»Nichts verbreitet sich schneller als das Gerücht«
Ein kleiner Ort in Norrland nach dem Krieg. Bertil Kras kommt aus Stockholm, um hier sein Glück zu machen. Er findet Arbeit im Sägewerk. In einem nahegelegenen Lager waren in den letzten Kriegsjahren Kommunisten und andere politische Oppositionelle interniert. Bertil, selbst überzeugter Kommunist, und eine Gruppe Gleichgesinnter wollen diese Vergangenheit publik machen. Doch in einer kalten Januarnacht brennt das Sägewerk ab, und Bertil wird beschuldigt, den Brand gelegt zu haben. Er droht alles zu verlieren - auch die Kontrolle.
'Der Verrückte' erzählt von einem Arbeiter, der in der aufstrebenden Nachkriegsgesellschaft zum Opfer wird. Ein früher Roman von Henning Mankell über ein dunkles Kapitel der schwedischen Geschichte. …mehr
Der erste Afrika-Roman des Bestsellerautors
Elisabeth und Stefan hatten gegen Ende der Schulzeit eine flüchtige Beziehung. Jetzt treffen sie sich kurz nach dem Abitur auf dem Flug nach Afrika wieder. Während Stefan das Strandleben genießt und in einer Bar ein einheimisches Mädchen aufreißt, will Elisabeth das fremde Land verstehen. Sie freundet sich mit einem Lehrer aus ihrer Reisegruppe an, der ihr die historischen Hintergründe erklärt, und der einheimische Guide Ndou führt sie durch die ärmsten Viertel. Elisabeth lernt, die Welt und ihr eigenes Leben mit anderen Augen zu sehen. …mehr
Mankell, HenningHenning Mankell, geboren 1948 in Härjedalen, war einer der großen schwedischen Gegenwartsautoren, von Lesern rund um die Welt geschätzt. Sein Werk wurde in über vierzig Sprachen übersetzt, es umfasst etwa vierzig Romane und zahlreiche Theaterstücke. Nicht nur sein Werk, sondern auch sein persönliches Engagement stand im Zeichen der Solidarität. Henning Mankell lebte abwechselnd in Schweden und Mosambik, wo er künstlerischer Leiter des Teatro Avenida in Maputo war. Er starb am 5. Oktober 2015 in Göteborg. Seine Taschenbücher erscheinen bei dtv.
Kurt Wallander zählt wohl zu den wenigen literarischen Figuren, die auch ungemein viele Nichtleser kennen. Durch diverse Verfilmungen der Bücher läuft fast wöchentlich mindestens ein "Wallander"-Krimi. Fans streiten natürlich darüber, welcher der Darsteller dem "echten" Wallander am nächsten kommt: Ist es Rolf Lassgård, ist es Krister Henriksson oder doch der Engländer Kenneth Branagh?
Auch das Städtchen Ystad in der Region Schonen, in dem der fiktive Kommissar lebt, freut sich über zahlreiche "Wallander"-Touristen und bedient sie gut. Touren auf den Spuren des melancholischen Ermittlers gibt es zuhauf. Ob zu Fridolfs Konditorei, Kurts Lieblingscafé, in dem er auch gerne sein Heringsbrötchen mit Leichtbier hinunterspült, oder natürlich die Mariagatan, in der Wallander im Haus Nummer 10 lange wohnte. Fasziniert uns an Kurt Wallander, dem übergewichtigen und grüblerischen Burschen, dass er sich die Schlechtigkeit der Welt zu sehr zu Herzen nimmt?
Für Henning Mankell, seinen Schöpfer, ist klar, dass er Kurt so normal wie möglich anlegen wollte, ein "Jedermann" sollte er sein. Er gab ihm sein Geburtsjahr (1948) und verpasste ihm irgendwann auch noch die…mehr
Kurt Wallander zählt wohl zu den wenigen literarischen Figuren, die auch ungemein viele Nichtleser kennen. Durch diverse Verfilmungen der Bücher läuft fast wöchentlich mindestens ein "Wallander"-Krimi. Fans streiten natürlich darüber, welcher der Darsteller dem "echten" Wallander am nächsten kommt: Ist es Rolf Lassgård, ist es Krister Henriksson oder doch der Engländer Kenneth Branagh?
Auch das Städtchen Ystad in der Region Schonen, in dem der fiktive Kommissar lebt, freut sich über zahlreiche "Wallander"-Touristen und bedient sie gut. Touren auf den Spuren des melancholischen Ermittlers gibt es zuhauf. Ob zu Fridolfs Konditorei, Kurts Lieblingscafé, in dem er auch gerne sein Heringsbrötchen mit Leichtbier hinunterspült, oder natürlich die Mariagatan, in der Wallander im Haus Nummer 10 lange wohnte. Fasziniert uns an Kurt Wallander, dem übergewichtigen und grüblerischen Burschen, dass er sich die Schlechtigkeit der Welt zu sehr zu Herzen nimmt?
Für Henning Mankell, seinen Schöpfer, ist klar, dass er Kurt so normal wie möglich anlegen wollte, ein "Jedermann" sollte er sein. Er gab ihm sein Geburtsjahr (1948) und verpasste ihm irgendwann auch noch die Volkskrankheit schlechthin: Diabetes. Der erste "Wallander"-Roman erschien 1991 und hieß "Mörder ohne Gesicht". Damals, so erzählt Mankell, war ganz und gar nicht klar, dass das eine Reihe werden könnte. Doch Kurt Wallander eignete sich für den Autor Mankell "als Instrument", das er benutzen konnte, um viele Geschichten zu erzählen. Und das tat er. Mit "Der Feind im Schatten" schließt die Reihe um den dickköpfigen Kommissar. Er erkrankt an Alzheimer - ein weiterer Wallander ist so unmöglich...
"In was für einer Welt leben wir eigentlich?", heißt einer der Fragen, die sich Kurt Wallander oft stellt. Er ist eine gebrochene Figur - und geht uns vermutlich genau deshalb so zu Herzen. Wenn er sich hartnäckig, wortkarg und ungemein schwermütig in einen Fall vertieft, scheint es so, als würde die heilere Seite von ihm die Oberhand gewinnen. Schließlich ist er ein brillanter und sensibler Ermittler. Privat aber ist er kein Superheld, sondern ein normaler Mensch mit einem zeitweiligen Alkoholproblem. Seine Ehe hat nicht gehalten und trotz seiner Erfolge als Ermittler hängt die Idee des Scheiterns wie ein Damoklesschwert über ihm.
Zeitweise wohnte der Single Wallander mit seiner Tochter Linda zusammen - sie ist, wir wissen es, auch Polizistin geworden und hatte immer auch ein Auge darauf, dass unter der Woche keine Flasche Wein geöffnet wird. Manchmal tat Kurt das dennoch heimlich - wenn Linda unterwegs war. Irgendwann zog Kurt Wallander aufs Land und unternahm mit seinem Labrador "Jussi" lange Spaziergänge. Wieder zu Hause, liebte er es, auf dem Sofa zu sitzen, Wein zu trinken und italienische Opern zu hören... und man hätte sich fast immer gern zu ihm gesetzt, natürlich schweigend, und mit ihm darüber nachgesonnen, warum die Welt so ist, wie sie ist.
Kurzporträt
Ein langer Aufenthalt in Afrika eröffnete Henning Mankell einen neuen Blick auf sein Heimatland Schweden. Aus den beobachteten negativen, gesellschaftlichen Entwicklungen schöpfte er die Inspiration für eine weltbekannte literarische Figur: Kommissar Kurt Wallander.
Bewertung von buecherratte aus mengen am 08.08.2017
Als Henning Mankell Fan musste ich dieses Buch unbedingt lesen. Das Cover hätte mich jetzt nicht unbedingt angesprochen, wobei aber der Titel äußerst interessant klingt.
Die Schreibweise ist sehr flüssig und angenehm zu lesen. Da das Buch auch relativ dünn ist, habe ich es an einem Abend gelesen.
Die Hauptfiguren Stefan und Elisabeth sind vortrefflich gewählt. Wobei Elisabeth sehr sympathisch erscheint und Stefan immer etwas oberflächlich dargestellt wird.
Stefan und Elisabeth reisen nach dem Abitur zufällig nach Afrika in den Urlaub. Jeder hat eine andere Zielrichtung dafür, während Elisabeth möglichst viel von den Menschen, Gegebenheiten und Zuständen des Landes erfahren möchte, geht es Stefan hauptsächlich ums Genießen aus vollen Zügen.
Mankell beschreibt in diesem Buch sehr detailgetreu, die Menschen und deren Verhalten. Es werden auch sehr klar die Missstände, die in Afrika herrschen, aufgeführt. Da ich ein absoluter Afrika Fan bin und schon einige Male dort war, bin ich von dem Buch mehr als angetan. Es liest sich sehr kurzweilig und regt auch zum Nachdenken an.
Ich kann das Buch nur wärmstens empfehlen.
Bewertung von Lesemone aus Otterbach am 21.08.2017
Obwohl Henning Mankell das Buch schon 1974 geschrieben hat, ist der Inhalt topaktuell. Er benutzt die Protagonisten Stefan und Elisabeth, um aufzuzeigen, wie unterschiedlich man doch an Menschen und der Kultur aus anderen Ländern interessiert sein kann. Durch Stefans überhebliche Art wird sehr deutlich, wie sehr sich manche Europäer doch über andere Völker erhaben fühlen. Während Stefan sich nur nach dem eigenen Vergnügen umsieht und als höchstes Ziel verfolgt, eine Afrikanerin ins Bett zu bekommen, interessiert sich Elisabeth für das echte Leben der Menschen im Land. Für die Wahrheit, die nicht in den Reisebroschüren steht. Ihr gelingt ein Blick hinter die Kulissen und sie nutzt die Gelegenheit, außerhalb der Hotelmauern das wahre Leben der Menschen zu entdecken, die in Wellblechhütten hausen und nicht wissen, wie sie den nächsten Tag überleben sollen. Ist es nicht heute noch so, dass viele Menschen im Ausland denken, dass bei uns das gelobte Land ist und wir im Luxus schwelgen? Warum? Weil es die Touristen in den Urlaubsgebieten ihnen so suggerieren. Auch heute noch, nach über 43 Jahren als dieses Buch geschrieben wurde, ist der Kampf der Afrikaner um ihre Freiheit gegen die Ausbeutung der Europäer aktuell. Ich fand das Buch so interessant, dass ich es in einem Rutsch durchgelesen habe. Es passieren keine spektakulären Dinge darin, aber der Autor regt sehr zum Nachdenken an, in einer sehr gut verpackten Urlaubsgeschichte.
Ein ganz anderer Mankell, ein Mankell, der mit diesem Roman in meinen Augen alles richtig macht.
Inhalt:.
Elisabeth ist eine junge kluge und aufgeschlossene Frau, als sie sich auf den Flug nach Afrika begibt, ahnt sie nicht, wem sie in dem Flugzeug zu ihrem Traumziel begegnen wird. Stefan, mit dem sie in der Zeit ihres Abiturs eine kleine Liebelei hatte, als sich die beiden auf den weg nach Afrika begeben, gemeinsam das Land erkunden, werden aber auch ihre Unterschiede verdeutlicht. Während Elisabeth sich wirklich in das Land und seine Menschen hineinversetzen will, in all seiner Pracht und Armut verstehen lernen möchte. Ruht sich Stefan auf seiner guten Herkunft aus Hand kümmert sich einzig und allein um die schönen, oberflächlichen Dinge.
Meinung :
Dies ist ein wirklich sehr überzeugender Roman über Afrika und all seine Gepflogenheiten, über die Menschen, aber auch über die Sicht von europäischen Menschen, die sich auf den weg in dieses Land begeben.
Mich konnte dieser Roman zum einen sehr gefangen nehmen, weil es Einblicke in das Land gewährt, welche spannend und realitätsnah wirken, aber auch weil es einem in vielen Punkten die Augen öffnet.
Dennoch funktioniert dieser Roman auch auf der normalen Ebene, eines Unterhaltungsromans.
mehr als gelungen
Meine Meinung:
Dies ist der erste Roman des schwedischen Schriftstellers Henning Mankell, dessen Romane wohl fast jeder Leser kennt.
Mankell beschreibt in diesem Buch das Leben eines Mannes, der ein wenig in jedem von steckt... Er erlebt die kleinen und großen Tragödien des Lebens, Dramen, tiefe Verzweiflung und auch das große Glück. Wir erlebe Gegenwart, und vergangenes so hausnah und so nahbar, dass einen diese Geschichte einfach nicht kalt lassen kann.
Ganz nebenbei und wie eigentlich in fast allen Romanen Mankells bringter auch die Politik in einen zentralen Punkt der Geschichte ein und ganz nebenbei wird der Leser verzaubert und einem werden auch ein wenig und ganz sanft die Augen geöffnet .
Fazit :
Lesen !
Zwei Jahre nach dem Tod des großen schwedischen Schriftstellers Henning Mankell veröffentlicht sein Hausverlag Zsolnay in Wien sein allererstes in Schweden 1974 schon erschienenes Buch „Der Sandmaler“. In diesem Buch verarbeitet der junge Henning Mankell die Eindrücke, die er auf seiner ersten Afrikareise machte, die ihn 1971 nach Guinea-Bissau führte, das zu diesem Zeitpunkt noch eine portugiesische Kolonie war. Aus seinen Tagebuchaufzeichnungen entstand zwei Jahre später der Roman „Der Sandmaler“, in dem die Themen aller später folgenden Afrikaromane Mankells und sein späteres Engagement mit seinem Theaterprojekt in Maputo schon angelegt sind. Leider haben diese Bücher bei weitem nicht den großen Erfolg gehabt, wie seine Wallander-Romane, aber vielleicht werden sie länger gelesen werden als diese.
Konnte man in den beiden letzten Büchern von Henning Mankell „Treibsand“ und „Die schwedischen Gummistiefel“ den sich selbst todkrank wissenden Schriftsteller bei einer einzigartigen literarischen Bilanz seines Lebens und seiner Erfahrungen begleiten, kann der Leser von „Der Sandmaler“ Mankells erste zugegebenermaßen noch etwas unsicheren Schritte als Schriftsteller mitgehen. 23 Jahre war er damals alt und doch schon in der Lage, mittels seiner Hauptfiguren Wesentliches einzufangen von Afrika und dem Kolonialismus, das er dann später auf viel tieferem Niveau und mit immer erfahrener literarischer Kunst beschrieben hat.
Elisabeth und Stefan, die sich schon seit einiger Zeit kennen, treffen sich zufällig auf dem Flughafen, weil sie die gleiche Reise nach Westafrika gebucht haben. In einem Land, das ohne Namen bleibt, wollen sie zwei Wochen Urlaub machen und viel im Meer baden. Auch an Bord ist Sven, den Mankell als männlichen Gegenpart zu dem nur auf Genuss und Lustgewinn bedachten voller rassistischer Vorurteile steckenden Stefan zeichnet. Er hat eine ziemlich klare Analyse, kritisiert den Kolonialismus und den Kapitalismus, die die Menschen dort so arm halten.
Elisabeth, mit der sich Mankell stark identifiziert, bemüht sich, die Menschen, die sie dort trifft, die Bräuche und ihre Lebenseinstellungen wirklich kennenzulernen und zu achten. Sie trifft auf Ndou, einen kleinen Jungen, der ihr seine Dienste anbietet, und mit dem sie so etwas wie eine Freundschaft entwickelt. Auch seiner großen Schwester Yene kommt sie näher, und verachtet sie auch nicht, als sie mitbekommt, dass Sven mit diesem Mädchen, das sich ihm aus Not angeboten hat, sexuellen Verkehr hat.
Aus vielen kleinen Episoden zusammengesetzt, die die einzelnen Personen einzeln oder in wechselnden Konstellationen zusammen erleben, ergibt sich ein beeindruckend vielfältiges Panorama aus Eindrücken und Erfahrungen. Mankell will schon hier eine Botschaft senden, der er später sein halbes Leben widmen sollte, nämlich Menschen mit anderen kulturellen Wurzeln mit Achtung und Respekt aufgeschlossen zu begegnen.
Der "Sandmaler", der dem Buch seinen Titel gab, ist ein etwa Zwanzigjähriger junger Mann, auf dessen in den Sand gemaltes Porträt Elisabeth eines Tages trifft. Der junge Mann beobachtet sie, malt dann in Minutenschnelle ein Porträt Elisabeths und schreibt zwei Sätze in den Sand. „Die Zukunft ist ein sozialistisches Afrika“ und „Der Sozialismus rettet auch euch“.
Damals, so denke ich, war auch Henning Mankell noch dieser Meinung. Heute wissen wir, dass dieses Modell Afrika nicht das gebracht hat, was es braucht, und es scheint, als stünde der Kontinent noch immer am Anfang. Wenn Angela Merkel sagt, Afrika wird uns noch jahrzehntelang beschäftigen, dann ist das richtig und das nicht nur wegen der Millionen von Menschen, die aus mangelnder Perspektive diesen Kontinent in Richtung Europa verlassen wollen.
„
„Die Engländer hatten ihre koloniale Arbeit gut gemacht. Sie hatten ein Land an Afrikas Westküste in hoffnungsloser Armut und Misere hinterlassen. … Die koloniale Unterdrückung hatte keine Rücksicht auf die Menschen genommen, durch deren Arbeit die Engländer ihren Reichtum vermehrten. Man hatte die Rohstoffe des Landes geplündert, die billigen Arbeitskräfte ausgebeutet, und dabei in Sicherheit gelebt, weil man Bildung und Wissen unterband.“ Henning Mankell reist 1971 das erste Mal nach Afrika und schreibt kurze Zeit darauf seinen Roman „Der Sandmaler“.
Elisabeth und Stefan haben gerade die Schule beendet und sich beide noch nicht für ihren weiteren Weg entschieden. Er ist ein Kind reicher Eltern und jobbt im Betrieb des Vaters. Sie lebt in ärmlicheren Verhältnissen mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester, die wegen einer Behinderung ständiger Pflege bedarf und ist sozial engagiert. Zufällig treffen sich die beiden, die eine kurze Affäre während Schulzeit verband, auf dem Flughafen auf der Reise nach Afrika. Schnell wird klar: Sie kommen nicht nur aus unterschiedlichen sozialen Schichten, sie könnten auch ungleicher nicht sein. Stefan ist oberflächlich, herablassend und stets auf den eigenen Vorteil bedacht. Elisabeth zurückhaltend, beinahe ängstlich, mitfühlend und hat immer ihre Umwelt im Blick. Und so wundert es auch nicht, dass Stefan während des Aufenthalts in Afrika nur schwer für das Land zu begeistern ist, sondern sich dem Alkohol und der Jagd nach den weiblichen Bewohnern des Landes widmet, während Elisabeth sich vorsichtig auf die Spuren Afrikas hinter der Touristenkulisse begibt. Ein Afrika, das sie überrascht und aufrüttelt.
Für mich war es der erste Roman von Mankell und ich bin ganz angetan. Seine Worte fließen zu einer Erzählung, seine Figuren sind sorgsam gezeichnet und reiben sich vorsichtig aneinander. Eingeflochten über eine Nebenfigur sind im Roman Details über die Entwicklung Afrikas, die die Geschichte nicht einfach nur dahinplätschern lassen. Beeindruckend war für mich auch der kleine Afrikaner Ndou, der Elisabeth sein Afrika gezeigt hat, das abseits von allen mitteleuropäischen Vorstellungen liegt. Ein kleiner, feiner Roman, den ich gern empfehle.
Bewertung von Stanzick aus Ober-Ramstadt am 29.08.2018
Henning Mankell, Der Sprengmeister, Zsolnay 2018, ISBN 978-3-552-05901-6
Im Jahr 1973, Henning Mankell war gerade 21 Jahre alt, wurde in Schweden der erste kleine Roman des später so bekannten Henning Mankell veröffentlicht. Schon in dieser Geschichte über den Sprengmeister Oskar Johansson und sein hartes Arbeiterleben ist Mankells zentrales Thema die fehlende soziale Gerechtigkeit, ein Thema, das ihn in vielen Schattierungen begleiten sollte bis zu seinen letzten Büchern und auch in seinen Wallander-Romanen immer eine wichtige Rolle spielte.
Oskar Johansson verliert an einem Samstagnachmittag des Jahres 1911 bei einer Tunnelsprengung nicht nur alle seine blonden Haare und sein linkes Auge, sondern ein Splitter schneidet die rechte Hand direkt am Handgelenk ab. Ein weiterer dringt ihm in den Unterleib und verletzt sein Glied schwer.
Nachdem er schon in ganz jungen Jahren sich einem Sprengtrupp angeschlossen und es schließlich bis zum Sprengmeister gebracht hatte, liegt er nun monatelang im Krankenhaus. Seine Freundin Elly besucht ihn zwar tapfer, findet aber bald einen anderen Mann, den sie heiraten wird.
Wieder genesen, kann Oskar bei seinem alten Sprengtrupp wieder arbeiten. Er bleibt dort Sprenger, bis er in den fünfziger Jahren in Rente geht. Mit der Schwester Ellys, Elvira, die er bald kennenlernt, ohne erst zu wissen wer sie ist, hat er drei Kinder und eine unverbrüchliche gemeinsame politische Haltung. Als sie irgendwann mit der politischen Richtung der Sozialdemokraten nicht mehr einverstanden sind, treten sie beide aus und schließe sich einer kleineren linken Partei an, deren Name aber nicht genannt wird.
Ein „Erzähler“, der Oskar nach seiner Rente oft in seiner kleinen Sauna auf einer der vielen Schären besucht und mit ihm fischen geht, hat über die Jahre, die er Oskar kennt, immer wieder Mühe, etwas aus ihm herauszubekommen über sein Leben und seine Gedanken:
„Die Informationen, die Oskar darüber gewährt, sind karg und dürftig. Der Erzähler muss die Fragmente zu einem schmutzgrauen Ganzen zusammenfügen. Auskünfte gibt Oskar lediglich als Zugabe, wenn er über andere Dinge spricht.“
Der Erzähler sammelt aber so viel, dass es für einen bewegenden Lebensbericht eines Mannes reicht, der sein Leben lang Arbeiter war, wie seine Vorfahren. Ein Mann, der mit Frau und drei Kindern ein bescheidenes Leben führt, weil sonst der Lohn nicht reicht. Ein Mann, der nicht aufgibt nach einem schrecklichen Unfall, der zurückkehrt und zusammen mit seiner Frau politisch aktiv wird. Auf seine zurückhaltende Weise glaubt er an die Revolution. Als sein Wohnblock abgerissen wird und seine Frau gestorben ist, kauft er auf einer Schäre ein Saunahäuschen, wo er im Sommer leben kann. Dort finden auch die zahllosen Begegnungen mit dem Erzähler statt, dessen Interesse an diesem Mann und seinem Leben wohl identisch ist mit dem des jungen Mankell.
Der schreibt in einem Nachwort zur 1993 in Schweden erfolgten Wiederauflage des Buches: „Während ich das Buch nach all den Jahren nun aufs Neue lese, stelle ich fest, dass das Vierteljahrhundert eigentlich gar nicht so lang war. Was in diesem Buch steht, gilt auch weiterhin unverändert.“
So wie in all seinen späteren Büchern gibt schon der junge Mankell den Benachteiligten und Vergessenen eine unverwechselbare, eindrucksvolle Stimme.
Es wurde wirklich Zeit, dass dem deutschsprachigen Publikum dieses Romandebüt nun zugänglich gemacht wurde.
Toll - Leseempfehlung
Der Roman ist eine interessante Erzählung darüber, wie die meisten Menschen in den Städten Europas in der Vergangenheit gelebt haben.
Das Buch hat zwar nur knappe 200 Seiten, bietet aber sehr emotionalen Tiefgang - man muss bei der Sache sein, und kann es nicht nebenbei / zwischendurch lesen. Eine wirklich eindrucksvolle und sehr interessante Erzählung. Mit großer Empathie und Einfühlungsvermögen sind die Protagonisten vom Autor geschildert worden.
Absolute Empfehlung von meiner Seite für diese Geschichte.
Sozialkritischer Debütroman
„Der Sprengmeister“ ist der Debütroman vom Henning Mankell aus dem Jahr 1973, der erst jetzt übersetzt wurde.
Die Handlung spielt in Schweden und beginnt im Jahre 1911. Erzählt wird das Leben des Sprengmeisters Oskar Johannes Johansson, der bei einer Sprengung eines Eisenbahntunnels schwer verletzt und dauerhaft entstellt wird. Seine Verletzungen sind erschreckend, er befindet sich danach lange in medizinischer Behandlung, kann aber seinen Beruf wieder ausüben und bleibt bis zu seiner Rente als Sprenger tätig. Nachdem sich seine Freundin von ihm abgewendet hat, heiratet er ihre Schwester Elvira, mit der er drei Kinder bekommt. Seine Lebensumstände sind einfach und bescheiden, aber er ist zufrieden. Seinen letzten Sommer verbringt er in einem kleinen Häuschen am Meer und man spürt die Nähe und Liebe zur Natur.
Henning Mankells Schreibstil ist klar und verständlich. Die Sätze sind kurz und prägnant. Dabei wird aus verschiedenen Zeitabschnitten aus Oskar Johansson Leben berichtet. Auch die Perspektive wechselt. Mal ist es der unabhängige Erzähler der berichtet, aber auch Oskar selbst berichtet in vielen kleinen Episoden aus seinem Leben. So erfährt man nach und nach viele Details aus seiner Lebensgeschichte und erhält ein umfassendes Bild. Neben dem Leben des Sprengmeisters, erhält man auch eine Menge Informationen über die Politik in Schweden und die Probleme benachteiligter Menschen. Sehr geschickt versteht es der Autor bereits in seinem ersten Buch sozialkritische Themen anzusprechen und so zum Nachdenken anzuregen.
„Der Sprengmeister“ ist ein gelungener, sozialkritischer Roman, der auf knapp 200 Seiten durch seine intensiven Eindrücke dauerhaft in Erinnerung bleibt. Mich hat es erstaunt, dass Henning Mankell mit nur 25 Jahren in seinem ersten Roman bereits so eindrucksvolle Worte gefunden hat.
Bewertung von Silvia1981 aus Arnstorf am 24.08.2017
Eine beeindruckende Reise nach Afrika
Zum Glück ist es mir das Buch "Der Sandmaler" von Henning Mankell durch Zufall in die Hände gefallen, es wäre ansonsten schade um diese grandiose Geschichte gewesen, die für mich sehr beeindruckend war. Das Cover passt sehr gut zum Titel bzw. Thema. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, die Geschichte, die im Jahr 1971 spielt, ist in sehr einfacher und gefühlvoller Sprache verfasst und hat meinen Horizont, was Afrika und Geschichte betrifft, erweitert. Den Zeitsprung in die Vergangenheit merkt man an kleinen Dingen, z.B. dass im Flugzeug geraucht werden darf oder die Protagonistin einen herkömmlichen Fotoapparat verwendet. Grundsätzlich wirkt die Geschichte jedoch keinesfalls veraltet.
Elisabeth, die aus einfachen Verhältnissen stammt, war für mich von Anfang an eine tolle Protagonistin. Im Gegensatz zu Stefan, Sohn reicher Eltern, der in mir keine Sympathie wecken konnte. Die Beiden haben Abitur gemacht, hatten eine flüchtige Beziehung und reisen beide zufällig im gleichen Flugzeug für zwei Wochen nach Afrika. Elisabeth möchte das Land verstehen, ebenso wie Sven, ein Lehrer, mit dem sie neben Stefan viel Zeit verbringt und der ihr historische Hintergründe näher bringt. Auch mit einem armen afrikanischen Jungen, Ndou, verbringt sie eine für sie sehr aufschlussreiche Zeit. Stefan dagegen ist rein auf Strandleben, Alkohol und Frauen aus.
Der Autor hat in der nur 156 Seiten langen Geschichte, die in meinen Augen noch viel mehr ausgeschmückt hätten werden dürfen, sehr viele gute Themen untergebracht. Er zeigt dem Leser die Schönheit des Landes, bringt ihm das Leben der Einheimischen, ihre Armut, Lebenskunst und ihre Bräuche näher, zeigt, wie weiße Touristen und der Kapitalismus sich an der Armut des Landes bedienen und welche Auswirkungen und Nachwirkungen der Kolonialismus für das Land hat. Dass dieses Land in gewisser Weise von den reichen Industriestaaten als Müllhalde benutzt wird und wie die Armen die Touristen sehen, als wären deren Heimatländer das Paradies auf Erden, wie perfekt und problemlos alles fort sei und die Menschen glauben dies nachahmen zu müssen, damit es ihnen gut geht und damit ihre Eigenart ablegen und sich in die Abhängigkeit von europäischen und amerikanischen Unternehmen treiben.
Elisabeth und Stefan machen einige beeindruckende Erfahrungen, sei es der Besuch eines großen Marktes, eines Fußballspieles in der Nationalarena des Landes, eines Friedhofes, in dem die Kolonialherren begraben liegen und eines Lepradorfes. Aber nur Elisabeth lernt aus diesen Erfahrungen, kommt ins Überlegen über ihr Leben und dem in Afrika, verändert sich und hat schließlich auch noch die Möglichkeit, Ndous Familie und die Bitte dessen Vater an sie, sowie deren Lebensumstände in einer Wellblechhütte in einem der ärmsten Viertel kennen zu lernen und erhält als Geschenk des Sandmalers neben einem Frauengesicht, das die Form Afrikas hat, auch ein Porträt von ihr in den Sand gemalt, ein Geschenk, das sie nicht mitnehmen kann, wie die Touristen es mit allem anderen machen. Diese Begegnung weckt in ihr neue Lebenslust und Freude darauf, ihre weitere Lebensplanung, die ihr bisher nicht klar war, in Angriff zu nehmen.
Ein Buch, das dem Leser so vieles an Informationen und Gefühlen gibt und dazu anregt, das eigene Leben zu überdenken. Ich vergebe hierfür sehr gerne fünf glänzende Sterne!
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