Kristen Roupenian
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Cat Person (MP3-Download)
Ungekürzte Lesung. 469 Min.
Sprecher: Schwarz, Jessica; Dau, Bille; Clio, Leslie; Schmid, Rike; Mieze; Löw, Hans; Fürmann, Benno
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"2,6 Mio. Mal geteilt: "Die meistdiskutierte Story aller Zeiten." THE GUARDIAN. Mann und Frau. Mutter und Tochter. Freunde und Freundinnen. In zwölf Stories erkundet Kristen Roupenian das Lebensgefühl von Menschen in einer schönen neuen Welt. Fragile Hierarchien und prekäre Lebenssituationen auf der einen, das Bedürfnis nach Sicherheit und Spaß auf der anderen Seite: Alles ist möglich, aber wer sind wir, wenn wir alles sein können? Mit so viel Einsicht in die Wünsche und Ängste des Einzelnen hat man noch nicht über das Zusammenleben in dieser neuen Zeit gelesen - einer Zeit, in der ...
"2,6 Mio. Mal geteilt: "Die meistdiskutierte Story aller Zeiten." THE GUARDIAN. Mann und Frau. Mutter und Tochter. Freunde und Freundinnen. In zwölf Stories erkundet Kristen Roupenian das Lebensgefühl von Menschen in einer schönen neuen Welt. Fragile Hierarchien und prekäre Lebenssituationen auf der einen, das Bedürfnis nach Sicherheit und Spaß auf der anderen Seite: Alles ist möglich, aber wer sind wir, wenn wir alles sein können? Mit so viel Einsicht in die Wünsche und Ängste des Einzelnen hat man noch nicht über das Zusammenleben in dieser neuen Zeit gelesen - einer Zeit, in der alles greifbar ist, und es doch immer schwerer wird, auch nur das Geringste davon zu erreichen. " 'Cat Person' ist eine Geschichte mitten aus der Grauzone der #metoo-Debatte, die zeigt, wie Kommunikation zwischen den Geschlechtern im 21. Jahrhundert an die Wand fahren kann, wenn die Köpfe hinter den Geräten noch dieselben sind wie in vordigitalen Zeiten." FAZ. "Kristen Roupenian hat mit ihrer Kurzgeschichte 'Cat Person' einen Nerv getroffen." SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. " 'Cat Person' beschreibt prägnant, wo wir in der Diskussion um das Kräfte- und Machtverhältnis zwischen Männern und Frauen gerade stehen." DER FREITAG Brillant, lakonisch und bitterkomisch: Das Psychogramm unserer Zeit. "Einzigartig - zum ersten Mal werden die Befindlichkeiten der Millennials beschrieben." Washington Post 2,6 Mio. Mal geteilt: "Die meistdiskutierte Story aller Zeiten." THE GUARDIAN. Mann und Frau. Mutter und Tochter. Freunde und Freundinnen. In zwölf Stories erkundet Kristen Roupenian das Lebensgefühl von Menschen in einer schönen neuen Welt. Fragile Hierarchien und prekäre Lebenssituationen auf der einen, das Bedürfnis nach Sicherheit und Spaß auf der anderen Seite: Alles ist möglich, aber wer sind wir, wenn wir alles sein können? Mit so viel Einsicht in die Wünsche und Ängste des Einzelnen hat man noch nicht über das Zusammenleben in dieser neuen Zeit gelesen - einer Zeit, in der alles greifbar ist, und es doch immer schwerer wird, auch nur das Geringste davon zu erreichen. " 'Cat Person' ist eine Geschichte mitten aus der Grauzone der #metoo-Debatte, die zeigt, wie Kommunikation zwischen den Geschlechtern im 21. Jahrhundert an die Wand fahren kann, wenn die Köpfe hinter den Geräten noch dieselben sind wie in vordigitalen Zeiten." FAZ. "Kristen Roupenian hat mit ihrer Kurzgeschichte 'Cat Person' einen Nerv getroffen." SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. " 'Cat Person' beschreibt prägnant, wo wir in der Diskussion um das Kräfte- und Machtverhältnis zwischen Männern und Frauen gerade stehen." DER FREITAG Brillant, lakonisch und bitterkomisch: Das Psychogramm unserer Zeit. "Einzigartig - zum ersten Mal werden die Befindlichkeiten der Millennials beschrieben." Washington Post 2,6 Mio. Mal geteilt: "Die meistdiskutierte Story aller Zeiten." THE GUARDIAN. Mann und Frau. Mutter und Tochter. Freunde und Freundinnen. In zwölf Stories erkundet Kristen Roupenian das Lebensgefühl von Menschen in einer schönen neuen Welt. Fragile Hierarchien und prekäre Lebenssituationen auf der einen, das Bedürfnis nach Sicherheit und Spaß auf der anderen Seite: Alles ist möglich, aber wer sind wir, wenn wir alles sein können? Mit so viel Einsicht in die Wünsche und Ängste des Einzelnen hat man noch nicht über das Zusammenleben in dieser neuen Zeit gelesen - einer Zeit, in der alles greifbar ist, und es doch immer schwerer wird, auch nur das Geringste davon zu erreichen. " 'Cat Person' ist eine Geschichte mitten aus der Grauzone der #metoo-Debatte, die zeigt, wie Kommunikation zwischen den Geschlechtern im 21. Jahrhundert an die Wand fahren kann, wenn die Köpfe hinter den Geräten noch dieselben sind wie in vordigitalen Zeiten." FAZ. "Kristen Roupenian hat mit ihrer Kurzgeschichte 'Cat Person' einen Nerv getroffen." SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
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Kristen Roupenian, Jahrgang 1982, studierte afrikanische Literatur in Harvard und hat als freie Journalistin gearbeitet. Ihre Kurzgeschichte "Cat Person", im November 2017 im "New Yorker" veröffentlicht, wurde zur viralen Sensation und gilt als eine der meistgelesenen Stories aller Zeiten. Der Erzählungsband "Cat Person" ist ihr Debüt und erschien zeitgleich in 23 Ländern. Eine Verfilmung von HBO ist in Vorbereitung. Nella Beljan hat in Bielefeld, London und Berlin Geschichts- und Literaturwissenschaften sowie Literarisches Übersetzen und Philosophie studiert. Sie arbeitet als freie Kulturjournalistin und Übersetzerin in Berlin. Ihre Lieblingsgeschichte in Kristen Roupenians Band ist "Nachtläufer". Friederike Schilbach studierte in München, Paris und Berlin Literaturwissenschaft. Sie arbeitet als Lektorin und lebt in Berlin. Ihre Lieblingsgeschichte in Kristen Roupenians Band ist die letzte - "Beißerin".
Produktdetails
- Verlag: Buß und Thielen GbR
- Gesamtlaufzeit: 469 Min.
- Erscheinungstermin: 22. Februar 2019
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 4251513997721
- Artikelnr.: 55102620
Ich bin nicht so, wie alle Welt vermutet
Darf eine Autorin mit ihren Figuren Katz und Maus spielen? Zum zweiten Mal löst die Erzählung "Cat Person" von Kristen Roupenian eine Debatte über das Verhältnis von biographischen Fakten und literarischer Fiktion aus.
Von Johannes Franzen
Es ist eine besondere Form von Horror, sich als Person unerwartet in einer Figur aus einer literarischen Erzählung wiederzuerkennen. Menschen, denen das zustößt, fühlen sich verraten und ohnmächtig. Man wurde gleichermaßen bloßgestellt, verleumdet, bestohlen, und das mit den Mitteln der Literatur vor einer literarischen Öffentlichkeit.
Johann Christian Kestner, der sich in "Die Leiden des jungen Werther" in der Figur des
Darf eine Autorin mit ihren Figuren Katz und Maus spielen? Zum zweiten Mal löst die Erzählung "Cat Person" von Kristen Roupenian eine Debatte über das Verhältnis von biographischen Fakten und literarischer Fiktion aus.
Von Johannes Franzen
Es ist eine besondere Form von Horror, sich als Person unerwartet in einer Figur aus einer literarischen Erzählung wiederzuerkennen. Menschen, denen das zustößt, fühlen sich verraten und ohnmächtig. Man wurde gleichermaßen bloßgestellt, verleumdet, bestohlen, und das mit den Mitteln der Literatur vor einer literarischen Öffentlichkeit.
Johann Christian Kestner, der sich in "Die Leiden des jungen Werther" in der Figur des
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trockenen Albert wiedererkennen musste, dessen literarische Funktion darin besteht, zwischen Lotte und Werther zu stehen, reagierte charakteristisch bestürzt. In einem Brief an Goethe schrieb er: "Und das elende Geschöpf von einem Albert! Mag es immer ein eignes nicht copirtes Gemählde seyn sollen, so hat es doch von einem Original wieder solche Züge (zwar nur von der Aussenseite, und Gott sey's gedankt, nur von der Aussenseite) daß man leicht auf den würklichen fallen kann."
Man erkennt sich selbst, natürlich nur in Oberflächlichkeiten, fühlt sich aber vollkommen falsch dargestellt, oft von einem Menschen, der einem persönlich nahestand und dem man vertraut hat. Das Wesen des eigenen Charakters wurde von einer fremden und alles andere als wohlwollenden Fantasie okkupiert. Die Bestürzung, die durch eine solche Erfahrung ausgelöst wird, lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Das bin doch ich, aber das bin doch nicht ich!
Kestner und seine Frau Charlotte, die noch Jahre später von begeisterten Leserinnen und Lesern des "Werther" belästigt wurden, gehören zu den berühmten Opfern literarischer Verarbeitung. Die Reihe dieser Opfer ist lang. Ihr Schmerz und ihre Bestürzung werden zumeist als notwendiger, aber nebensächlicher Kollateralschaden ästhetischer Meisterwerke abgetan. Die Betroffenen sollen sich nicht so haben, immerhin ist ja ein Roman wie "Werther" entstanden. Dabei handelt sich oft um eine vernichtende Erfahrung - ein ethisches Problem, das den kreativen Prozess und seine Bewertung auf eine faszinierende Art verkompliziert.
Ein aktueller Fall spielt sich gerade in den Vereinigten Staaten ab. Auslöser war ein Essay von Alexis Nowicki im Onlinemagazin Slate, der den Vorwurf erhebt, die Autorin Kristen Roupenian habe sich in ihrer Erzählung "Cat Person" auf unangemessene Art und Weise in Nowickis Lebensgeschichte bedient. "Cat Person", 2017 im New Yorker veröffentlicht, war eine überraschende literarische Sensation - der seltene Fall eines literarischen Textes, der unzählige Male in sozialen Medien geteilt und kommentiert wurde. Ein Buch mit "Cat Person" als Titelgeschichte folgte (F.A.Z. vom 2. Februar 2019).
In der Erzählung geht es um die junge Studentin Margot, die einen älteren Mann, Robert, kennenlernt, mit dem sie schließlich eine extrem unangenehme sexuelle Erfahrung macht. Die Effektivität der Geschichte entsteht vor allem durch die virtuose Sympathielenkung, welche die Ambivalenz der Situation lange aufrechterhält bis zur naheliegenden, aber doch überraschenden Pointe, die für moralische Klarheit sorgt.
Die Figur Robert kommt dabei ausgesprochen schlecht weg, vom ersten Kuss ("shockingly bad") bis zum Ende der Erzählung, wo Robert in einer Mischung aus eifersüchtiger Paranoia und übergriffiger Verletztheit Margot als "whore" beleidigt. Es handelt sich um ein Porträt zeitgenössischer toxischer Männlichkeit, das für zahlreiche Leserinnen einen großen Wiedererkennungseffekt erzeugte. Für andere wiederum war die Erzählung Anlass für heftige Irritation. Der Text wurde im Kontext von #metoo zu einem Schauplatz des öffentlichen Diskurses.
Ein Grund für die emotionale und politische Irritationskraft des Textes war seine Fiktionalität. Dieser Status wurde allerdings auch von Anfang an attackiert, immer wieder wurde der Text als Personal Essay oder Autofiktion missverstanden. Die Autorin hat das immer geleugnet. Die Geschichte sei zwar persönlich, aber nicht autobiographisch. Megan Garber deutete die Lesarten der Erzählung, die unbedingt Faktizität unterstellen wollten, in der Zeitschrift The Atlantic als einen typischen Versuch, die Literatur von Frauen zu marginalisieren. Männlichen Autoren werde selbstverständlich der Luxus der Fiktionalität ("luxury of fiction") zugestanden, während man Autorinnen oft auf den biographischen Gehalt ihrer Erzählungen verpflichte. Fiktionalität erscheint in diesem Zusammenhang als Privileg, das man sich erkämpfen und verteidigen muss.
Diesen Geltungsanspruch rückte Nowickis Essay ins Zwielicht. Nowicki berichtet, dass sie kurz nach dem Erscheinen von "Cat Person" von einigen Menschen aus ihrem Bekanntenkreis gefragt worden sei, ob es in der Geschichte um sie und ihren Ex-Freund, den sie in ihrem Essay Charles nennt, gehe - eine rätselhafte und bedrohliche Erfahrung, da sie weder von der Autorin noch von der Geschichte vorher gehört hatte. Das gespenstische Gefühl, von einer fremden Person ausspioniert und literarisiert worden zu sein, verstärkte sich noch bei der Lektüre. Nowicki erkannte einige Aspekte ihrer Lebensgeschichte wieder, den Namen der Universität, ihren damaligen Job.
Der von Philip Roth dargestellte pathologische Fall liegt nicht vor
Aus der Außenperspektive erscheint diese Lektüre zunächst etwas überspannt. Die Übereinstimmungen von Margot (der Figur) und Nowicki (der Person) sind eher unspezifisch, und es kommt durchaus nicht selten vor, dass Menschen sich fälschlicherweise in literarischen Texten wiedererkennen. Diese Praxis ist sogar so weit verbreitet, dass sie selbst wieder zum Gegenstand von Literatur geworden ist. In Philip Roths Roman "Zuckerman Unbound" etwa gibt es die Figur des Alvin Pepler, der den Autor Nathan Zuckerman manisch verfolgt, weil er der paranoiden Vorstellung anhängt, in dessen Roman verarbeitet worden zu sein - ein narzisstischer Versuch, sich in ein erfolgreiches fiktionales Werk einzuschreiben. Doch das ist in Nowickis Essay ganz und gar nicht der Fall, denn die Kontaktaufnahme der verstörten Leserin mit der Autorin brachte an den Tag, dass "Cat Person" tatsächlich auf Details aus der Beziehung von Nowicki und Charles beruht. Roupenian erwähnte in ihrer Antwort an Nowicki ein nicht weiter definiertes "encounter" mit Charles. Erst später habe sie erfahren, dass er eine Beziehung zu einer jüngeren Frau gehabt habe, die zur Grundlage für ihre Erzählung geworden sei. Verbunden war diese Offenlegung mit einer Entschuldigung: Sie hätte die Details ändern müssen.
Nowickis Essay ist der Versuch einer narrativen Wiederaneignung. Der reale Charles, der als Vorbild für Robert herhalten musste, sei in ihrer Erinnerung ganz anders gewesen, nämlich respektvoll und aufmerksam. Die Tatsache, dass er inzwischen verstorben ist, gibt dem Essay den melancholischen Ton eines Textes, der das Angedenken an eine reale Person, die durch eine fiktionale Erzählung verleumdet wurde, retten will.
So wurde "Cat Person" zum zweiten Mal zum Anlass für eine erhitzte digitale Kontroverse. Zahlreiche Menschen machten sich lustig über den Versuch, ein fiktionales Werk für vermeintliche Falschdarstellungen von Tatsachen haftbar zu machen, und diagnostizierten bei der Slate-Autorin, die selbst in der Buchbranche tätig ist, ein mangelndes Verständnis für den kreativen Prozess und den Status von Literatur. Andere verteidigten das Recht Nowickis, ihre eigene Geschichte gegen eine destruktive Form der Verarbeitung in Schutz zu nehmen. Es handelt sich um den klassischen Fall einer Kontroverse um das narrative Eigentumsrecht.
Dieses Recht beruht auf der Intuition, dass Menschen über ihre eigene Lebensgeschichte verfügen können. Immerhin kennt man sich selbst am besten und ist, zumindest die meiste Zeit, dabei gewesen. Wenn ein literarischer Text sich hier zu freizügig bedient, wird man zum Opfer einer narrativen Enteignung - ein weitverbreitetes Problem in der modernen Literatur, das professionelle Leser oft mit dem Schlagwort der Fehllektüre herunterspielen. Thomas Mann etwa reagierte auf entsprechende Vorwürfe in seinem Essay "Bilse und ich" mit herrischer Polemik. Als Künstler zwinge einen "der Dämon, zu 'beobachten', und mit einer schmerzlichen Bosheit, jede Einzelheit zu perzipieren". Diese Rücksichtslosigkeit sei im Dienste großer Kunst zu ertragen.
Der fragile Status der Fiktionalität selbst steht zur Debatte
Diese Position, die inzwischen durch den Siegeszug des Autonomie-Paradigmas zum literaturtheoretischem Dogma geronnen ist, erscheint im Angesicht konkreter Kontroversen ziemlich uninteressant. Sie leugnet den realen Schmerz der Betroffenen, der kein literaturgeschichtlicher Betriebsunfall ist, sondern ein bedeutsamer Aspekt der Konfliktgeschichte des Ästhetischen. Denn was im Fall von "Cat Person" in einer gewissen Unversöhnlichkeit gegeneinandersteht, sind nicht unbedingt die Autonomie der Kunst und das narrative Eigentumsrecht realer Menschen. Vielmehr steht vor allem der fragile Status der Fiktionalität selbst zur Debatte.
Beschädigt wurde nicht nur das Andenken an Personen, sondern auch die Erzählung, deren Fiktionalität durch die Offenlegungen Nowickis uneinholbar problematisch geworden ist. Dadurch verliert die Erzählung an Universalität, die exemplifikationserfassende Rezeption wird erschwert. Eine Aufdeckung realer Hintergründe findet immer auch auf Kosten der literarischen Wahrheit statt. Die Verantwortung dafür trägt zunächst einmal die Autorin, die den Text nicht ausreichend fiktionalisiert hat. Der Status kann nämlich nicht einfach behauptet werden, sondern muss durch die plausible Unähnlichkeit mit der Realität verdient werden. Das kann wiederum zu Schwierigkeiten im kreativen Prozess führen.
Allerdings war es auch eine bewusste Entscheidung Nowickis, den Status der Fiktionalität von "Cat Person" auf diese Art und Weise öffentlich infrage zu stellen. Dadurch wird zunächst einmal die Ethik der Geschichte verwirrt, denn indem sie die Person Charles gegen die Figur Robert verteidigt, verteidigt sie in gewisser Hinsicht auch die Figur selbst, die im Kopf der Leser nun mit dem Vorbild verschwimmt. Es kann kaum vermieden werden, dass dadurch das Porträt toxischer Männlichkeit an Wucht verliert. Gleichzeitig setzt sich Nowicki natürlich auch der widersprüchlichen Dynamik des Wissens aus, eine Öffentlichkeit, die weit über den Bekanntenkreis hinausgeht, mit dem notwendigen Wissen über die realen Hintergründe ausgestattet zu haben.
Vor allem wird aber die Autorin der Erzählung jetzt gezwungen, ihr Eigentumsrecht an der Geschichte durch eigene reale Erfahrungen zu beglaubigen. Aber genau das sollte ja beim Erscheinen von "Cat Person" vermieden werden. Roupenian schreibt in ihrer E-Mail an Nowicki etwas kryptisch, dass sie den Eindruck hatte, die behauptete Fiktionalität der Geschichte, also die Beteuerung, dass sie keine reale Person beschuldige, sei das Einzige gewesen, was sie vor noch mehr öffentlicher Wut und tatsächlicher Gewalt geschützt habe.
Die neue Kontroverse um "Cat Person" zeigt, dass im Zeitalter authentischer Narrative und autofiktionaler Erzählungen vielleicht aus dem Blick geraten ist, dass Fiktionalität einen Schutzraum bildet, der es ermöglicht, eigene Erfahrungen zum Spielmaterial der Kunst zu machen, ohne die teilweise extrem gefährlichen Konsequenzen faktualen Schreibens tragen zu müssen.
Dieser Schutzraum wurde durch den Essay Nowickis zerstört. Im Konflikt befinden sich hier zwei möglicherweise unvereinbare Bedürfnisse: zum einen die Lizenzen der Fiktionalität frei nutzen zu können, zum anderen nicht zum wiedererkennbaren Material der Kunst zu werden. Was für die eine Autorin ein Schutzraum war, wurde für die andere zu einem Schauplatz narrativer Ohnmacht.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Man erkennt sich selbst, natürlich nur in Oberflächlichkeiten, fühlt sich aber vollkommen falsch dargestellt, oft von einem Menschen, der einem persönlich nahestand und dem man vertraut hat. Das Wesen des eigenen Charakters wurde von einer fremden und alles andere als wohlwollenden Fantasie okkupiert. Die Bestürzung, die durch eine solche Erfahrung ausgelöst wird, lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Das bin doch ich, aber das bin doch nicht ich!
Kestner und seine Frau Charlotte, die noch Jahre später von begeisterten Leserinnen und Lesern des "Werther" belästigt wurden, gehören zu den berühmten Opfern literarischer Verarbeitung. Die Reihe dieser Opfer ist lang. Ihr Schmerz und ihre Bestürzung werden zumeist als notwendiger, aber nebensächlicher Kollateralschaden ästhetischer Meisterwerke abgetan. Die Betroffenen sollen sich nicht so haben, immerhin ist ja ein Roman wie "Werther" entstanden. Dabei handelt sich oft um eine vernichtende Erfahrung - ein ethisches Problem, das den kreativen Prozess und seine Bewertung auf eine faszinierende Art verkompliziert.
Ein aktueller Fall spielt sich gerade in den Vereinigten Staaten ab. Auslöser war ein Essay von Alexis Nowicki im Onlinemagazin Slate, der den Vorwurf erhebt, die Autorin Kristen Roupenian habe sich in ihrer Erzählung "Cat Person" auf unangemessene Art und Weise in Nowickis Lebensgeschichte bedient. "Cat Person", 2017 im New Yorker veröffentlicht, war eine überraschende literarische Sensation - der seltene Fall eines literarischen Textes, der unzählige Male in sozialen Medien geteilt und kommentiert wurde. Ein Buch mit "Cat Person" als Titelgeschichte folgte (F.A.Z. vom 2. Februar 2019).
In der Erzählung geht es um die junge Studentin Margot, die einen älteren Mann, Robert, kennenlernt, mit dem sie schließlich eine extrem unangenehme sexuelle Erfahrung macht. Die Effektivität der Geschichte entsteht vor allem durch die virtuose Sympathielenkung, welche die Ambivalenz der Situation lange aufrechterhält bis zur naheliegenden, aber doch überraschenden Pointe, die für moralische Klarheit sorgt.
Die Figur Robert kommt dabei ausgesprochen schlecht weg, vom ersten Kuss ("shockingly bad") bis zum Ende der Erzählung, wo Robert in einer Mischung aus eifersüchtiger Paranoia und übergriffiger Verletztheit Margot als "whore" beleidigt. Es handelt sich um ein Porträt zeitgenössischer toxischer Männlichkeit, das für zahlreiche Leserinnen einen großen Wiedererkennungseffekt erzeugte. Für andere wiederum war die Erzählung Anlass für heftige Irritation. Der Text wurde im Kontext von #metoo zu einem Schauplatz des öffentlichen Diskurses.
Ein Grund für die emotionale und politische Irritationskraft des Textes war seine Fiktionalität. Dieser Status wurde allerdings auch von Anfang an attackiert, immer wieder wurde der Text als Personal Essay oder Autofiktion missverstanden. Die Autorin hat das immer geleugnet. Die Geschichte sei zwar persönlich, aber nicht autobiographisch. Megan Garber deutete die Lesarten der Erzählung, die unbedingt Faktizität unterstellen wollten, in der Zeitschrift The Atlantic als einen typischen Versuch, die Literatur von Frauen zu marginalisieren. Männlichen Autoren werde selbstverständlich der Luxus der Fiktionalität ("luxury of fiction") zugestanden, während man Autorinnen oft auf den biographischen Gehalt ihrer Erzählungen verpflichte. Fiktionalität erscheint in diesem Zusammenhang als Privileg, das man sich erkämpfen und verteidigen muss.
Diesen Geltungsanspruch rückte Nowickis Essay ins Zwielicht. Nowicki berichtet, dass sie kurz nach dem Erscheinen von "Cat Person" von einigen Menschen aus ihrem Bekanntenkreis gefragt worden sei, ob es in der Geschichte um sie und ihren Ex-Freund, den sie in ihrem Essay Charles nennt, gehe - eine rätselhafte und bedrohliche Erfahrung, da sie weder von der Autorin noch von der Geschichte vorher gehört hatte. Das gespenstische Gefühl, von einer fremden Person ausspioniert und literarisiert worden zu sein, verstärkte sich noch bei der Lektüre. Nowicki erkannte einige Aspekte ihrer Lebensgeschichte wieder, den Namen der Universität, ihren damaligen Job.
Der von Philip Roth dargestellte pathologische Fall liegt nicht vor
Aus der Außenperspektive erscheint diese Lektüre zunächst etwas überspannt. Die Übereinstimmungen von Margot (der Figur) und Nowicki (der Person) sind eher unspezifisch, und es kommt durchaus nicht selten vor, dass Menschen sich fälschlicherweise in literarischen Texten wiedererkennen. Diese Praxis ist sogar so weit verbreitet, dass sie selbst wieder zum Gegenstand von Literatur geworden ist. In Philip Roths Roman "Zuckerman Unbound" etwa gibt es die Figur des Alvin Pepler, der den Autor Nathan Zuckerman manisch verfolgt, weil er der paranoiden Vorstellung anhängt, in dessen Roman verarbeitet worden zu sein - ein narzisstischer Versuch, sich in ein erfolgreiches fiktionales Werk einzuschreiben. Doch das ist in Nowickis Essay ganz und gar nicht der Fall, denn die Kontaktaufnahme der verstörten Leserin mit der Autorin brachte an den Tag, dass "Cat Person" tatsächlich auf Details aus der Beziehung von Nowicki und Charles beruht. Roupenian erwähnte in ihrer Antwort an Nowicki ein nicht weiter definiertes "encounter" mit Charles. Erst später habe sie erfahren, dass er eine Beziehung zu einer jüngeren Frau gehabt habe, die zur Grundlage für ihre Erzählung geworden sei. Verbunden war diese Offenlegung mit einer Entschuldigung: Sie hätte die Details ändern müssen.
Nowickis Essay ist der Versuch einer narrativen Wiederaneignung. Der reale Charles, der als Vorbild für Robert herhalten musste, sei in ihrer Erinnerung ganz anders gewesen, nämlich respektvoll und aufmerksam. Die Tatsache, dass er inzwischen verstorben ist, gibt dem Essay den melancholischen Ton eines Textes, der das Angedenken an eine reale Person, die durch eine fiktionale Erzählung verleumdet wurde, retten will.
So wurde "Cat Person" zum zweiten Mal zum Anlass für eine erhitzte digitale Kontroverse. Zahlreiche Menschen machten sich lustig über den Versuch, ein fiktionales Werk für vermeintliche Falschdarstellungen von Tatsachen haftbar zu machen, und diagnostizierten bei der Slate-Autorin, die selbst in der Buchbranche tätig ist, ein mangelndes Verständnis für den kreativen Prozess und den Status von Literatur. Andere verteidigten das Recht Nowickis, ihre eigene Geschichte gegen eine destruktive Form der Verarbeitung in Schutz zu nehmen. Es handelt sich um den klassischen Fall einer Kontroverse um das narrative Eigentumsrecht.
Dieses Recht beruht auf der Intuition, dass Menschen über ihre eigene Lebensgeschichte verfügen können. Immerhin kennt man sich selbst am besten und ist, zumindest die meiste Zeit, dabei gewesen. Wenn ein literarischer Text sich hier zu freizügig bedient, wird man zum Opfer einer narrativen Enteignung - ein weitverbreitetes Problem in der modernen Literatur, das professionelle Leser oft mit dem Schlagwort der Fehllektüre herunterspielen. Thomas Mann etwa reagierte auf entsprechende Vorwürfe in seinem Essay "Bilse und ich" mit herrischer Polemik. Als Künstler zwinge einen "der Dämon, zu 'beobachten', und mit einer schmerzlichen Bosheit, jede Einzelheit zu perzipieren". Diese Rücksichtslosigkeit sei im Dienste großer Kunst zu ertragen.
Der fragile Status der Fiktionalität selbst steht zur Debatte
Diese Position, die inzwischen durch den Siegeszug des Autonomie-Paradigmas zum literaturtheoretischem Dogma geronnen ist, erscheint im Angesicht konkreter Kontroversen ziemlich uninteressant. Sie leugnet den realen Schmerz der Betroffenen, der kein literaturgeschichtlicher Betriebsunfall ist, sondern ein bedeutsamer Aspekt der Konfliktgeschichte des Ästhetischen. Denn was im Fall von "Cat Person" in einer gewissen Unversöhnlichkeit gegeneinandersteht, sind nicht unbedingt die Autonomie der Kunst und das narrative Eigentumsrecht realer Menschen. Vielmehr steht vor allem der fragile Status der Fiktionalität selbst zur Debatte.
Beschädigt wurde nicht nur das Andenken an Personen, sondern auch die Erzählung, deren Fiktionalität durch die Offenlegungen Nowickis uneinholbar problematisch geworden ist. Dadurch verliert die Erzählung an Universalität, die exemplifikationserfassende Rezeption wird erschwert. Eine Aufdeckung realer Hintergründe findet immer auch auf Kosten der literarischen Wahrheit statt. Die Verantwortung dafür trägt zunächst einmal die Autorin, die den Text nicht ausreichend fiktionalisiert hat. Der Status kann nämlich nicht einfach behauptet werden, sondern muss durch die plausible Unähnlichkeit mit der Realität verdient werden. Das kann wiederum zu Schwierigkeiten im kreativen Prozess führen.
Allerdings war es auch eine bewusste Entscheidung Nowickis, den Status der Fiktionalität von "Cat Person" auf diese Art und Weise öffentlich infrage zu stellen. Dadurch wird zunächst einmal die Ethik der Geschichte verwirrt, denn indem sie die Person Charles gegen die Figur Robert verteidigt, verteidigt sie in gewisser Hinsicht auch die Figur selbst, die im Kopf der Leser nun mit dem Vorbild verschwimmt. Es kann kaum vermieden werden, dass dadurch das Porträt toxischer Männlichkeit an Wucht verliert. Gleichzeitig setzt sich Nowicki natürlich auch der widersprüchlichen Dynamik des Wissens aus, eine Öffentlichkeit, die weit über den Bekanntenkreis hinausgeht, mit dem notwendigen Wissen über die realen Hintergründe ausgestattet zu haben.
Vor allem wird aber die Autorin der Erzählung jetzt gezwungen, ihr Eigentumsrecht an der Geschichte durch eigene reale Erfahrungen zu beglaubigen. Aber genau das sollte ja beim Erscheinen von "Cat Person" vermieden werden. Roupenian schreibt in ihrer E-Mail an Nowicki etwas kryptisch, dass sie den Eindruck hatte, die behauptete Fiktionalität der Geschichte, also die Beteuerung, dass sie keine reale Person beschuldige, sei das Einzige gewesen, was sie vor noch mehr öffentlicher Wut und tatsächlicher Gewalt geschützt habe.
Die neue Kontroverse um "Cat Person" zeigt, dass im Zeitalter authentischer Narrative und autofiktionaler Erzählungen vielleicht aus dem Blick geraten ist, dass Fiktionalität einen Schutzraum bildet, der es ermöglicht, eigene Erfahrungen zum Spielmaterial der Kunst zu machen, ohne die teilweise extrem gefährlichen Konsequenzen faktualen Schreibens tragen zu müssen.
Dieser Schutzraum wurde durch den Essay Nowickis zerstört. Im Konflikt befinden sich hier zwei möglicherweise unvereinbare Bedürfnisse: zum einen die Lizenzen der Fiktionalität frei nutzen zu können, zum anderen nicht zum wiedererkennbaren Material der Kunst zu werden. Was für die eine Autorin ein Schutzraum war, wurde für die andere zu einem Schauplatz narrativer Ohnmacht.
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In den Erzählungen von Kristen Roupenian geht es intensiv vor. Die Schwierigkeiten menschlicher Beziehungen in unterschiedlichen Varianten werden gezeigt. Das die Autorin so tief in die Psyche ihrer Figuren dringt, verstärkt die Intensität der Stories.
Manchmal erscheint mir die …
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In den Erzählungen von Kristen Roupenian geht es intensiv vor. Die Schwierigkeiten menschlicher Beziehungen in unterschiedlichen Varianten werden gezeigt. Das die Autorin so tief in die Psyche ihrer Figuren dringt, verstärkt die Intensität der Stories.
Manchmal erscheint mir die Autorin etwas zu genüsslich dabei. Das verleiht den beklemmenden Geschichten den Hauch Voyerismus, der beim Lesen schmerzhaft sein kann.
Ob die Autorin zu weit geht, liegt sicher in der Entscheidung des einzelnen Lesers.
Die Titelstory Cat Person ist die herausragende. Für mich klar die Beste.
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Noch bevor ich das Buch von Roupenian zum ersten Mal in der Hand hielt, hatte ich schon einiges darüber gehört und gelesen, vor allem über die namensgebende Kurzgeschichte, "Cat Person", laut Guardian die meistdiskutierte Short Story aller Zeiten.
Als ich die …
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Noch bevor ich das Buch von Roupenian zum ersten Mal in der Hand hielt, hatte ich schon einiges darüber gehört und gelesen, vor allem über die namensgebende Kurzgeschichte, "Cat Person", laut Guardian die meistdiskutierte Short Story aller Zeiten.
Als ich die Geschichtensammlung dann zu lesen begann, musste ich erst eine eigenartige Abneigung überwinden: Das Cover fühlt sich extrem unangenehm an, der Titel hat eine ganz rauhe Oberfläche, sie erinnert an Schleifpapier.
Und dieser erste, haptische Eindruck, den das Buch bei mir machte, bestätigte sich leider auch beim Inhalt: rauh, widerspenstig, unangenehm, ja geradezu kaputt.
Roupenians Geschichten drehen sich um Beziehungen. Es geht um Sex in den verschiedensten Spielarten, um Macht und Ohnmacht, Begierde und Abweisung.
Große Themen also aus denen großartige Geschichten hätten werden können.
Was ich wirklich zwischen den beiden Buchdeckeln vorgefunden habe, hat mich leider nicht überzeugt. Sprachlich eher durchschnittlich zeichnet die Autorin ein Bild einer durch und durch morbiden Gesellschaft. Die Figuren sind extrem, extrem gestört, extrem gedemütigt oder extrem gelangweilt.
Leider bietet die Autorin - außer einer fast schon voyeuristischen Detailfreude - keinen tiefer gehenden Blickwinkel. Was treibt ihre Protagonisten derart ins Extreme? Wie reagiert die Umwelt?
So bleibt das Buch ein reißerisches Panoptikum, eine Sammlung skurriler Psychogramme, die doch meist oberflächlich bleiben und vor allem schockieren sollen.
Für mich ist dies zu wenig für gute Literatur.
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„Cat Person“ wird viel gelobt, weil es sich mit dem Lebensgefühl von Menschen in einer schönen neuen Welt beschäftigt. Mich hat das Buch nicht so ganz überzeugt, auch wenn einige der zwölf Geschichten ganz nett sind.
In unserer heutigen Welt verlieren die …
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„Cat Person“ wird viel gelobt, weil es sich mit dem Lebensgefühl von Menschen in einer schönen neuen Welt beschäftigt. Mich hat das Buch nicht so ganz überzeugt, auch wenn einige der zwölf Geschichten ganz nett sind.
In unserer heutigen Welt verlieren die Menschen häufig den Boden unter den Füßen. Sicherheiten gehen verloren, man weiß nicht, was der nächste Tag bringt. Das bringt viele dazu, sich als den Nabel der Welt zu betrachten und ohne Rücksicht auf die anderen zu handeln. Viele Grenzen werden überschritten.
Das Buch beschäftigt sich mit sehr unterschiedlichen Beziehungen. Aber wollen wir wirklich so leben? Auch wenn mir viele dieser Geschichten nicht gefallen, so regen sie zumindest zum Nachdenken an.
Die Sprache ist recht drastisch, die Geschichten mit Gewalt und Sex sind manchmal verstörend, die Charaktere extrem. Vielleicht bin ich zu „normal“ für diese Welt, die hier geschildert wird. Das Buch konnte mich überhaupt nicht packen.
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Oh Cat Person, was hast du mich genervt. Du hast provoziert, geschrien, mich verwirrt, überrascht, mich unterhalten, geekelt und begeistert.
Gleich bei den ersten beiden Geschichten dachte ich, dich muss ich mir nicht geben. Kranke, sadistische Geschichten, mit der Faszination für True …
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Oh Cat Person, was hast du mich genervt. Du hast provoziert, geschrien, mich verwirrt, überrascht, mich unterhalten, geekelt und begeistert.
Gleich bei den ersten beiden Geschichten dachte ich, dich muss ich mir nicht geben. Kranke, sadistische Geschichten, mit der Faszination für True Crime spielend. Immer wenn ich Charles Manson lese, höre, schaue, baut sich in mir eine große Abneigung auf und ich verliere das Interesse. Nein, dieser Faszination kann und möchte ich nicht folgen, Andere, bitte, macht.
Nun gut, dachte ich und blieb dabei, auch weil ich Cat Person mit Anderen las. Ja, poentiert, eingängig, schön böse und lustig kann die Autorin ja auch und die Geschichten unterhalten, sehr.
Dann kam Nachtläufer und es packte mich die Begeisterung, eine fast perfekte Geschichte über einen Weißen amerikanischen jungen Mann, der ein Jahr nach dem Abitur "Entwicklungshilfe" in Kenia macht und dabei gehörig auf die Nase fällt. Die Geschichte ist komplex, böse und so entlarvend. Bei Cat Person kippte meine Begeisterung und Liebe fast, nur fast. Denn die Geschichte ist gut, treffend steckt sie den Finger in die Wunde des modernen Datings und bohrt schonungslos weiter in den Geschlechterbeziehungen, auf eine laute, etwas aufdringliche Weise. Überrascht lese ich weiter, märchenhafte Parabeln über Selbstliebe, über Gier, plastisch, klug und verwirrend zugleich. Eine langatmige Variation von Cat Person folgt, hat die mich genervt. Eine versteckt queere Liebesgeschichte, leider schwach. Mit Ekel lese ich eine wirre Geschichte über Hautkrankheiten und Folie à Deux, da möchte ich schon nicht mehr weiter. Puh, nur noch eine Geschichte, naja, die Beißerin vermag mich nicht mehr umzustimmen, ich bin froh, Cat Person zuzuklappen.
Cat Person ist laut, anstrengend, nervig, die Botschaften plakativ, mitunter treffend, mitunter platt.
Und doch, es ist ein gutes Buch, denn es weckt Emotionen. Cat Person ist intensiv, herausfordernd, im Gedächtnis bleibend.
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12 Geschichten, die teilweise unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Großteil sind überaus realitätsgetreue Erzählungen, wie sie sich jederzeit in unserer unmittelbaren Umgebung ereignen könnten; daneben gibt es ein Märchen sowie Geschichten, die gekonnt die …
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12 Geschichten, die teilweise unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Großteil sind überaus realitätsgetreue Erzählungen, wie sie sich jederzeit in unserer unmittelbaren Umgebung ereignen könnten; daneben gibt es ein Märchen sowie Geschichten, die gekonnt die Balance zwischen Phantasie und Realität halten. Das Bemerkenswerte an den Meisten ist die unglaubliche Dynamik, die entwickelt wird, sodass man atemlos Seite um Seite liest und kaum glauben kann, was sich hier ereignet. Meist jüngere Menschen, die überzeugt davon scheinen zu wissen, was ihr Gegenüber denkt und ihr Handeln danach ausrichten, sodass sie sich in Situationen hineinmanövrieren, aus denen sie kaum noch herauskommen bzw. deren Nachwirkungen sie auch noch nach Jahren spüren. Die Dinge tun, von denen sie nie gedacht hätten, dass sie dazu nie in der Lage wären, aber durch welche Umstände auch immer dazu gebracht wurden.
Die Autorin schildert das Innenleben ihrer jeweiligen ProtagonistInnen derart intensiv und detailliert, dass man die Angst, Furcht und den Ekel regelrecht miterlebt. Und in den 'normalen' Geschichten beschreibt sie so überzeugend die Geschehnisse, dass wohl fast Alle das Geschriebene bis ins Detail nachvollziehen können.
Für empfindsame Gemüter ist dieses Buch vermutlich nicht so ganz geeignet, aber für mich war es eine richtig klasse Sammlung von Kurzgeschichten, einem Genre, mit dem ich bisher nur wenig anfangen konnte.
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Ich wurde aufgrund einiger Buchbesprechungen und den Hype um dieses Buch überhaupt erst darauf aufmerksam.
Generell bin ich kein Freund von Kurzgeschichten, aber ich war eben neugierig.
Das Cover: unauffällig und unspektakulär.
Was mir als erstes aufgefallen ist.....Storys! …
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Ich wurde aufgrund einiger Buchbesprechungen und den Hype um dieses Buch überhaupt erst darauf aufmerksam.
Generell bin ich kein Freund von Kurzgeschichten, aber ich war eben neugierig.
Das Cover: unauffällig und unspektakulär.
Was mir als erstes aufgefallen ist.....Storys! Heißt es nicht korrekt Stories? Aber das nur nebenbei.
Na und dann ging’s los mit den diversen Stories......
Aber sorry, irgendwie war da nicht eine einzige Geschichte dabei, die mich auch nur annähernd gepackt hätte.
Irgendwie habe ich das Gefühl die Protagonisten sind in jeder Geschichte noch Irrer und gestörter als in der vorherigen. Ok, das mag gewollt sein, aber wer bitte findet solche Geschichten wirklich lesbar und unterhaltsam oder sogar noch in irgendeiner Form nachhaltig.
Vielleicht bin ich mit falschen Vorstellungen an das Buch, aber......leider kein Buch für mich und ich habe in meinem Umfeld auch niemanden, den dieses Inhalte ( Manipulativen Dreiecksbeziehungen, sexuelle Gewalt, verschobene Frauenbilder usw.) interessieren würde.
Auch sprachlich hat’s mich nicht überzeugt.
Für mich wirklich enttäuschend, vorallem da das Buch so hochgelobt wurde.
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Storys, Partys, Babys -- hier nur als Beispiele für weitere ins Deutsche übernommene Pluralformen fremdsprachlicher Begriffe. Die Schreibweise ist -- im Deutschen -- korrekt. (Siehe dazu https://www.duden.de/rechtschreibung/Story)
Ein Buch voller wunderlicher, fantastischer, seltsamer Kurzgeschichten.
Beschreibung:
Mann und Frau. Mutter und Tochter. Freunde und Freundinnen. In zwölf Stories erkundet Kristen Roupenian das Lebensgefühl von Menschen in einer schönen neuen Welt. Fragile Hierarchien und …
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Ein Buch voller wunderlicher, fantastischer, seltsamer Kurzgeschichten.
Beschreibung:
Mann und Frau. Mutter und Tochter. Freunde und Freundinnen. In zwölf Stories erkundet Kristen Roupenian das Lebensgefühl von Menschen in einer schönen neuen Welt. Fragile Hierarchien und prekäre Lebenssituationen auf der einen, das Bedürfnis nach Sicherheit und Spaß auf der anderen Seite: Alles ist möglich, aber wer sind wir, wenn wir alles sein können? Mit so viel Einsicht in die Wünsche und Ängste des Einzelnen hat man noch nicht über das Zusammenleben in dieser neuen Zeit gelesen - einer Zeit, in der alles greifbar ist, und es doch immer schwerer wird, auch nur das Geringste davon zu erreichen.
Meine Meinung:
Das Buch war gut, keine Frage aber den Wirbel darum kann ich nicht verstehen.
Bei 12 Kurzgeschichten ist sicherlich für jeden was dabei. Einige sind verstörend, andere schon irgendwie lustig. Einige sind sehr real und andere sehr fantastisch.
Ich habe mich nach jeder Kurzgeschichte gefragt, was mir diese jetzt sagen wollte. Was kann ich aus dem Gelesenen ziehen? Meistens wusste ich da keine Antwort drauf.
Ich hab es gerne gelesen und nach der Hälfte auch aufgehört jede Story zu analysieren, um ja den Sinn dahinter zu verstehen. Den habe ich bis heute nicht verstanden.
Es ist ein gutes Buch aber so mega umgehauen hat es mich jetzt nicht. Ich dachte, da kommt etwas mehr nachdem alle möglichen Medien es so gehyped haben. Aber da ist er wieder - der Hype. Da steckt halt manchmal nicht so viel wie erwartet hinter.
Aber trotzdem würde ich es jedem empfehlen zu lesen.
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Kristen Roupenians Erzählband „Cat Person“ ist gerade in aller Munde und wird viel gelobt, das hat mich neugierig gemacht. Es sind Erzählungen über junge Menschen, meist in der Stadt, es geht um Liebe, Hass, Eifersucht und Sex. Die Figuren sind selten sympathisch, alle …
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Kristen Roupenians Erzählband „Cat Person“ ist gerade in aller Munde und wird viel gelobt, das hat mich neugierig gemacht. Es sind Erzählungen über junge Menschen, meist in der Stadt, es geht um Liebe, Hass, Eifersucht und Sex. Die Figuren sind selten sympathisch, alle etwas schräg und verdreht, man läuft also keinesfalls Gefahr, sich als Leser mit ihnen zu identifizieren, eher wirkten sie auf mich wie Figuren einen Horrorfilms, die sich versehentlich in die „wirkliche Welt“ verirrt haben.
Nach dem ganzen Hype um das Buch habe ich versucht, meine Erwartungen nicht zu hoch anzusetzen. Das war in diesem Fall auch gut, denn ich war enttäuscht von dem Buch. Die Geschichten konnten mich einfach nicht begeistern, die Plots fand ich zu reißerisch angelegt ohne wirkliche Substanz. Natürlich ist es schwer, Figuren in einer kurzen Erzählung so gut zu beschreiben wie in einem langen Roman, da man viel weniger Möglichkeiten und schlicht und einfach Platz hat. Dennoch hätte ich mir von so hochgelobten Erzählungen mehr erwartet, das Personal blieb schwach und hat mich als Leser auf emotionaler Ebene in keiner Weise angesprochen. Die titelgebende Geschichte „Cat Person“ hat mir noch mit Abstand am besten gefallen, viele fand ich einfach langweilig und sperrig zu lesen.
Mich konnte Kristen Roupenian mit ihren Erzählungen nicht überzeugen, ich fand sie größtenteils schwach, weder die Figuren noch die Handlungsstränge haben mich irgendwie fesseln können.
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Es gibt Horrorbücher, da ist man auf das Schlimmste vorbereitet. Man weiß, dass es eine Figur geben wird, die Grenzen überschreitet und mit gespannter Vorfreude wartet man auf den Schauer, der sich einstellt, wenn die Erwartungen noch übertroffen werden. Und dann greift man zu …
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Es gibt Horrorbücher, da ist man auf das Schlimmste vorbereitet. Man weiß, dass es eine Figur geben wird, die Grenzen überschreitet und mit gespannter Vorfreude wartet man auf den Schauer, der sich einstellt, wenn die Erwartungen noch übertroffen werden. Und dann greift man zu einer Kurzgeschichtensammlung, die den harmlosen Titel „Cat Person“ trägt, was so etwas Harmloses wie eine Katzenmutter sein kann. Dunkel erinnerte ich mich, dass das Buch schon kurz nach der Veröffentlichung heftige Reaktionen nach sich zog, aber welche, war mir nicht mehr präsent. Auch der Klappentext klingt eher harmlos. Nur wenige Seiten des Lesens genügten, um von dem Aufschrei eine sehr klare Vorstellung zu bekommen.
In zwölf Geschichten lässt die Autorin Figuren auftreten, die zwar durchaus ein moralisches Gewissen besitzen, dieses jedoch um der Erfüllung ihrer innersten Sehnsüchte willen über Bord werfen und das ausleben, was eigentlich maximal als Gedanke zum Leben erweckt werden sollte. Sie vergewaltigen, verletzen, erniedrigen, üben Macht aus, quälen auf jede erdenkliche psychische und physische Weise. Männer Frauen, Kinder, Teenager, Erwachsene; hier, da und dort auf der Welt; gestern heute und vermutlich auch morgen. Gemeinsam haben sie ihren Egozentrismus, die Ignoranz gegenüber den anderen, die gnadenlose Verfolgung ihrer eigenen Wünsche auf Kosten ihrer Mitmenschen. Zu echter Liebe sind sie nicht fähig, sie können noch nicht einmal sich selbst lieben.
Die Autorin lässt kaum einen menschlichen Abgrund aus, zeichnet dabei aber authentisch wirkende Figuren, die auf den ersten Blick sogar sympathisch sein können, der nette Mensch von nebenan eben. Doch der Blick hinter die Fassade offenbart das dunkle schwarze Loch. Ohne Frage ist Kristen Roupenian eine begnadete Erzählerin, die einem trotz des wahrlich abscheulichen Inhalts fesselt.
In der Washington Post schreibt Molly Roberts über die titelgebende Story, die zuvor im New Yorker erschien und schnell im Netz viral ging: „A New Yorker short story went viral because, for one of the first times, something in the magazine seemed to capture the experience not of print-oriented, older intellectuals but of millennials.” Ja, die Datinggewohnheiten haben sich verändert, auch das Verhältnis zu Körper bzw. Körperkult, Pornografie und Sex – das neue Jahrtausend hat den Menschen in den westlichen Ländern ungeahnte Freiheiten geschenkt. Das findet sich in den Geschichten wieder, doch die Autorin bleibt hier nicht stehen, sondern treibt ihre Figuren über die neue rote Linie hinweg.
Freunde der psychologischen Betrachtung von Literatur dürften ihre wahre Freude an den Geschichten haben, die Bandbreite an auffälligem, vom der Norm abweichendem verhalten ist groß. Was macht man nun als normaler Leser damit? Zu sagen die Spielereien gefallen einem, ist irgendwie schwierig, die Tatsache, dass man durch die Texte hindurchrauscht und fasziniert auf die Buchstaben starrt, spricht jedoch auch für sich. Bleibt als Fazit wohl am besten zu sagen: unerwartet, aber beachtenswert.
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