iberia
James Lee Burkes Robicheaux-Saga geht in die 22. Runde.
Desmond Cormier kehrt nach 25 Jahren als erfolgreicher Filmproduzent aus Kalifornien nach New Iberia zurück. Als armes Kind von den Großeltern im Chitimacha Indianerreservat aufgezogen. Eine junge Frau auf ein Holzkreuz genagelt wird an die Küste Louisianas angeschwemmt. Eine Mordserie nimmt ihren Anfang und die Drapierung eines jeden Toten entspricht einer Tarotkarte.
James Lee Burke entwickelt auf dieser fast 600 Seiten starken Krimischwarte einen unglaublichen Plot, unheimlich und mysteriös zugleich. Die Hauptrollen des Polizeiapparats spielen Helen, die Chefin von Dave, abhängig von ihrer psychischen Verfassung mal mehr und mal weniger in Dave verliebt, Clete, Ex-Polizist, Detektiv und bester und loyaler Freund von Dave und Sean, junger Polizist, der noch in der Lernphase steckt. Besonders angetan und emotional überwältigt ist Dave jedoch von einer neuen, viel zu attraktiven und viel zu jungen Kollegin Bailey Ribbons, deren Namen er für „sehr schön“ hält und nicht nur das… Es ist nervtötend wie Burke dieses „Soll er es tun oder sein lassen“ in die Länge zieht: Dave tut es und lässt es. Zwei ungustiöse Polizisten: Axel und Frankie.
Die Handlung ist ähnlich unübersichtlich wie das Bayou Louisianas, die schwer zugängliche Sumpflandschaft des Mississippi-Mündungsdeltas. So zauberhaft das Bayou ist, so zauberhaft kann Burkes Blues in New Iberia sein, wenn sich der Leser denn verzaubern lässt. Mögen manche Dialoge wie Sprechblasen eines Comics wirken, ist der Schreibstil mit der deutschen Übersetzung hochklassig: „Sein Gesicht erinnerte mich an ein leeres Blatt Papier, das sich auf glühenden Kohlen zusammenzog. Grausamkeit hat viele Erscheinungsbilder. Am wenigsten attraktiv sind sie, wenn man sie in sich selbst entdeckt“ (S. 33). „Das Böse hat einen Geruch. Es ist eine Präsenz. Die ihren Träger verzehrt. Wir leugnen es, weil wir dafür keine plausible Erklärung haben. Es riecht nach Verwesung innerhalb von lebendem Gewebe“ (S 70). Burke lässt Robicheaux auf den Punkt kommen: „Normalerweise beinhaltet die Motivation eines jeden Mordes Sex oder Geld oder Macht oder eine beliebige Kombination aus diesen dreien“ (S. 107). Eine philosophische Anwandlung Robicheauxs am Ende eines Gesprächs mit Bailey: „Ich wollte nicht gehen. Ich wollte Jahrzehnte jünger ein. Ich wollte alles sein, nur nicht was ich war. Leider kann es in einem gewissen Alter zum festen Bestandteil des Lebens werde, etwas sein zu wollen, was man nicht sein kann, oder etwas haben zu wollen, was man nicht haben kann“ (S. 113).
Weißes Leuchten / Dave Robicheaux Bd.5
Bewertung von Havers am 11.04.2018
„Weißes Leuchten“, Nr. 5 im Robicheaux-Universum, 1992 im Original unter dem Titel „A stained white radiance“ veröffentlicht, 1994 erstmals in deutscher Übersetzung. Nun also die längst fällige Neuauflage, dem Pendragon Verlag sei Dank.
Südstaaten. Louisiana. New Iberia. Das Kaff in den Sümpfen - wie immer. Im Zentrum der Handlung stehen die Sonniers, Vertreter der typischen Südstaatenclans, die ihr Vermögen mit dem schwarzen Gold gemacht haben. Aber auch Öl-Magnaten können in eine finanzielle Schieflage geraten. Nur dumm, wenn man sich das Geld dann aus zweifelhaften Quellen beschafft. New Iberia mag zwar am Ar… der Welt liegen, aber genau das ist für besagte kriminelle Elemente ein immenser Vorteil, denn so können sie ungestört ihren krummen Geschäften nachgehen. Als Weldon Sonnier knapp einem Mordanschlag entgeht, werden Dave Robicheaux die Ermittlungen übertragen. Für ihn ist das jedoch kein Fall wie jeder andere, da er mit den Sonniers in der Vergangenheit auf die eine oder andere Art verbandelt war. Und es scheint, dass neben Mafia und Neonazis auch noch ein längst vergessenes Gespenst aus alter Zeit die Finger mit im Spiel hat.
Auch in diesem fünften Band der Reihe ist wieder alles vorhanden, was die Robicheaux-Romane James Lee Burkes auszeichnet. Ruhige, fast schon poetisch erzählte Passagen wechseln sich mit knallharten, ohne Beschönigung beschriebenen Gewaltexzessen ab. Dazu dann die atmosphärischen Beschreibungen der Sumpflandschaften, die detaillierten Charakterisierungen der Personen, ihrer Lebensumstände, der Beziehungen zueinander sowie die entsprechenden Milieuschilderungen – bei Burke passt das immer, ganz gleich, ob Hauptfiguren, Drogenbosse, Mafia-Killer, rechte Rattenfänger oder „White trash“. Genau die richtige Mischung für Leser, die zwar die härtere Gangart bevorzugen, dabei aber dennoch Wert auf schriftstellerische Qualität legen. Dazu eine sauber geplottete Story, in die einmal mehr Informationen aus der Vergangenheit Robicheauxs eingebettet sind, die nach und nach (wenigsten näherungsweise) zur allmählichen Komplettierung seines „Profils“ beitragen.
In Kürze erscheint übrigens „Im Schatten der Mangroven“ (bei Pendragon), der sechste Band der Reihe. Ich freue mich schon darauf!
Nacht über dem Bayou / Dave Robicheaux Bd.9
Ein verurteilter Mörder bittet Dave Robicheaux um Hilfe, da er zu Unrecht verurteilt worden sei. Gleichzeitig beginnt ein Filmteam eine Dokumentation über diesen Fall zu drehen, da es offenbar Ungereimtheiten gibt. Schnell ist klar, dass der kommende Gouverneur LaRose alles andere als begeistert über dieses Engagement ist, was Daves Interesse erst richtig weckt. Als er sich intensiver mit LaRose beschäftigt, begegnet er einer früheren Geliebten wieder, die offenbar noch eine Rechnung offen hat mit ihm und mit ihrem Ehemann LaRose einiges zu verbergen scheint.
Auch dieser 9. Band spielt im tiefen Süden der USA, in den Sümpfen Louisianas. Wie zu erwarten gelingt es Burke erneut, die spezielle Atmosphäre dieser Gegend so intensiv zu vermitteln, dass man sie beim Lesen praktisch vor sich sieht (sollte ich jemals in dieser Gegend Urlaub machen, werde ich die Bücher Burkes im Handgepäck haben). Seine Beschreibungen sind intensiv und bildhaft, aber nie ausufernd oder langatmig ("Die Bogenfenster waren noch mit den ursprünglichen Eisenläden verschlossen, an denen orangefarbene Rostschlieren herunterliefen wie Blut aus einer Wunde."), was sich auch auf die Darstellung der Menschen bezieht, die in seinen Romanen eine Rolle spielen ("Er hatte lange Haare, wie ein Indianer aus dem 19. Jahrhundert, das Gesicht war unrasiert, die Haut dunkel und körnig, wie mit schwarzem Pfeffer eingerieben.").
Bemerkenswert ist, dass Burke seine Figuren stets so differenziert beschreibt, dass eine klare Schuldzuweisung selbst am Ende nicht einfach ist. Immer wieder wird deutlich gemacht, dass es nicht nur Gutes und Böses, Schwarz oder Weiß gibt, sondern eine Menge an Zwischentönen, die allzu häufig nicht beachtet werden.
Ach ja, der Fall selbst ist natürlich packend und spannend mit schnellen Szenewechseln, die konzentriertes Lesen voraussetzen. Ansonsten muss man sich einen Abschnitt nochmal vornehmen - was bei einer solchen Lektüre aber wohl nicht so schlimm ist ;-)
Sumpffieber / Dave Robicheaux Bd.10
Ich muss sagen, dass ich zum ersten Mal ein Buch von diesem Autor gelesen habe, dies aber nicht mein einziges bleiben wird. Mir gefällt sein Schreibstil extreeem gut! Die Schilderungen sind brutal und sprachgewaltig - hammer!
Hier wird nichts verschönert, sondern die nackte Wahrheit erzählt. Leider gibt es eben Rassismus, Ungleichheiten usw. All diese Sachen sind Thema in dem Buch, was auch zu den heutigen Geschehnissen passt.
Ich habe mich wirklich wie in einem guten Actionfilm gefühlt. Sehr gerne würde ich mir die Verfilmung dieses Buches anschauen wollen.
Von mir bekommt das Buch 5 von 5 Sternen.
Dunkler Sommer
Bewertung von Havers am 06.09.2018
Wenn es darum geht, die Qualität der Romane von James Lee Burke zu beurteilen, bedarf es keiner Diskussion. Ob das nun die Werke der Dave Robicheaux-Reihe oder die die Bücher rund um den Holland-Clan sind, Burke schreibt er in einer anderen Liga als die meisten seiner Autorenkollegen. Da sitzt jedes Wort, jeder Satz. Er betrachtet sein Heimatland, thematisiert mit scharfem Blick die Schwachstellen, taucht ein in die Seele Amerikas, in der das Gute und Böse so eng beisammen liegt.
„Dunkler Sommer“ (im Original „The jealous kind“, 2016) komplettiert die Trilogie, die mit „Fremdes Land“ (im Original „Wayfaring Stranger“, 2014) begann und mit „Vater und Sohn“ (im Original „House of the rising sun“, 2015) fortgesetzt wurde.
Es ist eine Geschichte vom Erwachsenwerden im Texas der fünfziger Jahre, die uns Burke aus der Sicht des nunmehr alten Aaron Holland Brussard (Enkelsohn des Texas-Rangers Hackberry Holland) erzählt, und in der er mit dem Mythos des „goldenen“ Zeitalters nach dem Zweiten Weltkrieg aufräumt. Nicht nur in Texas bestimmen Jugendgangs, mafiöse Organisationen, Rassismus und Klassengegensätze den Alltag.
Houston, wir schreiben das Jahr 1952. Aaron, aufgewachsen in einer dysfunktionalen Familie, die Mutter depressiv, der Vater ein Veteran, der seine Kriegserlebnisse im Alkohol ertränkt, verdient sein Geld als Rodeo-Reiter. Er sucht seinen Weg, hat klare Vorstellung von richtig und falsch, Gut und Böse und ist auch, wenn es darauf ankommt, mit den Fäusten schnell bei der Sache. Als er sich in das jüdische Mädchen Valerie verliebt und sie aus den Fängen eines reichen Schnösels befreit, dass das fatale Konsequenzen haben wird.
Wie man aus zahlreichen Interviews weiß, ist Burke ein bekennender Katholik, politisch links verortet, und so ist auch „Dunkler Sommer“ ein zutiefst moralischer Roman, der ganz klar im Kampf der Guten gegen die Bösen, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe oder Herkunft, Position bezieht.
Eine Lektüre, die man einem Donald Trump auf die Leseliste setzen sollte. Ach vergessen, der kann ja nicht lesen sondern nur twittern.
Nacht über dem Bayou / Dave Robicheaux Bd.9
Bewertung von Baerbel82 am 05.02.2019
Südstaaten-Stoff vom Feinsten
„Nacht über dem Bayou“ von James Lee Burke ist der 9. Fall für Detective Dave Robicheaux aus New Iberia, Louisiana - und ein grandioses Buch. Es handelt sich um die überarbeitete Neuausgabe aus dem Pendragon Verlag. Worum geht es?
Die Ermittlungen führen Dave zurück in die Vergangenheit zu einem 28 Jahre alten Mord an einem schwarzen Bürgerrechtler. Aaron Crown, der damals ein Geständnis abgelegt hatte, beteuert jetzt seine Unschuld und bittet Dave um Hilfe.
Buford LaRose, ein schmieriger Politiker, zeigt auffälliges Interesse am Geschehen. Mookie, ein schwarzer Riese mordet sich durch die Sümpfe. Und dann ist da auch noch Daves alte Flamme Karyn, die ihm mehr zu Leibe rückt, als ihm lieb ist.
Die Spuren führen Dave nach Texas und Mexiko und sein Kumpel Clete muss ihn mehrmals retten. Angst und Misstrauen greifen um sich. Denn jemand hat es offenbar auf Dave abgesehen. Als Crown aus dem Gefängnis fliehen kann, überstürzen sich die Ereignisse…
James Lee Burke schreibt Krimis fürs Kopfkino, hochspannend und mit filmischer Dichte erzählt. Kein Wort zu viel, keins zu wenig. Wie immer gelingt es dem Autor Spannung aufzubauen - und zu halten. Auch mit Gesellschaftskritik spart er nicht.
Vietnam-Veteran Dave ist trockener Alkoholiker mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Er ist ein Kind des Bayous, der Sümpfe von New Orleans, wo die Rassentrennung noch sehr präsent ist und Drogen und Gewalt auf der Tagesordnung stehen.
Fazit: Packender Krimi mit einer unvergleichlichen Atmosphäre.
Sumpffieber / Dave Robicheaux Bd.10
Ich kann dem Pendragon Verlag gar nicht genug danken, dass er es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Robicheaux-Reihe wieder neu aufzulegen. Denn die Serie ist einfach grandios und dieser 10. Band macht da keine Ausnahme.
In Robicheaux' Bezirk ist mal wieder der Teufel los. Zwei Brüder werden ermordet und es geht das Gerücht um, ein Auftragskiller hätte Einiges zu tun. Zudem ist Megan Flynn gemeinsam mit ihrem Bruder heimgekehrt, deren Vater vor Jahrzehnten lebendig gekreuzigt wurde; die Täter wurden nie gefasst. Der neue Gefängnisverwalter soll die Gefangenen misshandeln und ein enger Freund der Flynns scheint ein brutaler Psychopath zu sein. Selbst das FBI taucht auf ...
James Lee Burke ist bekannt für seine intensiven, bilderreichen Darstellungen des Südens der USA und das zeigt sich auch in 'Sumpffieber': "Die Wolken am östlichen Horizont waren pinkfarben und grau getönt, und der Wind bewegte leicht die Moospolster auf den abgestorbenen Zypressenstümpfen." Oder "Der Tag war blau, golden und warm, und auf dem Damm blühten noch Blumen, doch die Luft roch nach Humus und Wurzeln, die man aus feuchtem Erdreich gezerrt hatte, nach Laub, das im Brackwasser oxidiert und braun geworden war."
Doch in einem Thriller sind selbst die wunderbarsten Landschaftsbeschreibungen kaum der Rede wert, wenn es mit der Spannung hapert. Aber auch hier enttäuscht der Autor nicht. Gleich in den ersten zwei Kapiteln geht es um eine ganze Reihe Verbrechen, sodass man bei der dazugehörigen Vielzahl von Personen etwas den Überblick verlieren kann. Erstaunlicherweise ist man jedoch schnell im Bilde, wer mit wem wie zusammenhängt, auch wenn zwischendurch eventuell das Ganze wieder etwas undurchsichtig wird. Obwohl es nicht gerade wenige Handlungsstränge sind, gelingt es Burke, alle offenen Fäden wieder zu einem Ende zusammenzufügen - wenn auch nicht immer zum Gewünschten.
Der Autor hält zudem nicht mit Gesellschaftskritik hinterm Berg, doch er verpackt sie so geschickt, dass man beim Lesen (fast) ganz von selbst darauf kommt, welch unhaltbaren Zustände dort herrschen. Dass das Buch bereits vor über 20 Jahren geschrieben wurde, bleibt beinahe unbemerkt - lediglich die heutzutage allgegenwärtigen Smartphones fehlen, ansonsten könnte die Handlung ohne Einschränkungen auch im Hier und Heute stattfinden, so wenig hat sich seitdem geändert.
Und zuguterletzt ist es die Sprache, die James Lee Burkes Bücher zu einem Genuss machen. "Der Katalysator ist Angst und die Auswirkungen sind wie Kerzenwachs in einer Flamme. Der geringschätzige Zug um den Mund und die Verachtung und der Ekel in den Augen schmelzen dahin und werden durch ein selbstgefälliges Lächeln ersetzt, Zeichen der eigenen Schwäche ohne Reue, und durch die zuckersüße Affektiertheit guten Willens in der Stimme. Diese Unaufrichtigkeit ist wie das Öl, das aus jeder Pore trieft, und wie Gestank, der in den Kleidern hängenbleibt." Ein großes Lob auch an die Übersetzerin, die die vielen Nuancen im Sprachstil der einzelnen Figuren toll herausarbeitete.
Da bleibt nur noch zu schreiben: LESEN!
Blues in New Iberia
REZENSION – Einerseits wie eine unbändige Explosion von Gewaltausbrüchen und Gefühlen wirkt der kürzlich im Pendragon-Verlag erschienene Kriminalroman „Blues in New Iberia“ des amerikanischen Bestseller-Autors James Lee Burke (83). Andererseits liest sich der knapp 600 Seiten starke Thriller in seinen ruhigen Textpassagen wie ein gemütvoller Heimatroman über die Region Acadiana, die Heimat der frankokanadisch-stämmigen Bevölkerungsgruppe der Cajuns im Süden Louisianas. Es ist dieser Kontrast wie Feuer und Eis zwischen absoluter Brutalität und tiefer Sensibilität, zwischen teuflischem Hass und Mitleid erregenden Eigenschaften seiner Protagonisten, aber auch zwischen offener Sozialkritik und tief empfundener Heimatliebe des in der Kleinstadt New Iberia lebenden Schriftstellers. Damit sticht auch dieser 22. Roman aus der mehrfach mit höchsten Preisen ausgezeichneten Südstaaten-Reihe um Detective Dave Robicheaux aus der Masse amerikanischer Krimis hervor.
Diesmal ist der im Vietnam-Krieg traumatisierte Ex-Soldat und Ex-Alkoholiker, jetzt Detective des Sheriff-Departments von New Iberia zu Gast im Strandhaus seines Jugendfreundes Desmond Cormier, inzwischen ein erfolgreicher Hollywood-Regisseur. Zufällig entdeckt er durch ein im Garten aufgestelltes Teleskop die auf dem Meer treibende, an ein Holzkreuz genagelte Leiche der jungen Farbigen Lucinda Arceneaux. Die Inszenierung gleicht einer Karte des Tarot-Spiels, wie Daves neue Kollegin Bailey Ribbons vermutet. Auch die bald nachfolgenden Morde wurden nach Motiven dieses zur Wahrsagerei verwendeten Kartenspiels inszeniert. Bald erscheinen Desmond Cormier und seine Produzenten Antoine Butterworth und Lou Wexler verdächtig, doch es fehlen konkrete Beweise. Im Laufe der vielschichtigen Handlung wird die Situation immer verwirrender, da das Ermittlerteam zwar aufgrund der theatralischen Mord-Inszenierungen Zusammenhänge vermutet, aber deren Hintergründe nicht ausmachen kann. Die Situation wird immer verworrener, am Ende erscheinen fast alle irgendwie verdächtig. Robicheaux traut schließlich niemandem mehr, nicht einmal seiner sehr viel jüngeren Kollegin Bailey, in die er sich inzwischen verliebt hat, oder seinem Deputy Sean McClain. Jeder scheint etwas zu verheimlichen. Als einzige Vertrauensperson bleibt ihm nur sein einstiger Kriegskamerad, der jetzige Privatdetektiv Clete Purcel, sowie seine Adoptivtochter, die Schriftstellerin und Drehbuch-Autorin Alafair, die sich aber zu ihres Vaters Leidwesen ausgerechnet mit Produzent Lou Wexler eingelassen hat. Mit Alafair bringt Autor Burke ein Stück Realität in seinen Krimi, denn er hat tatsächlich eine 50-jährige Tochter dieses Namens, die Rechtswissenschaftlerin und wie ihr Vater erfolgreiche Kriminalschriftstellerin ist. Auch das alte Burke-Haus, das Elternhaus in New Iberia, wird erwähnt.
Diese heimatliche Verbundenheit des Autors zum „Tatort“ New Iberia und seine gelegentlich ausführlichen, meist stimmungsvollen Landschaftsbeschreibungen lassen diesen 22. Robicheaux-Krimi sehr authentisch wirken. Glaubwürdig mit ihren charakterlichen Stärken, vor allem aber ihren nur schwer zu verbergenden Schwächen und traumatischen Ängsten sind auch die beiden Kriegsveteranen Dave Robicheaux und Clete Purcel charakterisiert.
Nicht nur in der szenischen Abfolge gibt es den anfangs erwähnten Kontrast. Auch stilistisch und sprachlich prallen Gegensätze aufeinander: Da gibt es Absätze mit philosophischen Betrachtungen in akademischem Sprachduktus, dann Dialoge mit ordinären Slang „harter Männer“, was oft allzu übertrieben wirkt. Ungemein spannend ist dieser Südstaaten-Heimat-Krimi „Blues in New Iberia“ trotz mancher typisch amerikanischer Klischees in jedem Fall. Warum die Handlung allerdings auf fast 600 Seiten ausgedehnt musste, bleibt zu fragen.
Nacht über dem Bayou / Dave Robicheaux Bd.9
Aaron Crown, der wegen Mordes an einem schwarzen Bürgerrechtler verurteilt wurde, beteuert unschuldig zu sein. Er wendet sich an Dave Robicheaux und bittet um Hilfe. Dass auch ein Filmteam sich mit dem Fall beschäftigt, gefällt dem kommenden Gouverneur LaRose gar nicht, was wiederum Dave stutzig macht. Was hat LaRose zu verbergen?
Dies ist der neunte Fall für Dave Robicheaux, aber für mich ist es das erste Buch von James Lee Burke. Dieser Roman ist bereits 1996 erschienen, wurde aber nun neu bearbeitet.
Der Autor hat es mir nicht leicht gemacht, die fliegenden Wechsel innerhalb eines Kapitels sorgen oft für Verwirrung, so dass ich manches mehrmals lesen musste. Dafür aber hat mir die tolle bildgewaltige Sprache gut gefallen. Man fühlt sich direkt in die Sumpflandschaft von Louisiana versetzt, die für Menschen nicht ungefährlich ist. Aber es tut sich auch noch ein ganz anderer Sumpf auf, der noch gefährlicher ist. Erzählt wird diese Geschichte aus der Sicht von Dave Robicheaux in der Ich-Form.
Die Charaktere sind facettenreich und gut beschrieben. Dave ist ein Mensch mit vielen Ecken und Kanten, oft barsch, so dass er nicht auf Anhieb ein Sympathieträger ist. Er ist im Bayou aufgewachsen und war als Soldat in Vietnam. Manches ließ sich wohl nur mit Alkohol ertragen, aber er ist inzwischen trocken. Er hat einen ausgesprochenen Gerechtigkeitssinn und Widerstand bei den Ermittlungen lässt ihn noch vehementer weiterforschen. Er scheint in ein Wespennest gestochen zu haben, denn plötzlich ist man hinter ihm her. Aber zum Glück hat er seinen Kumpel Clete. Welche Rolle spielt seine ehemalige Freundin Karyn bei der ganzen Geschichte? Auch Buford LaRoses Interesse an der Sache ist auffällig.
Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse, als es Aaron Crown gelingt zu fliehen.
Es ist ein spannender und vielschichtiger Krimi mit einer gehörigen Portion Gesellschaftskritik.
Nacht über dem Bayou / Dave Robicheaux Bd.9
"Nacht über dem Bayo" ist mein erster Roman von James Lee Burke und vor dem Lesen war ich auf die Geschichte wirklich gespannt. Der Protagonist Dave erinnert mich schon vom Klappentext her an Lee Childs Thriller Helden Jack Reacher, denn ich sehr gerne lese. In "Nacht über dem Bayo" geht es auf jeden Fall um den Mann Aaron Crown, der behauptet unschuldig im Gefängnis zu sitzen. Er wird des Mordes an dem schwarzen Bürgerrechtler Ely Dixon beschuldigt und wurde zu 40 Jahren Haft verurteilt. Aaron Crown bittet Dave um Hilfe und auch ein Fernsehteam, dass eine Dokumentation über den alten Fall dreht, findet einige Ungereimtheiten. Crown gelingt durch einen glücklichen Umstand die Flucht und ein Mexikaner wird beauftragt Dave zu töten. Anscheinend will einer nicht, dass in diesem alten Fall Staub aufgewühlt wird. Die Handlung spielt in Südamerika, was für mich eine noch neue Umgebung für einen Krimi war. Doch beim Lesen viel mir schnell der Schreibstil von James Lee Burke auf. Er ist wie die meisten amerikanischen Thriller Autoren eher grob und mit wenigen Dialogen. Doch das hat mir sehr gut gefallen, denn wie es auf dem Klappentext schon steht, entsteht dadurch pures Kopfkino und man will einfach weiterlesen. Was jedoch das Lesen etwas schwieriger macht ist, dass die Szenen sehr schnell wechseln. Deshalb muss man manchmal etwas konzentrierter lesen, um nicht den Überblick zu verlieren. Von der Handlung her fand ich es am Anfang ein bisschen grob und abgehakt und ich hatte erst Probleme in die Geschichte hereinzukommen. Deswegen wird dieses Buch vielleicht nicht jedem gefallen, sondern man müsste schon Fan von amerikanischen Krimis sein. Denn ich glaube, dass für manche der Stil nicht passend ist. Das hat sich jedoch zum Ende verbessert. Das Ende hat die Geschichte für mich nochmal stark verbessert, weil es dort einen logischen Abschluss gab und es gut durchdacht war. Eine Sache, auf die die Leser von James Lee Burke aber achten sollten ist, dass das Buch hier eine Neuauflage ist. Was mir an dieser Neuauflage jedoch besser gefällt ist, dass das Cover aufwendiger und schöner gestaltet ist. Es ist in einem eher älteren Stil gefasst, was hier sehr gut passt, weil die Story auch vor ein paar Jahren spielte.
Fazit: Ein spannender Südamerika Krimi, der vor allem vom Stil her überzeugt.
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