
Thomas Mann 1944.© S.Fischer Verlag
Thomas Mann
Der Kaufmannssohn Thomas Mann (* Lübeck 1875, † Zürich 1955) wurde einer der wirkmächtigsten Schriftsteller deutscher Sprache. "Sein Herz waschen" hat er das Schreiben genannt; sein Werk umfasst zahlreiche Romane, Erzählungen, Essays und politische Schriften. Schon Thomas Manns erster großer Roman "Buddenbrooks" (1901) hatte das Zeug zum Nobelpreis, der ihm 1929 verliehen wurde. Die Romane "Doktor Faustus" (1947) sowie die Trilogie "Joseph und seine Brüder" (1933-43) bilden das Alterswerk und den Gipfelpunkt seines Schaffens. Mit kritischem Auge verarbeitete Thomas Mann in seinen Werken die Auflösung der bürgerlichen Kultur seiner Gegenwart. Er sah den Aufstieg des Faschismus vorher und warnte davor. Kurz nachdem die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland übernommen hatten, emigrierte Thomas Mann in die Schweiz und ging von dort ins amerikanische Exil. 1952 kehrte er nach Europa zurück und lebte bis zu seinem Tod in der Schweiz.
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»Deutsche, ihr sollt es wissen.«
In insgesamt 59 Rundfunkansprachen, die zwischen Oktober 1940 und November 1945 gesendet wurden, sprach der emigrierte Nobelpreisträger Thomas Mann aus seinem amerikanischen Exil direkt zu den deutschen Hörern und leistete damit wichtige Aufklärungsarbeit.
Dabei zeigt er sich v...
»Deutsche, ihr sollt es wissen.«
In insgesamt 59 Rundfunkansprachen, die zwischen Oktober 1940 und November 1945 gesendet wurden, sprach der emigrierte Nobelpreisträger Thomas Mann aus seinem amerikanischen Exil direkt zu den deutschen Hörern und leistete damit wichtige Aufklärungsarbeit.
Dabei zeigt er sich von einer ganz anderen Seite – er ist direkter als je zuvor, lässt seiner Wut teils freien Lauf und scheut sich auch nicht vor beschimpfenden Worten über NS-Größen. Noch dazu sind diese Reden persönlicher, schließlich richten sie sich – als eine Stimme der Vernunft – direkt an die deutschen Bürger und ab der fünften Sendung, im März 1941, sprach er diese sogar selbst ein.
Thomas Mann berichtete über das Ausmaß der Zerstörung, warnte und klärte über Kriegsverbrechen, den Holocaust, Bombardements und Aktionen des Widerstands auf. Seine antifaschistische Haltung und sein Widerstand waren einzigartig und gab es in dieser Form kein zweites Mal von anderen Emigranten! Unter dem Gesichtspunkt, dass er diese Reden nicht hätte schreiben müssen – er war privilegierter als die allermeisten –, sondern er sich freiwillig engagierte und sich deutlich gegen Hitler und den gesamten Nationalsozialismus stellte, ist beachtenswert!
Während er in den ersten Reden noch strikt zwischen den Deutschen und den Nationalsozialisten differenzierte, schwächt diese Trennung im Verlauf der Zeit vermehrt ab.
Doch was interessieren uns heute noch diese Reden, fragt man sich. Sie bieten nicht nur in Zeiten des aufkommenden Hasses leider wieder aktuelle Parallelen, sondern widerlegen ebenfalls die oft verwendete Ausrede, dass man davon ja nichts wusste.
Diese Radioansprachen sind ein ganz besonderes Dokument, welche in dieser Ausgabe durch ein Vor- und ein Nachwort von Mely Kiyak auf den Punkt gebracht ergänzt werden und eine unbedingte Leseempfehlung sind!
Aus dem Werk des Zauberers
Ulrich Tukur, der bekannte Schauspieler, Musiker und Schriftsteller hat hier Texte von Thomas Mann versammelt, die mit dessen Nähe zum Meer zu tun haben.
Man kann die Qualität der Texte aber auch den Topos Meer erkennen.
Ziemlich am Anfang ist anscheinend komplett die Kurzgeschichte ...
Aus dem Werk des Zauberers
Ulrich Tukur, der bekannte Schauspieler, Musiker und Schriftsteller hat hier Texte von Thomas Mann versammelt, die mit dessen Nähe zum Meer zu tun haben.
Man kann die Qualität der Texte aber auch den Topos Meer erkennen.
Ziemlich am Anfang ist anscheinend komplett die Kurzgeschichte Der Tod enthalten. Ein sehr früher Text, von mir bisher übersehen. Es ist ein ergreifender Text voller Wehmut.
Aber es gibt auch viele Auszüge aus den bekannten Bücher: Buddenbrooks und Zauberberg.
Außerdem Tagebucheinträge und Briefe.
Es ist ein sehr reichhaltiges Buch.
Mit Meerfahrt mit Don Quijote endet das Buch mit einem tagebuchartigen Text. Im Gegensatz zu den Tagebüchern ist dieser Text aber literarisch und essayistisch sorgfältig bearbeitet. Ein Highlight.
„Deutsche Hörer!“ versammelt 59 Reden, die Thomas Mann in Kooperation mit dem BBC aus dem amerikanischen Exil in das nationalsozialistische Deutschland sendete. Mann tritt hier als Mittler der (westlichen) Alliierten auf und versucht zu den Deutschen vorzudringen. Dabei warnt er die Deutschen vor Hitler, mahnt sie...
„Deutsche Hörer!“ versammelt 59 Reden, die Thomas Mann in Kooperation mit dem BBC aus dem amerikanischen Exil in das nationalsozialistische Deutschland sendete. Mann tritt hier als Mittler der (westlichen) Alliierten auf und versucht zu den Deutschen vorzudringen. Dabei warnt er die Deutschen vor Hitler, mahnt sie und redet ihnen in das Gewissen – unter anderem, indem er die Irrationalität der NS-Ideologie entlarvt und die nationalsozialistische Propaganda entkräftet. Aus historischer Perspektive fand ich insbesondere zwei Ansprachen relevant, die ich hier kurz näher vorstellen möchte. Bereits in der Ansprache vom Januar 1942 berichtet Mann, er habe erfahren, dass Menschen jüdischen Glaubens systematisch getötet worden seien, was er als Zeichen des Verstoßes der Menschenrechte wertet. Mann spricht hier – vorbegrifflich, aber hellsichtig – den Holocaust an, informiert die Deutschen darüber – was besonders vor dem Hintergrund bemerkenswert ist, dass viele Deutsche nach dem Krieg nichts von der Judenverfolgung gewusst haben wollten. Nachhallend ist bei mir auch die Radioansprache vom April 1942. Mann vergleicht hier die Bombardierungen deutscher Städte durch die Alliierten mit der deutschen Bombardierung Coventrys. Auch die (vom Hörensagen) bekannte Zerstörung des Buddenbrook-Hauses spricht er an. Obwohl hier seine Heimatstadt getroffen worden ist, vertritt Mann eine klare Linie, was ich bemerkenswert fand: Es schmerze ihn zwar, dass es seine Heimatstadt getroffen habe, allerdings müsse man dies als Reaktion auf Coventry hinnehmen. Der Ton, den Mann in seinen Radioansprachen anschlägt, ist mahnend und unerbittlich; teilweise – gerade wenn es um die Bestialität des Nationalsozialismus geht – zynisch. Mehrmals versucht Mann aber auch Hoffnung bei den Deutschen zu säen: Das Leben nach dem Krieg wird definitiv besser als das Leben unter Hitler werden. Eingebettet werden Manns Ansprachen durch ein Vor- und ein Nachwort der Schriftstellerin Mely Kiyak, in denen sie in das Leben Manns sowie die Entstehungs-/Rezeptionsgeschichte der Radioansprachen einführt. Insgesamt ist „Deutsche Hörer!“ eine spannende Quellensammlung, die erlaubt, den Ansichten eines deutschen Intellektuellen zu Nationalsozialismus und Krieg nachzuspüren. Gleichzeitig führen die Texte aber auch vor Augen, wozu Krieg und Hass führen können, wodurch sie gleichzeitig als Mahnung für heutige Lesende gelten können.