Yasmin Polat
Gebundenes Buch
Im Prinzip ist alles okay
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Miryam ist dreißig Jahre alt und vor einigen Monaten Mutter geworden. Auf der Party einer alten Bekannten strahlt sie mit ihrem weißen T-Shirt um die Wette. Aber ist wirklich alles gut? Seit der Geburt ihres Kindes ist Miryam von Selbstzweifeln geplagt. Sie kann nicht stillen, leidet an postnatalen Depressionen und versucht trotzdem alles richtig zu machen. Getrieben von der Scham über ihre Herkunftsfamilie und aus Angst, ihre gewaltvolle Kindheit zu wiederholen, tut sie alles, um so heil zu wirken wie die Mütter aus ihrem Umfeld und Instagram-Feed. Sie postet weichgefilterte Selfies von s...
Miryam ist dreißig Jahre alt und vor einigen Monaten Mutter geworden. Auf der Party einer alten Bekannten strahlt sie mit ihrem weißen T-Shirt um die Wette. Aber ist wirklich alles gut? Seit der Geburt ihres Kindes ist Miryam von Selbstzweifeln geplagt. Sie kann nicht stillen, leidet an postnatalen Depressionen und versucht trotzdem alles richtig zu machen. Getrieben von der Scham über ihre Herkunftsfamilie und aus Angst, ihre gewaltvolle Kindheit zu wiederholen, tut sie alles, um so heil zu wirken wie die Mütter aus ihrem Umfeld und Instagram-Feed. Sie postet weichgefilterte Selfies von sich und ihrem Kind, informiert sich zu bedürfnisorientierter Erziehung und gesunden Beikost-Snacks. Doch Miryam zieht sich immer mehr zurück. Auch online findet sie keinen richtigen Austausch. In den sozialen Medien wird zwar vieles besprochen, nicht aber die eigenen Familientraumata, die möglicherweise wieder auftauchen, sobald man selbst Mutter wird. Sie fühlt sich immer stärker überfordert, auch ihre Partnerschaft geht zu Bruch, doch schließlich findet sie ihren ganz eigenen Weg aus der Krise - und damit doch noch zu sich selbst. Dem Roman gelingt es, mit ironisch-humorvollem Ton die Emanzipation einer jungen Mutter von familiär erlernten, destruktiven Mustern zu erzählen und ihren Weg in die Selbstbestimmtheit aufzuzeigen. Der Roman widmet sich den wichtigen Themen Mutterschaft und familiäre Gewalt mit viel Ironie und Eindringlichkeit. Zwischen Fläschchen und Instagram-Filtern: Im Prinzip ist alles okay zeichnet ein Porträt einer jungen Mutter, die Elternrollen und ihre eigene Kindheit hinterfragt. Das gleichnamige Hörbuch erscheint als Download bei GOYALiT.
Yasmin Polat wuchs in Berlin auf. Schon während ihres Studiums begann sie, für verschiedene Medien zu schreiben, zum Beispiel für den Tagesspiegel, danach schrieb sie u. a. für die taz und zuletzt für das Focus Magazin. 2017 wurde sie zudem vom Medium Magazin in die "Top 30 unter 30"-Liste gewählt. Heute arbeitet sie als Moderatorin, Autorin und Podcast-Host, zum Beispiel bei "Verdammt Berühmt". Im Prinzip ist alles okay ist ihr erster Roman.
Produktdetails
- Verlag: Jumbo Neue Medien
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 338
- Erscheinungstermin: 14. September 2023
- Deutsch
- Abmessung: 205mm x 131mm x 33mm
- Gewicht: 458g
- ISBN-13: 9783833745638
- ISBN-10: 3833745630
- Artikelnr.: 68014917
Herstellerkennzeichnung
Jumbo Neue Medien + Verla
Henriettenstraße 42a
20259 Hamburg
customer.service@edel.com
Miryam hatte es nie leicht. In ihrem Elternhaus herrschte Gewalt, der Vater schlug und die Mutter steckte ein, alles angeblich zum Wohl der Kinder. Auch später wurde es nicht besser, Gewalt, ob psychisch oder physisch bestimmte ihr Leben. Nun ist sie selbst Mutter und will alles besser machen, …
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Miryam hatte es nie leicht. In ihrem Elternhaus herrschte Gewalt, der Vater schlug und die Mutter steckte ein, alles angeblich zum Wohl der Kinder. Auch später wurde es nicht besser, Gewalt, ob psychisch oder physisch bestimmte ihr Leben. Nun ist sie selbst Mutter und will alles besser machen, muss aber erkennen, dass die Vergangenheit tiefe Narben aus Traumata, Depression, Zweifel und Angst, hinterlassen hat.
„Im Prinzip ist alles okay“ von Yasmin Polat ist kräftezehrend. Die Gewalt, die Miryam erlebt ist so sehr mit ihrem Leben verankert, dass sie nicht davon loskommt und immer wieder in alte Muster rutscht, zum Schluss sogar selbst so handelt, wie sie nie handeln wollte. Der Roman zeigt wie weit generationsübergreifende Traumata gehen können und wie sehr sie das Leben prägen, auch wenn man alles dafür tut, um auszusteigen. Denn das versucht Miryam, doch trotz Therapie, Kontaktabbrüchen und besseren Beziehungen kommt sie von der Vergangenheit nicht los und das beeinflusst die für sie wichtigste Beziehung, die zu ihrem Kind.
Ich fand Miryam wirklich anstrengend. Anfangs tat sie mir Leid, sie ist ein Opfer, kann absolut nichts für ihre Traumata und nach einer absolvierten Therapie sollte sie besser mit der Depression, die sehr gut geschildert ist, klar kommen. Leider funktionieren psychische Erkrankungen so nicht, schon klar. Aber ich will auch nicht lesen, wie sie sich über Seiten und Seiten in Selbsthass, Zweifeln und Paranoia suhlt. Und auch das Ende gefällt mir nicht. Für so viel Gejammer und Einführung kommt das Ende, das zwar stimmig ist, zu hopplahopp und auch das es offen ist, wirkt irgendwie gewollt, so als hätte man einfach den letzten Absatz weggelassen, um es zu erschaffen.
Sprachlich ist es ok, haut mich aber nicht vom Hocker. Manche Charaktere hätte ich nicht gebraucht, ebenso wie die gewollt achronologische Erzählung zum Schluss. Trotzdem sehe ich Potenzial, nicht zuletzt wegen der wichtigen Themen, die Yasmin Polat anspricht.
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In mehreren Rückblenden zeichnet Yasmin Polat das Bild einer 30-jährigen Mutter, die - zwischen Verzweiflung, Überforderung und Depression - versucht, ihr Leben in den Griff zu bekommen.
Dabei ist ihre Ausgangssituation nicht die beste: Sie kommt aus einer reichlich kaputten …
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In mehreren Rückblenden zeichnet Yasmin Polat das Bild einer 30-jährigen Mutter, die - zwischen Verzweiflung, Überforderung und Depression - versucht, ihr Leben in den Griff zu bekommen.
Dabei ist ihre Ausgangssituation nicht die beste: Sie kommt aus einer reichlich kaputten Familie, ihre Kindheit war von permanenter Angst vor dem cholerischen, gewalttätigen Vater geprägt und von einer schwachen Mutter, die weder sich selbst noch ihre beiden Kinder schützen konnte. Die junge Frau, Miryam, möchte nichts mehr, als es selbst besser zu machen, sie möchte ihrem Kind eine gute Mutter sein. Doch ihre Selbstzweifel sind ständig präsent und werden durch die permanenten Vergleiche mit Instagram-Mums nur noch verstärkt.
Die Geschichte glänzt mit einer Hand voll humorvoller Formulierungen, etwa wenn Miryam ihren Party-Salat "mit einer Vinaigrette aus Himbeeressig und Bestätigungsdrang" würzt. Leider enttäuscht mich der Roman jedoch stilistisch, oft ist die Sprache zu simpel und Polat verwendet eine Menge Anglizismen wie etwa "Caps lock", die wohl Ausdruck einer hippen Blase sein sollen, in meinen Ohren aber nervig und wenig authentisch wirken. Auch die Konstruktion des Plots ist nicht immer stimmig, der Roman weist leider noch einige handwerkliche Fehler auf.
Davon abgesehen (und das kann man bei einem Erstlingsroman durchaus) ist es eine Mut machende, zeitgemäße Emanzipationsgeschichte, die Geschlechterrollen in Frage stellt und einen kritischen Blick auf Social Media wirft.
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»So schlecht er auch mit mir umging - ein Teil von mir war überzeugt, ihn zu brauche. Es gab eine Art Sicherheit in seiner Gewalt für mich, die ich mir nicht erklären konnte.« (S.39) 💔
Miryam ist dreißig Jahre alt, Mutter einer kleinen Tochter und hat …
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»So schlecht er auch mit mir umging - ein Teil von mir war überzeugt, ihn zu brauche. Es gab eine Art Sicherheit in seiner Gewalt für mich, die ich mir nicht erklären konnte.« (S.39) 💔
Miryam ist dreißig Jahre alt, Mutter einer kleinen Tochter und hat Depressionen. Diese hat sie nicht ernst seit der Geburt ihres Babys, wie im Verlaufe des Buches deutlich wird, aber werden dadurch erneut präsenter. Schnell wird deutlich, dass Miryam und ihr jüngerer Bruder Deniz in einem von Gewalt geprägten Elternhaus aufgewachsen sind und die Gewalt auch ihre eigenen Beziehungen prägte. Lange war sie in Therapie, um die familiär-erlernten destruktiven Muster und ihre Depression zu bearbeiten. Jetzt als Mutter will sie vor allem eins: Es besser machen als ihre Eltern. Doch in ihrer aktuellen Lage - isoliert durch Kontaktabbrüche von ihr wichtigen Menschen sowie beeinflusst durch die perfekte Instagram-Sicht von Momfluencern - redet sie sich ein, dass nicht einmal ihr Kind sie mögen würde und deswegen den Vater immer bevorzugen würde.
Durch den achronistischen Schreibstil setzt sich das Gesamtbild der Protagonistin mit jedem Kapitel wie bei einem Puzzle mehr und mehr zusammen, und es wird deutlich, warum das Leben für Miryam alles andere als OKAY ist. Zum Ende des Buches laufen die zeitlichen Abstände zwischen den Kapiteln immer stärker zusammen, so dass Lesende am Ende im ‚Jetzt‘ mit Miryam angekommen sind.
Der Autorin gelingt es hervorragend, Miryam’s unangenehmen Gefühle zu transportieren. Ich habe mich beim Lesen sehr unwohl gefühlt und jedes Mal, wenn der jungen Frau Undankbarkeit vorgeworfen worden ist, sie aufgefordert wird die Vergangenheit einfach sein zu lassen oder das Patriachariat personifiziert durch ihren Partner, Eltern und Bruder (»Ich glaube nicht, dass ich dramatisch, zu sensibel bin oder sonst eine dieser Eigenschaften habe […]« (S.258) ) ihr einen weiteren Stoß versetzen, hätte ich sie am liebsten umarmt und ihr klargemacht, dass sie das nicht verdient hat. Dass sie sich - für mich als Lesende - zu wenig zur Wehr setzt ist als Ausdruck der Krankheit aber auch der weiblichen Sozialisation sehr gut geschrieben. Es tut nahezu weh, zu lesen, wie sehr Miryam struggelt. 💔 Ihr Scheitern fühlt sich so viel schlimmer an, weil man weiß, wie sehr sie es besser machen wollte
In ihren Debütroman »Im Prinzip ist alles okay« schreibt die Journalistin und Autorin Yasmin Polat über die Emanzipation einer jungen Mutter 💜, Gewalterfahrung innerhalb der Familie, Generationentraumata und Mutterschaft.
Ein emotionaler Roman, der die Gefühlslage und Situation einer jungen, depressiven und traumatisierten Mutter sehr eindrücklich vermittelt. Ich empfehle ihnen allen Personen, die sich mit Mutterschaft, Generationsttraumata und Selbstbestimmung aus einer dieser Perspektive auseinander setzen möchten und können. 💜
[CN: Depression, physische + psychische Gewalt]
4.5 / 5 ☆
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Myriam ist 30. Sie ist gerade Mutter geworden, liebt ihr Kind über alles, lebt mit ihrem Freund zusammen, der ein liebe- und verantwortungsvoller Vater ist und sollte eigentlich rundum glücklich sein. Zumindest redet sie sich das ein. Im Prinzip ist ja alles ok… die Realität …
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Myriam ist 30. Sie ist gerade Mutter geworden, liebt ihr Kind über alles, lebt mit ihrem Freund zusammen, der ein liebe- und verantwortungsvoller Vater ist und sollte eigentlich rundum glücklich sein. Zumindest redet sie sich das ein. Im Prinzip ist ja alles ok… die Realität allerdings ist eine Andere: sie leidet an postnataler Depression, fühlt sich von allem überfordert und als schlechte Mutter. Sie hat Angst mit ihrem Kind allein zu sein, denk sogar, dass ihr Kind sie gar nicht leiden kann, weiß nicht, wie sie die Tage füllen soll, rutscht mehr und mehr in die Isolation ab und ihre Vergangenheit holt sie immer wieder ein.
Aufgewachsen mit zwei narzisstisch anmutenden Elternteilen, fällt es ihr nicht leicht ihren eigenen Wert zu sehen. Sie hat starke Selbstzweifel, möchte jedem gefallen, geht damit stark über ihre Grenzen (die sie wahrscheinlich selbst gar nicht so recht benennen kann). Die Beziehung der Eltern war geprägt von Gewalt, Myriam selbst hat davon zwar nichts (körperliches) abbekommen, dennoch aber feine Sensoren entwickelt. Auch ihre Beziehungen zu Männern sind überaus toxisch. Ihr erster Freund schlägt sie, ist permanent eifersüchtig und kontrollierend. Ihr jetziger Freund trägt selbst viele unbewusste Narben aus der Kindheit mit sich herum, was immer wieder großes Eskalationspotential bietet.
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„Im Prinzip ist alles ok“ ist ein Debüt… und was für eins. Es hat mich nachhaltig beeindruckt, wie die Autorin hier verschiedene Lebenswege erfasst und vor allem wie tief sie gerade bei Myriam dabei geht.
Schon der Titel hat bei mir für Aufmerksamkeit gesorgt, denn ich finde damit ist alles gesagt. Was bedeutet es „ok“ zu sein? Und was bedeutet in diesem Zusammenhang „im Prinzip“? Solch eine Formulierung sagt so viel über das Gegenüber aus: am Ende das genaue Gegenteil. Es ist ein Zustand in dem man gerade so funktioniert, manchmal besser, manchmal schlechter, aber eben nie darüber hinaus. Es hat nichts mit leben zu tun, ist auf das Nötigste beschränkt und fühlt sich besch… an.
Am Beispiel von Myriam wird sehr deutlich bewusst, was es für ein Kind und die spätere Erwachsene bedeutet, Gewalt ausgesetzt zu sein, sich nicht gesehen zu fühlen, die eigene Wahrnehmung angezweifelt zu bekommen. Auch fehlende Unterstützung ist ein Problem. Trotz vorheriger Therapie und Abspaltung von der Familie, wird ihr immer wieder suggeriert nicht gut genug zu sein, undankbar zu sein, zu emotional zu sein… was dazu führt, dass sie in alte Muster zurück fällt. Sie will eine heile Familie, wobei sich dieser Wunsch sowohl auf die derzeitige, als auch auf die Herkunftsfamilie bezieht. Dies ist utopisch, zumindest wenn man die Schuld nur bei sich selbst sucht. Es ist schwer einzusehen, dass man andere Menschen nicht ändern kann und es fühlt sich erstmal egoistisch an, auf sich selbst zu schauen, aber manchmal ist das der einzige Weg sich zu retten.
Auch die Frage, was seine gute Mutter ausmacht, ob Liebe bedingungslos und auf Knopfdruck funktioniert, steht im Raum. Darf eine Mutter überfordert und traurig sein? Darf eine Mutter sich um sich selbst kümmern? Darf eine Mutter Angst vor ihrem Kind haben? In Myriams Fall wird schnell klar, wie schädlich das allseits akzeptierte und propagierte Bild einer Mutter ist. Denn dies schürt Druck, vermehrt Selbstzweifel und ist nun mal auch schlichtweg falsch. Jede Mutter weiß, dass Babys und Kleinkinder anstrengend sein können, das man an seine Grenzen stößt, manchmal auch einfach nur am Boden ist, weil man nicht weiter weiß und es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dies auch auszusprechen.
Yasmin Polat verarbeitet hier so viele wichtige Themen, angefangen mit einem realistischen Blick auf Mutterschaft und postnatale Depression. Themen die gern tabuisiert werden… auch toxische Familiengebilde werden analysiert, Grenzen und Bedürfnisse ausgelotet. Es wird nicht beschönigt, dafür ist dieser Roman auch nicht gedacht. Es ist kein Wohlfühlbuch, es tut teilweise weh es zu lesen und trotzdem ist es eine sehr große Empfehlung von mir. Ich finde wichtig, dass darüber geschrieben und gesprochen wird, einige werden sich sicher wiederfinden und damit vielleicht auch ein bisschen verstanden fühlen, anderen hilft es vielleicht das Gegenüber besser zu verstehen, wieder anderen wird klar, dass nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist.
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Was für eine emotionale Achterbahnfahrt! Dieses Buch hat mir Einiges abverlangt, aber auch viel gegeben. Es gibt da einige Ähnlichkeiten zwischen meiner Vergangenheit und der Vergangenheit der Hauptprotagonistin und in vielen Gedankengängen habe ich mich wiedergefunden oder konnte …
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Was für eine emotionale Achterbahnfahrt! Dieses Buch hat mir Einiges abverlangt, aber auch viel gegeben. Es gibt da einige Ähnlichkeiten zwischen meiner Vergangenheit und der Vergangenheit der Hauptprotagonistin und in vielen Gedankengängen habe ich mich wiedergefunden oder konnte zumindest gute Bezüge dazu herstellen.
Yasmin Polots Schreibstil ist leicht und humorig, gestört haben mich lediglich die vielen Anglizismen (aktueller Jugendsprech), die auch von der Zeit her absolut nicht gepasst haben.
In einer anderen Rezension hatte ich gelesen, dass die Rezensentin die Protagonistin super nervig fand, aber gerade das gut gemacht war, weil die Aussenwelt depressive Menschen oft nervig finden.
Ja, das kann durchaus sein. Ich fand Myriam an keiner Stelle nervig, weill ich diese extremen Selbstzweifel und den Selbsthass sehr gut kenne und mich in diesem Gedankenkarussell erkennen konnte... gerade in den Kapiteln mit ihrem Baby. Dieses "sich ständig bei allen und für alles entschuldigen wollen, weil man sich wertlos und unfähig fühlt".
Auch der Umgang mit Social Media, was das mit einem unsicheren Menschen macht, war gut dargestellt, ebenso der Fakt was Gewalt in der Familie für Folgewirkungen hat und von Generation zu Generation weiter gegeben - aber auch durchbrochen - werden kann.
Ich habe dieses Buch verschlungen, es fühlt sich realistisch an und nachvollziehbar. So etwas kann man eigentlich nur schreiben, wenn man es selbst gefühlt hat... falls es so ist, dann hoffe ich dass es der Autorin heute gut geht.
Eine Geschichte, die mich schwer beeindruckt hat.
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Miryam ist dreißig Jahre alt und gerade Mutter geworden. Eigentlich sollte doch alles gut sein. Aber sie leidet an einer postnatalen Depression und hadert mich sich selbst und vor allem mit der Mutterrolle. Sie bemüht sich sehr, alles so normal wie möglich wirken zu lassen, aber die …
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Miryam ist dreißig Jahre alt und gerade Mutter geworden. Eigentlich sollte doch alles gut sein. Aber sie leidet an einer postnatalen Depression und hadert mich sich selbst und vor allem mit der Mutterrolle. Sie bemüht sich sehr, alles so normal wie möglich wirken zu lassen, aber die Geister der Vergangenheit stehen wieder vor der Tür.
Die Autorin arbeitet mit Zeitrückblenden und so tauchen wir ab in das Leben Miryam vor der Mutterschaft und erfahren somit von viel Gewalt in der Kindheit. In jungen Jahren flüchtet sie sich in eine Beziehung zu einem viel älteren Mann, der ihr auch wieder mit Gewalt begegnet.
Wir erfahren von der Ehe der Eltern und von der Beziehung zu ihrem Bruder. Und wundern uns als Leser nicht, dass sie noch immer mit diesen auch generationsübergreifenden Traumata zu kämpfen hat.
Der Autorin gelingt es fabelhaft das Wesen einer Depression einzufangen und findet deutliche Worte für all das, was ihr wiederfahren ist. Sie schildert drastisch, wie Miryam immer wieder auf der Suche nach Beziehung und Liebe ist und immer wieder gegen die Wand läuft. Immer wieder gibt sie ihrer Herkunftsfamilie eine Chance, möchte aufarbeiten und findet einfach kein Gegenüber.
Die Beziehung zu dem Vater ihres Kindes ist zwar nicht gewalttätig, aber dennoch irgendwie lieblos und sie schafft es auch nicht, die Bindung zu ihrem Kind aufzubauen, die sie sich eigentlich wünscht.
Dies Buch ist ein Zeugnis eines Lebens, welches zunächst auf Trümmern aufgebaut wurde, aus denen sie sich im Erwachsenenalter nun langsam befreien muss. Sie ist es, die das Muster zu durchbrechen vermag, die Verantwortung für sich und ihre Familie übernimmt und eine für sie bahnbrechende Entscheidung trifft. Eine Entscheidung zum Leben.
Es macht Mut, sich seiner Geschichte zu stellen und die Verantwortung für sein Leben zu übernehmen. Es ist möglich die Verkettung von traumatischen Erlebnissen zu überwinden und sich zu lösen.
Es ist keine leichte Lektüre, aber eine ehrliche und schonungslose. Mir hat das Buch sehr gefallen, da ich es als sehr realistisch einschätze und ich im Anschluss Hochachtung vor dieser Protagonistin hatte, die mühsam, aber stetig ihren Weg geht.
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Im Prinzip ist alles okay, abgesehen davon, dass NICHTS okay ist
Miryam, studierte Anthropologin, knapp 30 Jahre alt, Mutter eines Säuglings, seit 1,5 Jahren in einer Beziehung mit Robert, eigentlich könnte alles gut sein, eigentlich sieht von außen alles ganz okay aus, mehr als …
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Im Prinzip ist alles okay, abgesehen davon, dass NICHTS okay ist
Miryam, studierte Anthropologin, knapp 30 Jahre alt, Mutter eines Säuglings, seit 1,5 Jahren in einer Beziehung mit Robert, eigentlich könnte alles gut sein, eigentlich sieht von außen alles ganz okay aus, mehr als ok, nahezu perfekt - dank Instagramfilter! Doch was kann sich hinter den perfekt anmutenden Stories und lächelnden Frauen verbergen?
Yasmin Polat legt den Finger in die Wunden unserer Gesellschaft, vor denen allzu oft die Augen verschlossen werden, als ob sie dann aufhören würden zu existieren. Wie lebt man gesunde Beziehungen, wenn man selbst als Kind nur Gewalt und Kälte vorgelebt bekommen hat? Wie wird man ein guter Elternteil, wenn man selbst nie Kind sein durfte? Wie findet man zu sich selbst, wenn man nie herausfinden durfte, wer das ist?
Sie thematisiert psychische Erkrankungen, Wochenbettdepressionen, Gewalt in Beziehungen und was sie mit Familien über Generationen machen kann, aber auch ein idealisiertes Mutterbild, das Erwartungen an junge Frauen vermittelt, an der jeder echte Mensch eigentlich nur scheitern kann, potenziert durch die gesellschaftliche Entwicklung einer extrovertierten Bewertungsgesellschaft. Dabei beweist sie ein Gespür für Details und die Tiefen und Untiefen menschlicher Beziehungen.
Der Schreibstil ist oft eher umgangssprachlich, und passt damit gut zur Ich-Perspektive der jungen Erzählerin. Immer wieder entwirft die Autorin jedoch auch sehr starke sprachliche Bilder, die die Emotionen der Protagonistin anschaulich einfangen, einen so fast mitfühlen lassen, was bei diesen Themen auch beim Lesen schmerzhaft sein kann.
Das Thema Depression hat sich durch diese Erzählweise für mich zum ersten Mal unglaublich nah angefühlt. Diese Leere und die Verwirrung und später Verzweiflung darüber, nicht wirklich benennen zu können und erst recht nicht zu verstehen, was mit der Ich-Erzählerin passiert, fand ich sehr eindringlich und nachvollziehbar dargestellt.
Der Roman, er ist ein Freischwimmen der Protagonistin, aus ihrer Vergangenheit, Prägung und gesellschaftlichen Zwängen, hin zu sich selbst, jedoch eines mit einigen schmerzhaften Tauchgängen. Wie leider auch im wahren Leben!
Im Prinzip ist alles Okay, ist ein intensiver, bewegender Roman, der einen Blick dorthin wirft wovor gesellschaftlich nur allzu gern die Augen verschlossen werden, und der damit keinen Moment zu früh kommt!
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Miryam Topals Leben ist von Anfang an schwierig. Ihr Vater, Ibo, schlägt seine Frau Sylvie, die jedoch anstatt einer Scheidung ins Auge zu fassen, lieber zu Flaschen greift, um in das klassische Rollenbild zu passen. Mit der Zeit findet man heraus, dass beide Familien schon sehr viel Gewalt in …
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Miryam Topals Leben ist von Anfang an schwierig. Ihr Vater, Ibo, schlägt seine Frau Sylvie, die jedoch anstatt einer Scheidung ins Auge zu fassen, lieber zu Flaschen greift, um in das klassische Rollenbild zu passen. Mit der Zeit findet man heraus, dass beide Familien schon sehr viel Gewalt in ihrem Elternhaus erfahren haben und es daher gar nicht anders kennen. Miryam will daher so schnell wie möglich raus aus der Hölle und trifft dabei Entscheidungen, die in ihre eigene persönliche Hölle führen. Kann sie sich überhaupt von ihrer Familie befreien?
Der Anfang des Romans hat mir wirklich gut gefallen. Polat schreibt ungeschönt über die Erfahrung vieler Menschen, die an Generationentraumas und kulturellen Kämpfen leiden. Jedoch ist mir die Kritik viel zu blass erschienen. Hier hätte sie viel tiefer gehen können. Sie hat jedoch leider nur an der Oberfläche gekratzt.
Außerdem ist mir das Ende viel zu beschönigt und gleichzeitig offen. Sie hat am Ende ihren Frieden gefunden, nur um im Epilog dann nochmal das ganze Kartenhaus in sich zusammenfallen zu lassen. Schade, dass Miryam hier nicht konsequenter war, denn so wird sie eher nicht finden, wonach sie sucht.
Abgesehen davon hat mir auch nicht gefallen, dass sie am Anfang stets von ihrem Baby und Kind spricht und gegen Ende plötzlich sowohl Geschlecht als auch Name erwähnt. Das habe ich nicht verstehen können. Was wollte Polat mit diesem Bruch bezwecken? Zudem schreibt sie gegen Ende, dass ihr Social Media Plattformen bei ihrem großen Problem sehr geholfen haben und wirbt für diese. Das sehe ich zum Beispiel extrem kritisch. Weiterhin baute sie andauernd Brands in ihren Roman ein, was ich von simplen Liebesromanen kenne, aber hier nicht erwartet hätte. Bekommt sie dadurch mehr Follower und ihre Tantiemen wachsen? Das war in meinen Augen daher sehr deplatziert.
Insgesamt kann ich den Roman halb empfehlen. Der Beginn war wirklich gut. Ich bin mir sicher, dass sich viele Leserinnen hier mit Miryam identifizieren können, wenn sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Aber auch Leserinnen, die aus heilen Familien kommen, werden hier durch den markerschütternden Einblick, sich besser in die Leben von Immigrantinnen hineinversetzen können.
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Dieses Buch fand ich wirklich gut und sehr berührend. Es ist eine Geschichte über das Mutter sein, das in diesem Fall nicht rosarot und herrlich ist. Die Protagonistin Miryam leidet unter postnataler Depression und hat mit den Erfahrungen ihrer eigenen Kindheit zu kämpfen. Sie ist …
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Dieses Buch fand ich wirklich gut und sehr berührend. Es ist eine Geschichte über das Mutter sein, das in diesem Fall nicht rosarot und herrlich ist. Die Protagonistin Miryam leidet unter postnataler Depression und hat mit den Erfahrungen ihrer eigenen Kindheit zu kämpfen. Sie ist zerrissen zwischen ihren Gefühlen und der Angst, ihrem Kind keine gute Mutter sein zu können und dem Traum, eben diese Mutter zu sein. Darum versucht sie alles, um eine glückliche Fassade aufrecht zu erhalten.
Mir hat es sehr gut gefallen, dass hier ganz deutlich das Bild einer Mutter gezeigt wird, die eben nicht Influencer-like alle Aufgaben und Gefühle ihrer Mutterschaft genießen und meistern kann. Es macht deutlich, wie man an den Erwartungen der Gesellschaft und seiner Umgebung auch kaputtgehen kann. Und es zeigt, dass es manchmal nötig ist, andere Wege einzuschlagen.
Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Die Autorin konnte mich schnell fesseln, und ich habe das Buch auch kaum aus der Hand gelegt.
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