T. C. Boyle
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Die Terranauten
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Der Bestseller jetzt im TaschenbuchWas passiert, wenn vier Männer und vier Frauen zwei Jahre lang in einem künstlichen Ökosystem, einer Biosphäre unter Glas, zusammenleben? Es geht, so heißt es, um eine wissenschaftliche Mission: Können Menschen dort überleben und wenn ja, wie? Boyles fabelhafte Geschichte basiert auf einem Langzeitexperiment aus den Neunzigerjahren - dem verwegenen Versuch, eine neue Welt zu erschaffen, um sich vor dem Untergang der eigenen zu retten. Boyle verwandelt die Geschichte in eine Reality-Show, aus der es für die Kandidaten kein Entkommen gibt. Nicht voreina...
Der Bestseller jetzt im Taschenbuch
Was passiert, wenn vier Männer und vier Frauen zwei Jahre lang in einem künstlichen Ökosystem, einer Biosphäre unter Glas, zusammenleben? Es geht, so heißt es, um eine wissenschaftliche Mission: Können Menschen dort überleben und wenn ja, wie? Boyles fabelhafte Geschichte basiert auf einem Langzeitexperiment aus den Neunzigerjahren - dem verwegenen Versuch, eine neue Welt zu erschaffen, um sich vor dem Untergang der eigenen zu retten. Boyle verwandelt die Geschichte in eine Reality-Show, aus der es für die Kandidaten kein Entkommen gibt. Nicht voreinander und nicht vor den omnipräsenten Medien. Missgunst, Neid, Eifersucht befeuern die acht, und als dann noch Liebe ins Spiel kommt, steht das gesamte fragile System vor dem Kollaps ...
Was passiert, wenn vier Männer und vier Frauen zwei Jahre lang in einem künstlichen Ökosystem, einer Biosphäre unter Glas, zusammenleben? Es geht, so heißt es, um eine wissenschaftliche Mission: Können Menschen dort überleben und wenn ja, wie? Boyles fabelhafte Geschichte basiert auf einem Langzeitexperiment aus den Neunzigerjahren - dem verwegenen Versuch, eine neue Welt zu erschaffen, um sich vor dem Untergang der eigenen zu retten. Boyle verwandelt die Geschichte in eine Reality-Show, aus der es für die Kandidaten kein Entkommen gibt. Nicht voreinander und nicht vor den omnipräsenten Medien. Missgunst, Neid, Eifersucht befeuern die acht, und als dann noch Liebe ins Spiel kommt, steht das gesamte fragile System vor dem Kollaps ...
T. Coraghessan Boyle, geboren 1948 in Peekskill, New York, unterrichtet an der University of Southern California in Los Angeles. Für seinen Roman ¿World's End¿ erhielt er 1988 den PEN/Faulkner-Preis. Als Enfant terrible der amerikanischen Gegenwartskultur wurde T. C. Boyle zum Pop- und Literaturstar seiner Generation.

© Annette Pohnert
Produktdetails
- dtv Taschenbücher .14646
- Verlag: DTV
- 6. Aufl.
- Seitenzahl: 608
- Erscheinungstermin: 20. Juli 2018
- Deutsch
- Abmessung: 190mm x 124mm x 35mm
- Gewicht: 507g
- ISBN-13: 9783423146463
- ISBN-10: 342314646X
- Artikelnr.: 50065909
Herstellerkennzeichnung
dtv Verlagsgesellschaft
Tumblingerstraße 21
80337 München
produktsicherheit@dtv.de
Keiner schreibt so anspruchsvoll und lustig über Freaks und Utopisten, reale Persönlichkeiten (Kinsey, Kellogg, Wright) und historische Ereignisse. Günter Keil Playboy 20180117
In der Isolation liegt die Kunst
Amerika wird erst in seiner Literatur verständlich: Das ist der Anspruch der Great American Novel. In diesem Monat treten drei Romane an, ihm gerecht zu werden. Heute erscheint der erste davon auf Deutsch.
Es wird ein amerikanisches Jahr, denn vom 20. Januar an, dem ersten Tag der Präsidentschaft von Donald Trump, werden wir genauer als je zuvor beobachten, wie sich die mächtigste Nation der Erde entwickelt. Es wird aber auch in der Literatur ein amerikanisches Jahr, denn schon heute erscheint der erste von mehreren in jeder Hinsicht gewichtigen Romanen, die von uns dieselbe Aufmerksamkeit fordern, weil sie alle den Anspruch haben, ihr Herkunftsland, die mächtigste Nation der Erde,
Amerika wird erst in seiner Literatur verständlich: Das ist der Anspruch der Great American Novel. In diesem Monat treten drei Romane an, ihm gerecht zu werden. Heute erscheint der erste davon auf Deutsch.
Es wird ein amerikanisches Jahr, denn vom 20. Januar an, dem ersten Tag der Präsidentschaft von Donald Trump, werden wir genauer als je zuvor beobachten, wie sich die mächtigste Nation der Erde entwickelt. Es wird aber auch in der Literatur ein amerikanisches Jahr, denn schon heute erscheint der erste von mehreren in jeder Hinsicht gewichtigen Romanen, die von uns dieselbe Aufmerksamkeit fordern, weil sie alle den Anspruch haben, ihr Herkunftsland, die mächtigste Nation der Erde,
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in Worten zu fassen. Für das gelungene Resultat dieses Bestrebens gibt es seit 150 Jahren, also noch bevor Amerika selbst im Weltmaßstab groß wurde, einen Begriff: Great American Novel.
Diese Bezeichnung, geprägt von einer Zeitschrift, die nicht zufällig den Namen "The Nation" trug (und immer noch trägt), sollte zunächst das Selbstbewusstsein und die Unabhängigkeit amerikanischer Literatur gegenüber der britischen proklamieren. Dass der Begriff bis heute überlebt, ja an Mythos und Herausforderung immer noch zugelegt hat, verdankt sich ausgerechnet einem amerikanischen Schriftsteller, der von Europa fasziniert und deshalb nach England übergesiedelt war: Henry James. Aus der Ferne nahm er die Herausforderung des "großen amerikanischen Romans" an (auch wenn er die Formulierung verspottete) und füllte dessen Programm erst mit Inhalt. Vor allem James' aus den Vereinigten Staaten nach Europa verschlagene Protagonisten - mustergültig vorgeführt im Spätwerk "Die Gesandten" von 1903 - wurden zu Modellen der amerikanischen Identität, die sich in der literarischen Isolation besser zeigt als im weiten Land selbst. Die Gattung des Romans mit ihrer notwendigen Fokussierung auf ein festes Kernpersonal, aber der Möglichkeit, nach Belieben "Umwelt" zu schaffen, gegen die dieses Kernpersonal zu bestehen hat, bietet die ideale Form für induktive Gesellschaftsanalyse. An den Büchern von Henry James misst sich bis heute, was eine Great American Novel sein will. Und natürlich an dem Buch, das wie kein anderes als deren Archetyp gilt: Herman Melvilles "Moby-Dick", erschienen 1851, also noch bevor der amerikanische Roman groß sein wollte. Ein Isolationsroman reinsten Wassers.
Das amerikanische Jahr 2017 bringt nun gleich in seinem ersten Monat drei ins Deutsche übersetzte neue Bücher, die jedes für sich schon vom Umfang her den Anspruch einer Great American Novel erheben; zwei davon zu Recht. Es sind Bücher von zwei weltbekannten amerikanischen Schriftstellern und einer außerhalb ihres Landes noch unbekannten Autorin: T. C. Boyle, Paul Auster und Hanya Yanagihara. Das mit "nur" knapp mehr als sechshundert Seiten am wenigsten umfangreiche Werk des Trios ist das heute erscheinende: T. C. Boyles Roman "Die Terranauten" (Hanser Verlag), im Original erst vor drei Monaten publiziert. Boyle, geboren 1948, ist bei den deutschen Lesern seit mehr als zwanzig Jahren einer der erfolgreichsten amerikanischen Gegenwartsautoren; auch dieses Buch geht wie seine Vorgänger im letzten Jahrzehnt - und von Boyle kann man im Schnitt alle anderthalb Jahre mit einem neuen Roman rechnen, wenn auch nur selten im Umfang der "Terranauten" - mit einer Startauflage von hunderttausend Exemplaren in den Handel. Bei seiner im Februar anstehenden Lesetour durch sieben deutsche Städte wird es voll sein. Nicht in Buchhandlungen oder Literaturhäusern, sondern in Theatersälen.
"Die Terranauten" ist der zeitlich am engsten fixierte Roman unter den drei Januar-Neuerscheinungen: Boyle erzählt auf der Grundlage eines Anfang der neunziger Jahre in Arizona tatsächlich stattgefundenen Experiments davon, wie acht Menschen, vier Frauen und vier Männer, zwei Jahre lang in einem durch Überkuppelung hermetisch von der Außenwelt abgeschlossenen System von 1,5 Hektar Größe überleben. Pflanzen im Inneren sorgen für Sauerstofferneuerung, alle Lebensmittel müssen selbst produziert werden. Natürlich handelt es sich dabei nicht um eine Creatio ex nihilo: Das ganze Areal und seine Grundausstattung mit Pflanzen, Tieren und Menschen ist sorgsam geplant, damit der Versuch gelingen möge. Hintergrund dieser privat finanzierten "Ecosphere 2", die in Wahrheit "Biosphere 2" hieß, ist die Simulation einer künstlich erschaffenen autonomen Lebenswelt, wie man sie zur Durchführung einer Reise zum Mars und dessen etwaiger Kolonisierung benötigen würde.
In der Wirklichkeit wie im Roman scheiterte das Experiment beim ersten Mal (1991 bis 1993) daran, dass in Bio- beziehungsweise Ecosphere 2 der Sauerstoffgehalt so dramatisch gesunken war, dass von außen Luft zugeführt werden musste. Auch die Lebensmittelselbstversorgung misslang. Trotzdem verblieben die acht Teilnehmer für die vollen zwei Jahre in ihrem System. 1994 wurde dann nach Beseitigung der bislang erkannten technischen und ökologischen Mängel ein zweiter Versuch gestartet, diesmal mit dem Anspruch vollständiger Autarkie. Am 6. März 1994 wurde die Einstiegsluke hinter acht neuen Terranauten ("Erdfahrern"; ein Begriff von Boyle, nicht aus der Wirklichkeit) geschlossen. Hier setzt der Roman ein, und hier löst er sich von dem, was damals tatsächlich geschah.
Boyle lässt die neue Mission, die in Wahrheit nur noch auf zehn Monate angesetzt war und schon nach sechs abgebrochen werden musste, in seinem Buch gelingen - und er benennt den Preis dafür. Zwei Jahre sind deshalb der Handlungszeitraum seines Romans, und das, was in den Berichten über die reale Biosphere 2 neben den objektiven Schwierigkeiten verblasst ist, steht bei ihm im Mittelpunkt: die subjektiven Probleme, die sich aus dem Zusammenleben von acht Menschen auf engem Raum ergeben. Schon deshalb hat "Die Terranauten" den Anspruch einer Great American Novel: Es ist der spezifisch amerikanische Pioniergeist, der die Protagonisten antreibt. Das, was die acht Teilnehmer bei Boyle erleben, gleicht der Situation der ersten Siedler in der Neuen Welt. Die alte, die sie verlassen haben, ist immer noch da, aber nunmehr unerreichbar. Trotzdem hat man alle Werte, Marotten und Empfindlichkeiten aus ihr mitgenommen. Zwar droht in Ecosphere 2 keine äußere Gefahr, aber der schlimmste Feind wartet im Inneren. In den Menschen selbst
Das passt zur gegenwärtigen amerikanischen Selbstwahrnehmung, und es ist typisch für Boyles jüngste Romane: Sie widmen sich winzigen, aber signifikant gewaltsamen Ausschnitten der amerikanischen Gesellschaft. Das können Inseln vor der kalifornischen Küste sein, auf denen Umweltschützer versuchen, das ursprüngliche Ökosystem wiederzuerrichten ("Wenn das Schlachten vorbei ist" und "San Miguel"), oder Systemverweigerer, die einzelne Verfassungzusätze nicht akzeptieren und deshalb nach Art der deutschen "Reichsbürger" der existierenden Obrigkeit das Recht absprechen, über sie zu bestimmen ("Hart auf hart"). Aber auch in Boyles Romanen über prominente amerikanische Persönlichkeiten wie den Architekten Frank Lloyd Wright ("Die Frauen"), den Lebensmittelhersteller John Harvey Kellogg ("Willkommen in Wellville") oder den Sexualforscher Alfred Charles Kinsey ("Dr. Sex") ist immer wieder deren Selbstisolation das zentrale Thema - und deren Unfähigkeit, von ihnen proklamierte Ideale auch für sich selbst gelten zu lassen. Sie stehen damit für die Vereinigten Staaten, und dadurch, dass Boyle mit diesen Büchern die unterschiedlichsten Phasen des zwanzigsten Jahrhunderts abdeckt, führt er den induktiven Beweis, dass es eine grundlegende amerikanische Hybris gibt, die große Risiken birgt. Nicht notwendig gleich für die ganze Gesellschaft, aber auch im kleinen Scheitern verweist das Geschehen jeweils auf die Gefahr des großen Kollapses.
Warum sind "Die Terranauten" trotzdem kein großer amerikanischer Roman? Weil man als Leser mittlerweile nur zu gut weiß, wie Boyle seine eigene Versuchsanordnung anlegt. Natürlich gibt es amouröse Verwicklungen und Entzweiungen im Mikro-Arrangement von Ecosphere 2. Oder besser Entdreiungen, denn erzählt wird "Die Terranauten" abwechselnd von einer Frau und einem Mann aus Ecosphere 2 sowie einer Frau, die nicht für die Teilnahme ausgewählt wurde, das Experiment aber weiterhin von außen begleitet. Die sich zwischen ihnen und den weiteren Protagonisten entwickelnden Dynamiken bedrohen das Projekt mehr als die mangelhaft manipulierten Rahmenbedingungen. Als die Ich-Erzählerin aus Ecosphere 2 schwanger wird, droht mit der Geburt des Kindes der Zusammenbruch des labilen Systems. Die erhoffte Isolation bleibt aber auch deshalb Wunschdenken, weil die Menschen im Inneren ständig in Sprech- und Bildkontakt mit denen von außen sind. Psychische Konflikte lassen sich von Glas nicht aufhalten. Diese Erkenntnis aber ist, mit Verlaub gesagt, trivial.
Alles andere als trivial sind dagegen die beiden Romane von Hanya Yanagihara und Paul Auster. Sie kommen erst Ende Januar auf Deutsch heraus, Austers "4 3 2 1" im Rowohlt Verlag dann gleichzeitig mit der amerikanischen Ausgabe, während Yanagiharas "Ein wenig Leben" (Hanser Berlin) im Original schon 2015 erschienen ist. Der tausendseitige Roman der 1975 auf Hawaii geborenen, aber in New York lebenden jungen Schriftstellerin hat seitdem in den Vereinigten Staaten Furore gemacht, weil er mit einer emotionalen Intensität erzählt ist, die ihresgleichen in der neueren amerikanischen Literatur nicht hat. Statt dass Yanagihara wie Jonathan Franzen oder Jeffrey Eugenides - ihr Buch ist besser als die Romane der beiden Kollegen - eindeutig zeitlich bestimmbare Geschichten erzählte, löst sie ihre vier männlichen Protagonisten aus fast jedem konkreten Zeitzusammenhang. Die Handlung setzt kurz vor unserer Gegenwart ein und erstreckt sich dann über mehr als dreißig Jahre in eine Zukunft, in der sich nichts verändert außer den Schicksalen der vier Männer. Keine politischen Fragen und keine technischen stören die volle Konzentration auf das beklemmende Leben der Hauptperson, des als Waisenkind mit schweren physischen und psychischen Schäden aufgewachsenen Juden St. Francis, und seiner drei Jugendfreunde, die ein Quartett ergeben, das in einer so vielfältigen Anziehungskraft miteinander verbunden ist, dass man keine Außenwelt braucht. Und gerade diese nun wirklich überraschende und perfekt ausgeführte erzählerische Isolation ist das geeignete, ach was: das ideale Mittel, um eine Great American Novel zu schaffen.
Der Großteil der Handlung spielt sich in New York ab, das hat "Ein wenig Leben" mit Austers "4 3 2 1" gemeinsam. Inhaltlich nur das - und die jeweilige Qualität der beiden Romane. Denn Auster, der Anfang Februar siebzig Jahre alt wird, gelingt mit den beinahe 1250 Seiten seines neuen Buchs ein literarisches Comeback, das man nach den Enttäuschungen der letzten Bücher nicht mehr vermutet hätte. Er erfindet sich literarisch neu, obwohl auch dieser Roman stark autobiographisch grundiert ist, aber dem Ambitioniert-Konstruierten hat er adieu gesagt. Umso besser ist "4 3 2 1" nun konstruiert: Die Hauptperson Archie Ferguson (geboren 1947, genau einen Monat nach Auster) wird vierfach beim Aufwachsen begleitet, und jeweils ändert sich etwas in Familien- oder Freundschaftskonstellationen. Bis auf einen Archie Ferguson, den Auster-Ähnlichsten, bleiben die anderen drei in den sich abwechselnden Erzählsträngen auf der Strecke.
Hier ist nun alles aufs Genaueste und Konkreteste mit den amerikanischen Zeitläuften vor allem der sechziger Jahren verquickt, der Zeit großer innerer Krisen, Rebellionen und des Vietnam-Kriegs. Doch auf eine ganz andere Weise als Yanagihara gelingt es auch Auster, seinen Protagonisten, der nicht zur Armee muss und als weißer jüdischer Mittelschichtler in der relativen Geborgenheit der liberalen Metropole lebt, zum Stellvertreter für sein ganzes Land zu machen: zum Entwurf eines idealen Amerikas, das zwar Schattenseiten hat, in dem aber Liebe, Freundschaft und nicht zuletzt die Kunst des Erzählens über alle Herausforderungen triumphieren. Ja, auch das klingt trivial, aber wir alle wissen, dass es das nicht ist. Und wie es hier bei Auster und bei Yanagihara erzählt wird, ist es alles andere als das. Über beide Bücher wird noch viel gesprochen werden. Beide Bücher muss man lesen.
ANDREAS PLATTHAUS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Diese Bezeichnung, geprägt von einer Zeitschrift, die nicht zufällig den Namen "The Nation" trug (und immer noch trägt), sollte zunächst das Selbstbewusstsein und die Unabhängigkeit amerikanischer Literatur gegenüber der britischen proklamieren. Dass der Begriff bis heute überlebt, ja an Mythos und Herausforderung immer noch zugelegt hat, verdankt sich ausgerechnet einem amerikanischen Schriftsteller, der von Europa fasziniert und deshalb nach England übergesiedelt war: Henry James. Aus der Ferne nahm er die Herausforderung des "großen amerikanischen Romans" an (auch wenn er die Formulierung verspottete) und füllte dessen Programm erst mit Inhalt. Vor allem James' aus den Vereinigten Staaten nach Europa verschlagene Protagonisten - mustergültig vorgeführt im Spätwerk "Die Gesandten" von 1903 - wurden zu Modellen der amerikanischen Identität, die sich in der literarischen Isolation besser zeigt als im weiten Land selbst. Die Gattung des Romans mit ihrer notwendigen Fokussierung auf ein festes Kernpersonal, aber der Möglichkeit, nach Belieben "Umwelt" zu schaffen, gegen die dieses Kernpersonal zu bestehen hat, bietet die ideale Form für induktive Gesellschaftsanalyse. An den Büchern von Henry James misst sich bis heute, was eine Great American Novel sein will. Und natürlich an dem Buch, das wie kein anderes als deren Archetyp gilt: Herman Melvilles "Moby-Dick", erschienen 1851, also noch bevor der amerikanische Roman groß sein wollte. Ein Isolationsroman reinsten Wassers.
Das amerikanische Jahr 2017 bringt nun gleich in seinem ersten Monat drei ins Deutsche übersetzte neue Bücher, die jedes für sich schon vom Umfang her den Anspruch einer Great American Novel erheben; zwei davon zu Recht. Es sind Bücher von zwei weltbekannten amerikanischen Schriftstellern und einer außerhalb ihres Landes noch unbekannten Autorin: T. C. Boyle, Paul Auster und Hanya Yanagihara. Das mit "nur" knapp mehr als sechshundert Seiten am wenigsten umfangreiche Werk des Trios ist das heute erscheinende: T. C. Boyles Roman "Die Terranauten" (Hanser Verlag), im Original erst vor drei Monaten publiziert. Boyle, geboren 1948, ist bei den deutschen Lesern seit mehr als zwanzig Jahren einer der erfolgreichsten amerikanischen Gegenwartsautoren; auch dieses Buch geht wie seine Vorgänger im letzten Jahrzehnt - und von Boyle kann man im Schnitt alle anderthalb Jahre mit einem neuen Roman rechnen, wenn auch nur selten im Umfang der "Terranauten" - mit einer Startauflage von hunderttausend Exemplaren in den Handel. Bei seiner im Februar anstehenden Lesetour durch sieben deutsche Städte wird es voll sein. Nicht in Buchhandlungen oder Literaturhäusern, sondern in Theatersälen.
"Die Terranauten" ist der zeitlich am engsten fixierte Roman unter den drei Januar-Neuerscheinungen: Boyle erzählt auf der Grundlage eines Anfang der neunziger Jahre in Arizona tatsächlich stattgefundenen Experiments davon, wie acht Menschen, vier Frauen und vier Männer, zwei Jahre lang in einem durch Überkuppelung hermetisch von der Außenwelt abgeschlossenen System von 1,5 Hektar Größe überleben. Pflanzen im Inneren sorgen für Sauerstofferneuerung, alle Lebensmittel müssen selbst produziert werden. Natürlich handelt es sich dabei nicht um eine Creatio ex nihilo: Das ganze Areal und seine Grundausstattung mit Pflanzen, Tieren und Menschen ist sorgsam geplant, damit der Versuch gelingen möge. Hintergrund dieser privat finanzierten "Ecosphere 2", die in Wahrheit "Biosphere 2" hieß, ist die Simulation einer künstlich erschaffenen autonomen Lebenswelt, wie man sie zur Durchführung einer Reise zum Mars und dessen etwaiger Kolonisierung benötigen würde.
In der Wirklichkeit wie im Roman scheiterte das Experiment beim ersten Mal (1991 bis 1993) daran, dass in Bio- beziehungsweise Ecosphere 2 der Sauerstoffgehalt so dramatisch gesunken war, dass von außen Luft zugeführt werden musste. Auch die Lebensmittelselbstversorgung misslang. Trotzdem verblieben die acht Teilnehmer für die vollen zwei Jahre in ihrem System. 1994 wurde dann nach Beseitigung der bislang erkannten technischen und ökologischen Mängel ein zweiter Versuch gestartet, diesmal mit dem Anspruch vollständiger Autarkie. Am 6. März 1994 wurde die Einstiegsluke hinter acht neuen Terranauten ("Erdfahrern"; ein Begriff von Boyle, nicht aus der Wirklichkeit) geschlossen. Hier setzt der Roman ein, und hier löst er sich von dem, was damals tatsächlich geschah.
Boyle lässt die neue Mission, die in Wahrheit nur noch auf zehn Monate angesetzt war und schon nach sechs abgebrochen werden musste, in seinem Buch gelingen - und er benennt den Preis dafür. Zwei Jahre sind deshalb der Handlungszeitraum seines Romans, und das, was in den Berichten über die reale Biosphere 2 neben den objektiven Schwierigkeiten verblasst ist, steht bei ihm im Mittelpunkt: die subjektiven Probleme, die sich aus dem Zusammenleben von acht Menschen auf engem Raum ergeben. Schon deshalb hat "Die Terranauten" den Anspruch einer Great American Novel: Es ist der spezifisch amerikanische Pioniergeist, der die Protagonisten antreibt. Das, was die acht Teilnehmer bei Boyle erleben, gleicht der Situation der ersten Siedler in der Neuen Welt. Die alte, die sie verlassen haben, ist immer noch da, aber nunmehr unerreichbar. Trotzdem hat man alle Werte, Marotten und Empfindlichkeiten aus ihr mitgenommen. Zwar droht in Ecosphere 2 keine äußere Gefahr, aber der schlimmste Feind wartet im Inneren. In den Menschen selbst
Das passt zur gegenwärtigen amerikanischen Selbstwahrnehmung, und es ist typisch für Boyles jüngste Romane: Sie widmen sich winzigen, aber signifikant gewaltsamen Ausschnitten der amerikanischen Gesellschaft. Das können Inseln vor der kalifornischen Küste sein, auf denen Umweltschützer versuchen, das ursprüngliche Ökosystem wiederzuerrichten ("Wenn das Schlachten vorbei ist" und "San Miguel"), oder Systemverweigerer, die einzelne Verfassungzusätze nicht akzeptieren und deshalb nach Art der deutschen "Reichsbürger" der existierenden Obrigkeit das Recht absprechen, über sie zu bestimmen ("Hart auf hart"). Aber auch in Boyles Romanen über prominente amerikanische Persönlichkeiten wie den Architekten Frank Lloyd Wright ("Die Frauen"), den Lebensmittelhersteller John Harvey Kellogg ("Willkommen in Wellville") oder den Sexualforscher Alfred Charles Kinsey ("Dr. Sex") ist immer wieder deren Selbstisolation das zentrale Thema - und deren Unfähigkeit, von ihnen proklamierte Ideale auch für sich selbst gelten zu lassen. Sie stehen damit für die Vereinigten Staaten, und dadurch, dass Boyle mit diesen Büchern die unterschiedlichsten Phasen des zwanzigsten Jahrhunderts abdeckt, führt er den induktiven Beweis, dass es eine grundlegende amerikanische Hybris gibt, die große Risiken birgt. Nicht notwendig gleich für die ganze Gesellschaft, aber auch im kleinen Scheitern verweist das Geschehen jeweils auf die Gefahr des großen Kollapses.
Warum sind "Die Terranauten" trotzdem kein großer amerikanischer Roman? Weil man als Leser mittlerweile nur zu gut weiß, wie Boyle seine eigene Versuchsanordnung anlegt. Natürlich gibt es amouröse Verwicklungen und Entzweiungen im Mikro-Arrangement von Ecosphere 2. Oder besser Entdreiungen, denn erzählt wird "Die Terranauten" abwechselnd von einer Frau und einem Mann aus Ecosphere 2 sowie einer Frau, die nicht für die Teilnahme ausgewählt wurde, das Experiment aber weiterhin von außen begleitet. Die sich zwischen ihnen und den weiteren Protagonisten entwickelnden Dynamiken bedrohen das Projekt mehr als die mangelhaft manipulierten Rahmenbedingungen. Als die Ich-Erzählerin aus Ecosphere 2 schwanger wird, droht mit der Geburt des Kindes der Zusammenbruch des labilen Systems. Die erhoffte Isolation bleibt aber auch deshalb Wunschdenken, weil die Menschen im Inneren ständig in Sprech- und Bildkontakt mit denen von außen sind. Psychische Konflikte lassen sich von Glas nicht aufhalten. Diese Erkenntnis aber ist, mit Verlaub gesagt, trivial.
Alles andere als trivial sind dagegen die beiden Romane von Hanya Yanagihara und Paul Auster. Sie kommen erst Ende Januar auf Deutsch heraus, Austers "4 3 2 1" im Rowohlt Verlag dann gleichzeitig mit der amerikanischen Ausgabe, während Yanagiharas "Ein wenig Leben" (Hanser Berlin) im Original schon 2015 erschienen ist. Der tausendseitige Roman der 1975 auf Hawaii geborenen, aber in New York lebenden jungen Schriftstellerin hat seitdem in den Vereinigten Staaten Furore gemacht, weil er mit einer emotionalen Intensität erzählt ist, die ihresgleichen in der neueren amerikanischen Literatur nicht hat. Statt dass Yanagihara wie Jonathan Franzen oder Jeffrey Eugenides - ihr Buch ist besser als die Romane der beiden Kollegen - eindeutig zeitlich bestimmbare Geschichten erzählte, löst sie ihre vier männlichen Protagonisten aus fast jedem konkreten Zeitzusammenhang. Die Handlung setzt kurz vor unserer Gegenwart ein und erstreckt sich dann über mehr als dreißig Jahre in eine Zukunft, in der sich nichts verändert außer den Schicksalen der vier Männer. Keine politischen Fragen und keine technischen stören die volle Konzentration auf das beklemmende Leben der Hauptperson, des als Waisenkind mit schweren physischen und psychischen Schäden aufgewachsenen Juden St. Francis, und seiner drei Jugendfreunde, die ein Quartett ergeben, das in einer so vielfältigen Anziehungskraft miteinander verbunden ist, dass man keine Außenwelt braucht. Und gerade diese nun wirklich überraschende und perfekt ausgeführte erzählerische Isolation ist das geeignete, ach was: das ideale Mittel, um eine Great American Novel zu schaffen.
Der Großteil der Handlung spielt sich in New York ab, das hat "Ein wenig Leben" mit Austers "4 3 2 1" gemeinsam. Inhaltlich nur das - und die jeweilige Qualität der beiden Romane. Denn Auster, der Anfang Februar siebzig Jahre alt wird, gelingt mit den beinahe 1250 Seiten seines neuen Buchs ein literarisches Comeback, das man nach den Enttäuschungen der letzten Bücher nicht mehr vermutet hätte. Er erfindet sich literarisch neu, obwohl auch dieser Roman stark autobiographisch grundiert ist, aber dem Ambitioniert-Konstruierten hat er adieu gesagt. Umso besser ist "4 3 2 1" nun konstruiert: Die Hauptperson Archie Ferguson (geboren 1947, genau einen Monat nach Auster) wird vierfach beim Aufwachsen begleitet, und jeweils ändert sich etwas in Familien- oder Freundschaftskonstellationen. Bis auf einen Archie Ferguson, den Auster-Ähnlichsten, bleiben die anderen drei in den sich abwechselnden Erzählsträngen auf der Strecke.
Hier ist nun alles aufs Genaueste und Konkreteste mit den amerikanischen Zeitläuften vor allem der sechziger Jahren verquickt, der Zeit großer innerer Krisen, Rebellionen und des Vietnam-Kriegs. Doch auf eine ganz andere Weise als Yanagihara gelingt es auch Auster, seinen Protagonisten, der nicht zur Armee muss und als weißer jüdischer Mittelschichtler in der relativen Geborgenheit der liberalen Metropole lebt, zum Stellvertreter für sein ganzes Land zu machen: zum Entwurf eines idealen Amerikas, das zwar Schattenseiten hat, in dem aber Liebe, Freundschaft und nicht zuletzt die Kunst des Erzählens über alle Herausforderungen triumphieren. Ja, auch das klingt trivial, aber wir alle wissen, dass es das nicht ist. Und wie es hier bei Auster und bei Yanagihara erzählt wird, ist es alles andere als das. Über beide Bücher wird noch viel gesprochen werden. Beide Bücher muss man lesen.
ANDREAS PLATTHAUS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Gebundenes Buch
Wer erinnert sich noch an „Biosphäre 2“, das faszinierende Experiment aus den neunziger Jahren in der Wüste Arizonas? Dort wollten Wissenschaftler in einem geschlossenen ökologischen System spezielle Umweltbedingungen abbilden und untersuchen, inwieweit dort menschliches …
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Wer erinnert sich noch an „Biosphäre 2“, das faszinierende Experiment aus den neunziger Jahren in der Wüste Arizonas? Dort wollten Wissenschaftler in einem geschlossenen ökologischen System spezielle Umweltbedingungen abbilden und untersuchen, inwieweit dort menschliches Leben langfristig möglich ist. Aus verschiedenen Gründen ist dieses Experiment allerdings gescheitert, wobei die Dynamik der zwischenmenschlichen Beziehungen einer der Faktoren war.
Aus „Biosphäre 2“ wird bei T. C. Boyle „Ecosphere 2“, und diese Utopie bildet den Hintergrund für den neuesten Roman „Die Terranauten“, wobei sich der Autor in seinen verschiedenen Romanen bereits mehrmals mit ökologisch/utopischen Visionen und deren gesellschaftspolitischen und/oder individuellen Auswirkungen beschäftigt hat (siehe z.B. „Ein Freund der Erde“ oder „Wenn das Schlachten vorbei ist“ oder „Drop City“).
Vier Frauen und vier Männer sind die Probanden, die sich der Herausforderung stellen. Von der Außenwelt abgeschnitten, werden sie in einer versiegelten Biosphäre leben, die einem riesigen Terrarium ähnelt. Die Anforderungen an die Teilnehmer sind hoch, denn es gilt nicht nur, die Herausforderungen des täglichen Lebens zu meistern, sondern auch die Probleme der zwischenmenschlichen Beziehungen. Zusätzlich sitzen ihnen natürlich auch Tagestouristen und die Medien im Genick, die jeden ihrer Schritte durch die gläserne Abdeckung beobachten.
Der Roman ist in vier Blöcke aufgeteilt: Vor dem Einschluss, Einschluss. Jahr eins, Einschluss. Jahr zwei und Wiedereintritt. Die jeweiligen Phasen werden aus drei verschiedenen Perspektiven geschildert und kommentiert, zum einen sind das die beiden Teilnehmer Dawn Chapman, die sich um die Nutztiere kümmert, zum anderen Ramsay Roothoorp, Kommunikationsoffizier und Leiter des Bereichs Wassermanagement und ein Sexmaniac. Dritte im Bunde ist Linda Ryu, Dawns Freundin, die es zu ihrem eigenen Bedauern leider nicht geschafft hat, in das Team aufgenommen zu werden. Und so sitzt sie verbittert draußen, beobachtet die Terranauten und sammelt Daten für die Initiatoren des Experiments.
Das dysfunktionale Beziehungsgeflecht steht im Vordergrund und lässt uns die Menschen hinter Glas beobachten, die Interaktionen innerhalb der Gruppe. Die Charaktere sind und bleiben oberflächliche Zeitgenossen, oft kindisch in ihrem Verhalten, ohne persönliche Weiterentwicklung während ihres Aufenthaltes unter Glas. Sie arbeiten, sie streiten, sie hassen und sie lieben. Und sie haben Sex, ein großes Thema dieses Romans, hinter dem die zivilisationskritischen Aspekte fast vollständig verschwinden. Banalitäten bestimmen den Alltag, manchmal komisch, manchmal tragisch. Immer nahe an dem realen Vorbild, denn auch das Scheitern des Biosphäre 2-Experiments ist schlussendlich nicht dem Mangel an Ressourcen, sondern den zerstörerischen gruppendynamischen Prozessen geschuldet.
Doku-Soap und Satire, gepaart mit jeder Menge alttestamentarischer Symbolik. Der Schöpfer, das Paradies, die Schlange der Verräter. Boyle hat einen Mikrokosmos erschaffen, innerhalb dessen er dem Leser wie mit einem Vergrößerungsglas die Handlungen und Befindlichkeiten seiner Protagonisten präsentiert. Er wertet nicht und bezieht auch nicht Stellung, er zeigt auf und überlässt es uns, daraus Schlüsse zu ziehen und diese in größere Zusammenhänge einzuordnen. Wieder einmal ein entlarvender, ein großartiger Roman über die menschliche Natur aus der Feder des amerikanischen Autors.
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Gebundenes Buch
Thema spannend – Umsetzung leider nicht
Der Roman „Die Terranauten“ handelt von dem Experiment „Ecosphere 2“ im Jahre 1994 in Arizona, USA. Bei diesem Experiment wurden acht Menschen (vier Männer, vier Frauen) in ein mehrere Hektar großes Megaterrarium …
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Thema spannend – Umsetzung leider nicht
Der Roman „Die Terranauten“ handelt von dem Experiment „Ecosphere 2“ im Jahre 1994 in Arizona, USA. Bei diesem Experiment wurden acht Menschen (vier Männer, vier Frauen) in ein mehrere Hektar großes Megaterrarium gesperrt. Unter einer Glaskuppel wurden mehrere Landschaftsarten, wie Steppe, Regenwald, Felder oder ein Ozean nachgebaut. Ziel ist es, das sich diese acht Terranauten selbst versorgen können und frei von künstlichen und organischen Produkten leben. Dieses Experiment diente zu ökologischen und soziologischen Forschungen. Es soll untersucht werden, wie sich Umwelt und Atmosphäre verhalten, so wie das Verhalten der acht eingesperrten Personen – gibt es Zusammenschlüsse oder gar Ausgrenzungen? Während der Zeit wird aus einem Experiment auf ökologischer Basis schnell ein Menschenexperiment. Die acht Terranauten werden von Mission Control durchleuchtet und gezielt beobachtet! Dieses Experiment fand auch tatsächlich statt, allerdings werden in diesem Roman andere beteiligte Personen beschrieben.
Es geht hauptsächlich um Dawn und Ramsay, die beide als Terranauten in E2 leben und um Linda, die beste Freundin von Dawn, die es nicht nach E2 geschafft hat. Der Roman wird aus den Perspektiven dieser drei erzählt. So erhält der Leser zum einen den weiblichen und männlichen Blick aus E2 und erfährt parallel dazu, wie es „draußen“ ist und wie E2 gesteuert wird. Der Roman berichtet über die Vorbereitungszeit für E2 und die beiden Jahre des Einschlusses. Am Ende wird noch kurz darauf eingegangen, wie die Terranauten wieder zurück in die wirkliche Welt kommen.
Die Hauptcharaktere, Dawn, Ramsay und Linda sind keine allzu großen Sympathieträger. Dawn wirkt noch am Nettesten und unkompliziertesten. Ramsay und Linda sind allerdings sehr egoistisch und auch arrogant. Ramsay möchte durch dieses Projekt Ruhm und Aufmerksamkeit. Und Linda verkraftet es nicht, dass sie für E2 nicht auserwählt wurde und gönnt ihrer besten Freundin die Aufnahme in E2 kein bisschen. Am Ende schreckt sie nicht mal vor Intrigen zurück, um doch noch zum Zug zu kommen.
Die Geschichte erinnert eher an einen Bericht, als an einen Roman. Mir hat es an einer greifbaren Handlung gefehlt. Als Dawn schwanger wird, beginnt das Buch von der Berichtform etwas mehr in Richtung Roman zu wandern. Aber dennoch war es für mich schon fast eine Qual dieses Buch zu lesen. Spannung gab es überhaupt nicht und ein Reiz weiterzulesen bleibt leider auch aus (dennoch habe ich es bis zum Schluss gelesen – es hätte sich ja noch ändern können). Auch mit dem Schreibstil von T. C. Boyle wurde ich leider nicht warm. Auch wenn ich festmachen kann, an was dies lag.
Da ich von diesem Roman etwas anderes erwartet habe und er sich sehr langatmig bis langweilig liest, erhält er von mir nur zwei von fünf Sternen.
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Gebundenes Buch
Auf das Buch 'Die Terranauten' von T.C. Boyle bin ich durch den Literatursalon auf Lovelybooks aufmerksam geworden.
Es beruht auf wahren Begebenheiten und spielt in den 90'er Jahren. 8 Terranauten lassen sich für 2 Jahre in ein in sich abgeschlossenes Ökosystem einschließen. Alles …
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Auf das Buch 'Die Terranauten' von T.C. Boyle bin ich durch den Literatursalon auf Lovelybooks aufmerksam geworden.
Es beruht auf wahren Begebenheiten und spielt in den 90'er Jahren. 8 Terranauten lassen sich für 2 Jahre in ein in sich abgeschlossenes Ökosystem einschließen. Alles was sie essen und trinken müssen sie selbst anbauen, füttern und schlachten und aufbereiten. Der Sauerstoffgehalt ihrer Luft hängt stark von den meteorologischen Gegebenheiten ab, genau so wie die Photosynthese ihrer Pflanzenwelt. Deo und Parfum ist tabu, denn dies landet zu 100% ungefiltert in ihrer Atemluft.
Die Geschichte wird aus 3 Perspektiven erzählt. Zum einem aus Dawn Chapmans Sicht, Ramsay Rothroop und Linda Ryu. Letztere befindet sich außerhalb des Ökosystems.
Positiv an diesem Buch ist der Einstieg und die Beschreibung der Personen. Teilweise hatte man das Gefühl, man säße mit den Terranauten gemeinsam am Tisch. Auch die Vielfalt wurde sehr gut beschrieben und das Zusammenleben der Terranauten, mit allen positiven und negativen Aspekten.
Außerdem auch die verschiedenen Erzählperspektiven, sodass man einen guten Einblick in die Kuppel hatte, als auch was außerhalb geschah.
Negative Punkte wären, dass mir zu sehr der Fokus auf dem Thema Sex lag. Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass das Thema mehrmals aufgegriffen wird. Wer 4 Männer und 4 Frauen für 2 Jahre lang ohne Privatsphäre einsperrt, der rechnet mit Annäherungen. Allerdings drehte es sich ja teilweise nur noch darum wer mit wem ins Bett steigt, wer wen mustert und abcheckt, innen wie außen. Mich interessierte tatsächlich überhaupt gar nicht, mit wem Linda einen One-Night-Stand oder ähnliches hat. Diese Frau hat mich generell mit ihrem Selbstmitleid und ihrer Gehässigkeit in den Wahnsinn getrieben. Am Ende übersprang ich sogar eines ihrer Kapitel komplett, weil ich es nicht ertragen hätte.
Dass Dawns Schwangerschaft schon auf dem Buchrücken ersichtlich ist, ist sehr schade. Dass wäre ansonsten sehr überraschend gewesen. Auf diese Weise hat man sich allerdings schon vorher Gedanken gemacht, wie es dann weitergehen soll und war von ihrem Entschluß nicht mehr wirklich überrascht.
Das Ende hat mir leider gar nicht zugesagt. Ich habe am Ende sogar einige Seiten überspringen müssen, weil es mir quälend langweilig wurde.
Schade, aus dem Buch hätte man so unglaublich viel machen können.
Die Punktevergabe fiel mir sehr schwer.
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Woran denkst du, wenn du GV liest? Doch an Geschlechtsverkehr oder? Und was ist E. für ein Spitzname? Schreiben kann ich E.. Aber wie spreche ich das aus? „Epunkt“ oder einfach nur „E“, also englisch „I“? E. Ist übrigens die Abkürzung für Eos, …
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Woran denkst du, wenn du GV liest? Doch an Geschlechtsverkehr oder? Und was ist E. für ein Spitzname? Schreiben kann ich E.. Aber wie spreche ich das aus? „Epunkt“ oder einfach nur „E“, also englisch „I“? E. Ist übrigens die Abkürzung für Eos, die Göttin der Moprgenröte. Ist der Name so lang, dass er abgekürzt werden muss?
Abgesehen davon habe ich dieses Buch schnell und gerne gelesen, das Thema fand ich interessant. Doch wieviel darf ein Autor erdichten? In seinem Interview in Druckfrisch sagt Boyle, er dürfe beim Stromausfall als Romancier übertreiben. Einverstanden.
Dass dieses Buch sexlastig ist und dass entgegen der Realität auch ein Kind in der Biosphäre geboren wird, auch noch einverstanden.
Dass aber eine Teilnehmerin nahtlos an der dritten Mission teilnimmt, obwohl vorher klar wird, dass die Vorräte erschöpft sind und weitere Mission nicht ohne Übergangszeit möglich sein wird und dass auch in der Realität es nicht mehr als zwei Durchgänge gab, das hat mich wirklich geärgert.
Das Buch hat etwas von „Big Brother.“ Wegen der genannten Mängel kann ich nicht mehr als 3 Sterne geben, obwohl es viel spannender als das Buch von Frau Roy ist. Roys „Ministerium des äußersten Glücks“ einziger Mangel ist eben die schwierige Lesbarkeit.
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Das Buch "Die Terranauten" von T. Coraghessan Boyle ist 608 Seiten lang und beim Hanserverlag erschienen.
Die Hardcoverausgabe ist wirklich sehr wertig mit sehr guter Bindung und mitteldicken Leseseiten. Das Buch kommt mit einem abnehmbaren Schutzumschlag und einem integrierten …
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Das Buch "Die Terranauten" von T. Coraghessan Boyle ist 608 Seiten lang und beim Hanserverlag erschienen.
Die Hardcoverausgabe ist wirklich sehr wertig mit sehr guter Bindung und mitteldicken Leseseiten. Das Buch kommt mit einem abnehmbaren Schutzumschlag und einem integrierten Lesebändchen. Das Cover hat mich nicht umgehauen, aber es passt zum Buchinhalt.
In den USA gab es in den 90ern ein Experiment, wo sich Wissenschaftler zwei Jahre lang in ein ein geschlossenes Ökosystem (Ecosphere 2) einschlossen. Keiner der 8 Menschen durfte das E2 verlassen, egal was passiert. Natürlich wurde mit den Medien TV, Radio, Presse und Internet ordentlich Rummel veranstaltet und Touristen drängten sich um das Terrarium und beobachten die Terranauten wie Tiere im Zoo. Natürlich bleibt der Mensch ein Mensch und so kommt es auf engsten Raum zu Intrigen, großen Gefühlen und sogar zu einer ungewollten Schwangerschaft, die für mächtig Wirbel sorgt. T.C. Boyles neues Buch basiert auf einer wahren Geschichte, die die großen Fragen der Menschheit beleuchtet.
Das große Buch von über 600 Seiten mit einem literarischen, anspruchsvollen und wissenschaftlichen Thema, hat mich durchaus am Anfang geängstigt und Respekt eingeflößt. Ohne Grund wie sich herausstellte. Trotz der philosophischen Fragen, die die Zeilen aufwerfen und dem wissenschaftlichen Hintergrund ist Boyls Werk überaus amüsant und spannend. Boyl schafft es die Protagonisten sehr bildhaft darzustellen, weshalb man sich von Anfang an in Mitten des Geschehens fühlt und wie ein Beobachter die Ecosphere von außen und innen betrachten kann.
Zitat: "Jeder Geist baut sich selbst ein Haus, und jenseits dieses Hauses seine Welt." Emerson
Dies ist eins von mehreren Zitaten, die mich geistig und emotional bewegten und als I-Tüpfelchen das Werk perfektionieren.
Boyls Schreibstil ist eindringlich und fließend, weshalb die Seiten förmlich dahinfliegen. Er schafft es eine Art Wissenschafts-Big-Brother zu kreieren, welcher auf der einen Seite informiert, Wissen vermittelt und den Geist bewegt und auf der anderen Seite schenkt die Story Neugier und lässt die Wissenschaftler in einem so menschlichen Licht erscheinen mit all den Emotionen, Intrigen, teilweise kindischem Verhalten, Spionage, Verrat, Diebstahl, Suchtverhalten, sexuellem Trieb, aber auch Mut, Zusammenhalt, Freundschaft und Liebe, dass man immer wieder lächeln muss, weil es so typisch für den Menschen ist egal ob intelligent, reich, arm, alt, jung, ob weiblich oder männlich usw. Es werden Fragen des Lebens aufgeworfen. Wie ist es wohl ist in einem isolierten Raum in einer Art Arche Noah zu leben? Wer wird überleben, wer wird sterben? Ist es möglich in einer solchen Ecosphere überhaupt dauerhaft zu leben und welchen Nutzen hat solch ein System in der Zukunft für uns? Wäre ein Leben in solch einer Ecosphere zB auf dem Mars denkbar? Wie verhalten und entwickeln sich Tiere und Insekten, Pflanzen, Bakterien, Viren, Pilze usw auf solch einem begrenzten Raum? Wie entwickelt sich die Terranautengruppe und die Individuen getrennt voneinander? Dies sind einige von vielen Fragen die das Buch aufwirbelt und nicht alle können beantwortet werden. Ein überaus spannendes, auf wahren Tatsachen beruhendes Experiment, vom Schriftsteller perfekt in diesem Buch verpackt. Das war mein erster Boyle und sicherlich nicht der letzte!
Fazit: Ein spannendes, lehrreiches, philosophisches Werk, welches Fragen des Lebens aufwirbelt, Wissen vermittelt, aber auch die Neugier weckt und uns das physische und psychische Mensch sein vor Augen führt. Boyls Schreibstil ist eindringlich, fließend, bildhaft und alles andere als staubig. Die Seiten rauschen förmlich dahin. Mein erster, aber sicherlich nicht mein letzter Boyle. Eine außerordentliche Empfehlung von mir!
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Das Cover ist schon sehr interessant. Ein Mensch im Raumanzug durchstreift ein Fleckchen Erde, das die Natur schon in Beschlag genommen hat.
Da der erste Satz (laut Forschung) über Gefallen oder Missfallen entscheidet, möchte ich ihn nicht unerwähnt lassen: Man hatte uns von …
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Das Cover ist schon sehr interessant. Ein Mensch im Raumanzug durchstreift ein Fleckchen Erde, das die Natur schon in Beschlag genommen hat.
Da der erste Satz (laut Forschung) über Gefallen oder Missfallen entscheidet, möchte ich ihn nicht unerwähnt lassen: Man hatte uns von Haustieren abgeraten, desgleichen von Ehemänner oder festen Freunden, und dasselbe galt natürlich für die Männer, von denen, soviel man wusste, keiner verheiratet war.
Kommen wir zum Inhalt: Puh, ja was soll ich sagen, was in den vielen vielen vielen Rezensionen noch nicht erwähnt wurde.... ich weiß es nicht.
Ich spare mir einfach die Inhaltsangabe und komme gleich zum Punkt.
Und der wäre: Enttäuschung. Ja, wiedermal habe ich mich von dem Hype lenken lassen und kann es überhaupt nicht nachvollziehen.
Was bitte schön hatte denn dieses Buch mit Wissenschaft oder SiFi zu tun? Oder hab ich es einfach nur nicht verstanden?
Für mich war es ein heilloses Durcheinander, durchbrochen von Sexszenen, die na ja...auch nicht gerade prickelnd waren. Und wenn nicht ge... wurde, dann gab es Meinungsverschiedenheiten. Und so zogen die 600 Seiten ins Land.
Okay man merkt es nun schon....mich konnte das Buch einfach nicht begeistern.
Fazit:
Es ist mir echt rätselhaft, weshalb dieses Buch so gehypt wurde. Für mich ist es einfach nur Durchschnitt, unterer Durchschnitt sogar. Ich war echt enttäuscht. Hatte der Klappentext noch etwas Spannung vermuten lassen, so war die Story, die dahinter stand einfach nur fad.
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