Gabriele Reuter
Gebundenes Buch
Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens
Roman Reclams Klassikerinnen
Mitarbeit: Schwartz, Tobias
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Effi Briests vergessene SchwesterDie junge, verträumte Agathe wächst in einem großbürgerlichen Haushalt auf und möchte eigentlich alles richtig machen. Doch immer wieder eckt sie in der konservativen Gesellschaft des jungen Kaiserreichs an, weder ihre jugendliche Sehnsucht nach Freiheit und Selbstentfaltung noch ihr Wunsch nach Liebe erfüllen sich. Als ihr Bruder ihre Mitgift verspielt, steht ihr nicht einmal mehr eine Vernunftehe offen. Agathe verzweifelt und wird in eine Heilanstalt eingewiesen. Gabriele Reuter wurde mit dem Roman schlagartig berühmt und dieser zu einem Bestseller.»E...
Effi Briests vergessene Schwester
Die junge, verträumte Agathe wächst in einem großbürgerlichen Haushalt auf und möchte eigentlich alles richtig machen. Doch immer wieder eckt sie in der konservativen Gesellschaft des jungen Kaiserreichs an, weder ihre jugendliche Sehnsucht nach Freiheit und Selbstentfaltung noch ihr Wunsch nach Liebe erfüllen sich. Als ihr Bruder ihre Mitgift verspielt, steht ihr nicht einmal mehr eine Vernunftehe offen. Agathe verzweifelt und wird in eine Heilanstalt eingewiesen.
Gabriele Reuter wurde mit dem Roman schlagartig berühmt und dieser zu einem Bestseller.
»Ein bekannter 'Frauenrechtler' soll, so las ich, geäußert haben, wenn er Kultusminister wäre, so würde er dieses Buch in Hunderttausenden von Exemplaren drucken und verteilen lassen. Er täte ungemein wohl daran.«
Thomas Mann
Die junge, verträumte Agathe wächst in einem großbürgerlichen Haushalt auf und möchte eigentlich alles richtig machen. Doch immer wieder eckt sie in der konservativen Gesellschaft des jungen Kaiserreichs an, weder ihre jugendliche Sehnsucht nach Freiheit und Selbstentfaltung noch ihr Wunsch nach Liebe erfüllen sich. Als ihr Bruder ihre Mitgift verspielt, steht ihr nicht einmal mehr eine Vernunftehe offen. Agathe verzweifelt und wird in eine Heilanstalt eingewiesen.
Gabriele Reuter wurde mit dem Roman schlagartig berühmt und dieser zu einem Bestseller.
»Ein bekannter 'Frauenrechtler' soll, so las ich, geäußert haben, wenn er Kultusminister wäre, so würde er dieses Buch in Hunderttausenden von Exemplaren drucken und verteilen lassen. Er täte ungemein wohl daran.«
Thomas Mann
Gabriele Reuter (1859-1941) war eine bedeutende deutsche Schriftstellerin und zu Lebzeiten sehr erfolgreich. Mit Aus guter Familie (1895) wurde sie über Nacht berühmt. Tobias Schwartz, geb. 1976, ist Schriftsteller, Übersetzer und Literaturkritiker. Er schreibt u.a. für den Tagesspiegel und hat zuletzt Werke von Virginia Woolf und Aphra Behn übersetzt. 2024 erschien seine Erzählung Im Nebel.
Produktdetails
- Verlag: Reclam, Ditzingen
- Seitenzahl: 270
- Erscheinungstermin: 19. Juli 2024
- Deutsch
- Abmessung: 217mm x 140mm x 26mm
- Gewicht: 451g
- ISBN-13: 9783150114964
- ISBN-10: 3150114969
- Artikelnr.: 70517617
Herstellerkennzeichnung
Reclam Philipp Jun.
Siemensstr. 32
71254 Ditzingen
auslieferung@reclam.de
»Dieses Grundbuch der frühen Frauenbewegung von 1896 kann man ohne Weiteres neben Fontane stellen.« Welt am Sonntag, 13.10.2024
Im Nachwort von Tobias Schwartz wird erwähnt, dass dieser Roman ursprünglich „Agathe Heidling“ heißen sollte. Darüber kann man diskutieren, mir hätte es auch gefallen. Agathe, die Hauptfigur kommt aus der „guten Familie“ um die es hier geht. Eine …
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Im Nachwort von Tobias Schwartz wird erwähnt, dass dieser Roman ursprünglich „Agathe Heidling“ heißen sollte. Darüber kann man diskutieren, mir hätte es auch gefallen. Agathe, die Hauptfigur kommt aus der „guten Familie“ um die es hier geht. Eine typische gut gestellt Familie der Wilhelminischen Zeit, der Vater Regierungsrat und die Mutter Hausfrau. Agathes Name bedeutet „die Gute“.
Die Geschichte beginnt mit Agathes Konfirmation. Wir erfahren von ihren inneren Konflikten, die sie bereits in den Konfirmandenstunden begleitet haben – dass man Lust empfinden darf aber sie nicht genießen. Am harmlosen Beispiel einer Schneeballschlacht erleben wir Agathes ernste Gedanken – sie zwingt sich sogar hier, an Jesus zu denken. Gabriele Reuters bildhafte klare Sprache zeigt beeindruckend die beengten Verhältnisse die schon die jungen Mädchen in ein enges Korsett zwingen und später viele Frauen dieser Zeit einengen wird.
Die Szene, als Agathe an der Kaffeetafel ein Geschenk von einem ihr lieben Cousin erhält und es auspackt, zeigt schon, was wir erwarten können: Bevormundung ohne Nachsicht. Es handelt sich um ein Buch des Dichters Herwegh, einem bekannten Revolutionär der Zeit. Der Vater nimmt es Agathe wortlos aus der Hand. Der ihr zugetane Onkel Gustav flüstert ihr zu, dass man so eine Liebesgabe nicht vor „versammelter Familie“ auspacken sollte. Ihr Cousin muss wegen seiner sozialistischen Ideen Deutschland verlassen. Bald lesen wir Rückblicke aus Agathes Kindheit. Zwischen Agathes enger Freundin, Eugenie entstehen Missverständnisse, die zur Entfremdung der Mädchen führen. Agathes Mutter scheint unfähig, ihr lebhaftes und sensibles Kind zu verstehen und lässt sich dazu hinreißen, sie zu schlagen. Während der beginnenden Ballsaison fühlt Agathe sich nicht wohl, sie findet kein Vergnügen am Tanzen und den Kontakten mit jungen Männern. Ein Schock ist es für Agathe als sie mitbekommt, dass ihr Bruder das kleine Hausmädchen sexuell ausnutzt.
Durch den Besuch einer Kunstausstellung sieht sie ein Gemälde von Lord Byron. Sie verliebt sich in das Bild und projiziert ihre Gefühle darauf. Eine entfernte Cousine ihrer Mutter in England fragt an, ob sie ihr Agathe schicken könne, um ihr zur Hand zu gehen. Sie und ihr Mann sind beide Kunstmaler. Die Mutter sieht darin eine Gelegenheit, Agathe aufzumuntern, die allzu ernst geworden war nach der Ballsaison,
Die Reise nach England macht aus ihr fast einen anderen Menschen. Die ganze, für sie neue Lebensart der Maler hilft ihr, sich freier zu fühlen als im Regelland Deutschland. Reuter beschreibt mitreißend in eindringlicher Sprache, wie Agathe mit ihren Liebesgefühlen für den Maler Adrian Lutz kämpft, der ihre Liebe nicht erwidert, denn er ist mit einer Schauspielerin verbunden. Inzwischen hat ihre beste Freundin Eugenie ihren Bruder, einen Leutnant, geheiratet. Andere Freundinnen heiraten auch, nur Agathe findet keinen Mann der ihr gefällt. Mit 24 Jahren gilt sie schon als alte Jungfer. Sie kann sich nicht abfinden mit ihrem Schicksal, Ehefrau für einen ungeliebten Mann zu werden. Immer noch hängt sie in ihren Träumen Byron nach.
Wie Gabriele Reuter diese Familie beschreibt, die allmählich zerfällt und Agathes Veränderung, die zu einer Krankheit der Lunge fühlt, ist großartig komponiert und mitreißend geschrieben. Der mitfühlende Hausarzt ermahnt die Eltern, dass ihre sensible Tochter der Ruhe bedarf. „Sie war oft so müde, bei weiteren Wegen in die Stadt geschah es immer öfter, dass sie nicht mehr wusste, wo sie sich gerade befand. Es strengte sie sehr an, sich zu besinnen.“
Die Geschichte ist in zwei Teilen geschrieben. Im zweiten Teil erleben wir Agathes seelische Qualen die zu einer langsamen Verwirrung führt. Reuter zeigt Agathes verzweifeltes Innenleben, ihre Entfremdung in der Gesellschaft. Ihr sensibles Wesen kann sich nicht mit den Anforderungen, die kranke Mutter zu pflegen, arrangieren. Agathe muss viele Schicksalsschläge verkraften. Die Mutter stirbt. Agathe schließt sich den Jüngern Jesu an, hilft den Armen, wo sie kann und erlebt dafür keine Anerkennung von ihrem Vater, ganz im Gegenteil. In seiner Position als Regierungsrat möchte er eine Tochter in einer seiner Stellung angemessenen Verbindung sehen.
Schließlich fährt ihr Vater mit Agathe in die Schweiz. Dort begegnet sie ihrem Cousin wieder, den sie seit der Konfirmation nicht mehr gesehen hat. Er möchte ihr helfen, sich zu befreien. Es hätte gelingen können, wäre sie nicht Zeugin einer Situation geworden - er mit einer anderen Frau - die sie zutiefst schockiert. Der Vater schickt sie in eine Erholungskur. Dort wird alles nur noch schlimmer.
Agathe repräsentiert eine hochsensible, kluge, unverstandene und wenig geliebte Tochter, die in der Frauenwelt der Wilhelminischen Zeit ihren Platz nicht finden kann. Reuters Geschichte wird bei Erscheinen wie ein Aufschrei gelesen und hat riesigen Erfolg. Es ist großartig, dass der Reclam Verlag diesen Roman in seine Reihe „Reclam Klassikerinnen“ aufgenommen hat.
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Meine Meinung:
Agathe Heidling
Diesen Klassiker zu lesen, hat unheimlich viel Spaß gemacht. Ich gestehe, nicht von Anfang an. Ist die Ausdrucksweise doch eine ganz andere, wie ich sie aus bisherigen Büchern kenne.
Agathe ist ein 17-jähriges …
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Meine Meinung:
Agathe Heidling
Diesen Klassiker zu lesen, hat unheimlich viel Spaß gemacht. Ich gestehe, nicht von Anfang an. Ist die Ausdrucksweise doch eine ganz andere, wie ich sie aus bisherigen Büchern kenne.
Agathe ist ein 17-jähriges Mädchen, welches wissbegierig daher kommt. Das war Ende des 19. Jahrhunderts in der Gesellschaft weder erwünscht noch geduldet. Da sollte eine Frau gut heiraten und Kinder gebären. Noch dazu, wenn sie aus einem großbürgerlichen Haushalt stammt.
Effi Briests Geschichte habe ich bisher noch nicht gelesen. Daher kann ich keine Parallelen zu Agathe erkennen. Arg kämpferisch kam mir Agathe lange Zeit nicht vor. Eher resigniert und sich den Gegebenheiten anpassend. Zum ersten Mal erkennt Agathe bei ihrer Konfirmation, wie eingeschränkt ihr Leben ist. Ein Gedichtband wurde ihr geschenkt, den zu lesen ihr verboten wurde. Lieber steckte man sie in ein Internat, um sie auf ihr weiteres Leben als ehrbare Frau vorzubereiten. Wie im Klappentext schon erwähnt, verspielt Agathes Bruder ihre Mitgift. Somit rückt eine gute Ehe in weite Ferne ....
Agathes Weg ist sehr spannend beschrieben. Die antiquierte Ausdrucksweise versetzt einen in die damalige Zeit. Würde man heutzutage einer Frau, mit gleichen seelischen Befinden, eine Psychotherapie zukommen lassen, so landete sie damals in einer Heilanstalt. Ich konnte es nicht fassen, wie man die junge, intelligente Frau brechen wollte. Agathe erkannte längst, dass moralisches Verhalten, welches man von ihr forderte, von sämtlichen ehrbaren Menschen selbst nicht eingehalten wurde. Ihre Art und Weise war für mich nicht immer nachvollziehbar. Sie fand mehrmals nicht den richtigen Weg, für ihre Wünsche einzustehen. Obwohl sich für Frauen seither viel geändert hat, gibt es immer noch Luft nach oben. Besonderes dann, wenn man aus einer gutbürgerlichen Familie kommt. Nicht alles was in diesem Büchlein steht, ist gänzlich aus der Welt geschafft.
Fazit:
Ein Klassiker, der für die damalige Zeit sehr mutig daher kommt. Gabriele Reuter hatte hier ein sehr wichtiges Buch geschrieben. Herzlichen Dank dafür. Von mir eine absolute Empfehlung. Das Nachwort fand ich besonders interessant.
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»Vielleicht bekommen sie dann Mut, es selbst in die Hand zu nehmen, statt sich von ihren Eltern und der Gesellschaft vorschreiben zu lassen, wie sie leben sollen«
Die junge Agathe Heidling möchte ihr Leben eigenständig gestalten, ohne Konventionen und Pflichten leben. Doch …
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»Vielleicht bekommen sie dann Mut, es selbst in die Hand zu nehmen, statt sich von ihren Eltern und der Gesellschaft vorschreiben zu lassen, wie sie leben sollen«
Die junge Agathe Heidling möchte ihr Leben eigenständig gestalten, ohne Konventionen und Pflichten leben. Doch mit genau diesen Einschränkungen hat sie zu kämpfen. Tag für Tag leidet sie unter den Zwängen ihrer Eltern und der Gesellschaft. So darf sie kaum eigene Entscheidungen treffen, muss sich stetigen Bevormundungen unterwerfen und sich schlichtweg einer Welt fügen, die nicht der ihren entspricht, sondern von Männern dominiert wird. Agathe kämpft dagegen an, rebelliert und verzweifelt, bis sie mehr und mehr zerbricht, alle Lebensfreude verliert und schlussendlich in eine Nervenheilanstalt eingewiesen wird.
Gabriele Reuters Roman ist, aufgrund der Thematik sowie ihrer einprägsamen Sprache, eine Rebellion gegen die vorherrschende Machtsysteme. Dabei verarbeitet sie, wie das Nachwort von Tobias Schwartz verrät, teilweise ihre echten Erlebnisse und erschafft dadurch ein wichtiges Porträt der Gesellschaft und deren konservative Prägung zum Ende des 19. Jahrhunderts.
Oftmals wird der Vergleich mit Fontanes „Effi Briest“ angestellt, doch ähneln sich diese Romane, meiner Ansicht nach, nur bedingt. Schließlich handelt es sich hier nicht um eine unglückliche Ehe und die Flucht in eine Affäre.
Ähnlichkeiten lassen sich aber dennoch erkennen, vor allem in den Schilderungen der gesellschaftlichen Zwänge, insbesondere für Frauen. Dagegen bemerkt man bei Reuter eine direktere Sprache, ohne Beschönigungen, die teilweise mit Wut gefüttert ist.
Ein Klassiker, der – leider –, trotz seiner ehemaligen Bekanntheit, nicht zuletzt von Thomas Mann, Sigmund Freud oder Victor Klemperer geschätzt, in Vergessenheit geraten ist und nun hoffentlich eine Wiederentdeckung mit großer Leserschaft feiert – verdient hätte er es!
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Endlich, endlich, endlich habe ich diesen Roman gelesen, der seit Nicole Seiferts Empfehlung in „Frauenliteratur“ auf meiner Wunschliste stand – und ich wurde nicht enttäuscht. Dank der Neuauflage des Reclam Verlags konnte ich nun in Agathes Leben eintauchen. Mein Fazit: Ich …
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Endlich, endlich, endlich habe ich diesen Roman gelesen, der seit Nicole Seiferts Empfehlung in „Frauenliteratur“ auf meiner Wunschliste stand – und ich wurde nicht enttäuscht. Dank der Neuauflage des Reclam Verlags konnte ich nun in Agathes Leben eintauchen. Mein Fazit: Ich bin restlos begeistert! Was für ein toller, mitreißender, tiefgründiger, zur Diskussion anregender Roman!
Gabriele Reuters „Aus guter Familie“ erzählt die Geschichte der jungen Agathe, die in der Enge der bürgerlichen Gesellschaft um 1900 aufwächst. Es handelt sich dabei um einen ganz ungewöhnlichen Entwicklungsroman, denn Agatha wird von außen beständig an ihrer Entwicklung gehindert. Der Roman schildert dabei eindrucksvoll ihre innere Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Zwängen und den Erwartungen an Frauen ihrer Zeit. Agathes Entwicklung und ihr Schicksal werden so lebendig dargestellt, dass man tief in ihre Welt eintaucht und einerseits mit Agathe leidet und hofft, andererseits durch ihr Schicksal und das anderer geschilderter Frauenfiguren immer wieder wütend wird. Auch Reuters Schreibstil beinhaltet für mich schon alles, was die Moderne um 1900 so anziehend macht. Wie kann es sein, dass eine solch kraftvolle und bedeutende Stimme der Literaturgeschichte bisher so wenig Beachtung gefunden hat? Ich kann kaum nachvollziehen, warum ich im Studium der Literaturwissenschaft nicht von der Autorin gehört habe, auch in Material zu Literatur um 1900 kommt sie nicht vor.
Diese liebevoll gestaltete Neuauflage des Reclam Verlags kommt aber nicht nur inhaltlich, sondern auch äußerlich wunderbar daher. „Aus guter Familie“ wird definitiv einen Ehrenplatz bei mir finden. Insgesamt ist dieser Roman ein Muss für alle Literaturfans. Er fordert heraus, regt zur Diskussion an und bleibt lange im Gedächtnis. Gabriele Reuter verdient es, aus der Vergessenheit hervorgeholt und neu entdeckt zu werden. Ich kann „Aus guter Familie“ nur wärmstens empfehlen.
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Ich habe mich sehr über das Buch gefreut. Ich mag einfache Geschichten von jungen Frauen, die sich, egal ob wohlhabend oder nicht, mit ihrem Erwachsenwerden anfreunden bzw. sich den Herausforderungen stellen müssen. Egal in welcher Zeitepoche, alle haben sie natürlich mit …
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Ich habe mich sehr über das Buch gefreut. Ich mag einfache Geschichten von jungen Frauen, die sich, egal ob wohlhabend oder nicht, mit ihrem Erwachsenwerden anfreunden bzw. sich den Herausforderungen stellen müssen. Egal in welcher Zeitepoche, alle haben sie natürlich mit äußeren Umständen zu kämpfen und sich den Regeln der Gesellschaft gewissermaßen unterzuordnen. Aber was bedeutet unterordnen speziell für Agathe im 19. Jahrhundert?
Agathe geht es, materiell gesehen, gut. Wie man weiß, macht das allein nicht zufrieden. Mit ihren 17 Jahren ist sie zur damaligen Zeit ein Vogel, der bald in sein neues Nest fliegen soll…eine junge Frau, die eine Familie gründen muss. Sie muss also. Sie muss die Konfirmation durchstehen, sie muss sich den Gesetzen des vermeintlich schwachen Geschlechtes unterordnen, sie muss wohlerzogen und schön sein. Und sie möchte es eigentlich auch, aber ihr kommen so viele Gedanken dazwischen, die sie arg beunruhigen.
Lange habe ich mit dieser unterwürfigen Art gehadert. Ich wollte eine Rebellin, eine spürbare Kämpferin, aber nein: Agathe ist ein zögerliches Mäuschen, die sich mit schlechten Menschen abgibt, ihren Eltern nicht einmal was an den Kopf wirft und vor innerer Verzweiflung psychosomatische Beschwerden bekommt.
Etwa ab der Hälfte des Buches hat sich Ahathe nach und nach befreit und ich konnte ihr Ausbrechen aus dem Psycho-Gefängnis, welches durch die Gesellschaft hervorgerufen wurde, verstehen bzw nachempfinden und auch, dass es eben bei ihr länger gedauert hat.
Nein. Ich habe mich insgesamt nicht mit der Protagonisten richtig anfreunden können, aber der Inhalt an sich hat seinen Wert. Er ist nicht so provokant zerstörerisch wie bei manch anderen bekannten Leidensgenossinnen( z.B. die Effi), aber es hat seine eigene literarische Note, die sicher einigen Klassiker-Lesern gefällt. Ich bewerte hier auch ausnahmsweise mal mehr die Umsetzung des Themas als meine persönliche emotionale Bindung zum Buch.
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Ich beginne mal mit dem Ende: Das Nachwort von Tobias Schwartz mit vielen Zusatzinformationen nicht nur zu Gabriele Reuter, sondern auch zu anderen Autor*innen und über das Leben in der Zeit kurz vor Beginn des 19. Jahrhunderts war für mich äußerst interessant und wissenswert. …
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Ich beginne mal mit dem Ende: Das Nachwort von Tobias Schwartz mit vielen Zusatzinformationen nicht nur zu Gabriele Reuter, sondern auch zu anderen Autor*innen und über das Leben in der Zeit kurz vor Beginn des 19. Jahrhunderts war für mich äußerst interessant und wissenswert. Besonders beeindruckt hat mich hier das, was Schwartz erwähnt zu Reuters späterem Romann „Das Tränenhaus“, in dem sie die Zustände in einer „Gebäranstalt“ beschreibt. Welch ein gruseliges Wort!
„Aus guter Familie“ ist die junge Agathe, die so gern ein selbstbestimmtes Leben führen möchte. Sie hat es nicht einfach und kann sich gar nicht persönlich entfalten, weil von allen Seiten Vorschriften und Auflagen eingehalten und Pflichten erfüllt werden müssen. Dabei ist ihr Freiheitsdrang so groß und ebenso der Wunsch nach Liebe und Zuneigung.
Das Buch wurde herausgegeben unter dem Label „Reclams Klassikerinnen“. Die Autorin Gabriele Reuter erzählt Agathes Geschichte eindringlich und beschreibt ihre Gefühle sehr authentisch. Der Schreibstil passt so gar nicht in die heutige Zeit, ist darum eher etwas befremdlich für mich, aber dennoch sehr fesselnd. Ich habe mich mitnehmen lassen in die Vergangenheit und konnte Agathe voller Mitgefühl begleiten.
Und auch, wenn die Buchbeschreibung bereits stichwortartig das gesamte Leben Agathes erzählt, so ist ihre Geschichte doch so dramatisch geschrieben und lässt mehr als einen Hauch von dem zurück, welche Bedeutung das Leben in der damaligen Zeit nicht nur für Agathe hatte.
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Aus guter Familie, Gesellschaftsroman von Gabriele Reuter, 270 Seiten, erschienen im Reclam, Philipp, jun. GmbH, Verlag
Leidensgeschichte eines Mädchens
Agathe ist aus guter Familie, der Roman spielt im „Fin de Siècle“ im ausgehenden 19. Jahrhundert, im Kaiserreich. …
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Aus guter Familie, Gesellschaftsroman von Gabriele Reuter, 270 Seiten, erschienen im Reclam, Philipp, jun. GmbH, Verlag
Leidensgeschichte eines Mädchens
Agathe ist aus guter Familie, der Roman spielt im „Fin de Siècle“ im ausgehenden 19. Jahrhundert, im Kaiserreich. Wohlbehütet in einem großbürgerlichen Haushalt, stößt die freiheitsliebende Agathe immer wieder an die Grenzen, die für ein „Mädchen aus gutem Hause“ damals schicklich waren. Weder ihre Sehnsucht nach Freiheit, noch nach Glück erfüllen sich. Ihr Bruder verspielt sogar ihre Mitgift und so steht ihr nicht einmal mehr der Weg für eine späte Vernunftehe offen. Darüber verzweifelt die junge Frau und endet schließlich in einer Heilanstalt.
Das Buch besteht aus 2 Teilen, die in diverse Kapitel eingeteilt sind, welche mit römischen Ziffern überschrieben sind. Der Schreibstil ist flüssig, die Sprache der damaligen Zeit angemessen, nur Orthografie und Zeichensetzung wurden modernisiert. Immer wieder erscheinen Phrasen im Dialekt, die nicht übersetzt wurden. Viele Fremdwörter zum Teil veraltet, die ich nachsehen musste, wurden verwendet.
Die Figuren, besonders die Protagonistin sind gründlich charakterisiert und beschrieben, die Handelnden agieren für mich nicht immer nachvollziehbar, was jedoch der damaligen Zeit, in der der Roman spielt, zuzuschreiben ist, eine Innenansicht ganz besonders von Agatha, wie es in ihr drin aussieht kann absolut überzeugen, das ist eine Stärke des Buches. Das beginnt schon ganz am Anfang bei der Beschreibung der Ergriffenheit, die sie bei ihrer Konfirmation erfasst. Letztendlich tut mir Die Protagonistin leid, erleichtert, dass ich nicht in dieser Zeit leben musste. Der Roman wurde in der Schwellenzeit, in der klassischen Moderne verfasst, Es fand ein gesellschaftlicher Aufbruch statt, der hier gut beschrieben ist, der aber Agathe nicht zu Gute kommt. Zu sehr wird sie fremdbestimmt. Schon bei der Konfirmation werden geschenkte Bücher, die nicht für ein feines Mädchen geeignet sind gegen ihren Willen umgetauscht. Als Kind hat man sie um das Wissen von Schwangerschaft und Geburt belogen. Ihr Debütantinnenball war die reinste Katastrophe. Christlich erzogen, angepasst, von den Eltern klein gehalten. Ihre Freundin Eugenie und ihre Kameradinnen im Pensionat waren anders, freier und schon damals zeichnete sich eine Ausgrenzung ab. Sie galt als verklemmt und frömmlerisch. Das steigert sich immer weiter, dabei nicht ganz unschuldig, ihre sogenannte beste Freundin und spätere Schwägerin Eugenie. Das genaue Gegenteil von Agathe, modern, frech und selbstbewusst, von allen bewundert und angeschwärmt, flirtet und flattert sie sich durchs Leben. In ihrem Schatten Agathe. Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, sie genießt es geradezu Agathe zu piesacken und zu quälen. Sie war mir durchgehend unsympathisch.
Einige unglückliche Schwärmereien später, die Agathe zerreißen, zwischen, was sich schickt und vornehmer Zurückhaltung, zeichnet sich ab, dass Agathe wohl ein spätes Mädchen ist. Selbst eine spätere Vernunftehe, bleibt ihr verwehrt. Ihr Bruder hat ihre Mitgift verspielt, da habe ich mich schon gefragt warum seine reichen Schwiegereltern und seine extravagante Frau nicht dafür aufkommen konnten, nein auch da musste Agathe zurückstecken.
Ihre Mutter und den Onkel pflegen auch ihr Vater wollte sie nicht gehen lassen. Als sie am Ende noch eine herbe Enttäuschung erlebt, war das Maß voll. Ich kann sie verstehen. Ich bin nicht ganz sicher ob es sich hier um Melancholie oder Hysterie handelt, Agathes Verhalten lässt beides zu.
Ein Buch, das in einer Zeit spielt die zum Glück vorbei ist. Mich hat es gut unterhalten. Eine Leseempfehlung und 3,5 wo nötig 4 Sterne.
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Der Roman Aus guter Familie von Gabriele Reuter stammt aus dem Jahr 1895, daher ist die Sprache zunächst etwas ungewohnt. Fernab von jedem Regency Kitsch, wie er uns heute wieder auf Netflix präsentiert wird (und ich liebe die Bridgerton Reihe wirklich!) muss sich die junge Agathe …
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Der Roman Aus guter Familie von Gabriele Reuter stammt aus dem Jahr 1895, daher ist die Sprache zunächst etwas ungewohnt. Fernab von jedem Regency Kitsch, wie er uns heute wieder auf Netflix präsentiert wird (und ich liebe die Bridgerton Reihe wirklich!) muss sich die junge Agathe ebenfalls als Debütantin in eine Gesellschaft einführen lassen und nach einem Ehemann suchen.
Agatha, Tochter aus gutem Hause, ist aber eine junge Frau, die nicht in ihre Zeit passt. Schon als Kind und später als heranwachsendes Mädchen, Backfisch, wie das damals hieß, fügt sie sich nur schwer in Gruppen ein. Zunächst will sie nicht heiraten und hegt eine schon fast fanatische Begeisterung für die Religion. Wenn sie anfängt, sich weiter zu bilden oder Interessen zu haben, die ihr Denken herausfordern und ihr Spaß machen, wird das unterbunden. Eine Vernunftehe schließlich bleibt ihr verwehrt, weil ihre Mitgift vom Bruder verspielt wurde. Und so setzt sich Enttäuschung auf Enttäuschung und Agathes Geschichte nimmt einen immer schlimmeren Verlauf. Wie der Untertitel des Buches schon sagt - Leidensgeschichte eines Mädchens.
Wenn man sich mit der Sprache angefreundet hat (mir fiel das recht leicht, ich mag es, diese Art von Texten zu lesen), wird man mit einem wirklich besonderen Buch belohnt. Die Charaktere sind alle für sich nachdenkenswert und vor allem Agathes Schicksal hat mich am Ende des Buches mehr als berührt.
Ein wirklich besonderes und sehr empfehlenswertes Buch und wie es auch im Nachwort heißt, ein Werk, das "in keine Schublade passt und den ganzen Widersinn des letztlich diskriminierenden Begriffs Frauenliteratur aufzeigt"!
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Großartig – ein lesenswerter Klassiker
Mit ihrem Roman „Aus guter Familie: Leidensgeschichte eines Mädchens“ wurde die deutsche Autorin Gabriele Reuter Ende des 19. Jahrhunderts über Nacht berühmt.
Agathe ist eine junge Frau, die perfekt in ihre Zeit …
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Großartig – ein lesenswerter Klassiker
Mit ihrem Roman „Aus guter Familie: Leidensgeschichte eines Mädchens“ wurde die deutsche Autorin Gabriele Reuter Ende des 19. Jahrhunderts über Nacht berühmt.
Agathe ist eine junge Frau, die perfekt in ihre Zeit passt. Sie fügt sich in die Gesellschaft ein, hat die Werte ihrer Eltern übernommen und verhält sich entsprechend angepasst. Sie ist in gesellschaftlichen Normen gefangen, was letztendlich dazu führt, dass sie erkrankt und in eine Nervenheilanstalt kommt.
Die Autorin hat das damalige Lebensgefühl in Bezug auf Familie, Ehe, Emanzipation, Frauenrechte, Schieflagen in der Gesellschaft und vieles mehr anhand ihrer Protagonistin eingefangen und eindrucksvoll in Worte gefasst. Agathe steht stellvertretend für viele andere Frauen ihrer Zeit und was sie erlebt hat und durchmachen musste, hat mich sehr berührt. Gabriele Reuter versteht es das Innerste ihrer Protagonistin darzulegen und zu verdeutlichen.
Abschließend gibt es ein ausführliches und aufschlussreiches Nachwort von Tobias Schwartz, dass den Roman gut einordnet und einiges in Bezug auf die Gesellschaft und die Zeit gelungen verdeutlicht.
Auch mehr als 130 Jahre nach dem ersten Erscheinen ist das Buch ausgesprochen lesenswert. Mich hat Gabriele Reuter mit ihrem klaren Blick wirklich beeindruckt.
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