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Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2022 Ein kleiner Ort am Nord-Ostsee-Kanal, zwischen Natur, Kreisstadt und Industrie, kurz nach dem Jahreswechsel. Mitten aus dem Alltag heraus verschwindet eine Familie spurlos. Das verlassene Haus wird zum gedanklichen Zentrum der Nachbarn: Julia, Ende dreißig, die sich vergeblich ein Kind wünscht, die mit ihrem Freund erst vor Kurzem aus der Großstadt hergezogen ist und einen kleinen Keramikladen mit Online-Shop betreibt. Astrid, Anfang sechzig, die seit Jahrzehnten eine Praxis in der nahen Kreisstadt führt und sich um die alt gewordene Tante sorgt....
Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2022 Ein kleiner Ort am Nord-Ostsee-Kanal, zwischen Natur, Kreisstadt und Industrie, kurz nach dem Jahreswechsel. Mitten aus dem Alltag heraus verschwindet eine Familie spurlos. Das verlassene Haus wird zum gedanklichen Zentrum der Nachbarn: Julia, Ende dreißig, die sich vergeblich ein Kind wünscht, die mit ihrem Freund erst vor Kurzem aus der Großstadt hergezogen ist und einen kleinen Keramikladen mit Online-Shop betreibt. Astrid, Anfang sechzig, die seit Jahrzehnten eine Praxis in der nahen Kreisstadt führt und sich um die alt gewordene Tante sorgt. Und dann ist da das mysteriöse Kind, das im Garten der verschwundenen Familie auftaucht.
Sie alle kreisen wie Fremde umeinander, scheinbar unbemerkt von den Nächsten, sie wollen Verbundenheit und ziehen sich doch ins Private zurück. Und sie alle haben Geheimnisse, Sehnsüchte und Ängste. Ihre Wege kreuzen sich, ihre Geschichten verbinden sich miteinander, denn sie suchen, wonach wir alle uns sehnen: Geborgenheit, Zugehörigkeit und Vertrautheit.
Sie alle kreisen wie Fremde umeinander, scheinbar unbemerkt von den Nächsten, sie wollen Verbundenheit und ziehen sich doch ins Private zurück. Und sie alle haben Geheimnisse, Sehnsüchte und Ängste. Ihre Wege kreuzen sich, ihre Geschichten verbinden sich miteinander, denn sie suchen, wonach wir alle uns sehnen: Geborgenheit, Zugehörigkeit und Vertrautheit.
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Kristine Bilkau, 1974 geboren, zählt zu den wichtigen Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur. Sie studierte Geschichte und Amerikanistik in Hamburg und New Orleans. Bereits ihr Romandebüt »Die Glücklichen« fand ein begeistertes Medienecho, wurde mit dem Franz-Tumler-Preis, dem Klaus-Michael-Kühne-Preis und dem Hamburger Förderpreis für Literatur ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. Mit »Nebenan« stand sie auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Ihr neuer Roman »Halbinsel« wurde mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2025 ausgezeichnet. Kristine Bilkau lebt mit ihrer Familie in Hamburg.
Produktdetails
- Verlag: Penguin Random House
- Seitenzahl: 288
- Erscheinungstermin: 8. März 2022
- Deutsch
- ISBN-13: 9783641193157
- Artikelnr.: 62848434
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensentin Judith von Sternburg erscheint das von Unheimlichkeiten geprägte Dorf- und Stadtleben in Kristine Bilkaus neuem Roman "Nebenan" realitätsnah. Die Autorin lässt zwei Protagonistinnen, die knapp 60-jährige Ärztin Astrid und die Kunsthistorikerin Julia mit unerfülltem Kinderwunsch abwechselnd von ihrem Leben, ihren Gefühlen und Erlebnissen innerhalb dieses teilweise an Ingrid Nolls Krimis erinnernden Umfelds berichten, erklärt Sternburg. Das gelingt Bilkau ausgezeichnet, meint die Rezensentin, denn obwohl hier nicht viel ausformuliert wird, bleibt der Ton im Buch stets warm und doch lakonisch - und wird durch die beiläufige Erzählart an keiner Stelle überwältigend. Die Platzierung dieses Romans auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises ist damit auch eine schöne Entscheidung für "feinen Realismus", schließt die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Das Weite suchen
Provinzgeschehen, von Städtern besehen: Kristine Bilkaus Roman "Nebenan" bestätigt den Trend zur Dorfliteratur, die sich durch ein beiläufig-unspektakuläres Erzählen auszeichnet. Hat gerade das auch seinen Reiz?
Der Dorfroman hat seinen Bestand gegenläufig zum Bestand der Dorfbevölkerung solide vermehrt. Es gibt derzeit so viele Dorfromane, dass man schon von einer poetischen Aufforstung ganzer Landstriche sprechen kann. Fast immer begegnen einem darin zu Dörflern gewordene Städter, die in einen Kosmos aus inneren Problemen des Städters und äußeren Problemen des Dorfs hineinführen. Es sind die Themen der Zugezogenen (Sinnsuche, Nachhaltigkeit, Rückzug), die sich den Problemen der Dagebliebenen
Provinzgeschehen, von Städtern besehen: Kristine Bilkaus Roman "Nebenan" bestätigt den Trend zur Dorfliteratur, die sich durch ein beiläufig-unspektakuläres Erzählen auszeichnet. Hat gerade das auch seinen Reiz?
Der Dorfroman hat seinen Bestand gegenläufig zum Bestand der Dorfbevölkerung solide vermehrt. Es gibt derzeit so viele Dorfromane, dass man schon von einer poetischen Aufforstung ganzer Landstriche sprechen kann. Fast immer begegnen einem darin zu Dörflern gewordene Städter, die in einen Kosmos aus inneren Problemen des Städters und äußeren Problemen des Dorfs hineinführen. Es sind die Themen der Zugezogenen (Sinnsuche, Nachhaltigkeit, Rückzug), die sich den Problemen der Dagebliebenen
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(Leerstand, Arbeitslosigkeit, Wegzug) aufpfropfen - oder die sich in denen des Dorfs spiegeln. Die Widersprüchlichkeit der städtischen Wünsche bringt die Sache dabei zum Vibrieren. Das Weite suchen und die Enge finden! Sich losreißen und nach Wurzeln graben! Einerseits. Andererseits. Der Dorfroman lebt vom inneren Zwist.
Autoren, die uns zuletzt das Dorf auf diese Weise nahegebracht haben, sind: Angelika Klüssendorf, Juli Zeh, Christoph Peters, Jan Brandt, Kerstin Preiwuß, Lola Randl, Lisa Kreißler, Judith Hermann, Sasa Stanisic, Verena Güntner. Nun hat Kristine Bilkau dem einen Roman hinzugefügt. Sie hat ihn "Nebenan" genannt. So lapidar, wie auch Judith Hermann ihren Roman von 2021 "Daheim" genannt hatte. Juli Zehs Dorfroman aus dem gleichen Jahr hieß "Über Menschen", Jan Brandts Roman über sein ostfriesisches Heimatdorf einfallslos "Ein Haus auf dem Land". Man merkt schon an der Titelwahl, dass man es hier mit den Kapriolen der Phantasie, den Ornamenten der Sprache und überhaupt mit dem ganzen Originalitätszwang des städtischen Beobachters eher sachte angehen lassen möchte.
So ist es auch in "Nebenan" - einem Roman aus dem Schleswig-Holsteinischen, der sich zu seinen existenziellen Sujets wie die reinste Nebensache verhält. Will heißen: Alles bleibt angedeutet, vage, atmosphärisch. Passiert etwas, wird es nicht groß ausgeschmückt. Gerade darin liegt aber der Schlüssel zur Pointe.
Gleich zu Beginn wird die Ärztin Astrid, die in der nah gelegenen Kreisstadt seit Jahrzehnten eine Praxis betreibt, zu einem Einsatz gerufen. Eine tote Frau liegt in der Badewanne. Ihr Mann, der unten fernsah, bemerkt ihr Fehlen erst Stunden später und verständigt die Polizei. Astrid findet Quetschungen an den Handgelenken der Frau. Vielleicht eine Familientragödie, wie es immer so schön in den Nachrichten heißt? Wir erfahren es nicht. Aber die Tote und ihr Mann werden uns noch öfter heimsuchen in diesem Buch. In Gestalt von Drohbriefen, die Astrid seit einiger Zeit erhält. Vom Mann der Toten?
Kristine Bilkau legt viele Fährten in "Nebenan". Man folgt ihnen ein bisschen, verliert die Spur, schaut auf etwas anders, schaut wieder weg auf etwas Neues. Der Text spielt mit dem dramatischen Potential der Dinge, ohne es auszuschöpfen. Gerade dadurch weckt er unser Interesse. Doch kann er es auf Dauer auch wachhalten?
In "Nebenan" erzählt Bilkau abwechselnd aus dem Leben der einheimischen Astrid und der zugezogenen Julia, die eine kleine Töpferei betreibt. Die eine ist dreifache Mutter kurz vor der Rente, die andere mitten in der Kinderwunschbehandlung. Beide Frauen sind verheiratet. Astrid mit dem pensionierten Lehrer Andreas: "Sie hat keine Ahnung, wie viele Stunden er mit BBC, CNN und den Bundestagsdebatten auf Phoenix verbringt. An manchen Tagen vier bis fünf, nein wahrscheinlich sogar das Pensum eines ganzen Arbeitstages." Julia ist verheiratet mit dem Umweltschützer Chris: "Wenn es okay ist, würde ich kurz ins Institut fahren, von da kann ich die Drohne holen und hier Aufnahmen machen, bevor sich das Wetter vielleicht wieder verschlechtert."
Wir erfahren noch einiges über das Innenleben von Julia, die sich mit dem Glück, ihren Lebensmenschen längst gefunden zu haben, nicht abfinden kann und deshalb wie besessen Onlineforen zum Thema künstliche Befruchtung besucht. Gut ist Bilkau in ihren niederkartätschenden Beschreibungen. Etwa, wenn sie die Autoabstinenzler Julia und Chris eines Tages einen Wagen mieten lässt, um in die Kinderwunschklinik zu fahren: "Es ist ihr unangenehm, vor sich selbst, aber es gefällt ihr, mit Chris in diesem großen, nagelneuen Wagen über die Autobahn zu fahren. Wie ein Paar, das den Besitz eines Kombis, die jährliche Flugreise auf eine sonnige Insel und den Kurzurlaub nach London, Stockholm oder Barcelona mit Billigflieger für sich als Normalität beansprucht." Natürlich ist das "ein Paar, das auf der Rückbank Kinder sitzen hat, zwei, im Altersabstand von zwei Jahren".
Und wir erfahren einiges über Astrid, die das leer stehende Nachbarhaus beobachtet, das ihrer einstigen Freundin Marli gehört. Die hatte nicht mehr mit Astrid befreundet sein wollen, nachdem herausgekommen war, dass ihr Sohn einen Igel angezündet und einen Hasen aufgehängt hatte. Jetzt ist Marli zurück. Die Kontaktaufnahme läuft über einen Brutkasten hinter dem Schuppen, in dem die Zigaretten liegen. Damals wie heute.
Kristine Bilkau erzählt in jedem Ding, das sie andeutet, noch zahllose andere Geschichten mit. Nicht nur die von der Frau mit den Quetschmalen oder vom sadistischen Nachbarssohn. Es gibt noch ein zweites Geisterhaus. Die Nachbarn von Julia und Chris scheinen von einem Tag auf den anderen verschollen zu sein. Eine Kinderzeichnung unter einem Kühlschrankmagneten und ein bisschen dreckiges Geschirr haben sie zurückgelassen. In den Nachrichten ist von einer Frau die Rede, die sich mit ihren Kindern in die Wälder zurückgezogen habe, um einem Sorgerechtsstreit aus dem Weg zu gehen. Handelt es sich um dieselben Leute?
Als schließlich noch Astrids alte Tante Elsa von einem Toten phantasiert, der im Garten verscharrt sein soll, wird dieses idyllische Fleckchen endgültig zu einem Hort des Unheimlichen. Und den präsentiert Kristine Bilkau in seiner Janusköpfigkeit gut.
Dennoch geht von diesem Buch, das den Horror nur ganz leicht ins Bild tupft und es im Grunde auch immer gar nicht gewesen sein will, auch eine gediegene Langeweile aus. Vielleicht soll das so sein. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Folgenlosigkeit der vielen Indizien, die im Roman herumliegen, am Ende unbefriedigend ist: Die Dinge können eine tiefere Bedeutung haben oder eben nicht. Alles kann entsetzlich abgründig sein oder sich in Wohlgefallen auflösen. Ein Dorfroman halt, wie er nur von Autoren aus der Stadt geschrieben werden kann. KATHARINA TEUTSCH
Kristine Bilkau: "Nebenan". Roman.
Luchterhand Literaturverlag, München 2022. 288 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Autoren, die uns zuletzt das Dorf auf diese Weise nahegebracht haben, sind: Angelika Klüssendorf, Juli Zeh, Christoph Peters, Jan Brandt, Kerstin Preiwuß, Lola Randl, Lisa Kreißler, Judith Hermann, Sasa Stanisic, Verena Güntner. Nun hat Kristine Bilkau dem einen Roman hinzugefügt. Sie hat ihn "Nebenan" genannt. So lapidar, wie auch Judith Hermann ihren Roman von 2021 "Daheim" genannt hatte. Juli Zehs Dorfroman aus dem gleichen Jahr hieß "Über Menschen", Jan Brandts Roman über sein ostfriesisches Heimatdorf einfallslos "Ein Haus auf dem Land". Man merkt schon an der Titelwahl, dass man es hier mit den Kapriolen der Phantasie, den Ornamenten der Sprache und überhaupt mit dem ganzen Originalitätszwang des städtischen Beobachters eher sachte angehen lassen möchte.
So ist es auch in "Nebenan" - einem Roman aus dem Schleswig-Holsteinischen, der sich zu seinen existenziellen Sujets wie die reinste Nebensache verhält. Will heißen: Alles bleibt angedeutet, vage, atmosphärisch. Passiert etwas, wird es nicht groß ausgeschmückt. Gerade darin liegt aber der Schlüssel zur Pointe.
Gleich zu Beginn wird die Ärztin Astrid, die in der nah gelegenen Kreisstadt seit Jahrzehnten eine Praxis betreibt, zu einem Einsatz gerufen. Eine tote Frau liegt in der Badewanne. Ihr Mann, der unten fernsah, bemerkt ihr Fehlen erst Stunden später und verständigt die Polizei. Astrid findet Quetschungen an den Handgelenken der Frau. Vielleicht eine Familientragödie, wie es immer so schön in den Nachrichten heißt? Wir erfahren es nicht. Aber die Tote und ihr Mann werden uns noch öfter heimsuchen in diesem Buch. In Gestalt von Drohbriefen, die Astrid seit einiger Zeit erhält. Vom Mann der Toten?
Kristine Bilkau legt viele Fährten in "Nebenan". Man folgt ihnen ein bisschen, verliert die Spur, schaut auf etwas anders, schaut wieder weg auf etwas Neues. Der Text spielt mit dem dramatischen Potential der Dinge, ohne es auszuschöpfen. Gerade dadurch weckt er unser Interesse. Doch kann er es auf Dauer auch wachhalten?
In "Nebenan" erzählt Bilkau abwechselnd aus dem Leben der einheimischen Astrid und der zugezogenen Julia, die eine kleine Töpferei betreibt. Die eine ist dreifache Mutter kurz vor der Rente, die andere mitten in der Kinderwunschbehandlung. Beide Frauen sind verheiratet. Astrid mit dem pensionierten Lehrer Andreas: "Sie hat keine Ahnung, wie viele Stunden er mit BBC, CNN und den Bundestagsdebatten auf Phoenix verbringt. An manchen Tagen vier bis fünf, nein wahrscheinlich sogar das Pensum eines ganzen Arbeitstages." Julia ist verheiratet mit dem Umweltschützer Chris: "Wenn es okay ist, würde ich kurz ins Institut fahren, von da kann ich die Drohne holen und hier Aufnahmen machen, bevor sich das Wetter vielleicht wieder verschlechtert."
Wir erfahren noch einiges über das Innenleben von Julia, die sich mit dem Glück, ihren Lebensmenschen längst gefunden zu haben, nicht abfinden kann und deshalb wie besessen Onlineforen zum Thema künstliche Befruchtung besucht. Gut ist Bilkau in ihren niederkartätschenden Beschreibungen. Etwa, wenn sie die Autoabstinenzler Julia und Chris eines Tages einen Wagen mieten lässt, um in die Kinderwunschklinik zu fahren: "Es ist ihr unangenehm, vor sich selbst, aber es gefällt ihr, mit Chris in diesem großen, nagelneuen Wagen über die Autobahn zu fahren. Wie ein Paar, das den Besitz eines Kombis, die jährliche Flugreise auf eine sonnige Insel und den Kurzurlaub nach London, Stockholm oder Barcelona mit Billigflieger für sich als Normalität beansprucht." Natürlich ist das "ein Paar, das auf der Rückbank Kinder sitzen hat, zwei, im Altersabstand von zwei Jahren".
Und wir erfahren einiges über Astrid, die das leer stehende Nachbarhaus beobachtet, das ihrer einstigen Freundin Marli gehört. Die hatte nicht mehr mit Astrid befreundet sein wollen, nachdem herausgekommen war, dass ihr Sohn einen Igel angezündet und einen Hasen aufgehängt hatte. Jetzt ist Marli zurück. Die Kontaktaufnahme läuft über einen Brutkasten hinter dem Schuppen, in dem die Zigaretten liegen. Damals wie heute.
Kristine Bilkau erzählt in jedem Ding, das sie andeutet, noch zahllose andere Geschichten mit. Nicht nur die von der Frau mit den Quetschmalen oder vom sadistischen Nachbarssohn. Es gibt noch ein zweites Geisterhaus. Die Nachbarn von Julia und Chris scheinen von einem Tag auf den anderen verschollen zu sein. Eine Kinderzeichnung unter einem Kühlschrankmagneten und ein bisschen dreckiges Geschirr haben sie zurückgelassen. In den Nachrichten ist von einer Frau die Rede, die sich mit ihren Kindern in die Wälder zurückgezogen habe, um einem Sorgerechtsstreit aus dem Weg zu gehen. Handelt es sich um dieselben Leute?
Als schließlich noch Astrids alte Tante Elsa von einem Toten phantasiert, der im Garten verscharrt sein soll, wird dieses idyllische Fleckchen endgültig zu einem Hort des Unheimlichen. Und den präsentiert Kristine Bilkau in seiner Janusköpfigkeit gut.
Dennoch geht von diesem Buch, das den Horror nur ganz leicht ins Bild tupft und es im Grunde auch immer gar nicht gewesen sein will, auch eine gediegene Langeweile aus. Vielleicht soll das so sein. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Folgenlosigkeit der vielen Indizien, die im Roman herumliegen, am Ende unbefriedigend ist: Die Dinge können eine tiefere Bedeutung haben oder eben nicht. Alles kann entsetzlich abgründig sein oder sich in Wohlgefallen auflösen. Ein Dorfroman halt, wie er nur von Autoren aus der Stadt geschrieben werden kann. KATHARINA TEUTSCH
Kristine Bilkau: "Nebenan". Roman.
Luchterhand Literaturverlag, München 2022. 288 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Was für ein feines Buch! Es entspinnt sich um ein verlassenes Haus in einem Dorf am Nord-Ostsee-Kanal und entfaltet einen so einnehmenden Sog, dass es man es vermisst, sobald man es aus der Hand legt.« Daniel Schreiber
Gut ein halbes Jahr ist es her, dass Julia mit ihrem Partner aus der Stadt in einen kleinen Ort gezogen ist, wo sie in der langsam sterbenden Innenstadt einen Keramikladen betreibt. Anschluss hat sie noch nicht in dem Maße gefunden, wie sie sich vorgestellt hatte, aber viel mehr belastet sie …
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Gut ein halbes Jahr ist es her, dass Julia mit ihrem Partner aus der Stadt in einen kleinen Ort gezogen ist, wo sie in der langsam sterbenden Innenstadt einen Keramikladen betreibt. Anschluss hat sie noch nicht in dem Maße gefunden, wie sie sich vorgestellt hatte, aber viel mehr belastet sie ihre Sehnsucht nach einem eigenen Kind. Zu lange, so scheint es, hat sie diesen Wunsch hinter ihrem Berufsleben zurückgestellt, und jetzt fressen die Kosten für Injektionen und künstliche Befruchtung die finanziellen Rücklagen auf, nagt jeder Misserfolg an der Hoffnung.
Und dann ist da noch das Haus nebenan, dessen Briefkasten überquillt und dessen Bewohner spurlos verschwunden zu sein scheinen.
Astrid befindet sich an einem ganz anderen Punkt ihres Lebens. Die Kinder sind schon lange aus dem Haus, und jetzt, mit Anfang 60, denkt Astrid langsam darüber nach, ihre Arztpraxis abzugeben und in den Ruhestand zu gehen. Seit einiger Zeit erhält sie beunruhigende anonyme Briefe, in denen sie beschimpft und bedroht wird. Sorgen macht sie sich auch um ihre Tante Elsa, die altersbedingt immer mehr abbaut.
Und dann ist da noch das Haus auf der anderen Straßenseite, dessen Briefkasten überquillt und dessen Bewohner spurlos verschwunden zu sein scheinen.
„Nebenan“ ist mein erster Roman von Kristine Bilkau und hat mich gleich zu ihrem Fan gemacht. Sie schafft es, wie es scheint ohne Mühe, eine ganz eigene Atmosphäre zu schaffen, die mich an nichts, was ich bisher gelesen habe, erinnert. Eine Atmosphäre, die so vielschichtig ist, dass man noch lange nach Beendigung der Lektüre die einzelnen Ebenen durchwandern und erforschen kann. Dieses Buch ist wie ein sorgfältig komponiertes Gemälde, in dem jedes Detail perfekt eingefügt ist. Besonders fasziniert hat mich, wie Julias und Astrids Leben sich jenseits der Wahrnehmung der beiden Frauen immer weiter verweben. Wie ein Netz entsteht, stabil und fragil zugleich.
Was mich anfangs etwas gestört hat, ist, dass Bilkau die einschneidenden Ereignisse oft ausspart. Als Leser erfahren wir vorher, was bald ansteht, aber dann überspringen wir Tage, Wochen oder Monate. Zuerst hat mich diese Vorgehensweise verwundert und frustriert, aber dann wurde mir klar, dass gerade dadurch die ruhige, etwas zerbrechliche Stimmung des Buches erschaffen und aufrechterhalten wird. Was wir als Leser mitbekommen, ist das, was bleibt, wenn sich die Emotionen kristallisiert haben. Das, was das Leben letztendlich wirklich ausmacht und gestaltet.
Ich habe, wie wohl jeder, gewisse Lesevorlieben. Werden diese nicht erfüllt, hat das betreffende Buch im Prinzip bei mir schon verloren. Anders hier. Wo ich lange geglaubt habe, dass diese oder jene Entwicklung über mein Wohlwollen und mein Endurteil entscheiden würde, habe ich im Verlauf der Geschichte festgestellt, dass ich bereit war, der Autorin und ihren Protagonistinnen zu folgen, wohin auch immer es gehen sollte. Ein weiteres Indiz dafür, wie überzeugend Handlung und Figuren sind, ohne aber dem Leser den Raum für eine eigene Beziehung zu dem Roman abzuschneiden.
„Nebenan“ hat seinen Platz auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022 eindeutig verdient. Dieser Roman hat es geschafft, mich für Themen zu sensibilisieren und zu interessieren, die ich eher nicht auf meiner Liste habe. Ein kleiner, nur auf den ersten Blick unscheinbarer Juwel und ein Kandidat für meine Top Ten 2022. Eindeutige Leseempfehlung!
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Gebundenes Buch
Der Titel deutet bereits den engen Radius an, in dem sich die Geschichte abspielt. Umso tiefer tauchen wir in einen kleinen Ort am Nord-Ostsee-Kanal, in den Kosmos der Protagonistinnen und ihre Gefühlswelten ein.
Da ist Julia, eine Keramikerin, die aus Hamburg dorthin gezogen ist und sich …
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Der Titel deutet bereits den engen Radius an, in dem sich die Geschichte abspielt. Umso tiefer tauchen wir in einen kleinen Ort am Nord-Ostsee-Kanal, in den Kosmos der Protagonistinnen und ihre Gefühlswelten ein.
Da ist Julia, eine Keramikerin, die aus Hamburg dorthin gezogen ist und sich nichts sehnlicher wünscht als ein Kind. Die Ärztin Astrid ist in dem Ort aufgewachsen und sorgt sich um ihre alternde Tante, die gegenüber von Julia wohnt. Die beiden Figuren verbindet nicht nur die räumliche Nähe, sondern auch die Sorge um eine Familie nebenan, die seit mehreren Monaten verschwunden ist. Julia steigert sich immer mehr in Fantasien hinein, um sich von ihrer eigenen Krise abzulenken, während Astrid versucht, die einstige Vertrautheit mit ihrer Nachbarin wiederherzustellen.
Viel passiert in diesem Roman nicht, doch die scharfen Beobachtungen der Autorin und ihre einnehmende Sprache zogen mich immer mehr in den Bann. Aktuelle Themen wie der Selbstinszenierungswahn auf Instagram oder die Plastikflut fügen sich mühelos in die Handlung. Der Fokus liegt aber vor allem auf dem Wunsch der Frauen nach Nähe und Verbundenheit einerseits und privaten Rückzug andererseits und der schwierigen Gratwanderung, am Leben anderer teilzuhaben ohne sich zu sehr einzumischen. Nach „Die Glücklichen“ und „Eine Liebe, in Gedanken“ hat mich auch der dritte Roman von Kristine Bilkau begeistert und hallt lange nach.
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Ein ruhiges und spannendes Werk über menschliche Zwischentöne
Mir hat Kristine Bilkaus Roman richtig gut gefallen. Mit seinem ruhigen Ton erfüllt er genau das, was ich an norddeutschen Romanen so gern mag. Außerdem liebt die Autorin ihre Figuren spürbar und hat ein …
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Ein ruhiges und spannendes Werk über menschliche Zwischentöne
Mir hat Kristine Bilkaus Roman richtig gut gefallen. Mit seinem ruhigen Ton erfüllt er genau das, was ich an norddeutschen Romanen so gern mag. Außerdem liebt die Autorin ihre Figuren spürbar und hat ein unglaubliches Talent für die Feinheiten menschlichen Lebens sowie menschlicher Beziehungen.
Ich würde wahrscheinlich empfehlen, das Buch nach Möglichkeit lieber zu lesen statt zu hören, da ich die wechselnde Erzählperspektive im Hörbuch nicht so gut umgesetzt fand. Hier wäre es sinnvoll, jedes neue Kapitel, in dem eine andere Figur erzählt, klar abzugrenzen. So bin ich leider ganz schön oft durcheinandergekommen.
Der Roman basiert auf den mysteriösen Umständen rund um ein verlassenes Haus, deren Spannung bis zum Ende nicht ganz aufgelöst wird. Ich persönlich fand das okay, denn das ist gar nicht der Punkt des Romans. Vielmehr geht es um verschiedene Herausforderungen menschlicher Existenz. Bilkau schafft es, die Komplexität des Lebens gut und einfühlsam abzubilden und schreibt dabei sehr unaufgeregt. So geht es zum Beispiel um [TW!] unfreiwillige Kinderlosigkeit, Fehlgeburt und die darauf folgende Isolation in unserer Gesellschaft. Es geht um Partner*innenschaften in sich verändernden Lebenslagen, andeutungsweise auch um häusliche Gewalt und einen möglichen Umgang mit entsprechenden Vermutungen.
Überhaupt steht Isolation immer wieder im Mittelpunkt der Handlung. Ganz zentral thematisiert die Autorin so auch den Verfall eines kleinen Ortes und wie infolgedessen viele Menschen, insbesondere junge und ältere, in die häusliche Isolation getrieben werden. Besonders positiv fiel mir Bilkau außerdem in ihrem Respekt jungen Menschen gegenüber auf. Gerade auch deren Räume müssen nämlich oft weichen, weil sie keinen Profit abwerfen, obwohl sie so immens wichtig sind.
Der Roman hat mich schnell für sich eingenommen, weil er es schafft, die Isolierung vieler Menschen abzubilden und sie doch gleichzeitig auch miteinander in eine zarte Verbindung zu bringen, da sich ihre Wege in dem kleinen Ort kreuzen. Er hat mich wieder einmal daran erinnert, dass alle Personen um mich herum ihre eigenen Herausforderungen mit sich tragen. Ein Buch, das ich nur empfehlen kann und bestimmt auch noch einmal lesen würde, weil es emotional lange in mir nachwirkt.
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Gebundenes Buch
Verhalten erzählter, ruhiger Roman
Kristine Bilkau dritter Roman hat es auf die Short-List des Deutschen Buchpreises 2022 geschafft. Für mich ein wenig überraschend, da der Roman so betont ruhig und unspektakulär ist.
Der Roman überträgt wenig Handlung dafür …
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Verhalten erzählter, ruhiger Roman
Kristine Bilkau dritter Roman hat es auf die Short-List des Deutschen Buchpreises 2022 geschafft. Für mich ein wenig überraschend, da der Roman so betont ruhig und unspektakulär ist.
Der Roman überträgt wenig Handlung dafür Stimmungen und zeigt einen Zustand.
Es gibt 2 Protagonistinnen, Julia und Astrid, beide sind sensible Frauen und realistisch wirkende Figuren, sie sind aber auch irgendwie verschlossen. Beide ihre Handkungen werden nebeneinander erzählt, sie begegnen sich kaum.
Die 30jährige Julia ist erst vor kurzen aus der Stadt aufs Land gezogen und hat einen starken Kinderwunsch, der sich bisher nicht erfüllt.
Astrid ist die Dorfärztin, 60, eine starke Frau, aber plötzlich wird sie anonym bedroht.
Die Situation ist eigentlich spannend, aber es bleibt doch verhalten.
Ein ruhiges Buch, bei dem ich lange Zeit ratlos war, was ich damit nun anfangen soll.
Dennoch ist das Buch gut geschrieben und es ist kein schwaches Buch, dazu gibt es zu viele gelungene Passagen.
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Gebundenes Buch
Nebenan erzählt die Geschichte eines kleinen Ortes am Nord-Ostsee-Kanal. Nachbarn, die sich schon längst voneinander entfernt haben, oder einander gar nicht erst näher kommen wollten. Geheimnisse und komische Geschehnisse, die Menschen verbinden. Dazu eine verschwundene Familie und …
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Nebenan erzählt die Geschichte eines kleinen Ortes am Nord-Ostsee-Kanal. Nachbarn, die sich schon längst voneinander entfernt haben, oder einander gar nicht erst näher kommen wollten. Geheimnisse und komische Geschehnisse, die Menschen verbinden. Dazu eine verschwundene Familie und ein rätselhafter Junge nachts in ihrem Garten. Es geht um den Wunsch nach mehr, das Bedürfnis nach Nähe. Und gleichzeitig um Angst, die die Menschen voneinander entfernt.
Gute Voraussetzungen, viel Potential. Und dann tröpfelt Nebenan vor sich hin, bis zu einem Ende, das keins ist.
Julia ist Ende 30 und wünscht sich nichts sehnlicher, als ein leibliches Kind. Die Versuche mit ihrem Freund Chris bleiben erfolglos.
Leider muss ich sagen, dass ich mir ihr sehr wenig anfangen konnte. Das Thema Kinderwunsch ist sehr präsent, ich möchte hier auch direkt eine Triggerwarnung aussprechen. Natürlich habe ich Mitgefühl mit allen, denen es ähnlich geht und es ist wichtig, dass immer mehr darüber gesprochen wird. Ich muss aber auch sagen, dass das einfach nicht mein Thema ist und ich mit solchen Geschichten weniger anfangen kann. Hätte ich gewusst, wie viel Raum das Thema hier einnimmt, hätte ich mich nicht dafür entschieden, es zu lesen.
Astrid hat mich da viel mehr interessiert. Die 60-Jährige führt seit Jahrzehnten eine Praxis und kümmert sich regelmäßig um ihrer Tante. Seitdem ihr Mann in Rente gegangen ist, auch immer mehr um ihn. Sie bekommt Drohbriefe, die sie nicht zuordnen kann und vermisst ihre beste Freundin und Nachbarin.
Die erste Hälfte hat mir unheimlich gut gefallen. Verschiedene Themen werden aufgegriffen, es geht um den Klimawandel, um sterbende Kleinstädte und eine Gemeinschaft, die es schon lange nicht mehr gibt. Besonders die Atmosphäre hat mich begeistert. Bücher, die an kleinen Orten spielen, haben bei mir eh immer gute Chancen.
“Es sind die Kleinigkeiten, es sind eigentlich fast immer die Kleinigkeiten, an denen das Traurige sich festmacht, denkt sie. Achtlosigkeit zwischen Erwachsenen ist keine Straftat. Achtlosigkeit, dafür gibt es auf einem Totenschein kein Kästchen zum Ankreuzen.”
Ich mochte, wie langsam hier etwas entsteht. Wie leicht ich durch die Seiten geflogen bin und wie viel zwischen den Zeilen liegt. Leider hat sich nach der Hälfte dann die Langeweile dazugesellt. Irgendwie hat die Geschichte mich verloren und wurde immer belangloser für mich.
Das Buch erzählt alles ein bisschen und nichts so richtig. Dabei verliert es sich in Details, die wohl ein Gefühl einfangen sollen, mich aber einfach nicht erreichen. Ich habe mich irgendwann eher gelangweilt und war nicht traurig, als es zu Ende war.
Auch wenn ich mit dem Ende alles andere als zufrieden war. Es ist offen und beantwortet zu wenig. Viele lose Enden, die, wie auch die Charaktere hier, einfach nicht zusammenkommen. Ich blieb deprimiert und mit Fragen zurück.
“Alternative, früher, in den siebziger und achtziger Jahren war das ein Wort, das für sie mit guten Dingen, mit neuen Ideen verbunden war. Frauenrechte, Anti-Atomkraft, Demonstrationen gegen das Waldsterben, die Gründung des Jugendzentrums in der Altstadt mit seinen Konzepten. Ja, früher.
Dehnbar und umdrehbar scheint dieses Wort geworden zu sein. “
Nebenan hat mich auf unterschiedlichen Ebenen bewegt und dann immer mehr enttäuscht. Es hat einige Fans und wird auch noch viele andere Leute begeistern. Wer sehr ruhige, atmosphärische Geschichten mag und sich nicht daran stört, wenn sie manchmal auch ein bisschen auf der Stelle treten und ein offenes Ende haben, könnte gefallen an Nebenan finden. Für mich war es leider absolut nichts.
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Gebundenes Buch
Ein Ort irgendwo am Nord-Ostsee-Kanal, zweigeteilt an beiden Ufern, verbunden über eine Fähre. Die Kreisstadt in der Nähe, dazwischen die Natur, unberührt könnte man meinen, und dennoch von der Zivilisation verschmutzt. Das Alte scheint brüchig, das Neue zögert, …
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Ein Ort irgendwo am Nord-Ostsee-Kanal, zweigeteilt an beiden Ufern, verbunden über eine Fähre. Die Kreisstadt in der Nähe, dazwischen die Natur, unberührt könnte man meinen, und dennoch von der Zivilisation verschmutzt. Das Alte scheint brüchig, das Neue zögert, wie so oft. Familien ziehen zu, andere gehen, Häuser werden verkauft, andere abgerissen. Mitten in diesem Trott leben Julia und Astrid. Julia, 40, und Chris sind hinzugezogen, nisten sich ein. Astrid, 60, ist Ärztin und denkt darüber nach, allmählich ihre Praxis abzugeben. Eine verloren geglaubte Freundschaft zu einer Nachbarin, welche wegzog und unvermutet wieder auftaucht, bekümmert Astrid. Und dann ist da noch Elsa, die eigensinnige aber liebenswerte Tante von Astrid.
Ein leerstehendes Haus – eine Familie, welche ohne Abschied gegangen ist, beschäftigt vor allem Julia. Was hat es mit dem mysteriösen Kind auf sich, welches dort eine kryptische Botschaft hinterlassen hat? Die Unwissenheit nagt an ihr ein wenig, und weit mehr noch ihre eigene Zukunft. Julia verzehrt sich in ihrem Wunsch nach einem Kind, versucht alles, sogar eine künstliche Befruchtung. Sie hat ein Keramikatelier eröffnet, zögert aber, als sie das Angebot erhält, mit Teenagern zu töpfern.
Julia und Astrid kennen einander kaum, nur vom Sehen, ihre Wege mögen sich kreuzen. Und so verschieden ihre Leben sind, es verbindet sie der Wunsch nach Beständigkeit, nach einem geborgenen Platz im Leben. Sie teilen ihre Sorgen, Nöte, Ängste und auch Freuden, ohne einander näher zu kennen.
Die Autorin zeichnet hier sehr einfühlsame Portraits der handelnden Frauen, und was es in dieser Gesellschaft bedeutet, Frau und Mutter zu sein. Über Generationen gelebte Verhaltensmuster und Verpflichtungen bröckeln auf, gleichsam wie alte Gebäude marode werden und ersetzt werden. Einsichten, dass das Leben möglicherweise mehr zu bieten hat als stumme Erwartungen und das Leben von Rollen, tauchen auf, unspektakulär und latent.
Es ist ein sehr sanfter, aber tiefgreifender Roman, und ich gebe hier mehr als gerne eine Leseempfehlung.
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Gebundenes Buch
Klug, leise, lesenswert
„Sie dreht sich um, betrachtet den Garten und fühlt sich auf einmal wieder beobachtet. Doch niemand ist zu sehen, das ist nur ihr schlechtes Gewissen, weil sie sich hier an dieser Türe zu schaffen macht.“ (Zitat Seite 119)
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Klug, leise, lesenswert
„Sie dreht sich um, betrachtet den Garten und fühlt sich auf einmal wieder beobachtet. Doch niemand ist zu sehen, das ist nur ihr schlechtes Gewissen, weil sie sich hier an dieser Türe zu schaffen macht.“ (Zitat Seite 119)
Inhalt
Viele haben das Dorf am Nord-Ostsee-Kanal längst verlassen, auch die fünf Kilometer entfernte Kreisstadt zeigt zahlreiche Leerstände. Doch Julia fühlt sich sofort zu der Stadt mit ihren leeren Lokalen und Hinterhöfen hingezogen. Im Vorjahr hatten ihr Freund Chris und sie das alte Backsteinhaus in dem Dorf entdeckt, hergerichtet und sind aus der Großstadt hierhergezogen. Vor drei Monaten hat Julia ihren Keramikladen in der Kreisstadt eröffnet. Eines Tages kauft dort Astrid dort eine blaue Schale, für Marli, ihre Jugendfreundin. Astrid ist Ärztin, sie hofft, innerhalb dieses Jahres die Nachfolge für ihre Praxis lösen zu können, ihr Mann Andreas ist schon im Ruhestand. Astrids Tante Elsa, Mitte Achtzig, wohnt im Dorf im Haus neben Julia und so ist auch Astrid oft im Dorf. Anfang Januar fällt es Julia auf, dass sie die Familie Winter, die mit drei Kindern im Haus gegenüber wohnt, schon längere Zeit nicht mehr gesehen hat, sind sie noch nicht aus den Ferien zurück oder einfach ausgezogen? Astrid will einen Brief für Mona Winter abgeben, auch sie wundert sich. Doch außer Julia, Astrid, Elsa und einem Kind, das Julia im Garten des Hauses trifft, scheint sich niemand Gedanken über die verschwundene Familie zu machen.
Thema und Genre
In diesem Roman geht es um das Leben in ländlichen Gegenden und vor allem um Dinge, die fehlen, verschwundene Nachbarn, fehlende Nachfolger, ein unerfüllter Kinderwunsch, Lücken in der eigenen Familiengeschichte, Alltagsprobleme, Konflikte und die Suche nach Antworten.
Charaktere
Julia mit ihrer Sehnsucht nach einem eigenen Kind, Astrid mit ihrem Wunsch nach einer Nachfolge für ihre Praxis und Elsa, die dabei ist, die Dinge ihres Lebens zu ordnen: es sind diese drei unterschiedlichen Frauen mit ihren Wünschen und Sorgen, die im Zentrum dieser Geschichte stehen.
Handlung und Schreibstil
Die Handlung beginnt im Winter, zu Beginn eines neuen Jahres und endet im Sommer. Sie wird ergänzt durch Erinnerungen und Gespräche, die Ereignisse aus der Vergangenheit erzählen. Abwechselnd steht entweder Julia oder Astrid im Mittelpunkt eines Kapitels. Zunächst begegnen sie einander, ohne sich zu kennen, Astrid kauft eine Schale, die Julia angefertigt hat, ohne zu wissen, dass Julia auch die Nachbarin von Elsa ist. Diese und weitere Begegnungen im Dorf und in der Kreisstadt verbindet die Autorin gekonnt zu einer gemeinsamen Geschichte, der Geschichte der Menschen, die schon immer hier gelebt haben und jener, die neu zugezogen sind. Die Sprache erzählt einfühlsam, lässt den Figuren Raum, ist nicht bemüht, auf jede Frage auch eine Antwort zu finden. Großartig sind die Schilderungen des Umfeldes, der Landschaft am Kanal, der das Dorf in einen Nord- und Südteil trennt, der alten Häuser und teilweise verwilderten Gärten, der Kreisstadt, der unterschiedlichen Stimmungen der Natur.
Fazit
Eine leise, einfühlsam und lebendig erzählte Geschichte über das Leben, über Lücken, Wünsche, Abschiede und Neubeginn. Ein Roman über den Alltag und die Themen unserer Gegenwart, der den Mut hat, Fragen für die eigenen Gedanken der Lesenden offen zu lassen, statt einfach Lösungen zu präsentieren, und dennoch positiv bleibt.
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Gebundenes Buch
Es gelingt Bilkau meines Erachtens ausgezeichnet, die verschiedenen Handlungsstränge und Geschichten so in der Schwebe zu halten, dass man immer weiterliest, um zu erfahren, worauf das Ganze hinausläuft. Wiederholt taucht die Frage auf, wie weit es zulässig ist, in das Leben anderer …
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Es gelingt Bilkau meines Erachtens ausgezeichnet, die verschiedenen Handlungsstränge und Geschichten so in der Schwebe zu halten, dass man immer weiterliest, um zu erfahren, worauf das Ganze hinausläuft. Wiederholt taucht die Frage auf, wie weit es zulässig ist, in das Leben anderer einzudringen und ihnen nachzuspüren mit dem Wunsch zu helfen. Als die Ärztin Astrid versucht, dem Verschwinden der Familie im Dorf auf den Grund zu gehen, gerät ihr eigenes Leben ins Wanken.
Dieses Buch ist sehr ungewöhnlich und schöpft seine Kraft aus Zwischentönen. Umso erstaunlicher und erfreulicher erscheint es mir, dass es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022 gelangte, auf der viel Trendiges und Lautes zu finden war. Auch Frau Bilkau selbst trat bei der Vorstellung ihres Buches in Frankfurt viel zurückhaltender auf als einige der anderen Autoren und bewies erfreulicherweise, dass es ihr um Literatur und nicht Effekt geht. Allein deshalb lohnt es sich, diese norddeutsche Geschichte zu lesen.
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Gebundenes Buch
Der Roman "Nebenan" der Autorin Kristina Bilkau lebt in seiner Gänze von den den nicht geschriebenen Worten und den Emotionen die zwischen den Zeilen liegen.
Die Protagonistinnen sind auf den ersten Blick Julia, die mit ihrem Mann von derGroßstadt in eine Kleinstadt am …
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Der Roman "Nebenan" der Autorin Kristina Bilkau lebt in seiner Gänze von den den nicht geschriebenen Worten und den Emotionen die zwischen den Zeilen liegen.
Die Protagonistinnen sind auf den ersten Blick Julia, die mit ihrem Mann von derGroßstadt in eine Kleinstadt am Nord-Ostsee-Kanal gezogen ist um der Großstadt zu entkommen und ein Naturverbundenderes Leben zu führen. Auf der anderen Seite die Ärztin Astrid, die 30 Jahre ihre Praxis in der Kleinstadt führt und sich von ihrer eigenen Verantwortung gegenüber ihrer Tante Ella fast auffressen lässt. Dadurch bekomt auch Ella, eine Frau in den achtzigern eine feste Rolle in der Geschichte. Sie weiß, sie wird nicht mehr so lange auf dieser Welt sein und räumt in ihrem Leben auf.
In dem Buch werden viele Themen behandelt, die dazu auch noch hochaktuell sind. EInfluss von Influencern, Umweltschutz, Leben in den Großstädten die sich rapide verändern und nicht zu vergessen, die Träume, Nöte und Sorgen der drei Protagonistinnen. Im Verlauf der Handlung bekommt die Geschichte fast schon Thriller Elemente, die allerdings nicht die nötige Spannung aufweisen.
Ein Buch welches langsam und ruhig daher kommt und doch sehr viele Facetten und Wahrheiten beinhaltet. Dies alles gekoppelt mit einem angenehmen Schreibstil war es eine Freude es zu lesen.
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Gebundenes Buch
Nebenan oder nebenher?
Kristine Bilkau ist ein großartiges Portrait zweier durchschnittlicher Frauen gelungen. Der Roman ist ganz gegenwärtig und durch die Normalität der oberflächlichen Betrachtung, erscheint es uns als ob wir die eine oder die andere schon getroffen …
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Nebenan oder nebenher?
Kristine Bilkau ist ein großartiges Portrait zweier durchschnittlicher Frauen gelungen. Der Roman ist ganz gegenwärtig und durch die Normalität der oberflächlichen Betrachtung, erscheint es uns als ob wir die eine oder die andere schon getroffen hätten. Wir arbeiten uns in beiden Figuren voran, tauchen ab und lernen peu á peu was in ihnen vorgeht.
Da ist Astrid, Anfang 60, Landärztin und tief verwurzelt in diesem kleinen Nest am Nordostseekanal. Eine glückliche Ehe mit 3 Kindern, sie steht mit beiden Beinen fest im Leben, resolut und anpackend. Aber mit der Zeit merken wir Leser:innen, dass sich da doch was tut im Inneren, wenn viele verschwinden aus dem Ort, die eigenen Kinder sich nicht mehr melden. Ihre Sorgen keimen auf.
Die andere Protagonistin ist Julia, 38 Jahre alt. Erst kürzlich in den Ort gezogen mit ihrem Partner Chris und mit einem Kinderwunsch, der sich bisher nicht erfüllen ließ. Beide gehören in die achtsame Welt der Umweltretter und wollen ihren Teil dazu beitragen, dass die Welt für die nächsten Generationen ein besserer Ort wird. Sie eröffnet einen Keramikladen im Nachbarort, aber wäre doch gerne mit ihren Sehnsüchten alleine.
Es ist bereits der dritte Roman der Hamburgerin Kristine Bilkau und Schreiben gelingt ihr! Es liest sich wunderbar leicht und hat trotzdem diese Tiefen. Es gibt nicht nur das eine Thema, hier werden Fragen aufgeworfen, hier wird gedacht und die Charaktere reiben sich (meist an sich selbst).
Ich habe den Roman als ausloten von Grenzen empfunden, wann wird kümmern zu einmischen? Wann ist es in einem kleinen Ort aufeinander achten und wann ist es schon Voyeurismus? Vor allem auch das Hinterfragen von Plänen, die für das eigenen Leben gemacht werden, stand im Mittelpunkt des Textes. Hält man strickt an ihnen fest oder sollte man die Zügel auch mal lockern um wieder atmen zu können? Und zu guter Letzt war natürlich ein Kernelement der Strukturwandel auf dem Land in den kleineren Ortschaften spürbar und wirft auch Fragen des gesellschaftlichen Miteinander auf.
Fazit: Vielschichtig, kontrastreiche Lektüre - Absolut lesenswert!
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