Alex Capus
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Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer
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Nur einmal können die drei einander begegnet sein: Im November 1924 am Hauptbahnhof in Zürich, wo die Geschichte einsetzt. Danach führen ihre Wege auseinander und bleiben doch auf eigentümliche Weise miteinander verbunden. Der pazifistische Jüngling Felix Bloch studiert Atomphysik bei Heisenberg in Leipzig, flüchtet 1933 in die USA und gerät nach Los Alamos, wo er Robert Oppenheimer beim Bau der Atombombe helfen soll. Die rebellische Musikantentochter Laura d'Oriano versucht sich als Sängerin, doch da ihr das große Talent fehlt, lässt sie sich als Spionin rekrutieren. Der Kunststuden...
Nur einmal können die drei einander begegnet sein: Im November 1924 am Hauptbahnhof in Zürich, wo die Geschichte einsetzt. Danach führen ihre Wege auseinander und bleiben doch auf eigentümliche Weise miteinander verbunden. Der pazifistische Jüngling Felix Bloch studiert Atomphysik bei Heisenberg in Leipzig, flüchtet 1933 in die USA und gerät nach Los Alamos, wo er Robert Oppenheimer beim Bau der Atombombe helfen soll. Die rebellische Musikantentochter Laura d'Oriano versucht sich als Sängerin, doch da ihr das große Talent fehlt, lässt sie sich als Spionin rekrutieren. Der Kunststudent Emile Gilliéron folgt Schliemann nach Troja, zeichnet Vasen und restauriert Fresken, fertigt auf Wunsch auch Reproduktionen an und muss bald einsehen, dass es von der Kopie bis zur Fälschung nur ein kleiner Schritt ist.
Alex Capus,1961 in der Normandie geboren, lebt in Olten, Schweiz. Er schreibt Romane, Kurzgeschichten und Reportagen. Für sein literarisches Schaffen wurde er u. a. mit dem Solothurner Kunstpreis 2020 ausgezeichnet. Zuletzt erschienen ¿Königskinder¿ (2018), ¿Der König von Olten¿ (2020) und ¿Susannä (2022).
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© Ayse Yavas
Produktbeschreibung
- dtv Taschenbücher 14374
- Verlag: DTV
- 8. Aufl.
- Seitenzahl: 288
- Erscheinungstermin: 1. Januar 2015
- Deutsch
- Abmessung: 194mm x 121mm x 25mm
- Gewicht: 276g
- ISBN-13: 9783423143745
- ISBN-10: 3423143746
- Artikelnr.: 40784163
Herstellerkennzeichnung
dtv Verlagsgesellschaft
Tumblingerstraße 21
80337 München
produktsicherheit@dtv.de
Der Sohn des Zeichners, die Nachtigall von Kiew und der Atomphysiker
Schlüssellochblicke und Originalfälschungen: In seinem neuen Roman entwirft Alex Capus drei Lebensbilder - zu gefällig, um wahr zu sein
Verglichen mit den sonst eher lyrisch zurückhaltenden Titeln seiner Romane ("Fast ein bisschen Frühling"), klingt "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer" geradezu reißerisch. Tatsächlich verflicht Alex Capus in seinem neuen, am kommenden Montag erscheinenden Roman nur in bewährter Manier historisch-biographische Lebensbilder von drei Helden wider Willen, die sich im November 1924 im Zürcher Hauptbahnhof hätten begegnen können.
Der Fälscher war damals auf dem Weg nach Villeneuve, wo er die Asche
Schlüssellochblicke und Originalfälschungen: In seinem neuen Roman entwirft Alex Capus drei Lebensbilder - zu gefällig, um wahr zu sein
Verglichen mit den sonst eher lyrisch zurückhaltenden Titeln seiner Romane ("Fast ein bisschen Frühling"), klingt "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer" geradezu reißerisch. Tatsächlich verflicht Alex Capus in seinem neuen, am kommenden Montag erscheinenden Roman nur in bewährter Manier historisch-biographische Lebensbilder von drei Helden wider Willen, die sich im November 1924 im Zürcher Hauptbahnhof hätten begegnen können.
Der Fälscher war damals auf dem Weg nach Villeneuve, wo er die Asche
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seines Vaters im Genfer See ausstreuen wollte, die Spionin eine angehende Tingeltangel-Sängerin auf der Durchreise nach Marseille, der Bombenbauer noch ein pazifistischer Maschinenbaustudent und Gullydeckelspezialist in Zürich. Alle drei sollten eine gewisse Berühmtheit erlangen, alle mussten einige ihrer hochfliegenden Pläne und Ideale aufgeben. Von "eleganten Niederlagen" kann man dennoch kaum sprechen, und die jedes Überwachungsprogramm hellhörig machenden Reizwörter "Bombenbau", "Spionage" und "Fälschung" führen erst recht in die Irre.
Eigentlich müsste das Buch "Der Sohn des Zeichners, die Nachtigall von Kiew und der Atomphysiker" heißen. Felix Bloch (1905 bis 1983) war Heisenbergs Assistent, Mitarbeiter an Oppenheimers Atombomben-Projekt in Los Alamos und 1952 Nobelpreisträger für Physik. Laura d'Oriano (1911 bis 1943), Hutverkäuferin und Kosakensängerin in Matrosenkaschemmen, wurde von den italienischen Faschisten als Spionin hingerichtet. Emile Gilliéron (1885 bis 1939) war weder Widerstandskämpfer noch der "größte Fälscher aller Zeiten". Der Kunstmaler hatte zwar als Zeichner des britischen Knossos-Archäologen Arthur Evans hier und da geschönt und geschummelt und sich mit dem Vertrieb minoischer Replika und "Originalkopien" bereichert, aber das war damals noch kein Verbrechen an der Wissenschaft. Schon Emiles Vater (für den sich Capus eigentlich mehr interessiert) hatte als Zeichner Heinrich Schliemanns aus Steinhaufen und zweifelhaften Fundstücken trojanische Fresken, den Schatz des Priamos und Agamemnons Totenmaske "rekonstruiert".
Capus, der große, blonde und blauäugige Schweizer Siegfried aus Olten, rekonstruiert ebenfalls aus eher unspektakulären Lebensläufen Sternstunden der Menschheit. In bislang fünfzehn Romanen und Erzählungen porträtierte er, einzeln oder im Dutzend, Schweizer Entdeckungsreisende wie Munzinger Pascha, Patriarchen wie Nestlé und Maggi, unkonventionelle Liebespaare ("Léon und Louise"), antifaschistische Bankräuber und Pioniere des Wilden Westens ("Skidoo"). Es sind sauber recherchierte, flüssig erzählte "faktentreue Träume", deren Lücken Capus mit Mutmaßungen, Klischees und politisch korrekter Gesinnungsstärke ausfüllt.
Nichts gegen die dokumentarische Methode. Neben den Erfindern gab und gibt es in der Literatur immer auch die Finder, die die historischen Fakten neu arrangieren, umschreiben, verdichten, Autoren wie Erich Hackl, F. C. Delius oder, nun ja, der späte Günter Grass. Allerdings hat sich herumgesprochen, dass die historische Wahrheit nicht so einfach zu haben ist: Skepsis und Zweifel, das Infragestellen von Erinnerung, Überlieferung und Erkenntnisinteresse sind in der Moderne Teil der Erzählung.
Nicht so bei Capus: Er erzählt blauäugig drauflos, immer den Fakten und Träumen entlang. Nicht, dass sein auktoriales Ich dabei völlig unsichtbar wäre. Es meldet sich im Gegenteil ständig mit Einwürfen wie "Ich stelle mir vor", "ich wünsche", "ich glaube" oder "da wäre man gerne dabei gewesen". Aber das Mäuschen verrät nicht, woher sein Wissen und Wünschen kommt: Das Glauben, Lieben und Hoffen ersetzen ihm nicht nur Quellenangaben, sondern auch psychologische Tiefe und erzählerische Reflexion. Capus' Subjektivität bleibt vage, seine persönliche Betroffenheit Behauptung, und seine distanzlose Nähe verdankt sich dem Blick durchs historische Schlüsselloch.
"Ich mag das Mädchen", schreibt er gleich im ersten Satz über Laura. "Mir gefällt die Vorstellung, dass sie im hintersten Wagen des Orient-Express in der offenen Tür sitzt, während silbern glitzernd der Zürichsee an ihr vorüberzieht. Es könnte Anfang November 1924 sein, an welchem Tag genau, weiß ich nicht." Eine eigenwillige Dreizehnjährige, das blonde Haar im Wind flatternd, im Mund eine Zigarette, über der Nase eine kecke Zornesfalte, in der Brust schon "das große und weite Gefühl", das sie nie verlassen wird: Die Vorstellung ist zu gefällig, um wahr zu sein. Vielleicht wurde der Orient-Express an diesem Novembertag wirklich über Zürich umgeleitet; Capus hat die Kurs- und Geschichtsbücher vermutlich studiert. Aber er macht sich dann leider nicht die Mühe, seine Zuneigung zu begründen, seine Faktenträume gegen den Strich zu bürsten, die Widersprüche seiner Helden auch nur ansatzweise auszuloten. Laura ist die rebellische Künstlerin im Fahrtwind großer Zeiten, ein tapferes Mädchen, Spießerschreck und Mata Hari: ein Porträt ohne dunkle Stellen, Brüche und letztlich ohne Kontur.
So setzt Capus, ähnlich wie bei den Gilliérons bei ihrem "Spiel mit den Möglichkeiten", Scherben und Bruchstücke zu farbenprächtigen Mosaiken, schwer beschädigte Torsi zu klassischen Statuen, Gedankensplitter zu kühnen Spekulationen zusammen. Er mokiert sich darüber, dass die minoischen Stierkämpfer der Fälscher wie Vogue-Covergirls und Artdéco-Kokotten aussahen, aber auch sein pseudoarchäologisches Dokumentieren und Rekonstruieren grenzt an Betrug. Emile Gilliéron verkaufte industriell gefertigte Replika und "Originalfälschungen" von Ariadnes Badewanne und König Minos' Thron an Bildungsbürger, Touristen und Museen.
Alex Capus zeichnet mit Fleiß und Schweizer Präzision Helden des Idealismus, schmückt sie mit großen Gefühlen, unbändig heißen Küssen und Zeitkolorit aus dem Baukasten aus und verkauft sie als Lebensbilder nach der Natur und der Geschichte. Sein Arthur Evans kann der "toten, öden Faktenhuberei" nichts abgewinnen. Gerade Wissenschaftler müssten ihr "lückenhaftes Wissen mit Träumereien anreichern", findet er, dem Gefundenen einen höheren Sinn geben. So stellt schließlich auch der Auftragskünstler Emile Gilliéron seine kleinkrämerischen Bedenken zurück: "Ein bisschen was ausmalen kann man immer, schließlich hat die Welt ihre Logik."
MARTIN HALTER
Alex Capus: "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer". Roman.
Hanser Verlag, München 2013. 282 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eigentlich müsste das Buch "Der Sohn des Zeichners, die Nachtigall von Kiew und der Atomphysiker" heißen. Felix Bloch (1905 bis 1983) war Heisenbergs Assistent, Mitarbeiter an Oppenheimers Atombomben-Projekt in Los Alamos und 1952 Nobelpreisträger für Physik. Laura d'Oriano (1911 bis 1943), Hutverkäuferin und Kosakensängerin in Matrosenkaschemmen, wurde von den italienischen Faschisten als Spionin hingerichtet. Emile Gilliéron (1885 bis 1939) war weder Widerstandskämpfer noch der "größte Fälscher aller Zeiten". Der Kunstmaler hatte zwar als Zeichner des britischen Knossos-Archäologen Arthur Evans hier und da geschönt und geschummelt und sich mit dem Vertrieb minoischer Replika und "Originalkopien" bereichert, aber das war damals noch kein Verbrechen an der Wissenschaft. Schon Emiles Vater (für den sich Capus eigentlich mehr interessiert) hatte als Zeichner Heinrich Schliemanns aus Steinhaufen und zweifelhaften Fundstücken trojanische Fresken, den Schatz des Priamos und Agamemnons Totenmaske "rekonstruiert".
Capus, der große, blonde und blauäugige Schweizer Siegfried aus Olten, rekonstruiert ebenfalls aus eher unspektakulären Lebensläufen Sternstunden der Menschheit. In bislang fünfzehn Romanen und Erzählungen porträtierte er, einzeln oder im Dutzend, Schweizer Entdeckungsreisende wie Munzinger Pascha, Patriarchen wie Nestlé und Maggi, unkonventionelle Liebespaare ("Léon und Louise"), antifaschistische Bankräuber und Pioniere des Wilden Westens ("Skidoo"). Es sind sauber recherchierte, flüssig erzählte "faktentreue Träume", deren Lücken Capus mit Mutmaßungen, Klischees und politisch korrekter Gesinnungsstärke ausfüllt.
Nichts gegen die dokumentarische Methode. Neben den Erfindern gab und gibt es in der Literatur immer auch die Finder, die die historischen Fakten neu arrangieren, umschreiben, verdichten, Autoren wie Erich Hackl, F. C. Delius oder, nun ja, der späte Günter Grass. Allerdings hat sich herumgesprochen, dass die historische Wahrheit nicht so einfach zu haben ist: Skepsis und Zweifel, das Infragestellen von Erinnerung, Überlieferung und Erkenntnisinteresse sind in der Moderne Teil der Erzählung.
Nicht so bei Capus: Er erzählt blauäugig drauflos, immer den Fakten und Träumen entlang. Nicht, dass sein auktoriales Ich dabei völlig unsichtbar wäre. Es meldet sich im Gegenteil ständig mit Einwürfen wie "Ich stelle mir vor", "ich wünsche", "ich glaube" oder "da wäre man gerne dabei gewesen". Aber das Mäuschen verrät nicht, woher sein Wissen und Wünschen kommt: Das Glauben, Lieben und Hoffen ersetzen ihm nicht nur Quellenangaben, sondern auch psychologische Tiefe und erzählerische Reflexion. Capus' Subjektivität bleibt vage, seine persönliche Betroffenheit Behauptung, und seine distanzlose Nähe verdankt sich dem Blick durchs historische Schlüsselloch.
"Ich mag das Mädchen", schreibt er gleich im ersten Satz über Laura. "Mir gefällt die Vorstellung, dass sie im hintersten Wagen des Orient-Express in der offenen Tür sitzt, während silbern glitzernd der Zürichsee an ihr vorüberzieht. Es könnte Anfang November 1924 sein, an welchem Tag genau, weiß ich nicht." Eine eigenwillige Dreizehnjährige, das blonde Haar im Wind flatternd, im Mund eine Zigarette, über der Nase eine kecke Zornesfalte, in der Brust schon "das große und weite Gefühl", das sie nie verlassen wird: Die Vorstellung ist zu gefällig, um wahr zu sein. Vielleicht wurde der Orient-Express an diesem Novembertag wirklich über Zürich umgeleitet; Capus hat die Kurs- und Geschichtsbücher vermutlich studiert. Aber er macht sich dann leider nicht die Mühe, seine Zuneigung zu begründen, seine Faktenträume gegen den Strich zu bürsten, die Widersprüche seiner Helden auch nur ansatzweise auszuloten. Laura ist die rebellische Künstlerin im Fahrtwind großer Zeiten, ein tapferes Mädchen, Spießerschreck und Mata Hari: ein Porträt ohne dunkle Stellen, Brüche und letztlich ohne Kontur.
So setzt Capus, ähnlich wie bei den Gilliérons bei ihrem "Spiel mit den Möglichkeiten", Scherben und Bruchstücke zu farbenprächtigen Mosaiken, schwer beschädigte Torsi zu klassischen Statuen, Gedankensplitter zu kühnen Spekulationen zusammen. Er mokiert sich darüber, dass die minoischen Stierkämpfer der Fälscher wie Vogue-Covergirls und Artdéco-Kokotten aussahen, aber auch sein pseudoarchäologisches Dokumentieren und Rekonstruieren grenzt an Betrug. Emile Gilliéron verkaufte industriell gefertigte Replika und "Originalfälschungen" von Ariadnes Badewanne und König Minos' Thron an Bildungsbürger, Touristen und Museen.
Alex Capus zeichnet mit Fleiß und Schweizer Präzision Helden des Idealismus, schmückt sie mit großen Gefühlen, unbändig heißen Küssen und Zeitkolorit aus dem Baukasten aus und verkauft sie als Lebensbilder nach der Natur und der Geschichte. Sein Arthur Evans kann der "toten, öden Faktenhuberei" nichts abgewinnen. Gerade Wissenschaftler müssten ihr "lückenhaftes Wissen mit Träumereien anreichern", findet er, dem Gefundenen einen höheren Sinn geben. So stellt schließlich auch der Auftragskünstler Emile Gilliéron seine kleinkrämerischen Bedenken zurück: "Ein bisschen was ausmalen kann man immer, schließlich hat die Welt ihre Logik."
MARTIN HALTER
Alex Capus: "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer". Roman.
Hanser Verlag, München 2013. 282 S., geb., 19,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Roman Buchelis Kritik zu Alex Capus' Roman "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenleger" liest sich anfangs noch so, als würde Bucheli den Autor gegen die "Unwägbarkeiten" des Literaturbetriebs verteidigen, um zu erklären, warum der erfolgreichste Schweizer Schriftsteller kaum Auszeichnungen erhalte. Aber dann reißt ihm Bucheli auch selbst die Epauletten ab: Capus erzähle konventionell geradlinig, "teste" die Grenze zum Kitsch aus und baue seine Bücher nah am Wasser. Geschick attestiert er ihm allenfalls in der Verknüpfung unzusammenhängender Biografien. Am Ende erklärt er die Romane zu kurzweiliger Unterhaltung, die einen glauben lasse, etwas von einer fernen Epoche verstanden zu haben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Alex Capus hat ein eigenes Genre geschaffen, das ihm wie ein perfekt geschnittener Anzug passt und steht: einen historischen Roman, der ... leicht und elegant durch das Terrain der Vergangenheit pflügt, sein eigenes Tun dabei stets bewusst hält, reflektiert und gelegentlich auch ironisch beleuchtet." Martin Ebel, Tages-Anzeiger, 27.07.13 "Sein Roman hat den Charme alter Postkarten, auf denen schon die Farben Patinaglück erzeugen und den Betrachter dorthin versetzen, wo er nie war, wo er sich aber merkwürdig vertraut und heimisch fühlt wie in einer Art kollektiver Kindheit." Martin Ebel, Tages-Anzeiger, 27.07.13 "Wenn also Unterhaltung - dann lieber gleich so!" Roman Bucheli, Neue Zürcher Zeitung, 27.01.14 "Die Emotion hinter der intensiven Sprache trifft den Leser mit voller Wucht." Christine Westermann, WDR2.de, 30.09.13
Protagonisten des 20. Jahrhunderts, ...aber solche der ganz besonderen Art porträtiert Alex Capus in seinem neuen Roman mit dem etwas umständlichen Titel "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer" : Alex Capus' neuer Roman ist ein ungewöhnliches Werk - er versucht …
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Protagonisten des 20. Jahrhunderts, ...aber solche der ganz besonderen Art porträtiert Alex Capus in seinem neuen Roman mit dem etwas umständlichen Titel "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer" : Alex Capus' neuer Roman ist ein ungewöhnliches Werk - er versucht sich hier quasi in einer Biographie gleich dreier realer Personen, die in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Rolle spielten: allen voran der Atomphysiker, Nobelpreisgewinner und Pazifist Felix Bloch, der gleichwohl an der Entwicklung der Atombombe, eines der größten Schrecken der Menschheit, beteiligt war, die Sängerin Laura d'Oriano, die durch Zufall zu einer ausgesprochen effizienten Spionin der Alliierten im 2. Weltkrieg wurde und ein tragisches Schicksal nahm sowie der Maler Emile Gilliéron, der bei den archäologischen Entdeckungen in Troja und vor allem in Knossos auf Kreta eine Rolle spielte. Biographien von Personen, aus denen Zufallsbekanntschaften hätten entstehen können und zwar im November 1924 in Zürich, wo sie theoretisch zur gleichen Zeit hätten den Hauptbahnhof passieren können - Felix und vor allem Laura damals noch ganz am Anfang des Lebens bzw. ihrer Lebensplanung, Emile ein Mann mitten im Leben, der auch schon etliche Lasten zu tragen hat. . Aus diesem fiktiven möglichen Treffpunkt entwickelt Capus die weiteren Entwicklungen. Das Mädchen, das gerne allein in offenen Zügen träumt, der junge Mann, dessen Zukunft noch offen vor ihm liegt und der Kunstmaler, der schon auf Erlebtes zurückblickt, der mit Schliemann in Troja war. Die Geschichten spinnen sich weiter, nehmen ihren Lauf, Realität und Erzählkunst verweben sich zu einer dichten Geschichte. Für mich war Felix Blochs Geschichte das absolute Highlight und gab mir gleich Anlass, über die bahnbrechenden und leider sehr folgenreichen Entwicklungen der Atomphysik der 1940er Jahre zu rechererchieren. Der Part über Emile Gilliéron hingegen passte aus meiner Sicht nicht so ganz hinein und verlor sich im Laufe des Buches ein bisschen.
Hier ist ein Meister am Werk und das merkt man gleich auf den ersten Seiten - meisterhaft die Sprache, die gründliche und phantasievolle Recherche, ja die ganze Komposition seiner Erzählung! Historische Häppchen der Extraklasse werden hier serviert, die sich zu einer Geschichte verdichten - man möchte zu gern erfahren, wie es weitergeht!
Mir manchmal ein wenig zu dicht, zu konzentriert, ich liebe es, wenn ich beim Lesen zwischendurch etwas abschalten, entspannen, nachsinnen kann - das war hier nicht möglich, da hätte man den Faden verloren. Ein historischer Roman vom Feinsten, aber wirklich vom Allerfeinsten: das versprach Alex Capus' neuer Roman "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer" zu werden, aus meiner Sicht sind es eher fiktive Biographien, die hier transportiert werden - sehr, sehr spannend und vielschichtig - vom Autor haben sie sicher jahrelange Recherchen abverlangt, vom Leser wird allerhöchste Konzentration verlangt - sonst versäumt man rasch Wesentliches. Capus' wunderbare Sprache, die ich bereits in früheren Werken, allen Voran "Leon und Louise" genossen habe, macht auch dieses Buch zu einem Lesegenuss. Wer allerdings denkt, dass hier nahtlos an den stimmungsvollen Roman "Leon und Louise" angeknüpft wird, der hat sich ganz schön getäuscht - Capus zeigt, dass er auch ganz anders kann, dies ist ein anderes Genre, die beiden Bücher vom Aufbau her nicht zu vergleichen. Ich finde es toll - man bekommt einen Vorgeschmack von der Bandbreite des Autors und ich bin sicher, der großartige Fante-Übersetzer hat als Autor noch einiges in petto! Ich empfehle dieses Buch allen, die Geschichte und Biographien mögen, die offen sind für Neues, vor allem für die große literarische Begabung und das breite Spektrum des Autors! Ich jedenfalls bin sehr gespannt darauf, was er noch so aushecken wird!
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Gebundenes Buch
Lesenswert!
Die junge Frau Laura d’Oriano hat den Traum eine große Sängerin zu werden. Leider verfügt sie nicht über ausreichend Talent, dies umzusetzen. So schlägt sie sich mit gelegentlichen Auftritten und Jobs durch.
Emile Gilliéron besitzt …
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Lesenswert!
Die junge Frau Laura d’Oriano hat den Traum eine große Sängerin zu werden. Leider verfügt sie nicht über ausreichend Talent, dies umzusetzen. So schlägt sie sich mit gelegentlichen Auftritten und Jobs durch.
Emile Gilliéron besitzt außergewöhnliches künstlerisches Talent. Er gestaltet die bei Ausgrabungen gefundenen Bruchstücke im Sinne / nach den Wünschen seiner Auftraggeber. So erschafft er Realitäten.
Felix Bloch ist eigentlich Pazifist. Er studiert anfänglich Maschinenbau und kommt dann zur Atomphysik.
Ein plakativer Titel. Denn die Drei verbindet nicht mehr als, dass sie zufällig in der gleichen Zeit leben und sich vielleicht, eventuell, einmal begegnet sein könnten.
Aber die Geschichte, die vom Autor darum herum „gesponnen“ wurde, ist ein wundervoller Roman, der einen umfassenden Eindruck von der Zeit, dem Leben und den Alltäglichkeiten der damaligen Zeit abgibt.
Es ist faszinierend mit welcher Bildgewaltigkeit der Autor über die Kriegswirrungen schreibt und wie fließend die gut recherchierten Details als Hintergrundinformationen in den Text einfließen.
Mir persönlich gefallen die stellenweise fast schon philosophischen Betrachtungen sehr gut: über die Bedeutung von Maschinen, was im Krieg zu was wurde oder dass Emile im Ausland als angesehener Künstler es nicht mehr nötig hat sich anderen gegenüber auflehnen zu müssen.
Die Spannung wird wundervoll bis zu den letzten Seiten des Romans aufrecht erhalten – man will als Leser die ganze Zeit wissen „wie wird denn nun die Sängerin Laura zur Spionin“ und „durch welche Umstände hilft Felix Bloch beim Bau der Atombombe“.
Ehrlich gesagt kann ich nicht beurteilen, wie viel geschichtliche Wahrheit und wie viel Fiktion in dem Roman stecken.
Aber das Ergebnis finde ich auf alle Fälle hervorragend!
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Gebundenes Buch
Seit „Léon und Louise“ steht der Autor Alex Capus bei mir ganz hoch im Kurs. Ich liebe seinen scheinbar nüchternen Erzählstil, der die bewegenden Geschichten seiner Protagonisten dem Leser nahe bringt. Auch mit seinem neuesten Werk konnte er mich wieder bestens …
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Seit „Léon und Louise“ steht der Autor Alex Capus bei mir ganz hoch im Kurs. Ich liebe seinen scheinbar nüchternen Erzählstil, der die bewegenden Geschichten seiner Protagonisten dem Leser nahe bringt. Auch mit seinem neuesten Werk konnte er mich wieder bestens unterhalten und ließ mich ein besonderes Verhältnis zu seinen Charakteren aufbauen.
Capus erzählt die Geschichte dreier Schweizer, die sich vermutlich nie im Leben begegnet sind. In seiner Fantasie könnte dies aber im November 1924 geschehen sein. Am Züricher Hauptbahnhof könnten sich ihre Wege gekreuzt haben. Laura d’Oriano war damals ein 13-jähriges Mädchen, das mit ihren Eltern auf dem Weg nach Marseille ist. Sie träumt von einer Karriere als Sängerin. Der Züricher Felix Bloch hat gerade die Schule abgeschlossen und muss sich entscheiden, was er studieren will. Auf jeden Fall will er mit seinem Wissen nicht der Kriegsmaschinerie dienen. Und dann gibt es da noch Emile Gilliéron, der mit der Asche seines Vaters im Zug sitzt und diese in dessen Heimat verstreuen will. Er ist, genau wie der Verstorbene, ein Maler, der seine Berufung darin gefunden hat, im Dienst berühmter Archäologen zu stehen und Details, die die langen Jahre im Boden zerstört haben, mit etwas Fantasie wieder zu vervollständigen.
Die Protagonisten habe alle drei tatsächlich gelebt. Alex Capus hat deren Leben sehr exakt recherchiert. Was sich nicht nachweisen ließ, hat er sich ausgedacht. Dies ruft er seinen Lesern aber immer wieder in Erinnerung. Es gibt Sätze, die mit „vielleicht“ oder „es könnte sein, dass“ beginnen. Das ist ein sehr ungewöhnlicher Stil, der mir jedoch ausgesprochen gut gefällt.
Keine der drei Hauptfiguren macht am Ende das, was sie wirklich wollte. Laura wird unfreiwillig zur Spionin, Felix studiert Physik und baut mit anderen Wissenschaftlern zusammen die Atombombe und Emile wird zum Handlanger von Arthur Evans, der meint, den Palast des Minos in Knossos auf Kreta entdeckt zu haben. Alle drei Schicksale haben mich sehr bewegt.
Capus ist es auf nur 282 Seiten gelungen, mir alle drei Menschen mit ihren Stärken und Schwächen nahe zu bringen. Besonders interessant fand ich die Vorgänge auf Kreta, da ich selbst schon diesen „Palast des Minos“ besucht habe und von der archäologischen Seriosität dieses Projekts nicht wirklich überzeugt war. Auch Lauras Geschichte ist mir nahe gegangen. Ihr Traum, eine ernsthafte Gesangskarriere einzuschlagen, zerplatzt leider sehr schnell. Also tritt sie, wie ihre Mutter, in Varietés auf, bis sie zur Spionin wird. Dem Schaffen Felix Blochs konnte ich jedoch nur schwer folgen. Schon in der Schule war mir das Fach Physik verhasst. Auch Alex Capus‘ interessanter Schreibstil konnte mir die Materie leider nicht näherbringen.
In einem Interview, das ich vor kurzem im TV gesehen habe, sagte der Autor, dass er mit seinen Büchern die Leser nur unterhalten wolle. Sie sollten dabei nicht auf die Sprache achten. Hier muss ich Alex Capus leider enttäuschen. Manche Sätze waren so schön, dass ich sie mehrfach gelesen und zum Teil sogar in ein Heft mit besonders schönen Sätzen abgeschrieben habe. Entschuldigung, Herr Capus, wenn ich nicht auf Ihre Sprache achten soll, dann müssen sie sich einen weniger ausgefeilten Schreibstil zulegen.
Fazit:
Drei Menschen, drei Schicksale, verwebt zu einem Buch, bei dem ich jeden Satz genossen habe.
© Simone Kühlewind
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Gebundenes Buch
Laura d'Oriano hat den Traum, eine erfolgreiche Sängerin zu werden. Laura studiert am Konservatorium in Paris Gesang, doch schon bald merkt sie, dass ihre Stimme für die große Bühne nicht reicht. In der Musikalienhandlung in Marseille, wo sich ihre Familie inzwischen nieder …
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Laura d'Oriano hat den Traum, eine erfolgreiche Sängerin zu werden. Laura studiert am Konservatorium in Paris Gesang, doch schon bald merkt sie, dass ihre Stimme für die große Bühne nicht reicht. In der Musikalienhandlung in Marseille, wo sich ihre Familie inzwischen nieder gelassen hat, findet sie Arbeit und ihren zukünftigen schweizer Ehemann. Mit ihren zwei Töchtern könnte sie ein schönes Leben führen, doch der Beginn des 2. Weltkrieges macht es zunichte. Emile Gullieron sen. ist ein hervorragender Zeichner. Heinrich Schliemann wird auf ihn aufmerksam und nimmt ihn mit zu den Ausgrabungen von Troja. Jahre später wird der Sohn, Emile junior, von Evans mit den Zeichnungen und Aufbauten zu den Ausgrabungen von Knossos beauftragt. Felix Bloch träumt davon, etwas bedeutendes mit seinem Leben anzufangen. Doch er muss erst den Widerstand seiner Eltern brechen um ein Physikstudium zu beginnen. Zuerst fühlt er sich völlig überfordert, doch schon bald hat er ein Spezialgebiet für sich gefunden - Neutronen - und lässt nicht locker, bis er alles dazu weis. Sehr schnell wird er zu einem Experten und von wichtigen Leuten zu Vorträgen eingeladen. So landet er in Kalifornien als Dozent.
Am Beispiel dieser drei Personen erzählt Alex Capus, wie sich das Leben und die Träume auf Grund äußerer Veränderungen, der Ausbruch des 2. Weltkrieges, verändern. Die Geschichten sind nachvollziehbar und mitfühlend geschrieben in einem anspruchsvollen und doch leicht lesbaren Schreibstil. Dieser Schreibstil ist es, der den Roman zu etwas besonderem macht.
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Gebundenes Buch
Es beginnt 1924 am Bahnhof Zürich. Dort begegneten sich eventuell drei Menschen, die nichts miteinander zu tun haben und deren Schicksal nicht miteinander verknüpft ist.
Da ist zunächst das Mädchen Laura d’Oriano, das mit ihrer Familie ein Vagabundenleben geführt hat, …
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Es beginnt 1924 am Bahnhof Zürich. Dort begegneten sich eventuell drei Menschen, die nichts miteinander zu tun haben und deren Schicksal nicht miteinander verknüpft ist.
Da ist zunächst das Mädchen Laura d’Oriano, das mit ihrer Familie ein Vagabundenleben geführt hat, da die Mutter eine Sängerin ist, die bei ihren Auftritten vom Vater am Klavier begleitet wird. Laura ist ein eigenwilliges Mädchen, die davon träumt, eine bessere Sängerin zu werden als ihre Mutter. Bei ihrer Ausbildung in Paris lernt sie dann schnell, wo ihre Grenzen sind. Also tingelt sie genauso herum wie ihre Mutter es getan hat. Nebenbei nimmt sie noch einen Job in einem Hutladen an, wo sie - da sie sehr sprachbegabt ist und beim Herumreisen mit der Familie fünf Sprachen perfekt erlernt hat - dann als Spionin angeworben wird, um für Frankreich italienische U-Boote auszukundschaften.
Dann ist da noch der jüdische Junge Felix Bloch, der auf der Laderampe von einer Zukunft träumt, die er wohl nie erleben wird, da er weiß, dass sein Vater nie zustimmen wird. Bei seinem Studium im Fach Maschinenbau an der ETH Zürich erkennt er dann, dass er doch seinen eigenen Weg gehen muss. ER beschäftigt sich dann zunächst mit Physik, später macht er seinen Doktor in Quantenmechanik; da ist er erst 23 Jahre alt. Obwohl er eigentlich Pazifist ist, r geht er in die USA und ist dort mit Robert Oppenheimer am Bau der Atombombe beteiligt.
Der Kunstmaler Emile Gilliéron ist von Griechenland nach Genf unterwegs, weil er die Asche seines verstorbenen Vaters in heimatlicher Erde bestatten will. Er war von zu Hause weg gegangen, um seine künstlerische Begabung weiter zu bilden, als er zunächst auf Heinrich Schliemann und später auf John Evans traf und dann für sie die Ausgrabungen in Griechenland zu zeichnen. Dabei lassen sie ihren Phantasien freien Lauf. Emile geht so weit, dass er auch regen Handel mit Fälschungen betreibt. Seinen begabten Sohn spannt er frühzeitig auch mit ein.
Jeder der drei Protagonisten hat Träume und Vorstellungen, die er letztendlich nicht umsetzen kann. Trotzdem gehen sie ihren Weg.
Es ist eine gute Mischung aus Biographie, Geschichte und Phantasie. Sprachlich interessant, wenn auch etwas gewöhnungsbedürftig erzählt, leider manchmal mit Fremdworten, die man nachschlagen muss.
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Gebundenes Buch
Wer schon mal ein Buch von Alex Capus gelesen hat, wird sich schon jetzt auf eine schöne und unterhaltsame Geschichte freuen. Alex Capus schreibt so leicht und locker, dass man fast schon durch die Geschichte gleitet. Die Figuren sind toll beschrieben und entwickeln sich innerhalb der …
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Wer schon mal ein Buch von Alex Capus gelesen hat, wird sich schon jetzt auf eine schöne und unterhaltsame Geschichte freuen. Alex Capus schreibt so leicht und locker, dass man fast schon durch die Geschichte gleitet. Die Figuren sind toll beschrieben und entwickeln sich innerhalb der Geschichte weiter. Man folgt ihnen durch die ganze Welt und will immer mehr mit ihnen erleben und durchstehen und entdecken.
Capus gibt jeden seiner drei Hauptfiguren etwas mit, was den Leser fasziniert bzw. bindet. Oft staunt man, wer mit wem zusammengearbeitet hat, wer mit wem befreundet war und wie etwas entstanden ist, was die Menschheit so beeinflusst hat. Ich kann nicht sagen, ob diese Fakten immer der Realität entsprechen, aber für diese Geschichte sind sie wunderbar miteinander verknüpft worden.
Schliemann`s Begleiter Emile fand ich besonders herrlich. Fälschen für den Forscher und dessen Ehrgeiz und Gier und dabei selber gut davon leben können. Die leichte Schlitzohrigkeit steckt in allen drei Figuren und man muss schon ab und zu schmunzeln, wie sie diese einsetzen und dabei (manchmal) gewinnen. Stets schwebt über dieser Geschichte dieses Treffen auf dem Bahnhof. Ob sie sich jemals gesehen haben? Ob sie sich wahrgenommen haben? Oder ist es einfach nur der Aufhänger für diese Geschichte?
Es ist aus meiner Sicht egal, denn die Geschichte ist schön und sehr gut geschrieben.
Das Buch ist in Kapitel aufgeteilt und doch findet man sie fast jedes Mal in jedem Kapitel wieder. Alex Capus springt zwischen seinen Figuren hin und her und strickt dort mal eine Reihe weiter und da mal ein wenig. Und doch kann man ihm gut folgen.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Seit längerer Zeit mal wieder ein 5 Sterne Buch, welches sehr gut unterhält, einen schönen leichten Schreibstil hat und wunderbare Bilder schafft.
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Gebundenes Buch
Drei Menschen, drei Leben, drei Schicksale. Allen Dreien ist gemein, dass über ihr Leben nur recht dürftige Informationen vorliegen. Geblieben sind das Wissen um ihre Existenz und bei zweien ihre Werke. Doch was ihr Leben ausmachte, liegt im Dunklen. Es handelt sich um drei Personen, die …
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Drei Menschen, drei Leben, drei Schicksale. Allen Dreien ist gemein, dass über ihr Leben nur recht dürftige Informationen vorliegen. Geblieben sind das Wissen um ihre Existenz und bei zweien ihre Werke. Doch was ihr Leben ausmachte, liegt im Dunklen. Es handelt sich um drei Personen, die heute weitestgehend vergessen sind: Felix Bloch, Physiker; Laura d’Oriano, Sängerin und Spionin; Emile Gilliéron sen. und jun., Maler und Zeichner. Eigentlich also vier Personen, doch die Gilliérons verschmelzen nicht nur aufgrund ihrer Namensgleichheit immer mehr zu einer Person während der Lektüre.
Hier nun beginnt das Reich des Schriftstellers. Capus hangelt sich an den wenigen bekannten Fakten entlang und füllt die Lücken mit seiner eigenen Phantasie. Da sie alle zur selben Zeit lebten, lässt er zudem stets die Möglichkeit im Raum stehen, dass sie sich irgendwann unter welchen Umständen auch immer einmal begegnet sind. Doch was verbindet diese Menschen ansonst? Zwei stammten aus der Schweiz, die dritte wurde durch Heirat Schweizer Staatsbürgerin. Und die Schweiz wurde ihnen allen zu eng. Zwar wussten sie alle nicht, was genau sie vom Leben wollten, dafür umso besser was es nicht sein sollte. Der Eine wollte blaue Jacken tragen, obwohl im Dorf nur schwarze geduldet wurden. Die Andere sollte ihre Unterwäsche nicht sichtbar für die Nachbarn aufhängen. Und der Letzte fühlte sich mit seiner Leidenschaft für Atomphysik alleingelassen. So verließen sie ihre Heimat und/oder Familien und lebten ihre Leben auf ihre eigene Art.
Dies mag sich nun nicht sonderlich spannend anhören, doch die Geschichten üben eine merkwürdigen Sog aus, der mich das Buch nur schwer aus der Hand legen ließ. Zum Einen liest es sich aufgrund der schönen Sprache Capus' wundervoll (einer meiner Lieblingssätze: 'Zwar fühlte er sich noch immer wie ein Eisbär, der auf einer kleinen Eisscholle der Kenntnis über einen Ozean des Unwissens trieb;'), zum Anderen bindet der Autor das damalige Zeitgeschehen wie selbstverständlich in die drei Biographien mit ein. So bleibt es nicht bei reiner Unterhaltung, sondern man erfährt auch viel Wissenswertes aus dieser Zeit.
Einfach schön!
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