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Bewertung von Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim
am 29.01.2025
Petronella Apfelmus - Oh weh, oh Schreck, der Strumpf ist weg!
Städing, Sabine

Petronella Apfelmus - Oh weh, oh Schreck, der Strumpf ist weg!


sehr gut

Turbulentes Abenteuer mit sympathischen Charakteren, lustigen Reimen und farbenfrohen Illustrationen.


Inhalt:

Es ist Waschtag bei Petronella Apfelmus.

Doch als sie die Wäsche von der Leine nehmen will, stellt sie fest:

Oh weh, oh Schreck, der Strumpf ist weg!

Ausgerechnet der magische Strumpf ihrer Oma. Das gibt Ärger!

Sogleich macht sich die kleine Apfelhexe auf die Suche. Aber ganz egal, wohin sie fliegt, der Strumpf bleibt verschwunden.

Ob die Rabenhexe Hexobine dahinter steckt?


Altersempfehlung:

ab 4 Jahre


Illustrationen:

Zahlreiche farbenfrohe Illustrationen ergänzen und unterstreichen das Gelesene. Im großen Bilderbuchformat kommen sie noch besser zur Geltung.

Die Zeichnungen gleichen Wimmelbildern, denn zusätzlich zur Haupthandlung gibt es viele Kleinigkeiten zu entdecken. So ist nicht nur bei Petronella Apfelmus Waschtag, auch die Frösche im Garten haben Socken auf ihrer Wäscheleine. Nach getaner Arbeit entspannen sie liegend im Sonnenschein und beim Meditieren.

Die Kulissen sind abwechslungsreich und atmosphärisch gestaltet: mal fröhlich und farbenfroh, mal düster und geheimnisvoll.

Petronella Apfelmus ist wie immer zuckersüß und auch die weiteren Charaktere schließt man schnell in's Herz.


Mein Eindruck:

Dies ist das erste Bilderbuch der Reihe. Doch auch ohne Vorwissen kommt man sehr gut zurecht.

Petronella Apfelmus, die kleine Apfelhexe, ist hilfsbereit und freundlich. Stets ist sie zur Stelle, wenn jemand Hilfe braucht. Nun ist sie selbst auf Unterstützung angewiesen.

Trotz der Kürze (die Handlung soll kleine Zuhörende schließlich nicht gleich erschlagen) sind die Charaktere - menschliche wie magische - liebevoll gestaltet.

Der Schreibstil ist einfach und die kurzen gereimten Zweizeiler sowie die humorvollen Erzählweise unterhalten. Lediglich die Reinheit der Reime lässt oftmals zu wünschen übrig (z. B. Wimmerding auf Mäusekind).

Das Abenteuer gleicht einer Schnitzeljagd, denn auf der Suche nach dem verlorenen Strumpf begegnet die kleine Hexe an jedem Ort vom Haspelwald bis Wimmerding immer wieder Freunden, bis sie am Ende das Rätsel löst.

4 von 5 geringelte Strümpfe für dieses turbulente und witzige Vorlesevergnügen!


Fazit:

Eine rasante und phantasievolle Geschichte. Humorvoll und unterhaltsam.

Die liebenswerten Figuren wachsen schnell ans Herz und werden dank der farbenfrohen Illustrationen lebendig.

Ein Lesevergnügen für (künftige) Fans von Petronella Apfelmus!


...

Rezensiertes Buch: "Petronella Apfelmus - Oh weh, oh Schreck, der Strumpf ist weg!" aus dem Jahr 2024
Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 17.01.2025
Klaus Barbie
Jean-Claude, Bauer;Fréderic, Brrémaud

Klaus Barbie


ausgezeichnet

Die vorliegende Graphic Novel beleuchtet das Leben und die fürchterlichen Taten von Nikolaus Barbie (Spitzname: Klaus), einem am 25. Oktober 1913 geborenen SS-Mann, genannt »Der Schlächter von Lyon«. Barbie hat es nach dem Krieg geschafft, unterzutauchen und im Gegensatz zu seinen unzähligen Opfern jahrzehntelang ein nahezu unbehelligtes Leben zu führen, bis er im Jahr 1983 nach einer gescheiterten Entführung letztendlich doch noch durch die bolivianische Regierung ausgeliefert worden ist. Im Mai 1987 begann in Frankreich ein aufsehenerregender Prozess gegen den Kriegsverbrecher.

»Der Prozess gegen Klaus Barbie ist der erste Prozess, der in Frankreich wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verhandelt wird. Und da es nicht nur darum geht, einen Mann, sondern ein ganzes System zu verurteilen, wird das Verfahren vollständig gefilmt und von mehr als 600 Journalisten aus der ganzen Welt beobachtet. Dieser Prozess wird in die Geschichte eingehen.« (Seite 91)

Als Klaus Barbie der Prozess gemacht wurde, war ich noch zu jung, um richtig erfassen zu können, um was es geht. Natürlich war ich thematisch in der Lage, zu verstehen, was ihm zur Last gelegt wurde, allerdings habe ich der Gerichtsverhandlung damals noch nicht die nötige Aufmerksamkeit schenken können, sodass ich umso erfreuter war, als ich die Graphic Novel entdeckte, da mir der doch eher ungewöhnliche Name bis heute im Gedächtnis geblieben ist.

Die Aufteilung der Graphic Novel in verschiedene Bereiche war klug gewählt, allerdings ergab sich dadurch auch das Problem, dass gerade zu Beginn ein klein wenig der rote Faden fehlte, weil es etwas chaotisch wurde wegen der vielen Zeitsprünge. Dazu kommt, dass es schwierig ist, besonders die politischen Verwicklungen auf so wenigen Seiten wiederzugeben, sodass ich manchmal das Gefühl hatte, nicht folgen zu können. Die zeitliche Zuordnung wird aber in einem Dossier mit der Überschrift »Klaus Barbie - Ein Kind des Fanatismus« von Jean-Olivier Viout, dem stellvertretenden Generalstaatsanwalt von Lyon beim Prozess, sehr gut abgebildet, sodass sich ein ziemlich genaues Bild ergab.

Insgesamt eine phantastisch gezeichnete Graphic Novel, die mich, insbesondere was die Zeugenaussagen angeht, emotional sehr berührt hat. Wer sich intensiv mit der Person Klaus Barbie beschäftigen möchte, dem würde ich zusätzlich zu einem ausführlichen Sachbuch raten, wer aber, wie ich, seinen Horizont erweitern und sich informieren möchte, wer dies war und was es mit dem spektakulären Prozess auf sich hat, dem lege ich diesen Comic für Erwachsene ans Herz.
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von yellowdog am 17.01.2025
Den Bach rauf
Habeck, Robert

Den Bach rauf


sehr gut

Ein Buch eines Kanzlerkandidaten mitten im Wahlkampf macht neugierig, ist auch ein Risiko, wie man seit Baerbocks Desaster damals weiß.
Überraschenderweise erzählt Robert Habeck aber auch von seinen Erfahrungen und Befindlichkeiten. Nicht selten drückt er sich sehr pathetisch aus und obwohl ich dem Autor prinzipiell gewogen bin, ist es wohl besser, dass das Buch kurz gehalten ist. Immerhin ist es einigermaßen kompakt.

Manche Gedankengänge Habecks sind ganz interessant zu lesen, zum Beispiel die zur Bewältigung der Energiekrise oder über den Ukrainekrieg, nur bleibt er leider zu vage.

Insgesamt betont das Buch Habecks Bekenntnis gegen den Stillstand und versucht auch, Hoffnung zu verbreiten. Das hat er vielleicht mit dem Papst und dessen aktueller Autobiografie gemeinsam.
Es gilt auch Positionen zu benennen.
Ob das Buch reicht, um neuen Wähler außerhalb des grünen Lagers für ihn zu mobilisieren, bezweifle ich. Ein Stück weit kann es Bindung der bestehenden Wähler bewirken.
yellowdog

4 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 15.05.2025
Outback - Niemand hört dich schreien
Wolf, Patricia

Outback - Niemand hört dich schreien


sehr gut

Ein Pärchen aus Deutschland verschwindet im australischen Outback, Detective Sergeant Lucas Walker, der aus familiären Gründen in der Gegend ist, wird von seinem Chef beauftragt, die Vermissten zu suchen. Rita Guerra, die Schwester der jungen Frau, reist ebenfalls an und mischt sich in die Ermittlungen ein. Zusammen mit Walker stößt sie auf die Spur weiterer vermisster Mädchen, was darauf schließen lässt, dass im Outback ein Serientäter sein Unwesen treibt.

Das Buch fing sehr gemächlich an, die Autorin baute nur langsam eine Spannung auf, es brauchte viele Seiten, bis es tatsächlich losging und noch ein bisschen länger, bis es so richtig knallt. Zum einen hing dies damit zusammen, dass es sich beim vorliegenden Thriller um den ersten Teil der Reihe mit DS Lukas Walker handelt, sodass der Charakter ausführlicher vorzustellen war. Zum anderen aber war die Geschichte keine, die schnell erzählt werden kann; die unwirtliche Gegend, die Dürre und die unglaubliche Hitze beanspruchten ihren Platz, dazu noch die vielen Schauplätze, die erkundet werden mussten, falsche Fährten inbegriffen, dies alles brauchte seine Zeit. Mir hat das nichts ausgemacht, denn Patricia Wolf hat ein Talent dafür, großartige Bilder vor meinen Augen entstehen zu lassen, die mich förmlich schwitzen ließen unter der Sonne Australiens, mich fühlen ließen, wie es sein muss, diesem Klima ausgesetzt zu sein.

Insgesamt ein toller Start der Buchreihe, der mich wunderbar unterhalten und mit der Auflösung punkten konnte. Für mich als riesiger Fan von Geschichten aus dem Outback genau das richtige Buch, sodass ich hoffe, dass es weitere Übersetzungen geben wird, zumal im Original demnächst bereits der vierte Band erscheint. Lesenswert!
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim
am 13.05.2025
Wie ein Foto unser Leben rettete
Klinger, Maya C.

Wie ein Foto unser Leben rettete


ausgezeichnet

Starker Kontrast: Schrecken des Krieges - Menschlichkeit. Begleitet durch Fotos und Zeichnungen.

Inhalt:

Gavra Mandil und seine kleine Schwester Irena leben mit ihren Eltern in der kleinen Stadt Novi Sad in Jugoslawien. Der Vater ist erfolgreicher und angesehener Fotograf und der Familie mangelt es an Nichts.

Der Junge ist erst fünf Jahre alt als sich mit dem Zweiten Weltkrieg und der Besetzung des Landes durch die Nazis alles ändert.

Sämtliche Juden müssen nun einen gelben Stern tragen. Dazu gehören auch Gavra und seine Familie. Das Leben wird immer schwieriger.

Die drohende Deportation vor Augen, beschließen sie, zu fliehen. Doch der Weg ist gefährlich. Soldaten sind überall. Das Misstrauen ist groß.

Ausgerechnet ein ganz besonderes Fotos von Gavra und Irena unter dem Weihnachtsbaum rettet die Familie und hilft ihr zu entkommen.


Altersempfehlung:

ab 9 Jahre


Illustrationen/Fotografien:

Original-Fotos ergänzen die Erzählung. Zusätzlich finden sich zahlreiche schwarz-weiß Illustrationen.

Behutsam werden so die Bilder ergänzt, die nicht als Fotografie festgehalten wurden und dennoch sehr wichtig für Atmosphäre und Verständnis sind.

Im Hinterkopf, dass die Erlebnisse (und somit auch die Fotos) auf wahren Begebenheiten beruhen, rührt zusätzlich.


Mein Eindruck:

Das Besondere - neben der Authentizität - an dieser Geschichte ist die Perspektive.

Gavras Ängste und seine Unsicherheit wegen der ständigen Veränderungen sind berührend.
Der kindliche Blick begreift viele Dinge nicht vollständig. Warum müssen wir einen Stern tragen? Warum kommen Oma und Tante nicht mit? Warum haben wir nun andere Namen?
Der Ernst der Lage ist zwar bewusst, doch bleiben der Schrecken der Zeit, die Brutalität und die Gefahr spürbar aber nicht glasklar und bedrohend. Eher im Hintergrund und somit altersgerecht.

Man wächst während der Lektüre mit dem jungen Gavra, fühlt und leidet mit ihm und dem Schicksal der Familie.
Zugleich überwiegen trotz all den Schrecken des Krieges die Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft. Die Familie hat nicht nur Glück im Unglück, sie begegnet mutigen, selbstlosen Mitmenschen, die trotz aller Gefahr für das eigene Leben, bei Flucht und Verstecken unterstützen.

Albanien ist zu der Zeit überwiegend muslimisch geprägt. Religion und Herkunft treten in den Hintergrund: Menschen retten ganz selbstverständlich andere Menschen, die in Not geraten sind.

Stellenweise ist die Stimmung bedrückend und der Kloß im Hals wird immer größer.

Doch auch Alltägliches und Fröhliches findet einen Platz. Die Familie wird herzlich aufgenommen. Alle Kinder spielen und toben. Die heile Welt ist zurück.
Es entstehen langjährige Freundschaften und Verbindungen.

Eine altersgerechte Auseinandersetzung mit dem Thema Judenverfolgung.
Auch als Schullektüre zu empfehlen.
Gegen das Vergessen!


Fazit:

Eine bewegende Erzählung über die Judenverfolgung und die rettende Hilfe durch Mitmenschen im mehrheitlich muslimischen Albanien.

Dank zahlreicher Fotografien und schwarz-weiß Illustrationen eindrucksvoll umgesetzt.

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Rezensiertes Buch: "Wie ein Foto unser Leben rettete - Die wahre Geschichte der Familie Mandil" aus dem Jahr 2025
Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Nina aus Sankt Augustin
am 10.05.2025
Echokammer / Ein Fall für Benjamin & Tong Bd.1 (eBook, ePUB)
Johnsrud, Ingar

Echokammer / Ein Fall für Benjamin & Tong Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hochspannend und aktuell

Ingar Johnsrud hat schon einige Thriller geschrieben. Echokammer war mein Erster und ich bin restlos begeistert. Spannend von Anfang an und hochaktuell! Ich habe viel Stoff zum Nachdenken bekommen. Es ging los mit der These, dass brutale Strafen die Gesellschaft besser machen. Da war mir schon klar, wohin der Weg führt.
Schauplatz ist die norwegische Hauptstadt Oslo und deren Randgebiete. Hier wird in einigen Tagen die Wahl einer neuen Regierung stattfinden. Viele kurze Kapitel mit präzisen Zeit- und Ortsangaben und Countdown bis zur Wahl kreieren einen straffen Spannungsbogen und halten mich stets in Atem. Ingar Johnsrud erzählt zudem aus verschiedenen Perspektiven, ein Stilmittel, das ich sehr mag.

Das Ermittlerteam besteht aus Lieselott Benjamin, einer spröden, aber sehr guten Beamtin und Martin Tong, den ich von Anfang an sehr interessant finde, weil er so anders ist. Eine weitere wichtige Person ist Jens Meidell. Seine Mutter war einst eine berühmte Politikerin, er ist nun der juristische Berater der Arbeiterpartei. Meidells persönliche Tragödie und seine Verstrickungen in die politischen Machtspiele machen ihn zu einer besonders faszinierenden Figur.

Das alles bietet den Stoff für einen megaspannenden Polit-Thriller, der sich mit Rechtsterrorismus, Wahlkampfintrigen und Datenmanipulation auseinander setzt.

Echokammer ist hochaktuell und greift Themen auf, die in der heutigen politischen Landschaft von großer Bedeutung sind. Ingar Johnsrud gewährt interessante Einblicke hinter die Kulissen der Machtpolitik. Damit schafft er es, mich gleichzeitig zu faszinieren und abzustoßen.

Der Schreibstil ist fesselnd und dem Autor gelingt es einwandfrei, komplizierte Zusammenhänge auf verständliche Weise darzustellen. Die Handlung ist komplex, jedoch meisterhaft strukturiert, was den Roman zu einem echten Page-Turner macht.

Die Charaktere sind vielschichtig und gut ausgearbeitet, wobei jede Figur ihre eigenen komplexen Motivationen und Geheimnisse besitzt. Absolute Empfehlung!
Nina aus Sankt Augustin

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 28.04.2025
Drei Tage im Juni
Tyler, Anne

Drei Tage im Juni


ausgezeichnet

Zur Hochzeit der gemeinsamen Tochter Debbie treffen die geschiedenen Eheleute Gail und Max aufeinander und nicht nur das: Weil ihr Ex-Mann mit einer Katze anreist und der Bräutigam allergisch ist, quartiert sich Max für drei Tage bei Gail ein. Ein Problem kurz vor der Hochzeit lässt die kleine Familie zusammenkommen, aber nicht nur da zeigt sich immer wieder, dass die frühere Vertrautheit noch nicht ganz verschwunden ist.

»Man vergisst nämlich, wenn man einige Zeit allein war, dass es sie gibt - diese Gespräche zwischen Eheleuten, die sich mit Unterbrechungen wochenlang hinziehen können, die sich wie eine Häkelarbeit verästeln, Schlaufen legen und alte Gesprächsfäden wieder aufnehmen.« (Seite 190)

Das vorliegende Buch ist mein erstes Werk von Anne Taylor, das ich lesen durfte, und ich bin von der ersten Seite an bereits ein großer Fan der Autorin. Leise und unaufgeregt lässt sie ihre Protagonistin erzählen, lässt sie zurückgehen in der Zeit, sich erinnern, resümieren und Situationen erklären, die sie sich gegenüber ebenfalls in diesem Moment seziert und bewertet. Dabei ergeben sich intime Augenblicke, die ich einem Voyeur gleich mit den Akteuren miterlebe. In einer schönen Sprache legt sie mir ihre Gründe dar, die das Scheitern der Ehe herbeigeführt haben, reflektiert ihr Verhalten und kommt zu einem verblüffenden Ergebnis. Ihr dabei über die Schulter zu schauen, war faszinierend und spannend zugleich, obwohl im Buch gar nicht so viel passiert. Ich bin begeistert und möchte am liebsten sofort ein weiteres Buch der Autorin lesen. Große Leseempfehlung gibt es dafür von mir.
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 24.04.2025
Die Zeit im Sommerlicht
Laestadius, Ann-Helén

Die Zeit im Sommerlicht


gut

In den 1950er Jahren in Schweden muss die erst siebenjährige Sámi Else-Maj ihr Zuhause sowie Familie und Freunde verlassen und wird in ein Nomadeninternat geschickt. Dort wird sie mit anderen Kindern von Rentierhirten unterrichtet, bekommt einen schwedischen Vornamen und darf ihre Muttersprache nicht mehr sprechen. Die furchteinflössende Hausmutter Rita Olsson führt das Internat mit eisernen Hand, Verfehlungen oder andere Ungehorsamkeiten werden strengstens bestraft. Einzig die Erzieherin Anna versucht, die Kinder zu beschützen, verschwindet jedoch eines Tages spurlos. Dreißig Jahre später taucht Anna wieder auf, bringt die Leben ihrer früheren Schützlinge durcheinander, aber auch die Chance auf Heilung der Wunden mit.

Bereits im Jahr 1909 hatte Bischof Olof Bergkvist die Idee zu einer »Lappenschule«, die dazu gegründet wurde, um die samischen Rentierhalter an die schwedische Leitkultur anzupassen. Diese grausame Vorgehensweise wurde fast fünf Jahrzehnte lang praktiziert, Kinder im Alter von sieben Jahren ihren Eltern förmlich entrissen, ihrer Muttersprache beraubt und zur Umerziehung gezwungen. Lange Zeit haben die betroffenen Familien geschwiegen, sich oft geschämt, geschuldet dem Stolz, kein Opfer gewesen zu sein. Die Mutter der Autorin war selbst auf einer Nomadenschule gewesen, dies nahm Ann-Helén Laestadius zum Anlass, darüber ihr zweites Buch für Erwachsene zu schreiben. Vieles habe sie eigener Aussage nach jedoch ausgelassen, weil manche Vorkommnisse schlicht und ergreifend zu grausam gewesen seien, um diese aufzunehmen.

Mehrere Perspektiven bemüht die Autorin, springt zwischen den Zeiten zusätzlich hin und her. Dabei sind die Erlebnisse der Kinder gleich, das Ergebnis jedoch unterschiedlich. Da wäre Marge, die sich ein Kind wünscht, und als das adoptierte Kind endlich da ist, nicht in der Lage ist, sich vernünftig um das kleine Mädchen zu kümmern. Oder Jon-Ante, am liebsten Jonne genannt, der darauf förmlich beleidigt reagiert, wenn man ihn aus Spaß mit dem verächtlichen Begriff „Lappe“ betitelt, und der nicht in der Lage war und ist, eine Beziehung mit einer Frau einzugehen. Da ist aber auch Anne-Risten, die sich Anne nennt und einen Schweden geheiratet hat, die ihre Herkunft gänzlich verleugnet, um anerkannt zu werden und damit fast ihre Identität verliert. Sie, Else-Maj und weitere Erwachsene verbinden ihre Erlebnisse in der Kindheit, gleichzeitig aber geht jeder von ihnen unterschiedlich mit den erlittenen Traumata um.

Der zweite Roman von Ann-Helén Laestadius berührte mich, auch wenn er leider an den großartigen Vorgänger »Das Leuchten der Rentiere« nicht ganz heranreicht. Das Buch ist ruhig, stellenweise zu ruhig, im Leben der beteiligten Menschen passiert einfach nicht viel. Die zurückliegenden Geschehnisse sind grausam, aber auch diese Grausamkeit nutzt sich ein wenig ab, wenn sie sich wiederholt. Die samischen Wörter und Sätze hätte ich mir dabei sofort übersetzt gewünscht, das Glossar hinten zu platzieren, hat meinem Lesefluss eher geschadet als genutzt. Letztlich hielt mich der Umstand bei der Stange, dass es um wahre Schicksale geht und dies erschütterte mich wirklich sehr. Insgesamt ein guter Roman, der durch die nüchterne Sprache ein bisschen an Authentizität einbüßt.
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Lilli33 am 10.04.2025
Lautlose Feinde / Leander Lost Bd.7
Ribeiro, Gil

Lautlose Feinde / Leander Lost Bd.7


sehr gut

Spannend, wenn auch etwas wirr

Inhalt:
Der Zöllner André Bento wird ermordet, seine Enkelin Maria entführt. Das Team der Faroer Kripo arbeitet unter Hochdruck.

Endlich geben sich Leander Lost und Soraia Rosado das Ja-Wort. Die beiden könnten nicht glücklicher sein. Doch dann wird ihr Glück durch den aktuellen Fall getrübt, denn es gibt einen Anschlag …

Meine Meinung:
Gleich zu Anfang gibt es ein Personenverzeichnis und das ist auch gut so. Denn es mischen wirklich viele hier mit, und das zum Teil unter verschiedenen Namen. Da kann man schnell den Überblick verlieren. Wer wer ist und wer welche Funktion in diesem Katz- und Maus-Spiel hat, erfährt man aber trotzdem erst am Schluss, und dann fügen sich auch plötzlich die Teile, die vorher quer zu liegen scheinen, passend ins Gesamtbild ein.

Als etwas verwirrend empfand ich die vielen Zeitsprünge und Perspektivwechsel. Hier musste ich höllisch aufpassen, um nicht den Faden zu verlieren.

Die Idee, russische und amerikanische Geheimdienste an der Algarve agieren zu lassen, ist mal was anderes in dieser Krimi-Reihe, die vor allem durch den Lokalkolorit und den Protagonisten Leander Lost besticht, dessen logische Schlussfolgerungen, die er als Asperger-Autist zieht, zuweilen verblüffen. Viele seiner Sätze bzw. Dialoge mit ihm lassen einen aber auch schmunzeln.

Dies ist bereits der 7. Band der Reihe. Da der Kriminalfall abgeschlossen ist, kann das Buch ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Schöner ist es natürlich, wenn man die persönlichen Entwicklungen des Polizisten-Teams von Anfang an miterlebt.

Die Reihe:
1. Lost in Fuseta
2. Spur der Schatten
3. Weiße Fracht
4. Schwarzer August
5. Einsame Entscheidung
6. Dunkle Verbindungen
7. Lautlose Feinde
Lilli33

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 07.04.2025
Das Wochenende
Richell, Hannah

Das Wochenende


ausgezeichnet

Max und Annie laden ihre Studienfreunde nebst Partnern und Kindern zur Einweihung ihres demnächst öffnenden Campingplatzes ein. Bereits am ersten Abend eskaliert die Situation, als es zu einem unschönen Streit am Lagerfeuer kommt. Am nächsten Tag ziehen die Kinder alleine los, obwohl ein Sturm vorhergesagt wurde. Eines von ihnen kehrt nicht zurück, was nicht gerade zur Entspannung der mittlerweile erneut aufgekommenen Streitigkeiten führt. Alte Wunden brechen auf, Geheimnisse kommen ans Licht und währenddessen spielt jemand ein böses Spiel.

Holla, die Waldfee, war das ein wilder Ritt, und damit meine ich nicht nur die Geschichte selbst, sondern auch das Katz- und Maus-Spiel, das sich die Autorin mit mir erlaubt hat. Bröckchenweise fütterte sie mich mit kleinen Informationshäppchen, führte mich in die Irre, präsentierte Verdächtige, die sie kurz danach entlastete, lockte mich wiederholt in eine falsche Richtung und bis zuletzt überraschte sie mit ihrem Einfallsreichtum. Ich dachte mehrfach, dass ich nun den Durchblick hätte, war einige Male sicher, die Person identifiziert zu haben, die der Täter war, so gut passten die einzelnen Teile zusammen. Leider nur bei oberflächlicher Betrachtung, denn nie wäre ich darauf gekommen, was an diesem Wochenende tatsächlich geschah. Die permanent wechselnde Perspektive tat ihr übriges. Dies war großartig, spannend und voller unerwarteter Wendungen, genauso wie ich es mag. Große Leseempfehlung gibt es dafür von mir.
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.