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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Blubie
Wohnort: 
Schönau

Bewertungen

Insgesamt 169 Bewertungen
Bewertung vom 17.09.2024
Pineapple Street
Jackson, Jenny

Pineapple Street


sehr gut

Jenny Jackson entführt uns für eine kurze Zeit in die Upperclass New Yorks und wir lernen drei Frauen der Familie Stockton kennen, die zum alten Geldaldel gehört. Da sind zum einen die beiden Schwestern Georgiana und Darley und zum anderen die eingeheiratete, aus der Mittelschicht stammende, Sasha.
Die Kapitel sind jeweils aus der Sicht dieser unterschiedlichen Frauen erzählt, was das Buch tatsächlich spannend macht, da ein und dieselbe Situation oftmals völlig anders interpretiert wird.
Im Prinzip geht es um die Generation der reichen Millenials, die sich ihrer Privilegiertheit bewusst sind und ihr Kapital mehr oder weniger sinnvoll einsetzen wollen.
Es sind erste Welt Probleme, die wir nebenbei kennenlernen, aber auch durchaus tragische Begebenheiten bis hin zur Einsamkeit, die dicke Bankkonten mit sich bringen können.
Mit leichtem Sarkasmus navigiert die Autorin den Leser durch diese befremdlich dekadente Welt.
Ein kurzweilig geschriebener Roman, der unterhaltsam ist, aber nicht sonderlich tiefgründig. Übersetzt von Barbara Schaden.

Bewertung vom 31.08.2024
Kleine Monster
Lind, Jessica

Kleine Monster


ausgezeichnet

Ehrlich gesagt dachte ich bei dem Buchcover und -titel, dass es sich hierbei um ein humorvolles Büchlein handelt, in dem ich über witzige Alltagssituationen mit Kindern lese…
Tja, weiter entfernt hätte ich nicht sein können. Jessica Lind erzählt von den dunklen Seiten des Mutterseins, was man fühlt, wenn das Kind nicht so „funktioniert“ wie man es sich eben so vorstellt, wenn man noch kein Kind hat. Die Gedanken, die pure Verzweiflung, der Zweifel an sich und dem Kind… das alles ist (leider) so wahnsinnig nah an der Wahrheit, dass es wehtut. Jede Mutter möchte so sein wie Olivia Walton, in der Realität sind wir aber weit davon entfernt, denn Mütter sind auch nur Menschen und diese machen Fehler. Und dann haben auch Mütter eine Vergangenheit und schleppen die Altlasten aus ihrer eigenen Kindheit herum. Auch wenn man sich noch so oft schwört: Ich werde nie wie meine Mutter!… dieses Erbe sitzt tief und kommt hoch, wenn man es nicht erwartet.
Probleme als Eltern, traumatische Ereignisse in der Kindheit, die Spuren hinterlassen, Entfremdung innerhalb der Familie - über all das schreibt Jessica Lind in ihrem Roman, der nicht spritzig leicht ist, sondern harte Kost.
Eine grossartige psychologische Skizze, die unter die Haut geht. Sehr lesenswert!

Bewertung vom 30.08.2024
Der Honigmann
Huth, Peter

Der Honigmann


ausgezeichnet

Ich fand das Buchcover interessant und der Klappentext hat mich neugierig gemacht... aber das was ich da grad zu Ende gelesen habe, hatte ich so nicht erwartet.
Großartig - auf allen Ebenen!
Peter Huth ist ein toller Beobachter, der extrem glaubwürdige Charaktere erschaffen kann und dieses Buch ist eine geniale Gesellschaftssatire.
Mit viel Humor nimmt er sich einer schwierigen Thematik an: wie wird aus einer Vorstadtidylle eine Vorstadthölle? Er zeigt anhand dieser Kleinstadt akribisch auf, wie leicht es passieren kann, dass aus freundlichen Menschen, ein wütender Mob entsteht, der auch vor Gewaltphantasien keinen Halt macht. Wie aus Gerüchten "Wahrheiten" werden, die immer verzerrter die Runde machen und wie aus anfänglicher Besorgnis, blanke Hysterie entsteht. Doppelmoral, Neid, Falschheit... nichts wird ausgelassen.

Ich musste oft lachen, aber manchmal blieb mir das Lachen auch im Hals stecken, denn ich kam nicht umhin zu aktuellen Geschehnissen einen Bezug herzustellen.
Genauso muss Gesellschaftskritik sein, den Finger fest in die Wunde und immer ein Spiegel parat, in dem man sich selbst gut sehen kann.
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 28.08.2024
In den Farben des Dunkels
Whitaker, Chris

In den Farben des Dunkels


ausgezeichnet

Es ist eine tragische Geschichte, die Chris Whitaker uns hier erzählt und sie umspannt mehrere Jahrzehnte.
Es ist die Geschichte sehr junger Teenager, die Traumatisches erleben. Die dadurch entstandenen Traumata bestimmen stark ihr weiteres Leben und beeinflussen ihren Werdegang.
Es ist eine Geschichte von unerfüllter Liebe, ewiger Freundschaft, Zusammenhalt und Bande, die stärker als Familie sein können.
Der Roman ist ein wilder Mix aus Drama, Thriller und sprachlicher Schönheit mit vielen Überraschungsmomenten. Wie immer liefert Whitaker stark ausgearbeitete Charaktere, für die er sich beim Erzählen viel Zeit nimmt... das wäre auch das Einzige das ich bemängeln könnte: es ist an einigen Stellen etwas langatmig. Aber es lohnt sich, denn nur so entsteht diese, für Whitaker typische, Tiefe.
"In den Farben des Dunkels" ist sicher nicht mein Lieblingsroman von ihm, aber dennoch sehr empfehlenswert für geduldige Leser, die abtauchen wollen, in ein stark ausgearbeitetes Setting.
Conny Lösch hat hervorragende Übersetzungsarbeit geleistet.

Bewertung vom 26.08.2024
Zwei in einem Leben
Nicholls, David

Zwei in einem Leben


ausgezeichnet

David Nicholls war mir natürlich schon ein Begriff, aber ehrlicherweise hatte ich bisher noch kein Buch von ihm gelesen, sondern nur die Verfilmung seines bekanntesten Buches gesehen.
Und nun frage ich mich, wie ich so lange ohne seine Bücher auskommen konnte!
Großartiger Humor, liebenswerte Charaktere, die man regelrecht vor seinem geistigen Auge sehen kann und unheimlich witzige Dialoge.
Die Story ist erfrischend und nachvollziehbar, das sich Annähern der beiden Hauptprotagonisten macht Spaß zu verfolgen, das sich wieder Verlieren ist herzzerreissend und immer wieder diese geistreichen lustigen Dialoge... so mag ich das!
Dazu die Beschreibung einer eindrucksvollen Wanderroute, die ich nicht für viel Geld mitmachen würde: ein Bildband oder Diavortrag wäre für mich ausreichend.
Übersetzt wurde dieses kurzweilige sehr empfehlenswerte Buch von Simone Jakob und Anne-Marie Wachs.
Der Roman erscheint am 28.August im Fischer Verlag.

Bewertung vom 24.08.2024
Hey guten Morgen, wie geht es dir? (eBook, ePUB)
Hefter, Martina

Hey guten Morgen, wie geht es dir? (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wow! Was für ein wunderbares leises aber gewaltiges Buch, absolut verständlich, dass es für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert ist.
Ich bin abgetaucht in die Welt von Juno, eine Performance Künstlerin, die sich um ihren MS kranken Ehemann kümmert und nachts nicht schlafen kann. Wenn sie nicht gerade hart trainiert, treibt sie Scherze mit sogenannten Scammern auf Instagram, bis sie auf Benu aus Nigeria trifft, der sie genauso durchschaut wie sie ihn.
Martina Hefters Schreibstil ist gradlinig und klar, aber auch poetisch. Obwohl in diesem Roman nicht wirklich Spektakuläres passiert, ausser das Leben selbst, streift es viele Themen, die einen nachdenklich stimmen: Krankheit, das Altern, Ausgrenzung, Rassismus, die Kolonialzeit und ihre Nachwirkungen bis heute...
Aber nie als mahnender Zeigefinger, sondern als Gedankensplitter.
Großartig auch die Namen der Protagonisten, die nach Gestirnen benannt sind; Planeten und Götter ziehen als roter Faden durch die Handlung.
Das Buch und ihre starke Protagonistin gingen mir direkt unter die Haut und ich werde wohl noch sehr lange an sie denken.
Ich gebe eine absolute Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.08.2024
Wenn die Welt nach Sommer riecht
Dutzler, Herbert

Wenn die Welt nach Sommer riecht


ausgezeichnet

Ich bin begeistert!
In letzter Zeit habe ich das eine oder andere Buch gelesen, in dem es nostalgisch wurde, aber meistens ging es um die 70er oder 80er Jahre in Deutschland. In „Wenn die Welt nach Sommer riecht“ geht es endlich mal um einen Teenager in den 70ern in Österreich und darauf habe ich mich schon gefreut, bevor das Buch veröffentlicht wurde.
Herbert Dutzler scheint ca. zehn Jahre älter als ich zu sein, aber das ändert kaum etwas an den Erinnerungen, die in mir beim Lesen hochkamen, denn so viel anders war es dann in meiner beginnenden Pubertät auch nicht.
Anders als der 13 jährige Hauptprotagonist Siegfried, bin ich in Wien aufgewachsen, dorthin verschlägt es ihn zu seiner Tante übers verlängerte Wochenende. Aber an meine Schullandwoche zum Dachstein, Hallstatt, Mondsee und Salzburg (also Siegfrieds Heimat) kann ich mich noch gut erinnern.
Es war witzig, die Geschichten aus der Sicht des Pubertierenden zu lesen, die Gedanken und die Sprache haben sich authentisch angefühlt, über die vielen österreichischen Ausdrücke habe ich mich zusätzlich gefreut… ich denke aber, dass Deutsche Leser keine Probleme damit haben sollten.
Interessant fand ich die politischen Veränderungen aus der Sicht des ländlichen Österreichs, aber auch die Thematik der Lehrer mit Nazivergangenheit
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.08.2024
Genau so, wie es immer war
Lombardo, Claire

Genau so, wie es immer war


ausgezeichnet

"Der größte Spaß den wir je hatten" hatte mich schon sehr beeindruckt, denn Lombardo kann unheimlich gut, die kleinen Dinge beschreiben, die ein Familienleben ausmachen. Ihre Charaktere und Familiensituationen wirken nie konstruiert, sondern eben wie mitten aus dem realen Leben.
Und so auch in ihrem neuesten Roman "Genau so, wie es immer war" (Same as it ever was - wer nun an die Talking Heads denkt, der liegt jetzt völlig richtig). Ein wunderbarer Entwicklungsroman, der die Geschichte einer Frau erzählt: wie sie ihren Mann kennenlernt, eine Familie gründet, ihre komplizierte Beziehung zu ihrer Mutter, ihr Reifen und Älterwerden. Und auch wenn ich Julia nicht immer ganz verstehen konnte, gab es unendlich viele Momente, in denen ich mich mit ihr identifizieren konnte... sehr sogar.
Erzählt wird oft in Rückblicken, die ein tiefgehendes Bild von Julia zeichnen, es ist letzten Endes ein intensives Porträt und eine Lebensgeschichte, die berührt und am Ende des Buches hat man das Gefühl, sich von einer realen Person, einer liebgewonnenen Freundin, verabschieden zu müssen.
Von mir gibt es eine hundert prozentige Leseempfehlung, großartig übersetzt hat den Roman Sylvia Spatz.

Bewertung vom 08.07.2024
Nach uns der Sturm
Chan, Vanessa

Nach uns der Sturm


ausgezeichnet

Vor einigen Jahren habe ich viele Bücher aus und über Asien gelesen, die Thematik der Japanischen Besatzer und der Grausamkeiten, die damit einher gingen, war für mich also nichts Neues.
Absolut neu war für mich allerdings der Schauplatz, und ich muss ehrlich gestehen, dass ich bis zu dieser Lektüre überhaupt nichts über Malaysien wusste.
Dieser Roman ist keine leichte Kost und bestimmt nichts für zartbesaitete LeserInnen, denn es werden Krieg, Folter, Hunger, Tod und Missbrauch auf sehr authentische Weise geschildert.
Es ist die ergreifende Geschichte einer eurasischen Frau, die in den Wirren des Wechsels zwischen Britischer Besatzung, Krieg und Japanischer Besatzung, mutig das Beste für ihre kleine Familie herauszuholen versucht. Ihre Entscheidungen sind oft grenzwertig und man schwankt beim Lesen hart zwischen Sympathie und Unverständnis.
Absolut empfehlenswert für all jene, die historisch gerne was dazulernen und dramatische Geschichten mögen, übersetzt von Brigitte Jakobeit.

Bewertung vom 23.06.2024
Janes Roman
Cusset, Catherine

Janes Roman


gut

"Janes Roman" ist keine neue Geschichte, sondern stammt von 1999 und wurde bereits 2002 bei Ullstein verlegt. Am 27.Juni erscheint die neue Adaption im Eisele Verlag.

Mit diesem Roman habe ich tagelang regelrecht gekämpft, aber ich habe durchgehalten bis zur letzten Seite und wurde überraschenderweise zumindest mit einem guten Ende belohnt.
Ich habe Cussets Roman "Die Definition von Glück" gelesen und war schwer begeistert, mir gefielen sowohl Schreibstil als auch der Plot unheimlich gut.
Dieses Werk bereitet mir allerdings echte Kopfzerbrechen, weil ich nicht wirklich zuordnen kann, was mir das Buch eigentlich sagen will.
Es ist nahezu klischeehaft französisch, wäre es kein Buch, sondern ein Film, dann mit Sicherheit in sehr gedeckten Farben, intellektuelle aber minimalistische Dialoge, viel nackte Brust...
Es ist keine Liebesgeschichte, dafür fehlen Emotionen. Es gibt viel Erotik, ohne dass sie einen berührt. Es ist kein Entwicklungsroman, denn die Hauptprotagonistin entwickelt sich keinen Millimeter weiter: sie hat einen Freund, der ist ihr egal bis er sich von ihr trennt, dann ist sie nahezu besessen von ihm; sie verliebt sich neu, sie wird betrogen oder betrügt, da eine Trennung, da ein neuer Typ, dort ein One-night-stand, hier eine Ehe, ein Seitensprung... und so plätschert es weiter vor sich hin. Trotz aller Intimitäten blieb mir die Protagonistin extrem fremd und unnahbar und nervte mich an vielen Stellen auch gewaltig.
Allein das mysteriöse Manuskript, das sie erhält und die Romanform ihrer Affairen ist, hat mich bei Laune gehalten, weil ich wissen wollte, wer das nun geschrieben hat. Das Ende war tatsächlich nicht schlecht, die Auflösung eine Überraschung.
Aber leider war es für mich ein etwas quälendes Leseerlebnis, das mich nicht wirklich überzeugen konnte.