Marco Balzano
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Sie lassen die eigene Familie zurück, um sich um fremde Menschen zu kümmern - die Frauen aus Osteuropa. Daniela ist eine von ihnen. Sie arbeitet in Mailand, rund um die Uhr, ist zuverlässig und liebevoll als Pflegerin und als Kinderfrau. Doch je mehr sie fremden Familien hilft, desto heftiger vermisst sie die eigenen Kinder. Als ihrem heranwachsenden Sohn etwas zustößt, muss sie eine Entscheidung treffen.
Marco Balzano, geboren 1978 in Mailand, ist zurzeit einer der erfolgreichsten italienischen Autoren. Er schreibt, seit er denken kann: Gedichte und Essays, Erzählungen und Romane. Mit seinem Roman ¿Das Leben wartet nicht¿ gewann er den Premio Campiello. Mit ¿Ich bleibe hier¿ war er nominiert für den Premio Strega, in Italien und im deutschsprachigen Raum war das Buch ein großer Bestseller. Er lebt mit seiner Familie in Mailand.
Produktdetails
- detebe
- Verlag: Diogenes
- Originaltitel: Quando tornerò
- Artikelnr. des Verlages: 562/24699
- Seitenzahl: 312
- Erscheinungstermin: 24. Januar 2024
- Deutsch
- Abmessung: 183mm x 114mm x 20mm
- Gewicht: 264g
- ISBN-13: 9783257246995
- ISBN-10: 3257246994
- Artikelnr.: 67729741
Herstellerkennzeichnung
Diogenes Verlag AG
Reinhard-Mohn-Straße 100
33333 Gütersloh
vertrieb@diogenes.ch
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensent Christoph Schröder erkennt das Potenzial in Marco Balzanos Roman über rumänische Arbeitsmigranten in Italien. Allein der Umsetzung fehlt es laut Schröder an Gedankentiefe und Figurenprägnanz. Die Protagonistin, die Mann und Kinder in Rumänien verlässt, um als Pflegekraft in Italien zu arbeiten, bleibt dem Rezensenten fern. Das Ansinnen des Autors, beim Leser das Bewusstsein zu wecken für das Problem illegaler Arbeitsmigration gelingt laut Schröder nur partiell, etwa in den Schilderungen des von Rassismus und Abhängigkeiten geprägten Arbeitsalltags der Figur, einer Form modernen Sklaventums. "Floskelhafte Lebensweisheiten" und Klischees belasten den Text, findet er.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Rezensent Christoph Schröder erkennt das Potenzial in Marco Balzanos Roman über rumänische Arbeitsmigranten in Italien. Allein der Umsetzung fehlt es laut Schröder an Gedankentiefe und Figurenprägnanz. Die Protagonistin, die Mann und Kinder in Rumänien verlässt, um als Pflegekraft in Italien zu arbeiten, bleibt dem Rezensenten fern. Das Ansinnen des Autors, beim Leser das Bewusstsein zu wecken für das Problem illegaler Arbeitsmigration gelingt laut Schröder nur partiell, etwa in den Schilderungen des von Rassismus und Abhängigkeiten geprägten Arbeitsalltags der Figur, einer Form modernen Sklaventums. "Floskelhafte Lebensweisheiten" und Klischees belasten den Text, findet er.
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Traurig aber Wahr
Rumänien, Iași
In dem ländlichen, kleinen Dorf Rădeni lebt eine vierköpfige Familie in sehr ärmlichen Verhältnissen. Der Vater Filip ist seit Jahren arbeitslos, die Mutter Daniela, gelernte Bürokauffrau, ist es ebenfalls und wenn sie …
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Traurig aber Wahr
Rumänien, Iași
In dem ländlichen, kleinen Dorf Rădeni lebt eine vierköpfige Familie in sehr ärmlichen Verhältnissen. Der Vater Filip ist seit Jahren arbeitslos, die Mutter Daniela, gelernte Bürokauffrau, ist es ebenfalls und wenn sie überhaupt Arbeitslosengeld kriegen, versuchen die mit diesem wenigen Einkommen die Familie über dem Wasser zuhalten. Als die Kinder klein waren, ging es noch einigermaßen, doch mittlerweile ist die Tochter Angelica fertig mit dem Gymnasium und möchte studieren und der Sohn Manuel soll zum Gymnasium gehen. Um ihre Kinder bessere Zukunft und Existenz zu ermöglichen, verlässt die Mitte vierzig-jährige Daniela ohne Abschied, mitten in der Nacht ihre Familie und fährt nach Italien, um in Mailand als Pflegekraft zu arbeiten. Doch manchmal kommt alles anders als geplant...
Nicht nur in Italien, sondern auch in Deutschland kennt jeder die Situation: Pflegekräfte, Saisonarbeiter, Billiglöhner aus Armenländern, die meistens Schwarz und unter Mindestlohn sehr hart arbeiten. Väter, Mütter... die keine andere Möglichkeiten haben um ihre Kinder zu ernähren. Menschen, die ihre Familien verlassen, bis zur Erschöpfung Jobs erledigen und nicht mal angemessen bezahlt werden, während die Kinder und die älteren Familienmitglieder in der Heimat alleine zurechtkommen müssen. Eine von den hunderten Müttern ist auch Daniela.
Mit leisen Tönen, klar, nüchtern, dennoch sehr eindringlich und sympathisch erzählt der italienische Autor über den heutigen Gesellschaftsspalt innerhalb von der EU. Ein Yin und Yang Kreis, eine Win-win-Situation von total gegensätzlichen Schichten, die ohne den anderen nicht Funktionen schienen. Denn wo Daniela Zeit hat und dringend Geld braucht, haben die Reichen zwar Geld, aber keine Zeit für Pflege oder Betreuung für die Älteren und Kindern. Doch diese Art von „Arrangement“ hat auch Schattenseiten. Zwar kommen hier hauptsächlich Daniela und ihre Kinder ans Wort, doch wer zwischen den Zeilen liest, merkt es schnell, auch für die anderen Beteiligten alles nicht so einfach ist.
Marco Balzano hat diese Thematik grandios umgesetzt und er hat diese Frauen und die Betroffenen ehrlichen Stimmen gegeben, die mich zutiefst berührt und nachdenklich zugelassen haben.
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Brandaktuell, emphatisch, unaufgeregt
Wieder hat der italienische Autor Marco Balzano ein aktuelles sozialpolitisches Thema aufgegriffen und zu einem packenden, menschlich berührenden Roman verarbeitet.
Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass in Westeuropa die Versorgung der alten …
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Brandaktuell, emphatisch, unaufgeregt
Wieder hat der italienische Autor Marco Balzano ein aktuelles sozialpolitisches Thema aufgegriffen und zu einem packenden, menschlich berührenden Roman verarbeitet.
Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass in Westeuropa die Versorgung der alten Bevölkerung zusammenbräche, wenn nicht Menschen, vorwiegend Frauen aus osteuropäischen Staaten diese Aufgaben in einer rechtlichen Grauzone übernehmen würden.
Die weitreichenden persönlichen Konsequenzen jedoch führt der Autor dem Leser deutlich vor Augen, wenn er in der kunstvollen und unmittelbar nachvollziehbaren Komposition des Romans das Geschehen aus drei verschiedenen Perspektiven beleuchtet.
Naturgemäß ist der erste Abschnitt aus dem Blickwinkel des pubertierenden Sohnes der emotional aufwühlendste: lebensnah, dass ein Jugendlicher am wenigsten in der Lage ist, die Herausforderungen der neuen Lebenssituation zu bewältigen.
Im Zentrum des Romans steht die Figur der Mutter, in deren Leben sich vielfältige Frustrationen vermischen: die entbehrungsreiche und unbefriedigende Existenz in der Heimat, das verkümmerte Dasein in der Fremde und die elementare Erschütterung angesichts der Situation nach ihrer Rückkehr.
Den Abschluss bildet die mentale Befindlichkeit der älteren Tochter, der allzu viel Verantwortung aufgebürdet, ein Teil ihrer Jugend geraubt wurde.
Der Ausblick des Romanendes in Hinblick auf ihre Entwicklungsmöglichkeiten öffnet dem Leser höchst ambivalente Alternativen: wartet auf diese Tochter die Chance eines positiven Neuanfangs, oder geht sie womöglich in die Falle, das Dilemma der Mutter nur zu variieren?
Großartig Balzanos Leisung, den Kontrast zwischen Ost und West atmosphärisch dicht zum Leben zu erwecken, hinsichtlich der gänzlich unterschiedlichen Schauplätze, der Gewohnheiten, Daseinsentwürfe, Wertvorstellungen.
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Ein gutes Leben für die eigenen Kinder, das wünschen sich alle Eltern. Manche bringen dafür sehr große Opfer – nur lohnt sich das? Die Rumänin Daniela ist vom einen auf den anderen Tag verschwunden. Hinterlassen hat sie ihrem pubertierenden Sohn, der etwas …
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Ein gutes Leben für die eigenen Kinder, das wünschen sich alle Eltern. Manche bringen dafür sehr große Opfer – nur lohnt sich das? Die Rumänin Daniela ist vom einen auf den anderen Tag verschwunden. Hinterlassen hat sie ihrem pubertierenden Sohn, der etwas älteren Tochter und dem Mann einen Brief. Sie wird nun in Italien, genauer Mailand als Pflegekraft arbeiten und Geld nach Hause schicken, um den Kindern ein bestmögliche Ausbildung zu finanzieren. Was macht das mit einer Familie?
Ob in der Stadt oder auf dem Land, wer kennt nicht mindestens eine osteuropäische Pflegerin, die in dem Haushalt eines alten und/oder kranken Menschens wohnt und diesen pflegt? Es ist heute fast schon normal und die wenigsten werden sich fragen, was die Abwesenheit der Mutter, Ehefrau, etc., die nun in einem wohlhabenden Land als Pflegerin arbeitet, für die jeweilige Familie bedeutet. Dass es für die Frau ein massiver Einschnitt ist oder zumindest sein kann, dass wird ja häufig vor Ort sichtbar – zumindest, wenn man nicht die Augen vor ihren Problemen verschließt. Genau in den Fokus genommen hat der Autor dieses Phänomen mit seiner fiktiven Geschichte, die jedoch auf Schilderungen von Frauen und Familien basiert, die genau das erlebt haben – die Zerreißung der Familie, der Einsturz eines Fundamentes, welches doch mit allen Mitteln erhalten bleiben und mit Geld noch optimiert werden sollte.
Dieses Buch hat mich sehr berührt und extrem nachdenklich gemacht. Die Thematik ist sehr aktuell und brisant, ich kann mir aber auch nicht vorstellen, wie es ohne dieses „System“ funktionieren sollte. Ja, es erfordert viele Opfer, aber was, wenn die Frauen nicht die Möglichkeit haben in der häuslichen Pflege in Deutschland, Italien oder so unterzukommen? Geld benötigen sie auch so und was dann? Dass der Pflegenotstand sich in D und Co durch beispielsweise ein Verbot diese Arbeiterinnen zu engagieren noch verschärfen würde, ist logisch – eine schwierige Geschichte und ich bin froh dieses Buch gelesen zu haben, denn auch wenn es fiktiv ist, so basiert es auf Tatsachen und vor diesen sollten wir die Augen auf keinen Fall verschließen. Davon abgesehen, stellt sich auch die Frage: Was ist wirklich wichtig im Leben? Die perfekte Ausbildung? Geld?
Der Schreibstil ist rund, die gewählten Erzählperspektiven sehr gut gewählt, um ein ehrliches, offenes Bild von der Familie zu erhalten. Emotionale Ungleichgewichte werden sehr deutlich, aber beispielsweise auch die Probleme, die die fehlende Mutter in der Familie verursachen kann. Die Charaktere als solche sind nicht so richtig greifbar, aber das finde ich hier weniger schlimm – im Gegenteil, ich habe so noch ein bisschen mehr das Gefühl, dass jede Familie den Platz der drei Erzähler einnehmen könnte, auch die Frau, die nur wenige Häuser weiter ihre Arbeit tut…
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Die im Dunkeln sieht man nicht
Eine Mutter verlässt ihre Familie und es fällt ihr so schwer, dass sie sich nicht mal verabschiedet. So beginnt Marc Balzanos neuester Roman; eine tragische und doch leichtgängig erzählte Geschichte, die mich nicht mehr losgelassen hat. Danielas …
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Die im Dunkeln sieht man nicht
Eine Mutter verlässt ihre Familie und es fällt ihr so schwer, dass sie sich nicht mal verabschiedet. So beginnt Marc Balzanos neuester Roman; eine tragische und doch leichtgängig erzählte Geschichte, die mich nicht mehr losgelassen hat. Danielas Kinder und Mann bleiben nicht lange im Unklaren: Die Rumänin hat einen Zettel hinterlassen und meldet sich auch schon bald – aus Mailand, wo sich Daniela nun um einen Pflegebedürftigen kümmert. Win-win, könnte man meinen – sie verdient Geld, mit dem sie ihren Kindern im rumänischen Heimatdorf eine gute Ausbildung finanziert sowie den Ausbau des Eigenheims, während der alte Mann dank ihr in seiner gewohnten Umgebung bleiben kann. Aber es ist ebenfalls Lose-lose: Daniela hat nie zuvor als Pflegerin gearbeitet und auch keine Neigung zu dem Beruf. Sie ist ein anständiger Mensch und kümmert sich fast rund um die Uhr so gut um den Patienten, wie es ihr – auch psychisch – möglich ist. Ideal ist die Situation jedoch für keinen von beiden.
Doch zunächst geht es in „Wenn ich wiederkomme“ weniger um Daniela und mehr um die Familie, die sie zurücklässt: ihren arbeitslosen Mann, ihre im Nachbarhaus wohnenden Eltern und ihre Kinder, die fast erwachsene Tochter Angelica und den zwölfjährigen Manuel. Letzterer scheint unter der Abwesenheit der Mutter am meisten zu leiden, ihre täglichen Anrufe sind kein Ersatz und halten die gegenseitige Entfremdung kaum auf. Seine schulischen Leistungen lassen nach, er zieht sich zurück. Und dann passiert etwas.
Marc Balzano skizziert ein Modell, das in vielen europäischen Ländern gelebt wird: Die osteuropäische Pflegekraft, die als 24-Stunden-Inhouse-Hilfe im Westen ihr Geld verdient – mehr Geld, als es ihr in ihrer Heimat möglich wäre (und natürlich weniger, als eine Einheimische oder ein Einheimischer bekommen würde). Doch der Autor widmet sich auch dem in der Regel unbeachteten Thema, das dahintersteht: Wie geht es eigentlich denen, die zurückbleiben? Und denen, die irgendwann zurückkehren? In „Wenn ich wiederkomme“ habe ich zum ersten Mal von der Italienkrankheit gelesen. Danielas Auslandsjahre gehen an keinem Familienmitglied spurlos vorbei; aufzuholen sind sie erst recht nicht. Hat sich ihr Opfer gelohnt?
Eine große Stärke dieses sehr gelungenen Romans ist, dass er keine einfachen Lösungen serviert, Haupt- und Nebenfiguren nicht in gut und böse einteilt und auch sonst nicht urteilt. Balzano bietet einen Einblick in verschiedene Schicksale und sensibilisiert für eine Thematik, über die gerne hinweggeschaut wird. Ein Roman über die fast Unsichtbaren, die in der Pflege vielerorts unersetzlich geworden sind – und über die Lücken, die sie woanders hinterlassen.
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Gebundenes Buch
Daniela lebt in der rumänischen Provinz mit ihren Kindern Manuel und Angelica ein bescheidenes Leben. Als sie ihren Job verliert und auch ihr nahezu unsichtbarer Ehemann finanziell nichts beiträgt, entscheidet sie sich, nach Italien zu gehen, um dort als Altenpflegerin zu arbeiten - ohne …
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Daniela lebt in der rumänischen Provinz mit ihren Kindern Manuel und Angelica ein bescheidenes Leben. Als sie ihren Job verliert und auch ihr nahezu unsichtbarer Ehemann finanziell nichts beiträgt, entscheidet sie sich, nach Italien zu gehen, um dort als Altenpflegerin zu arbeiten - ohne ihre Familie darüber vorher zu informieren. Wie geht es den verlassenen Kindern nach Danielas Weggang? Was bedeutet das neue Leben für die Mutter selbst? Darüber schreibt Marco Balzano in seinem berührenden Familienroman "Wenn ich wiederkomme".
Die Besonderheit dieses Romans ist nicht die Dreistimmigkeit, die Balzano gewählt hat, um Manuel, Daniela und Angelica Gehör zu verschaffen. Die Wahl unterschiedlicher Perspektiven ist heutzutage ja fast schon gängige Praxis, auch wenn es Balzano ungewöhnlich gut gelingt, diese Stimmen auch tatsächlich unterschiedlich klingen zu lassen. Seine Kunst ist eindeutig die Figurenkonstruktion und der Umgang mit diesen.
Daniela, Manuel und Angelica sind Figuren, die es den Leser:innen nicht leicht machen. Verbohrt, fast schon verbissen, beharren sie auf ihren Perspektiven, gestehen sich selten Fehler ein, obwohl sie zahlreiche begehen und verurteilen die jeweils anderen für ihr Verhalten. Und dennoch gelingt es Marco Balzano fast spielend leicht, dass man mit den Dreien fühlt, sich in sie hineinversetzen kann und ihnen nahezu alles verzeiht. Dafür sorgt nicht nur der einnehmende Schreibstil, sondern auch das Verständnis selbst, das Balzano seinen Charakteren empathisch entgegenbringt.
Das Buch liest sich schnell, verzichtet nahezu vollständig auf literarische Spielereien, setzt auf viele Dialoge und weiß dennoch zu überzeugen. Am besten hat mir dabei der Mittelteil aus Danielas Perspektive gefallen. Hier nähert man sich der Figur schrittweise an, nach und nach erkennt auch sie selbst ihre Fehler. Balzano wechselt dazu manchmal in die ungewohnte "Du"-Perspektive, mit der sich Daniela direkt an ihren Sohn richtet und erzeugt eine noch höhere Identifikation bei den Leser:innen, die sich dadurch auch selbst angesprochen fühlen.
Ein weiteres Plus des Romans ist das Anliegen Balzanos, den osteuropäischen Frauen eine Stimme zu geben, die ihre Heimat und die eigene Familie verlassen, um sich um Fremde zu kümmern. Auch dies gelingt ihm sehr gut, denn "Wenn ich wiederkomme" berührt nicht nur, sondern regt auch zum Nachdenken und zum Diskutieren an.
Nicht ganz umschifft er dabei sämtliche Klischeeklippen: der demenzkranke Mann, der mal voller Wut auf Daniela reagiert, mit dem sie aber auch durchaus warme und zärtliche Momente verbringt; die vernachlässigten Anwaltskinder, die Daniela allein durch ihre geschenkte Aufmerksamkeit auf den richtigen Weg bringt; der gutaussehende Arzt, mit dem sie eine Affäre eingeht - hier passiert wenig Überraschendes, und man könnte ein wenig genervt sein, wenn man nicht schon lange diese warmen Gefühle für die Figuren hegte.
Gerade durch den letzten Perspektivwechsel hin zu Angelica nimmt Balzano dem Roman zudem ein wenig Intensität. Tatsächlich fühlte ich mich Daniela und Manuel mittlerweile nämlich so nahe, dass ich lieber erfahren hätte, wie es mit ihnen weitergeht, als eine dritte Perspektive kennenzulernen, die zudem nicht viel Neues zur Romanhandlung beitragen konnte. Kleinere Kritikpunkte eines aber ansonsten überzeugenden Romans.
"Ich war nicht fähig, die Sehnsucht hinter deiner Wut zu begreifen. Weißt du was? Bevor ich wegfuhr, wusste ich gar nicht, was das ist: Sehnsucht", erklärt Daniela ihrem Sohn in der wohl bewegendsten Stelle des gesamten Romans. Es ist ein Gewinn, dass Marco Balzano die Sehnsüchte dieser Menschen aufzeigt: schonungslos, bewegend und mit viel Herz.
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Eine andere Sichtweise auf die Pflegekräfte aus Osteuropa
Marco Balzano schildert in drei Abschnitten aus drei Perspektiven die Ereignisse, wodurch die Gefühle und Gedanken von Daniela, Manuel und Angelica gut dargestellt werden. Dabei wird die Belastung der Familie sehr deutlich. Die …
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Eine andere Sichtweise auf die Pflegekräfte aus Osteuropa
Marco Balzano schildert in drei Abschnitten aus drei Perspektiven die Ereignisse, wodurch die Gefühle und Gedanken von Daniela, Manuel und Angelica gut dargestellt werden. Dabei wird die Belastung der Familie sehr deutlich. Die Kinder kommen sich im Stich gelassen vor und Daniela muss schwer arbeiten. Ein schönes Leben hat keiner von ihnen. Die Lücke, die Daniela bei ihrer Familie hinterlässt, ist einfach zu groß. Daniela arbeitet hart und gerät an ihre physischen und psychischen Grenzen.
Mit seinem Buch macht der Autor aber nicht nur auf die Situation der osteuropäischen Pflegekräfte aufmerksam, sondern auch auf die Missstände in unserer Gesellschaft, die davon profitiert. Ohne Frauen wie Daniela wäre es in vielen Familien nicht möglich, dass beide Elternteile arbeiten gehen können ,während ihre Kinder oder die eigenen Eltern gut versorgt sind.
Mit seinem Nachwort rundet Marco Balzano seinen Roman gelungen ab. Es wird deutlich, dass Daniela und ihre Familie stellvertretend für viele Familien steht und welche Missstände in unserer Gesellschaft vorliegen. Wer beschäftigt sich schon mit den Menschen / Familien, die hinter den Pflegekräften stehen, die aus Osteuropa zu uns kommen, um unser System zu unterstützen ?
Mich hat das Buch sehr berührt und es wird mich gedanklich auch noch eine Weile beschäftigen.
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Absolute Leseempfehlung!
Was tut man, wenn man von der eigenen Mutter und schließlich noch vom Vater vollkommen allein zurückgelassen wird und von nun auf sich allein gestellt ist? Und was wiederum veranlasst eine Mutter die eigene Familie zurückzulassen?
Mit genau diesen Themen …
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Absolute Leseempfehlung!
Was tut man, wenn man von der eigenen Mutter und schließlich noch vom Vater vollkommen allein zurückgelassen wird und von nun auf sich allein gestellt ist? Und was wiederum veranlasst eine Mutter die eigene Familie zurückzulassen?
Mit genau diesen Themen beschäftigt sich "Wenn ich wiederkomme", das neue Buch von Marco Balzano.
Vor einiger Zeit habe ich von dem Autor schon das Buch "Das Leben wartet nicht" gelesen und habe dieses auch nach etwa der Hälfte abgebrochen. Doch ich wollte dem Autor eine weitere Chance geben und ich muss sagen "Gott sei Dank!".
Dieses Buch hat mich trotz, oder eben wegen der wenigen Erwartungen, dermaßen umgehauen und bewegt.
Marco Balzano schreibt sehr feinfühlig und es ist ein Buch, so wie es sein soll. Als Leser taucht man direkt in die Geschichte hinein und kommt nur schwer wieder heraus.
Dabei begegnen einem ganz unterschiedliche Emotionen, wie Hass, Trauer, Freude, Schmerz und Melancholie.
Es ist die Geschichte, die heutzutage immer noch viele Familien betrifft. Nicht hier in Deutschland, sondern in den europäischen Ländern, die nicht das Glück haben, so in Wohlstand zu leben wie wir.
Es ist ein Roman und zugleich eine Geschichte, die wirklich bewegt, einen nicht so schnell loslässt und man gerne wieder lesen will.
Eine ausdrückliche Buchempfehlung an alle, die einen sehr guten Roman lesen wollen, der auch nachdenklich stimmt und wunderschön geschrieben ist, um sich darin zu verlieren.
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Gebundenes Buch
Klappentext:
„Sie lassen die eigene Familie zurück, um sich um fremde Menschen zu kümmern – die Frauen aus Osteuropa. Daniela ist eine von ihnen. Sie arbeitet in Mailand, rund um die Uhr, ist zuverlässig und liebevoll als Pflegerin und als Kinderfrau. Doch je mehr sie …
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Klappentext:
„Sie lassen die eigene Familie zurück, um sich um fremde Menschen zu kümmern – die Frauen aus Osteuropa. Daniela ist eine von ihnen. Sie arbeitet in Mailand, rund um die Uhr, ist zuverlässig und liebevoll als Pflegerin und als Kinderfrau. Doch je mehr sie fremden Familien hilft, desto heftiger vermisst sie die eigenen Kinder. Als ihrem heranwachsenden Sohn etwas zustößt, muss sie eine Entscheidung treffen.“
Ich muss gestehen, ich bin Marco Balzano’s Worten immer schon verfallen und so auch hier. In seiner aktuellen Geschichte greift er ein Thema auf, das so einige Menschen gern als Tabu- oder Grauzone bezeichnen würden, ich hingegen nenne sie „Menschen die helfen müssen, weil sie finanziell nicht anders können“. Die Geschichte hier rund um Daniela, die ihre Familie wegen der Arbeit verlässt, in ein anderes, fremdes Land mit fremden Kulturen geht um Geld zu verdienen, als Pflegerin, Kinderfrau arbeitet. Für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit das wir „Osteuropäer“ als Pflegekräfte anheuern, aber steckt doch hinter jedem dieser Menschen auch eine Geschichte und eine Seele die auch Leid erfährt, obwohl sie sich selbst tagtäglich um Leid kümmert, es versucht, dieses Leid ein wenig lebenswerter zu machen…..Marco Balzano hat hier mit seiner klaren und heftigen Sprache den Kern der Thematik getroffen. Er schreibt unverfroren ehrlich, gefühlvoll und äußerst emotional über Protagonistin Daniela, dass man komplett mit ihr mitfühlt und ja, auch leidet. Man kann als Leser die eine Seite der Medaille verstehen aber auch die andere, die, die gern vergessen und verdrängt wird….Dürfen wir uns einen Menschen für Geld „kaufen“, nur um das er uns bedingungslos hilft und dabei seine eigene Welt hinten anstellt oder gar verdrängen soll? Sie merken schon, diese Geschichte hier wirft nicht nur viele ethische Fragen auf, sondern hat auch sehr sehr viel Gesprächspotential und vor allem, spricht die Geschichte ein großes gesellschaftskritisches Thema an. Balzanos Wortspiel ist dabei nie wertend sondern mahnend und genau da liegt der feine Unterschied. Der aufmerksame Leser wird hier sogar noch mehr entdecken und bekommt, wie immer eigentlich bei Balzano, ein echtes Schmuckstück und Lesehighlight in der Literaturwelt! 5 von 5 Sterne!
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Gebundenes Buch
Es sind die besondern Themen, aber auch die Erzählweise des Autors, die einen die Figuren seiner Romane so nahe bringt, dass man in ihre Haut schlüpfen und mitfühlen kann. Gerade die authentischen Hintergründe machen auch diesen Roman wieder zu einer sehr bewegenden …
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Es sind die besondern Themen, aber auch die Erzählweise des Autors, die einen die Figuren seiner Romane so nahe bringt, dass man in ihre Haut schlüpfen und mitfühlen kann. Gerade die authentischen Hintergründe machen auch diesen Roman wieder zu einer sehr bewegenden Geschichte.
Daniela ist eine von vielen rumänischen Müttern, die, weil sie in ihrem Heimatland zu wenig verdienen und die Familie ernähren müssen, sich auf den Weg nach Italien macht, um dort als Pflegekraft in einem Privathaushalt zu arbeiten. Sie kümmert sich Tag und Nacht, 7 Tage die Woche. Das Geld, das sie verdient, schickt sie nach Hause zu ihrem Ehemann, damit die Kinder Angelica und Manuel auf besehere Schulen gehen können. Doch auch Filip, ihr Mann, macht sich aus dem Staub und so muss die ältere Tochter früh die Verantwortung für ihren Bruder übernehmen. Was bleibt von einer Familie, wie empfinden sie, was denken sie, was bedeutet diese Trennung für jeden einzelnen und kann man jemals wieder zusammenfinden? Was bedeutet es auch für Daniela alleine im Ausland unter solchen Bedingungen zu arbeiten? Als nach jahrelanger (nur durch kurze Besuche unterbrochene) Abwesenheit Manuel etwas zustößt, kehrt Daniela zurück. Als Leser können wir in ihre Gedanken und ihre Erlebnisse eintauchen, genau wie vorher in Manuels Sichtweise und abschließend in Angelicas Gefühle.
Balzano schafft es, dass man in jede einzelne der drei Figuren schlüpfen kann, in die der Mutter und es Sohnes etwas mehr, aber gerade die Sicht aus der einzelnen Familienmitgliedern schafft dieses besonders bedrückende Bild. Wir sehen hier im Westen die Pflegekräfte, die aus dem Osten angeheuert werden, damit sie eine 1-1 Pflege möglich machen. Viele Menschen sind darauf angewiesen, weil die familäre Unterstützung nicht mehr klappt, nicht möglich ist, aus allen möglichen Gründen. Aber wie viele der angheuerten Kräfte haben aus ihrer Not heraus so gehandelt, dass sie nicht nur hier arbeiten, sondern ihre Familie, ihre Kinder, ihre Liebsten (zeitweise) zurück lassen müssen. Was heißt das für alle Beteiligten ? Marco Balzano hat wieder einmal seinen Finger auf eine Wunde gelegt, die oft - zu oft- einfach nur abgedeckt wird. Es ist eine ruhige Geschichte, eine, die sich erst nach und nach in all ihren Facetten zeigt, die eine Weile braucht, bis man versteht, aber dann umso mehr.
Mein Fazit:
Eine sehr aufwühlende und nachdenklich stimmende Geschichte, die einen noch lange beschäftigt.
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Gebundenes Buch
Auf der ganzen Welt verlassen Frauen ihre Familien um Geld zu verdienen, damit ihre Kinder eine bessere Zukunft haben sollen. Doch um welchen Preis? Von einer dieser Frauen und ihrer Familie handelt Marco Bolzanos neues Buch, und es macht deutlich, welche Bürde auf solchen Familien …
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Auf der ganzen Welt verlassen Frauen ihre Familien um Geld zu verdienen, damit ihre Kinder eine bessere Zukunft haben sollen. Doch um welchen Preis? Von einer dieser Frauen und ihrer Familie handelt Marco Bolzanos neues Buch, und es macht deutlich, welche Bürde auf solchen Familien lastet.
Daniela aus einem kleinen Dorf in Rumänien verschwindet ohne jemandem Bescheid zu sagen buchstäblich bei Nacht und Nebel nach Italien, um sich dort wie viele ihrer Landsfrauen eine Arbeit als Pflegerin zu suchen, damit sie ihren Kindern ein Studium finanzieren kann. Nur einen Brief hinterlässt sie für den zwölfjährigen Manuel und die 20jährige Angelica und so versuchen sie sowie ihr Vater und die Großeltern, ihr Leben so gut wie möglich weiterzuleben.
Erzählt wird aus den Perspektiven Danielas sowie der Kinder, und so unterschiedlich diese auch sein mögen, ist schnell klar, dass alle sehr unter der Situation zu leiden haben. Als der mittlerweile 16jährige Manuel einen schrecklichen Unfall erleidet, ist Daniela sofort an seiner Seite, voller Schuldgefühle und schlechtem Gewissen, das durch die Distanz zu ihrer nunmehr 24jährigen Tochter noch verstärkt wird.
Marco Bolzano macht mit den unterschiedlichen Sichtweisen deutlich, welche Probleme durch die Entscheidung Danielas entstanden sind und was diese Arbeit in der Ferne für Alle bedeutet. Manuel, mit 12 Jahren noch ein Kind, fehlt die ihn unterstützende und liebende Mutter am meisten; als sein Großvater stirbt, der einzig verbliebene Vertraute, bricht ihm sein letzter Halt weg. Daniela hingegen, die in der Fremde in einer Art modernem Sklaventum lebt und daran fast zugrunde geht, erwartet dafür zumindest in gewisser Weise eine Form der Dankbarkeit, die ihr jedoch verwehrt wird. Zu stark ist das Gefühl der Kinder, verraten worden zu sein; zu groß der Abstand geworden in den Zeiten zwischen ihren jährlichen Besuchen; zu erdrückend das Schweigen über die Dinge, die gesagt werden müssten. Und Angelica findet sich mit 20 Jahren ungefragt in der Rolle einer Erziehungsberechtigten wieder, in der sie sich nicht sieht, die sie aber dennoch versucht auszufüllen; einer Rolle, der sich der Vater verweigert und stattdessen davor flüchtet.
Es ist ein belastendes weil realistisches Szenario, das hier dargestellt wird; insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass dieser Exodus von Frauen, die ihre Familien hinter sich lassen, um ihnen eine bessere Zukunft zu bieten, noch immer alltäglich ist und vermutlich so bald kein Ende finden wird. Nicht nur in Italien – überall auf der Welt, auch bei uns.
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