Nicht ganz so starker zweiter Fall für das ungleiche Ermittler-Duo Vinston und Esping
Der riesige Antiquitäten-Markt, bei dem vom typischem Flohmarkt Trödel bis hin zu hochpreisigen Antiquitäten alles angeboten wird, zieht Jahr für Jahr Händler aus aller Welt an. Da Peter Vinston noch Zeit mit
seiner Tochter Amanda verbringen will, die auf dem Markt Eis verkauft, weil sie in einer Eisdiele…mehrNicht ganz so starker zweiter Fall für das ungleiche Ermittler-Duo Vinston und Esping
Der riesige Antiquitäten-Markt, bei dem vom typischem Flohmarkt Trödel bis hin zu hochpreisigen Antiquitäten alles angeboten wird, zieht Jahr für Jahr Händler aus aller Welt an. Da Peter Vinston noch Zeit mit seiner Tochter Amanda verbringen will, die auf dem Markt Eis verkauft, weil sie in einer Eisdiele jobbt, begleitet er seine Ex-Frau Christina und deren neuen Mann Poppe Löwenhjelm dorthin. Nach einem kurzen, sintflutartigen Regenguss, vor dem alle ihre erworbenen oder zu verkaufenden Schätze in Sicherheit zu bringen suchen, indem dieser Schauer jeden gleichermaßen unerwartet trifft, dringen Schreie mitten in das sich wieder ordnende Chaos. Nalle Persson, der als Miteigentümer von Rasks Gebrauchtmöbelhandel sein Geschäft rund um Haushaltsauflösungen rücksichtslos betrieben hat, atmet nicht mehr.
“In Schweden stirbt es sich am schönsten” ist nach “Der Tod macht Urlaub in Schweden” der zweite, in Österlen angesiedelte Fall für das ungleiche Ermittler-Duo Peter Vinston und Tove Esping. Nachdem die beiden im Vorgänger erst mühsam ihre Differenzen überwinden und gegenseitige Vorurteile abbauen mussten, um sich zusammenzuraufen, hat mich dann schon irritiert, dass sie zu Beginn dieses Krimis quasi wieder beim gleichen Punkt wie im Vorgänger starten. Denn Tove will auf die Unterstützung des erfahrenen Ermittlers Vinston verzichten und diesen Mordfall allein lösen, obwohl sie zuvor gemeinsam den rätselhaften Tod der Promi-Maklerin Jessie Anderson erfolgreich aufgeklärt haben.
Bereits im Prolog lebt die lokale Folklore auf, indem von de la Motte und Nilsson die sich um die Namensgebung rankende Sage des Flusses Trollelier, in dessen Nähe der Antiquitäten-Markt stattfindet, wiedergegeben wird. Die Geschichte ist ein Drama um Liebe und Eifersucht, bei dem Riesen die Hauptrolle spielen. Auch beschreiben die Autoren die malerische Schönheit des idyllischen Schonen, das sich an strahlenden Sonnentagen bei Vogelgezwitscher und wenn alles blüht, von seiner besten Seite zeigt. So wie im ersten Band der Reihe ist das gute Essen, das Vinston genießt, wiederum von Bedeutung. Die kulinarischen Genüsse reichen dabei von bodenständiger Hausmannskost wie selbstgemachten, zum Mittagessen verzehrten Köttbullar bis hin zum noblen Abendessen, bei dem Rehfilet gespickt mit Knoblauch, Pilzen und Nüssen serviert wird, das von Vogelbeergelee und einem nach Rosen, Trüffeln und Leder duftenden Wein abgerundet wird.
Weil Nalle Persson neben der gefühlskalten Beziehung zu seiner Frau Sussi eine Affäre hatte und Rasks Gebrauchtmöbelhandel derart gnadenlos betrieben hat, dass er allein am Tag seiner Ermordung zunächst über den Kauf einer wertvollen Schale chinesischen Porzellans mit China-Gert Zillen aneinander geraten ist, dann Streit mit Mats Lindeman, seinem Stand Nachbarn auf dem Markt, hatte, um im Anschluss daran von einer etwa vierzigjährigen, kurzhaarigen Frau als Dieb beschimpft zu werden, mangelt es Vinston und Esping nicht an Verdächtigen. Auch hat Nalle nicht vor dubiosen Geschäften mit zwielichtigen Gestalten zurückgeschreckt, indem ihm jedes Mittel zum Geldverdienen recht gewesen ist. Dass Vinston und Esping einer Vielzahl unterschiedlicher Spuren nachzugehen und verschiedene Verdächtige zu befragen hatten, hat die Schilderung von deren Ermittlungsarbeit für mich kurzweilig ausfallen lassen.
“In Schweden stirbt es sich am schönsten” habe ich als nicht so gelungen wie dessen Vorgänger empfunden, weil dieser Krimi weniger originell ausgefallen ist und es nicht geschafft hat eigene Akzente zu setzen, wenn das Erfolgsrezept von “Der Tod macht Urlaub in Schweden” kaum variiert worden ist. Das zieht sich durch diesen Roman durch und beginnt bei Schloss Gärsnäs, das dieses Mal für die Aufzeichnung einer bekannten Fernsehshow anstelle der bombastischen Geburtstagsfeier als Event Location dient, führt über nebenher einfließende Gespräche, die von einer geteilten Leidenschaft fürs Reiten samt des Besitzes eines kostspieligen Pferdes handeln, und Vinstons Leibspeise bis hin zum Finale, das an sich spektakulär wäre, wenn es denn von seinem grundlegenden Aufbau her nicht derart stark an das des ersten Bandes der Reihe erinnern würde. De la Motte und Nilsson hätten dem Krimi mehr Eigenständigkeit verleihen können, indem die Sichtweisen von Vinstons erweiterter Familie darin integriert worden wären. Das schließt für mich die Perspektive seiner Ex-Frau Christina, von deren gemeinsamer Tochter Amanda und insbesondere von Christinas neuem Mann Poppe mit ein. Poppe, der eingeführt als ruhiger, entspannter Charakter die zwischen Peter und Christina herrschenden Spannungen auszugleichen vermochte, kommt in diesem Buch aber eine Rolle zu, bei der er mehr Ecken und Kanten zu zeigen hätte. Abgesehen von einem kurzen Abschnitt, in dem aus seiner Sicht die Teilnahme an einer Auktion geschildert wurde, ist er dabei jedoch ziemlich blass geblieben.