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Fernweh_nach_Zamonien
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Buchhaim

Bewertungen

Insgesamt 1147 Bewertungen
Bewertung vom 24.07.2024
Holly, Herbert und die Fleischfresserpflanze
Konrad, Maja

Holly, Herbert und die Fleischfresserpflanze


sehr gut

Unterhaltsame und turbulente Freundschaftsgeschichte. Wunderschön illustriert.

Inhalt:

Durch Zufall bekommt Holly eine fleischfressende Pflanze. Eine Venusfliegenfalle (Dionaea Muscipula), die ihr Vater kurzerhand auf den Namen Herr Pula tauft.

Doch Herr Pula ist kein gewöhnliches Gewächs: Er kann sprechen, rechnen und kocht leidenschaftlich gerne.

So bekommt Holly Nachhilfe in Mathe, während sich Herr Pula in der Küche austoben darf.

Das Vergnügen findet ein jähes Ende, als der berühmte Fernsehkoch Siegfried Schmand auf Herrn Pula aufmerksam wird. Benötigt er doch ganz dringend dessen Blätter für seine neue Gewürzlinie.

Und plötzlich ist Herr Pula verschwunden ...

Ob es Holly und ihrem neuen Freund Herbert gelingen wird, die Pflanze wiederzufinden?


Altersempfehlung:

ab 9 Jahre
(kurze Kapitel, Blocksatz)


Illustrationen:

Kleine und mittelgroße, detaillierte schwarz-weiß Zeichnungen und Vignetten ergänzen das Abenteuer.

Der Bildanteil ist leider eher spärlich.

Die Gestaltung der Figuren ist vielfältig und besonders die turbulenten Kochszenen sind herrlich lustig.


Meine Meinung:

Kurze Kapitel, sympathische Protagonistin (und Pflanze) und der locker-leichter Schreibstil sorgen für ein spannendes und unterhaltsames Lesevergnügen.

Holly Zikowski ist daheim fröhlich, aufgeweckt und neugierig. In der Schule jedoch zurückhaltend und eine Außenseiterin.
Sie ist nicht gerade ein Mathe-Ass, hat Angst vor Zahlen und es graust ihr besonders vor der anstehenden Rechen-Olympiade.

Die Viertklässlerin ist eine liebenswerte und authentische Protagonistin, die man sofort ins Herz schließt.

Aber auch Holly schafft nicht alles im Alleingang. Unterstützung erhält sie vom neuen Mitschüler Herbert Hase. Er ist ebenfalls ein schüchterner Kerl, der gleich am ersten Tag wegen seines Namens ins Visier der Klassenrüpel gerät.

Es ist toll, die sich entwickelnde Freundschaft - mit Höhen und Tiefen - mitzuerleben. Im Verlauf der Geschichte wachsen die Kinder zudem über sich hinaus.

Die fleischfressende Pflanze bringt reichlich Trubel in Hollys Leben.

Pizza, Pfannkuchen ... Das Mehl staubt und Herr Pula ist vollkommen in seinem Element.
In der Schule flüstert er heimlich die Lösungen für sie Rechenaufgaben, um Holly aus der Patsche zu helfen und ihre Zahlenangst zu minimieren.

Die Handlung ist spannend und rasant gestaltet: Mathe-Olympiade und Pflanzen-Rettungsmission wechseln sich ab.

Pädagogisch zwiegespalten sehe ich Hollys Schummeln bei der Mathe-Olympiade. Auch wenn Herbert den Betrug erkennt, anspricht und so ein Streit entsteht, unterstützt er Holly am Ende doch heimlich mit einem Spickzettel.

Unterhaltsam und originell ist die Geschichte aber allemal.

Im Fokus stehen zudem Freundschaft und Zusammenhalt, Ausgrenzung und Toleranz.

4 von 5 Kochlöffel!


Fazit:

Eine rasante und unterhaltsame Geschichte über Freundschaft, Schummelei und Hilfsbereitschaft mit sympathischen Charakteren!


...

Rezensiertes Buch: "Holly, Herbert und die Fleischfresserpflanze" aus dem Jahr 2024

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.07.2024
VIEWS
Kling, Marc-Uwe

VIEWS


sehr gut

Ungewohnt düster, aber gewohnt gesellschaftskritisch. Ein spannender Thriller mit Tiefgang, aber einigen Abstrichen.


Inhalt:

Die 16-jährige Lena Palmer verschwindet spurlos.

Drei Tage später taucht ein verstörendes und brutales Video auf, dessen Views durch die Decke gehen ... Ungewollte Hauptdarstellerin: die vermisste Lena!

BKA-Kommissarin Yasira Saad soll nicht nur das verschwunde Mädchen wiederfinden, sondern auch die Täter identifizieren.

Jedoch verbreitet sich nicht nur das Video rasant: Schon nach kurzer Zeit gewinnt die rechtsradikale Gruppierung "Aktiver Heimatschutz" an Aufmerksamkeit und neuen Anhängern.

Wird Yasira die Täter finden, bevor Lynchjustiz und Chaos regieren?


Einbandgestaltung und Cover:

Das knallige Pink zieht Aufmerksamkeit an und das Cover erzeugt sofort Neugier. Nicht nur, weil die es bis aus wenige Schatten unkenntlich bleibt, sondern auch weil der Hinweis "sensible Inhalte" das Kopfkino erst Recht in Gang setzt.

Auf der Rückseite findet sich statt des gewohnten Klappentextes lediglich die Anmerkung "Diesem Inhalt vertrauen".

Trotz der kreativen Einbandgestaltung gibt's für die Qualität Punktabzug. Da (wie auch bei Quality Land) auf einen Schutzumschlag verzichtet wurde und die Kanten der Buchdeckel blank liegen, ist das Buch - egal wie vorsichtig man ist - unfassbar anfällig für angestoßene, abgeriebene Ecken. Auch löst sich die Folie sehr schnell, da sie nicht umgeschlagen ist.


Mein Eindruck:

Ein Thriller von Marc-Uwe Kling ... ob das was taugt?

Bezeichnet wird sein neues Werk als "brisanter und hochspannender Gegenwartsroman" auch wenn sich typische Elemente eines Thrillers finden lassen.

Das Genre ist so weit von Klings bisherigen Romanen entfernt, dass ich tatsächlich beim Lesen zum ersten Mal nicht automatisch seine Stimme im Ohr hatte. Auch wirkt das von ihm gelesen Hörbuch seltsam ungewohnt.

Die Grundstimmung ist düster, bedrückend und die Auflockerung durch kleine Sticheleien zwischen den Ermittlern reichen nicht aus, das beklemmende Gefühl zu überdecken.

Die in anderen Büchern liebgewonnenen Anspielungen, Filmzitate und andere Easter Eggs wären in diesem Fall auch alles andere als angemessen.

Das ganze Szenario der aus dem Ruder laufenden Aktionen der rechtsradikalen Gruppierung und (gespoilert wird hier nicht) auch das Ende ist erschreckend real. Nicht allzuferne Zukunftsmusik und daher umso beklemmender: KI, Rassismus, unkontrollierte Verbreitung von (Fake-)Inhalten uvm.

Die Konflikte zwischen den Charakteren sind interessant, doch an vielen Stellen wirkt alles zu viel und plötzlich geht's rasant dem Ende zu.

Parallelen zum Schreibstil anderer Thrillerautoren (deren Bücher ich geradezu verschlinge), sind kaum zu übersehen, doch hätte ich mir aufgrund der Kürze an vielen Stellen weniger "schmückendes Beiwerk" und dafür mehr Handlung gewünscht.

Insgesamt 3,5 von 5 Sterne für dieses Thriller-Debüt.

Wer bisher jedes Buch von Marc-Uwe Kling gelesen hat, kommt vermutlich auch an diesem nicht vorbei.

Man sollte jedoch darauf gefasst sein, dass es mit seinen anderen Romanen, Kurzgeschichten usw. nur schwer mithalten kann.


Hörbuch-Tipp:

Zeitgleich ist das Buch in ungekürzter Fassung als Lesung erschienen.

Marc-Uwe Kling verleiht seinen Charakteren immer eine ganz besondere Stimme, so dass es sich lohnt, auch dort hereinzuhören. Dem beklemmenden Szenario ist es allerdings geschuldet, dass das Hörbuch dieses Mal ohne einen Hauch Känguru auskommen muss.



Fazit:

Eine Überraschend düstere und beklemmende Thematik und auf den ersten Blick eher ein 08/15 Thriller.

Jedoch mit Gesellschaftskritik und (sehr realer) Zukunftsmusik.


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Rezensiertes Buch: „Views" aus dem Jahr 2024

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.06.2024
Jim Curious
Picard, Matthias

Jim Curious


ausgezeichnet

Ein außergewöhnliches Lesevergnügen für Jung und Alt: faszinierende Flora und Fauna des Dschungels in 3D!


Inhalt:

Jim Curious schlummert friedlich, als sich eine Libelle auf dem Sichtglas seiner Tauchausrüstung niederlässt.

Das Insekt führt ihn geradewegs durch einen magischen Spiegel in einen dicht bewachsenen Urwald.

Plötzlich steht Jim inmitten gigantischer Mammutbäume, umgeben von märchenhaften Blüten und riesigen Wurzeln und Schlingpflanzen.

Achtgebend auf wilde Tiere taucht er schließlich immer weiter ab in die Tiefen des Dschungels durch trübe Sümpfe, bis ihn die Affen auf eine antike Stadt aufmerksam machen ...


Dem Buch liegen zwei 3D-Brillen bei für eine gemeinsame Lektüre.


Altersempfehlung:

ab 5 Jahre


Mein Eindruck zur Drucktechnik:

Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist mehr als unschlagbar, denn großes Buchformat, saubere Drucktechnik und hochwertiges Papier zeugen von sehr hoher Qualität.

Die Zeichnungen sind ausschließlich in schwarz-weiß gehalten.

Um den gewünschten dreidimensionalen Effekt zu erreichen, werden zudem einige Passagen durch Teilbilder in Blau und Rot überlagert.

Sobald man durch eine der beiden dem Buch beiliegenden Pappbrillen (ein "Glas" mit blauer Folie, das andere mit roter) schaut und so jeweils nur die Eigenfarbe durchgelassen und die Komplementärfarbe gefiltert wird, entsteht im Kopf ein zusammengesetztes Bild mit Tiefen, die real auf dem Papier nicht existieren. Bewegt man nun die Seite oder den Kopf, scheinen diese obendrein zu tanzen. Bei der Doppelseite mit den zahlreichen Schmetterlingen funktioniert dies besonders gut.

Wenn man die Empfehlung, grelle und direkte Beleuchtung bei der Lektüre zu meiden, befolgt, darf man sich auf beeindruckende, dreidimensionale Bilder freuen.


Mein Eindruck zur Geschichte:

Um Jim Curious auf seinem zweiten Abenteuer zu begleiten, benötigen Lesende nichts weiter als die beiliegenden 3D- Brillen.

Etwas schwerfällig - dem gigantischen, klobigen Anzug geschuldet - steht Jim Curious aus dem Bett auf und blickt in den Spiegel.

Das Besondere: Sein Spiegelbild ist keine rein schwarz-weiß Zeichnung, sondern wird in einigen Bereichen durch entsprechende Teilbilder in Blau und Rot überlagert, um den gewünschten dreidimensionalen Effekt zu erzeugen.

Der nächste Blick gilt den Lesenden und man ahnt es bereits: Jim Curious ist bereit für ein neues Abenteuer!

Sobald Jim durch den Spiegel - eine Art Portal - in die andere Welt geht, beginnt die Reise in 3D.

Die Szenerie wechselt von hellen, offenen Lichtungen und Wasserflächen zu düsteren Orten tief im Urwald.

Die Pflanzenwelt ist unglaublich detailliert gestaltet. Manchmal muss man zweimal hinschauen, um Jim inmitten des Blattwerkes zu entdecken.

Hinzu kommt dass abwechslungsreiche Spiel mit Spiegelungen und Blickwinkeln: mal unter der Wasseroberfläche, dann aus der Vogelperspektive.

Das Buch kommt vollständig ohne Worte aus. Die Bilder alleine sprechen für sich.

Unerschrocken und neugierig stakst unser Held durch den Urwald; vorbei an Schlangen, Fröschen, Riesenschildkröten uvm.

Man könnte meinen, er läuft ziellos und doch erreicht er am Ende auf überraschende Weise wieder den Ausgangspunkt: seine kleine Hütte beim Leuchtturm am Kai.

Als Gesellschaftskritik stiefelt - wie im ersten Band zu Beginn des Abenteuers - Jim über den ausgetrockneten (oder herrscht gerade Ebbe?) Meeresboden angefüllt mit einer Masse an Müll, alten Autoreifen, Elektroschrott uvm. bevor er die Leiter an der Mauer hinaufklettern kann.

Die letzten Seiten lassen sich zu einem gigantischen Bild ausklappen (vier Mal DIN A4 nebeneinander) und zeigen abschließend Jims Häuschen in wunderbar verwandelter Umgebung.


Fazit:

Auch das zweite Abenteuer des unerschrocken und neugierigen Jim Curious bietet mit seiner spektakulären Mischung aus 3D-Comic und Bilderbuch ein außergewöhnliches Leseerlebnis!


...

Rezensiertes Buch: "Jim Curious - Streifzug durch den Dschungel" aus dem Jahr 2019

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.06.2024
Jim Curious
Picard, Matthias

Jim Curious


ausgezeichnet

Spektakulärer Tauchgang! Ein außergewöhnliches Lesevergnügen für Jung und Alt!


Inhalt:

Für Jim Curious in seinem altertümlichen Taucheranzug geht es hinab in die Tiefen des Ozeans;

vorbei an Fischen, Quallen und eher unliebsamen Meeresbewohnern bis zum unheimlichen Wrack einer spanischen Galeone auf dem Meeresgrund.

Jim Curious entdeckt die sagenumwobene, versunkene Stadt Atlantis und kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus ...


Dem Buch liegen zwei 3D-Brillen bei für eine gemeinsame Lektüre.


Altersempfehlung:

ab 5 Jahre


Mein Eindruck zur Drucktechnik:

Die Umsetzung ist hervorragend gelungen dank großem Buchformat, sauberer Drucktechnik und qualitativ hochwertigem Papier.

Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist mehr als unschlagbar.

Die Bilder sind ausschließlich in schwarz-weiß gehalten.

Um den gewünschten dreidimensionalen Effekt zu erreichen, werden zudem einige Passagen durch Teilbilder in Blau und Rot überlagert.

Sobald man durch eine der beiden dem Buch beiliegenden Pappbrillen (ein "Glas" mit blauer Folie, das andere mit roter) schaut und so jeweils nur die Eigenfarbe durchgelassen und die Komplementärfarbe gefiltert wird, entsteht im Kopf ein zusammengesetztes Bild mit Tiefen, die real auf dem Papier nicht existieren.

Wenn man die Empfehlung, grelle und direkte Beleuchtung bei der Lektüre zu meiden, befolgt, darf man sich auf beeindruckende, dreidimensionale Bilder freuen.


Mein Eindruck zur Geschichte:

Statt Taucherhelm und Atemgerät benötigen Lesende nichts weiter als die beiliegenden 3D- Brillen, um in eine faszinierende Unterwasserwelt abzutauchen.

Die Idee dahinter ist genial!

Sobald Jim Curious unter Wasser ist, werden die Illustrationen in einigen Bereichen durch entsprechende Teilbilder in Blau und Rot überlagert, um den gewünschten dreidimensionalen Effekt zu erzeugen.

In seinem altertümlich und plump anmutenden Taucheranzug stakst Jim eher unbeholfen zur Leiter. Im Meer angekommen, blickt man das erste Mal in sein Gesicht und in die fröhlichen Augen. Die vierte Wand wird so durchbrochen und sogleich eine Verbindung zu den Lesenden aufgebaut. Auch bekommen Jims Bewegungen nun etwas Leichtes, Fließendes ... trotz schwerer Ausrüstung.
Neugierig, unerschrocken und mit einem Lächeln auf den Lippen lässt sich Jim auf das Abenteuer ein.

Abgesehen vom beeindruckenden 3D-Effekt ist diese faszinierende Mischung aus Bilderbuch und Comic ein außergewöhnliches Leseerlebnis.

Es kommt zudem vollkommen ohne Worte und erläuternde Texte aus. Jedes Panel spricht für sich.

Je tiefer Jim hinab taucht desto düsterer - aber nicht minder detailverliebt - werden die Zeichnungen. Die Szenerie wechselt von fröhlichen Fischschwärmen bis hin zum gefährlichen Hai, der unvermittelt hinter Jim auftaucht.

Jim Curious entdeckt die sagenumwobene, versunkene Stadt Atlantis und besonders hierbei ist das Spiel mit verschiedenen Perspektiven hervorragend gelungen.

Mit ausklappbaren Seiten endet der beeindruckende Tauchgang und die Ähnlichkeiten der Panels zum Beginn und zum Ende bilden einen gelungenen Rahmen.


Fazit:

Jim Curious' Abenteuer ist eine spektakuläre und bildgewaltige Mischung aus 3D-Comic und Bilderbuch.

Eine Leseempfehlung für Jung und Alt!


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Rezensiertes Buch: "Jim Curious - Reise in die Tiefen des Ozeans" Neuauflage aus dem Jahr 2023

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.06.2024
Murr
Mark, Josephine

Murr


ausgezeichnet

Ein Lesehighlight! Tiefgründiger Western: witzig und philosophisch zugleich.


Inhalt:

Murphy ist der geborene Schurke!

Von allen nur 'Murr' genannt, ist der grimmige Einzelgänger eiskalt und gnadenlos.

Die Frau des Sheriffs? Niedliche Bärenbabys? Ganz egal, denn vor ihm ist nichts und niemand sicher!

Angst? Nie davon gehört!

Das ändert sich schlagartig, als er plötzlich dem Tod höchstpersönlich gegenübersteht ...


Neuausgabe mit Bonusmaterial!


Mein Eindruck:

Ein außergewöhnlicher und vielschichtig angelegter Protagonist, mit dem man sich zu Beginn nicht so recht anfreunden kann und will.

Murr macht seinem Namen alle Ehre. Bereits als Baby ist er mürrisch; Keksdiebstahl, Tierquälerei und Prügel sind frühe Zeichen für sein späteres Leben. Die Berufsempfehlung seiner Lehrerin lautet: 100 % Bandit!

Was sonst sollte aus Murr werden als ein eiskalter Ganove?!

Wie erhofft finden sich zahlreiche typische Western-Elemente (Saloon, Pokerspiel, Whiskey, High Noon, Galgenszene, Sonnenuntergang, Lagerfeuer in der Prärie uvm.).

Diese sind ganz klassisch zumeist in Sepia-Tönen oder Graustufen gehalten.

Übrigens hat man beim Lesen sofort die passende Musik im Ohr ;-)

Die Mimik der Figuren ist schlicht gezeichnet, dabei doch markant und auf den Punkt. Zunächst beschränkt sich Murrs Gesichtsausdruck auf einen einzigen, was sich im Laufe der Geschichte ändert und somit auch seine Entwicklung verdeutlicht.

Einige Szenen kommen ganz ohne Text aus oder ihnen wird eine ganze Seite eingeräumt, damit sie noch besser zur Geltung kommen. Wie auch bei der Farbwahl und der Gestaltung der Figuren ist hier weniger oft mehr.

Witzige Anspielungen ("I shot the Sheriff!") durchziehen das Abenteuer und trotz ernster Töne beinhaltet es eine gewisse Leichtigkeit und steckt voller Weisheit.

Zum Fortgang der Ereignisse sei nur so viel verraten: Murr macht einen Handel mit dem Tod. Selbstverständlich hat es der Sensenmann faustdick hinter den Ohren und Murr erlebt dabei sein blaues Wunder.

Denn mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert, gerät die Welt des furchtlosen Banditen plötzlich ins Wanken. Am Ende erkennt er, worauf es wirklich im Leben ankommt.


Addendum:

Zeichnungen, die im Jahr 2021 im Rahmen des Inktobers entstanden sind, z. B. Murr und Sam in verschiedenen Szenen (Karussell, Kasperletheater, Hula-Hoop, Badewanne, Boot uvm.)


Bewegte Bilder:

Zusätzlich zum Blick in's Buch findet sich auf der Homepage des Kibitz Verlags ein Buchtrailer, der die ersten Atemzüge des mürrischen Cowboys uvm. eindrucksvoll in Bild und Ton wiedergibt.


Fazit:

Ein ungewöhnlich feinsinniger und philosophischer Western:

kreativ gestaltet, einfühlsam erzählt und dabei unglaublich witzig!


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Rezensierte Ausgabe: "Murr"

Neuausgabe aus dem Jahr 2024, erschienen im Kibitz Verlag

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.06.2024
Snapdragon
Leyh, Kat

Snapdragon


ausgezeichnet

Facettenreiche Figuren, spannende Erzählung und wertvolle Botschaften!


Inhalt:

Gemäß der Tradition der Familie Bloom wurde Snapdragon - genannt Snap - nach der Lieblingsblume ihrer Mutter Violet benannt: Snapdragon = Löwenmaul.

So weit, so normal!

Doch in ihrer Stadt geht das Gerücht um, dass dort eine Hexe haust.

Auf den ersten Blick erscheint Jacks tatsächlich furchterregend in dunkler Kutte und mit mürrischem Gesicht.

Allerdings auf den zweiten Blick ist Jacks einfach nur eine Crocs tragende, alte Dame, die Skelette von überfahrenen Tieren präpariert und anschließend online verkauft.

Als Snaps bei einer tödlich verunglückten Opossum-Mutter ihren Nachwuchs entdeckt, steht sie unerschrocken mit den Baby-Opossums vor Jacks Tür.

Gemeinsam versorgen sie die Tiere und als Snap beginnt, Jacks besser kennenzulernen, ahnt sie, dass vielleicht doch echte Magie im Spiel ist ... und dass eine Verbindung zur Vergangenheit von Snapdragons Familie besteht ...


Altersempfehlung:

etwa ab 10 Jahre


Mein Eindruck:

Kat Ley erzählt in diesem magisch-realistischem Comic vom Anderssein, dem nicht den Erwartungen der Gesellschaft Entsprechen und damit verbundener Vorurteile, aber auch von wahrer Freundschaft und magischen Kräften.

Nahezu alle Charaktere sind Außenseiter und vielschichtig angelegt. Der Großteil sind zudem POC. Nichts ist, wie es zunächst scheint.

Jacks wirkt eher männlich aufgrund ihrer schlaksigen, hochgewachsenen Art und auch in den Rückblenden liest man sie in ihrer Motorradkluft und mit kurzem Haar nicht als Frau.

Snapdragon ist (zeichnerisch durch den wilden Haarschopf verdeutlicht) ein richtiges Energiebündel. Sie liebt gruselige Filme und ihren dreibeinigen Hund Good Boy.

Snaps Mutter ist alleinerziehend, hat gerade eine toxische Beziehung beendet und ist mit Job, Haushalt, Weiterbildung & Co. mehr als ausgelastet.

Snapdragon hat in Louis einen Freund gefunden und teilt mit ihm Ängste und Sorgen. Ganz selbstverständlich wird im Verlauf der Geschichte aus Lou die fröhliche Lulu ... mit Glitzernagellack, lilafarbenem Rock und Ohrringen.

Hinterfragt werden aber nicht nur Geschlechterrollen, sondern auch die gesellschaftliche Akzeptanz im Hinblick auf Beziehungs- und Familienkonstellationen.

Wir fahren alle besser damit, wenn wir die Unterschiede, uns selbst und einander akzeptieren.

Es gelingt scheinbar mühelos, viele Themen in die Handlung einfließen zu lassen, ohne den Lesefluss zu stören oder die eigentliche Handlung in den Hintergrund zu drängen.

Das Zusammenspiel von Bild und Text ist hervorragend gelungen und unterstreicht die jeweilige Atmosphäre.

Der Zeichenstil passt hervorragend, insbesondere die ausdrucksstarke Mimik der Charaktere, das Spiel mit Perspektiven sowie die Darstellung der Magie.

Auch die Kulissen sind beeindruckend und atmosphärisch. Die teils gruselige Stimmung ist ganz wunderbar umgesetzt und bleibt altersentsprechend harmlos.

Der Comic besticht neben vielfältigen und skurril-charmanten Charakteren sowie herzerwärmenden, wertvollen Botschaften auch durch die spannende und temporeiche Erzählung und das zu lüftende Familiengeheimnis.

An dieser Stelle wird selbstverständlich nichts verraten;-)

Eine Leseempfehlung für Jung und Alt, für Jungen und Mädchen!


Bonusmaterial:

Abschließend findet sich ein Blick hinter die Kulissen: erste Entwürfe, Charakterstudien, Skizzen sowie die Darstellung vom Rohszenario zum fertigen Panel.


Fazit:

Bildgewaltig - magisch - bewegend!

Ein außergewöhnlicher Comic ... nicht nur für Kinder!

Anderssein, tiefe Freundschaft und Selbstzweifel verwoben mit magischen und geheimnisvollen Ereignissen bieten ein spannendes und gleichermaßen berührendes Leseerlebnis!


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Rezensiertes Buch: "Snapdragon" aus dem Jahr 2023

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.06.2024
Akissi 5
Abouet, Marguerite;Sapin, Mathieu

Akissi 5


sehr gut

Phantasievolle und alltägliche Abenteuer eines Wirbelwinds. Mit Herz und Charme erzählt und gezeichnet.


Inhalt:

Akissi lebt mit ihrer Familie in Abidjan, der größten Stadt an der Elfenbeinküste, und ist ein echter Wildfang.

Wo sie auch auftaucht, ist Chaos garantiert!

Als die Eltern Akissi und ihren großen Bruder Fofana zur Verwandtschaft nach Frankreich schicken wollen, wird der Flug zur Katastrophe und der Pilot ist zur Umkehr gezwungen.

Doch daheim warten so viele Abenteuer, die Akissi keinesfalls verpassen darf:

Gemeinsam mit ihrem Freund Joseph rettet das Mädchen ein menschliches Skelett aus der Schule, um ihm ein ordentliches Begräbnis zu gewähren ...


Altersempfehlung:

etwa ab 7 Jahre


Mein Eindruck:

Dies ist bereits der fünfte Band der Reihe.

Vorkenntnisse sind allerdings nicht erforderlich.

Die Buchreihe bietet sowohl für Jungen als auch für Mädchen ein großartiges Lesevergnügen.

Das Zusammenspiel von Bild und Text funktioniert hervorragend und das Lettering in Großbuchstaben eignet sich bereits für geübte Erstleser.

In jedem Band reihen sich kurze, in sich abgeschlossene Episoden aneinander und nehmen Lesende mit in die Welt der sympathischen und energiegeladenen Akissi.

Beispielsweise liest man von ihrer ersten Begegnung mit Freund Joseph und erfährt, wie Affe Bubu zur Familie gestoßen ist. Der kleine Held hat erst Akissi aus einer brenzligen Situation befreit und wurde später von dem toughen Mädchen aus großer Gefahr gerettet.

Mit ihrem gewaltigen Selbstbewusstsein und ihrer herrlich direkten Art schließt man die fröhlich-freche Akissi sofort ins Herz. Sie spielt Fußball, klettert auf Bäume und ist in vielen Dingen alles andere als ein "typisches" Mädchen.

Wie in den bisherigen Bänden wird auch dieses Mal der Alltag der Kinder im Dorf thematisiert: herrlich schräg, manchmal etwas absurd und überspitzt, aber immer sehr lustig.

In den einzelnen Episoden entdeckt man auch Parallelen zum eigenen Leben: Geschwisterstreit, Zusammenhalt im Freundeskreis uvm.

Die letzten Kapitel beinhalten den Lockdown und die daraus resultierende Schulschließung; inklusive Homeschooling und Home-Office und dem täglich wachsenden Drang der Familie, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Corona und die damit verbundenen gesellschaftlichen und sozialen Folgen machen auch vor einem Kindercomic nicht Halt.

Auf den letzten Seiten findet sich passend zu den Abenteuern ein Bonuskapitel: Verkleidungsideen, Kochrezept und Rätsellabyrinth.


Fun Fact:

Wie auch ihre Protagonistin hat die Autorin Marguerite Abouet, geboren in Abidjan, ihre Kindheit an der Elfenbeinküste verbracht. Das ein oder andere autobiographische Erlebnis steckt vielleicht in den Akissi-Abenteuern.

Akissi ist die kleine Schwester von Aya aus den Comics "Aya aus Yopougon" von Marguerite Abouet und Zeichner Clément Oubrerie.

Nun bekommt die Kleine ihren eigenen großen Auftritt.

Die Akissi-Abenteuer werden von Mathieu Sapin in einem ganz eigenen Stil gezeigt.


Fazit:

Alltägliche bis absurde Abenteuer einer sympathischen Protagonistin, die neugierig und mutig durchs Leben geht.


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Rezensiertes Buch: "Akissi - Rette sich, wer kann!" aus dem Jahr 2024

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.06.2024
Ich und Tod Detektei
Wirbeleit, Patrick;Lehmann, Matthias

Ich und Tod Detektei


ausgezeichnet

Ein fantastisches und spannendes Detektivabenteuer mit einem ungewöhnlichen Ermittlerduo!


Inhalt:

Lukas stürzt beim Klettern in der alten Klosterruine von einer Mauer. Er hätte sich dabei den Hals brechen können, doch der Junge hatte Glück und war schnell wieder bei Bewusstsein.

Dennoch kommt er aus dem Staunen nicht mehr heraus, als plötzlich der Tod neben ihm auf der Mauer sitzt.

Auch wenn es dieses Mal keine Seele zu holen gibt, schaut der Sensenmann in den nächsten fünf Jahren in regelmäßigen Abständen immer wieder bei Lukas vorbei.

Als plötzlich Lukas' väterlicher Freund Johann im Dorfteich ertrinkt, ist der Tod sofort zur Stelle ... nicht nur, um die Seele des Verstorbenen zu begleiten.

Während die Polizei von einem tragischen Unfall ausgeht, hat der Tod einen ganz anderen Verdacht ...


Altersempfehlung:

ab 12 Jahre



Mein Eindruck:

Die Geschichten aus der Feder von Patrick Wirbeleit haben neben alltäglichen Themen/Problemen fast immer ein magisches oder übernatürliches Element.

So auch bei diesem Detektivabenteuer mit Gevatter Tod und dem cleveren, aufgeschlossenen Lukas als ungewöhnliches Ermittlerduo.

Der Tod ist klassisch gezeichnet: lange Kutte mit Kapuze über dem Totenschädel. Jedoch nicht ganz das volle Programm, denn der Sensenmann kommt ohne Sense daher, denn diese war ihm auf Dauer zu unhandlich.

Das Wortkarge und den trockenen Humor des Todes mag ich sehr:

Lukas: "Kannst du vielleicht auch auftauchen, ohne mich zu erschrecken?"
Tod: "Sicher. Aber das wäre weniger amüsant."
Lukas: "Amüsant?!"
Tod: "Für mich."
(vgl. S. 27)

Das unvermittelt Erscheinen und Verschwinden des Todes verbunden mit einigen Schrecksekunden bei Lukas wird zum sympathischen Running Gag.

Während die Mimik bei allen Charakteren sehr ausgeprägt und dynamisch ist, stehen dem Tod mangels detaillierter Gesichtszüge kaum Möglichkeiten zur Verfügung, seine Gefühle auszudrücken. Und doch gelingt es dem Zeichner Matthias Lehmann mit minimalen Variationen, dass der Tod auch mal spitzbübisch zu lächeln scheint.

Die beiden Freunde liefern sich aber nicht nur absurd komische Dialoge, sondern führen auch tiefgründige Gespräche.

Man merkt, dass der Tod froh ist, jemanden gefunden zu haben, der in diesen Zeiten überhaupt noch an ihn glaubt.

Statt Trübsal zu blasen oder nur noch in Erinnerungen zu schwelgen, hört der Knochenmann auf sein Bauchgefühl und ermittelt gemeinsam mit seinem neuen Freund Lukas.

Der Fall ist schlüssig und stringent erzählt. Man kann mit kombinieren und rätseln. Zum Ausgang wird an dieser Stelle selbstverständlich nichts verraten.

Die erzählerischen Rückblenden, Geschichten in der Geschichte und das zeichnerische Spiel mit Perspektiven und Farbgestaltung sorgt in Kombination mit der spannenden Detektivstory dafür, dass man den Comic in einem Rutsch durchlesen will.

Am Ende kommt die Idee, ein Detektivbüro zu gründen; während das Duo in den (nicht vorhandenen) Sonnenuntergang schreitet, hofft man auf viele weitere Kriminalfälle für die "Ich und Tod Detektei".

5 von 5 Sensen für diesen spannenden, unterhaltsamen und feinsinnigen Kinderkrimi!


Fazit:

Ein außergewöhnliches Lesevergnügen für große und kleine Comic-Fans.

Das Detektivabenteuer punktet mit sympathischen Ermittlern, einem kniffligen Fall und atmosphärischen, detaillierten Zeichnungen.


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Rezensiertes Buch: "Ich und Tod Detektei" aus dem Jahr 2024

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.05.2024
Farm der Tiere
Rodolphe

Farm der Tiere


ausgezeichnet

Zeitloser Klassiker mit einer brisanten und zeitlosen Botschaft. Eindrucksvoll in Wort und Bild adaptiert.

Inhalt:

Die Tiere auf einem Bauernhof haben die Schnauzen voll!

Man beutet sie aus, sperrt sie ein und raubt ihnen alles, was sie sich so hart erarbeiten. Erlösung bietet nur der Tod.

Für eine bessere Welt, in der alle Tiere frei und untereinander gleich sind, stellen sie sich gemeinsam gegen ihren herrischen, brutalen und alkoholsüchtigen Bauern: Sie vertreiben ihn und kümmern sich nun selbst um den Hof.

Doch der Traum von Gleichheit und Freiheit entpuppt sich schnell als Albtraum. Unter der Leitung des Ebers Napoleon übernehmen die Schweine die Leitung und bald werden aus den gemeinsam gestalteten Regeln, für ein friedliches Zusammenleben, schnell Sonderregelungen für die Schweine:

Aus "Alle Tiere sind gleich" wird am Ende "Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher" ...


Mein Eindruck:

Als Kind habe ich die Zeichentrickverfilmung aus dem Jahr 1954 (in Deutschland erst in den 1980ern erschienen) gesehen und später die als Märchen/Fabel getarnte Romanvorlage gelesen.

Die Warnung in George Orwells Dystopie aus dem Jahr 1945 über den Aufstand der Tiere ist zeitlos und nach wie vor erschreckend real.

Ihm gelingt eine faszinierende und zugleich schockierende Darstellung, wie sich der Traum von einer besseren Welt durch die Gier nach Macht und Größenwahn in einen totalitären Alptraum verwandeln kann.

Es artet aus in eine Gewaltherrschaft, die bald schon schlimmere Züge zeigt als die des Bauern.

Aufgrund von Gewalt-Szenen ist der Film FSK 12, was ich auch als Altersempfehlung betreffend die literarische Vorlage und die Graphic Novel empfehlen würde.

Szenarist Rodolphe und Zeichner Patrice Le Sourd ist es gelungen, die wesentlichen Punkte aufzugreifen und prägnant und stimmig den Kern der Geschichte wiederzugeben.

Die Charaktere werden mit einer beeindruckenden Tiefe dargestellt und zeichnerisch vielfältig gestaltet. Die Bilder fangen die verschiedenen Stimmungen von Hoffnung bis Verzweiflung und die beklemmende Atmosphäre perfekt ein. Körperhaltung und Mimik zeigen zusätzlich die Veränderungen der Persönlichkeiten.

Wie bei jeder Fabel wird aufgrund der tierischen Charaktere eine Distanz geschaffen, die trotzdem zum Nachdenken anregt.

"Der Mensch ist das einzige Geschöpf, das konsumiert, ohne zu produzieren. Er beutet uns aus und profitiert von uns, ohne je etwas zurückzugeben."
(Eber Old Major, vgl. S. 5)

Als Schullektüre z. B. in Sozialwissenschaften sollte Orwells gesellschaftskritische Fabel - egal ob als Film, Graphic Novel oder Original - nicht fehlen.

Eine Leseempfehlung für Jung und Alt!


Fazit:

Eine zeitlose Fabel, die jeder - ganz gleich welchen Alters - gelesen haben sollte.

Der Traum von einer besseren Welt, durchgesetzt durch Revolution und geendet in Machtverschiebung und Ausbeutung, wird eindrucksvoll in Bild und Wort erzählt.

...

Rezensierte Ausgabe: "Die Farm der Tiere" nach George Orwell von Rodolphe und Patrice Le Sourd aus dem Jahr 2023

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.05.2024
Ein vorzügliches Verbrechen / Die Swifts Bd.1
Lincoln, Beth

Ein vorzügliches Verbrechen / Die Swifts Bd.1


sehr gut

Detektivabenteuer mit herrlich schrägen und liebenswerten Charakteren. Mit Wortwitz und Charme erzählt und mit Herz illustriert.


Inhalt:

Zum großen Familientreffen versammeln sich alle zehn Jahre die Swifts auf ihrem alten und verwinkelten Anwesen.

Doch dieses Mal geht Einiges nicht mit rechten Dingen zu.

Dass Tante Schadenfreude die Treppe hinunter stürzt und von den Familienmitgliedern bewusstlos aufgefunden wird, ist nur der Anfang einer Reihe mysteriöser Ereignisse.

Schelmerei und ihren Schwestern sind sich sicher: Das war versuchter Mord!

Gemeinsam ermitteln die Kinder, decken dabei gut gehütete Familiengeheimnisse auf und kommen einem Schatz immer näher ...


Altersempfehlung:

ab 12 Jahren


Illustrationen:

Den Buchvorsatz ziert jeweils ein Grundriss des Herrenhauses.

Der Beginn der Kapitel wird von detaillierten, schwarz-weißenVignetten eingeleitet, um die kommenden Ereignisse aufzugreifen.

Zusätzlich finden sich neben kleinen Zeichnungen auch halb- bis ganzseitige Illustrationen.

Die vielfältige Gestaltung der Charaktere gefällt sehr. Besonders deren Mimik ist ein Hingucker.

Für die Altersempfehlung des Verlags (ab 10 Jahre) ist das Bild-Text-Verhältnis ungewöhnlich hoch.


Mein Eindruck:

Dass die Swifts eine unkonventionelle Familie sind, wird bereits nach wenigen Seiten klar:

Im ersten Kapitel wird (wie jeden) Monat die Beerdigung der Matriarchin geübt. Tante Schadenfreude geht auf Nummer sicher, was ihr letztes Geleit betrifft.

Die Namensgebung ist herrlich unterhaltsam:

Früher wurde nahezu jeglicher Nachwuchs Mary oder John getauft, was verständlicherweise zu Verwirrungen führt.

Irgendwann ist man dazu übergegangen, die Namen per Zufall mit Hilfe des Familienwörterbuches zu bestimmen.

So gibt es in der Familie Swift neben Tante Schadenfreude auch die Tanten Etepetete und Schaudervoll, die Zwillinge Fauna und Flora, die Ahnen Fatal und Zinnober und natürlich die kleine Schelmerei, ein quirliges und aufgewecktes Mädchen mit detektivischem Spürsinn.

"Mich nannte es Erbschaft, weil es wusste, dass ich mich der Familienchronik annehmen würde. Deinen Onkel nannte es Mahlstrom, weil es in ihm den künftigen Seemann erkannte. Und dich nannte es Schelmerei, denn du bist eine geborene Unruhestifterin."
(Tante Erbschaft, vgl. S. 30)

Die Charaktere gefallen sehr. Die Mitglieder der Swift Familie sind - nicht nur aufgrund der unkonventionellen Namen - herrlich skurril und erfrischend anders. Es sind aber so viele (Verdächtige), dass man konzentriert bleiben muss, um nicht den Faden zu verlieren.

Die Liebe zur Sprache zeigt sich zudem in traditionellen Aktivitäten, z. B. Scrabble spielen. Hier werden viele weitere "altmodische" Wörter (frohgemut, scharwenzeln, verdünnisieren) oder andere - für die Geschichte irrelevante - Fachbegriffe (Mitochondrien) gestreut.

Auch das atmosphärische Setting, der etwas marode, total verwinkelte Familiensitz und der geheimnisvolle Schatz machen aus diesem Detektivabenteuer eine unterhaltsame und abwechslungsreiche Geschichte; auch wenn es sehr lange gedauert hat, bis sie nach Vorstellung und Einführung der Familie endlich losgeht.

Sie vermittelt aber auch wichtige Werte und thematisiert Familienzusammenhalt und Identitätsfindung, denn nicht unsere Namen definieren unseren Charakter, sondern wir selbst bestimmen, wer wir sind/sein wollen. Mit Rain gibt es in der Geschichte nicht nur eine Figur, die ihren Namen frei gewählt hat, sondern auch eine nicht binäre Person.

Insgesamt ein solides Debüt im Doppelpack! Schelmereis erster Fall und zugleich das erste Buch der Autorin.


Fazit:

Ein unterhaltsamer und ungewöhnlicher Kinderkrimi, der punktet mit einem atmosphärischen Setting und vielseitigen, schräg-charmanten Charakteren.

Detailreiche schwarz-weiß Illustrationen ergänzen die Handlung perfekt.


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Rezensiertes Buch "Die Swifts - Ein vorzügliches Verbrechen" aus dem Jahr 2024

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