Thomas Mann
Broschiertes Buch
Doktor Faustus
Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde. In der Fassung der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe
Herausgegeben: Wimmer, Ruprecht
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Auf der Grundlage des Faust-Stoffes hat Thomas Mann in seinem 1947 erschienenen Musiker-Roman eine Parabel für die Verstrickung des Künstlertums in die politische Katastrophe des Nationalsozialismus geschaffen.
Textgrundlage für diesen Band ist die sogenannte Wiener Ausgabe von 1948, die zahlreiche Detailfehler der bisherigen Drucke korrigiert.
In der Textfassung der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe (GKFA), mit Daten zu Leben und Werk.
Textgrundlage für diesen Band ist die sogenannte Wiener Ausgabe von 1948, die zahlreiche Detailfehler der bisherigen Drucke korrigiert.
In der Textfassung der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe (GKFA), mit Daten zu Leben und Werk.
Thomas Mann, 1875-1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.

Thomas Mann 1944.© S.Fischer Verlag
Produktbeschreibung
- Fischer Klassik
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- Artikelnr. des Verlages: 1000852
- 6. Aufl.
- Seitenzahl: 741
- Erscheinungstermin: 5. April 2012
- Deutsch
- Abmessung: 123mm x 190mm x 34mm
- Gewicht: 480g
- ISBN-13: 9783596904037
- ISBN-10: 359690403X
- Artikelnr.: 34510872
Herstellerkennzeichnung
FISCHER Taschenbuch
Hedderichstr. 114
60596 Frankfurt
produktsicherheit@fischerverlage.de
Endwerk
Mehr als ein Roman: Was uns der "Doktor Faustus" sagt
Soll man Zahlen Bedeutung beimessen? Den Segen des Autors, um den es in diesem Sommer (wieder einmal) gehen wird, hätte man jedenfalls. Also: War es Zufall, dass an diesem 17. Juni, dem alten und manche sagen: immer noch eigentlichen Tag der Deutschen Einheit, im Lübecker Rathaus die Neuausgabe des "Doktor Faustus" vorgestellt wurde? Es war dieses gewaltige Buch, das vor bald sechzig Jahren die Nation und deren beste Köpfe herausforderte wie zuvor und auch danach kein anderer deutschsprachiger Roman. Dieser hier kam - von einem vorgeblichen Langsamschreiber - überpünktlich zu den Aufräumarbeiten, an die sich Deutschland damals in jeder Hinsicht zu
Mehr als ein Roman: Was uns der "Doktor Faustus" sagt
Soll man Zahlen Bedeutung beimessen? Den Segen des Autors, um den es in diesem Sommer (wieder einmal) gehen wird, hätte man jedenfalls. Also: War es Zufall, dass an diesem 17. Juni, dem alten und manche sagen: immer noch eigentlichen Tag der Deutschen Einheit, im Lübecker Rathaus die Neuausgabe des "Doktor Faustus" vorgestellt wurde? Es war dieses gewaltige Buch, das vor bald sechzig Jahren die Nation und deren beste Köpfe herausforderte wie zuvor und auch danach kein anderer deutschsprachiger Roman. Dieser hier kam - von einem vorgeblichen Langsamschreiber - überpünktlich zu den Aufräumarbeiten, an die sich Deutschland damals in jeder Hinsicht zu
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machen begann - und er war doch wie nicht bestellt. Man übertreibt nicht, wenn man sagt, der "Doktor Faustus" habe, zusätzlich zur bereits sich abzeichnenden territorialen Teilung, das Land noch einmal geteilt - zwar nur geistig, aber dafür steht diese Mauer zwischen den Köpfen auch länger als die zwischen Ost und West.
Bis heute gibt es, neben den vielen Bewunderern und Skeptikern, Leser, die von einer Fehlkonstruktion oder Schlimmerem sprechen. Jenseits des Literarästhetischen bleibt das Faktum, dass dieser Künstler-, Nietzsche-, Deutschland- und insgesamt Epochenroman das politische Nachdenken sofort und mit einer Heftigkeit in Gang gesetzt hat, die alles Bisherige übertraf und die, mit den rezeptionstechnisch üblichen Konjunkturen, so lange vorhielt und vermutlich auch noch vorhalten wird, dass man die Debatten um den "Doktor Faustus" als die Mutter aller politischen Schlachten auf dem Felde der Literatur bezeichnen kann. Thomas Mann selbst sah in ihm, angeregt und zugleich verunsichert durch die damalige Joyce-Rezeption, eine "novel to end all novels". Ästhetisch trifft die Rede vom "Endwerk", das freilich auch nicht sein letztes blieb, zu; politisch aber war es ein Fass ohne Boden, das damit aufgemacht war.
Deswegen erübrigt es sich auch, bei jeder Gelegenheit zu behaupten, das Buch sei "aktueller denn je", wie dies bei runden oder halbwegs runden Jahrestagen üblich ist. Wann immer wir von epochalen nationalpolitischen Ereignissen und Debatten der vergangenen Jahrzehnte sprechen, können oder sollten wir dies tun im Hinblick auf den "Doktor Faustus". An ihm entzündete sich der Streit um die sogenannte innere Emigration: Durfte über Deutschland nach 1945 mitreden, wer zur schlimmen Zeit gar nicht im Land gewesen war? (Dies ließ sich - auch da blieb der Roman "aktuell" - auf die Debatte um die untergegangene DDR übertragen.) Er lieferte hochexplosives Material zur Kollektivschuldthese: Waren alle Nationalsozialisten? Er fragte nach der politisch-historisch-kulturellen Kontinuität: Waren die zwölf Jahre ein Betriebsunfall oder sozusagen von langer Hand angelegt? Er auch regte in ganz grundsätzlicher Weise dazu an, über das Wesen des (politischen) Irrationalismus nachzudenken: War Deutschland einen Pakt mit dem Teufel eingegangen und der Einzelne infolgedessen gar nicht weiter zur Rechenschaft zu ziehen? Und schließlich stellte er die Frage nach der Einzigartigkeit der deutschen Schuld: Verdankte sich die beispiellose Verirrung einer spezifisch nationalen Veranlagung?
Die Geschichtswissenschaft hat auf alle diese Fragen Antworten erbracht, deren Differenziertheit wohl auch Thomas Mann Respekt abgenötigt hätte - ganz zu Rande gekommen ist sie damit nicht, das liegt im Wesen der Sache. Die, wenn man es so nennen darf, Unabschließbarkeit der Akte Deutschland, die Unendlichkeit der damit verbundenen Fragen hat Thomas Mann damals wahrscheinlich auch nicht geahnt; aber er hat sie ästhetisch umgesetzt, auf die ihm eigene Weise: mit der Ambivalenz des Ja-und-Nein, des Teils-teils. Diese Strategie, die für ihn eine Notwendigkeit war, sichert dem Werk Haltbarkeit.
Welche Wucht der "Doktor Faustus" damals entfaltete und bald vielleicht aufs Neue entfalten wird, lässt sich daran ablesen, dass die Streitpunkte, die einem literarischen Werk heute Aufmerksamkeit sichern, vor dem skizzierten Hintergrund doch ziemlich verblassen: Plagiat, Bloßstellung lebender Personen und Antisemitismus. Den Streit mit Schönberg/Adorno und den abgekupferten Bekannten sowie die Frage, in welchem Licht jüdisches Romanpersonal erscheine, haben Autor und Werk unbeschadet überstanden. Man muss das Buch nicht mögen - die Gründlichkeit der Selbst- und Deutschlandkritik, die hier nahezu unentwirrbar ineinander verflochten ist, lassen es als das Urmuster des politischen Romans erscheinen, hinter das man nicht zurückkann.
Nicht zurück kann man auch hinter Marketingstrategien. Die vom Buddenbrook-Haus und S. Fischer veranstaltete feierliche Präsentation war gewissermaßen erst das Richtfest und diente wohl auch zur Beruhigung des Buchhandels - nach dem Motto "Land in Sicht": Denn der von Ruprecht Wimmer, dem langjährigen Präsidenten der Thomas-Mann-Gesellschaft, zu verantwortende Kommentarband, der innerhalb der Großen Kommentierten Frankfurter Ausgabe sicherlich einen Meilenstein darstellt, ist noch gar nicht ganz fertig; der Verlag stellte sein Erscheinen, nun wohl endgültig, für August in feste Aussicht. Der Text aber ist jetzt da. Fangen wir also schon mal an, den "Doktor Faustus" zu lesen. Es ist nur ein Roman - aber was für einer!
EDO REENTS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Bis heute gibt es, neben den vielen Bewunderern und Skeptikern, Leser, die von einer Fehlkonstruktion oder Schlimmerem sprechen. Jenseits des Literarästhetischen bleibt das Faktum, dass dieser Künstler-, Nietzsche-, Deutschland- und insgesamt Epochenroman das politische Nachdenken sofort und mit einer Heftigkeit in Gang gesetzt hat, die alles Bisherige übertraf und die, mit den rezeptionstechnisch üblichen Konjunkturen, so lange vorhielt und vermutlich auch noch vorhalten wird, dass man die Debatten um den "Doktor Faustus" als die Mutter aller politischen Schlachten auf dem Felde der Literatur bezeichnen kann. Thomas Mann selbst sah in ihm, angeregt und zugleich verunsichert durch die damalige Joyce-Rezeption, eine "novel to end all novels". Ästhetisch trifft die Rede vom "Endwerk", das freilich auch nicht sein letztes blieb, zu; politisch aber war es ein Fass ohne Boden, das damit aufgemacht war.
Deswegen erübrigt es sich auch, bei jeder Gelegenheit zu behaupten, das Buch sei "aktueller denn je", wie dies bei runden oder halbwegs runden Jahrestagen üblich ist. Wann immer wir von epochalen nationalpolitischen Ereignissen und Debatten der vergangenen Jahrzehnte sprechen, können oder sollten wir dies tun im Hinblick auf den "Doktor Faustus". An ihm entzündete sich der Streit um die sogenannte innere Emigration: Durfte über Deutschland nach 1945 mitreden, wer zur schlimmen Zeit gar nicht im Land gewesen war? (Dies ließ sich - auch da blieb der Roman "aktuell" - auf die Debatte um die untergegangene DDR übertragen.) Er lieferte hochexplosives Material zur Kollektivschuldthese: Waren alle Nationalsozialisten? Er fragte nach der politisch-historisch-kulturellen Kontinuität: Waren die zwölf Jahre ein Betriebsunfall oder sozusagen von langer Hand angelegt? Er auch regte in ganz grundsätzlicher Weise dazu an, über das Wesen des (politischen) Irrationalismus nachzudenken: War Deutschland einen Pakt mit dem Teufel eingegangen und der Einzelne infolgedessen gar nicht weiter zur Rechenschaft zu ziehen? Und schließlich stellte er die Frage nach der Einzigartigkeit der deutschen Schuld: Verdankte sich die beispiellose Verirrung einer spezifisch nationalen Veranlagung?
Die Geschichtswissenschaft hat auf alle diese Fragen Antworten erbracht, deren Differenziertheit wohl auch Thomas Mann Respekt abgenötigt hätte - ganz zu Rande gekommen ist sie damit nicht, das liegt im Wesen der Sache. Die, wenn man es so nennen darf, Unabschließbarkeit der Akte Deutschland, die Unendlichkeit der damit verbundenen Fragen hat Thomas Mann damals wahrscheinlich auch nicht geahnt; aber er hat sie ästhetisch umgesetzt, auf die ihm eigene Weise: mit der Ambivalenz des Ja-und-Nein, des Teils-teils. Diese Strategie, die für ihn eine Notwendigkeit war, sichert dem Werk Haltbarkeit.
Welche Wucht der "Doktor Faustus" damals entfaltete und bald vielleicht aufs Neue entfalten wird, lässt sich daran ablesen, dass die Streitpunkte, die einem literarischen Werk heute Aufmerksamkeit sichern, vor dem skizzierten Hintergrund doch ziemlich verblassen: Plagiat, Bloßstellung lebender Personen und Antisemitismus. Den Streit mit Schönberg/Adorno und den abgekupferten Bekannten sowie die Frage, in welchem Licht jüdisches Romanpersonal erscheine, haben Autor und Werk unbeschadet überstanden. Man muss das Buch nicht mögen - die Gründlichkeit der Selbst- und Deutschlandkritik, die hier nahezu unentwirrbar ineinander verflochten ist, lassen es als das Urmuster des politischen Romans erscheinen, hinter das man nicht zurückkann.
Nicht zurück kann man auch hinter Marketingstrategien. Die vom Buddenbrook-Haus und S. Fischer veranstaltete feierliche Präsentation war gewissermaßen erst das Richtfest und diente wohl auch zur Beruhigung des Buchhandels - nach dem Motto "Land in Sicht": Denn der von Ruprecht Wimmer, dem langjährigen Präsidenten der Thomas-Mann-Gesellschaft, zu verantwortende Kommentarband, der innerhalb der Großen Kommentierten Frankfurter Ausgabe sicherlich einen Meilenstein darstellt, ist noch gar nicht ganz fertig; der Verlag stellte sein Erscheinen, nun wohl endgültig, für August in feste Aussicht. Der Text aber ist jetzt da. Fangen wir also schon mal an, den "Doktor Faustus" zu lesen. Es ist nur ein Roman - aber was für einer!
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"Das Hörspiel von Thomas Mann "Doktor Faustus" setzt den Maßstab der Kongenialität."
Ich kann es kaum erwarten
Im Olymp der deutschsprachigen Dichtung hält Thomas Mann, völlig berechtigt und auch unangefochten, von niemand Jüngerem erreicht also seither, einen Spitzenplatz ein. Außer ihm tummeln sich dort oben noch, meiner ganz persönlichen und …
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Ich kann es kaum erwarten
Im Olymp der deutschsprachigen Dichtung hält Thomas Mann, völlig berechtigt und auch unangefochten, von niemand Jüngerem erreicht also seither, einen Spitzenplatz ein. Außer ihm tummeln sich dort oben noch, meiner ganz persönlichen und sicherlich anfechtbaren literarischen Rankingliste zufolge, der ihm zeitlich vorausgehende, von ihm hochgeschätzte Theodor Fontane, und natürlich Goethe als literarischer Gigant. Während sich Manns Ruhm weitgehend, im Falle des Nobelpreises von 1929 sogar explizit, auf die 1901 erschienenen «Buddenbrooks» gründet, wurde sein als leichter lesbar beurteilter und damit von einer größeren Leserschar goutierbarer Roman «Der Zauberberg», 1924 erschienen, von der schwedischen Jury ganz bewusst nicht geehrt. Beide Romane habe ich vor vielen Jahren mit großer Freude gelesen, den Autor dann aber aus dem Blick verloren, bis ich kürzlich auf den «Doktor Faustus» stieß, das letzte bedeutendere Werk von Thomas Mann, sein im Jahre 1947, also gut viereinhalb Jahrzehnte nach den «Buddenbrooks» erschienenes großes Alterswerk.
Es hieße Eulen nach Athen tragen, wollte ich der Fülle von gescheiten, fachkundigen Analysen und Besprechungen dieses großartigen Romans etwas hinzufügen. In diversen Essays und Aufsätzen, in literaturwissenschaftlichen Magisterarbeiten und Promotionen ist alles gesagt, natürlich auch zum Inhalt, all das leicht nachlesbar im Internet und in jeder gut bestückten Bibliothek. Meine Absicht ist vielmehr, dem heutigen Leser Mut zu machen, sich an diesen gewiss sehr anspruchsvollen Lesestoff heranzuwagen. Und, das muss besonders betont werden, dann auch durchzuhalten, die Lektüre also nicht nach fünfzig Seiten schon wieder abzubrechen, wie das der zeitgenössische, folglich also schnell ungeduldige, weil total reizüberflutete Romanleser nicht gerade selten tut, was ich den allenthalben veröffentlichten Laienkritiken immer wieder erstaunt entnehme. Action nämlich bietet dieser Faustroman nicht, wobei in der Handlung eine gewisse Dramatik und eine sich zum Ende hin stetig steigernde Spannung sehr wohl vorhanden ist. Aber auch hier ist wie so oft der Weg das Ziel, so gekonnt wie in diesem Buch ist noch kein mir bekannter Prosa-Autor mit der deutschen Sprache umgegangen, sprachsensible literarische Gourmets dürften ihre helle Freude daran haben.
Bei mir kam noch die Ehrfurcht hinzu, die der mystische Fauststoff generell auslöst, und dann natürlich auch die Neugier, wie denn Thomas Mann das Thema variiert hat. Vor allem im Vergleich mit Goethes Dichtung, dessen «Faust», stark von Dante beeinflusst und ihn teilweise plagiierend, ein sprachliches Fest ist für jeden empfindsamen Geist, für mich der Gipfel der deutschsprachigen Dramatik, auf Augenhöhe mit dem großen Shakespeare. Im «Doktor Faustus» nun geht ein junger Komponist den Pakt mit dem Teufel ein und wird dadurch zum musikalischen Genie, was der Autor in sprachlich unübertrefflicher Weise und mit einem genial konstruierten Plot in Prosa umgesetzt hat. Wer wie ich musiktheoretisch absolut unwissend ist, wird hier aber bald total überfordert und braucht nun einiges an Geduld, um durchzuhalten, wird jedoch nicht dümmer dabei, ganz im Gegenteil! Wie überhaupt mit diesem Roman durchgängig ein intellektuell äußerst anspruchsvoller Lesestoff vorliegt, der den Leser genau dadurch aber ohne Ende bereichert, en passant gewissermaßen, auch wenn er nicht immer alles bis in den letzten Wortsinn hinein versteht. Es wimmelt neben dem Musikalischen nämlich von kaum gebräuchlichen Fremdwörtern und epochebezogenem Vokabular, von Fachbegriffen verschiedenster Disziplinen, von philosophischen und historischen Anspielungen. Alles das, ich wiederhole es bewusst, macht den Leser nicht dümmer, spornt ihn vielmehr, wenn er sich seine Aufnahmefähigkeit denn bewahrt hat und geistig rege ist, seinen Horizont erweiternd zum Nachforschen, zum Mitdenken, aber auch zum Grübeln an.
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Faust-Mythos, Künstler, Weltpolitik
„Ich möchte seine Einsamkeit einem Abgrund vergleichen, in welchem Gefühle, die man ihm entgegenbrachte, lautlos und spurlos untergingen. Um ihn war Kälte – und wie wird mir zumute, indem ich dies Wort gebrauche, das auch er in …
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Faust-Mythos, Künstler, Weltpolitik
„Ich möchte seine Einsamkeit einem Abgrund vergleichen, in welchem Gefühle, die man ihm entgegenbrachte, lautlos und spurlos untergingen. Um ihn war Kälte – und wie wird mir zumute, indem ich dies Wort gebrauche, das auch er in einem ungeheuerlichen Zusammenhange einst niederschrieb!“ (Zitat Seite 15)
Inhalt
Dr. phil. Serenus Zeitblom ist sechzig Jahre alt, als er am 27. Mai 1943 beginnt, die Lebensgeschichte seines langjährigen Freundes Adrian Leverkühn niederzuschreiben. Der innovative Komponist ist vor drei Jahren verstorben und hat seinem Freund Serenus alle persönlichen Aufzeichnungen und Unterlagen hinterlassen. Auf Grund dieser Aufzeichnungen schildert nun der Ich-Erzähler Serenus Zeitblom die Kindheit, Jugend, gemeinsame Studienzeit, aber auch die weiteren Lebenswege, die unterschiedlich verlaufen, sich jedoch immer wieder kreuzen. Teilweise verfasst Zeitblom die Texte zu einzelnen Kompositionen des genialen Musikers Leverkühn und erlebt auch seinen künstlerischen Werdegang schon ab der frühen Schulzeit mit, mit allen Höhen und Tiefen, geprägt von einer manchmal besessenen Hingabe zur Musik und zum Komponieren, der Suche nach neuen musikalischen Strukturen. „Nur einer so dringlich beobachtenden Freundschaft wie der meinen, konnte ein solcher Bedeutungswechsel der Dinge fühlbar oder ahnbar werden, und Gott sei davor, daß die Wahrheit mir die Freude an Adrians Nähe beeinträchtigt hätte! Was mit ihm vorging, konnte mich erschüttern, mich aber niemals von ihm entfernen.“ (Zitat Seite 322)
Thema und Genre
Den realen Hintergrund dieses biografischen Romans um einen fiktiven Komponisten bildet die Geschichte Deutschlands zwischen 1884 und 1945, die gesellschaftlichen Veränderungen. Das alte Faust-Thema in dieser modernen Version, welche die unerschöpfliche künstlerische Schaffenskraft in den Mittelpunkt des Pakes stellt, steht für das Leben des Adrian Leverkühn, der als Künstler genial und hochbegabt, als Mensch jedoch einsam und unnahbar bis zur Gefühllosigkeit ist. Dieses Buch ist jedoch ebenso ein Gesellschaftsroman, ein zeitgeschichtliches Dokument Deutschlands in diesen wichtigen Jahren, das die Situation des Bildungsbürgertums, die Stellung der Frauen, die kulturellen und künstlerischen Strömungen, besonders in Musik und Sprache, schildert. Es ist eine weit gefasste Suche nach den kulturgeschichtlichen Gründen für die Entstehung des nationalen Gedankengutes, das sich aus dem Verständnis der deutschen Romantik entwickelt hat und mit zum Nationalsozialismus führte. Die Handlungsorte und Personen dieses Romans sind fiktiv, alle haben jedoch reale Vorbilder, dadurch wird dieser Roman auch autobiografisch geprägt.
Fazit
Meine hier notierten Bemerkungen sind keinesfalls als literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Roman von Thomas Mann zu sehen, dafür gibt es qualifizierte Fachliteratur, sondern schildern meine wichtigsten Eindrücke beim Lesen dieses interessanten, ideenreichen, zeitlosen, bis heute noch lebhaft diskutierten Romans des deutschen Literaturnobelpreisträgers.
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Broschiertes Buch
Der deutsche Roman "Doktor Faustus" ist Thomas Manns intensivste Erzählung. Der Lebensgang des genialen Künstlers Adrian Leverkühn wird von seinem Jugendfreund Serenus Zeitblom beschrieben. Grundlage ist der Stoff der alten Faust-Sage. Leverkühn verstrickt sich mehr und …
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Der deutsche Roman "Doktor Faustus" ist Thomas Manns intensivste Erzählung. Der Lebensgang des genialen Künstlers Adrian Leverkühn wird von seinem Jugendfreund Serenus Zeitblom beschrieben. Grundlage ist der Stoff der alten Faust-Sage. Leverkühn verstrickt sich mehr und mehr in komplizierte, geniale, aber nahe dem Wahnsinn anzusiedelnde Gedankengänge, an deren Ende er einen Pakt mit dem Teufel eingeht, mit dem Ziel höchste Erkenntnis und weltliches Glück zu erfahren. Am Ende steht die Tragödie des Helden.<br />Thomas Manns Roman ist schwerer Stoff und benötigt umfassende Vorkenntnisse kultureller, Literarischer, sprachlicher und auch musikalischer Art - aber zeugt von höchsten Ansprüchen. Zu schwer für die heutige Jugend, oder?
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