Autor im Porträt
Thomas Mullen
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Die Stadt am Ende der Welt
Broschiertes Buch
Herbst 1918: Die Spanische Grippe wütet allerorten - doch die Einwohner der Holzfällerstadt Commonwealth beschließen, sich zu schützen. Sie stellen die Gemeinde unter Quarantäne und riegeln die einzige Zufahrtsstraße ab. Als ein Hilfe suchender Soldat von einem Wachposten erschossen wird, um ihn am Betreten der Stadt zu hindern, breiten sich innerhalb des Ortes Angst, Argwohn und Hysterie aus.Thomas Mullen erzählt in seinem hellsichtigen und mitreißenden Roman von Moral in Zeiten der Krise, von einer Gesellschaft, der die Solidarität abhanden zu kommen droht - aber auch von Hilfsbereitschaft, Hoffnung und Mitgefühl.…mehr
13,00 €
Lange Nacht / Darktown Bd.3
Broschiertes Buch
Atlanta 1956: In der pulsierenden Südstaatenhauptstadt verschärfen sich die Rassenkonflikte, als die Bürgerrechtsbewegung mit dem jungen Reverend Martin Luther King Jr. einen neuen Wortführer bekommt. In dieser ohnehin schon angespannten Lage wird Arthur Bishop, der Herausgeber der führenden schwarzen Tageszeitung ermordet. Sofort gerät der Journalist und ehemalige Cop Tommy Smith ins Fadenkreuz der rassistischen Polizei. Um sich zu entlasten, muss Smith mehr über die Geschichte erfahren, an der Bishop gearbeitet hat. Die Mordermittlung seiner Ex-Partner Lucius Boggs und Sergeant Joe McInnis wird unterdessen von verschiedenen Seiten torpediert: durch sich einmischende FBI-Agenten, korrupte Detectives und kommunistische Aktivisten. Im Kampf um Gerechtigkeit tun sich Smith und seine ehemaligen Kollegen ein letztes Mal zusammen.…mehr
12,00 €
© Jeff Roffman
Thomas Mullen
Thomas Mullen wurde 1974 in Rhode Island geboren und lebt mittlerweile mit seiner Familie in Atlanta. 2006 erschien sein Debütroman "Die Stadt am Ende der Welt", der von der Zeitschrift USA Today als "Bester Debütroman des Jahres" und von der Zeitung Chicago Tribune als eines ihrer "Books of the Year" benannt wurde (DuMont 2020). Mit "Lange Nacht" (DuMont 2020) legt er den Abschluss seiner preisnominierten und von der Presse gefeierten "Darktown"-Trilogie vor. Bei DuMont sind bereits die ersten beiden Bände "Darktown" (2018) und "Weißes Feuer" (2019) erschienen.Kundenbewertungen
Darktown Bd.1
Bewertung von mesu am 11.06.2020
Krimi mit Tiefenwirkung- aufwühlend und spannend
Die Geschichte der ersten schwarzen Polizisten in Atlanta 1948 ist spannend, beeindruckend und schonungslos beschrieben.
Boggs und Smith gehören dieser neugegründeten Einheit an und sollen in ihren zugeteilten Vierteln für Recht und Ordnung sorgen. Doch unfassbar strenge Auflagen und Verbote behindern ihren Alltag. Sie dürfen z.B, keinen Streifenwagen fahren, keine Verhaftungen vornehmen, das Polizeipräsidium nur durch den Hintereingang und das Gerichtsgebäude nie in Uniform betreten. Das sind nur einige der absurden Regeln.
Als sie den Tod einer jungen schwarzen Frau aufklären wollen. stechen sie in ein Wespennest aus: Korruption, Gewalt, Feindseligkeit und Rassismus, das tödliche Gefahr für sie bedeutet. Schonungslos und spannend erzählt, eine Geschichte die nachdenklich und fassungslos macht
Darktown Bd.1 (eBook, ePUB)
Bewertung von misspider am 27.02.2020
1948 wird in Atlanta die erste farbige Polizeieinheit gegründet, die in 'Darktown', dem Viertel der farbigen Einwohner, für Ruhe und Ordnung sorgen soll. Doch die Polizisten haben längst nicht dieselben Rechte wie ihre weißen Kollegen, sie dürfen nicht ins Hauptquartier, keine weißen Verdächtigen festnehmen, keinen Streifenwagen fahren. Zudem begegnen ihnen ihre farbigen Mitbürger mit Misstrauen und Ablehnung, so dass die Truppe zwischen allen Stühlen sitzt.
Als eine Frau ermordet aufgefunden wird, die kurz davor noch im Wagen eines weißen Mannes gesehen wurde, beginnen Lucius Boggs und Tommy Smith mit den Ermittlungen. Dabei stoßen sie auf Widerstand, vor allem aus den Reihen der Polizei, die den Fall so schnell wie möglich abhaken will. Doch die beiden geben nicht auf, ermitteln im Geheimen weiter, und bekommen unerwartete Hilfe.
Neben der kriminalistischen Handlung liefert das Buch einen beeindruckenden, bedrückenden Einblick in eins der dunkelsten Kapitel amerikanischer Geschichte, in dem der Hass regiert und Menschen in ständiger Angst leben müssen, weil sie der Willkür der anderen ausgesetzt sind. Das Buch ist ungemein spannend, gleichzeitig sehr schockierend und vor allem deprimierend. Keine leichte Krimikost, aber sehr lohnenswert.
Die Stadt am Ende der Welt (eBook, ePUB)
Bewertung von brauneye29 am 22.09.2020
Zum Inhalt:
Als im Jahr 1918 die Spanische Grippe wütet beschließen die Einwohner von Commonwealth sich selbst unter Quarantäne zu stellen und keinen mehr in die Stat zu lassen. Ein Hilfe suchender Soldat wird durch Erschießen am Betreten der Stadt gehindert. Nach diesem Vorfall breitet sich zunehmend Angst und Hysterie im Ort aus.
Meine Meinung:
Wenn man dieses Buch in der heutigen Zeit unter während Corona liest, fühlt man sich schon in Teilen sehr an das heutige Geschehen erinnert, auch wenn die Spanische Grippe im Vergleich schon noch deutlich schlimmer war, wenn man bedenkt, dass mindestens 27 - 50 Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind. Die Geschichte fand ich sehr bedrückend aber auch spannend erzählt. Der Schreibstil ist gut und das Buch lässt sich sehr gut und zügig lesen.
Fazit:
Erschreckende Parallelen
Weißes Feuer / Darktown Bd.2
Bewertung von Havers am 09.04.2020
Auch wenn mittlerweile zwei Jahre vergangen sind hat sich kaum etwas an den Arbeitsbedingungen der zwei Handvoll afroamerikanischen Polizisten geändert, die in Atlantas Darktown Dienst tun. Untergebracht in Kellerräumen, praktisch ohne Equipment und natürlich ohne Befugnisse. Ein politischer Schachzug, der Wählerstimmen generieren soll. Von ihrer eigenen Bevölkerungsgruppe misstrauisch beäugt, von den weißen Polizisten nicht als ihresgleichen akzeptiert und bei jeder sich bietenden Gelegenheit aggressiv angegangen. Nicht weiter verwunderlich, ist doch der Großteil der Truppe in rassistischen Gruppen organisiert. Aber es gibt Ausnahmen, auch wenn diese sehr dünn gesät sind. Zum einen ist da McInnis, der Vorgesetzte von Lucius Boggs und Tommy Smith, der sie im Rahmen der Vorschriften und seiner Möglichkeiten unterstützt, zum anderen Danny Rakestraw, ein weißer Cop mit moralischem Kompass und pseudoliberaler Haltung. Wobei diese aber sehr ins Wanken gerät, als schwarze Familien in der Nachbarschaft einziehen und damit den Wert seiner Immobilie mindern.
1950 ist die Prohibition zwar längst Geschichte, aber es gibt noch immer genügend Schwarzbrenner, die mit ihrem Stoff ein gutes Geschäft machen. Und wo größere Mengen Geld im Spiel sind, kann man sicher sein, dass es genügend korrupte Cops gibt, die für’s Wegsehen die Hand aufhalten. Nicht so Boggs und Smith, für die sich der nicht autorisierte Einsatz bei einer Übergabe von Schwarzgebranntem zur Katastrophe auswachsen könnte. Ein Schuss fällt, der Schnapsschmuggler wird getötet, und die beiden Cops stehen plötzlich im Kreuzfeuer, ist es ihnen doch untersagt, ihre Waffen einzusetzen, was sie auch befolgt haben. Aber offenbar gibt es Kräfte aus den eigenen Reihen, die sie aus dem Weg haben wollen.
Thomas Mullens „Weisses Feuer“ ist eine akribisch recherchierte, beeindruckende Mischung aus Kriminalroman und historisch verbürgten Fakten zur Geschichte Atlantas. Er schildert eindringlich den Alltagsrassismus im amerikanischen Süden, die Verachtung, die Diskriminierung, der die ersten afroamerikanischen Polizisten tagtäglich ausgesetzt waren, thematisiert aber auch den Filz innerhalb von Polizei und Verwaltung sowie die allgegenwärtige Korruption in beiden Institutionen. Der Krimiaspekt tritt hier zwar öfter in den Hintergrund, was aber keinesfalls der Spannung abträglich ist. Lesen!
Die Stadt am Ende der Welt
Bewertung von Rezensentin aus BW am 18.11.2020
Gerade ist der erste Weltkrieg zu Ende und schon steht die zweite Gefahr vor der Tür: die spanische Grippe.
Indem sie die Holzfällerstadt Commonwealth rigoros abriegeln, wollen sich die Einwohner vor dem Virus schützen.
Nach einer demokratischen Abstimmung entscheiden sie sich für komplette Abschottung.
Totale Isolation.
Keiner darf raus, keiner darf rein.
Grenzposten, Warnschilder und bewaffnete Wachen sollen dafür sorgen, dass im Ort eine strenge Quarantäne eingehalten eingehalten werden kann.
Denn nur so meinen die Bewohner, sich schützen und überleben zu können.
Charles Worthy, Sohn einer wohlhabenden Unternehmerfamilie und Inhaber eines Sägewerks, hat das Städtchen im Nordwesten der USA mit viel Engagement und Mut gegründet und sich damit einen Lebenstraum erfüllt.
Dieser Lebenstraum beinhaltete aber nicht nur die bloße Gründung einer Stadt, sondern die Gründung einer Stadt, in der seine sozialen Ideale gelebt werden: Menschlichkeit, Menschenwürde, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung.
Diese Werte sind nun massiv in Gefahr!
Philip Worthy ist der 16-jährige Adoptivsohn von Charles und beobachtet, wie fremde Soldaten um Asyl bitten.
Er ist zutiefst erschüttert und schockiert, als er mitansehen muss, wie der von ihm bewunderte Mittzwanziger Graham, ein befreundeter Holzfäller und junger Familienvater, einen ausgemergelten und halb verhungerten Soldaten erschießt, der sich unerlaubt Zutritt verschaffen möchte.
Sein Weltbild gerät ins Wanken.
Kurze Zeit später kommt er selbst in die Verlegenheit, jemandem den Zutritt zu verwehren, aber er entscheidet anders.
Er handelt anders.
Das hat Konsequenzen.
Jetzt gibt es nicht mehr nur die Angst vor dem Feind, der von draußen kommt, sondern auch noch die Angst vor der Bedrohung aus den eigenen Reihen.
Darüber hinaus lernen wir weitere Bewohner von Commonwealth kennen.
Zum Beispiel Rebecca, die sich für Frauenrechte und gegen den Krieg einsetzt oder Dr. Banes, der um die Virulenz des Virus weiß, es bekämpfen will, aber bereits daran scheitert, Infektionsketten zurückzuverfolgen und Infektionsquellen zu orten.
Der Autor erzählt spannend und glaubhaft von der Veränderung der gesamten Gesellschaft, der einzelnen Menschen und ihren Beziehungen in Extremsituationen und davon, wie ganz basale Werte in Krisen ins Wanken geraten.
Der Aggressionspegel steigt, Misstrauen, Angst und Hysterie kehren ein, Schuldzuweisungen werden gemacht, Mitgefühl schwindet, Hilfsbereitschaft sinkt und Zusammenhalt bröckelt.
Trotz der düsteren, bedrückenden und unheimlichen Atmosphäre, die spürbar und eindrücklich vermittelt wird, ist „Die Stadt am Ende der Welt“ kein zutiefst pessimistisches und deprimierendes Buch. Hoffnung und Optimismus schimmern durch und tragen dazu bei, dass man sich seine eigenen Gedanken macht.
Der Roman hallt nach!
Es geht um ethische Fragen und basale Themen der Menschheit wie Solidarität, Emphathie, Hilfsbereitschaft, Menschlichkeit und Hoffnung.
Der 1974 geborene Thomas Mullen hat mit „Die Stadt am Ende der Welt“ einen fesselnden, intensiven und dichten Pageturner geschrieben, der ein historisches Ereignis in Fiktion einbettet und der gerade in Zeiten der Corona-Krise höchste Aktualität und Brisanz besitzt und erschreckende Parallelen zu Tage fördert.
Er erschien übrigens bereits 2007 in Deutschland und wurde aus aktuellem Anlass heraus neu aufgelegt.
„Die Stadt am Ende der Welt“ ist ein gelungener und lesenswerter Debutroman, der geschickt und originell konstruiert ist und für den der Autor meiner Einschätzung nach gründlich recherchiert hat!
Manches war mir leider zu langatmig und etwas zu belanglos; Thomas Mullen hätte an manchen Stellen kürzen können.
Aber das ist Jammern auf recht hohem Niveau.
Die Stadt am Ende der Welt (eBook, ePUB)
In Zeiten einer Pandemie über eine andere Pandemie, die schon lange her ist, zu lesen, ist schon merkwürdig.
Im Herbst 1918 wütet die Spanische Grippe und fordert viele Opfer. Die Bewohner der kleinen Holzfällerstadt Commenwealth versuchen sich zu schützen, indem sie ihren Ort hermetisch abriegeln. Die einzige Zufahrtsstraße wird bewacht. Doch dann sucht ein Soldat Hilfe und wird am Betreten der Stadt gehindert indem er erschossen wird. Der junge Philip Worthy, Adoptivsohn des Stadtgründers, muss das mit ansehen und ist verstört. Er verhält sich später anders, als er in eine solche Situation kommt.
Es ist dem Autor Thomas Mullen gut gelungen, die besondere Atmosphäre um die Ausnahmesituation in dem kleinen Ort einzufangen.
Die Charaktere sind gut und authentisch beschrieben. Zunächst geht es einen Gemeinschaftssinn in dem kleinen florierenden Ort. Doch durch den Vorfall verändern sich die Dinge. Als dann auch trotz aller Vorsicht die Grippe doch im Ort Opfer fordert, zerbricht der Zusammenhalt. Misstrauen macht sich breit und dann wird die Versorgungslage auch noch schwierig. Von Toleranz und Gemeinschaft ist nichts mehr zu spüren. Jeder ist sich wohl selbst der nächste.
Parallelen zur heutigen Zeit sind nicht zu übersehen, denn sonst wäre nicht auf Teufel komm raus gehortet worden. Die einen sind gegen die strengen Maßnahmen, um sich zu schützen, den anderen haben Ängste. Es gibt Menschen, die wollen helfen, aber es gibt auch jene, die in Ausnahmesituation schnell ihre Menschlichkeit vergessen.
Diese Geschichte entwickelt sich eher gemächlich und damit auch ihre Darsteller, so dass es manchmal etwas langatmig wird. Dennoch hat mich dieser bedrückende Roman gepackt. Er ist durchaus lesenswert.
Die Stadt am Ende der Welt
Bewertung von yellowdog am 22.09.2020
Die Abschottung
Die Stadt am Ende der Welt ist Thomas Mullens Debütroman von 2006, der in den USA ca. 1918 angesiedelt ist und die Stadt Commonwealth in einem Ausnahmezustand zeigt. Aus Angst vor der Spanischen Grippe schottet die Stadt sich ab. Zu den bewaffneten Wächtern der Stadtgrenze gehören die Hauptfiguren Graham, der sogar einen fremden erschießt, der sich nähert und der erst 16jährige Philip, der kurze Zeit später vor der gleichen Problematik steht. Nur ist es bei ihm so, dass er und der fremde Soldat in Kontakt kommen und daher beide außerhalb der Stadt evakuiert werden. Sie kommen ins Gespräch, aber es sind auch Gegensätze und Konflikte da. Gerade diese Abschnitte sind sehr interessant.
Man fragt sich auch, ob der Soldat ein Deserteur oder ein Spion ist.
Philips Gefühle kann man nachvollziehen. Jeden Morgen prüft er sich besorgt, ob er noch gesund ist.
Für seine Recherchen wurde Thomas Mullen preisgekrönt. Ich glaube auch, dass er es schafft, ein glaubwürdiges Porträt dieser Zeit zu zeichnen. Sprachlich ist der Roman durchwachsen, aber Atmosphäre kann man ihm nicht absprechen. Und als Gesellschaftsroman funktioniert es. Es ist daher ein lesenswertes Buch!
Darktown Bd.1
REZENSION – Am Beispiel der ersten afroamerikanischen Polizeitruppe in Atlanta, die 1948 gegen den Widerstand der weißen Einwohner eingesetzt wurde, beschreibt Schriftsteller Thomas Mullen (46) in seinem beeindruckenden und auf erschreckende Weise aktuellen Krimi „Darktown“ (2018; Dumont-Verlag) die Problematik im Nebeneinander von Schwarz und Weiß. Seitdem sind 70 Jahre vergangen, doch gerade in unserer Zeit treibt der Rassismus wieder neue Blüte – nicht nur in den USA, auch in Europa.
Drei Jahre nach Ende des Weltkriegs buhlt der weiße Bürgermeister von Georgias Hauptstadt Atlanta um die Wählerstimmen der erstmals zur Wahl zugelassenen Afroamerikaner. Als Signal seines guten Willens gibt er dem Police Department Anweisung, eine erste Einheit aus schwarzen Polizisten aufzustellen: Acht Männer sollen im Schwarzenviertel „Darktown“ zu Fuß und nur mit Gummiknüppel bewaffnet für Recht und Ordnung sorgen. Sie dürfen keine Weißen kontrollieren und schon gar nicht verhaften, das Polizeihauptquartier dürfen sie wenn überhaupt nur durch den Nebeneingang betreten, ihre eigene Zentrale liegt im Keller des YMCA in „Darktown“. Die weißen Polizisten sind ihnen gegenüber feindselig, selbst die schwarze Bevölkerung ist misstrauisch. Als die Ermordung einer jungen Schwarzen von den weißen Polizisten nicht weiter verfolgt wird, nehmen sich Lucius Boggs und Tommy Smith, zwei Cops der neuen Einheit, unerlaubt dieses Falles an – bald mit Unterstützung des weißen Polizisten Denny Rakestraw. Alle drei riskieren damit nicht nur ihre Jobs, sondern auch ihr Leben.
Zweifellos gibt es Romane, die sich ernsthafter und differenzierter mit der Rassenproblematik der Vereinigten Staaten sowohl zu damaliger wie auch heutiger Zeit auseinandersetzen. Mullen macht es sich zweifellos zu einfach, die durchweg „guten“ Afroamerikaner den überwiegend „schlechten“ und korrupten weißen Cops gegenüber zu stellen. Dennoch gelingt es gerade Mullens Krimi „Darktown“, seine europäischen Leser mit dieser komplexen Problematik leicht verständlich vertraut zu machen. Sein historischer Roman passt punktgenau in unsere Zeit, in der auch in Deutschland ein wachsender Rassismus zu spüren ist: Zwar beschreibt Mullen die damalige Situation in den amerikanischen Südstaaten, aber er macht uns damit zugleich auf die bis heute ungelöste Rassenproblematik und den grassierenden, heute oft unterschwelligen Rassismus im Allgemeinen aufmerksam.
So gesehen, ist Thomas Mullens für höchste US-Literaturpreise nominierter Roman „Darktown“ weit mehr als ein Krimi, sondern vielmehr eine faszinierende und sehr einfühlsam geschriebene Gesellschaftsstudie. Vor allem durch seine schlichte Erzählweise des schwierigen Alltags dieser acht schwarzen, von allen Seiten angefeindeten oder zumindest misstrauisch beäugten Polizisten wirkt dieser Roman umso eindringlicher.
Ein Kompliment gebührt auch Übersetzer Bernie Mayer (45), dass er es bei den heute als diskriminierend empfundenen, zur damaligen Zeit aber nicht nur in den Südstaaten selbstverständlichen Begriffen „Negroes“ und „Nigger“ belassen hat. Gerade dies trägt zur beklemmenden Authentizität des Romans „Darktown“ zusätzlich bei. Im November 2019 ist bereits der zweite Band „Weißes Feuer“ erschienen.
Weißes Feuer / Darktown Bd.2
REZENSION – Noch spannender und interessanter als der erste Band „Darktown“ (2018) ist der im November im Dumont-Buchverlag veröffentlichte Folgeband „Weißes Feuer“ des amerikanischen Schriftstellers Thomas Mullen (46). Wieder geht es um den täglich sichtbaren und unsichtbaren Rassenkonflikt zwischen Schwarzen und Weißen in Atlanta, Hauptstadt des Bundesstaates Georgia, im Nachkriegsjahr 1950 und um die schwierige Arbeit der ersten acht, seit 1948 im Schwarzenviertel „Darktown“ eingesetzten Negro-Polizisten. Im Unterschied zum ersten Band, der die Tage direkt nach Gründung der vom Bürgermeister aus rein politischem Kalkül um Wählerstimmen geschaffenen Polizeieinheit aus nur wenigen Afroamerikanern schildert, sind die acht Darktown-Polizisten inzwischen auch mit Pistolen ausgerüstet, was die Gefahr möglicher rassistischer und persönlicher Konflikte noch erhöht.
Ohnehin ist die Situation der Negro-Cops, wie sie von den Weißen genannt werden, schwierig genug. Einerseits gelten Afroamerikaner grundsätzlich als Bürger zweiter Klasse, andererseits sind diese Uniformträger für die meisten Bewohner Darktowns Autoritätspersonen - allerdings nicht für alle. Denn als Polizisten dem von Weißen bestimmten System zugehörig, werden sie von manchen Schwarzen wiederum nicht anerkannt. So ist auch für den schwarzen Polizisten Lucius Boggs und seinen Partner Tommy Smith, die wir wieder auf ihren nächtlichen Streifengängen sowie in ihrem privaten Alltag auf Schritt und Tritt begleiten, der Polizeidienst eine tägliche Gratwanderung. Doch in diesem zweiten Band der „Darktown“-Trilogie geht es nicht allein nur um Einzelschicksale. Vielmehr beschreibt Mullen in „Weißes Feuer“ die gesellschaftliche Gesamtsituation des Rassismus in den amerikanischen Südstaaten sowie die schrittweisen Veränderungen auch innerhalb der schwarzen Gemeinschaft: Der zwar geringe, aber doch wachsende Wohlstand ist an der steigenden Zahl von Hauskäufen abzulesen. Doch wegen fehlenden Wohnraums in den von Schwarzen bewohnten Wohnvierteln dringen erste Hauskäufer in die von Weißen bewohnten Viertel vor. Dies führt zu neuen Konflikten und letztlich zum Auftritt des Ku-Klux-Klans sowie der noch gewaltbereiteren Nazi-Gruppierung der „Columbianer“.
Autor Thomas Mullen gelingt es großartig, die gesellschaftliche Komplexität des Rassismus in den Südstaaten, dessen Auswirkungen auch heute noch immer präsent sind, in einer spannenden Handlung und in unterschiedlichen Facetten darzustellen. Wir in dieser Thematik eher unerfahrenen Leser lernen viel über das Treiben des Geheimbundes Ku-Klux-Klan und der Nazi-Gruppierungen, die vor Mord an Schwarzen nicht zurückschrecken. Wir erfahren aber auch, dass es nicht nur zwischen Weiß und Schwarz gesellschaftliche Grenzen gibt, sondern auch eine Milieu-Abgrenzung einer gebildeten, wohlhabenderen Oberschicht der Afroamerikaner zur breiten Schicht ungebildeter einfacher Arbeiter.
Bemerkenswert an dieser Darktown-Reihe ist, dass deren Autor ein Amerikaner weißer Hautfarbe ist, blieb doch dieses Thema bislang eher wenigen schwarzen Autoren vorbehalten. Andererseits mag dies aber auch Ursache mangelnder Objektivität in der Charakterisierung seiner Figuren zu sein: Bei Thomas Mullen gibt es nur „gute Schwarze“ und – bis auf zwei Ausnahmen – nur „schlechte Weiße“, allen voran die korrupten und in Verbrechen verstrickten weißen Polizisten. Sieht man aber davon ab, ist der Roman „Weißes Feuer“ trotz seines historischen Faktenreichtums ein leicht lesbarer und überaus spannender Kriminalroman. Er vermittelt seinen Lesern zugleich auf lockere Weise viel Interessantes und Wissenswertes über die Jugendzeit des damals erst 20-jährigen, in Atlanta geborenen und aufgewachsenen Prediger-Sohnes Martin Luther King (1929-1968), der wegen der in Mullens genannten Lebensumstände zum Bürgerrechtler wurde. Auf den letzten Band der Darktown-Trilogie, „Lange Nacht“, darf man gespannt sein.
Die Stadt am Ende der Welt
Bewertung von mesu am 05.04.2021
Unaufhaltsame Tragödie in einer heilen Welt
Charles Worthy hat sich in der kleinen abgeschiedenen Holzfällerstadt Commenwealth eine eigene Welt geschaffen. Sie ist klar definiert und bietet den Einwohnern ein ruhigen, lebenswertes Leben bis der Krieg beginnt und die spanische Grippe auftritt...
Der Autor erzählt unaufgeregt aber trotzdem intensiv und eindringlich diese Geschichte über Menschen, die bis an ihre Grenzen und darüber hinaus gehen müssen. Die Moral, Werte und ihr ganzes bisheriges Leben in Frage stellen und nur noch um ihre plötzlich aus den Fugen geratetene Welt und ihre Existenz kämpfen müssen. Es ist eine bedrückende Erfahrung die der heutigen Zeit sehr nahe kommt...
Lesenswerte Geschichte die unter die Haut geht.
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