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Kirsten Boies "Dunkelnacht" ist ein eindringlicher und historisch fundierter Roman, angesiedelt in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, der die tragischen Ereignisse im bayerischen Städtchen Penzberg beleuchtet. Das Werk, das mit dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis sowie dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde, taucht tief in ein dunkles Kapitel der Geschichte ein und zeigt eindrücklich, wie Gewalt, Angst und Opportunismus das Schicksal einer lokalen Gemeinschaft prägten.Durch die Perspektiven der jungen Protagonisten Marie, Schorsch und Gustl thematisiert Boie ...
Kirsten Boies "Dunkelnacht" ist ein eindringlicher und historisch fundierter Roman, angesiedelt in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, der die tragischen Ereignisse im bayerischen Städtchen Penzberg beleuchtet. Das Werk, das mit dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis sowie dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde, taucht tief in ein dunkles Kapitel der Geschichte ein und zeigt eindrücklich, wie Gewalt, Angst und Opportunismus das Schicksal einer lokalen Gemeinschaft prägten.
Durch die Perspektiven der jungen Protagonisten Marie, Schorsch und Gustl thematisiert Boie Mut, Widerstand und die moralischen Dilemmata, mit denen Menschen konfrontiert waren, die zwischen Loyalität und Menschlichkeit gefangen waren. Die Erzählweise ist prägnant und kraftvoll, wodurch das Chaos und die Brutalität der letzten Kriegstage spürbar werden.
"Dunkelnacht" dient nicht nur als narrative Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, sondern auch als mahnende Erinnerung an die Verbrechen, die im Namen einer Ideologie begangen wurden. Kirsten Boies akribische Recherche und fesselnde Erzählweise machen die Hinrichtung von Widerstandskämpfern durch die Wehrmacht greifbar und verdeutlichen das Spannungsfeld aus Angst, Verrat und Heldentum.
Besonders in einer Zeit, in der Nationalismus, Intoleranz und extremistisches Gedankengut wieder erstarken, ist "Dunkelnacht" eine notwendige Lektüre. Der Roman zeigt, wie schnell Gewalt eskalieren kann, wenn Ideologien ungeprüft übernommen werden, und ermutigt dazu, aus der Vergangenheit zu lernen. Kritiker und Leser loben das Buch für seine eindrucksvolle Darstellung der menschlichen Widerstandsfähigkeit in Zeiten der Krise und seine Fähigkeit, Geschichte auf eine Weise zu vermitteln, die junge und erwachsene Leser gleichermaßen bewegt.
Mehr als nur ein historischer Roman: "Dunkelnacht" ist eine kritische Reflexion über die Folgen von Extremismus und die Notwendigkeit von Empathie, Zivilcourage und einer aktiven Erinnerungskultur.
Ausgezeichnet mit dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis und dem Deutschen Jugendliteraturpreis: Ein literarisches Meisterwerk mit bedeutender Anerkennung. Eindrückliche Darstellung eines dunklen Kapitels der Geschichte: Die letzten Kriegstage in Penzberg werden aus der Perspektive junger Menschen erzählt und erlebbar gemacht. Zeitlose Botschaften über Mut, Widerstand und moralische Entscheidungen: Eine packende Erzählung, die über die Vergangenheit hinausweist. Historisch fundierte und fesselnde Prosa: Boies Erzählweise macht das Leben einer Gemeinschaft im Zerfall des Nazi-Regimes greifbar. Dringliche Lektüre in einer Zeit politischer Spannungen: Eine Mahnung, wie wichtig es ist, aus der Geschichte zu lernen, um künftigen Gefahren entgegenzuwirken. Perfekt für Schulen und Bildungszwecke: Eine tiefgehende, zugängliche Auseinandersetzung mit der Geschichte für den Unterricht.
Durch die Perspektiven der jungen Protagonisten Marie, Schorsch und Gustl thematisiert Boie Mut, Widerstand und die moralischen Dilemmata, mit denen Menschen konfrontiert waren, die zwischen Loyalität und Menschlichkeit gefangen waren. Die Erzählweise ist prägnant und kraftvoll, wodurch das Chaos und die Brutalität der letzten Kriegstage spürbar werden.
"Dunkelnacht" dient nicht nur als narrative Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, sondern auch als mahnende Erinnerung an die Verbrechen, die im Namen einer Ideologie begangen wurden. Kirsten Boies akribische Recherche und fesselnde Erzählweise machen die Hinrichtung von Widerstandskämpfern durch die Wehrmacht greifbar und verdeutlichen das Spannungsfeld aus Angst, Verrat und Heldentum.
Besonders in einer Zeit, in der Nationalismus, Intoleranz und extremistisches Gedankengut wieder erstarken, ist "Dunkelnacht" eine notwendige Lektüre. Der Roman zeigt, wie schnell Gewalt eskalieren kann, wenn Ideologien ungeprüft übernommen werden, und ermutigt dazu, aus der Vergangenheit zu lernen. Kritiker und Leser loben das Buch für seine eindrucksvolle Darstellung der menschlichen Widerstandsfähigkeit in Zeiten der Krise und seine Fähigkeit, Geschichte auf eine Weise zu vermitteln, die junge und erwachsene Leser gleichermaßen bewegt.
Mehr als nur ein historischer Roman: "Dunkelnacht" ist eine kritische Reflexion über die Folgen von Extremismus und die Notwendigkeit von Empathie, Zivilcourage und einer aktiven Erinnerungskultur.
Ausgezeichnet mit dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis und dem Deutschen Jugendliteraturpreis: Ein literarisches Meisterwerk mit bedeutender Anerkennung. Eindrückliche Darstellung eines dunklen Kapitels der Geschichte: Die letzten Kriegstage in Penzberg werden aus der Perspektive junger Menschen erzählt und erlebbar gemacht. Zeitlose Botschaften über Mut, Widerstand und moralische Entscheidungen: Eine packende Erzählung, die über die Vergangenheit hinausweist. Historisch fundierte und fesselnde Prosa: Boies Erzählweise macht das Leben einer Gemeinschaft im Zerfall des Nazi-Regimes greifbar. Dringliche Lektüre in einer Zeit politischer Spannungen: Eine Mahnung, wie wichtig es ist, aus der Geschichte zu lernen, um künftigen Gefahren entgegenzuwirken. Perfekt für Schulen und Bildungszwecke: Eine tiefgehende, zugängliche Auseinandersetzung mit der Geschichte für den Unterricht.
Kirsten Boie ist eine der renommiertesten deutschen Kinder- und Jugendbuchautorinnen. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Deutschen Jugendliteraturpreis und das Bundesverdienstkreuz.

© Paula Markert
Produktdetails
- Verlag: Oetinger
- Artikelnr. des Verlages: 8200530
- 8. Aufl.
- Seitenzahl: 128
- Altersempfehlung: ab 15 Jahren
- Erscheinungstermin: 6. Februar 2021
- Deutsch
- Abmessung: 216mm x 125mm x 16mm
- Gewicht: 218g
- ISBN-13: 9783751200530
- ISBN-10: 3751200533
- Artikelnr.: 60145428
Herstellerkennzeichnung
Oetinger
Max-Brauer-Allee 34
22765 Hamburg
produkt@verlagsgruppe-oetinger.de
Rezensentin Eva-Maria Magel ist begeistert von diesem Buch, das in "straffer Novellenform" von einem unsäglichen Verbrechen aus den letzten Kriegstagen in Deutschland erzählt. Sensibel und klug führt die Autorin nach Meinung der Kritikerin ihre drei Hauptfiguren, die durch jugendliche Liebe miteinander verbunden sind, durch das Geschehen, und zwar auf Opfer- und Täterseite. Sie erreicht durch bruchstückhaftes Sprechen, durch kleine Dialekteinschübe eine große Intimität und berührt durch ihre Figurenführung viele Fragen, die noch unter der "Erzähloberfläche" schlummern. Die Düsternis des Geschehens wäre kaum auszuhalten, meint die Kritikerin, gäbe es nicht doch Erleichterung durch jene, die in dieser Geschichte anders handeln, als es opportun wäre. "Ein großer Wurf", urteilt die total von diesem Buch überzeugte Kritikerin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Bei allem Respekt, diese Novelle hat mich wahnsinnig enttäuscht. Das Buch hat gar keine richtige Struktur, es gibt viel zu viele Wortwiederholungen und es ist sehr uninteressant. Zudem finde ich es verrückt, über ein solch herzzerreißendes Ereigniss zu berichten und 3 fiktive …
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Bei allem Respekt, diese Novelle hat mich wahnsinnig enttäuscht. Das Buch hat gar keine richtige Struktur, es gibt viel zu viele Wortwiederholungen und es ist sehr uninteressant. Zudem finde ich es verrückt, über ein solch herzzerreißendes Ereigniss zu berichten und 3 fiktive Charaktere hinzuzufügen , die in einem Liebes-Dilemma stecken. Eine Autorin mit so viel Berufserfahrung sollte so ein Buch eindeutig besser hinkriegen...
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"Wer heute nach Penzberg kommt, ahnungslos und ohne zu wissen, den wird nichts mehr erinnern an dieses Grauen der Mordnacht am Ende des Zweiten Weltkriegs" (Buchauszug)
Es ist die Nacht des 28. auf den 29. April 1945 im bayrischen Penzberg. Die Menschen sehen sich dem Ende des Kriegs …
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"Wer heute nach Penzberg kommt, ahnungslos und ohne zu wissen, den wird nichts mehr erinnern an dieses Grauen der Mordnacht am Ende des Zweiten Weltkriegs" (Buchauszug)
Es ist die Nacht des 28. auf den 29. April 1945 im bayrischen Penzberg. Die Menschen sehen sich dem Ende des Kriegs entgegen uns so ist es kein Wunder, das eine Radiomeldung die Bevölkerung des Orts aufschreckt und Hoffnung macht. Bei dieser wird das Kriegsende verkündet und der ehemalige Bürgermeister, der damals von den Nazis abgesetzt wurde, versucht nun möglichst zu retten, was geht, um das Dorf nach dem Krieg am Leben zu erhalten. Was gut gedacht war, wird zur schlimmsten Nacht Penzbergs werden. Den gerade sein Vorhaben soll ihm und Weiteren zum Verhängnis werden.
Meine Meinung:
Das düstere Cover mit dem kleinen Emblem zeigt auf, um welche Zeit und Thema es in diesem Buch geht. Ich finde es dazu noch gut, dass es etwas düster ist den, so passt es zu dem Geschehenen. Jedoch hatte ich nicht geahnt, dass mich so eine ungerechte, bestialische Tat erwarten würde, die mich wirklich erschüttert hat. Der Schreibstil ist der Autorin sehr gut gelungen. Die kurzen prägnanten Sätze und die kleinen Kapitel sind genau richtig gewähnt für jugendliche Leser und als Schullektüre. Was ich zumindest hoffe, dass dieses Buch zu den Kommenden zählen wird. Den es ist eine Thematik, die uns alle angeht, jeden betreffen und sich sicherlich jederzeit wiederholen kann. In dieser Geschichte, die auf einen realen Hintergrund basiert, geht es um Gehorsam, Mut, Hetze, Ängste, um eine Tragödie. Es geht nicht um den Holocaust, sondern um die letzten Tage vor Kriegsende, militärische Befehlsgewalt im Nationalsozialismus und wie dies sogar nicht einmal vor der eigenen Bevölkerung Halt macht. Ich wusste ja schon, dass viele Deutsche Angst hatten, vor dem Regime und davor verhaftet zu werden, wenn man etwas Falsches sagte oder tat. Doch bisher habe ich noch nie über so etwas gelesen, wo dieses Thema mit wirklich so viel Vehemenz wie hier behandelt wird. Ich frage mich, wie die Dorfbewohner sich danach je wieder in die Augen schauen konnten. So viel Elend in einer einzigen Nacht durch Personen oder einer Organisation die sich "Werwolf" nannte. Die einerseits total verblendet von einem Hitlerregime waren und anderseits einfach einem Befehl folgten, egal wen es in dem Moment treffen wird. Ich kann nach Ende des Buchs gut verstehen, warum Kirsten Boie dieses Buch so wichtig ist. Sie wollte diese Nacht aufzeigen und den Opfern von damals endlich einen Namen geben. Dass man wirklich allen gedenkt, die in dieser Nacht ums Leben kamen. Ich finde, das hätte sich schon längst gehört. Traurig bin ich, dass man bisher von dieser Gräueltat noch nie was gehört oder gelesen hat. Warum schweigt darüber unsere Generation von damals? Deshalb finde ich es so wichtig, dass man dieses Buch ebenfalls in Schulen behandelt. Den diese Opfer sind genauso Opfer des Naziregimes geworden. Gut ausgesucht sind zudem die fiktiven Charaktere von Schorsch, Gustl und Marie, bei denen ich ihre Ängste, Zweifel und Sorgen spüre, genauso wie den Hass, den einige Werwölfe in sich tragen. Sicherlich wurde bei vielen dieser Hass noch durch die Hitlerjugend (HJ) geschürt. Eindrucksvoll ist, dass am Ende die einzelnen Opfer benannt und im Nachwort weiteres erklärt wird. Trotzdem dieses Ereignis einige sicher erschüttern wird, bin ich der Ansicht, das es enorm wichtig für die Aufarbeitung unserer Vergangenheit ist. Wer, wenn nicht wir, kann diesen Opfern den heute noch gedenken? Darum gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.
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Antworten 19 von 28 finden diese Rezension hilfreich
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Es gibt Bücher, die nicht zur Unterhaltung dienen, sondern aufklären und den Leser nicht nur wütend, sondern auch traurig und fassungslos zurücklassen. Eines dieser Bücher ist „Dunkelnacht“ von Kirsten Boie.
In „Dunkelnacht“ schreibt die Autorin …
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Es gibt Bücher, die nicht zur Unterhaltung dienen, sondern aufklären und den Leser nicht nur wütend, sondern auch traurig und fassungslos zurücklassen. Eines dieser Bücher ist „Dunkelnacht“ von Kirsten Boie.
In „Dunkelnacht“ schreibt die Autorin über die sogenannte Penzberger Mordnacht, die in der Nacht vom 28. auf den 29. April 1945 in Penzberg, nähe München, stattgefunden hat. Die Penzberger Mordnacht ist ein sogenanntes Endphaseverbrechen, welches im Zweiten Weltkrieg durch die Einheit „Werwolf Oberbayern“ begangen wurde, bei der insgesamt sechzehn Menschen und ein Ungeborenes getötet und zwei weitere Menschen schwer verletzt wurden.
Die Ereignisse werden dabei aus gleich mehreren Perspektiven erzählt, was das Ganze noch realer und erschreckender macht und man gleichzeitig nicht nur die Ereignisse aus Sicht von unschuldigen Bürgern miterlebt, sondern auch vom Oberstleutnant, der letztendlich den Befehle für die Morde gab.
Kirsten Boie hat die Ereignisse sehr gut recherchiert und beschreibt einen leider viel zu häufig vergessenen Teil der Deutschen Geschichte, der fassungslos, wütend und hilflos macht und aufzeigt, zu was Menschen in der Lage sind, die an das Falsche glauben und die falschen Befehle befolgen.
Eine Bewertung für dieses Buch abzugeben, ist dabei nahezu nicht möglich. Ist es großartig geschrieben? Ja, das ist es. Aber darf man etwas tatsächlich als großartig bezeichnen, was so erschreckend, abscheulich und dazu tatsächlich passiert ist? Meiner Meinung nach sollte wirklich jeder dieses Buch gelesen haben, es verinnerlichen und ernsthaft drüber nachdenken.
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Antworten 10 von 15 finden diese Rezension hilfreich
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Penzberg, April 1945: Während die Amerikaner schon vor der Tür stehen, bereitet sich die bayerische Kleinstadt auf den Frieden vor. Der alte Bürgermeister holt sich sein Amt zurück, das er schon vor Beginn der NS-Diktatur innehatte. Die Stadt widersetzt sich den Plänen der …
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Penzberg, April 1945: Während die Amerikaner schon vor der Tür stehen, bereitet sich die bayerische Kleinstadt auf den Frieden vor. Der alte Bürgermeister holt sich sein Amt zurück, das er schon vor Beginn der NS-Diktatur innehatte. Die Stadt widersetzt sich den Plänen der Nationalsozialisten, infrastrukturelle Besonderheiten wie das Bergwerk zu zerstören. Doch es sind nicht die amerikanischen Soldaten, die die Stadt zuerst erreichen, sondern die Wehrmacht auf ihrem Weg in die Alpen...
Kirsten Boie hat mit "Dunkelnacht" eine sprachlich wie inhaltlich brillante Novelle verfasst, der es gelingt, auf gerade einmal knapp 130 Seiten eine so intensive und berührende Atmosphäre zu erschaffen, wie ich sie lange nicht mehr in einem Jugendbuch verspürt habe.
Sie vermischt historische Fakten wie eben die "Mordnacht von Penzberg", von der ich zuvor noch nie etwas gehört hatte, mit dem Schicksal zweier Jugendlicher, die in den Unwirklichkeiten des Zweiten Weltkrieges eine zarte erste Liebe erleben. Schorsch und Marie, so die Namen der ProtagonistInnen, sind dabei trotz der Kürze des Textes so authentisch wie berührend gezeichnet. Gleich von Beginn an gelang es mir, ein hohes Identifikationspotenzial mit den beiden aufzubauen. Während eine erste Liebe in vielen Lebenssituationen aufregend und überfordernd erscheint, wirkt sie in "Dunkelnacht" nahezu unmöglich. Zu viele Faktoren stören das Verhältnis der Figuren: die unterschiedlichen politischen Ansichten der Eltern, das ständige Leben zwischen Krieg und Frieden - und dann gibt es ja auch noch Gustl, an dem Marie auch Interesse hatte und den es seinerseits zum Werwolf Oberbayern gezogen hat, einer Art Untergrundorganisation des Terrors.
Sehr besonders ist die Stimme des auktorialen Erzählers, der der Novelle etwas Filmisches verleiht, nicht nur, weil die ProtagonistInnen vor jedem Abschnitt namentlich erwähnt werden. Vielmehr ist es die Mischung aus kurzen, lakonischen Sätzen, die dennoch ihre Wirkung alles andere als verfehlen, und der unglaublichen Dynamik des Textes, einen so bedeutenden Tag in so wenigen Worten verdichten und intensivieren zu können. Während der Erzähler anfangs noch so wirkt, als könne er den Lauf der Geschichte beeinflussen ("Ja, lasst uns den Vollmond wählen, in der folgenden Nacht können wir ihn brauchen., S. 8), wird nach und nach deutlich, dass es kein Entrinnen gibt, vor dem Grauen, welches buchstäblich vor der Tür steht. Fast schon resignierend heißt es auf S. 67: "Aber ich greife ja vor. Die Morde müssen doch zuerst noch geschehen."
Diese Perspektive und der Ton des Erzählers haben in mir mehr als nur einmal für Gänsehaut gesorgt. Durch die zusätzliche Wahl des erzählerischen Präsens erzeugt die Novelle zudem eine wahnsinnig intensive Unmittelbarkeit. Ich hatte das Gefühl, ein Teil von Penzberg zu sein und fand "Dunkelnacht" dadurch ungemein eindringlich und wirklich spannend.
Im informativen Nachwort und dem Anhang wird die Autorin auch der jugendlichen Zielgruppe gerecht, die noch nichts vom Werwolf oder von Gauleitern gehört hat. Um nicht zu vergessen, wie grausam die Zeit des Zweiten Weltkriegs und die Terrordiktatur der Nationalsozialisten war, bietet es sich förmlich an, "Dunkelnacht" zu einer Art Pflichtlektüre im Deutschunterricht zu machen. Insbesondere in Penzberg und Umgebung, aber auch auf den gesamten deutschsprachigen Raum bezogen.
Fazit: Mit "Dunkelnacht" beweist Kirsten Boie auf so berührende wie geniale Weise, was für eine großartige Erzählerin sie ist. Ich hätte nicht gedacht, dass mich ein so kurzes Buch dermaßen bewegen und mitreißen kann. Das liegt einerseits an den wunderbar herausgearbeiteten Figuren und deren Ängsten und Hoffnungen, aber vor allem an der melancholischen Grundstimmung, die der Erzähler mit seinen lakonischen Sätzen erzeugt. Unbedingt lesenswert für alle jugendlichen und erwachsenen LeserInnen.
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Antworten 6 von 10 finden diese Rezension hilfreich
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Dunkelnacht ist ein Buch, was mich auf vielerlei Ebenen überrascht hat. Zunächst mit seiner Größe und dem Umfang, dann mit seinem Schreibstil und zuletzt mit seiner unaufdringlichen, aber wichtigen Mahnung im Gedenken an vergangene Zeiten. Ich hatte im Vorfeld ein lockeres …
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Dunkelnacht ist ein Buch, was mich auf vielerlei Ebenen überrascht hat. Zunächst mit seiner Größe und dem Umfang, dann mit seinem Schreibstil und zuletzt mit seiner unaufdringlichen, aber wichtigen Mahnung im Gedenken an vergangene Zeiten. Ich hatte im Vorfeld ein lockeres Jugendbuch erwartet, zumindest in dem Maße, wie man das Thema Nationalsozialismus halt locker verpacken kann. Zwar vergleichsweise ungeschönt, aber nicht in aller Detailtreue. Eindringlich, aber trotzdem leise.
Ungeschönt war an diesem Buch jedoch nichts und das hat mir gefallen. Man bekommt keine blutigen Taten Schritt für Schritt aufgedröselt, aber das Grauen und der Schrecken sind zu jedem Zeitpunkt greifbar.
Die Stimmung in der Erzählung hat Kirsten Boie perfekt eingefangen und wiedergegeben. Man kann die Verzweiflung und den Drang nach Hoffnung und Frieden in den Menschen spüren, ihre Unsicherheit, ob und wann es vorbei sein wird. Die Verwirrung, dieses „Wäre es jetzt tatsächlich vorbei, wäre es viel zu schön um wahr zu sein“.
Die Erzählung findet aus der Sicht eines übergeordneten Erzählers statt, mit dem Blick auf viele verschiedene Figuren. Im Mittelpunkt stehen die drei Jugendlichen Schorsch, Marie und Gustl, doch es kommen auch Erwachsene zu Wort. Mich hat es besonders fasziniert, was für eine breite Palette an Meinungen und Einsichten bei der Erzählung geschildert werden. Wir sehen nicht nur die rebellische Perspektive der Menschen, die das erhoffte Eintreffen der Amerikaner begrüßen, sondern auch die regimetreuen Soldaten und Unterstützer des Führers. Das hat nicht nur für Abwechslung gesorgt, sondern auch ein besseres Verständnis für die damaligen Verhältnisse ermöglicht.
Mir gefiel es, dass jedes Kapitel mit den Namen der teilnehmenden Figuren eingeleitet wurde. Denn auch wenn man schon einen feinen Draht zu dem ein oder anderen hat, allein an der Erzählung hätte ich bei der knappen Kennenlernzeit wahrscheinlich nicht immer fehlerfrei zuordnen können, um wen es gerade geht.
Der Schreibstil hat es mir anfangs nicht gerade leicht gemacht. Er ist ungewöhnlich, wenngleich er authentisch scheint und einen wirksam in die damalige Zeit zurückversetzt. Nach einigen Kapiteln hatte ich mich auch an ihn gewöhnt und konnte so immer tiefer in die Ereignisse eintauchen. Ab und an werden auch kleine Ausblicke in die Zukunft nach der Mordnacht gemacht, diese haben das Geschehen zusätzlich anschaulich gestützt und die Echtheit des Ganzen demonstriert.
Das Buch hat mir ein flaues Gefühl im Magen bereitet, dass auch danach noch lange anhielt. Sicherlich gab es im ganzen Land ähnliche Vorkommnisse, doch zu wissen, dass das genauso wie beschrieben auch geschah und durch die Erzählung noch mal dabei zu sein, hat einen nachdenklich und traurig gestimmt.
Man weiß im Großen und Ganzen um die deutsche Geschichte. Man weiß, dass vielen Menschen großes Unrecht getan wurde, dass blind Leben des eigenen Volkes genommen wurden, einfach um die Übermacht zu demonstrieren und Gehorsam zu erzwingen. Doch das sozusagen mit eigenen Augen authentisch und realistisch zu lesen und zu rekapitulieren, lässt einen schlucken. Macht das Ganze noch echter, bringt es einem noch näher, erschüttert einen zutiefst.
Mein Fazit:
Für Jugendliche wird das harter Tobak, aber mir persönlich hat es ein Stück deutsche Geschichte auf eindringliche Weise noch näher gebracht. Es regt zum Nachdenken und zum Auseinandersetzen mit der Vergangenheit an, es appelliert an die eigene Menschlichkeit und öffnet Augen an Stellen, wo sie längst nicht mehr verschlossen sein sollten. „Wichtig“ ist das Wort, was es wohl am besten beschreibt.
Fünf von fünf Sternen gibt es von mir.
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Ein erschütternder Splitter deutscher Weltkriegsgeschichte - Jugendroman nach einer wahren Begebenheit
"Dunkelnacht" von Kirsten Boie ist als Hardcover mit 112 Seiten im Februar 2021 beim Friedrich Oetinger Verlag erschienen.
Das Buch ist sehr hochwertig hergestellt, das Cover …
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Ein erschütternder Splitter deutscher Weltkriegsgeschichte - Jugendroman nach einer wahren Begebenheit
"Dunkelnacht" von Kirsten Boie ist als Hardcover mit 112 Seiten im Februar 2021 beim Friedrich Oetinger Verlag erschienen.
Das Buch ist sehr hochwertig hergestellt, das Cover lässt die Thematik des Inhaltes bereits deutlich erkennen und die Seiten innen sind düster gehalten. Am Ende gibt es noch ein sehr informatives Nachwort und ein Glossar zur Erklärung der wichtigsten Begriffe.
Erzählt werden die Geschehnisse im bayrischen Penzberg am 28.April 1945, unmittelbar vor Kriegsende. Aus der Sicht von Schorsch, Marie und Gustl, drei Jugendliche, bei denen es sich um fiktive Charaktere handelt, schildert Kirsten Boie die Ereignisse in der sog. "Penzberger Mordnacht", die leider tatsächlich stattgefunden hat.
Nachdem die Bürger sich über das eintretende Kriegsende, das im Radio verkündet worden war, freuten und sich die Penzberger den anrückenden US-Truppen friedlich ergeben wollten, drang die Nazi-Organisation der Werwölfe im allerletzten Moment am Mordtag in das Penzberger Rathaus ein und richtete die dort versammelten Männer wegen Landesverrats durch Erschießen hin. In der folgenden Mordnacht zogen die Werwölfe dann noch wie in einem Rausch durch das Dorf und hängten weitere Menschen, die sie als Widerständler einstuften, auf. Jeden an einen eigenen Baum. Darunter auch eine schwangere Frau.
Mittendrin die beginnende Liebe zwischen Schorsch und Marie, die sich auch ein wenig zu Gustl hingezogen fühlt. Schorsch und Marie erleben das Schlimme hautnah mit, was sie einerseits aneinanderschweißt - andererseits können sie sich aber gegenseitig nicht vertrauen, denn ihre Väter beefinden sich politisch gesehen in unterschiiedlichen Lagern...
Den Schreibstil hält die Autorin kurz und knapp, was auf den ersten Blick vielleicht etwas empathielos wirkt, in Wahrheit dadurch aber umso mehr unter die Haut geht. Das Geschehen wird dem Leser schonungslos an den Kopf geknallt und da muss er ganz schön einstecken...
Durch die Kombination der wahren Begebenheiten mit teils fiktiven Charakteren hat Kirsten Boie die Bandbreite der Menschlichkeit bis hin zur unvorstellbaren Unmenschlichkeit wunderbar dargestellt und lässt den Leser absolut fassungslos zurück.
Ausserdem schildert sie hier wirklich menschliche Abgründe, und hinter all diesem Schlimmen die zarte Pflanze erwachender Gefühle - trotz aller Grausamkeiten wird es die Liebe immer geben.
Dieses sinnlose Ereignis war wohl ein schreckliches Beispiel für ein letztes Aufbäumen der Nazi-Macht und Willkür!
Begreifen kann man das, was damals passiert ist, alles nicht, aber man kann hoffentlich ein erneutes Aufflammen verhindern in der heutigen Zeit. Es gibt generell nun mal unterschiedliche Meinungen, und auch wenn man die Meinung seines Gegenüber nicht teilt, sollte man sie zumindest respektieren und nicht so einfach aburteilen.
Eine sehr sehr lesenswerte Lektüre, die aufwühlt und noch lange nachhallt...
Meiner Meinung nach ein MUSS für Jugendliche und Schulen!!
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Klappentext:
„„Weil auch in diesen Zeiten irgendwer das Richtige tun muss, einfach, weil es richtig ist.“
April, 1945. Alle spüren, dass der Krieg und die fürchterliche Ideologie der Nationalsozialisten kurz vor dem Ende stehen. Doch in der Nacht vom 28. auf den 29. …
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Klappentext:
„„Weil auch in diesen Zeiten irgendwer das Richtige tun muss, einfach, weil es richtig ist.“
April, 1945. Alle spüren, dass der Krieg und die fürchterliche Ideologie der Nationalsozialisten kurz vor dem Ende stehen. Doch in der Nacht vom 28. auf den 29. April 1945, zwei Tage vor Hitlers Selbstmord, ereignet sich das dunkelste Kapitel der damals noch jungen Stadt Penzberg in Bayern. Denn während der einst von den Nazis abgesetzte Bürgermeister zurück ins Rathaus zieht, erlässt die Wehrmacht den Befehl, alle Widerständler sofort hinzurichten. Und zwischen allen Fronten stehen die Jugendlichen Marie, Schorsch und Gustl.“
Ja, auch als Erwachsener kann man super Jugend-Romane lesen, die einem fast vom Hocker hauen und wenn sie aus der Feder von Kirsten Boie stammen, dann sowieso. Die drei Jugendlichen Marie, Schorsch und Gustl kann man ja nur zu gut mit ihrer Meinung verstehen, da wir Leser ihnen eine ganze Menge mehr voraus haben. Wir verstehen ihre Bedenken, ihre Ängste und würden ihnen am liebsten den Mund verbieten um nicht zu tief in die braune Gefahr abzurutschen oder gar das schlimmste zu befürchten. Boie lässt ihre Figuren extrem frei und gewollt de Gefahr ins Auge blicken. Es ist nichts geschönt, warum auch?! War doch dies, die dunkelste Zeit in unserer Geschichte. Kirsten Boie hat einerseits für Jugendliche aber auch für Erwachsene einen ganz großartigen und kurzen Roman bzw. eine Novelle verfasst, der einen dem Atem anhalten lässt. Ihre Wortwahl ist gewählt und der Zeit entsprechend, ihre Sprache rund und flüssig, ihre Intention großartig. Dem Leser bleiben genügend freie Gedanken um selbst darüber nachzudenken bzw. sich Fragen zu stellen. Es ist für Jugendliche ein anspruchsvolles Buch und für Erwachsene ein echter kleiner Schatz, eine Novelle eben.
Für dieses großartige Werk kann ich nicht anders als 5 Sterne zu vergeben.
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Antworten 1 von 4 finden diese Rezension hilfreich
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Das dünne Büchlein zeigt schon in seiner Aufmachung, in welcher Zeit die Geschichte spielt.
Auf der grünen Seite zwei Gestalten in der Dämmerung und rechts das Foto einer bayrischen Kleinstadt um 1945. Das C des Titels wurde durch eine Hakenkreuz-Nadel ersetzt.
Die Autorin …
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Das dünne Büchlein zeigt schon in seiner Aufmachung, in welcher Zeit die Geschichte spielt.
Auf der grünen Seite zwei Gestalten in der Dämmerung und rechts das Foto einer bayrischen Kleinstadt um 1945. Das C des Titels wurde durch eine Hakenkreuz-Nadel ersetzt.
Die Autorin hat die Geschichte Prenzbergs vom 28.4.1945 und der darauffolgenden Nacht zum Anlass genommen, diese Novelle zu schreiben. In ihrem Nachwort erklärt sie, dass es für diese Taten den Begriff „Endphasenverbrechen“ gibt.
Das Buch besteht aus zwei Teilen, die Mordtag und Mordnacht überschrieben sind. Im Gegensatz zu den Opfern sind Marie, die Metzgerstochter und Schorsch, der Polizistensohn, sowie Gustl, Sohn als Roter verschriener Eltern, keine realen Figuren. Marie wird von beiden Jungen umschwärmt, doch Gustl hat sich den Wehrwölfen angeschlossen und kehrt erst in der Mordnacht in seinen Heimatort zurück. So erleben wir den Beginn der zarten Liebe zwischen Marie und Schorsch. Viele Szene sehen wir auch durch die Augen dieser jungen Protagonisten.
Am Morgen des 28.4. erfahren die Bewohner des Ortes, dass der Radiosender von der „Freiheitsaktion Bayern“ besetzt wurde, dass die Amerikaner nah sind und der Krieg zu Ende. So kommen die alten Honoratioren der Gemeinde zusammen und übernehmen das Rathaus ohne Gewalt. Am selben Tag marschiert ein Regiment von der französischen Front kommend in den Ort ein. Die Soldaten wollen weiter zur Alpenfestung und wundern sich über die Lage im Ort. Befehlsgewohnt und Führergläubig wollen sie den NSDAP-Bürgermeister wieder einsetzen.
In der Nähe befindet sich auch ein Rudel Wehrwölfe. Leitwolf Hans Löblein soll, nachdem die Soldaten abmarschiert sind, im Ort für Ordnung sorgen. Jeder weiß, dass Prenzberg rot ist, also fordert er zunächst eine Liste dieser Personen. So wird die Nacht in dem verdunkelten Ort zur Mordnacht.
Eine furchtbare Geschichte, die sicher in vielen Orten Deutschlands in den letzten Kriegstagen so oder ähnlich hätte geschehen können. Was geschieht, wenn die Alliierten kommen? Aber was ist, wenn nicht und das 3. Reich weiter besteht? Wie verhält man sich, ohne, dass es zukünftig Probleme gibt?
Ein lesenswertes Buch, dass ein Kapitel beleuchtet, das uns nicht so allgegenwärtig ist. Dass aber auch zu kontroversen Diskussionen anregen wird.
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Das Buch macht nicht nur optisch, sondern auch sprachlich einen altertümlichen Eindruck. Die Satzstellung ist ungewohnt, auch das Vokabular wirkt teilweise veraltet. Dadurch fühlt man sich viel stärker in die damalige Zeit hineinversetzt. Die Dunkelnacht beschreibt eines der vielen …
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Das Buch macht nicht nur optisch, sondern auch sprachlich einen altertümlichen Eindruck. Die Satzstellung ist ungewohnt, auch das Vokabular wirkt teilweise veraltet. Dadurch fühlt man sich viel stärker in die damalige Zeit hineinversetzt. Die Dunkelnacht beschreibt eines der vielen meist unbekannten Endphasenverbrechen, die noch kurz vor Kriegsende verübt wurden. Obwohl der Einmarsch der Amerikaner und das Ende des Krieges in greifbarer Nähe liegen, werden in einer einzigen Nacht noch viele unschuldige Leben ausgelöscht. Der gesamte Text macht einen gehetzten Eindruck, alles geht rasend schnell und es bleibt keine Zeit zum Innehalten und Nachdenken. Und genau so laufen die Ereignisse ab: Entscheidungen werden in Windeseile getroffen und kaum hinterfragt, wichtig ist nur dass man selbst am Ende nicht schuldig dasteht, sondern die Verantwortung abwälzen kann. Obwohl die Geschichte aus der Perspektive von drei Jugendlichen geschildert wird, schafft dies nur eine bedingte Nähe zum Geschehen. Der sachliche Schreibstil, der selbst Gefühlsregungen distanziert erscheinen lässt und in hartem Kontrast zum Inhalt steht, erzeugt eine Ohnmacht, in der sowohl die Jugendlichen als auch die Leser gefangen sind - man kann nur hilflos zusehen und kaum selbst etwas tun - oder doch? Am Ende bleiben Fragen offen - wie geht es für die drei Jugendlichen weiter, wie beeinflusst diese eine Nacht ihr weiteres Leben? Da es sich hier jedoch um fiktive Charaktere handelt, bleibt viel Raum für eigene Interpretationen, was sicher auch gewünscht ist. Das Nachwort liefert dafür weitere Informationen zur tatsächlichen Dunkelnacht und den Beteiligten, und auch der anhängende Glossar beantwortet manche Verständnisfrage. Endphasenverbrechen sind mir zwar als Begriff bekannt, waren aber nie Hauptthema in Bezug auf das Dritte Reich. Daher finde ich das Buch, das diesen dunklen Teil der deutschen Geschichte beschreibt, selbst in seiner fiktiven Form sehr informativ und vor allem extrem erschütternd. Als kurze Novelle, noch dazu mit Jugendlichen als Protagonisten und möglichen Identifikationsfiguren, ist das Buch als Schullektüre prädestiniert. Ein wichtiges Thema deutscher Geschichte, dem die Autorin mit diesem kleinen Buch großes Gehör verschafft.
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eBook, ePUB
"Dunkelnacht" von Kirsten Boie befasst sich mit einem Kriegsverbrechen, das gegen Ende des 2. Weltkrieges wenige Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner im bayerischen Penzberg verübt wurde. Der Untergang Hitlerdeutschlands ist absehbar, die Kapitulation steht bevor, …
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"Dunkelnacht" von Kirsten Boie befasst sich mit einem Kriegsverbrechen, das gegen Ende des 2. Weltkrieges wenige Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner im bayerischen Penzberg verübt wurde. Der Untergang Hitlerdeutschlands ist absehbar, die Kapitulation steht bevor, der Befehl der verbrannten Erde ist ausgegeben, die Amerikaner sind auf dem Vormarsch. In diesen entscheidenden und unsicheren Stunden treffen der Mut, die Hoffnung und die Entschlossenheit einiger weniger Bürger auf fanatische Nazis, Opportunisten und Menschen, die sich als "reine Befehlsempfänger" von jeder Verantwortung freisprechen. So kommt es, dass grausame Morde verübt werden, ohne dass jemals ein Mörder hierfür belangt wird.
Die Novelle richtet den Blick auf die sog. Endphasenverbrechen des zweiten Weltkrieges, ein Thema, das insbesondere in der Jugendliteratur kaum behandelt wird. Boie erzählt die Ereignisse in kurzen Kapiteln aus wechselnder Perspektive der fiktiven Teenager Gustl, Marie und Schorsch. Abgesehen von den drei Jugendlichen sind alle anderen Personen real, auch die Namen der Täter und Opfer, und die Geschehnisse sind historisch verbürgt und sorgfältig recherchiert.
In einem ausführlichen Nachwort geht Kirsten Boie auf ihre Recherchen und die Gerichtsprozesse gegen die Verantwortlichen ein, die allesamt freigesprochen wurden.
Der knappe, beobachtende, straffe Schreibstil der die relative kurzen Novelle ist zunächst ungewohnt, aber letzlich seine große Stärke: Er lässt viel Raum für eigene Fragen und Reflexionen - wie konnten die Bewohner danach je wieder zusammen leben? Wie geht man mit der Schuld um, wenn juristisch nie eine echte Aufarbeitung stattgefunden hat? Und wie würden wir selbst handeln in einer vergleichbaren Situation?
Die Autorin empfiehlt dieses Buch ab 15 Jahren, und ich empfinde dies aufgrund der grausamen Thematik und des Schreibstils, der eine gewisse Reife des Lesers erfordert, als sehr passend. Ich könnte mir die Novelle sehr gut in einer 9. oder 10. Klasse als Schullektüre vorstellen und möchte es jedem empfehlen - ein wichtiges, erschütterndes und hervorragend geschriebenes Buch gegen das Vergessen und ein Denkmal für die Opfer in Penzberg.
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