Elena Ferrante
Broschiertes Buch
Die Geschichte der getrennten Wege / Neapolitanische Saga Bd.3
Band 3 der Neapolitanischen Saga (Erwachsenenjahre)
Übersetzung: Krieger, Karin
Versandkostenfrei!
Sofort lieferbar
Statt: 22,99 €**
**Preis der gebundenen Originalausgabe, Ausstattung einfacher als verglichene Ausgabe.
Weitere Ausgaben:
PAYBACK Punkte
0 °P sammeln!
**Preis der gebundenen Originalausgabe, Ausstattung einfacher als verglichene Ausgabe.
Das letzte Mal habe ich Lila vor fünf Jahren gesehen. Wir schlenderten früh am Morgen unsere Straße, den Stradone, entlang, und wie nun schon seit Jahren gelang es uns nicht, uns miteinander wohlzufühlen.Elena und Lila sind inzwischen erwachsene Frauen. Lila hat einen Sohn bekommen und sich von allem befreit, von der Ehe, von ihrem neuen Namen, vom Wohlstand. Sie hat ihrem alten Viertel den Rücken gekehrt, arbeitet unter entwürdigenden Bedingungen in einer Wurstfabrik und befindet sich unversehens im Zentrum politischer Tumulte. Elena hat Neapel ganz verlassen, das Studium beendet und ih...
Das letzte Mal habe ich Lila vor fünf Jahren gesehen. Wir schlenderten früh am Morgen unsere Straße, den Stradone, entlang, und wie nun schon seit Jahren gelang es uns nicht, uns miteinander wohlzufühlen.
Elena und Lila sind inzwischen erwachsene Frauen. Lila hat einen Sohn bekommen und sich von allem befreit, von der Ehe, von ihrem neuen Namen, vom Wohlstand. Sie hat ihrem alten Viertel den Rücken gekehrt, arbeitet unter entwürdigenden Bedingungen in einer Wurstfabrik und befindet sich unversehens im Zentrum politischer Tumulte. Elena hat Neapel ganz verlassen, das Studium beendet und ihren ersten Roman veröffentlicht. Als sie in eine angesehene norditalienische Familie einheiratet und ihrerseits ein Kind bekommt, hält sie ihren gesellschaftlichen Aufstieg für vollendet. Doch schon bald muss sie feststellen, dass sie ständig an Grenzen gerät.
Elena und Lila sind inzwischen erwachsene Frauen. Lila hat einen Sohn bekommen und sich von allem befreit, von der Ehe, von ihrem neuen Namen, vom Wohlstand. Sie hat ihrem alten Viertel den Rücken gekehrt, arbeitet unter entwürdigenden Bedingungen in einer Wurstfabrik und befindet sich unversehens im Zentrum politischer Tumulte. Elena hat Neapel ganz verlassen, das Studium beendet und ihren ersten Roman veröffentlicht. Als sie in eine angesehene norditalienische Familie einheiratet und ihrerseits ein Kind bekommt, hält sie ihren gesellschaftlichen Aufstieg für vollendet. Doch schon bald muss sie feststellen, dass sie ständig an Grenzen gerät.
Elena Ferrante hat sich mit dem Erscheinen ihres Debütromans im Jahr 1992 für die Anonymität entschieden. Ihre vierbändige Neapolitanische Saga - bestehend aus Meine geniale Freundin, Die Geschichte eines neuen Namens, Die Geschichte der getrennten Wege und Die Geschichte des verlorenen Kindes - ist ein weltweiter Bestseller. Zuletzt erschienen im Suhrkamp Verlag auch Ferrantes frühere Romane Lästige Liebe, Tage des Verlassenwerdens und Frau im Dunkeln, sowie der Band Frantumaglia, der Briefe, Aufsätze und Interviews versammelt. Karin Krieger übersetzt vorwiegend aus dem Italienischen und Französischen, darunter Bücher von Elena Ferrante, Claudio Magris, Anna Banti, Armando Massarenti, Margaret Mazzantini, Ugo Riccarelli, Andrea Camilleri, Alessandro Baricco und Giorgio Fontana. Sie war mehrfach Stipendiatin des Deutschen Übersetzerfonds und erhielt 2011 den Hieronymusring.

Produktdetails
- Suhrkamp Taschenbücher .4953
- Verlag: Suhrkamp
- Originaltitel: Storia di chi fugge e di chi resta
- Artikelnr. des Verlages: ST 4953
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 612
- Erscheinungstermin: 18. Juni 2019
- Deutsch
- Abmessung: 188mm x 116mm x 40mm
- Gewicht: 429g
- ISBN-13: 9783518469538
- ISBN-10: 3518469533
- Artikelnr.: 54341147
Herstellerkennzeichnung
Suhrkamp Verlag
Torstraße 44
10119 Berlin
info@suhrkamp.de
© BÜCHERmagazin, Tina Schraml (ts)
»Wer immer das geschrieben hat ... gehört zu den besten Wortkünstlern, Menschengestaltern, Geschichtenerzählern unserer Zeit. ... Wieder in der wunderbaren Übersetzung von Karin Krieger.« Martin Ebel Süddeutsche Zeitung 20170912
Im Dekor der Zeitgeschichte
Das Schreiblich-Weibliche zieht uns wohin? Der dritte Teil von Elena Ferrantes Neapel-Tetralogie
Mit drei Monaten Verspätung gegenüber der ursprünglichen Ankündigung erscheint heute die deutsche Übersetzung von "Die Geschichte der getrennten Wege", des dritten Teils von Elena Ferrantes Neapolitanischer Saga. Die Fakten vorweg: Der Roman umfasst die Jahre 1969 bis 1976, die Heldinnen Lila und Elena sind am Anfang knapp 25 und am Ende 32 Jahre alt. Nachdem Teil zwei Lilas Eheleben - ihren brutalen Mann Stefano, ihre Affäre mit Nino, die Geburt von Gennaro, die Trennung, ihren Wegzug und die Arbeit in der Wurstfabrik - zum Thema hatte, erzählt Teil drei die Geschichte von Elenas Ehe. Er
Das Schreiblich-Weibliche zieht uns wohin? Der dritte Teil von Elena Ferrantes Neapel-Tetralogie
Mit drei Monaten Verspätung gegenüber der ursprünglichen Ankündigung erscheint heute die deutsche Übersetzung von "Die Geschichte der getrennten Wege", des dritten Teils von Elena Ferrantes Neapolitanischer Saga. Die Fakten vorweg: Der Roman umfasst die Jahre 1969 bis 1976, die Heldinnen Lila und Elena sind am Anfang knapp 25 und am Ende 32 Jahre alt. Nachdem Teil zwei Lilas Eheleben - ihren brutalen Mann Stefano, ihre Affäre mit Nino, die Geburt von Gennaro, die Trennung, ihren Wegzug und die Arbeit in der Wurstfabrik - zum Thema hatte, erzählt Teil drei die Geschichte von Elenas Ehe. Er
Mehr anzeigen
spiegelt den Vorgänger, sowohl die Erfahrungen als auch den Aufbau betreffend.
An Anfang und Ende von "Die Geschichte der getrennten Wege" stehen - einmal wieder - unerwartete Wiedersehen mit Nino Sarratore: das erste während einer Lesung aus Elenas Erstlingsroman, dessen Erscheinen Band zwei beschlossen hatte, und das zweite über Elenas Ehemann, der Nino an der Universität Florenz trifft. Dazwischen wird die Geschichte von Elenas Ehe mit Pietro Airota erzählt, einem Altphilologen und Spross einer einflussreichen Intellektuellenfamilie. Nach dem Überraschungserfolg ihres Romans erlangt Elena kurzzeitig Ruhm, hält Lesungen, schreibt engagierte Artikel. Nach der Hochzeit wird sie in kurzem Abstand zweimal schwanger und gebiert zwei Mädchen. Die Mutter- und Hausfrauenrolle frisst sie auf und entfremdet sie vom Ehemann; unter dem Einfluss ihrer Schwägerin Mariarosa wird sie Feministin. Am Ende stehen eine kapitale Ehekrise - und eben Nino.
Kurz: In Band zwei ging Lilas Ehe vor die Hunde, in Band drei widerfährt Elena das Gleiche; die eine war in Neapel auf brutale Weise gescheitert, die andere tut es gesittet in Florenz. Elenas Erfahrung ist eine sanftere, aber ebenfalls bitter enttäuschende "Erziehung des Herzens": Statt der brutalen Dominanz eines Wurstwarenhändlers lernt sie die Verschlossenheit und Unsinnlichkeit eines Gelehrten kennen. Pietro ist "ein missratener Airota", kein mondäner Linker wie Eltern und Schwester, sondern ein Spezialist, der nur seine Arbeit liebt, durch politisierte Studenten und Kollegen sowie die Unruhe des jungen Haushalts aber davon abgehalten wird. Elena wiederum unterstützt ihren Mann nicht, beklagt seinen Rückzug sowie die häusliche Arbeitslast, die er skrupellos auf sie abwälzt.
Wie gewohnt stellt Lilas Leben den Kontrapunkt, allerdings, wie der Titel "Die Geschichte der getrennten Wege" andeutet, in distanzierter Weise; nach einer kurzen Phase der Annäherung findet der Austausch bevorzugt am Telefon statt. Während Elena zu Beginn auf dem Gipfel steht, schlägt Lila sich mit ihrer entwürdigenden Arbeit in der Wurstfabrik herum; mit ihrem Sohn und dem schweigsamen Arbeiter Enzo lebt sie in einem Wohnsilo. Abends arbeiten die zwei sich per Fernstudium in die Informatik ein, eine berufliche Perspektive, die sie am Ende des Romans in bestbezahlte Positionen katapultiert - mittlerweile sind beide ein Paar geworden. In diesem Moment steht Elena vor dem Scheitern eines zweiten Romans sowie ihrer Ehe; Anlass zu Hoffnung bieten nur Nino und ein feministischer Essay.
Gemein haben die Freundinnen eine Annäherung an die mafiösen Solaras. Dieser Aspekt verweist auf die politisch-historische Ebene: In den sechziger und siebziger Jahren wird Italien von gewalttätigen Konflikten zwischen Links und Rechts zerrissen. Lila, Elena und viele ihrer Freunde stehen den Kommunisten nahe: Lila engagiert sich in der Wurstfabrik für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Elena schreibt Artikel in der Parteizeitung "L'Unità", andere arbeiten für Gewerkschaft und Partei, die Extremsten gehen in den Untergrund. Die Solaras hingegen unterstützen seit jeher die Faschisten und können auf die Sympathien des Rione, Elenas Viertel, zählen: "Die Verbindung zur Vergangenheit war nie wirklich abgerissen, der Rione liebte die Faschisten mit großer Mehrheit und verhätschelte sie, und sie tauchten in ihrer schwarzen Masse überall dort auf, wo eine Schlägerei in der Luft lag." Die Kommunisten in der Wurstfabrik lassen sie verdreschen; der Maurer Pasquale und andere Genossen schlagen zurück. Am Ende gibt es Tote, Franco, Elenas Ex-Freund aus Pisa-Zeiten, wird verkrüppelt. Es ist daher überraschend, dass sich die Freundinnen - Lila mehr, Elena weniger freiwillig - ins Fahrwasser der mittlerweile äußerst wohlhabenden Solara-Familie ziehen lassen, die halb Neapel kontrolliert.
Die politischen Ereignisse gehören zum Spannendsten, was Teil drei zu bieten hat. Leider wird die Dimension nicht umfassender dargestellt, und für die Geschichte der Heldin gilt leicht abgewandelt das, was Franco über Elenas Erstling sagt: "Mit Liebesgeschichten und krampfhaften Versuchen, sozial aufzusteigen, überdeckst du gerade das, was erzählenswert wäre." Das wäre eine konsequente Verknüpfung zwischen Geschichte und intimer Empfindung gewesen, wie Lampedusa oder Morante sie geschaffen hat. Natürlich kann niemand eine Autorin dazu anhalten, eine Epoche zu schildern, man kann wunderbar Hunderte Seiten über Gefühle schreiben - nur deutet Ferrante die historische Dynamik fortwährend an, zeigt ihre Effekte, ja macht sie zur Voraussetzung, ohne sie zu entwickeln.
Dagegen kann man wiederum einwenden, dass der Titel von Ferrantes Tetralogie klar sagt, was sie sein will, eine "Neapolitanische Saga" nämlich. Rein literarisch gesehen, birgt die Gattungswahl Schwächen: Ferrante wählt die intime Perspektive einer tendenziell überforderten Heldin (oft erreicht sie nur "ein fernes Echo" ihrer Zeit) und überfrachtet die Zweierkonstellation Lila/Elena; die Historie wird zum Dekor. Zudem neigt Ferrante zur Übertreibung. Die Abgründigkeit der Freundschaft wird überbetont, das Kippen zwischen Vertrautheit und Konkurrenz vorhersehbar. Ähnliches gilt für die eheliche Dauermisere fast aller jüngeren Figuren und für tendenziell schematische Charaktere. Ein Sonderpunkt sind effekthascherische Erzähltechniken: so der plötzliche Auftritt des Märchenprinzen oder der Abbruch auf dem Höhepunkt der Spannung.
Über diese Schwächen hinaus, die man als gattungsgegeben akzeptieren kann, ist man nach drei Bänden so weit, sich zu fragen, was der Gewinn einer und genauer dieser spezifisch weiblichen Sicht ist. Eingefordert wird sie anlässlich der Helden von 1968: "Und wie in den Kriegsfilmen, in denen es nur Männer gab, war es schwierig, sich dazugehörig zu fühlen, man konnte sie nur lieben, den eigenen Kopf ihren Gedanken anpassen und um ihr Schicksal bangen." Auch Zitate der Feministin Carla Lonzi weisen darauf hin: Ferrante will die Lücke füllen, mittels einer Frauengeschichte, ausgehend von Frauenerfahrungen, konzentriert auf Frauenbeziehungen. Der Haken dabei: Sollte es sich um ein Äquivalent zum Kriegsfilm handeln, dann produziert Ferrante selbst Spartenkunst, diesmal weibliche. Wenn der linksliberale "Nouvel Observateur" seine Besprechung mit der Frage "Warum gefallen die Romane von Elena Ferrante vor allem den Frauen?" übertitelt, ist das ein Indiz dafür, dass der Fall eingetreten ist.
Für Literatur, die per definitionem einen Universalitätsanspruch hat, ist das ein Problem. Für Ferrante auch, denn sie postuliert Allgemeingültigkeit durch den Schauplatz: "Würde sich alles, was ich gerade in der Schule lernte, verflüchtigen, würde der Rione wieder die Oberhand gewinnen, würde sich alles in einem schwärzlichen Schlamm vermischen, Tonfall und Umgangsformen, Anaximander und mein Vater, Folgóre und Don Achille, chemische Wertigkeiten und die Teiche, die Aoristen, Hesiod und die unverschämte, vulgäre Sprache der Solaras, so wie es übrigens um Lauf der Jahrtausende auch mit der zunehmend chaotischen, zunehmend heruntergekommenen Stadt geschehen war?" Dieser Satz setzt Elena zu ihrer Stadt parallel und allegorisiert sie gleichermaßen: Beide sind Frauen und Abstrakta, Zusammensetzungen, bei denen der Rione für eine niedere Herkunft, für das Schmutzig-Sinnliche und drohende Zersetzung steht. Das zeigt den Anspruch, der mit Elenas Perspektive verknüpft ist, den ihre Beschränktheit jedoch laufend dementiert.
Keine Frage, das Lesevergnügen ist da, wenn man sich vom Strom der Ereignisse, der Vielzahl an Schicksalen und der schönen Sprache, von Karin Krieger wunderbar übertragen, mitziehen lässt. Die Geschichte des ebenso erfolgreichen wie desillusionierenden Aufstiegs zweier Frauen ist spannend erzählt. Die Frage der literaturgeschichtlichen Bedeutung hingegen, die einige schon bei Erscheinen von Band eins geklärt sahen, ist offen - bestenfalls.
NIKLAS BENDER
Elena Ferrante: "Die Geschichte der getrennten Wege". Band 3 der Neapolitanischen Saga (Erwachsenenjahre). Roman.
Aus dem Italienischen von Karin Krieger. Suhrkamp, Berlin 2017. 542 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
An Anfang und Ende von "Die Geschichte der getrennten Wege" stehen - einmal wieder - unerwartete Wiedersehen mit Nino Sarratore: das erste während einer Lesung aus Elenas Erstlingsroman, dessen Erscheinen Band zwei beschlossen hatte, und das zweite über Elenas Ehemann, der Nino an der Universität Florenz trifft. Dazwischen wird die Geschichte von Elenas Ehe mit Pietro Airota erzählt, einem Altphilologen und Spross einer einflussreichen Intellektuellenfamilie. Nach dem Überraschungserfolg ihres Romans erlangt Elena kurzzeitig Ruhm, hält Lesungen, schreibt engagierte Artikel. Nach der Hochzeit wird sie in kurzem Abstand zweimal schwanger und gebiert zwei Mädchen. Die Mutter- und Hausfrauenrolle frisst sie auf und entfremdet sie vom Ehemann; unter dem Einfluss ihrer Schwägerin Mariarosa wird sie Feministin. Am Ende stehen eine kapitale Ehekrise - und eben Nino.
Kurz: In Band zwei ging Lilas Ehe vor die Hunde, in Band drei widerfährt Elena das Gleiche; die eine war in Neapel auf brutale Weise gescheitert, die andere tut es gesittet in Florenz. Elenas Erfahrung ist eine sanftere, aber ebenfalls bitter enttäuschende "Erziehung des Herzens": Statt der brutalen Dominanz eines Wurstwarenhändlers lernt sie die Verschlossenheit und Unsinnlichkeit eines Gelehrten kennen. Pietro ist "ein missratener Airota", kein mondäner Linker wie Eltern und Schwester, sondern ein Spezialist, der nur seine Arbeit liebt, durch politisierte Studenten und Kollegen sowie die Unruhe des jungen Haushalts aber davon abgehalten wird. Elena wiederum unterstützt ihren Mann nicht, beklagt seinen Rückzug sowie die häusliche Arbeitslast, die er skrupellos auf sie abwälzt.
Wie gewohnt stellt Lilas Leben den Kontrapunkt, allerdings, wie der Titel "Die Geschichte der getrennten Wege" andeutet, in distanzierter Weise; nach einer kurzen Phase der Annäherung findet der Austausch bevorzugt am Telefon statt. Während Elena zu Beginn auf dem Gipfel steht, schlägt Lila sich mit ihrer entwürdigenden Arbeit in der Wurstfabrik herum; mit ihrem Sohn und dem schweigsamen Arbeiter Enzo lebt sie in einem Wohnsilo. Abends arbeiten die zwei sich per Fernstudium in die Informatik ein, eine berufliche Perspektive, die sie am Ende des Romans in bestbezahlte Positionen katapultiert - mittlerweile sind beide ein Paar geworden. In diesem Moment steht Elena vor dem Scheitern eines zweiten Romans sowie ihrer Ehe; Anlass zu Hoffnung bieten nur Nino und ein feministischer Essay.
Gemein haben die Freundinnen eine Annäherung an die mafiösen Solaras. Dieser Aspekt verweist auf die politisch-historische Ebene: In den sechziger und siebziger Jahren wird Italien von gewalttätigen Konflikten zwischen Links und Rechts zerrissen. Lila, Elena und viele ihrer Freunde stehen den Kommunisten nahe: Lila engagiert sich in der Wurstfabrik für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Elena schreibt Artikel in der Parteizeitung "L'Unità", andere arbeiten für Gewerkschaft und Partei, die Extremsten gehen in den Untergrund. Die Solaras hingegen unterstützen seit jeher die Faschisten und können auf die Sympathien des Rione, Elenas Viertel, zählen: "Die Verbindung zur Vergangenheit war nie wirklich abgerissen, der Rione liebte die Faschisten mit großer Mehrheit und verhätschelte sie, und sie tauchten in ihrer schwarzen Masse überall dort auf, wo eine Schlägerei in der Luft lag." Die Kommunisten in der Wurstfabrik lassen sie verdreschen; der Maurer Pasquale und andere Genossen schlagen zurück. Am Ende gibt es Tote, Franco, Elenas Ex-Freund aus Pisa-Zeiten, wird verkrüppelt. Es ist daher überraschend, dass sich die Freundinnen - Lila mehr, Elena weniger freiwillig - ins Fahrwasser der mittlerweile äußerst wohlhabenden Solara-Familie ziehen lassen, die halb Neapel kontrolliert.
Die politischen Ereignisse gehören zum Spannendsten, was Teil drei zu bieten hat. Leider wird die Dimension nicht umfassender dargestellt, und für die Geschichte der Heldin gilt leicht abgewandelt das, was Franco über Elenas Erstling sagt: "Mit Liebesgeschichten und krampfhaften Versuchen, sozial aufzusteigen, überdeckst du gerade das, was erzählenswert wäre." Das wäre eine konsequente Verknüpfung zwischen Geschichte und intimer Empfindung gewesen, wie Lampedusa oder Morante sie geschaffen hat. Natürlich kann niemand eine Autorin dazu anhalten, eine Epoche zu schildern, man kann wunderbar Hunderte Seiten über Gefühle schreiben - nur deutet Ferrante die historische Dynamik fortwährend an, zeigt ihre Effekte, ja macht sie zur Voraussetzung, ohne sie zu entwickeln.
Dagegen kann man wiederum einwenden, dass der Titel von Ferrantes Tetralogie klar sagt, was sie sein will, eine "Neapolitanische Saga" nämlich. Rein literarisch gesehen, birgt die Gattungswahl Schwächen: Ferrante wählt die intime Perspektive einer tendenziell überforderten Heldin (oft erreicht sie nur "ein fernes Echo" ihrer Zeit) und überfrachtet die Zweierkonstellation Lila/Elena; die Historie wird zum Dekor. Zudem neigt Ferrante zur Übertreibung. Die Abgründigkeit der Freundschaft wird überbetont, das Kippen zwischen Vertrautheit und Konkurrenz vorhersehbar. Ähnliches gilt für die eheliche Dauermisere fast aller jüngeren Figuren und für tendenziell schematische Charaktere. Ein Sonderpunkt sind effekthascherische Erzähltechniken: so der plötzliche Auftritt des Märchenprinzen oder der Abbruch auf dem Höhepunkt der Spannung.
Über diese Schwächen hinaus, die man als gattungsgegeben akzeptieren kann, ist man nach drei Bänden so weit, sich zu fragen, was der Gewinn einer und genauer dieser spezifisch weiblichen Sicht ist. Eingefordert wird sie anlässlich der Helden von 1968: "Und wie in den Kriegsfilmen, in denen es nur Männer gab, war es schwierig, sich dazugehörig zu fühlen, man konnte sie nur lieben, den eigenen Kopf ihren Gedanken anpassen und um ihr Schicksal bangen." Auch Zitate der Feministin Carla Lonzi weisen darauf hin: Ferrante will die Lücke füllen, mittels einer Frauengeschichte, ausgehend von Frauenerfahrungen, konzentriert auf Frauenbeziehungen. Der Haken dabei: Sollte es sich um ein Äquivalent zum Kriegsfilm handeln, dann produziert Ferrante selbst Spartenkunst, diesmal weibliche. Wenn der linksliberale "Nouvel Observateur" seine Besprechung mit der Frage "Warum gefallen die Romane von Elena Ferrante vor allem den Frauen?" übertitelt, ist das ein Indiz dafür, dass der Fall eingetreten ist.
Für Literatur, die per definitionem einen Universalitätsanspruch hat, ist das ein Problem. Für Ferrante auch, denn sie postuliert Allgemeingültigkeit durch den Schauplatz: "Würde sich alles, was ich gerade in der Schule lernte, verflüchtigen, würde der Rione wieder die Oberhand gewinnen, würde sich alles in einem schwärzlichen Schlamm vermischen, Tonfall und Umgangsformen, Anaximander und mein Vater, Folgóre und Don Achille, chemische Wertigkeiten und die Teiche, die Aoristen, Hesiod und die unverschämte, vulgäre Sprache der Solaras, so wie es übrigens um Lauf der Jahrtausende auch mit der zunehmend chaotischen, zunehmend heruntergekommenen Stadt geschehen war?" Dieser Satz setzt Elena zu ihrer Stadt parallel und allegorisiert sie gleichermaßen: Beide sind Frauen und Abstrakta, Zusammensetzungen, bei denen der Rione für eine niedere Herkunft, für das Schmutzig-Sinnliche und drohende Zersetzung steht. Das zeigt den Anspruch, der mit Elenas Perspektive verknüpft ist, den ihre Beschränktheit jedoch laufend dementiert.
Keine Frage, das Lesevergnügen ist da, wenn man sich vom Strom der Ereignisse, der Vielzahl an Schicksalen und der schönen Sprache, von Karin Krieger wunderbar übertragen, mitziehen lässt. Die Geschichte des ebenso erfolgreichen wie desillusionierenden Aufstiegs zweier Frauen ist spannend erzählt. Die Frage der literaturgeschichtlichen Bedeutung hingegen, die einige schon bei Erscheinen von Band eins geklärt sahen, ist offen - bestenfalls.
NIKLAS BENDER
Elena Ferrante: "Die Geschichte der getrennten Wege". Band 3 der Neapolitanischen Saga (Erwachsenenjahre). Roman.
Aus dem Italienischen von Karin Krieger. Suhrkamp, Berlin 2017. 542 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schließen
Gebundenes Buch
Meine Meinung
Zum Buch
Das ersehnte Jahrhundert Epos, von Elena geht mit ihrem 3. Band endlich weiter. Wir tauchen ab in die 60 – und 70er Jahre der beiden Freundinnen Elena und Lila. Es ist viel geschehen im Laufe der Jahre, auch in Politischer Sache geht es turbulent zu. Elena hat sich …
Mehr
Meine Meinung
Zum Buch
Das ersehnte Jahrhundert Epos, von Elena geht mit ihrem 3. Band endlich weiter. Wir tauchen ab in die 60 – und 70er Jahre der beiden Freundinnen Elena und Lila. Es ist viel geschehen im Laufe der Jahre, auch in Politischer Sache geht es turbulent zu. Elena hat sich mit viel Kraft und Elan hochgearbeitet, ist dem Rione und Neapel entflohen. Lebt mit ihrem Ehemann Professor Pietro Airota in Florenz, hat zwei bezaubernde Töchter und ist eine berühmte Schriftstellerin geworden. Ihre Bücher wurden ins Deutsche, Spanische und französische übersetzt, sie schreibt Zeitungsartikel über brisante Themen, es fing mit dem Artikel über die Fischfabrik von Bruno Soccavo an, wo sie die Missstände und unwürdige Arbeitsbedingten anprangerte. Ihre Freundin Lila, ist eine der betroffenen, sie ist kaputt und krank. Lila scheint keine Energie und Kraft mehr zu haben, ihr Lichtblick ist ihr kleiner Sohn und Enzo Scanno, bei dem sie lebt seit sie sich von ihrem Mann Stefano getrennt hat. Im Gegensatz zu Elena hat sie es nicht geschafft, dem Leben in Neapel zu entfliehen. Elena, verkehrt in höheren Kreisen, ihre Schwiegermutter Adele, hat einen langen Arm und viele Beziehungen, sie ist ein Beispiel und Vorbild für sie. Die Wege der beiden Freundinnen Triften immer weiter auseinander, ihre Wege scheinen sich zu trennen. Aber, wenn die Not am größten ist, scheinen sie für einander da zusein, auch wenn man das Gefühl hat, Lila hast Elena, verbindet sie doch immer wieder dieses unsichtbare Band der Freundschaft. Eine Überraschende Wendung tritt in Elenas Leben ein zu tut einen Schritt den ich ihr nie zugetraut hätte. Sie wird selbstbewusster, Nabelt sich ab und geht ihren eigenen Weg. Ihre Ehe und die Welt in der sie lebt scheint aus den Fugen zugeraten... Ich bin gespannt wie es im letzten und 4. Teil weitergeht.
Zur Autorin:
Auch der 3. Teil war wieder sehr turbulent, mit tiefen Einblicken in das Leben der Protagonisten. Man konnte sie von ihrer wahren Seite kennen lernen und hinter ihre Masken blicken. So mancher entpuppte sich ganz anders als man ihn sah. Ihr Schreibstil ist flüssig und mitreißend. Der Plot war sehr schlüssig aufgebaut und ließ alle Fäden am Ende zusammenlaufen, mit überraschenden Wendungen. Die Geschichte war durch gehend fesselnd, besser fand ich wie Band 2 . Ihre Figuren waren sehr real und glaubhaft dargestellt, auch die einzelnen Charaktere sind gut herausgearbeitet.
Dem Politischen Zeitgeschehen, de Faschisten und Kommunisten, Italien im Umbruch hätte ruhig mehr Raum gegeben werden können. Sonst war die ganze Historische Authentizität sehr gut dargestellt, das Leben in Neapel und in Florenz war sehr Authentisch. Ein sehr lebendiger Roman, mit vielen überraschenden Wendungen, über eine Freundschaft zwei sehr unterschiedlicher Frauen, die eins gemeinsam haben, Pech mit ihren Männern...
Weniger
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Lila und Elena sind erwachsen geworden und trotz ihrer ähnlichen Herkunft und ihrer engen Freundschaft könnten ihre Lebenswege kaum unterschiedlicher verlaufen. Lila, getrennt von ihrem Mann Stefano, führt ein ärmliches Dasein mit ihrem Sohn und verdient sich ihren …
Mehr
Lila und Elena sind erwachsen geworden und trotz ihrer ähnlichen Herkunft und ihrer engen Freundschaft könnten ihre Lebenswege kaum unterschiedlicher verlaufen. Lila, getrennt von ihrem Mann Stefano, führt ein ärmliches Dasein mit ihrem Sohn und verdient sich ihren Lebensunterhalt mühsam in einer Fleischfabrik. Elena hingegen setzt ihre Schriftstellerkarriere fort: Ihr erstes Buch wird ein Erfolg, sie beginnt Artikel für Zeitungen zu schreiben und festigt so ihren Ruf als Autorin und Intellektuelle. Doch als sie Pietro heiratet, den Sohn einer bedeutenden Familie, lässt sie sich nach und nach in die Rolle der Hausfrau und nach der Geburt ihrer Kinder in die der Mutter drängen, während sich um sie herum die Gesellschaft in einem Umwälzungsprozess befindet, in den auch ihre früheren Freunde verwickelt sind.
So krass wie in diesem Buch sind mir die Unterschiede zwischen Lila und Elena, der Ich-Erzählerin, bisher nicht bewusst geworden. Doch hier ist es überdeutlich, finde ich: Während Lila stets nach ihren Überzeugungen handelt und dafür jede Menge Nachteile in Kauf nehmen muss, ist bei Elena der vorherrschende Gedanke ihres Handelns: Was denken die Anderen von mir? In all ihrem Tun findet sich bis knapp vor dem Ende des Buches nie der Satz: Ich will ... Ihr Erfolg ist auch die Belohnung dafür, stets den Erwartungen derer zu entsprechen, zu denen sie gehören will. Doch als ihre unterdrückten Wünsche und Bedürfnisse zu stark werden, endet Alles in einem Eklat.
Lila hingegen hat noch nie den Erwartungen entsprochen, was sie eine Menge Kraft gekostet hat. Als sie endlich Erfolg hat und richtig viel Geld verdient, sieht man im Rione über ihre Extravaganzen hinweg und heisst sie wieder willkommen - doch bis dahin war es ein harter Weg.
Neben den Schilderungen dieser Zeitabschnitte im Leben der beiden Frauen spielt auch die damalige gesellschaftliche Situation in Italien eine wichtige Rolle in der Geschichte. Auch dort gab es die 68er, studentische Unruhen, man kämpfte für die unterdrückten Arbeiter, ohne jedoch eine Ahnung davon zu haben, wie es diesen tatsächlich erging oder was diese wollten. Ferrante beschreibt beispielhaft an der Situation der beiden Frauen, wie Elenas 'Seite' nur das Beste für die Armen wollte, wohingegen Lila und ihre KollegInnen den Unmut ihrer Arbeitgeber ausbaden mussten.
Wer will, kann dieses Buch (wie auch die beiden vorherigen Bände) als fesselnde Erzählung einer Frauenfreundschaft lesen. Es ist aber auch ein Gesellschaftspanorama, das einem die Welt eines Italiens nahe bringt, das so noch nicht bekannt war (mir zumindest nicht ;-)). Ich freue mich schon sehr auf den vierten Band!
Weniger
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Ferrante, Elena: Die Geschichte der getrennten Wege
„Schleifpapier der Qualen“…, da ist sie wieder, die Sprache, die das Brodeln und Spüren der unausgesprochenen Sehnsüchte nach außen kehrt und sie lebendig macht. Der Bauch Neapels hat wieder eine …
Mehr
Ferrante, Elena: Die Geschichte der getrennten Wege
„Schleifpapier der Qualen“…, da ist sie wieder, die Sprache, die das Brodeln und Spüren der unausgesprochenen Sehnsüchte nach außen kehrt und sie lebendig macht. Der Bauch Neapels hat wieder eine Stimme und wir begleiten Lenù und Lila weiter durch ihr Leben.
Elena, Lenù, die Ich-Erzählerin, lässt uns teilhaben an ihrem Blick auf die Welt im kleinen Rione und dem großen Universum. Ihre Unsicherheit, ihr fehlendes Selbstvertrauen, ihre Mutmaßungen und ihr stilles Hinterfragen beziehen uns wieder mit ein in ihre uns schon so vertraute Welt und machen süchtig nach mehr.
Lenù trifft im Jahr 2005 ihre alte Freundin Lila, die ihren Kiez nicht verlassen hat und mit ihrem Sohn in der alten Wohnung ihrer Eltern lebt. Sie ist noch genauso spontan, wie sie es als junges Mädchen gewesen ist. Ihr Selbstbewusstsein und ihre Sprunghaftigkeit schüchtern Lenù ein. Sie will ihr Vieles anvertrauen, weiß aber auch, dass sie trotz ihrer Bildung der schonungslosen Konsequenz Lilas nicht gewachsen ist.
In der folgenden Rückblende blicken wir zurück in die Sechziger und Siebziger und erfahren, dass Lenù während ihrer Verlobungszeit Nino wiedertrifft und sich danach mit Selbstzweifeln aufreibt. Was wäre, was würde sein, wenn…?
Lenù quält sich. Andererseits trifft sie Entscheidungen. Sie heiratet Pietro, Geschichtsprofessor aus intellektuellem Haus, und lebt mit ihm und den beiden gemeinsamen Kindern in Florenz. Ihr erstes Buch erscheint und sie genießt das Ansehen einer erfolgreichen Schriftstellerin.
Währenddessen lebt Lila mit ihrem Sohn Gennaro und dem alten Jugendfreund Enzo in Neapel zusammen. Sie arbeitet sich in einer Wurstfabrik die Hände blutig. Als es in Italien zunehmend zu politischen Unruhen kommt und Faschisten und Kommunisten aufeinander einschlagen, bezieht Lila Stellung und muss die Konsequenzen tragen. Die Comorra zieht ihre Kreise um Lenù und Lila.
Weil es Lila gesundheitlich schlecht geht, will Lenù der Freundin zur Seite stehen und sie im Kampf gegen die Allmacht der Obrigkeit unterstützen, was ihr nur partiell gelingt. Sie wacht aber auf aus ihrem Hausfrauendasein und dem gut gespülten Leben und beginnt, sich mit der politischen Auseinandersetzung und dem Feminismus auch schriftstellerisch zu beschäftigen.
Eines Tages taucht Nino auf…
Der Roman fesselt wie die beiden ersten Bände der neapolitanischen Saga, weil der Leser Mitwisser ist und die Protagonisten gut zu kennen scheint. Manche Episode jedoch ermüdet wegen Lenùs Verbohrtheit, immer wieder sich und das Geschehene zu hinterfragen, abzuwägen, zu korrigieren und der Meinung der Freundin gegenüberzustellen. Da sich das wiederholt und so die Abhängigkeit beider voneinander widergespiegelt wird, erwartet man nichts Neues und der Leser kann sich die Freiheit nehmen, auch einmal ein paar Absätze großzügig zu überfliegen. Der Roman nimmt aber schnell wieder Fahrt auf und das Ferrante-Fieber glüht weiter.
Die Umschlaggestaltung ist für Nicht-Eingeweihte irreführend. Eine Schwarze mit einem Kleinkind auf dem Arm schaut von einem mediterran anmutenden Balkon in die Ferne. So könnte man auf den ersten Blick das Cover deuten. Nur „Feveristen“ wissen, dass es nur eine sein kann… So what?
Egal, das Lesen entscheidet: Wie gestalten sich „die getrennten Wege“ von Lenù und Lila?
Darum allein geht es. Die Sucht hat Futter.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Elena Ferrantes Buch „Die Geschichte der getrennten Wege“ ist der dritte Band in dieser Reihe. Der Einband passt natürlich perfekt zu den Vorgängerbänden und gefällt mir gut.
Elena erzählt von ihren Erwachsenenjahren – ihrem Leben in Zeiten politischer …
Mehr
Elena Ferrantes Buch „Die Geschichte der getrennten Wege“ ist der dritte Band in dieser Reihe. Der Einband passt natürlich perfekt zu den Vorgängerbänden und gefällt mir gut.
Elena erzählt von ihren Erwachsenenjahren – ihrem Leben in Zeiten politischer Unruhen und Aufständen der Arbeiter, getrennt von ihrer Freundin Lila.
Die strebsame Elena hat ihr Studium abgeschlossen und ein Buch geschrieben, dessen Erfolg sie zunächst völlig verunsichert und in Selbstzweifel stürzt. Es ruft nicht nur positive Resonanz hervor, aber mit Hilfe ihrer Familie überwindet sie die teils harsche Kritik und nachdem ihr Verlobter auch noch eine Professorenstelle angeboten bekommt, scheint ihr Glück vollkommen. Sie heiraten und ziehen nach Florenz.
Ganz anders ist die Situation bei Lila in Neapel. Sie hat Unterschlupf bei Enzo gefunden, der sich zwar rührend um sie und ihren kleinen Sohn Gennaro kümmert, aber keinen Zugang zu ihrem Herzen findet. Als Arbeiterin in der Wurstfabrik hat sie nur mit Mühe ihr Auskommen und gerät unversehens in die Querelen und Aufstände der Arbeiter und der Studentenbewegung. Not und die zeitweiligen Übergriffe einiger Kollegen sind ihre täglichen Begleiter. Die Liebe zu ihrem Sohn macht sie nicht glücklich, sondern stürzt sie immer wieder in Selbstzweifel.
Die beiden Freundinnen leben ihr eigenes Leben: Elena bekommt zwei Töchter, ist in ihrer Ehe aber nicht recht glücklich – Lila, die mit Enzo abends gemeinsam „studiert“ hat, kämpft sich dagegen beruflich nach oben. Der Kontakt zwischen den Freundinnen gerät dabei irgendwie auf die schiefe Bahn. Elena hat Lila gegenüber ein schlechtes Gewissen und denkt viel an sie, während Lila auf Elena herabschaut und sie ausnützt.
Ich habe mich mit diesem Band etwas schwer getan und es hat eine Weile gedauert, bis ich mich durch die politischen Entwicklungen gekämpft habe, obwohl das Buch, vereinfacht durch die kurze Rückblende, problemlos an den zweiten Band anschließt. Geholfen hat auch der kleine Einleger mit den Personen und deren Bezug. Man wundert sich eigentlich immer wieder, was die beiden Frauen letztendlich doch verbindet und warum die Freundschaft nicht längst zerbrochen ist. Aber das macht die Geschichte ja auch spannend und lässt auf den vierten Teil hoffen!
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Es wird kaum eine Leseratte geben, die der Ferrante Reihe nicht folgt. So ergeht es auch mir und mit grosser Freude habe ich Band 3 erwartet. Weiter ging es mit den Leben der beide Freundinnen, die unterschiedlicher nicht sein können und sich dennoch ergänzen.
Elena wird nun in ihren …
Mehr
Es wird kaum eine Leseratte geben, die der Ferrante Reihe nicht folgt. So ergeht es auch mir und mit grosser Freude habe ich Band 3 erwartet. Weiter ging es mit den Leben der beide Freundinnen, die unterschiedlicher nicht sein können und sich dennoch ergänzen.
Elena wird nun in ihren Erwachsenenjahren als erfolgreiche Schriftstellerin gefeiert, obwohl Lila es ihr nicht gönnt und sie weiterhin nach ihrer Anerkennung sucht. Sie widmet sich dennoch nicht ausschliesslich dem Schreiben hin, sondern heiratet und bekommt sogar ein Kind, ein Ereignis dass sie und ihr Leben auf die Probe stellen wird.
Lila dagegen arbeitet weiterhin in der Wurstfabrik unter elenden Arbeitsverhältnissen. Im Laufe der Jahre ändert sich jedoch wieder ihr Schicksal zum Guten über.
Im dritten Band erfahren wir auch mehr über das Verschwinden Lilas, die seit fünf Jahren wie vom Erdboden verschluckt ist. Dies ist mitunter auch der Grund weshalb Elena die Geschichte niederschreibt.
Mittlerweile lesen sich die Seiten dieser Bücher wie von selbst, und man ist von dem Umfang des Buches nicht erschreckt, im Gegenteil, je grösser desto besser. Aber nun ist auch dieses Band zu Ende und man wartet wieder geduldig auf die Fortsetzung.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Bevor die eigentliche Geschichte beginnt, erhält der Leser eine Übersicht über die handelnden Personen und die Geschehnisse der vorgehenden zwei Bände. Das erleichtert den Einstieg, insbesondere, wenn die Lektüre von Band 1 und 2 schon etwas zurück liegt.
Jetzt …
Mehr
Bevor die eigentliche Geschichte beginnt, erhält der Leser eine Übersicht über die handelnden Personen und die Geschehnisse der vorgehenden zwei Bände. Das erleichtert den Einstieg, insbesondere, wenn die Lektüre von Band 1 und 2 schon etwas zurück liegt.
Jetzt erfährt der Leser auch den Grund, warum Elena Greco die gemeinsame Vergangenheit zu Papier bringt: seit fünf Jahren ist Lina spurlos verschwunden. Bei ihrer letzten Begegnung hatte Lina Elena gewarnt, über sie zu schreiben: "Schreib, wenn Du unbedingt willst, ... Aber nicht über mich, ... Ich komme und durchforste deinen Computer, ich lese deine Dateien und lösche sie." Indem Elena ihre Geschichte aufschreibt, sieht sie die einzige Möglichkeit, dass Lina wieder auftaucht, und so beginnt sie fieberhaft zu schreiben.
Dieses fieberhafte und atemlose spürt man der Geschichte jederzeit an. Auch der Leser will natürlich erfahren, ob es Elena gelingt, die verschwundene Lina wieder aufzuspüren. Und so wartet man ungeduldig und gespannt, während die Geschichte in die Vergangenheit springt und die so unterschiedlichen Lebenswege von Elena und Lina beschreibt. Gleichzeitig erfährt der Leser wieder viel über die politische und gesellschaftliche Situation in Italien zu der Zeit.
Mich hat der 3. Band der Neapolitanischen Saga ebenso gefesselt wie die zwei vorhergehenden Bände und ich freue mich schon jetzt auf das Erscheinen von Band 4.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Der dritte Teil der großen neapolitanischen Saga um Elena und Lila spielt in den wilden 70er Jahren. Die beiden Freundinnen sind erwachsen. Lila hat sich nach ihrer allzu frühen Heirat von ihrem reichen Mann getrennt und wohnt nun mit Enzo und ihrem Sohn Gennaro zusammen in der Nähe …
Mehr
Der dritte Teil der großen neapolitanischen Saga um Elena und Lila spielt in den wilden 70er Jahren. Die beiden Freundinnen sind erwachsen. Lila hat sich nach ihrer allzu frühen Heirat von ihrem reichen Mann getrennt und wohnt nun mit Enzo und ihrem Sohn Gennaro zusammen in der Nähe von Neapel. Sie arbeitet unter schwierigen Bedingungen in der Fleischfabrik von Bruno und ruiniert sich damit ihre Gesundheit. Sie engagiert sich in der Gewerkschaft für bessere Lebensumstände und reibt sich bis zur totalen Erschöpfung auf.
Elenas weiteres Leben ist dagegen weitaus besser verlaufen. Nach ihrem Studium und der Veröffentlichung ihres Buches hat sie eine gewisse Berühmtheit erlangt. Sie heiratet den Sohn einer angesehenen Familie, der Professor an der Universität ist. Sie lebt in Florenz und bekommt zwei Töchter, die ihre ganze Aufmerksamkeit brauchen. Dennoch ist sie mit ihrem Leben nicht zufrieden. Sie erkennt, dass sie ihren Mann vor der Hochzeit so gut wie nicht gekannt hat. Die Familie kostet sie viel Zeit und ihre ganze Kraft und sie kommt nicht mehr zum Schreiben.
Da taucht plötzlich Nino Sarratore, der Schwarm ihrer Jugendtage und Lilas früherer Geliebter, in Florenz auf. Sie konnte ihn nie ganz vergessen, wahrscheinlich ebensowenig wie Lila. Nino hat auch eine Familie und wohnt wieder in Neapel, kommt aber häufig nach Florenz und freundet sich mit Elenas Mann Pietro an. Er bringt Elena dazu, endlich wieder zu schreiben. Dann nimmt das Schicksal seinen Lauf ...
Die beiden Freundinnen haben nur noch wenig gemeinsam und oft verschiedene Meinungen. Sie streiten sich, aber Elena steht Lila bei, als es ihr so schlecht geht und schleppt sie zu verschiedenen Ärzten. Auch kümmert sie sich eine Zeitlang um Gennaro, als Lila sie darum bittet. Ihre Freundschaft bleibt trotz der Entfernung und der unterschiedlichen Lebensumstände weiter bestehen.
Was mir manchmal etwas zu viel wurde, waren die vielen politischen Diskussionen und Versammlungen. Sicher spielt die politische Lage in Italien in dieser Zeit eine große Rolle, auch der Kampf der Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen, aber das nahm oftmals zu viel Raum ein. Ansonsten hat mir auch der dritte Teil wieder sehr gut gefallen. Die Protagonisten und ihre Umgebung in dieser schwierigen Zeit, die von Unruhen geprägt war, werden sehr gut beschrieben. Nun freue ich mich auf den vierten und letzten Teil, der im Februar 2018 erscheinen soll und in dem das Rätsel um das Verschwinden von Lila aufgeklärt wird.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Weiter geht es mit der Neapolitanischen Saga! Endlich liegt der dritte von vier Bänden in deutscher Übersetzung vor. Ich empfehle dringend, die Reihe von Anfang an zu lesen und mit 'Meine geniale Freundin' zu beginnen! 'Die Geschichte der getrennten Wege' ist allerdings wohl auch ohne …
Mehr
Weiter geht es mit der Neapolitanischen Saga! Endlich liegt der dritte von vier Bänden in deutscher Übersetzung vor. Ich empfehle dringend, die Reihe von Anfang an zu lesen und mit 'Meine geniale Freundin' zu beginnen! 'Die Geschichte der getrennten Wege' ist allerdings wohl auch ohne Vorkenntnisse zu verstehen.
Auf den ersten Seiten gibt es wieder eine Zusammenfassung der wichtigsten bisherigen Ereignisse und der handelnden Personen. Das reichhaltigen Personal mit (sich manchmal ähnelnden) Namen und Spitznamen erfordert eine gewisse Konzentration des Lesers, macht für mich aber auch mit den Reiz der Reihe aus.
Italien, Ende der 1960'er Jahre. Die Ich-Erzählerin Elena und ihre Freundin Lila sind Mitte zwanzig, Elena hat ihr Studium beendet und Lila ist Mutter und Arbeiterin in einer Wurstfabrik. So unterschiedlich beider Leben bisher verlaufen sind, so zeigen sich doch auch immer wieder Gemeinsamkeiten. Beide engagieren sich politisch links und für die Gewerkschaft, obwohl sie beide eher zufällig in diese Strömung hineingerutscht zu sein scheinen.
Wie schon im vorangegangenen Band fragt man sich, warum beide an der Freundschaft festhalten, wo doch die Konflikte, Neid und Missgunst die innigen, freundschaftlichen Momente oftmals überdecken. Aber das macht wohl eine Freundschaft fürs Leben aus.
Die Neapolitanische Saga ist nicht nur die Geschichte einer Freundschaft, sondern auch italienische Geschichte. Anhand der Leben von Elena, Lila und der anderen Bewohner des Rione in Neapel wird das Leben im Italien der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit vielen Facetten beschrieben. Im vorliegenden Band sind das die 1960'er und 1970'er Jahre, geprägt von politischen Kämpfen zwischen links und rechts.
Die Geschichte wird von Elena Ferrante im gewohnt ruhigen Ton erzählt, der sehr angenehm zu lesen ist.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Endlich geht die Napolitanische Saga weiter und für jeden der den zweiten Band schon vor einiger Zeit gelesen hat, gibt es am Anfang noch eine kurze Personenbeschreibung, da in den Ferrante Büchern immer so viele Namen vorkommen. Weiter geht es mit den mittlerweile Erwachsenen Freundinnen …
Mehr
Endlich geht die Napolitanische Saga weiter und für jeden der den zweiten Band schon vor einiger Zeit gelesen hat, gibt es am Anfang noch eine kurze Personenbeschreibung, da in den Ferrante Büchern immer so viele Namen vorkommen. Weiter geht es mit den mittlerweile Erwachsenen Freundinnen Lila und Elena, die beide ihre Schwierigkeiten zu meistern haben. Lila hat sich von ihrem reichen Mann getrennt und versucht nun ihren Lebensunterhalt als Arbeiterin in einer Wurstfabrik zu gewinnen unter schwierigen Konditionen. Deshalb ist sie auch im Vordergrund als die Gewerkschaften versuchen die unmenschlichen Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Elena ist durch ihr Buch erfolgreich, erntet jedoch in Neapel gute und schlechte Kritik. Sie wird im Laufe der Jahre heiraten und eine Familie gründen, was sie jedoch von ihrer Eifer des Schreibens entfernen wird.
In dritten Buch der Saga merken wir, dass das Leben wie so oft seine sonnige und weniger sonnige Tage hat und so ergeht es auch den beiden Freundinnen. Ihre merkwürdige, teils liebevolle, teils voller Eifersucht beladene Freundschaft bleibt auch hier im gleichen Schema erhalten und jeder von uns mag natürlich jetzt gespannt sein auf den vierten und letzten Teil der Tetralogie.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Lila und Elena sind erwachsen geworden. Elenas erster Roman wurde veröffentlicht, sie heiratet und bekommt Kinder. Alles scheint harmonisch und glatt zu verlaufen. Wenn man nicht zu sehr hinter die Fassade schaut.
Lila hingegen geht den steinigeren Weg. Ohne Liebe lebt sie in einer …
Mehr
Lila und Elena sind erwachsen geworden. Elenas erster Roman wurde veröffentlicht, sie heiratet und bekommt Kinder. Alles scheint harmonisch und glatt zu verlaufen. Wenn man nicht zu sehr hinter die Fassade schaut.
Lila hingegen geht den steinigeren Weg. Ohne Liebe lebt sie in einer Zweckgemeinschaft, steigt aber durch die Entwicklung der PCs immer höher auf der Karriereleiter. Doch zu welchem Preis? Sie geht dafür ein Bündnis mit ihrem Erzrivalen ein.
Beide Frauen haben es nicht leicht im Neapel des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Ich habe mich beim Lesen bei beiden gefragt, welchen Weg ich jetzt präferieren würde. Antwort: keinen. Denn auch Elena ist nicht glücklich in ihrer Ehe mit dem Professor. Hier stellt sich dann erneut die Frage: warum hat sie ihn geheiratet, wenn sie keine Liebe zu ihm empfindet? Auch die Freundschaft zwischen den Frauen stelle ich weiterhin in Frage. Die beiden kennen sich seit sie kleine Mädchen sind, doch Lila ist manchmal so garstig zu Elena und ihre Motivation dahinter verstehe ich nicht ganz. Neid, weil Elena studieren durfte? Aber sie hat ja (größtenteils) freiwillig einen anderen Weg gesucht.
Das Buch hat mich nicht ganz so gefesselt wie die beiden Vorgängerbücher. Das lag an der politischen Entwicklung, die die Geschichte nahm und sehr in die Handlung einfloss. Obwohl es für den Verlauf des Buches wichtig war tat ich mich teilweise dann doch etwas schwer, die Hintergründe alle zu verstehen.
Ferrantes Schreibweise ist teilweise etwas holprig und die Absätze sehr lang. Dennoch ist das Buch sehr intensiv und fesselnd geschrieben und ich bin gespannt auf die Fortsetzung. Werden die beiden Frauen ihr Glück noch finden?
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für
Entdecke weitere interessante Produkte
Stöbere durch unsere vielfältigen Angebote