Versandkostenfrei!
Sofort lieferbar
Statt: 19,90 €**
**Preis der gebundenen Originalausgabe, Ausstattung einfacher als verglichene Ausgabe.
Weitere Ausgaben:
PAYBACK Punkte
0 °P sammeln!
**Preis der gebundenen Originalausgabe, Ausstattung einfacher als verglichene Ausgabe.
»Ein zutiefst menschliches Buch über einen zutiefst menschlichen Mann.« Elke Heidenreich in 'Focus Spezial'
John Williams erzählt das Leben eines Mannes, der, als Farmer geboren, schließlich seine Leidenschaft für Literatur entdeckt und Professor wird - es ist die Geschichte eines genügsamen Lebens, das wenig Spuren hinterließ, aber auch die Geschichte eines wahrhaftigen Lebens.
John Williams erzählt das Leben eines Mannes, der, als Farmer geboren, schließlich seine Leidenschaft für Literatur entdeckt und Professor wird - es ist die Geschichte eines genügsamen Lebens, das wenig Spuren hinterließ, aber auch die Geschichte eines wahrhaftigen Lebens.
John Edward Williams (1922 -1994) wuchs im Nordosten von Texas auf. Er besuchte das örtliche College und arbeitete dann als Journalist. 1942 meldete er sich widerstrebend, jedoch als Freiwilliger zu den United States Army Air Forces und schrieb in der Zeit seines Einsatzes in Burma seinen ersten Roman. Nach dem Krieg ging er nach Denver, 1950 Masterabschluss des Studiums Englische Literatur. Er erhielt zunächst einen Lehrauftrag an der Universität Missouri. 1954 kehrte er zurück an die Universität Denver, wo er bis zu seiner Emeritierung Creative Writing und Englische Literatur lehrte. Williams war vier Mal verheiratet und Vater von drei Kindern. Er verfasste fünf Romane (der letzte blieb unvollendet) und Poesie. John Williams wurde zu Lebzeiten zwar gelesen, erlangte aber keine Berühmtheit. Dank seiner Wiederentdeckung durch Edwin Frank, der 1999 die legendäre Reihe ¿New York Book Review Classics¿ begründete, zählt er heute weltweit zu den Ikonen der klassischen amerikanischen Moderne.

©The University of Denver
Produktdetails
- dtv Taschenbücher 25417
- Verlag: DTV
- Originaltitel: Stoner
- 3. Aufl.
- Seitenzahl: 414
- Erscheinungstermin: 18. Juni 2021
- Deutsch
- Abmessung: 188mm x 133mm x 27mm
- Gewicht: 330g
- ISBN-13: 9783423254175
- ISBN-10: 3423254173
- Artikelnr.: 58002123
Herstellerkennzeichnung
dtv Verlagsgesellschaft
Tumblingerstraße 21
80337 München
produktsicherheit@dtv.de
© BÜCHERmagazin, Martin Maria Schwarz (mms)
Selten war ich am Ende eines Buches so dankbar, Zeit mit der Figur, von der es handelt, verbracht haben zu dürfen. Matthias Brand, Schauspieler Die Welt 20191228
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Im 1965 publizierten Roman des amerikanischen Literaturwissenschafters und Schriftstellers John Williams regiert das Karge und das Nüchterne, berichtet die Rezensentin Angela Schader. Williams' Protagonist William Stoner bestreitet eine dürftige akademische Karriere an der Universität von Missouri in Columbia, nachdem er der elterlichen Farm entkommen ist, fasst die Rezensentin zusammen. Dazu ist er unglücklich verheirat, zuhause führt er einen Kleinkrieg mit seiner Frau Edith, der noch "der Permafrost gutbürgerlicher Sitten" anhaftet, erklärt die Rezensentin. Die einzige Tochter ist Alkoholikerin und leidet nicht minder unter ihrem eigenen Eheleben. Lichteinfälle in dieses düstere Szenario gibt es nur selten, verrät Schader, das Buch glänzt durch seine Sprache, nicht durch Gefälligkeit, findet sie. Dass es das auch im Deutschen tut, ist dem versierten Bernhard Robben zu verdanken, lobt die Rezensentin und bedankt sich beim Verlag für die treffliche Wahl.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Er war kein Kämpfer, aber ein Sieger
Warum wird dieses Buch erst jetzt berühmt? Mit "Stoner" hat John Williams 1965 einen Klassiker geschrieben, der jetzt auch auf Deutsch zu entdecken ist.
Eine "amerikanische Offenbarung" nannte eine französische Zeitung John Williams' "Stoner". Der Roman war bereits 1965 erschienen; doch erst 2006 mit der Neuausgabe in der legendären Reihe "New York Review Book Classics" fand er weltweit Beachtung. C. P. Snow, der Autor von "Die zwei Kulturen", begann seine Eloge in der "Financial Times" mit dem Satz: "Why isn't this book famous?" Eine der möglichen Antworten wäre, weil die Hauptfigur, der zurückhaltende Literaturprofessor William Stoner, nicht hineinpasste in die literarische
Warum wird dieses Buch erst jetzt berühmt? Mit "Stoner" hat John Williams 1965 einen Klassiker geschrieben, der jetzt auch auf Deutsch zu entdecken ist.
Eine "amerikanische Offenbarung" nannte eine französische Zeitung John Williams' "Stoner". Der Roman war bereits 1965 erschienen; doch erst 2006 mit der Neuausgabe in der legendären Reihe "New York Review Book Classics" fand er weltweit Beachtung. C. P. Snow, der Autor von "Die zwei Kulturen", begann seine Eloge in der "Financial Times" mit dem Satz: "Why isn't this book famous?" Eine der möglichen Antworten wäre, weil die Hauptfigur, der zurückhaltende Literaturprofessor William Stoner, nicht hineinpasste in die literarische
Mehr anzeigen
Szene der sechziger Jahre. Eine andere, weil dieser Sohn bitterarmer Farmer aus dem Mittelwesten aus der Zeit gefallen ist, geradezu einzigartig in seiner stoischen Ruhe und Schicksalsergebenheit. "Hemingway ohne Lärm", so hat ein Kritiker den Stil von Williams zu beschreiben versucht. Auf jeden Fall hat Williams eine wunderbar klare Sprache, die ohne große Worte auskommt, aber fähig ist, tiefste Empfindungen auszudrücken. Es geht um nichts Geringeres als Liebe und den Sinn und die Würde des Lebens.
John Williams (1922 bis 1994) hat Gedichte und vier Romane geschrieben - einer davon, "Augustus", wurde mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet. "Stoner" ist der erste, der jetzt ins Deutsche übersetzt wurde. Williams ist wie Stoner ein passionierter Hochschullehrer gewesen. Seine Seminare und Schreibkurse waren berühmt, wie auch seine exzessiven Trinkgelage, die seine Gesundheit ruinierten. Mag sein, dass er im Universitätsbetrieb von Denver Intrigen und ähnliche Enttäuschungen erfahren musste wie sein Alter Ego in Columbia.
Den Mikrokosmos Universität, abgehoben vom Alltäglichen, eine Brutstätte von Feindschaften, aber auch eine Zuflucht, wo Wissenschaft absolute Hingabe verlangt und dafür tiefe Befriedigung schenken kann - Williams hat ihn minutiös beschrieben. Er fand hier nach den Schrecken des Krieges, die er als Pilot in Indien und Burma erlebte, zu sich selbst. Seinen Stoner lässt er allerdings, anders als dessen beide Freunde, nicht in den Krieg ziehen: "Er bringt es nicht über sich, die Deutschen zu hassen." Wie sein verehrter Lehrer Sloane ist er überzeugt davon, dass der "Krieg in einem Volk etwas tötet, das nie mehr wiederbelebt werden kann ... Der Gelehrte sollte nicht gebeten werden, das zu zerstören, was er sein Leben lang aufzubauen versucht hat."
William Stoner hat in seiner Jugend nichts anderes kennengelernt als die Arbeit auf den kargen Feldern seines Vaters, von der die kleine Familie kaum leben konnte. Und es scheint kein Ende zu nehmen mit der Schinderei: Um ein landwirtschaftliches College besuchen zu könnenen, muss er für Kost und Logis das Vieh seiner Verwandten versorgen, ehe er in seiner ungeheizten Dachkammer lernen kann. Nach zwei Semestern öffnet sich für ihn mit einem Sonett Shakespeares wie ein Wunder die Tür zu den Schätzen von Literatur und Philosophie. Endlich hat er gefunden, was er gesucht hat und was er nun beharrlich ergründen will. Er wechselt seine Studienfächer, und nachdem er sein Examen bestanden hat, erhält er auch einen bescheiden dotierten Lehrauftrag.
Es sind immer wieder die mit größtmöglicher Genauigkeit beschriebenen Bilder und Porträts, die sich einprägen, Szenen wie die beim fast wortlosen Abschied Stoners von seinen Eltern, von denen er sich unter Schmerzen entfremdet hat. Oder seine Erscheinung auf dem Campus: eine hagere, von harter Arbeit früh gebeugte Gestalt in einem abgetragenen dunklen Anzug, ein Außenseiter, der den Betrieb und jede Geselligkeit scheut, seine Pflichten aber gewissenhaft und oft mit ansteckender Begeisterung erfüllt. Ein durch und durch Bescheidener auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten, der nicht zuletzt deshalb Gelassenheit und Würde ausstrahlt.
Dass sein möglicher Aufstieg in eine höhere Gesellschaftsschicht durch die Ehe mit der Tochter eines Bankiers scheitert, ist vorauszusehen. Doch zum ersten Mal liebt er, alles andere ist ihm gleichgültig. Er versucht nur äußerlich, sich den Ansprüchen seiner Frau anzupassen. Nach einem Monat weiß er jedoch, dass er blind gewesen war, überwältigt von Gefühlen, die seine frigide Ehefrau nicht erwidert. Es gibt keinerlei Übereinstimmung zwischen den Eheleuten. Und die verwöhnte, frustrierte, zänkische Frau - sie ist nicht frei von schizoiden Zügen - entwickelt sich zu einem zerstörerischen Monster. Für Stoner beginnt ein intimes, fast lebenslanges Martyrium. Wehrlos nimmt er Demütigungen und Niedertracht hin. Selbst als die einzige Tochter, die er anfangs mit großer Liebe allein versorgt hat, von ihm ferngehalten wird, protestiert er nicht, auch nicht, als ihn seine Frau aus dem Haus drängt. Die Universitätsbibliothek und sein schmales Studierzimmer sind von nun an sein Refugium, in dem er forschen, entdecken und schreiben kann. Die großen Gestalten der Literatur werden ihm vertrauter als seine Familie und seine Kollegen an der Universität, wo nur ein einziger Freund zu ihm hält.
Mit Anfang vierzig fühlt er sich einsam und ausgebrannt. "Vor sich sah er nichts, auf das er sich zu freuen wünschte, und hinter sich nur wenig, woran er sich gern erinnerte." Doch dann wird er unerwartet durch eine neue Liebe von diesem "Gewicht der Verzweiflung" befreit. Als "Akt der Menschwerdung" empfindet er seine Vereinigung mit Katherine. Es gelingt ihm, mit ihr vertraut zu werden voller Hingabe, Zärtlichkeit und Ruhe. Sie sprechen eine gemeinsame Sprache und stimmen auch mit Lust beim gemeinsamen Lernen überein. "Wie alle Liebespaare redeten sie viel über sich selbst, als könnten sie so die Welt besser verstehen, die sie möglich gemacht hatte."
Einmal sprechen sie von ihrem Glück, doch da ahnen sie schon, dass es gefährdet ist durch die bigotte Moral der Universitätsgesellschaft in den sechziger Jahren. Vor der Zerstörung ihrer Existenzgrundlage scheuen sich beide. Selten ist eine Liebesbeziehung so zart und anrührend beschrieben worden. Sie endet lautlos und ohne jede Hoffnung im "Chaos des Möglichen". Stoner gibt Katherine auf wie sie ihn. Ihm bleibt die tröstliche Gewissheit, dass er wenigstens ein einziges Mal vollendetes Glück erfahren hat. Seine Resignation ist frei von Bitterkeit, doch sein Körper reagiert mit schwerer Krankheit. Danach vergräbt er sich mehr und mehr in seinem abgeschotteten Gelehrtendasein.
Gegen Ende seines Lebens findet er zurück zu Frau und Tochter. "Sie hatten sich das Leid vergeben, das sie einander zugefügt hatten, und betrachteten selbstversunken, was aus ihrem gemeinsamen Leben hätte werden können." Kurz vor seinem Tod zieht er ein Fazit. Er bekennt sich zu seinem Scheitern in der Ehe, aber auch zu seiner Wehrlosigkeit als Hochschullehrer gegenüber seinen intriganten Kollegen, die seine Karriere an der Hochschule verhindert hatten. Doch was er getan hat, hat er gern getan. Unfähig zu kämpfen, ist er sich doch selbst treu geblieben. Nein, er ist kein Versager, und das Eingeständnis von Schwäche ist keine Kapitulation, er behält seine Würde: "Mit plötzlicher Kraft fühlte er seine Macht. Er war er selbst, und er wusste, was er gewesen war."
John Williams ist nun als der große Unbekannte der amerikanischen Literatur entdeckt worden, sein "Stoner" gilt als Klassiker der Moderne. An der Qualität des Romans ist nicht zu zweifeln. Es sind gerade die leisen Töne und die tiefe menschliche Weisheit seines scheuen Helden, die ihn so liebenswert machen. Bleibt noch zu loben, dass der Übersetzer Bernhard Robben makellose Arbeit geleistet hat.
MARIA FRISÉ
John Williams: "Stoner". Roman.
Aus dem Amerikanischen von Bernhard Robben. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2013. 351 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
John Williams (1922 bis 1994) hat Gedichte und vier Romane geschrieben - einer davon, "Augustus", wurde mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet. "Stoner" ist der erste, der jetzt ins Deutsche übersetzt wurde. Williams ist wie Stoner ein passionierter Hochschullehrer gewesen. Seine Seminare und Schreibkurse waren berühmt, wie auch seine exzessiven Trinkgelage, die seine Gesundheit ruinierten. Mag sein, dass er im Universitätsbetrieb von Denver Intrigen und ähnliche Enttäuschungen erfahren musste wie sein Alter Ego in Columbia.
Den Mikrokosmos Universität, abgehoben vom Alltäglichen, eine Brutstätte von Feindschaften, aber auch eine Zuflucht, wo Wissenschaft absolute Hingabe verlangt und dafür tiefe Befriedigung schenken kann - Williams hat ihn minutiös beschrieben. Er fand hier nach den Schrecken des Krieges, die er als Pilot in Indien und Burma erlebte, zu sich selbst. Seinen Stoner lässt er allerdings, anders als dessen beide Freunde, nicht in den Krieg ziehen: "Er bringt es nicht über sich, die Deutschen zu hassen." Wie sein verehrter Lehrer Sloane ist er überzeugt davon, dass der "Krieg in einem Volk etwas tötet, das nie mehr wiederbelebt werden kann ... Der Gelehrte sollte nicht gebeten werden, das zu zerstören, was er sein Leben lang aufzubauen versucht hat."
William Stoner hat in seiner Jugend nichts anderes kennengelernt als die Arbeit auf den kargen Feldern seines Vaters, von der die kleine Familie kaum leben konnte. Und es scheint kein Ende zu nehmen mit der Schinderei: Um ein landwirtschaftliches College besuchen zu könnenen, muss er für Kost und Logis das Vieh seiner Verwandten versorgen, ehe er in seiner ungeheizten Dachkammer lernen kann. Nach zwei Semestern öffnet sich für ihn mit einem Sonett Shakespeares wie ein Wunder die Tür zu den Schätzen von Literatur und Philosophie. Endlich hat er gefunden, was er gesucht hat und was er nun beharrlich ergründen will. Er wechselt seine Studienfächer, und nachdem er sein Examen bestanden hat, erhält er auch einen bescheiden dotierten Lehrauftrag.
Es sind immer wieder die mit größtmöglicher Genauigkeit beschriebenen Bilder und Porträts, die sich einprägen, Szenen wie die beim fast wortlosen Abschied Stoners von seinen Eltern, von denen er sich unter Schmerzen entfremdet hat. Oder seine Erscheinung auf dem Campus: eine hagere, von harter Arbeit früh gebeugte Gestalt in einem abgetragenen dunklen Anzug, ein Außenseiter, der den Betrieb und jede Geselligkeit scheut, seine Pflichten aber gewissenhaft und oft mit ansteckender Begeisterung erfüllt. Ein durch und durch Bescheidener auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten, der nicht zuletzt deshalb Gelassenheit und Würde ausstrahlt.
Dass sein möglicher Aufstieg in eine höhere Gesellschaftsschicht durch die Ehe mit der Tochter eines Bankiers scheitert, ist vorauszusehen. Doch zum ersten Mal liebt er, alles andere ist ihm gleichgültig. Er versucht nur äußerlich, sich den Ansprüchen seiner Frau anzupassen. Nach einem Monat weiß er jedoch, dass er blind gewesen war, überwältigt von Gefühlen, die seine frigide Ehefrau nicht erwidert. Es gibt keinerlei Übereinstimmung zwischen den Eheleuten. Und die verwöhnte, frustrierte, zänkische Frau - sie ist nicht frei von schizoiden Zügen - entwickelt sich zu einem zerstörerischen Monster. Für Stoner beginnt ein intimes, fast lebenslanges Martyrium. Wehrlos nimmt er Demütigungen und Niedertracht hin. Selbst als die einzige Tochter, die er anfangs mit großer Liebe allein versorgt hat, von ihm ferngehalten wird, protestiert er nicht, auch nicht, als ihn seine Frau aus dem Haus drängt. Die Universitätsbibliothek und sein schmales Studierzimmer sind von nun an sein Refugium, in dem er forschen, entdecken und schreiben kann. Die großen Gestalten der Literatur werden ihm vertrauter als seine Familie und seine Kollegen an der Universität, wo nur ein einziger Freund zu ihm hält.
Mit Anfang vierzig fühlt er sich einsam und ausgebrannt. "Vor sich sah er nichts, auf das er sich zu freuen wünschte, und hinter sich nur wenig, woran er sich gern erinnerte." Doch dann wird er unerwartet durch eine neue Liebe von diesem "Gewicht der Verzweiflung" befreit. Als "Akt der Menschwerdung" empfindet er seine Vereinigung mit Katherine. Es gelingt ihm, mit ihr vertraut zu werden voller Hingabe, Zärtlichkeit und Ruhe. Sie sprechen eine gemeinsame Sprache und stimmen auch mit Lust beim gemeinsamen Lernen überein. "Wie alle Liebespaare redeten sie viel über sich selbst, als könnten sie so die Welt besser verstehen, die sie möglich gemacht hatte."
Einmal sprechen sie von ihrem Glück, doch da ahnen sie schon, dass es gefährdet ist durch die bigotte Moral der Universitätsgesellschaft in den sechziger Jahren. Vor der Zerstörung ihrer Existenzgrundlage scheuen sich beide. Selten ist eine Liebesbeziehung so zart und anrührend beschrieben worden. Sie endet lautlos und ohne jede Hoffnung im "Chaos des Möglichen". Stoner gibt Katherine auf wie sie ihn. Ihm bleibt die tröstliche Gewissheit, dass er wenigstens ein einziges Mal vollendetes Glück erfahren hat. Seine Resignation ist frei von Bitterkeit, doch sein Körper reagiert mit schwerer Krankheit. Danach vergräbt er sich mehr und mehr in seinem abgeschotteten Gelehrtendasein.
Gegen Ende seines Lebens findet er zurück zu Frau und Tochter. "Sie hatten sich das Leid vergeben, das sie einander zugefügt hatten, und betrachteten selbstversunken, was aus ihrem gemeinsamen Leben hätte werden können." Kurz vor seinem Tod zieht er ein Fazit. Er bekennt sich zu seinem Scheitern in der Ehe, aber auch zu seiner Wehrlosigkeit als Hochschullehrer gegenüber seinen intriganten Kollegen, die seine Karriere an der Hochschule verhindert hatten. Doch was er getan hat, hat er gern getan. Unfähig zu kämpfen, ist er sich doch selbst treu geblieben. Nein, er ist kein Versager, und das Eingeständnis von Schwäche ist keine Kapitulation, er behält seine Würde: "Mit plötzlicher Kraft fühlte er seine Macht. Er war er selbst, und er wusste, was er gewesen war."
John Williams ist nun als der große Unbekannte der amerikanischen Literatur entdeckt worden, sein "Stoner" gilt als Klassiker der Moderne. An der Qualität des Romans ist nicht zu zweifeln. Es sind gerade die leisen Töne und die tiefe menschliche Weisheit seines scheuen Helden, die ihn so liebenswert machen. Bleibt noch zu loben, dass der Übersetzer Bernhard Robben makellose Arbeit geleistet hat.
MARIA FRISÉ
John Williams: "Stoner". Roman.
Aus dem Amerikanischen von Bernhard Robben. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2013. 351 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schließen
»>Stoner<, das könnten wir alle sein.« Main-Echo 14.09.2013 » « Main-Echo 14.09.2013
Gebundenes Buch
John Williams erzählt in „Stoner“ die Lebensgeschichte des namengebenden Protagonisten. Der als Farmersohn geborene William geht zunächst zur Universität, um Agrarwissenschaften zu studieren. Bei einem Pflichtseminar in englischer Literatur entdeckt er aber seine Liebe zur …
Mehr
John Williams erzählt in „Stoner“ die Lebensgeschichte des namengebenden Protagonisten. Der als Farmersohn geborene William geht zunächst zur Universität, um Agrarwissenschaften zu studieren. Bei einem Pflichtseminar in englischer Literatur entdeckt er aber seine Liebe zur Literatur und wendet sich von seiner ursprünglichen Fachrichtung ab. Der Leser begleitet ihn durch alle Höhen und Tiefen, liebt und leidet mit ihm.
„Stoner“ ist einer der besten Romane, die ich in den letzten Wochen und Monaten gelesen habe. Sehr ruhig erzählt der Autor vom Leben, Lieben und Sterben des William Stoner, parallel dazu flicht er, gut zur die Handlung passend, die die erste Hälfte des 20 Jahrhunderts bestimmenden historischen Ereignisse ein. Dadurch erhält der Roman einen sehr guten zeitgeschichtlichen Bezug.
Die Personen, denen man im Roman begegnet sind alle nicht die unbedingten Sympathieträger. Ihre Charaktere sind streitbar, sie haben viele Ecken und Kanten, an den der Leser sich reiben kann. Ihre Handlungen oder auch Reaktionen sind nicht immer nachvollziehbar, manchmal sogar völlig unerwartet. Kurz, sie sind menschlich.
Spannung ist es nicht, das mich als Leser den Roman nicht aus der Hand legen ließ. Diese kam nur stellenweise auf, fehlte mir aber auch nicht. Dafür begeisterte mich jedoch die Erzählstärke des Autors. Ruhig, sensibel und sprachlich einfach nur schön wird dieser nachdenklich stimmende Roman um einen eher unscheinbaren Protagonisten erzählt. Er ist von der ersten Seite an eine wunderbare Liebeserklärung an die Literatur.
Der Protagonist William Stoner hat in seinem Leben weder im Kreis seiner Familie noch in seinem Arbeitsleben tiefe Spuren hinterlassen. Er ist ein Gescheiteter.
Ganz am Ende des Buches und von Stoners Leben, sozusagen als Höhepunkt, fand ich dann wohl eine der eindrucksvollsten und schönsten Sterbeszenen, die mir als Leser bisher begegnete. Sie hat mich unwahrscheinlich berührt. Letzten Endes war sie ein Spiegelbild seines Lebens, er ist so gestorben, wie er auch gelebt hat.
John Willians' „Stoner“ hat sich tief in mein Gedächtnis eingeprägt und wird seinen wohlverdienten Platz im Regal meiner Lieblingsbücher beziehen. Es freut mich sehr, dass dieser Roman doch nicht ganz vergessen wurde.
Weniger
Antworten 17 von 18 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 17 von 18 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Ich danke dtv für dieses Rezensionsexemplar. Es war wunderbar zu lesen und ist ein regelrechtes Literaturmeisterwerk! Ich weise daraufhin, dass eventuell Spoiler enthalten sein könnten.
Worum geht es?
Stoner ist Sohn eines armen Farmers und liebt die Literatur. Er soll es besser haben …
Mehr
Ich danke dtv für dieses Rezensionsexemplar. Es war wunderbar zu lesen und ist ein regelrechtes Literaturmeisterwerk! Ich weise daraufhin, dass eventuell Spoiler enthalten sein könnten.
Worum geht es?
Stoner ist Sohn eines armen Farmers und liebt die Literatur. Er soll es besser haben als seine Eltern und schon kommt er auf die Universität. Er unterbricht sein erstes Studium im Bereich Agrarwissenschaft und geht der Literatur nach. Stoner entdeckt sich selbst. Schon bald lernt er eine seine zukünftige Frau kennen, doch diese ist kalt und emotionslos und so rein gar nichts für Stoner und ein Missgeschickt folgt dem nächsten. Wie wird es mit Stoner weitergehen?
Auszug aus dem Buch Seite 7 und 8
"Der ein oder andere Student, der den Namen William Stoner liest, mag sich fragen, wer er war, doch geht die Neugier selten über müßige Spekulationen hinaus. Stoners Kollegen, die ihn zu seinen Lebzeiten nicht besonders schätzten, erwähnen ihn heutzutage nur noch selten: Den Älteren bedeutet sein Name eine Erinnerung an das Ende, das sie alle erwartet, für die Jüngeren ist er bloß ein Klang, der ihnen weder die Vergangenheit näherbringt noch eine Person, die sich mit ihnen oder ihrer Karriere verbinden ließe."
Meinung:
Da ich selbst Philosophie und Literatur studiere, interessierte mich dieses Buch sehr. Ich hatte somit auch recht hohe Erwartungen an diesen Roman und kann nur sagen, diese wurden ganz und gar erfüllt. Erwähnt sei, dass diese Geschichte und die darin lebenden Personen reine Fiktion ist.
Das Leben des Stoner wurde gleich von Beginn an erzählt. Der Schreibstil war flüssig und einfach und die Kapitel waren nicht zu lang gehalten. So konnte man direkt in die Geschichte eintauchen und sich sein eigenes Bild aus dem Leben des Stoner machen. Leider merkte man schnell, wie Leid einem dieser Charakter eigentlich tun kann, denn er wurde regelrecht vom Pech verfolgt. Doch dadurch, dass er sein Agrarstudium abbrach und sich selbst in der Geisteswissenschaft entdeckte, nahm sein Leben neue Form an. Er lebte förmlich für die Literatur. Sie wurde sein Lebensinhalt und blieb es auch! Das gefiel mir sehr und faszinierte mich. Doch als er sich dann auch der Liebe hingeben wollte, musste er wieder spüren, was es hieß zu leiden.
Ein Buch, was anfangs recht langweilig begann, wurde nach und nach spannend. Es faszinierte mich zu sehen, wie sich Stoner in dieser Geschichte weiterentwickelte und was er erlebte. John Williams schaffte es diesen Charakter so aussagefkräftig auszuschmücken, dass ich ihn mir sehr gut vor meinen Augen vorstellen konnte und mir sehr sympathisch wurde Ich litt mit ihm, ich freute mich mit ihm. Emotionen wurden hier ganz "groß" geschrieben. Das Buch ist voller Tiefgründigkeit.
Das Cover des Buches zeigt vermutlich Stoner auf seinem Lebensweg. Es gefällt mir gut und vorallem besser als das Cover der englischen Originalversion und verrät auch von der Geschichte her nicht zuviel.
Zum Protagonisten hatte ich bereits schon einiges erzählt, doch möchte ich auch Edith aufgreifen. Stoners Frau, in die er sich verliebte. Sie war herzlos, kalt und schon bald war klar, dass die gemeinsame Ehe scheitern würde. Wieder einmal ein "Schlag ins Gesicht" für den armen Stoner. Es ist kein Wunder für mich gewesen, als er sein Herz dann endgültig verschloss. Doch nicht nur in der Liebe gab es negative Erfahrungen in Stoners Leben. Auch im Bereich Freundschaften musste er sich von einem guten Freund verabschieden, welcher in den Krieg zog. Er sah ihn nie wieder.
Fazit:
Das Leben des Stoners ist ein grandioses Meisterwerk für Literaturfreunde! Ich konnte jede einzelne Seite genießen und vergebe die folgende Wertung:
- Cover: 5/5
- Story: 5/5
- Charaktere: 5/5
- Emotionen: 5/5
- Schreibstil: 5/5
Gesamt: 5/5 Palmen
Copyright http://sharonsbuecher.blogspot.de
Weniger
Antworten 14 von 16 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 14 von 16 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Stoner, der Protagonist dieses Buches, wirkt auf Aussenstehende zeit seines Lebens wie ein schüchterner und immer schrulliger werdendes Wesen, wobei fast niemand ahnt, zu welch leidenschaftlichen Gefühlen er fähig ist. Anfang des 20. Jahrhunderts aus den ärmsten …
Mehr
Stoner, der Protagonist dieses Buches, wirkt auf Aussenstehende zeit seines Lebens wie ein schüchterner und immer schrulliger werdendes Wesen, wobei fast niemand ahnt, zu welch leidenschaftlichen Gefühlen er fähig ist. Anfang des 20. Jahrhunderts aus den ärmsten Verhältnissen kommend, gelingt es ihm dank der Unterstützung seiner Eltern, englische Literatur zu studieren und eine Professorenstelle zu erhalten. Er heiratet die Frau die er liebt, doch diese ist aufgrund ihrer Erziehung nicht zu positiven Gefühlen fähig - es wird eine lieblose Ehe. Dennoch hadert Stoner nicht mit seinem Schicksal, sondern widmet sich voller Hingabe seiner kleinen Tochter Grace, deren Wesen ganz ihrem Vater gleichkommt. Als seine Frau beschließt, Grace seinem Einfluss zu entziehen, widersetzt er sich nicht und nimmt das Unausweichliche hin.
Immer wieder habe ich mich beim Lesen gefragt, was diesen Menschen so nachgiebig, 'weich' und ohne jeden Ehrgeiz sein lässt, während er andererseits bei anderen wenigen Dingen unnachgiebig auf seinen Prinzipien beharrt, auch wenn sie ihm zum Nachteil gereichen. So gut wie immer verzichtet er darauf seinen Willen durchzusetzen; Wut, Hass oder Ärger sind ihm fast gänzlich fremd, obwohl er dazu vermutlich jeden Grund hätte. Doch er nimmt sein Leben an wie es kommt, sieht die vermeintlichen Beweggründe Anderer hinter ihren Handlungen, auch wenn diese noch so ungerecht und verletztend für ihn sind, denn er ist voller Liebe. Der folgende Absatz, der sich im hinteren Teil des Buches befindet, macht dies vielleicht anschaulich:
"Auf die eine oder andere Weise hatte er sie (die Liebe) jedem Augenblick seines Lebens gegeben und sie vielleicht am reichlichsten gegeben, wenn ihm dies gar nicht bewusst gewesen war. Diese Leidenschaft war weder eine des Verstandes noch des Fleisches, sondern vielmehr eine Kraft, die beides umschloss, als wären sie zusammen nichts anderes als der Stoff, aus dem die Liebe ist, ihre ganz spezifische Substanz. Angesichts einer Frau, eines Gedichts sagte sie einfach: Sieh her! Ich lebe."
Ein Buch über einen Menschen voller Liebe, das einen dennoch etwas traurig zurücklässt - hätte ihn etwas weniger Liebe und ein klein bisschen Egoismus nicht mehr glückliche Momente erleben lassen? Ich weiss es nicht, aber etwas mehr von Stoners Wesen täte unserer Welt sicherlich gut!
Weniger
Antworten 12 von 13 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 12 von 13 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Das Werk des amerikanischen Autors John Edward Williams (1922-1994) ist schmal: vier Romane und zwei Gedichtbände. Obwohl mit dem National Book Award ausgezeichnet, findet man seinen Namen heute kaum in Literaturnachschlagewerken. Er war berühmt dafür, nicht berühmt zu …
Mehr
Das Werk des amerikanischen Autors John Edward Williams (1922-1994) ist schmal: vier Romane und zwei Gedichtbände. Obwohl mit dem National Book Award ausgezeichnet, findet man seinen Namen heute kaum in Literaturnachschlagewerken. Er war berühmt dafür, nicht berühmt zu sein.
Williams schien fast vergessen, da wurde 2003 sein Roman „Stoner“ wieder veröffentlicht und wurde urplötzlich zum Bestseller. Die literarische Wiederentdeckung aus dem Jahr 1965 liegt nun auch erstmals in deutscher Sprache in einer Hardcover-Ausgabe im Deutschen Taschenbuch Verlag vor.
Die dtv-Ausgabe ist somit das erste Werk von John Williams in deutscher Übersetzung, dabei ist „Stoner“ kein Thriller sondern eher ein ruhiges Buch. Es erzählt die Lebensgeschichte eines Mannes, der 1891 als Sohn eines armen Farmers schließlich seine Liebe und Leidenschaft für die Literatur entdeckt und Universitätsprofessor wird.
John Williams begleitet seinen Helden bis zu dessen Tod irgendwann nach dem Zweiten Weltkrieg. Es ist kein spektakuläres Leben, es ist eher einfach und genügsam - geprägt von den beiden Weltkriegen, vom Verlust der Eltern, dem Scheitern der ersten Ehe und von der täglichen Arbeit im Universitätscampus. Das alles hat Spuren in Stoners Leben hinterlassen und doch hat er immer seine würdevolle Haltung behalten. Die Literatur und die Bücher sind für ihn stets Rückhalt.
So stoisch Stoners Leben ist, so besonnen ist auch der Roman geschrieben. Gerade wegen dieser inneren Ruhe ist „Stoner“ wirklich große Literatur. Ein Roman darüber, was es heißt, ein Mensch zu sein. Absolut empfehlenswert. (Zusätzlicher Tipp: Im Audio Verlag gibt es eine ungekürzte Lesung (480 Minuten) des Romans.)
Weniger
Antworten 11 von 12 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 11 von 12 finden diese Rezension hilfreich
Broschiertes Buch
William Stoner ist der Protagonist dieses Buches. Es handelt von seinem Leben und erzählt die 65 Lebensjahre vom Einschreiben an der Universität bis zu seinem Tod. Die Handlung spielt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Die Erstveröffentlichung dieses Buches war bereits …
Mehr
William Stoner ist der Protagonist dieses Buches. Es handelt von seinem Leben und erzählt die 65 Lebensjahre vom Einschreiben an der Universität bis zu seinem Tod. Die Handlung spielt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Die Erstveröffentlichung dieses Buches war bereits 1965 und damals wurden nur 2000 Stück verkauft. Heute ist das Buch ein großer Erfolg und ich muss sagen, dass ich es verstehen kann. Der Autor gibt die damalige Zeit und das Verhalten so gut wieder, dass man sich in die Zeit zurück versetzen kann.
Der erzählerische Schreibstil lässt einen nicht mehr los, obwohl er doch recht grüblerisch und ein wenig düster ist.
Vor allem die starke Übersetzung ist auffällig und macht das Buch zusätzlich zu etwas Besonderem. Immer wieder werden einfache Dinge des täglichen Lebens geschildert die auch so in der Realität stattgefunden haben könnten. Manche Passagen regen zum Nachdenken an.
Die Handlung ist natürlich nicht so ergiebig wie bei anderen Büchern, aber das ist auch nicht notwendig, denn die Erzählung vermittelt auch so einiges, dass sie nicht reißerisch sein muss. Das Buch ist wie der Protagonist, eher leise und gediegen, aber dennoch intensiv und man fühlt mit.
Fazit: Ein Buch das zum Nachdenken anregt und nicht nur nebenbei gelesen werden sollte, denn es bietet mehr als der erste Blick verrät.
Weniger
Antworten 2 von 2 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 2 von 2 finden diese Rezension hilfreich
Broschiertes Buch
Kompliment an die Literatur
Wiederentdeckungen gehören für mich zu den erfreulichsten Ereignissen in der Welt der Literatur, weil sie, oft ja erst post mortem, ein Geständnis sind, dass einem vergessenen Autor mutmaßlich Unrecht widerfahren ist von Seiten der Leserschaft. Der …
Mehr
Kompliment an die Literatur
Wiederentdeckungen gehören für mich zu den erfreulichsten Ereignissen in der Welt der Literatur, weil sie, oft ja erst post mortem, ein Geständnis sind, dass einem vergessenen Autor mutmaßlich Unrecht widerfahren ist von Seiten der Leserschaft. Der Roman «Stoner» von John Williams, bei seinem Erscheinen 1965 wenig beachtet und erst mehr als vierzig Jahre später in den USA neu publiziert, ist mal wieder ein Beispiel dafür. Erfolg ist launisch und unberechenbar, der plötzlich ausbrechende Hype um dieses Buch hat die als «worst case» angenommene Auflage von 4000 Exemplaren für den 2013 erstmals ins Deutsche übersetzten Roman auf weit über zweihunderttausend hochschnellen lassen, wie man einem Interview mit der Lektorin entnehmen konnte. Und «Stoner» ist plötzlich in aller Munde, warum eigentlich?
Dieser Roman ist doch nur die schlichte, keine Besonderheiten aufweisende Biografie eines Mannes, der als Bauernsohn aus einfachsten Verhältnissen kommend an der Universität von Missouri Agrarwissenschaft studieren soll. Er entdeckt seine Liebe zur Literatur, wechselt das Fach und bleibt dann zeitlebens dort, wird Professor der literaturwissenschaftlichen Fakultät. Insoweit kann man auch von einem Campusroman sprechen, der Unibetrieb nimmt jedenfalls einen breiten Raum ein in dieser Lebensgeschichte eines eher linkischen, wenig zugänglichen Mannes. In 17 Kapiteln begleiten wir William Stoners mühsamen Weg zum angesehenen Hochschullehrer, der oft allerlei Anfeindungen und Querelen ausgesetzt ist, sich allzu häufig desinteressierten Studenten gegenübersieht und seine wissenschaftlichen Ambitionen bald schon dem kräftezehrenden Lehrbetrieb opfern muss, in dem er ebenfalls unauffällig bleibt, jede Karrierechance für sich ausschlagend. Sein Privatleben ist ähnlich unglamourös, er findet eine merkwürdig gehemmte Frau, heiratet sie und bekommt eine Tochter, die er weitgehend alleine großziehen muss, weil die psychisch labile Mutter sich wenig um sie kümmert, und auch seine Ehe scheitert kläglich, wird zum Alptraum für ihn. Die Affäre mit einer jungen Doktorandin bringt ihm nur ein kurzes Glück, auf Druck der Uni muss sie die Stadt bald Hals über Kopf verlassen, der Kontakt zwischen ihnen bricht für immer ab. Als Stoners innig geliebte Tochter schwanger wird und heiraten muss, verliert er in ihr seine letzte familiäre Bindung; sie wird Kriegerwitwe, hat Alkoholprobleme, gibt das Kind zu den Schwiegereltern. Und wir begleiten Stoner weiter bis zu seinem Krebstod, kurz vor der anstehenden Emeritierung.
Ein solch konventioneller Plot kann, wie man sieht, kaum ausschlaggebend sein für eine derart erfolgreiche Rezeption. Auch sprachlich bietet dieser Roman nichts Besonderes, er ist stilistisch dem unspektakulären Sujet angepasst, nüchtern erzählt, knapp und sparsam, leicht lesbar also. Mit einer unterschwellig permanent spürbaren Spannung allerdings, die einen an den Text fesselt, weil man stets einen Umschwung erwartet, eine überraschende Wende. Die aber bleibt aus in der einsträngig und strikt chronologisch erzählten Geschichte, - trotzdem ist man fasziniert und darüber hinaus tief betroffen von ihr.
Es wird nämlich nichts beschönigt in dieser Biografie eines stets aufrichtigen, uneitlen, integeren Mannes, dessen unerschütterliche Leidenschaft für die Literatur seinem äußerlich wenig erfreulichen Leben den Sinn gibt, allen Fährnissen zum Trotz. Und genau darum beneiden wir ihn in unserem tiefsten Inneren, begleiten ihn am Ende - buchstäblich bis zum letzten Atemzug -mit einer ängstlichen Faszination, wie man sie ganz ähnlich auch beim «Jedermann» empfinden mag. John Williams hat wagemutig Grundfragen des Menschseins aufgegriffen in seinem Roman und philosophisch Handfestes geliefert statt intellektuellem Geschwafel. Ihm ist ein formidables Meisterwerk gelungen, in dem die Literatur die Hauptrolle spielt, Lebenssinn verkörpernd. Kann man der Literatur denn überhaupt ein schöneres Kompliment machen?
Weniger
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
"Stoner" ist ein Buch über die Eigenarten des Lebens.
Warum trifft man einige Entscheidungen und welche Wege erschließen sich dadurch. Was passiert, wenn Menschen aufeinander treffen und welche Entschlüsse werden dadurch getroffen.
"Stoner" ist kein …
Mehr
"Stoner" ist ein Buch über die Eigenarten des Lebens.
Warum trifft man einige Entscheidungen und welche Wege erschließen sich dadurch. Was passiert, wenn Menschen aufeinander treffen und welche Entschlüsse werden dadurch getroffen.
"Stoner" ist kein aufregendes Buch. Es liest sich so dahin und doch bewegt es einen. Man fühlt mit ihm mit und hofft und wird enttäuscht und hofft und freut sich mit ihm. Am Ende des Buches ist man auf gewisse Weise sprachlos und nachdenklich, zumindest ging es mir so. Ein Buch, dass auf einen jeden Fall noch länger begleitet ohne je wirklich aufregend gewesen zu sein.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Eine amerikanische Liebesgeschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schildert der bereits 1994 verstorbene Autor John Williams in seinem 1965 zum ersten Mal erschienenen, jetzt in vielen Ländern neu übersetzten und aufgelegten Roman. Es geht um William Stoner - der Leser …
Mehr
Eine amerikanische Liebesgeschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schildert der bereits 1994 verstorbene Autor John Williams in seinem 1965 zum ersten Mal erschienenen, jetzt in vielen Ländern neu übersetzten und aufgelegten Roman. Es geht um William Stoner - der Leser kann nicht umhin, zumindest in Ansätzen ein Alter Ego des Autors in dieser Figur zu erahnen - der aus ärmlichen Verhältnissen kommt; ein Bauernsohn, der seinen Weg in die weite Welt der Literaturwissenschaft macht... es ist eine amerikanische Erfolgsstory mit Einschränkungen, denn Stoners Weg ist keinesweg geradlinig. Eher ruhig und zurückgenommen erzählt Williams die Geschichte seines Protagonisten, die einen tiefen Einblick in das amerikanische Collegeleben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gibt.
Doch nicht die Geschehnisse stehen hier im Vordergrund, nein, es sind Entwicklungen und wahre menschliche Werte. Stoner ist ein Mann, der stets zu seinen Prinzipien steht, sich nicht verbiegen lässt. Am Ende seines Lebens wird Stoner klar, dass viele Mitmenschen sein Leben für gescheitert erklären werden. Für in selbst jedoch war es stets das Wichtigste, der zentrale Punkt in seinem Leben, dass er stets er selbst geblieben war und sich selbst in die Augen schauen konnte. Ein Buch, das für innere Werte, für die Treue zu sich selbst steht. Wer Geradlinigkeit und Ehrlichkeit mag und auch in Büchern nicht immer nur Verleumdung und Verlogenheit begegnen will, Lesern, die gern auf allzeit Aktuelles zurückgreifen - diesen ist das Buch wärmstens zu empfehlen, zumal die Neuübersetzung von Bernhard Robben ein stilistischer Genuss ist. Liebhaber von Action und schnellen Entwicklungen hingegen sollten die Finger davon lassen.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Broschiertes Buch Das beste Buch, das ich seit langem gelesen habe; ich hatte es mir im Ostseeurlaub gekauft (schlechtes Wetter) und konnte nichts anderes mehr tun als Lesen; ein wunderbares Buch.
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Einer der großen Romane Amerikas
"Stoner" ist einer der großen vergessenen Romane der amerikanischen Literatur. John Williams erzählt das Leben eines Mannes, der, als Sohn armer Farmer geboren, schließlich seine Leidenschaft für Literatur entdeckt und …
Mehr
Einer der großen Romane Amerikas
"Stoner" ist einer der großen vergessenen Romane der amerikanischen Literatur. John Williams erzählt das Leben eines Mannes, der, als Sohn armer Farmer geboren, schließlich seine Leidenschaft für Literatur entdeckt und Professor wird - es ist die Geschichte eines genügsamen Lebens, das wenig Spuren hinterließ.
Ein Roman über die Freundschaft, die Ehe, ein Campus-Roman, ein Gesellschaftsroman, schließlich ein Roman über die Arbeit. Über die harte, erbarmungslose Arbeit auf den Farmen; über die Arbeit, die einem eine zerstörerische Ehe aufbürdet, über die Mühe, in einem vergifteten Haushalt mit geduldiger Einfühlung eine Tochter großzuziehen und an der Universität oft teilnahmslosen Studenten die Literatur nahebringen zu wollen.
›Stoner‹ ist kein Liebesroman, aber doch und vor allem ein Roman über die Liebe: über die Liebe zur Poesie, zur Literatur, und auch über die romantische Liebe. Es ist ein Roman darüber, was es heißt, ein Mensch zu sein.
Autor John Williams wurde 1922 in Texas geboren. »Er war ein Mann mit einem unverschnörkelten Charakter. Sentimentalität und Beschönigungen lehnte er ab. Er pflegte zu sagen, wenn er nicht Schriftsteller geworden wäre, dann vielleicht Klempner.«
Nancy Williams, seine vierte Ehefrau, die fünfunddreißig Jahre mit ihm lebte
»Er hatte eine private Seite, die er für sich behielt, ohne dass es seine Freundlichkeit oder Zuvorkommenheit beeinträchtigt hätte. Er hielt sich nicht mit Selbstmitleid auf, selbst als er später mit einem Sauerstoffgerät unterwegs war. Er fühlte sich wohl, wo und wie er war.«
Richard Richardson, Autor und langjähriger Kollege.
»Wenn er eine Geschichte kritisierte, dann als die große ungeschriebene Story, die noch im Kopf des Autors steckte und an deren Ausarbeitung er gescheitert war. Williams wurde niemals gemein und persönlich«, erinnert sich einer seiner Studenten an der Denver University.
In den sechziger Jahren wuchs das Department für Englische Sprache und Literatur, an dem Williams lehrte, beträchtlich, und seine Seminare erlangten bald landesweiten Ruf. Berühmt-berüchtigt wurden auch die Trinkgelage, die sie begleiteten.
Während seiner Dozentur an der Denver University blieb seine Trinkerei weitgehend unbemerkt, doch mit zunehmendem Alter zeigten der Alkohol- und Zigarettenmissbrauch Auswirkungen auf Williams’ Gesundheit. In den späten siebziger Jahren tauchte er mit einem Sauerstoffgerät auf dem Campus auf: Oft nahm er erst einen Zug aus seiner Zigarette, dann einen aus dem Sauerstoffgerät, dann nahm er seine Vorlesung wieder auf.
Während seiner letzten Jahre an der Denver University litt er zunehmend unter gesundheitlichen Problemen. Als sein Nachfolger im Department vorschlug, ihm einen akademischen Ehrentitel zu verleihen, stellte sich das Dekanat dagegen, weil Williams es sich mit einigen Kollegen verdorben hatte.
Williams starb am 3. März 1994 im Alter von einundsiebzig Jahren an Lungenversagen. Das letzte Lebensjahrzehnt verbrachte er zurückgezogen zu Hause in Fayetteville und arbeitete an seinem vierten, unvollendet gebliebenen Roman.»Er hatte niemals erwartet, so lange zu leben. Wir haben uns unzählige Male voneinander verabschiedet. Er lag auf dem Krankenbett und bekam kaum noch Luft. Er meinte, er könne es fast sein lassen. Ich hörte nur das Wörtchen ›fast‹«.
Nancy Williams
John Williams, der zu Lebzeiten zwar gelesen wurde, aber nicht sehr berühmt war, gilt heute dank seiner Wiederentdeckung durch Edwin Frank, der 1999 die legendäre Reihe New York Book Review Classics begründete, in den USA als Ikone der klassischen Moderne.
Weniger
Antworten 2 von 6 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 2 von 6 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für