Johannes Laubmeier
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Das Marterl
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Die Erinnerung hat ihre eigenen Gesetze. Je länger etwas zurückliegt, desto stärker tritt es einem vor Augen. So geht es dem Erzähler mit seiner Kindheit in der niederbayerischen Kleinstadt A., die abrupt endete, als sein Vater bei einem Unfall starb. Um neu beginnen zu können, muss er sich der Vergangenheit stellen, den Wundern und Schrecken, den Torheiten und der Verklärung. Das Marterl erzählt von den innersten Fragen unseres Daseins, einfühlsam, poetisch und mit feinem Humor.Nach Jahren der Abwesenheit fährt der Erzähler zurück in den Ort seiner Kindheit in Niederbayern. In der ...
Die Erinnerung hat ihre eigenen Gesetze. Je länger etwas zurückliegt, desto stärker tritt es einem vor Augen. So geht es dem Erzähler mit seiner Kindheit in der niederbayerischen Kleinstadt A., die abrupt endete, als sein Vater bei einem Unfall starb. Um neu beginnen zu können, muss er sich der Vergangenheit stellen, den Wundern und Schrecken, den Torheiten und der Verklärung. Das Marterl erzählt von den innersten Fragen unseres Daseins, einfühlsam, poetisch und mit feinem Humor.
Nach Jahren der Abwesenheit fährt der Erzähler zurück in den Ort seiner Kindheit in Niederbayern. In der kleinen Stadt, die ihm erscheint, als wolle sie mit Folklore, Starkbierfesten und den Denkmälern bedeutsamer Männer die Zeit anhalten, versucht er, sich an seinen Vater zu erinnern. Und an den Verkehrsunfall, bei dem der Vater vor zehn Jahren starb. Doch ein Ort hat nie nur eine Gegenwart. Zwischen die Geschichte des Erzählers drängt sich das Leben eines Jungen. Die Angst vor einem Monsterin einem Berg und ein fliegender Bär. Eine Liebe zur Blasmusik und die zu einer Frau. Kann die Erinnerung helfen, mit der Endlichkeit fertigzuwerden? Kann eine Heimkehr jemals gelingen oder muss sie vielleicht ein Mythos bleiben? So wie der Meeresforscher mit Taucherbrille und Regenjacke an einem niederbayerischen Bahnhof.
»Den Vater suchen, der doch längst nicht mehr lebt - eine Verrücktheit? Für Johannes Laubmeier eine notwendige Verwegenheit. Was im Leben nicht geht, gelingt ihm in der Literatur.« Wolfgang Büscher
Nach Jahren der Abwesenheit fährt der Erzähler zurück in den Ort seiner Kindheit in Niederbayern. In der kleinen Stadt, die ihm erscheint, als wolle sie mit Folklore, Starkbierfesten und den Denkmälern bedeutsamer Männer die Zeit anhalten, versucht er, sich an seinen Vater zu erinnern. Und an den Verkehrsunfall, bei dem der Vater vor zehn Jahren starb. Doch ein Ort hat nie nur eine Gegenwart. Zwischen die Geschichte des Erzählers drängt sich das Leben eines Jungen. Die Angst vor einem Monsterin einem Berg und ein fliegender Bär. Eine Liebe zur Blasmusik und die zu einer Frau. Kann die Erinnerung helfen, mit der Endlichkeit fertigzuwerden? Kann eine Heimkehr jemals gelingen oder muss sie vielleicht ein Mythos bleiben? So wie der Meeresforscher mit Taucherbrille und Regenjacke an einem niederbayerischen Bahnhof.
»Den Vater suchen, der doch längst nicht mehr lebt - eine Verrücktheit? Für Johannes Laubmeier eine notwendige Verwegenheit. Was im Leben nicht geht, gelingt ihm in der Literatur.« Wolfgang Büscher
Johannes Laubmeier wurde 1987 in Regensburg geboren und wuchs in Niederbayern auf. Er studierte Journalistik in Eichstätt und Sozialanthropologie in Cambridge. Er war Finalist bei den British Journalism Awards 2017 in der Kategorie 'New Journalist of the Year' und arbeitet als Schriftsteller, Reporter und Übersetzer in Berlin. 'Das Marterl' ist sein Debüt.
Produktdetails
- Verlag: Tropen
- 1. Auflage 2022
- Seitenzahl: 288
- Erscheinungstermin: 16. März 2022
- Deutsch
- Abmessung: 209mm x 149mm x 27mm
- Gewicht: 437g
- ISBN-13: 9783608501681
- ISBN-10: 3608501681
- Artikelnr.: 62826473
Herstellerkennzeichnung
Tropen
Rotebühlstr. 77
70178 Stuttgart
produktsicherheit@klett-cotta.de
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Marterl, erklärt Rezensent Rainer Stephan, meint im Bayrischen ein persönliches, oft eigenwillig gestaltetes Schild an einem Ort, an dem eine geliebte Person ums Leben kam - ein kleines Denkmal also für etwas unwiederbringlich Verlorenes und damit passender Titel für Johannes Laubmeiers "bemerkenswert schönes" Debüt. Die Heimatstadt, die Vaterfigur, die Jugend - diese Trinität ist es, die der Erzähler sucht, lesen wir, doch was er stattdessen findet, ist die schmerzvolle Einsicht, dass Heimat, wie Bloch einst sagte, dort ist, "worin noch niemand war". Die Suche des Erzählers wird demnach zu einer Erfahrung des Scheiterns und des Verlusts, von der zu lesen jedoch seinen Reiz hat. Diesen besonderen Reiz beschreibt Stephan, in dem er aufzählt, worauf der Autor in "Das Marterl" verzichtet: Schnörkellos ist die Sprache, frei von Psychologisierungen die Figuren- und Selbstbeschreibungen, Bilder, ob von Landschaften oder Menschen bleiben stets skizzenhaft, und Heimatkitsch, Klischees und Nostalgie haben in diesem Roman keinen Platz. Gerade diese Nüchternheit macht das Scheitern, von dem hier erzählt wird, umso nachvollziehbarer. Die seltsam "melancholische Versöhnlichkeit", mit der das Buch endet, scheint dem Rezensenten daher fast unglaubwürdig, nimmt dem Buch jedoch nichts von seiner Schönheit.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Eindringlich, bewegend und doch mit einer überraschenden Leichtigkeit erzählt der Autor die Geschichte eines Lebens.« Nicola Bräunling, Süddeutsche Zeitung, 29. Juni 2022 Nicola Bräunling Süddeutsche Zeitung 20220629
Ich habe anfangs nur schwer ins Buch reingefunden, die ersten Kapitel waren sehr mühsam für mich. Das lag nicht am Schreibstil, sondern eher daran, dass ich eine andere Art der Erzählung erwartet habe. Erinnerungen des Autors als Kind wechseln sich ab mit der Gegenwart, die sich …
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Ich habe anfangs nur schwer ins Buch reingefunden, die ersten Kapitel waren sehr mühsam für mich. Das lag nicht am Schreibstil, sondern eher daran, dass ich eine andere Art der Erzählung erwartet habe. Erinnerungen des Autors als Kind wechseln sich ab mit der Gegenwart, die sich ebenfalls um die Vergangenheit dreht. Der Tod des Vaters vor über zehn Jahren bei einem Motorradunfall wirft seinen Schatten und die Verarbeitung braucht seine Zeit. Dies fand ich mal mehr, mal weniger interessant. Die Beschreibungen der Landschaft und überhaupt der Heimat des Autors, die dieser immer wieder mit geschichtlichen Episoden garnierte, konnten mich dabei ebenfalls kaum fesseln. Zu privat, zu einzigartig sind solche Erinnerungen, wo zum Beispiel ein bestimmtes Geschäft war oder ein Café, auch wenn mir die Begebenheiten oft vor den Augen standen, so eindringlich hat Johannes Laubmeier erzählt.
Sprachlich gefiel mir der Roman sehr, bemängeln möchte ich in diesem Zusammenhang jedoch die immer wieder eingestreuten englischen Worte, Sätze und Gedichte, die mich irritierten. Hier hätte ich mir eine Übersetzung gewünscht. Ich möchte bei der Lektüre nicht immer wieder überlegen und übersetzen müssen, um zu verstehen, was der Autor ausdrücken will, das sollte er mir bitte direkt sagen oder das Verstehen zumindest erleichtern.
Diese sehr persönliche Trauerbewältigung hat mich leider nicht erreicht, was ich selbst sehr schade finde. Vielleicht fehlt mir, die ich ohne Vater aufgewachsen und diesen nie persönlich kennengelernt habe, auch schlicht und ergreifend das Verständnis für diese emotionale Reise in die Vergangenheit und das Vorgehen des Autors bei der Verarbeitung seines Traumas. Die Gegenwart war mir zu ausschweifend, zu langatmig sowie schlicht und ergreifend nicht interessant genug. Die Rückblicke als Kind fand ich toll, oft rührend und unglaublich emotional. Leider reichen diese nicht aus, mein Gesamtbild zu verbessern. Dennoch danke ich dem Autor für diesen sehr persönlichen Einblick. Von mir gibt es zweieinhalb Sterne.
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Als sein Vater 2009 mit seinem Motorrad tödlich verunglückte, endete für Johannes Laubmeier mehr als nur seine schon etwas in die Jahre gekommene Kindheit. Er lässt auch A. hinter sich, diese 12.000-Seelen-Kleinstadt in der Nähe von Regensburg, seine Freund:innen, seine …
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Als sein Vater 2009 mit seinem Motorrad tödlich verunglückte, endete für Johannes Laubmeier mehr als nur seine schon etwas in die Jahre gekommene Kindheit. Er lässt auch A. hinter sich, diese 12.000-Seelen-Kleinstadt in der Nähe von Regensburg, seine Freund:innen, seine Liebe, seine Erinnerungen. Zehn Jahre später kehrt er zurück und stellt sich nicht nur diesem ungeheuerlichen Schrecken der Vergangenheit, sondern auch den vielen inneren und äußeren Konflikten und dem Schmerz, die der abrupte Abschied damals mit sich brachte...
"Das Marterl" von Johannes Laubmeier ist der Debütroman des 1987 in Regensburg geborenen Schriftstellers und Journalisten, der kürzlich im Tropen-Verlag erschienen ist. Laubmeier schreibt darin so souverän und empathisch, dass man sich kaum vorstellen kann, ein literarisches Debüt zu lesen. Wobei man den Begriff "Roman" ein wenig weiter umfasst interpretieren sollte, denn in seiner Gesamtheit ist "Das Marterl" wahrscheinlich eher der Autofiktion zuzuordnen. Was daran biografisch und was fiktional ist, bleibt das Geheimnis des Autors und der Fantasie der Leserschaft überlassen.
Laubmeier erzählt in zwei unterschiedlichen Perspektiven. Zwischen die 2019 spielende Rückkehr mit Ich-Erzähler Johannes mischen sich immer wieder Kindheitserinnerungen des als "Jungen" betitelten Protagonisten, die sich auf das größtenteils sehr liebevolle Verhältnis zwischen ihm und seinem Vater beziehen. Besonders daran ist, dass man die Unterschiede nicht nur am plötzlich auktorialen Erzähler erkennt, sondern die Texte auch stilistisch deutlich differieren. Während sich der erwachsene Johannes auf die Spurensuche seines Vaters und seiner Vergangenheit begibt und dabei immer wieder auch klug und berührend philosophisch-existenzielle Fragen einfließen lässt, ist man in den Kindheitsepisoden ganz nah am Jungen, man spürt seine Unsicherheit und Naivität, man lacht und weint mit ihm.
Sehr gelungen ist in diesem Zusammenhang übrigens die Coverauswahl, die ein Originalfoto des Jungen Johannes zeigt - geschossen von seinem Vater Hans, als dieser von Frau und seinem als Tiefseetaucher verkleideten Sohn vom Bahnhof abgeholt wird. Liest man diese Szene und legt sich den Schutzumschlag direkt neben das Buch, so erkennt man jedes kleinste Detail und taucht so nahezu unmittelbar in die Handlung ein. Als sei man selbst ein Tiefseetaucher, auf der Suche nach der so lange zurückliegenden Kindheit oder gar nach dem verlorenen Vater. Bewegend und besonders.
Insgesamt strahlt "Das Marterl" eine große Melancholie aus, verharrt dabei aber nicht ausschließlich in Traurigkeit, sondern erlaubt Johannes und seinen Leser:innen auch immer wieder heitere und unbeschwerte Momente. Wenn sich Klosterschüler Johannes und seine Freunde beispielsweise auf den Weg machen, um die Leiche eines verstorbenen Abtes zu sehen. Oder wenn sie ihre eigene Skapunk-Band gründen und dabei den Konflikt mit den patriotischen Jugendlichen der "Danubius Buam" suchen.
"Das Marterl" ist außerdem ein mutiges Buch, denn auf der einen Seite erfordert es überhaupt Mut, sich der Trauer und dem Verlust auf so persönliche Art zu stellen. Hinzu kommt jedoch, dass Johannes Laubmeier nichts beschönigt und nichts verherrlicht. Denn das ganze Ausmaß der Tragik um den Tod des Vaters und Johannes' inneren Konflikt wird den Leser:innen schrittweise und behutsam erst nach und nach wirklich klar.
Gerade zu Beginn des Romans fühlte ich mich stark an das im letzten Jahr erschienene und ebenfalls sehr gelungene "Niemehrzeit" von Christian Dittloff erinnert, in dem der Autor den Spuren seiner kurz hintereinander verstorbenen Elternteile folgte. Wobei Laubmeier stärker als Dittloff auf die eigene Kindheit blickt und er auch dadurch im Buch mehr Raum einnimmt als Dittloff, der sich noch deutlicher auf die Elternfiguren konzentrierte. Gern hätte ich in diesem Zusammenhang tatsächlich noch die ein oder andere Kindheitsepisode mehr gelesen, denn gerade im Bereich zwischen dem Zehnjährigen
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Eine Biographie des jungen Autors zurück aus dem Ausland.
Aufhausen, in der Nähe von Regensburg gelegen, ist der Standort des ‚Marterl‘, einem Bildstock, einem Wegekreuz, manchmal an Stellen von Wallfahrtswegen, an ‚heiligen‘ Orten oder auch an Unfallstellen. An …
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Eine Biographie des jungen Autors zurück aus dem Ausland.
Aufhausen, in der Nähe von Regensburg gelegen, ist der Standort des ‚Marterl‘, einem Bildstock, einem Wegekreuz, manchmal an Stellen von Wallfahrtswegen, an ‚heiligen‘ Orten oder auch an Unfallstellen. An einem solchen Marterl in Niederbayern spielen Vater und Sohn am ‚Heiligabend‘ auf ihren Blasinstrumenten ein Weihnachtslied und kehren nach Hause zurück.
Weitere Erinnerungen aus der beschützten Kindheit in einer niederbayrischen Kleinstadt an der Donau werden geschildert: Johannes als kleiner Junge mit gelbem Regenmantel und Taucherbrille – wie auf dem Cover dargestellt – so steht er am Gleisbett des Bahnhofs als Tiefseeforscher, um seinen Vater dort nachmittags abzuholen. Oder auch diverse Aufenthalte bei den Großeltern werden geschildert sowie die Kontaktaufnahmen zu früheren Schulfreunden..
Nach mehr als zehn Jahren kehrt er nun im Alter von Anfang Dreißig nach Aufhausen in sein Elternhaus zurück, um auch die unangenehmen Seiten des Erinnerns zu bewältigen: Die Bewältigung des Verlustes des Vaters, der durch einen Verkehrsunfall mit seinem Motorrad tödlich verunglückte.
Wie wichtig sind Erinnerungen in unserem Leben? Für mich sind sie etwas zu langatmig beschrieben.
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Ein gelungenes Debüt von Johannes Laubmeier.
Der Inhalt ist ernst aber trotz der Wehmut irgendwie erfrischend, genau wie das Cover. Der Vater des Jungen kommt überraschend bei einem Motorradunfall ums Leben. Viele Jahre später kommt der Junge zurück in das bayerische …
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Ein gelungenes Debüt von Johannes Laubmeier.
Der Inhalt ist ernst aber trotz der Wehmut irgendwie erfrischend, genau wie das Cover. Der Vater des Jungen kommt überraschend bei einem Motorradunfall ums Leben. Viele Jahre später kommt der Junge zurück in das bayerische Kleinstadtidyll von damals, um Spuren zu sammeln, einzutauchen in die Welt der Kindheit bis zum Unglück.
Der Schreibstil hat etwas anrührendes, sanftes und manchmal bewegendes. Man fühlt mit dem Jungen. Außerdem hat der Autor einen guten Blick für das Wesentliche. Gepaart mit etwas Poesie, Humor und bayerischen Slang. Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Es trifft die Erinnerung auf die Gegenwart um aufzuräumen, was zu spät ist.
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Johannes Laubmeier lebt schon lange nicht mehr in seiner Heimatstadt, A. nennt er sie kurz und bündig. Wer es denn wissen will, um welche niederbayerische Kleinstadt es sich handelt, wird sicher fündig. Ein Bub ist er noch, als seine heile Welt in sich zusammen stürzt. Der Vater …
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Johannes Laubmeier lebt schon lange nicht mehr in seiner Heimatstadt, A. nennt er sie kurz und bündig. Wer es denn wissen will, um welche niederbayerische Kleinstadt es sich handelt, wird sicher fündig. Ein Bub ist er noch, als seine heile Welt in sich zusammen stürzt. Der Vater verunglückt mit seinem Motorrad tödlich.
„Je länger etwas zurückliegt, desto stärker tritt es einem vor Augen.“ Die Zeit heilt Wunden sagt man, die Erinnerung verklärt so manch traumatisches Erlebnis, anderes tritt in den Hintergrund, man vergisst es und wieder anderes bleibt lebendig, man empfindet es im Nachhinein sehr viel intensiver.
Ein Marterl wird von den Hinterbliebenen zur Erinnerung an ein Unglück aufgestellt, man sieht sie immer wieder am Wegesrand. Ob der Erzähler eines dieser Wegekreuze meint oder ob eher die Bilder seines Vaters in seiner Phantasie geweckt werden, als Metapher sozusagen – wer weiß.
Johannes kommt alleine ins Haus seiner Eltern, in dem seine Mutter nach wie vor lebt, diese sich aber gerade auf Reisen befindet. Er will es so, will ungestört als erwachsener Mann der Vergangenheit nachspüren. Sein Leben sieht so ganz anders aus als das, was er hier immer noch vorfindet. Traditionsbehaftet sind sie schon. Diejenigen, die hier geblieben sind. Fest verwurzelt in A., es ist ihre Heimat.
Und so ziehen seine Kinderjahre an ihm vorüber, die Kapitel erzählen etwa von dem kleinen „Tiefseetaucher“, dessen Bild auf dem Cover sehr authentisch rüberkommt - „der Junge“ wie der Autor ihn nennt, wie er war, wie er mit seinem Vater so einiges erlebt. Viele Erinnerungen kommen wieder an die Oberfläche. Die Jahre der Kindheit wechseln sich ab mit Kapiteln vom heutigen Johannes. Wo und wie er lebt wird kurz angerissen, vor allem aber entdeckt er A. wieder.
Viel hat sich nicht verändert. Es ist eher ein nüchterner Blick ohne Emotionen. Eine Abrechnung mit seiner alten Heimat, so kommt es mir stellenweise vor. Mit dem Mief, dem Althergebrachten. Auf den Spuren seines Vaters habe ich ihn vermutet, aber je mehr ich lese, desto weniger glaube ich es ihm. Als ob er diejenigen verachtet, die hiergeblieben sind, die einen sehr beschränkten räumlichen Radius haben. Er, der aufgeschlossene Weltbürger, fühlt sich denen nicht mehr zugehörig. War er es je? Als Junge vielleicht…
Und dann lese ich weiter, nachdem ich das Buch ein paar Tage zur Seite gelegt habe. Und lerne Johannes und sein Anliegen anders kennen. Schicht für Schicht arbeitet er sich durch die Kartons und die alten Möbel im Schuppen, bis er auf Sachen seines Vaters stößt. Und Seite für Seite lese ich mehr, sehr viel mehr, sehr viel intensiver. Ich meine die Verbundenheit zu seinem zu früh verstorbenen Vater zu spüren. Es ist viel Zeit vergangen, er kann sich gerade an die emotionalsten Momente nicht mehr gut erinnern – ich kann es sehr gut nachempfinden.
Er, der Sohn vom Hans, hat sich die Erinnerung an seinen Vater auf seine Weise zurückgeholt. Es war ihm ein tiefes Bedürfnis.
„Das Marterl“ ist eine Biographie mit mehr oder weniger fiktionalen Elementen. Unsere Erinnerung – spielt sie uns nicht auch ab und an einen Streich, ist eher stellenweise fiktional? Ein Buch, das Emotionen weckt. Das ich gerne gelesen habe, das ich verurteilt habe. Mit dem ich mich versöhnt habe.
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Gutes Debüt
"Wie viel trauriger als wenn man kein Eis bekommt, ist man, wenn jemand stirbt? Zehnmal? Einhundertmal?" (S. 115)
Das Marterl
Johannes Laubmeier
Johannes kommt nach 10 Jahren aus England nach A., einer kleinen Stadt in Bayern, zu Besuch.
Lange hat er es vermieden …
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Gutes Debüt
"Wie viel trauriger als wenn man kein Eis bekommt, ist man, wenn jemand stirbt? Zehnmal? Einhundertmal?" (S. 115)
Das Marterl
Johannes Laubmeier
Johannes kommt nach 10 Jahren aus England nach A., einer kleinen Stadt in Bayern, zu Besuch.
Lange hat er es vermieden zurückzukehren, obwohl seine Mutter noch immer dort wohnt.
„Am 4.Juni 2009 ist mein Vater gestorben. Und das ist mir wirklich passiert.“ (S. 265)
Verunglückt bei einem Motorradunfall verstirbt sein Vater mit 55 Jahren, ihm wurde die Vorfahrt genommen.
Nun ist Johannes wieder da und stellt sich seinen Erinnerungen aus seiner Kindheit, Jugend und den Tagen vor dem Unfall.
„Vielleicht ist es gut, traurig zu sein. Vielleicht wird es dann irgendwann besser. Vielleicht wird es nicht besser, und ich werde nur besser darin, es auszuhalten.“ (S.264)
Laubmeier erzählt seine Geschichte auf zwei Zeitebenen. Immer wieder gibt es Rückblicke in seine Kindheit, wobei hier der Erzähler Johannes nur als „der Junge“ tituliert.
Der Schreibstil ist wunderbar, doch Laubmeier schafft es nicht mich durchgehend zu fesseln. Einige Passagen und das letzte Drittel fand ich packend, ansonsten ist mir einfach zu wenig passiert.
Das Cover finde ich sehr gelungen, so dass ich hier auf mehr als „nur" eine Trauerbewältigungs-Geschichte gehofft habe. Dennoch ein gutes Debüt und ich hoffe, dass wir noch viel vom Autor lesen werden.
Leseempfehlung für diejenigen, die Trauerbewältigung mögen.
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Verlust
Das Jahr 2009 markiert für Johannes den „Nullpunkt einer Zeitrechnung“ (S. 249). Der tödliche Motorradunfall seines Vaters treibt ihn weg vom Ort des Unglücks, seiner Heimatregion, den dort lebenden Menschen und allem, was ihn an seinen Verlust erinnern …
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Verlust
Das Jahr 2009 markiert für Johannes den „Nullpunkt einer Zeitrechnung“ (S. 249). Der tödliche Motorradunfall seines Vaters treibt ihn weg vom Ort des Unglücks, seiner Heimatregion, den dort lebenden Menschen und allem, was ihn an seinen Verlust erinnern könnte. Zehn Jahre später kehrt er zurück in seine niederbayrische Heimatstadt, um zu verstehen, was damals geschah, was mit ihm seither geschehen ist. Zaghaft begibt er sich auf die Suche nach Verlorenem, knüpft Kontakte zu Menschen, die ihm weiterhelfen könnten.
In der Gegenwart begleiten wir Johannes durch die Stadt, das Haus und den Garten seiner Kindheit. Er lässt sich treiben, beobachtet, registriert Veränderungen, erzählt Historisches aus der Umgebung. Die atmosphärischen Beschreibungen lassen die Landschaft und die Bauwerke vor dem inneren Auge entstehen. Besonders gut gelingt es dem Autor, die Empfindungen einzufangen, die mit einer solchen Rückkehr ins Vertraute und doch teilweise fremd Gewordenem verbunden sind.
Die Episoden aus der Vergangenheit lassen sich deutlich an der Veränderung der Erzählperspektive erkennen. Es wird in der dritten Person Singular von dem Jungen erzählt, der er einmal war. Erlebnisse mit dem Vater beim Wandern, gemeinsame Spaziergänge mit dem Hund tauchen ebenso auf wie Erinnerungen an die Großeltern, Schulstreiche, die Auftritte mit der Ska-Punk-Band und vieles mehr. Wir erfahren auch die Geschichte rund um den als Tiefseetaucher verkleideten Jungen auf dem Titelbild.
Die sich abwechselnden Kindheits- und auch Erwachsenenperspektiven sind auf ihre jeweilige Art sehr authentisch. Die kindliche Perspektive hat mich oft schmunzeln, manchmal auch mitleiden lassen, immer mein Herz erwärmt. Auch den philosophischen Gedankengängen, dem Schmerz und der Verlorenheit des erwachsenen Ich-Erzählers konnte ich gut folgen.
In den Text verwoben sind englische Verse des us-amerikanischen Dichters Charles Olson, die Johannes seelischen und emotionalen Zustand gut widerspiegeln. Filmreif sind auch die Szenen diverser Bierfeste, die im niederbayrischen A. als Volksfest gefeiert werden und die der bereits nicht mehr ganz so kindliche Junge in der Vergangenheit und natürlich auch der erwachsene Johannes in der Gegenwart miterleben. Diese Abschnitte brechen für einen kurzen Moment den schwermütigen Grundton des Romans auf und liefern erstaunliche Erkenntnisse bezüglich „bayrischer Kultur“.
„Das Marterl“ ist ein gelungenes autofiktionales Debüt, das mich in seiner melancholischen, leisen, poetischen und authentischen Art sehr berührt hat.
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Kurzbeschreibung
Die Erinnerung hat ihre eigenen Gesetze. Je länger etwas zurückliegt, desto stärker tritt es einem vor Augen. So geht es dem Erzähler mit seiner Kindheit in der niederbayerischen Kleinstadt A., die abrupt endete, als sein Vater bei einem Unfall starb. Um neu …
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Kurzbeschreibung
Die Erinnerung hat ihre eigenen Gesetze. Je länger etwas zurückliegt, desto stärker tritt es einem vor Augen. So geht es dem Erzähler mit seiner Kindheit in der niederbayerischen Kleinstadt A., die abrupt endete, als sein Vater bei einem Unfall starb. Um neu beginnen zu können, muss er sich der Vergangenheit stellen, den Wundern und Schrecken, den Torheiten und der Verklärung. Das Marterl erzählt von den innersten Fragen unseres Daseins, einfühlsam, poetisch und mit feinem Humor.
Nach Jahren der Abwesenheit fährt der Erzähler zurück in den Ort seiner Kindheit in Niederbayern. In der kleinen Stadt, die ihm erscheint, als wolle sie mit Folklore, Starkbierfesten und den Denkmälern bedeutsamer Männer die Zeit anhalten, versucht er, sich an seinen Vater zu erinnern. Und an den Verkehrsunfall, bei dem der Vater vor zehn Jahren starb. Doch ein Ort hat nie nur eine Gegenwart. Zwischen die Geschichte des Erzählers drängt sich das Leben eines Jungen. Die Angst vor einem Monster in einem Berg und ein fliegender Bär. Eine Liebe zur Blasmusik und die zu einer Frau. Kann die Erinnerung helfen, mit der Endlichkeit fertigzuwerden? Kann eine Heimkehr jemals gelingen oder muss sie vielleicht ein Mythos bleiben? So wie der Meeresforscher mit Taucherbrille und Regenjacke an einem niederbayerischen Bahnhof.
Johannes Laubmeier hat mit seinem Debütroman “Das Marterl” einen poetischen, melancholischen und berührenden Roman geschrieben.
Der Schreibstil ist flüssig und die Orte sind bildlich dargestellt. Die niederbayerische Kleinstadt A. mit den Vereinen, Volksfesten und der typischen Tracht wird sehr gut beschrieben. Teilweise findet man Wörter in bayerischem Dialekt oder englische Wörter. Hier fehlt die Übersetzung ins Hochdeutsche.
Johannes kehrt als Mann in seine Heimat zurück, wahrend seine Mutter in Asien einen längeren Aufenthalt zur Selbstfindung unternimmt.
Er versucht sich der Vergangenheit zu stellen und begibt sich auf eine Reise .
Seine Erinnerungen werden durch Gespräche, Bilder und Musik wieder stärker. Oder sind es doch keine Erinnerungen? Ist es nur seine Phantasie, Vorstellung oder Wunsch? Gibt es eine Wahrheit oder eine Erinnerung?
Der plötzliche Tod seines Vaters war ein großer Schock. Johannes hat nach dem Unfall seines Vaters nur noch funktioniert, jedoch seine Trauer nicht zugelassen.
Er hat seinen Schmerz und seinen Verlust nicht beachtet, alles weggeschoben und verdrängt. Ist der Zeitpunkt gekommen, um sich der Trauer zu stellen?!
Der Roman wird aus zwei Perspektiven erzählt. Der Protagonist Johannes, der in der Gegenwart in seinem Heimatort A. seine Vergangenheit aufarbeitet und “der Junge” der sein Leben beginnend mit seiner wundervollen, etwas anderen Kindheit erzählt …sein Leben mit und ohne seinen Vater!
Der bewegende Roman wird sehr humorvoll mit lustigen Kindheitserlebnissen von Johannes beschrieben; teilweise gibt es jedoch auch melancholische und traurige Passagen über den Verlust.
Das Cover ist sehr fröhlich und verrät nichts über die Wehmut in dem Roman. Ein gutes Buch, bestimmt auch für Trauerarbeit und Aufarbeitung von Verlusten geeignet.
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Beeindruckend! Was ist eigentlich ein 'Marterl'? Beim Einstieg in den gleichnamigen Roman von Johannes Laubmeier habe ich mir zunächst gar nichts dabei gedacht und 'Marterl' eher in Zusammenhang gebracht mit dem sehr nett verkleideten kleinen Jungen auf dem Buchcover. Später dann habe ich …
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Beeindruckend! Was ist eigentlich ein 'Marterl'? Beim Einstieg in den gleichnamigen Roman von Johannes Laubmeier habe ich mir zunächst gar nichts dabei gedacht und 'Marterl' eher in Zusammenhang gebracht mit dem sehr nett verkleideten kleinen Jungen auf dem Buchcover. Später dann habe ich die Bedeutung recherchiert - so sagt der Duden: "Tafel mit Bild und Inschrift, Pfeiler aus Holz oder Stein mit Kruzifix oder Heiligenbild [zur Erinnerung an ein Unglück]" Nach zehn Jahren Abwesenheit kehrt der Erzähler aus England zurück in seine Heimat, eine bayerische Kleinstadt. Im Jahr des tödlichen Motarradunfalls seines Vaters hat der Ich-Erzähler seine Heimat verlassen, und dass er dann so lange Zeit 'im Ausland' verblieben ist "war ein Versehen"; und weil die Zeit eine "zähe, langsam aushärtende Masse" ist, war es dann - zehn Jahre nach dem Verlust des Vaters - an der Zeit, zurückzukehren und sich der eigenen Vergangenheit in der Kleinstadt A. zu stellen. Im Haus seiner Mutter wohnend, erkundet der Erzähler nicht nur die Örtlichkeit und ihre Bewohner:innen, sondern auch seine eigene Geschichte - bis zum Tod des Vaters. Ich habe selten in einer eindrücklicheren Sprache in eine Kleinstadtatmosphäre eintauchen können: "Dann, ohne Vorwarnung, die Kleinstadt selbst. Wie ein geducktes Raubtier lauert sie hinter den Bäumen am Bahndamm. Das große Wohngebiet mit den neu gebauten Einfamilienhäusern auf der einen Seite, die Altstadt und der Friedhof auf der anderen. Dann der Lautsprecher: 'Nächster Halt: A.'" 'Das Marterl' ist eine Geschichte, die mich deshalb beeindruckt hat, weil es ihr gelungen ist, mich zu berühren: "... weil es vielleicht am Ende nicht so sehr darauf ankommt, ob eine Geschichte richtig ist, sondern ob es sich richtig anfühlt, sie zu erzählen." Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass Johannes Laubmeier diese Geschichte erzählt hat... und freue mich auf all die weiteren, die er hoffentlich noch erzählen wird!
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Authentisch und glaubhaft;
Dem Autor gelingt es, authentisch und glaubhaft seine Rückkehr in seine niederbayerische Heimatstadt zu beschreiben, die er aufsucht, um sich mit dem zehn Jahre zurückliegenden Unfalltod seines Vaters zu beschäftigen und zu verarbeiten. Dabei kommt er …
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Authentisch und glaubhaft;
Dem Autor gelingt es, authentisch und glaubhaft seine Rückkehr in seine niederbayerische Heimatstadt zu beschreiben, die er aufsucht, um sich mit dem zehn Jahre zurückliegenden Unfalltod seines Vaters zu beschäftigen und zu verarbeiten. Dabei kommt er seinem Vater näher und das bayerische Kleinstadtleben wird dabei sehr treffend beschrieben. Ich konnte gut nachvollziehen, wie bestimmte Feste oder Rituale an den Verstorbenen erinnern. Auch das eigenartige Gefühl, das bei einer Rückkehr an einen Ort auftritt, den man vor langer Zeit einmal gut gekannt hat, wird eindringlich beschrieben. Die Mischung aus Rückblenden und aktuellem Geschehen finde ich gelungen, ebenso wie kleine Anekdoten, z. B. das Eintauchen in die Hobbies des Vaters. Der Schreibstil ist angenehm und mit einigen englischen Zitaten gespickt. Es ist kein trauriges Buch, sondern streckenweise recht humorvoll und zeigt, dass Trauer und Erinnerung kein Ablaufdatum haben.
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