„Der Pesthof“ von Albrecht Sommerfeldt behandelt eine Kriminalgeschichte auf dem Hamburger Pesthof im Jahre 1617. Es kommt zu mehreren ungeklärten Todesfällen. Merten Overdiek, ein gut betuchter Kaufmann und Bewohner des Pesthofs versucht den Umständen und der Aufklärung dieser Todesfälle auf die
Spur zu kommen. Dabei werden ihm diese und jene Steine in den Weg gelegt. Auf dem Weg zur Wahrheit…mehr„Der Pesthof“ von Albrecht Sommerfeldt behandelt eine Kriminalgeschichte auf dem Hamburger Pesthof im Jahre 1617. Es kommt zu mehreren ungeklärten Todesfällen. Merten Overdiek, ein gut betuchter Kaufmann und Bewohner des Pesthofs versucht den Umständen und der Aufklärung dieser Todesfälle auf die Spur zu kommen. Dabei werden ihm diese und jene Steine in den Weg gelegt. Auf dem Weg zur Wahrheit begegnet er äußerster Lebensgefahr.
Dieser Roman ist der dritte des Autors Albrecht Sommerfeldt. Alle drei Romane spielen in der gleichen Zeitepoche und auch zeitlich sehr nah beieinander.
Die Vorschau auf dieses Buch las sich sehr interessant, dennoch war ich etwas skeptisch, weil es mich vom Text und der Aufmachung her etwas an „1793“ von Niklas Natt och Dag erinnerte. Durch dieses Buch habe ich mich absolut durch gequält und es konnte mich gar nicht begeistern.
Bei „Der Pesthof“ wiederum war dies ganz anders. Sommerfeldt führt mit einem Fall „erklärend“ in die Handlung ein. Anschließend beginnt der Spannungsbogen sich ganz sanft aufzubauen und erreicht erwartungsgemäß kurz vor Ende den Höhepunkt, flacht aber dann noch nicht sofort ab, sondern es bleibt spannend bis zur letzten Seite.
Die Geschichte des Buches war für mich zu jederzeit nachvollziehen und ich konnte ihrem Verlauf problemlos folgen.
Die Figuren schienen mir auch absolut authentisch.
Merten Overdiek ist als intelligenter, neugieriger Mann beschrieben. Er wird mit einem gewissen Freiraum behandelt, da er, bevor er auf den Pesthof kam, ein gut betuchter Hamburger Bürger war, der immer noch hin und wieder Handel betreibt. Was mir komisch vorkam, dass er sogar einen beträchtlichen Freiraum hat. Das kann ich mir zur damaligen Zeit nicht so ganz vorstellen.
Auch die anderen Figuren, speziell die Schwestern sind als durchsetzungsfähige und manchmal bissige Frauen beschrieben, genauso, wie ich mir das zur damaligen Zeit vorstellen würde. Das Gleiche trifft auf den Pestmeister zu. Albrecht Sommerfeldt stellt gut dessen Zwiespalt als Autoritätsperson und Bittsteller gegenüber der Kirche und der Gesellschaft dar.
Interessant fand ich überhaupt das Thema des Buches, das Leben auf einem Pesthof. Ich wusste bis zu diesem Buch nicht, dass es so etwas überhaupt gab. Daher finde ich die Erklärungen innerhalb der Handlung als auch im Anhang des Buches sehr interessant. Zum Teil habe ich während des Lesens auch nochmal einige Dinge recherchiert, weil ich es einfach spannend fand.
Dem Schreibstil des Autors konnte ich gut folgen. Es gab keinerlei Probleme. Was mir auch sehr gut gefallen hat, er hat einige Male einen Perspektivwechsel vorgenommen, wie aus der Perspektive des Vierbeiners oder des Nagers. Das fand ich sehr abwechslungsreich. Auch die Darstellung der Figur des Merten Overdiek fand ich sehr erfrischend. Aber die Thematik der Erkrankten und des ganzen Umfelds des Hofes verlor er nie aus den Augen, stellte es nicht lächerlich dar, sondern beschrieb ohne Verschönerungen die Verhältnisse der Kranken, bspw. derjenigen in den Tollkisten o.ä.
Kurz und knapp, mir hat dieses Buch sehr gut gefallen. Es ist ein historischer Kriminalroman, der ohne Verschönerungen die Zustände der damaligen Zeit, speziell die Zustände von Kranken und damit gesellschaftlich geächteten darstellt. Gleichzeitig schafft der Autor es, einen Kriminalfall darzustellen, der bis zur letzten Seite spannend ist. Hin und wieder erleidet auch der kriminalistische Spürsinn des/der Leser*in einen Dämpfer, aber gerade sowas motiviert mich zum Weiterlesen, weil die Geschichte dann nicht einfach nur dahin plätschert. Es lohnt sich also für alle Geschichts- und Krimifreunde dieses Buch zu lesen und mitzufiebern. Ein weiterer positiver Aspekt, man lernt auch noch einiges Historisches dazu!