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MelB
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Eppelheim

Bewertungen

Insgesamt 14 Bewertungen
12
Bewertung vom 09.05.2024
Donald Duck - Bitte lächeln!
Disney, Walt

Donald Duck - Bitte lächeln!


ausgezeichnet

Seit ich als Kind Donald Duck Comics und Mickey Mouse Heftchen beim Kieferorthopäden gelesen habe, bin ich ein großer Fan und liebe auch die LTBs.
Donald Duck - Bitte lächeln! Comicstrips hat ein nettes Format - recht klein und rechteckig, die Geschichten sind immer nur 3 Bilder "lang", je 4 pro Seite. Leider wiederholt sich eine Geschichte (die mit der Seifenkiste). Was mir sehr gut gefällt, die meisten Strips drehen sich um Donald Duck, meinen absoluten Liebling.
Viele sind schon recht modern, so haben Tick, Trick und Truck nun Handies und posten auf Instagram.
Der Witz ist wie immer sehr einnehmend und alle Charaktere so wie wir sie kennen und lieben. Die Kult-Ente und ihre Freunde bringen mich einfach immer zum schmunzeln und nach der Lektüre eines Donald Duck Comics bin ich immer richtig gut gelaunt.

Ich habe mich wie immer sehr amüsiert und empfehle den Band jedem Donald-Duck-Fan.

Bewertung vom 04.05.2024
Die Rückenlüge
Nürnberg, Robin

Die Rückenlüge


sehr gut

Die Rückenlüge - geschrieben von einem erfahrenen Physiotherapeuten - hat mir wirklich gut gefallen.
Sympathisch und kompetent vermittelt der Autor seine Kernbotschaften in Bezug auf eine der häufgsten gesundheitlichen Probleme unserer Zeit - der Rückenschmerzen.
Ausgehend von der Erklärung, was Schmerz überhaupt ist, wie Schmerzwahrnehmung zu verstehen ist und welche Ursachen es für Schmerzen gibt, gibt es dann ein wirklich gutes Kapitel mit praktischen Übungen und ein Mut machendes Nachwort.
Graphisch aufgelockert durch Fotos bestimmter Atem- und Sportübungen, sowie zur Veranschaulichung dienende Statistiken, ist das Buch auch optisch gut gelungen.
Mir gefiel die sympathische Art des Autoren zudem sehr gut. Das Buch zu lesen war fast wie ein Gespräch mit ihm.
Eine seiner Aussagen hat mich am meisten erreicht, nämlich die, dass wir uns oft durch falsche Aussagen verunsichern lassen und durch Angst vor weiteren Schmerzen oft genau das Falsche machen, nämlich nichts. Zudem ist es wirklich wichtig, sehr individuell zu bedenken, warum welche Schmerzen wie wahrgenommen werden und - für mich wirklich eine besonders erhellende Aussage - es gibt ganz klar Schmerzen, die NICHT auf einem MRT sichtbar gemacht werden können und deren Ursache nicht ein einfacher körperlicher Defekt ist.

Ich kann das Buch jedem empfehlen, der wie ich gerne gut geschriebene lesbare Sachbücher liest und zwar egal, ob man an akuten Problemen leidet oder einfach nur wissen möchte, wie man verhindert, von Rückenschmerzen im Leben beeinträchtigt zu werden.

Bewertung vom 29.04.2024
Die Gabe der Lüge / Karen Pirie Bd.7
Mcdermid, Val

Die Gabe der Lüge / Karen Pirie Bd.7


sehr gut

Für mich war es der erste Fall der Ermittlerin Karen Pirie, aber nicht mein erster Roman von Val McDermid.
Ich bin sehr gut reingekommen und habe auch keine Probleme damit gehabt, dass ich die Vorgänger nicht gelesen habe (werde das aber trotzdem wahrscheinlich noch nachholen!).

Der Fall ist meiner Meinung nach nicht sooo ein kalter Case, wie eine Historic Case Unit vermittelt, es ist gerade mal ein Jahr her, dass eine junge Studentin spurlos verschwunden ist. Mitten im harten Lochdown des Frühjahrs 2020 erhält das Team um Karen Pirie einen Hinweis einer Bibliothekarin, dass sich im von ihr gesichteten Nachlass eines kürzlich verstorbenen Krimi-Autors ein unvollendetes Manuskript befindet, das einen perfekten Mord beschreibt.

Mit Feuereifer stürzt sich Karen und ihr Team auf den Fall. Alle haben mit dem Lockdown und persönlichen Themen zu kämpfen, dennoch oder gerade deswegen sind sie hoch konzentriert und motiviert, den Fall zu lösen.

Val McDermid ist eine von mir sehr geschätzte Autorin und auch hier fängt sie über ihren wirklich hervorragend lesbaren Schreibstil viel Stimmung und Atmosphäre ein, zeichnet die Figuren plausibel und entwickelt einen wirklich spannenden Plot, der mich bis zum Ende hin gefangen genommen hat.

Einzig das mittlerweile seltsam anmutende Szenario Lockdown und der Umgang damit hat mich streckenweise etwas überfordert, da mir persönlich die Lockdown Zeit und die Einschränkungen während der Pandemie sehr zu schaffen gemacht haben und es vieles wieder hervor geholt hat, was mich beim Lesen gestresst hat.

Der Fall, der Stil und die Geschichte aber sind absolut lesbar und sehr zu empfehlen!

Bewertung vom 29.04.2024
Wären wir Vögel am Himmel
Litteken, Erin

Wären wir Vögel am Himmel


sehr gut

Das Thema des Buches ist keine leichte Kost - es geht um den 2. Weltkrieg und Menschen, die in der Ukraine leben und sich mit dem Schrecken des Krieges und seiner Folgen auseinandersetzen müssen - Tod, Leid, Verrat, Kampf, Heimatliebe, der Schutz der eigenen Familie und der Menschen, die man liebt, steht im Vordergrund. Es geht um Deportation als "Ost-Arbeiter" in deutsche Lager und die furchtbaren Lebensumstände der Menschen in diesen Arbeitslagern, um Folter, um Flucht und darum, wie die Menschen sich darauf hervor kämpfen und wie es sie verändert.
Das Bild des Vogels aus dem Titel, sehr schön mit dem Schatten eines Käfigs auf dem Cover dargestellt, wird vor allem im ersten Teil des Buches auch sprachlich sehr oft aufgegriffen. Die Figuren, aus deren Sicht die Geschichte sich entwickelt, sind alle weiblich in verschiedenen Altersstufen - da gibt es die 15jährige Lilija, die gerade auf dem Weg dazu ist, zu einer jungen Frau zu werden, die kindliche 12jährige Halya und die 3 (bald 4fache) Mutter Vika. Sie alle müssen leiden und Dinge erleben, die dazu führen können, dass man zerbricht; aber sie alle kämpfen.
Die Geschichte selbst ist wirklich fesselnd geschrieben, besonders die Szenen während der Bombardierung Dresdens haben mich sehr mitgenommen und die Geschichte der verschiedenen Fluchten der Protagonisten.
Sprachlich sehr besonders entfaltet die Geschichte eine wirkliche starke Wirkung auf den Lesenden und wirkt auch lange nach dem Lesen noch in mir nach.
Die Autorin verarbeitet in den Erzählsträngen ihrer Protagonisten teilweise echte Erlebnisse ihrer Vorfahren - das macht die Geschichte noch mal heftiger für mich!
Doch trotz des - leider wieder recht aktuellem! - Themas gibt es beim Lesen auch viele Momente, die Hoffnung bringen und mich zum Lächeln gebracht haben.
Ich kann das Buch wirklich sehr empfehlen und ich werde die Figuren noch lange in meinem Herzen tragen.

Bewertung vom 29.04.2024
Fucking Famous
Hashagen, Anne

Fucking Famous


weniger gut

Die Ich-Erzählerin der Geschichte - Lotte Hohenfeld - zieht den Lesenden in die bizarre Welt der Influencer in den sozialen Medien. Die Geschichte startet mit einem wirklich drastischen Prolog - die gescheiterte (?) Protagonistin wird in einer billigen Kneipe von einer Gruppe junger Menschen gedemütigt und später fotografiert, wie sie in einer Lache Erbrochenem auf der Straße liegt. Danach wird der Leser in die Vergangenheit mitgenommen und wir erfahren, wie es soweit gekommen ist. Leider wird auf diese (für mich wirklich gut gemachte Szene) im weiteren Verlauf nur noch einmal am Rand eingegangen - ich hatte eigentlich erwartet, dass hier das Ende bereits vorweg genommen wird. Ich muss auch sagen, für mich wäre diese Szene eindeutig der bessere Schluss gewesen als der, den die Autorin uns dann vorsetzt. Zunächst mal muss ich sagen, dass ich das Buch wirklich schnell gelesen habe. Der Stil ist - abgesehen von ein paar Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehlern, die hoffentlich noch redigiert werden - gut lesbar und modern.
Die Geschichte selbst lässt mich nach dem Lesen leider ein bisschen ratlos zurück. Die Beziehungen der Protagonistin, die im Buch skizziert werden, sind praktisch alle problematisch. Da gibt es 2 Freundinnen, die, wenn sie sich zu dritt treffen, nichts anderes tun als die anderen zu verunsichern und manchmal nicht mal besonders subtil unterschwellig zu beleidigen. Eine andere Freundin beneidet Lotte, was dieser zu gefallen scheint, aber auch hier finde ich keine wirkliche Basis oder auch nur das Bemühen, einander nahe sein zu wollen. Die einzige "echte" Freundin, die uns vorgesetzt wird, ist Tessa, eine Schlüsselfigur des Romans. Wir erfahren über sie wenig, sie sieht aus wie Carrie-Anne Moss, ist recht wohlhabend und eine erfolgreiche Hackerin. Sie nimmt sich Lottes an und verwöhnt diese, nennt sie Lottchen, kauft ihr eine teure Decke, damit sie immer bei ihr schlafen kann usw. Lotte nimmt diese Aufmerksamkeit als absolut selbstverständlich an und Ich-bezogen wie sie ist, versucht sie nicht einmal in dem ganzen Roman, Tessa wirklich kennenzulernen. Sie lässt Tessa, die vermutlich wie ich einfach keinen Nerv mehr auf ihr permanentes Gejammer hat, ihr Leben "umkrempeln". Im Jahr 2024 ist das nicht mehr wie in den Teenie Komödien meiner Jugend ein Umstyling, jedenfalls nicht nur, sondern hauptsächlich die Kontrolle über alle Social Media Accounts, das Einstellen einer Content Managerin und das Ankaufen von Followern, Schreiben von Wikipedia Einträgen und Pushen der öffentlichen Person Lotte Hohenfeld. Sehr lange irritierte mich beim Lesen der Untertitel - "wie ich zu einer Million Followern kam und dabei unendlichen Spaß hatte". Also, die Million Follower bekommt die Protagonistin nicht (ganz), nur fast. Aber unendlichen Spaß? Lotte ist fast die ganze Zeit eine absolute Anti-Heldin. Zuerst ist sie wahnsinnig passiv, lässt andere Menschen über alles in ihrem Leben bestimmen und macht einfach nur mit. Das hat mich so sehr genervt, dass ich das Buch erstmal fassungslos zur Seite gelegt habe.
Dann, als sie endlich mal anfängt, selbst Ideen zu haben und nicht nur die ganze Zeit zu lamentieren wie ein kleines, verwöhntes Kind (manche Kapitel sind wirklich sehr schwer zu ertragen), kommt sie nur bedingt weiter damit. Sie gibt vor, eine eigenständige Frau zu sein, aber im Grunde sehnt sie sich die ganze Zeit nach einer anderen Person, die sie an die Hand nimmt und ihr alles abnimmt.
Zudem ist sie auch oft sehr unangenehm - sie beleidigt einen Gastgeber einer Party recht obszön, in dem sie unterstellt, er habe einen "krummen Schwanz". Ein bisschen wird der Tod der Mutter als eine Art Schlüssel zu Lottes schwierigem Charakter präsentiert, eine weitere anscheinend prägende Erfahrung war der Umzug und Kontaktverlust ihrer Grundschulfreundin, in die sie irgendwie verliebt zu sein schien. Beide "Traumata" wirken aber wieder sehr narzisstisch. Es wird NICHT beschrieben, wie schlimm die Mutter gelitten hat (immerhin stirbt sie in einem Hospiz an einer Krebserkrankung), nein, im Vordergrund steht die zu diesem Zeitpunkt immerhin schon 36jährige Lotte, die nun "ohne Mutter sein muss". Die Sache mit der Grundschulfreundin wirkt etwas unausgereift. Wieder - und wie ein roter Faden im ganzen Text - ging es nur um sie. Hin und wieder wirkt es, als sei sie vielleicht lesbisch oder zumindest unglücklich in eine Frau verliebt. Nachdem sie sich von ihrer "Mentorin" beleidigt abwendet - eine sehr unglaubwürdige und nervige Szene - steht sie praktisch ohne Geld und Job da und was ist die Lösung? Die "Beziehung" zu einem einflussreichen Mann, den sie - wieder absolut seltsam - permanent beleidigt und auf keinen Fall als ihren Freund oder Lebensgefährten ansehen will.
Das Ende des Romans wird etwas rasanter. Der Schluss dann aber ist komplett seltsam. Ich fühle mich nach der Lektüre ein bisschen schuldbewusst, als hätte ich zu viel sinnlosen Medienkonsum hinter mir und nicht ein Buch gelesen.

Bewertung vom 24.04.2024
Emmas Herzdilemma
Gerstenberger, Stefanie

Emmas Herzdilemma


sehr gut

Emmas Herzdilemma - eine romantische Geschichte mit 2 möglichen Verläufen - das hat mich neugierig gemacht.
Das Konzept, eine Geschichte mit verschiedenen Verläufen zu erzählen, kannte ich u.a. aus den Drei ???. Hier habe ich mal ein Buch mit einer meiner Töchter gelesen, bei dem teilweise am Ende eines Abschnitts/Kapitels selbst entschieden werden konnte, wohin man jetzt blättert und wie sich die Geschichte dann weiter entwickeln würde. Diese Umsetzung fanden wir damals beide etwas anstrengend, deswegen war ich bei Emmas Herzdilemma anfangs auch erstmal skeptisch.

Aber - ich wurde sehr positiv überrascht! Der Lesefluss wird nicht durch permanentes Hin und Her Blättern gestört, nein, die beiden Varianten (Emma bleibt in Köln oder Emma fliegt nach Rom) werden parallel erzählt. Stilistisch sehr nett gemacht - es wird über eine Graphik zu Beginn der jeweiligen Passage sofort gezeigt, wo wir jetzt sind (Kolosseum in Rom oder Kölner Dom), zudem ist der Schrifttyp jeweils ein bisschen anders gewählt.

Lange gefiel mir persönlich die Rom-Variante besser, das ist die "erste" vorgestellte Variante und gerade zu Beginn des gesplitteten Wegs legt die Autorin hier schon einen Schwerpunkt drauf und es gibt mehr Text in Rom als in Köln. Gegen Ende ändert sich das und nach Beendigung des Buches bin ich klar für die Köln Variante.

Emma, noch 15 Jahre alt, kurz vor ihrem 16. Geburtstag, hat Stress mit ihren Eltern. Sie passt nicht richtig auf den Hund ihres Opas auf, dieser wird angefahren, und zur Strafe soll sie mit ihrer Tante Dette nach Rom fahren und in deren Pension aushelfen. Bei der Rom-Variante fliegt sie mit, lernt den süßen Leo kennen und ihre Tante und Cousine und vor allem Rom lieb gewinnen, lernt italienisch und wird sehr selbständig. Bei der Köln-Variante bleibt sie in Köln, muss statt in der Pension ihrer Tante ihrem Opa in seiner Wohnung helfen und lernt diesen dabei richtig gut kennen, macht ihren Roller-Führerschein und wird ebenfalls sehr viel selbständiger.

Wie auch immer sie sich entscheidet - es gibt in beiden Varianten 2 wichtige Jungen (Oscar in Köln und Leo in Rom) und das Ende - ohne zu spoilern - in Bezug auf den Jungen ist bei beiden Varianten gleich... Die Autorin gibt damit der Leserin (ich denke, es werden sich hauptsächlich Mädchen von dem Buch angezogen fühlen) die Message mit, dass vor allem die Liebe durchaus vorher bestimmt sein kann - und das ist etwas, wonach sich viele Mädchen in dem Alter sehnen und auch mir gefällt das als Botschaft, weil es doch sehr romantisch ist.

Mir hat es wirklich sehr gefallen, wie die Autorin das Sommergefühl vor allem in Rom transportiert hat und wie sie Emmas Seelenleben gezeichnet hat. Ich habe selbst eine Tochter in Emmas Alter und habe ihr das Buch jetzt zum Lesen gegeben. Ich muss sagen, ich habe sie oft wieder erkannt... Mit der Jugendsprache ist es immer etwas schwierig - ich bin mir nicht sicher, ob Mädchen in dem Alter wirklich so oft sweet und cute sagen und schreiben. Das ist aber auch das einzige, was ich ein bisschen kritisch sehe an dem Roman.
Die Themen an sich und Emmas Handlungen kommen sehr gut rüber und auch die Art, wie sie manchmal impulsiv handelt, manchmal wiederum sehr reflektiert ist, ist wirklich sehr gut getroffen. Einige Themen (Scheidung, sexuelle Übergriffigkeit, Diebstahl, Alkoholmissbrauch, Lügen, Untreue, Tod) sind durchaus harte Kost, sie werden aber wirklich gut in die Geschichte(n) verwebt und bringen den Tiefgang, der mich als Mutter noch zusätzlich von der Lektüre überzeugt hat.

Klare Leseempfehlung für Teenager und deren Mütter :-)

Bewertung vom 19.04.2024
Spinne und Glühwürmchen: Romantische und zerreißende Dystopie
Stehr, Jana

Spinne und Glühwürmchen: Romantische und zerreißende Dystopie


sehr gut

Spinne und Glühwürmchen – Gefangen - der erste Teil einer dystopischen Tragödie

Das Buch ist wirklich mal was anderes. Zunächst die Optik – recht klein, sehr aufwändig gestaltet, besonders die Charakterkarten, die ich noch geliefert bekommen habe, sind wirklich sehr schön!
Dass die Autorin zudem Illustratorin und Grafikdesignerin ist, merkt man hier wirklich sehr und das macht das Buch an sich schon mal zu etwas sehr Besonderem.
Der Stil ist für mich auch sehr neu gewesen. Vieles wird durchgestrichen geschrieben, was immer einen Grund hat und sehr gut in die Geschichte aus Sicht der weiblichen Protagonistin Juriana passt.
Es ist beim Lesen erst wirklich sehr ungewohnt und ich habe etwas gebraucht, mich daran zu gewöhnen, aber dann wurde ich schnell Fan davon. 😊
Das Setting und die ganze Geschichte sind recht düster, typisch Dystopie, also nicht unbedingt ein Wohlfühlbuch erwarten. Hat man sich auf den Stil eingelassen, wird man schnell süchtig.
Es geht im wesentlichen um eine junge Frau, Juriana, die in einer Art Traumwelt (Nu-Era) gelebt hat und von dort in die „richtige“ Welt (Alt-Era) geholt wird. Hier trifft sie auf „die Spinne“, einen jungen, wunderschönen Wissenschaftler, der alles um sich herum kontrolliert und dessen Charme sie sich nicht entziehen kann. Leidenschaftlich, brutal, verwirrend sind nur 3 Adjektive, die mir sofort einfallen. Die Geschichte entwickelt eine Sogwirkung und mehr als einmal wurde ich von den Entwicklungen total überrascht.
Ich durfte das Buch in einer Leserunde mit der Autorin lesen, was wirklich hilfreich ist – und sie ist ein echt sehr sympathischer Mensch!!! – und so musste ich langsamer als gewohnt lesen und die Abschnitte erstmal sacken lassen und kommentieren.
Hätte ich das Buch nicht in einer Leserunde gelesen, ich wäre vermutlich atemlos durchgerauscht, so wirkt es bestimmt nochmal heftiger.
Vorsicht – es handelt sich um den ersten Band und es endet mit einem Cliffhanger!!!!
Mein Fazit – ein sehr besonderes Buch mit grandioser Optik und fesselnder Geschichte.

Bewertung vom 15.04.2024
Das andere Tal
Howard, Scott Alexander

Das andere Tal


ausgezeichnet

Das andere Tal, ein Debutroman eines studierten Philosophen, ist viel lesbarer, als ich befürchtet hatte. Das Thema ist auf jeden Fall philosophisch zu nennen - die Handlung findet statt in einem Dorf, eingebettet in identische Dörfer, getrennt durch Wasser und Berge. Bewegt man sich nach Osten oder Westen, bewegt man sich jeweils 20 Jahre in die Vergangenheit oder Zukunft, und das geht über mehrere Dörfer so. Die Grenzübertretungen sind zwar prinzipiell erlaubt, werden aber streng überwacht durch das sogenannte Conseil.

Odile, zu Beginn des Romans 16 Jahre alt, steht im Mittelpunkt des Romans und an ihrem Leben werden philosophische Fragen abgearbeitet - wie frei sind wir in unseren Entscheidungen, was passiert, wenn wir in unser Schicksal eingreifen, welche Auswirkungen haben unsere Entscheidungen und wenn wir könnten, würden wir diese ändern, um unser und das Leben anderer Menschen positiv zu verändern?

Der Schreibstil war wirklich sehr lesbar und obwohl recht ruhig und durchaus langsam erzählt, kam ich sehr gut in die Geschichte rein. Das Ende erwies sich für mich sogar als recht atemloser Pageturner, was ich am Anfang niemals erwartet hätte.

Die Beschreibungen der Personen und Orte sind manchmal recht fatalistisch und wirken düster, dennoch gibt es - ohne zu spoilern! - ein Ende, mit dem ich wirklich sehr gut leben konnte und das mich mit einem guten Gefühl zurück gelassen hat.

Ich habe den Roman in einer Leserunde gelesen und auch dadurch nochmal mehr darüber nachgedacht. Aber auch ohne die anderen Mitlesenden habe ich wirklich viel über den Roman nachgedacht und er wirkt mit Sicherheit noch lange bei mir nach.

Da es ein Debutroman ist, hoffe ich, der Autor bleibt dabei und schreibt noch mehr. Ich könnte ein Fan werden.

Das andere Tal - ein tiefgründiger, sehr lesbarer Roman, der in Erinnerung bleiben wird - klare Leseempfehlung und ein besonderes Buch!

Bewertung vom 10.04.2024
Die InvesTiere
Grobbel, Jan

Die InvesTiere


weniger gut

Als Mutter von 3 Kindern, die Älteste hat letztes Jahr Abi gemacht, ist mir absolut bewusst, dass gerade Themen wie Finanzen leider in der Schule wenig bis gar nicht auf dem Lehrplan stehen. Deswegen war ich sehr begeistert vom Thema des Buches.
Auch, dass der Autor seine 14-jährige Tochter beim Schreiben mit eingebunden hat gemäß Umschlagtext, fand ich sehr charmant.

Von der Umsetzung bin ich leider nicht so begeistert, wie ich gehofft hatte. Das Cover und das Design der Kapitelanfänge - die Tierillustrationen - waren mir und meinen Töchtern (die Jüngste ist erst 12!) deutlich zu infantil. Die Idee, den Titel InvesTiere mit Tieren zu verbinden, ist zwar ganz süß, aber für die Zielgruppe klar zu kindisch. Ein Vorteil, abgesehen vom Wortspiel des Titels, ist natürlich, dass die vorgestellten handelnden "Personen" (also die Tiere) keine Personengruppen diskriminieren. So ist Rosi, die Hauptperson, ein Kaninchen, der reiche Quentin ein Frosch und der etwas nerdige Erik ein Hamster. Okay. Damit waren meine Kinder raus und ich habe es einfach versucht komplett auszublenden beim Lesen (was manchmal erschwert wurde durch Formulierungen wie "der Wind wehte durch ihr Fell"...).
Ab dem Moment, in dem Lev, ein Fuchs, seine Seminare gibt, wurde es etwas spannender für mich - hier würde jetzt der Teaching Moment kommen, so hoffte ich. Und so war es auch, allerdings nicht ganz gut wie erhofft. Also, unsere Töchter haben alle Zinsrechnung in der Schule gehabt und zwar mehrmals. Dass 16-jährige Schüler keine Vorstellung von Zinsen haben und wie man sie berechnet, ist meiner Erfahrung nach wirklich unrealistisch.
Die Tipps, die vom Fuchs kommen, sind alles in allem okay, aber hier spricht natürlich die Begeisterung für Startups aus dem Autor. Der Roman ist ja auch beuntertitelt mit "Ein Startup Roman", von daher in Ordnung und erwartbar.

Mir persönlich gefällt es nicht sooo gut, dass so viel über Gründungen gesprochen wird und am Ende des Romans auch als Lösung wirklich ALLER Probleme die Gründung einer Firma durch 3 16-jährige Schüler steht, die alle trotz Schule die Zeit dafür finden, sich noch um die Firma zu kümmern und sogar 2 Pitches zu machen, einen komplett ungeplant.
Mir fehlt hier (als Mutter) doch etwas mehr Betonung darauf, wie wichtig zunächst mal eine Ausbildung (Schule/Uni/Praktika) ist. Das wird zwar ab und an auch mal erwähnt, u.a. von Rosis arbeitslosem ungelernten Vater, geht aber dann im weiteren Verlauf komplett unter. Auch ihr Vater macht nicht etwa, wie ich hoffte, nochmal eine theoretische Weiterbildung, sondern kann sein im Job erworbenes praktisches Können nun doch einsetzen. Das ist für mich eine nicht so gute Message und die möchte ich meinen Kindern ungern vermitteln. Zudem wird nur ansatzweise auf Risiken eingegangen, die bei Unternehmensgründungen entstehen (der Fuchs hat mehrere Startups gegründet und "viel Geld verloren, aber mehr Geld verdient" - so ist es in der Realität nicht immer!).
Auch fragwürdig die sehr realistische Schilderung, wie die Jugendlichen nächtelang durcharbeiten, um ihre Präsentation und ihr Produkt fertigzustellen - ich habe mal in einem Startup gearbeitet und weiß, wie krass die Arbeitszeiten gedehnt wurden. Aber hier sträubt sich beim Lesen absolut alles bei mir - Arbeitsschutzgesetze? Jugendschutz???? Es wird vermittelt, dass es okay ist, sich vollkommen fertig zu machen und sogar nötig, um Erfolg zu haben. Eine mehr als fragwürdige Botschaft an Jugendliche!
Der Text ist recht lang und durch fehlende Visualisierungen oder Stilwechsel (warum werden keine Graphiken gezeigt oder Textnachrichten, so etwas lockert immer sehr auf und meine Kinder lesen das lieber so) geht der Stil des Buches für mich auch etwas an der Zielgruppe vorbei.
Ich kann das Buch nur sehr eingeschränkt weiter empfehlen.
Meine Töchter haben mir klar gesagt, dass es sie nicht interessiert und sie kein "Schule der Magischen Tiere"-artiges Buch lesen wollen, dass sich mit Finanzen beschäftigt. Meine mittlere Tochter interessiert sich eigentlich seit einem Praktikum in einer Bank sehr für Finanzthemen, aber auch sie hat abgewunken, weil es ihr zu infantil wirkte. Schade!

Bewertung vom 08.04.2024
Alles gut
Rabess, Cecilia

Alles gut


gut

Ich bin absolut froh, diesen alles andere als einfachen Roman in einer Leserunde gelesen zu haben, denn so konnte ich auch nach Beendigung der Lektüre noch weiter darüber schreiben und ihn "verarbeiten".

„EIN MESSERSCHARF BEOBACHTETER UND GEISTREICHER ROMAN IM GEWAND EINER BERÜHRENDEN LIEBESGESCHICHTE – ODER EBEN ANDERSHERUM“ NICK HORNBY -

dieses Zitat hat mich geteasert und nach der Leseprobe hatte ich eine klare Erwartung an die Geschichte und dachte, mir wäre klar, wie ich sie fühlen werde. Josh, weiß, privilegiert, sympathisiert mit den Republikanern, Jess, schwarz, eher aus bescheidenen Verhältnissen stammend, Demokratin - treffen aufeinander und werden sich verlieben. Eingebettet in die Zeit zwischen dem Wahlsieg Barack Obamas und Donald Trumps Vereidigung zum Präsidenten (hoffen wir alle, es bleibt seine einzige Vereidigung!) - ist eigentlich klar, wie ich hier selbst stehe.
Doch der Verlauf der Geschichte hat mich dann sehr überrascht. Jess wird mir (leider) immer unsympathischer - sie ist aggressiv, reizbar, leicht toxisch und ungerecht. Josh dagegen ist liebevoll, aufmerksam, beruhigend, wo sie aufbraust und kämpft um Jess und ihre Beziehung.
Ich bin mir auch nach der Leserunde nicht sicher, ob die Autorin das bewusst so dargestellt hat, dass Jess streckenweise so unreif und schwierig ist und auch die verschiedenen Situationen, in denen sie sehr eskaliert, bewusst gewählt hat - denn noch nie habe ich eine weibliche Protagonistin, die sogar die Hauptrolle in der Lovestory spielt, am Ende eines Buches so wenig gemocht wie Jess.
Wollte sie, dass die Lesenden überrascht sind, dass sie nicht "auf Seite" der "armen schwarzen Frau" stehen werden, trotz ihrer Schwierigkeiten? Mir ging es so und ich frage mich, ob hier ein bisschen mit den Themen Rassismus und Feminismus gespielt wird, uns also ein Spiegel vorgehalten wird. Bin ich weniger rassistisch, wenn ich Figuren ablehnen kann, OBWOHL sie eigentlich benachteiligt sind und schon aus dem Grund meine Empathie verdient haben? Das wäre eine für mich schöne Message. So oder so, ich habe viel über mich und meine Vorstellungen nachgedacht beim Lesen.

Was den Roman selbst angeht - hier fallen mir wirklich viele Unterschiede zu Nick Hornbys Romanen auf. (Ob ein Vergleich fair ist, sei dahingestellt, immerhin ist Nick Hornby wirklich ein alter Hase und seine Romane absolut wunderbar!) Auch seine Protagonisten erleben keine klassischen Hollywood Lovestories und auch hier ist selten am Ende "Alles gut", aber seine Personen bleiben vielschichtig, entwickeln sich und gehen aufeinander zu. Hier fehlt mir ein solcher versöhnender Abschluss leider.

Die wenigen Momente, in denen ich eine Verbindung zwischen den beiden "Liebenden" gespürt habe, reichten nicht aus, um wirklich an sie glauben zu können und einige Stellen in der Geschichte haben mich wirklich richtig wütend gemacht. Immerhin, das muss ich der Autorin auf jeden Fall sehr positiv anrechnen, besonders, da es ihr Debüt ist, sie hat es geschafft, dass mich das Buch und seine Protagonisten nicht kalt gelassen hat. Das wirklich nicht.

ABER - ich bin leider am Ende weiterhin ein bisschen ratlos. Alles Gut - im Deutschen ist das ein Ausspruch, der entweder ausdrückt, dass Dinge relativ egal sind, oder sogar leicht passiv-aggressiv wirken kann, je nach Betonung und Kontext.
Mir persönlich gefällt es nicht, wenn ich als Leserin so starke Aggressionen entwickle, damit geht es mir dann nach Ende der Lektüre einfach nicht gut. Jess ist für mich nicht mal passiv, sondern im Gegenteil sehr aktiv-aggressiv, was mich mehr als irritiert hat. Zudem macht sie keine richtige Entwicklung durch und - was mich als recht feministisch eingestellte Frau und Mutter von 3 Töchtern - wirklich beunruhigt - sie hat keine richtige Karrierevorstellung, sie lässt sich finanziell von ihrem Partner aushalten (im Jahr 2024 will ich solche Paarungen nicht mehr gerne lesen! Ehrlich nicht!), sie ist mehr als leichtsinnig mit ihrem eigenen Geld, eckt oft an und ist als Partnerin in meinen Augen ein Totalausfall.

Aber - für ein Debüt mit Sicherheit ein bemerkenswertes Werk, denn es hat mich wirklich nicht kalt gelassen, sondern wirkt noch nach.

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