Colm Tóibín
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Long Island (Ungekürzt) (MP3-Download)
Ungekürzte Lesung. 570 Min.
Sprecher: Danowski, Katja
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Erste Liebe, zweite Chancen: Ein Mann und eine Frau treffen sich nach fast zwanzig Jahren wieder - und stehen noch einmal vor der Entscheidung ihres Lebens. Eilis lebt in Long Island mit ihren Kindern und Tony, für den sie ihre Jugendliebe Jim in Irland zurückließ. Als sie erfährt, dass Tony sein uneheliches Kind in der gemeinsamen Familie aufziehen will, bricht sie in ihre Heimat auf. Dort holen sie ihre alten Gefühle ein.
Zwischen alter Heimat und neuem Leben: Mit atemberaubender Intensität und psychologischer Klarsicht erzählt Tóibín in Long Island von dem Versteckspiel, das s...
Erste Liebe, zweite Chancen: Ein Mann und eine Frau treffen sich nach fast zwanzig Jahren wieder - und stehen noch einmal vor der Entscheidung ihres Lebens. Eilis lebt in Long Island mit ihren Kindern und Tony, für den sie ihre Jugendliebe Jim in Irland zurückließ. Als sie erfährt, dass Tony sein uneheliches Kind in der gemeinsamen Familie aufziehen will, bricht sie in ihre Heimat auf. Dort holen sie ihre alten Gefühle ein.
Zwischen alter Heimat und neuem Leben: Mit atemberaubender Intensität und psychologischer Klarsicht erzählt Tóibín in Long Island von dem Versteckspiel, das sich zwischen den ehemaligen Liebenden entspinnt. Der neue Roman vom Autor des Welterfolgs Brooklyn ist ein Meisterwerk der Erkundung widersprüchlichster Gefühle: mitreißend, aufwühlend, unwiderstehlich. Long Island wird einfühlsam von Katja Danowski interpretiert.
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D ausgeliefert werden.
Colm Tóibín, 1955 in Enniscorthy geboren, ist einer der wichtigsten irischen Autoren der Gegenwart. Bereits sein erster Roman 'Der Süden' (1994) wurde von der Kritik enthusiastisch gefeiert. Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem IMPAC-Preis, dem David Cohen Prize for Literature und dem Würth-Preis für Europäische Literatur. Bei Hanser erschienen zuletzt 'Long Island' (Roman, 2024) sowie 'Vinegar Hill' (Gedichte, 2025). Er wurde für 2022-2024 zum Laureate for Irish Fiction ernannt.
Produktdetails
- Verlag: Goyalit
- Erscheinungstermin: 15. Mai 2024
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783833747823
- Artikelnr.: 70368797
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Sigrid Löffler findet lobende Worte für Colm Tóibíns Roman, der "still, aber rigoros" erzählt. Als sie erfährt, dass ihr Mann mit einer Nachbarin ein Kind bekommen wird, das sie in ihre Familie aufnehmen soll, ohne dass sie selbst etwas dazu zu sagen hat, flieht sie in ihr Heimatdorf, wo sie ihre alte Liebe Jim wiedertrifft. Wie in alten Zeiten beginnen die beiden heimlich eine Beziehung. Löffler gefällt besonders, wie es Tóibíns gelingt, die Symmetrie zwischen der irischen Kleinstadt, aus der Elis stammt, und Long Island, wo sie mit ihrem Mann lebt, zu zeigen, nämlich dass an beiden Orten Konformität verlangt und man ständig überwacht wird, so dass ein selbstbestimmtes Leben nur im Geheimen möglich scheint. Dass Tóibíns zeigt, dass auch dies nur eine Illusion ist - weil man sich auch im privaten Verhalten nicht grenzenloser Ehrlichkeit verschreiben kann und immer noch Dinge verbirgt - begeistert die Rezensentin wiederum, die schließlich einmal mehr die sanfte Art würdigt, mit der der irische Autor vom bitteren Leben erzählt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Die Liebe, zwanzig Jahre später
Zurück nach Irland: Colm Tóibín setzt seinen Roman "Brooklyn" fort und gibt dabei einer betrogenen Ehefrau eine zweite Chance.
Eines Sommertages steht ein Fremder vor dem Haus, in dem Eilis mit ihrem Mann Tony und den beiden Kindern wohnt. Der Fremde erzählt von der Schwangerschaft seiner Frau, das Kind sei aber nicht von ihm gezeugt, sondern von Tony. Nach der Geburt werde er deshalb zurückkommen und den Säugling vor Eilis' Haustür legen. Fürs Erste verschwindet er, lässt allerdings durchblicken, dass er über Tonys Leben Bescheid weiß: "Ihr Mann scheint ein großer Plauderer zu sein", sagt er zu Eilis. "Er hat meiner Frau lang und breit von Ihnen erzählt."
So rasant wie Colm
Zurück nach Irland: Colm Tóibín setzt seinen Roman "Brooklyn" fort und gibt dabei einer betrogenen Ehefrau eine zweite Chance.
Eines Sommertages steht ein Fremder vor dem Haus, in dem Eilis mit ihrem Mann Tony und den beiden Kindern wohnt. Der Fremde erzählt von der Schwangerschaft seiner Frau, das Kind sei aber nicht von ihm gezeugt, sondern von Tony. Nach der Geburt werde er deshalb zurückkommen und den Säugling vor Eilis' Haustür legen. Fürs Erste verschwindet er, lässt allerdings durchblicken, dass er über Tonys Leben Bescheid weiß: "Ihr Mann scheint ein großer Plauderer zu sein", sagt er zu Eilis. "Er hat meiner Frau lang und breit von Ihnen erzählt."
So rasant wie Colm
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Tóibíns neuer Roman "Long Island" einsetzt, so sehr das jähe Aufeinandertreffen der beiden von ihren Partnern betrogenen Menschen wenigstens für Eilis alles verändert, so leicht könnte man diese beiläufige Bemerkung des gehörnten Ehemanns über den schwatzhaften Ehebrecher überlesen. Dabei ist sie der erste Hinweis auf ein Thema, das den Roman prägt wie kein zweites. Es geht ums Sprechen und ums Schweigen, ums Vertuschen und ums Aufdecken und um die Mittel, die dafür eingesetzt werden. Kaum zufällig fällt die Romanhandlung in die Zeit der Watergate-Affäre, auf die einmal kurz angespielt wird. Vom Belauschen, von Lügen und Ausflüchten verstehen jedenfalls auch die Romanfiguren etwas.
Im Licht der gesamten Handlung erscheint die Eingangsszene als leichthändig erzählte, überlegen komponierte Ouvertüre zu einem Roman, der die längst in New York heimische Mittvierzigerin Eilis zurück nach Irland führt, an den küstennahen Ort Enniscorthy, von dem sie als junge Frau aufgebrochen war und in dem ihre bald achtzigjährige Mutter lebt. Wie sehr sie dort von Gerede umgeben ist, wie viel dort gesagt wird und dass sie das Wesentliche erst erfährt, als es eigentlich schon zu spät dafür ist, überlagert am Ende jede andere Erfahrung dieser Reise.
In New York wohnen Eilis und Tony mit ihren Kindern Larry und Rosella Tür an Tür mit zwei von Tonys Geschwistern samt deren Familien und den Eltern. Es ist Tonys Mutter Francesca, die sich zu Beginn des Romans ahnungslos gibt, als der Fremde von Haus zu Haus geht und nach Eilis fragt, obwohl die Patriarchin längst nicht nur über den Ehebruch ihres Sohnes und die Folgen Bescheid weiß, sondern auch schon geplant hat, was mit dem Kind nach der Geburt geschehen wird. Es ist diese unter Lächeln und Fürsorge verborgene Kontrolle, der Eilis Richtung Irland entflieht - ob und wann sie nach New York zurückkehren wird, lässt sie offen.
Auch dass sie zwanzig Jahre zuvor bei einem Besuch in Enniscorthy heftig mit dem Pubbesitzer Jim Farrell geflirtet hatte, erfährt ihre Familie nicht, so wie auch Jim damals nicht wusste, dass Eilis in New York bereits mit dem italienischstämmigen Tony verheiratet war - diesen Sommer und Eilis' jähe Abreise zurück nach New York beschreibt Tóibín in seinem Roman "Brooklyn" von 2009. Er hat Spuren hinterlassen, in allen Beteiligten, vor allem aber in Jim, der es mit Eilis sehr ernst meinte und kein Wort von ihr zu hören bekam, warum sie ihn Knall auf Fall verließ.
Nun ist sie wieder da. Nur dass die Konstellation - betrogene Ehefrau fährt enttäuscht an den idyllischen Ort ihrer Kindheit und trifft ihre damals tragisch verpasste Jugendliebe wieder -, die unendlich vielen Unterhaltungsromanen zugrunde liegt, hier mit herber Würde durchgespielt wird, gerade weil sie Raum lässt für ganz andere Fragen. Jim ist auf seine träge Art heimlich mit Nancy zusammen, einst Eilis' beste Freundin, Witwe und Betreiberin des örtlichen Fish-&-Chips-Imbisses. Eilis weiß nichts davon, und als ihre Kinder ihr hinterherreisen, bringen ihre arglosen Indiskretionen die Handlung weiter voran, während sich der allseits beliebte Jim im Verborgenen mit beiden Frauen trifft und noch die nötigste Entscheidung über seine Zukunft anderen überlässt - so lange, bis schließlich wiederum Nancy das Aufdecken als Strategie einsetzt, sich selbst einen Verlobungsring an den Finger steckt und, danach gefragt, bereitwillig von ihrer nun nicht mehr heimlichen Liaison spricht, um Fakten zu schaffen.
"Das sähe dir nicht ähnlich, wem auch immer was auch immer zu erzählen", sagt dagegen Eilis zu Jim. Wo das Plaudern so leicht und das ernsthafte Sprechen so schwer ist, da ist die Hürde besonders hoch, wenn es um die Liebe geht. "Darf ich dich fragen, ob du mich liebst?", sagt der vorsichtige Jim. Eilis' Antwort "Deswegen bin ich doch hier" reicht ihm nicht, verständlicherweise, denn als sie vor zwanzig Jahren das letzte Mal "hier" war, endete das Beisammensein auf eine Weise, die in der schieren Anwesenheit noch keinen Liebesbeweis garantiert. "Kannst du es sagen?", beharrt er, aber aussprechen mag sie es immer noch nicht. "Ja, kann ich", antwortet sie stattdessen. Näher kommt sie in diesem Buch einer Liebeserklärung nicht. Immerhin verspricht sie ihm, diesmal keine "kalten Füße zu bekommen". Es ist Jim, der schließlich dasteht wie Buridans Esel.
"Die bekommen hier alles mit", seufzt Eilis' New Yorker Schwägerin Lena einmal. In Enniscorthy ist es nicht anders. Doch obwohl sie es eigentlich besser wissen müssten, glauben alle immer, sie könnten irgendetwas vor ihrer Umgebung verborgen halten, was zugleich heißt, dass alle großen Auftritte, bei denen irgendetwas bekannt gegeben wird, etwas leicht Lächerliches haben. "Es war komisch, Nancy zuzuhören", sagt Eilis' Mutter, nachdem Nancy ihre Tour durch die Gemeinde zur Verkündigung ihres Verlöbnisses beendet hatte, zu ihrer Tochter. "Natürlich wusste ich über sie und Jim längst Bescheid." Natürlich, wie eigentlich alle. Nur Eilis eben nicht.
Unter all diesen Strategen auf dem Schlachtfeld von gezielten Informationen und Desinformationen erweist sich der Autor als der größte und effizienteste. Er lässt seine Figuren auf- und abtreten, ohne ihre Geheimnisse preiszugeben (besonders die Liebesszenen sind von seltener Diskretion) und stellt zugleich das Netz ihrer Kommunikation mit größter Genauigkeit dar. Man folgt ihm gern und akzeptiert, dass der Zauber dieser Geschichte aus ihren Leerstellen erwächst. Mag sein, dass der bald siebzigjährige Colm Tóibín hier die Summe seiner Erfahrungen zieht. TILMAN SPRECKELSEN
Colm Tóibín: "Long Island". Roman.
Aus dem Englischen von Giovanni und Ditte Bandini. Hanser Verlag, München 2024.
320 S., geb., 26,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Im Licht der gesamten Handlung erscheint die Eingangsszene als leichthändig erzählte, überlegen komponierte Ouvertüre zu einem Roman, der die längst in New York heimische Mittvierzigerin Eilis zurück nach Irland führt, an den küstennahen Ort Enniscorthy, von dem sie als junge Frau aufgebrochen war und in dem ihre bald achtzigjährige Mutter lebt. Wie sehr sie dort von Gerede umgeben ist, wie viel dort gesagt wird und dass sie das Wesentliche erst erfährt, als es eigentlich schon zu spät dafür ist, überlagert am Ende jede andere Erfahrung dieser Reise.
In New York wohnen Eilis und Tony mit ihren Kindern Larry und Rosella Tür an Tür mit zwei von Tonys Geschwistern samt deren Familien und den Eltern. Es ist Tonys Mutter Francesca, die sich zu Beginn des Romans ahnungslos gibt, als der Fremde von Haus zu Haus geht und nach Eilis fragt, obwohl die Patriarchin längst nicht nur über den Ehebruch ihres Sohnes und die Folgen Bescheid weiß, sondern auch schon geplant hat, was mit dem Kind nach der Geburt geschehen wird. Es ist diese unter Lächeln und Fürsorge verborgene Kontrolle, der Eilis Richtung Irland entflieht - ob und wann sie nach New York zurückkehren wird, lässt sie offen.
Auch dass sie zwanzig Jahre zuvor bei einem Besuch in Enniscorthy heftig mit dem Pubbesitzer Jim Farrell geflirtet hatte, erfährt ihre Familie nicht, so wie auch Jim damals nicht wusste, dass Eilis in New York bereits mit dem italienischstämmigen Tony verheiratet war - diesen Sommer und Eilis' jähe Abreise zurück nach New York beschreibt Tóibín in seinem Roman "Brooklyn" von 2009. Er hat Spuren hinterlassen, in allen Beteiligten, vor allem aber in Jim, der es mit Eilis sehr ernst meinte und kein Wort von ihr zu hören bekam, warum sie ihn Knall auf Fall verließ.
Nun ist sie wieder da. Nur dass die Konstellation - betrogene Ehefrau fährt enttäuscht an den idyllischen Ort ihrer Kindheit und trifft ihre damals tragisch verpasste Jugendliebe wieder -, die unendlich vielen Unterhaltungsromanen zugrunde liegt, hier mit herber Würde durchgespielt wird, gerade weil sie Raum lässt für ganz andere Fragen. Jim ist auf seine träge Art heimlich mit Nancy zusammen, einst Eilis' beste Freundin, Witwe und Betreiberin des örtlichen Fish-&-Chips-Imbisses. Eilis weiß nichts davon, und als ihre Kinder ihr hinterherreisen, bringen ihre arglosen Indiskretionen die Handlung weiter voran, während sich der allseits beliebte Jim im Verborgenen mit beiden Frauen trifft und noch die nötigste Entscheidung über seine Zukunft anderen überlässt - so lange, bis schließlich wiederum Nancy das Aufdecken als Strategie einsetzt, sich selbst einen Verlobungsring an den Finger steckt und, danach gefragt, bereitwillig von ihrer nun nicht mehr heimlichen Liaison spricht, um Fakten zu schaffen.
"Das sähe dir nicht ähnlich, wem auch immer was auch immer zu erzählen", sagt dagegen Eilis zu Jim. Wo das Plaudern so leicht und das ernsthafte Sprechen so schwer ist, da ist die Hürde besonders hoch, wenn es um die Liebe geht. "Darf ich dich fragen, ob du mich liebst?", sagt der vorsichtige Jim. Eilis' Antwort "Deswegen bin ich doch hier" reicht ihm nicht, verständlicherweise, denn als sie vor zwanzig Jahren das letzte Mal "hier" war, endete das Beisammensein auf eine Weise, die in der schieren Anwesenheit noch keinen Liebesbeweis garantiert. "Kannst du es sagen?", beharrt er, aber aussprechen mag sie es immer noch nicht. "Ja, kann ich", antwortet sie stattdessen. Näher kommt sie in diesem Buch einer Liebeserklärung nicht. Immerhin verspricht sie ihm, diesmal keine "kalten Füße zu bekommen". Es ist Jim, der schließlich dasteht wie Buridans Esel.
"Die bekommen hier alles mit", seufzt Eilis' New Yorker Schwägerin Lena einmal. In Enniscorthy ist es nicht anders. Doch obwohl sie es eigentlich besser wissen müssten, glauben alle immer, sie könnten irgendetwas vor ihrer Umgebung verborgen halten, was zugleich heißt, dass alle großen Auftritte, bei denen irgendetwas bekannt gegeben wird, etwas leicht Lächerliches haben. "Es war komisch, Nancy zuzuhören", sagt Eilis' Mutter, nachdem Nancy ihre Tour durch die Gemeinde zur Verkündigung ihres Verlöbnisses beendet hatte, zu ihrer Tochter. "Natürlich wusste ich über sie und Jim längst Bescheid." Natürlich, wie eigentlich alle. Nur Eilis eben nicht.
Unter all diesen Strategen auf dem Schlachtfeld von gezielten Informationen und Desinformationen erweist sich der Autor als der größte und effizienteste. Er lässt seine Figuren auf- und abtreten, ohne ihre Geheimnisse preiszugeben (besonders die Liebesszenen sind von seltener Diskretion) und stellt zugleich das Netz ihrer Kommunikation mit größter Genauigkeit dar. Man folgt ihm gern und akzeptiert, dass der Zauber dieser Geschichte aus ihren Leerstellen erwächst. Mag sein, dass der bald siebzigjährige Colm Tóibín hier die Summe seiner Erfahrungen zieht. TILMAN SPRECKELSEN
Colm Tóibín: "Long Island". Roman.
Aus dem Englischen von Giovanni und Ditte Bandini. Hanser Verlag, München 2024.
320 S., geb., 26,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Colm Tóibín schreibt erschütternde kleine Sätze, beiläufige Sätze mit verheerender Wirkung. Das ist eine so große Kunst, dass man beim Lesen manchmal fast lachen möchte, weil es so gut ist." Tobias Rüther, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 19.05.24 "Ein subtiler, glänzend austarierter Roman, wie man ihn sich alle Tage wünscht und doch nur alle Jahre bekommt. Colm Tóibín ist, es lässt sich nicht anders sagen, ein Virtuose, wenn es darum geht, Gefühlsabgründe auszuloten und die Sympathien der Leser nicht zu schnell in eine Richtung zu lenken." Rainer Moritz, Neue Zürcher Zeitung, 05.06.24 "Colm Tóibíns Roman erzählt ergreifend von Auswandern, Amerika und Sehnsucht." Mara Delius, Welt am Sonntag. 07.07.24 "Er beschreibt so fesselnd,
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dass man bereits auf den ersten Seiten eigentlich von den Büchern nicht mehr loskommt." Sylvie Weber, Vorsitzende der Jury des Würth-Preises für Europäische Literatur, 04.06.24 "So sanft im Ton dieser Roman ... klingt, so unerbittlich ist er auch. Er erzählt still, aber rigoros vom verfehlten Leben und davon, wie das Ungesagte die Liebe verdirbt." Sigrid Löffler, Deutschlandfunk Büchermarkt, 02.07.24 "Tóibin wird immer wieder dafür gelobt, wie gut und einfühlsam er Menschen beschreiben kann. Das ist ihm auch in 'Long Island' wieder meisterlich gelungen." Maren Ahring, NDR Kultur, 17.05.24 "Man folgt dem Autor gern und akzeptiert, dass der Zauber dieser Geschichte aus ihren Leerstellen erwächst. Mag sein, dass der bald siebzigjährige Colm Tóibín hier die Summe seiner Erfahrungen zieht." Tilman Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.05.24 "Als Erweiterung des Enniscorthy-Komplexes ist 'Long Island' ein Gewinn." Marie Schmidt, Süddeutsche Zeitung, 10.06.24
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Beziehungsstress zwischen Long Island und Irland
Colm Tóibín hat mit "Long Island" den Folgeband von "Brooklyn" als eigenständiges Buch herausgebracht, aber ich glaube, das Lesen von Band Eins wäre hilfreich gewesen. Es wird doch recht viel auf …
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Beziehungsstress zwischen Long Island und Irland
Colm Tóibín hat mit "Long Island" den Folgeband von "Brooklyn" als eigenständiges Buch herausgebracht, aber ich glaube, das Lesen von Band Eins wäre hilfreich gewesen. Es wird doch recht viel auf vergangene Ereignisse eingegangen.
Hauptperson ist Eilis, gebürtige Irin, 20 Jahre in Amerika verheiratet mit einem Italiener und der italienischen Großfamilie. Als sie erfährt, dass ihr Ehemann Tony ganz nebenbei ein Kind mit einer seiner Kundinnen gezeugt hat und der gehörnte Ehemann ihr droht, das Kind vor die Tür zu legen, wenn es geboren ist, rastet sie aus. Für sie ist dieses Kind aus meiner Sicht nur ein willkommener Anlass, für geraume Zeit zu ihrer Mutter nach Irland zu reisen. Dass sich in der alten Heimat einiges getan hat und immer noch tut, muss sie mit Erstaunen zu Kenntnis nehmen. Die Verwicklungen, die sich anbahnen sind nicht minder brisant, als die in ihrem Zuhause auf Long Island.
Colm Tóibín versucht, all seine Protagonisten ausführlich vorzustellen, aber gerade was die innere Zerrissenheit und Verwirrtheit anbelangt, zeichnet er recht holzschnittartige Charaktere. Die da sind: Nancy, ehemalige Schulfreundin, Jim, der ehemalige Freund und Kurzzeitgeliebte, Eilis' Mutter und Geschwister, auch der in Amerika gebliebene Ehemann Tony und auch die beiden fast erwachsenen Kinder. Ich habe das Hörbuch in recht kurzer Zeit gehört und war vom letzten und 7. Kapitel wirklich überrascht. Eine Fortsetzung könnte ich mir auf jeden Fall vorstellen.
Moral von der Geschichte ist für mich, man kann nicht alles im Leben haben oder erzwingen, aber ab und zu sollte man auch zu Entscheidungen kommen und das Leben selbst in die Hand nehmen. Ob es hilfreich ist, weiß man sowieso erst hinterher.
Fazit: unterhaltsame Stunden, gut gelesen von Katja Danowski, die ich aber schon intensiver erlebt habe (Zum Beispiel bei Nachts ist man am besten wach). Gute vier Sterne!
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eBook, ePUB
Geheimniskrämerei
Es geht schon nach den ersten Seiten richtig zur Sache, denn der italienische Klempner Tony hat „ ein Rohr verlegt“ und seine Kundin ist nun schwanger von ihm.
Deren Mann steht eines Tages vor Tony’s Frau Eilis Haustür und teilt ihr mit, dass er das …
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Geheimniskrämerei
Es geht schon nach den ersten Seiten richtig zur Sache, denn der italienische Klempner Tony hat „ ein Rohr verlegt“ und seine Kundin ist nun schwanger von ihm.
Deren Mann steht eines Tages vor Tony’s Frau Eilis Haustür und teilt ihr mit, dass er das Kind nicht aufziehen möchte und ihr direkt nach der Geburt das Baby vorbeibringt, es ggf. vor der Haustür ablegt. Eilis tritt zunächst die Flucht nach vorne an und flieht von NY zurück nach Irland, mit der Ausrede ihre Mutter zum 80igsten Geburtstag besuchen zu wollen. Dort trifft sie nach 20 Jahren ihre Jugendliebe Jim wieder, der sich „ eigentlich“ grade mit Eilis damals bester Freundin verlobt hat.
Und so nimmt die Geschichte mit gaaanz vielen Geheimnissen an Fahrt auf……
Spannend wie ein Krimi fühlt und leidet man mit Eilis mit, aber auch Nancy, Jims Verlobte lässt einen nicht kalt.
Das Ende war zwar so gar nicht nach meinem Geschmack, aber im wahren Leben läufts auch nicht immer wie gewünscht.
Von mir eine klare Leseempfehlung!
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Gebundenes Buch
Geschichten, die das Leben schreibt
„Long Island“ knüpft an „Brooklyn“ an, in dem es die Irin Eilis in jungen Jahren der Arbeit wegen nach New York verschlägt. Familiär bedingt kehrt sie für einige Wochen nach Irland zurück, dies alles …
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Geschichten, die das Leben schreibt
„Long Island“ knüpft an „Brooklyn“ an, in dem es die Irin Eilis in jungen Jahren der Arbeit wegen nach New York verschlägt. Familiär bedingt kehrt sie für einige Wochen nach Irland zurück, dies alles geschieht in den 1950er Jahren.
Nachdem ich „Long Island“ vor mir liegen hatte, habe ich beschlossen, den Vorgängerband zu lesen, was sich als sehr gute Entscheidung herausgestellt hat. Hatte ich doch besseren Zugang zu dem Personenkreis, allen voran zu Eilis und Jim, den sie nach zwanzig Jahren in den USA nun in ihrer alten Heimat wiedertrifft. Damals waren sie ein Liebespaar, das durch Eilis Abreise jäh getrennt wurde. Und nun sehen sie sich wieder, die alte Leidenschaft erwacht neu.
Vordergründig ist Eilis zum achtzigsten Geburtstag ihrer Mutter herübergeflogen, der eigentliche, der schwerwiegendere Grund dürfte jedoch an Tony liegen, mit dem sie seit zwanzig Jahren verheiratet ist und mit ihm und den beiden gemeinsamen Kindern in einem der vier Häuser lebt, die von seiner italienischen Familie auf Long Island erbaut wurden. Soweit, so in Ordnung. Wäre da nicht das Baby, das Tony mit einer anderen, einer ebenfalls verheirateten Frau, gezeugt hat und deren Ehemann dieses Kind, sobald es auf der Welt ist, vor Tonys Tür legen wird. Nicht nur dieser gehörnte Ehemann weigert sich, das Kind bei sich zu haben, auch Eilis sträubt sich dagegen und lässt dies sowohl Tony als auch dessen Familie wissen, was diese jedoch nicht zu stören scheint. Allen voran ist Eilis Schwiegermutter fest entschlossen, Tonys außereheliches Baby in die Arme der Großfamilie zu schließen, der werdende Vater verweigert jegliche Aussprache mit seiner Frau und verkriecht viel lieber hinter seiner dominanten Mutter.
Eilis Welt bricht entzwei, der Flug nach Irland und der geplante, mehrwöchige Aufenthalt dort verhelfen ihr zu dem so dringend nötigen Abstand. Hier trifft sie auf Jim, die beiden verband vor zwanzig Jahren eine kurze, heftige Liebe, sie nähern sich wieder an, die alte Leidenschaft scheint neu entflammt. Dass Jim anderweitig liiert ist, weiß sie nicht.
Colm Tóibín schreibt unaufgeregt, es scheint nicht viel zu passieren und doch geschieht eine ganze Menge. Die Liebe zu Jim in Irland flammt erneut auf, sie genießen diese gestohlenen Stunden, denn die beiden wollen ihre neu gewonnene Zweisamkeit ganz für sich alleine. Jim, der ewige Junggeselle, hat schon länger eine ebenfalls heimliche Affäre mit Nancy, einer Jugendfreundin von Eilis, die jung verwitwet ist. Nancy hat ihre Träume und Ziele, genau so wie Jim, der zwischen den beiden Frauen steht, ohne dass die eine von der anderen weiß.
Aus Sicht dieser drei Protagonisten erfahren Tóibíns Leser so einiges. Eilis ist eine zupackende, lebenserfahrene Frau. In ihre Ehe mit Tony hat sich der Alltag eingeschlichen. In „Booklyn“ habe ich Tony als wunderbaren, sehr einfühlsamen jungen Mann kennengelernt, von dem aber nicht mehr allzu viel vorhanden ist. Er entpuppt sich als Muttersöhnchen, der jegliche Verantwortung von sich schiebt.
Der Ire Jim ist noch immer Junggeselle, er ist eher der Geheimniskrämer, der auch die Liaison zu Nancy im Verborgenen lebt. Natürlich gehören dazu immer zwei, Nancy kann sich damit gut arrangieren.
Colm Tóibín zeichnet ein nuanciertes Bild einer Familie, deren Idylle einen Riss bekommt. Das noch nicht geborene Baby fördert Gefühle und entschlossene Handlungsweisen zutage, die bis vor kurzen gut unter Verschluss gehalten werden konnten. Da ist die betrogene Ehefrau, die plötzlich vor den Scherben ihrer Ehe steht und nicht nur das, auch ihre Schwiegerfamilie wendet sich gegen sie. Auch wenn ich nicht alles gutheißen mag, was Eilis in dieser für sie sehr verletzenden Situation macht, so ist es doch sie, die mit ihrem Ehemann mehrfach das Gespräch sucht, er jedoch darauf abweisend reagiert.
„Long Island“ ist direkt aus dem Leben gegriffen, geht es doch wie so oft um diese Sprachlosigkeit, um Heimlichkeiten und um viele verpasste Chancen. Hätte man besser kommuniziert, dem anderen zugehört, die Liebe und die Zweisamkeit besser gepflegt, dann hätte man so einiges verhindern können. Colm Tóibín gelingt es meisterlich, all diese menschlichen Unzulänglichkeiten einzufangen, sie in eine gut lesbare Form zu bringen. Er beobachtet genau, ohne zu werten. Gewertet werden seine Figuren von uns, den Lesern. Und wenn das geschieht, wenn man sich mit den einzelnen Protagonisten auseinandersetzt, sie mag oder sie verdammt, dann hat der Autor alles richtig gemacht, wie ich finde.
Ein großartiger Roman ist ausgelesen, ich habe mich mit ihnen allen ausgesöhnt, bin froh, vorab „Brooklyn“ gelesen zu haben und kann „Long Island“ all jenen empfehlen, die nicht nur von einer heilen Welt lesen wollen. „Long Island“ erzählt Geschichten, die das Leben schreibt. Leise und dennoch kraftvoll vorgetragen.
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Die Hörbuch-Sprecherin Frau Katja Danowski macht hier einen fantastischen Job. Durch ihre angenehme Stimme intoniert sie die Figuren ausgesprochen gut. Ich kann ihr problemlos über neun Stunden zuhören. Eine gute Wahl vom Goya Lit Verlag.
Der Klappentext hat mich direkt angesprochen, …
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Die Hörbuch-Sprecherin Frau Katja Danowski macht hier einen fantastischen Job. Durch ihre angenehme Stimme intoniert sie die Figuren ausgesprochen gut. Ich kann ihr problemlos über neun Stunden zuhören. Eine gute Wahl vom Goya Lit Verlag.
Der Klappentext hat mich direkt angesprochen, ein sehr interessantes Thema . Ich habe versucht mich in Eilis Lage zu versetzen! Es wird sehr schnell klar, das Eilis sich das nicht gefallen lassen möchte. Aber kann sie sich gegen ihre Familie durchsetzen?
Also zurück zu ihren Wurzeln und Eilis macht sich auf die Reise nach Irland.
Ich lerne Eilis als starke Frau kennen und ich kann ihre Entscheidung 100-prozentig unterstreichen.
Die Geschichte wird von dem Autor ruhig erzählt und lausche hier der Stimme von Frau Danowski sehr gerne! Zum Ende bin ich doch etwas irritiert, da durch den männlichen Protagonisten die Geschichte ins Stocken gerät und mit dem offenen Ende hätte ich so nicht gerechnet.
Klar, können wichtige Entscheidungen nicht über den Zaun gebrochen werden. Da reichte dieser zweite Band wohl nicht aus. Schade, die Geschichte hatte so viel Potential. Also, ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung.
Der Hörbuch Sprecherin ist es zu verdanken, das ich mich gut auf diese Erzählung einlassen konnte.
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Gebundenes Buch
Der vielfach preisgekrönte Colm Tóibín ist ein Meister des Geschichtenerzählens, und "Long Island" beweist einmal mehr, warum er zu den größten Schriftstellern unserer Zeit gehört. Der irische Autor versteht es wie kaum ein anderer, die feinen …
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Der vielfach preisgekrönte Colm Tóibín ist ein Meister des Geschichtenerzählens, und "Long Island" beweist einmal mehr, warum er zu den größten Schriftstellern unserer Zeit gehört. Der irische Autor versteht es wie kaum ein anderer, die feinen Zwischentöne menschlicher Gefühle einzufangen und sie mit einer erzählerischen Klarheit und Eleganz in Worte zu fassen, die ihresgleichen sucht.
Der Roman spielt auf Long Island und im kleinen irischen Dorf Enniscorthy, wo verschiedene Lebenswege sich berühren und kollidieren. Im Mittelpunkt steht Eilis, die sich weigert, das Baby aufzuziehen, das aus einem Seitensprung ihres Mannes entstanden ist, und das dessen italienische Großfamilie nur zu gerne mit offenen Armen empfangen möchte. Eilis entzieht sich der Situation, indem sie zurück in ihre Heimat Irland geht, wo sie auf ihre Jugendliebe Jim trifft, der sich Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft macht.
Die Figuren kämpfen mit Verlust, Liebe, den unvorhersehbaren Wendungen des Lebens und der Frage danach, wie frei bestimmt man ein Leben gestalten kann. Tóibín zeigt, wie Begegnungen und Beziehungen das Leben prägen können – auf schmerzhafte wie heilende Weise. Mit unglaublichem Feingefühl zeichnet Tóibín Charaktere, die durch ihre Fehler und Schwächen ebenso glaubwürdig wirken wie durch ihre Hoffnungen und Träume. Selbst dann, wenn man ihre Entscheidungen nicht gutheißen kann, versteht man sie. Das ist eine Kunst, die nur wenige beherrschen: Figuren zu schaffen, die so authentisch sind, dass man mit ihnen mitfühlt, mitfiebert und ihre Beweggründe nachvollzieht.
Tóibín lotet in diesem Roman die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen aus. Er zeigt, wie der Verlauf eines Lebens von Zufällen, Entscheidungen und unerwarteten Wendungen geprägt wird, und wie diese Umwege oder Abwege die Lebenslinie und das Wesen eines Menschen formen können. Dabei verzichtet er jedoch auf ein wertendes Urteil. Stattdessen begegnet er seinen Figuren mit einer bemerkenswerten Empathie, die die Leser*innen einlädt, dieselbe Großzügigkeit walten zu lassen. Die Schicksale in "Long Island" sind oft von Bitterkeit geprägt – Verluste, zerbrochene Beziehungen, enttäuschte Erwartungen –, aber der Autor erzählt davon mit einer bemerkenswerten Sanftheit und Ruhe. Seine Prosa wirkt nie verbittert oder zynisch, sondern strahlt eine stille Weisheit und Gelassenheit aus, die mir das Gefühl gibt, dass auch aus den dunkelsten Momenten Trost und Erkenntnis erwachsen können.
Besonders beeindruckend ist, wie Tóibín es schafft, die Lebenswege seiner Figuren so intensiv und nahbar zu gestalten, dass man beim Lesen das Gefühl hat, sie persönlich zu kennen. Ihre Kämpfe, ihre Zweifel und ihre leisen Triumphe begleiten einen noch lange nach der letzten Seite. Es ist ein Privileg, sie auf ihrem Weg zu begleiten – ein Weg, der nicht immer leicht ist, aber immer bedeutsam.
Fazit: Mit Long Island legt Colm Tóibín einen Roman vor, der die Tiefe und Komplexität des Lebens in einer Weise einfängt, die tief berührt und nachhaltig beeindruckt. Es ist eine Geschichte, die sich nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen verankert. Tóibíns Talent, selbst die tragischten Schicksale ohne Verbitterung und mit einem tiefen Verständnis zu erzählen, macht diesen Roman zu einem literarischen Erlebnis. Ich habe die Figuren liebgewonnen und hoffe, dass Tóibín ihre Geschichte in einem weiteren Roman fortführt.
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Gebundenes Buch
Komplizierte Liebesbeziehungen
Dieser Roman 'Long Island' von Colm Tòibin ist bemerkenswert scharfsinnig und gleichzeitig fein abgestimmt in seiner Darstellung der Charaktere. Er lebt von den deutlich herausgearbeiteten abwägenden Überlegungen der Protagonisten, die den Leser …
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Komplizierte Liebesbeziehungen
Dieser Roman 'Long Island' von Colm Tòibin ist bemerkenswert scharfsinnig und gleichzeitig fein abgestimmt in seiner Darstellung der Charaktere. Er lebt von den deutlich herausgearbeiteten abwägenden Überlegungen der Protagonisten, die den Leser Entscheidungen oder zögerliche Handlungen erklären. Die detaillierte auf den Punkt gebrachten Beschreibungen menschlicher Stärken und Schwächen erfordern einen geschulten Blick auf menschliche Eigenschaften, die der Schriftsteller einzigartig umsetzt. Man fühlt sich integriert in die Geschichte, kann die Handlungsweisen nachvollziehen, ohne vielleicht immer das notwendige Verständnis aufzubringen.
Nach zwanzig Jahren kehrt Eilis Lacey zurück in ihre irische Heimat. Sie flüchtet vor ihrem Ehemann und seiner Entscheidung, die sie einfach nicht tolerieren kann. Zu Hause in Irland trifft sie auf Jim Farrell, den Barbesitzer. Beide verband einst eine romantische Beziehung. Und wieder knistert es zwischen Beiden. Doch Jim hat ein Verlobungsversprechen gegenüber einer anderen Frau abgegeben. Eilis und Jim sind nicht in der Lage, sich gegenseitig zu öffnen, ihre Gefühle für einander zum Ausdruck zu bringen.
Meisterhaft, sprachlich gewandt knüpft Colm Tòibin an seinen Roman 'Brooklyn', die Vorgeschichte zu 'Long Island', an und lässt das Ende zur Freude der Leserschaft offen, denn damit kann auf eine Fortsetzung der fesselnden Geschichte gehofft werden.
Meine Leseempfehlung gebe ich diesem hervorragenden Roman.
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Gebundenes Buch
Konnte mich leider nicht bewegen
Bei Long Island handelt es sich um die Fortsetzung des Buches Brooklyn, wozu ich selbst nur die Verfilmung gesehen habe. Dennoch hat mir das ein wenig dabei geholfen, Eilis Charakter etwas zu verstehen. Wieso dieses Buch allerdings Long Island heißt, ist mir …
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Konnte mich leider nicht bewegen
Bei Long Island handelt es sich um die Fortsetzung des Buches Brooklyn, wozu ich selbst nur die Verfilmung gesehen habe. Dennoch hat mir das ein wenig dabei geholfen, Eilis Charakter etwas zu verstehen. Wieso dieses Buch allerdings Long Island heißt, ist mir unschlüssig, denn die Geschichte spielt überwiegend in Schottland.
Eilis kehrt nach Schottland zurück, um Abstand zu ihrem Ehemann zu bekommen, der dabei ist, sein uneheliches Kind in die Familie zu holen. Zurück in Schottland trifft Eilis auf Jim, mit dem sie sich schon im ersten Teil näher gekommen ist, als sie bereits mit ihrem Mann verheiratet war. Und Jim ist mittlerweile mit Nancy zusammen, was aber außer den beiden niemand weiß, da sie es erst zu einem späteren Zeitpunkt bekannt machen wollen, aus Angst vor dem Tratsch im Dorf. Man merkt also, hier ist alle ein wenig verstrickt und Geheimnisse sind hier an der Tagesordnung.
Die Charaktere sind für mich kalt und distanziert und ich konnte für keinen einzigen Sympathie aufbringen, was es schwierig gemacht hat, der Geschichte folgen zu wollen. Niemand in dieser Geschichte wirkt für mich erwachsen in seinen Handlungen und auch wenn ich für manche Mitgefühl entwickelt habe, so kann ich nicht behaupten, dass ich diese Person gern hatte.
Man springt von einem Geheimnis zum nächsten, alle versuchen etwas zu verbergen und keiner steht so richtig zu seinen Gefühlen. Eilis schwankt zwischen ihrem Mann und Jim, aber steht an keinem Punkt mal so richtig für sich selber ein, sondern lässt alles ziemlich offen (auch für die beiden Männer). Fast als würde sie sich nicht entscheiden wollen und das Ganze lieber jemand anderem überlassen.
Am Ende der Geschichte kam dann endlich ein wenig Spannung auf und ich hatte schon die Hoffnung, dass das Buch auf den letzten 50 Seiten doch noch begeistern kann. Da hatte ich mich aber zu früh gefreut, denn leider hat mich das Ende sowas von enttäuscht. Für mich hat das Buch keinen Nachklang und ich konnte mich in der Geschichte nicht fallen lassen. Es gab für mich nicht einen glücklichen Moment in dem Buch, sondern alles wirkte eher traurig und war von dunklen Schatten umgeben. Mich konnte es leider nicht überzeugen.
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Gebundenes Buch
Charakterstudien
Irland, Anfang der 1970er Jahre. Eilis reist nach langer Zeit das erste Mal zurück in ihr Heimatstädtchen Enniscorthy. Vor fast 20 Jahren hat sie es verlassen, um mit ihrem Mann Tony auf Long Island zusammenzuleben. Sie haben die zwei inzwischen fast erwachsenen Kinder …
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Charakterstudien
Irland, Anfang der 1970er Jahre. Eilis reist nach langer Zeit das erste Mal zurück in ihr Heimatstädtchen Enniscorthy. Vor fast 20 Jahren hat sie es verlassen, um mit ihrem Mann Tony auf Long Island zusammenzuleben. Sie haben die zwei inzwischen fast erwachsenen Kinder Rosella und Larry bekommen und wohnen in unmittelbarer Nachbarschaft zu Tonys Eltern und den Familien seiner Brüder, wobei Eilis in dem italienischstämmigen Clan eine Exotin geblieben ist.
Nun ist etwas vorgefallen und Eilis braucht Abstand und reist zu ihrer Mutter. Doch nicht nur die lebt noch in Enniscorthy, auch Jim, der örtliche Pub-Besitzer, mit dem EIilis bei ihrem letzten Besuch eine Liaison hatte, ist noch vor Ort und hat ihre überstürzte Abreise zu einem Mann, von dessen Existenz er nicht mal wusste, nie komplett verwunden …
Es könnte der Beginn einer großen Liebesgeschichte über zweite Chancen und neues Glück sein – oder? In diese Kategorie passt „Long Island“ allerdings nur sehr bedingt. Vor allem geht es um drei Menschen – Eilis‘ Jugendfreundin Nancy ist auch noch eine wichtige Figur – die ihre Zukunft nochmal neu in die Hand nehmen wollen. Sie alle sind in unterschiedlichen Lebenssituationen und müssen herausfinden, was ihnen wichtig ist und welchen Preis sie dafür bereit sind zu bezahlen. Ihr Gefühlsleben ist widersprüchlich, ihre Entscheidungen sind komplex und die Folgen ihres Handelns eventuell unumkehrbar.
Autor Colm Tóibin, der selbst in Enniscorthy geboren wurde, schildert lakonisch, wie es seinen Hauptfiguren einen Sommer lang ergeht. Und obwohl keiner der drei ein totaler Sympathieträger ist, hat mich dieser grandios geschriebene Roman nicht mehr losgelassen. Der Autor schafft es, das Innenleben seiner Protagonist*innen so interessant zu erzählen, dass er die Handlung vermeintlich ruhig dahinplätschern lassen kann. Er hat ein ausgeprägtes Gespür für seine Charaktere, deren verschiedene Facetten erst nach und nach zum Vorschein kommen – auf dem Präsentierteller wird hier nichts geliefert, offen kommuniziert auch viel zu wenig. Und so müssen sich die Figuren einiges selbst zusammenreimen – ein Schicksal, dass sie mit den Romanleser*innen teilen. Vermutlich hat mich gerade das so gefesselt.
Bedauert habe ich, dass ich mir nicht die Zeit genommen habe, „Brooklyn“ vorab zu lesen oder zumindest den Film zu schauen. In dieser Vorgeschichte schildert Tóibín Eilis‘ Auswanderung und ihren ersten Sommer mit Jim. Um die Figuren schneller einordnen zu können, ist die Lektüre sicher hilfreich – außerdem macht „Long Island“ dann vermutlich noch mehr Spaß. Doch auch so hat mir das Buch sehr gefallen und ich habe die Hoffnung, dass Tóibín nochmal von Eilis, Jim und Nancy hören lassen könnte. Auserzählt ist diese Geschichte noch nicht.
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Gebundenes Buch
Wenn Geheimnisse und Schweigen der Liebe im Wege stehen
Wir lernen Eilis kennen, eine Irin, die in Amerika einen Italiener geheiratet und mit ihm zwei Kinder hat. Als das Kind, das eine andere Frau von Eilis’ Mann erwartet, in ihrem Haus aufgezogen werden soll, fliegt sie nach Irland zu …
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Wenn Geheimnisse und Schweigen der Liebe im Wege stehen
Wir lernen Eilis kennen, eine Irin, die in Amerika einen Italiener geheiratet und mit ihm zwei Kinder hat. Als das Kind, das eine andere Frau von Eilis’ Mann erwartet, in ihrem Haus aufgezogen werden soll, fliegt sie nach Irland zu ihrer Mutter. Dort trifft sie Jim wieder, den sie vor zwanzig Jahren liebte und wieder verließ, weil sie in Amerika bereits verheiratet war. Dieser frühere Teil ihrer Geschichte wird im Roman „Brooklyn“ behandelt. Es ist aber nicht zwingend notwendig, dieses Buch zuvor gelesen zu haben.
Zurück in Irland lassen Verwicklungen nicht auf sich warten. Jim hat niemals geheiratet, ist jetzt aber seit einiger Zeit mit Nancy zusammen, die früher Eilis‘ beste Freundin war.
Als sich Eilis und Jim wieder begegnen, gibt es eine starke Anziehung. Damit es noch interessant bleibt, das Buch zu lesen, werde ich keine weiteren Einzelheiten verraten.
Nur so viel: jeder hält vor jedem etwas geheim. Dadurch kennt keiner alle Zusammenhänge. Es entsteht ein Wirrwarr an Gedanken und Gefühlen und Handlungen. Dies war für mich verwirrend und beunruhigend.
Insbesondere Eilis, die Hauptperson, war für mich schwer einzuschätzen. Wie die Geschichte ausgeht, kann jeder selbst lesen.
Der Roman von Colm Tóibín hat meine Erwartungen leider nicht erfüllt.
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Gebundenes Buch
Eine irische Familien- (und/oder Liebes-)geschichte
Wenngleich immer wieder mit starken italienischen Elementen. Denn vor vielen Jahren heiratete die Irin Eilis einen italienischen Klempner aus New York und verlegte nach einigem Hickhack ihren Lebensmittelpunkt dorthin. Und ward in der irischen …
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Eine irische Familien- (und/oder Liebes-)geschichte
Wenngleich immer wieder mit starken italienischen Elementen. Denn vor vielen Jahren heiratete die Irin Eilis einen italienischen Klempner aus New York und verlegte nach einigem Hickhack ihren Lebensmittelpunkt dorthin. Und ward in der irischen Kleinstadt, aus der sie kam, nicht mehr gesehen.
Bis, ja bis - sie eines Tages von einem Familienzuwachs erfuhr, mit dem sie nichts zu tun hatte. Ein Kunde ihres Mannes teilte ihr mit, dass seine Frau von ihrem Mann Nachwuchs erwarte - und es sei geplant, dass dieser in Eilis`Haushalt aufgezogen werde. Nicht mit ihr! Nachdem klar war, dass sie ihren Mann von dessen Absichten nicht abbringen konnte, reiste sie zu ihrer Familie - von der vor Ort nur noch die Mutter und ein Bruder übrig waren nach Irland. Dort wiederum traf sie auf ihre eigene Jugendliebe, von der sie aber eigentlich nichts mehr wissen will.
Aus all dem resultiert ein ordentliches Durcheinander, das durch eine Hochzeit, die Ankunft von Eilis beiden Kindern und das Eintreffen eines Briefs, der vor allem von denen gelesen wird, an die er sich nicht richtet, verstärlt wird.
Das alles klingt nach leichter Kost, ist es aber nicht, wenn man die Darbietung des Autors Colm Tóibín in ihrem gesamten Umfang annimmt und genießt. Der Autor schreibt seh bildhaft und bringt eine Leichtigkeit hinein, die aus meiner Sicht wieder und wieder hinterfragt werden sollte. Ebenso wie der wiederholt hevorblitzende Humor..
Das Einzige, was mich gestört hat, dass es keine direkte Zeitangabe gibt. Es hat eine Weile gedauert, bis ich den Roman in der Mitte der 1970er Jahre ansiedeln konnte. Ansonsten hat er mir jedoch ein großes Lesevergnügen beschert und ich empfehle ihn von Herzen weiter!
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