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Die vierzehnjährige Franka muss von Berlin nach Waldburgen ziehen, in ein Elbdorf mitten in Sachsen- Anhalt. Sie ist der "Neuzugang" im Haus Eulenruh, einem Wohnprojekt für sieben Kinder und Jugendliche. Doch irgendetwas stimmt nicht in dem Ort. Wieso schweigen die Erwachsenen so beharrlich, wenn man sie auf das verlassene Dorf Unland, diese Ruinenlandschaft am Waldrand, anspricht? Als plötzlich ein Junge aus dem Haus Eulenruh verdächtigt wird, einen Diebstahl begangen zu haben, gründet Franka eine Bande. Während die "Eulen" versuchen herauszufinden, wer hinter der Verleumdung steckt, stoßen sie auf ein viel größeres und unheimlicheres Geheimnis.…mehr

Produktbeschreibung
Die vierzehnjährige Franka muss von Berlin nach Waldburgen ziehen, in ein Elbdorf mitten in Sachsen- Anhalt. Sie ist der "Neuzugang" im Haus Eulenruh, einem Wohnprojekt für sieben Kinder und Jugendliche. Doch irgendetwas stimmt nicht in dem Ort. Wieso schweigen die Erwachsenen so beharrlich, wenn man sie auf das verlassene Dorf Unland, diese Ruinenlandschaft am Waldrand, anspricht? Als plötzlich ein Junge aus dem Haus Eulenruh verdächtigt wird, einen Diebstahl begangen zu haben, gründet Franka eine Bande. Während die "Eulen" versuchen herauszufinden, wer hinter der Verleumdung steckt, stoßen sie auf ein viel größeres und unheimlicheres Geheimnis.
Autorenporträt
Antje Wagner, 1974 in Lutherstadt Wittenberg geboren, schreibt Romane für Erwachsene und Jugendliche und lebt in Hildesheim und Potsdam. Sie wurde u.a. mit dem ver.di Literaturpreis, dem Feuergriffel und dem Lesekompass der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" nahm sie 2012 in den Kanon der 20 besten deutschsprachigen AutorInnen unter 40 Jahre auf.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.10.2009

Hinterhalt
Antje Wagners ungewöhnlicher Jugendroman „Unland”
Ein Mädchen, vierzehn Jahre alt, in einem Bus auf einer staubigen Straße Ostdeutschlands – der Roman Unland beginnt ganz klassisch. Franka aus Berlin ist auf dem Weg in eine betreute Wohngemeinschaft für Heimkinder: Haus Eulenruh liegt im tiefsten Sachsen-Anhalt, eine Busreise von Wittenberg entfernt, am Rande des Dorfes Waldburgen. Man mag sie sofort, diese Franka, kurzhaarig, flachbrüstig und unerschrocken, kein typisches Mädchen. Weshalb ihr Wohngenosse Ricardo, der sie von der Bushaltestelle abholen soll, sie kurzerhand stehen lässt. Franka fragt sich durch bis Haus Eulenruh, trifft dort auf eine bunte Clique. Auf Ricardo eben, den dauerfluchenden 18-Jährigen, auf den bleichen Matthias, der den ganzen Tag in seinem Kellerraum mit dem Computerspiel Future World verbringt, auf die 15-jährigen eineiigen Zwillinge Ann und Lizzie, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und auf die scheuen Geschwister Axel und Denise, die nie lachen. Die liebevoll-lockere Aufsicht – so stellt man sich Heimeltern gerne vor – führen der sanftmütige, verständnisvolle Andreas und die exzentrische Vera.
Nach ein paar Tagen schon fallen Franka Ungereimtheiten auf. Was hat es mit den merkwürdigen Stromausfällen auf sich? Warum gibt es am Waldrand ein altes, abgebranntes Dorf namens Unland, das eingezäunt ist? Weshalb sammelt der unsympathische, stets rasenmähende Elektromeister Siemann Lebensmittel, die er nachts in Kühlboxen nach Unland schafft? Und wer hat den Feldstecher in den Garten von Haus Eulenruh gelegt, mit dem Franka die sonderbaren Ereignisse beobachten kann? All das ist reichlich merkwürdig. Ganz und gar nicht merkwürdig geht es in Frankas neuer Klasse zu. Dort gibt der Angeber Tommy den Ton an. Die jungenhafte Franka, die weiß, wie ein Motor funktioniert, ist ihm gleich suspekt, bald lockt er sie mit seinen Freunden in einen Hinterhalt.
Zum Glück gibt es andere starke Mädchen in der Klasse, zum Glück gibt es die respektierte Lehrerin Frau Eider, die die rüpelhaften Jungs in ihre Schranken verweist. Gekonnt versetzt Autorin Antje Wagner sich in die Psyche der Pubertierenden, die Dialoge sind realistisch und witzig.
Wagner schildert auch eindrucksvoll die psychologischen Verwicklungen, die sich durch die Traumata der Kinder von Haus Eulenruh ergeben. Der Vater von Lizzie und Ann sitzt wegen Mordes im Knast, ihre Mutter ist tot. Die Geschwister Denise und Axel sind von ihren Eltern gequält worden, sie schreien laut, wenn sich ihnen jemand von hinten nähert. Auch Matthias wurde von seinen Eltern mit Zigaretten und heißen Herdplatten misshandelt. Frankas Trauma ist ihr kleiner Bruder, den sie nicht beschützen konnte, als die Mutter ihn umbrachte.
Diese Erzählstränge verweben sich zu einem dichten, spannenden, äußerst realistisch erzählten Jugendroman mit starken Charakteren. Der Schluss soll hier nicht verraten werden. Nur so viel, dass Unland leider mit einem zwar originellen, doch fiktiven und in sich nicht stimmigen Fantasyplot endet. So entsteht ein logischer Bruch, schade eigentlich. (ab 12 Jahre) JEANNE RUBNER
ANTJE WAGNER. Unland. Berlin Verlag 2009. 380 Seiten, 16,90 Euro.
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