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»Ein kleines Buch voller Lust am Dasein. Schön!« Donna
Ein alternder Psychiater zählt die Tage bis zu seinem Ruhestand. Bald wird er die Türen seiner Praxis für immer hinter sich schließen. Doch eine letzte Patientin lässt sich nicht abwimmeln. Und die Gespräche mit Agathe verändern alles für ihn. Ist es jemals zu spät, um Nähe zuzulassen? Wer dieses Buch liest, möchte es sofort weiterempfehlen.
Ein alternder Psychiater zählt die Tage bis zu seinem Ruhestand. Bald wird er die Türen seiner Praxis für immer hinter sich schließen. Doch eine letzte Patientin lässt sich nicht abwimmeln. Und die Gespräche mit Agathe verändern alles für ihn. Ist es jemals zu spät, um Nähe zuzulassen? Wer dieses Buch liest, möchte es sofort weiterempfehlen.
Anne Cathrine Bomann, geboren 1983, arbeitet als Psychologin. Sie lebt in Kopenhagen mit ihrem Freund, einem Philosophen, und dem Hund Camus. Eine Saison lang spielte sie Tischtennis in Fontenay-sous-Bois, einem Vorort von Paris. Dort lebte sie in der 9, Rue des Rosettes, genau wie die Hauptfigur aus 'Agathe'.
Produktdetails
- btb 71955
- Verlag: btb
- Seitenzahl: 155
- Erscheinungstermin: 10. August 2020
- Deutsch
- Abmessung: 185mm x 116mm x 17mm
- Gewicht: 168g
- ISBN-13: 9783442719556
- ISBN-10: 3442719550
- Artikelnr.: 58046266
Herstellerkennzeichnung
btb Taschenbuch
Neumarkter Straße 28
81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
Der Psychologe braucht eine Therapie
Pariser Tage und Nächte: Das Debüt der Dänin Anne Cathrine Bomann
Sie sind selten, die Wunder des Literaturbetriebs, aber es gibt sie. Im März 2017 erscheint der schmale Roman oder vielmehr die Erzählung "Agathe" einer Dänin namens Anne Cathrine Bomann. Und zwar in einem Zuschussverlag, in der Provinz, in einer kleinen Sprache, die Autorin ist unbekannt, das Buch ihr erstes. Natürlich passierte erst mal gar nichts. Mittlerweile, so wird gemeldet, sind die Rechte in siebzehn Länder verkauft.
Mal abgesehen von den Anstrengungen der ehrgeizigen Autorin und einer rührigen Agentur - vielleicht ist es doch kein Wunder. Wer nämlich so knapp, pointiert und mit einer Prise
Pariser Tage und Nächte: Das Debüt der Dänin Anne Cathrine Bomann
Sie sind selten, die Wunder des Literaturbetriebs, aber es gibt sie. Im März 2017 erscheint der schmale Roman oder vielmehr die Erzählung "Agathe" einer Dänin namens Anne Cathrine Bomann. Und zwar in einem Zuschussverlag, in der Provinz, in einer kleinen Sprache, die Autorin ist unbekannt, das Buch ihr erstes. Natürlich passierte erst mal gar nichts. Mittlerweile, so wird gemeldet, sind die Rechte in siebzehn Länder verkauft.
Mal abgesehen von den Anstrengungen der ehrgeizigen Autorin und einer rührigen Agentur - vielleicht ist es doch kein Wunder. Wer nämlich so knapp, pointiert und mit einer Prise
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Humor schreibt und in einer kleinen Vorrede mit dem gespreizten, aber auch verlockenden Titel "Mathema" (was so viel wie Lehre oder Wissen bedeutet) davon berichtet, wie der Ich-Erzähler, ein 72 Jahre alter Psychologe, ungeduldig seinem Ruhestand entgegenfiebert und die letzten Wochen und Therapiegespräche zählt wie ein Wehrpflichtiger seine restlichen Tage und dabei auf ausfallende Patienten hofft, weil sich dadurch die Zahl verringert - der hat die Leser sofort auf seiner Seite.
Eigentlich brauchte der namenlose Herr selbst eine Therapie. Er ist altersdepressiv und verbittert, hat zunehmend Panikattacken, zweifelt an seinem Können und seiner Bestimmung, lauscht den Monologen seiner Patienten "geistesabwesend" und zeichnet dabei zerrupfte Spatzen mit gebrochenen Flügeln. Er blickt auf ein trostloses Leben zurück, hat keine Familie und keine Freunde. Die einzige Person, die er regelmäßig sieht, ist seine Sprechstundenhilfe Madame Surrugue, sie ist für ihn so unentbehrlich "wie der Diwan oder mein Sessel".
Wer Menschen mit Dingen gleichstellt, kann nur einsam sein. Das Leben sagt ihm nichts, und was er im Ruhestand machen soll, weiß er auch nicht. Die Erstausgabe von Sartres Roman "Der Ekel" liegt seit Jahren ungelesen auf dem Couchtisch. Hier hätte der Doktor lernen können, wie der Abscheu vor dem Dasein zum Antrieb zur Freiheit wird - aber er liest ihn ja nicht.
Eines Tages kommt eine neue Patientin, Agathe Zimmermann, eine Deutsche, die Ende der zwanziger Jahre zum Studium nach Frankreich gekommen war. Schon 1935 war sie wegen manischer Depression in einer Nervenheilanstalt, sie ist selbstmordgefährdet. Unser Doktor will sie nicht behandeln, in den paar Wochen, die er noch zu arbeiten habe, sei ihr nicht zu helfen, meint er. Madame Surrugue gibt ihr trotzdem einen Termin.
Agathe wird zum Wendepunkt seines Daseins. Vielleicht zum ersten Mal im Leben hat der alte Psychologe Interesse an einer anderen Person. Das ist manchmal etwas simpel geschildert. Dass er etwa die Gespräche mit ihr, zunächst widerstrebend geführt, schon in der vierten Sitzung genießt, kommt etwas plötzlich. Und seine dramatische Erkenntnis: "Ich habe noch nie jemanden geliebt", schon in Tolstois "Kosaken" das Eingeständnis einer kranken Seele, schon bei Tolstoi das Synonym für "Ich habe noch nie gelebt" -, diese Erkenntnis war vielleicht zu erwarten, und trotzdem ist sie überraschend und nicht nur eine Floskel. Die Erzählung ist sonderbar zeitlos, historische Angaben werden geflissentlich vermieden. Dass die Geschichte in der Vergangenheit spielt, wird einem schnell klar, man hört nämlich das Klappern der Schreibmaschine, ein Therapiegespräch kostet 30 Francs, und der ungelesene "Ekel" von Sartre erschien schon 1938.
Aber kein Hinweis auf Krieg, Besatzung, Nachkriegszeit. Nur durch das schnell zu überlesende Datum auf einer Mitteilung von Madame Surrugue, sie müsse "aus persönlichen Gründen" eine Weile der Arbeit fernbleiben, erfahren wir, dass wir uns im Jahr 1948 befinden; Und zwar irgendwo bei Paris; offenbar handelt es sich um Fontenay-sous-Bois, einen westlichen Pariser Vorort.
Die Autorin, Jahrgang 1983, ist selbst Psychologin. Dadurch hat der schmale Roman ein kundiges Fundament; manchmal stören aber auch ein paar fachliche Binsenweisheiten: "Ich meine, dass Sie sich für außergewöhnlich halten, gleichzeitig aber für vollkommen unbedeutend." Oder: "Sie sollten versuchen, sich selbst ein bisschen mehr zu lieben." Oder: "Sie müssen lernen, sich zu sehen, Agathe." Auch Klischee und Kitsch webt Bomann in ihr Debüt. Aber ziemlich unauffällig, das ist schon professionell.
Im Ganzen bleibt der Text für eine Debütantin jedenfalls erstaunlich. Mit sparsamsten Mitteln, mit wenigen messerscharfen Strichen zeichnet sie ihre Personen - den namenlosen Psychologen, seine Patientin Agathe, aber auch die Nebenfiguren wie Madame Surrugue oder ihren todkranken Mann: Alle sind sie vollständige Charaktere. Das Gleiche gilt für Umgebung und Atmosphäre; es ist gut vorstellbar, dass Anne Cathrine Bomann eine fleißige Simenon-Leserin ist. Simenon freilich schrieb seine Romane bekanntlich in höchstens vier Wochen. Bomann hat vier Jahre gebraucht.
PETER URBAN-HALLE
Anne Cathrine Bomann: "Agathe". Roman.
Aus dem Dänischen von Franziska Hüther. Hanser Verlag, München 2019. 157 S., geb., 16,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eigentlich brauchte der namenlose Herr selbst eine Therapie. Er ist altersdepressiv und verbittert, hat zunehmend Panikattacken, zweifelt an seinem Können und seiner Bestimmung, lauscht den Monologen seiner Patienten "geistesabwesend" und zeichnet dabei zerrupfte Spatzen mit gebrochenen Flügeln. Er blickt auf ein trostloses Leben zurück, hat keine Familie und keine Freunde. Die einzige Person, die er regelmäßig sieht, ist seine Sprechstundenhilfe Madame Surrugue, sie ist für ihn so unentbehrlich "wie der Diwan oder mein Sessel".
Wer Menschen mit Dingen gleichstellt, kann nur einsam sein. Das Leben sagt ihm nichts, und was er im Ruhestand machen soll, weiß er auch nicht. Die Erstausgabe von Sartres Roman "Der Ekel" liegt seit Jahren ungelesen auf dem Couchtisch. Hier hätte der Doktor lernen können, wie der Abscheu vor dem Dasein zum Antrieb zur Freiheit wird - aber er liest ihn ja nicht.
Eines Tages kommt eine neue Patientin, Agathe Zimmermann, eine Deutsche, die Ende der zwanziger Jahre zum Studium nach Frankreich gekommen war. Schon 1935 war sie wegen manischer Depression in einer Nervenheilanstalt, sie ist selbstmordgefährdet. Unser Doktor will sie nicht behandeln, in den paar Wochen, die er noch zu arbeiten habe, sei ihr nicht zu helfen, meint er. Madame Surrugue gibt ihr trotzdem einen Termin.
Agathe wird zum Wendepunkt seines Daseins. Vielleicht zum ersten Mal im Leben hat der alte Psychologe Interesse an einer anderen Person. Das ist manchmal etwas simpel geschildert. Dass er etwa die Gespräche mit ihr, zunächst widerstrebend geführt, schon in der vierten Sitzung genießt, kommt etwas plötzlich. Und seine dramatische Erkenntnis: "Ich habe noch nie jemanden geliebt", schon in Tolstois "Kosaken" das Eingeständnis einer kranken Seele, schon bei Tolstoi das Synonym für "Ich habe noch nie gelebt" -, diese Erkenntnis war vielleicht zu erwarten, und trotzdem ist sie überraschend und nicht nur eine Floskel. Die Erzählung ist sonderbar zeitlos, historische Angaben werden geflissentlich vermieden. Dass die Geschichte in der Vergangenheit spielt, wird einem schnell klar, man hört nämlich das Klappern der Schreibmaschine, ein Therapiegespräch kostet 30 Francs, und der ungelesene "Ekel" von Sartre erschien schon 1938.
Aber kein Hinweis auf Krieg, Besatzung, Nachkriegszeit. Nur durch das schnell zu überlesende Datum auf einer Mitteilung von Madame Surrugue, sie müsse "aus persönlichen Gründen" eine Weile der Arbeit fernbleiben, erfahren wir, dass wir uns im Jahr 1948 befinden; Und zwar irgendwo bei Paris; offenbar handelt es sich um Fontenay-sous-Bois, einen westlichen Pariser Vorort.
Die Autorin, Jahrgang 1983, ist selbst Psychologin. Dadurch hat der schmale Roman ein kundiges Fundament; manchmal stören aber auch ein paar fachliche Binsenweisheiten: "Ich meine, dass Sie sich für außergewöhnlich halten, gleichzeitig aber für vollkommen unbedeutend." Oder: "Sie sollten versuchen, sich selbst ein bisschen mehr zu lieben." Oder: "Sie müssen lernen, sich zu sehen, Agathe." Auch Klischee und Kitsch webt Bomann in ihr Debüt. Aber ziemlich unauffällig, das ist schon professionell.
Im Ganzen bleibt der Text für eine Debütantin jedenfalls erstaunlich. Mit sparsamsten Mitteln, mit wenigen messerscharfen Strichen zeichnet sie ihre Personen - den namenlosen Psychologen, seine Patientin Agathe, aber auch die Nebenfiguren wie Madame Surrugue oder ihren todkranken Mann: Alle sind sie vollständige Charaktere. Das Gleiche gilt für Umgebung und Atmosphäre; es ist gut vorstellbar, dass Anne Cathrine Bomann eine fleißige Simenon-Leserin ist. Simenon freilich schrieb seine Romane bekanntlich in höchstens vier Wochen. Bomann hat vier Jahre gebraucht.
PETER URBAN-HALLE
Anne Cathrine Bomann: "Agathe". Roman.
Aus dem Dänischen von Franziska Hüther. Hanser Verlag, München 2019. 157 S., geb., 16,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Knapp, pointiert und mit einer Prise Humor." Peter Urban-Halle, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.03.19 "Vom Cover bis zum letzten Satz ein feines Werk mit Nachhall." Meike Schnitzler, Brigitte, 27.02.19 "Eine Geschichte, die brillant davon erzählt, dass es nie zu spät für hoffnungsvolle Aufbrüche ist." Rainer Moritz, Chrismon, Juni 2019 "Fabelhaft ... Anne C. Bomann entwirft liebenswerte Charaktere mit 'Amélie'-Flair." Barbara, März 2019 "Die dänische Autorin Anne-Cathrine Bomann lässt ihren 72-jährigen Ich-Erzähler mit satirischer Brillanz als wortkargen Verdränger voller Angst vor seinen Patienten auftreten." Stern, 31.01.19 "Anne Cathrine Bomann schreibt in klaren, konkreten Bildern, sehr dicht und doch voller Leichtigkeit. Wie sie
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den Psychiater durch ein erstarrtes Leben dümpeln lässt, hat viel leisen Witz ... Beim Lesen entsteht das Gefühl, einen französischen Film mit tollen Schauspielern zu sehen. Die Dialoge wirken echt und enthüllen nur ganz langsam die Geheimnisse von Agathe und ihrem Psychiater ... Am Ende wird das entspannte, schmale Büchlein zu einem richtigen Gutfühl-Roman ... und ganz viel angedeutetem Glück. Ein Buch, das man mehrmals lesen kann." Stefan Keim, WDR 4 "Bücher", 12.02.19 "Bomanns kleiner, reizvoller Roman 'Agathe' [...] ihr lapidares Erzählen geht vorzüglich auf, ein Auf-Lücke- Erzählen, eine unaufdringliche, manierfreie Antupftechnik ... " Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau, 20.04.19 "Feine Lektüre: Die Dänin Anne Cathrine Bomann schreibt wunderbar leicht und zärtlich ... über die Sehnsucht nach Nähe und Freundschaft." Andrea Sell, Gala, 17.01.19 "Ein kleines Buch voller Lust am Dasein. Schön!" Donna, Januar 2019
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Gebundenes Buch
Inhalt: Beinahe zweiundsiebzig ist er nun und glaubt, dass es Zeit wird in seinen wohlverdienten Ruhestand zu gehen. Er zählt die noch ausstehenden Therapiestunden bis es endlich soweit ist. Eines guten Tages kommt eine junge Frau in die Praxis und verlangt einen Termin. Es macht keinen Sinn …
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Inhalt: Beinahe zweiundsiebzig ist er nun und glaubt, dass es Zeit wird in seinen wohlverdienten Ruhestand zu gehen. Er zählt die noch ausstehenden Therapiestunden bis es endlich soweit ist. Eines guten Tages kommt eine junge Frau in die Praxis und verlangt einen Termin. Es macht keinen Sinn jetzt noch neue Patienten aufzunehmen, so denkt er. Er könne schließlich die Therapie nicht zu Ende bringen. Doch Agathe ließ sich nicht abwimmeln. Für sie kam nur er als "Retter" in Frage. Also gut, er ließ sich überreden. Doch irgendetwas veränderte sich in seinem Leben. Agathe schien ihm irgendwie die Augen zu öffnen.
Wertung: Eine wundervolle Geschichte voller Psychologie und Philosophie. Hier werden tiefe Abgründe erkundet und wichtige Fragen durchdacht. Und das, in einer überwältigend kurzen und emotionalen Geschichte. Jedes Kapitel lässt den Leser in sich versunken zurück, gibt Anlass in sich selbst zu schauen und zu analysieren, bestärkt in Mut und Kraft und verändert den alltäglichen Gedankenfluss.
Herrlich kurz und vital wird hier das traurige Alltagsleben eines betagten Psychiaters beschrieben, mit all seinen Ängsten und Sorgen. Animiert durch seine Therapiestunden mit Agathe, scheint sich seine Gefühlswelt zu öffnen und neu anzuordnen. Er nimmt wahr und registriert Dinge, die ihm bisher uninteressant schienen. Er baut Beziehungen auf, zu denen er bisher schier unfähig war. Seine Lebensgeister scheinen sich zu regen.
Traurig und auch humorvoll ist diese Geschichte verpackt. Und trotz Mangel an Spannung doch ein packendes Lesevergnügen. Schon allein diese wunderschöne Gestaltung der äußeren Aufmachung verleitet dazu, dieses Buch in die Hand zu nehmen und es zu bestaunen.
Fazit: Auch wenn dieses Buch nur 156 Seiten besitzt, ist es doch ein Buch zum verweilen. Wer Humor, Dramatik und Tiefgründigkeit in Eins mag, sollte unbedingt zu diesem Werk greifen.
Ich liebe es und werde es mit Sicherheit noch einige Male lesen und durchdenken.
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Gebundenes Buch
Was einem das Leben alles bieten kann
Agathe von Anne Cathrine Bomann
Der 72 jährige Psychiater, dessen Namen wir nicht kennen, will bald in den Ruhestand gehen. Seine Tage sind lang und unerfüllt, er zählt die Sitzungen bis zu seinem Ruhestand. Kaum etwas bereitet ihm Freude, …
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Was einem das Leben alles bieten kann
Agathe von Anne Cathrine Bomann
Der 72 jährige Psychiater, dessen Namen wir nicht kennen, will bald in den Ruhestand gehen. Seine Tage sind lang und unerfüllt, er zählt die Sitzungen bis zu seinem Ruhestand. Kaum etwas bereitet ihm Freude, er findet in seiner Arbeit schon lange keine Erfüllung mehr. Als seine kompetente Sekretärin ihm noch eine weitere Patientin vermittelt, ist er erst erbost, fügt sich aber in sein Schicksal und so lernt er Agathe Zimmermann kennen. Sie ist Deutsche, lebt aber mit ihrem französischen Mann in Paris. Sie hat viele Probleme, von denen sie dem Psychiater erzählt. Der ist das erste mal seit langer Zeit wieder aufrichtig bei der Sache, und es scheint so, als ob ihm Agathe noch sehr viel mehr geben kann.
Dieses kleine Büchlein wirkt auf den ersten Blick gar nicht so tiefgründig wie es in Wahrheit ist. Dem Leser wird eine Geschichte geboten, die einem auf gewisse Weise Mut macht. Der Alltagstrott kann durchbrochen werden, egal wie alt man ist. Ein paar nette Gesten für die Mitmenschen und das eigene Leben gewinnt etwas positives.
Die Charaktere, allen voran der namenlose Psychiater, wirkten erst ein wenig fremd auf mich. Ich konnte zu Beginn der Lektüre nicht viel mit ihnen anfangen. Dies wandelte sich aber ganz eindeutig im weiteren Verlauf des Romans. Ab und an ließ sich ein Blick hinter die Fassade werfen.
Die Leidensgeschichte der Sekretärin ist ein weiterer Handlungsstrang. Sie war dem Psychiater viele Jahre eine wertvolle Stütze, er nahm dies alles gar nicht wahr. Doch auch hier zeigt die Autorin sehr viel Einfühlungsvermögen und verknüpft die Geschichte der beiden.
Dieser Roman hat mich sehr gut unterhalten, er hat mich überrascht und mich häufig zum nachdenken angeregt. Absolute Leseempfehlung!
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Gebundenes Buch
ansprechend erzählt - man fliegt durch die Seiten
Anne Catherine Bomann erzählt die in den 1940ern spielende Geschichte des fast 71jährigen Psychiaters ohne Namen, der in einem Pariser Vorort lebt und praktiziert, zeitlebends funktionierte und sich nun auf seinen Ruhestand freut. …
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ansprechend erzählt - man fliegt durch die Seiten
Anne Catherine Bomann erzählt die in den 1940ern spielende Geschichte des fast 71jährigen Psychiaters ohne Namen, der in einem Pariser Vorort lebt und praktiziert, zeitlebends funktionierte und sich nun auf seinen Ruhestand freut. Täglich zählt er die bis dahin noch vor ihm liegenden Therapiesitzungen und findet Trost in der stetig schrumpfenden Zahl.
Jahrzehntelang war er als Psychiater tätig, immer mehr Routine stellte sich ein, genau wie das Gefühl, dass das Leben in seinem Alter nur noch aus Wiederholungen bestehe.
Dann erobert Agathe einen Therapieplatz für sich, obwohl der Psychiater keine neuen Patienten mehr annehmen möchte. Sie lässt sich einfach nicht abwimmeln, ist überzeugt, dass er der einzige ist, der ihr nach mehreren Aufenthalten in geschlossenen Psychiatrien mit Elektroschocks und weiteren in dieser Zeit üblichen Behandlungen, helfen kann – durch Zuhören, was sie bislang in ihrer Behandlung vermisste. Von ihrer ersten Sitzung an verändert sich das Leben des sonst nur auf seinen Beruf fixierten Psychiaters, der Agatha von Anfang an „gut riechen“ kann und sich immer mehr auf die gemeinsamen Gespräche freut.
Letztendlich helfen sich beide gegenseitig, über ihr Leben, ihre (Selbst-)Zweifel, die Erwartungen, die sie nicht erfüllt haben und sich deshalb minderwertig fühlten, nachzudenken, zu sprechen und ihrem Leben eine neue Richtung zu geben.
Die Autorin beschreibt dieses in sehr leisen Tönen und einem ausgesprochen angenehmen Schreibstil; mir gefällt besonders gut, dass keine Anglizismen genutzt wurden, was auch daran liegen könnte, dass die Originalausgabe auf Französich geschrieben wurde.
Das Buch selber ist kleiner und dünner als ich zunächst erwartet habe, beinhaltet aber soviele schöne, treffende Sätze, über die man nachdenken kann. Das Buch besitzt keinen Schutzumschlag und wirkt durch die Farben- und Motivwahl ein wenig nostalgisch, klassisch. Die Kapitel sind kurz gehalten und beim Lesen fliegt man durch das Buch, mag es gar nicht mehr aus der Hand legen, auch weil es sehr geschickt abwechslungsreich aufbereitet wurde. Erzählende Kapitel wechseln sich mit Krankenhausakten oder Briefen ab, die Charakteren sind von Anfang an sympathisch und wachsen beim Lesen immer mehr ans Herz.
Insgesamt wurde die ansprechende Geschichte, die sich mit der Angst, auch vor dem Tod, der eigenen Leere, mit Schuldgefühlen und Selbstzweifeln, nicht ausgereicht zu haben, mit dem Gefühl, einsam und lebendig begraben, vom Leben selbst enttäuscht zu sein und der beginnenden Befreiung aus diesem, dem sich selbst und sein Leben wertschätzen, sehr fesselnd erzählt.
Einige Aussprüche sehr treffend und schön formuliert; viele Details oder Hintergründe werden nicht komplett aufgedeckt, so dass die Geschichte eher zeitlos und allgemeingültig daherkommt und jeder Leser sie nach seinem Empfinden ausschmücken und weiterspinnen kann. Dennoch würde ich diese Erzählung nicht als tiefgründig bezeichnen, denn sie kann zwar beim Lesen nachdenklich stimmen, wirkt aber nicht nach.
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Gebundenes Buch
Jeder sollte seine Agathe finden
Mit fast 72 Jahren entschließt sich ein Psychiater, seine Arbeiten zu beenden und in den Ruhestand zu gehen. Doch seine Sekretärin nimmt noch eine neue Patientin auf, Agathe. Zunächst ist der Arzt nicht gerade erbaut darüber, doch mit der Zeit …
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Jeder sollte seine Agathe finden
Mit fast 72 Jahren entschließt sich ein Psychiater, seine Arbeiten zu beenden und in den Ruhestand zu gehen. Doch seine Sekretärin nimmt noch eine neue Patientin auf, Agathe. Zunächst ist der Arzt nicht gerade erbaut darüber, doch mit der Zeit merkt er, wie er sich auf die Termine mit Agathe freut …
Dieses Büchlein verzaubert den Leser auf ganz eigene Art und Weise. So seltsam, wie der bis zum Ende namenlos bleibende Psychiater lebt, denkt und handelt, man muss ihn einfach ins Herz schließen. Auch lebt er in einer Zeit, die nicht einfach war und ist. Würde seine Geschichte in der Gegenwart spielen, würde sie nicht funktionieren. Nur „damals“ war die ganze Konstellation so möglich.
Wunderbar schildert Anne Cathrine Bomann ein für den Leser erschreckend trauriges Leben, aber auch, dass es nie zu spät ist, Entscheidungen rückgängig zu machen, neu zu starten, die Richtung zu ändern, an sich zu arbeiten. Sehr einfühlsam, aber nicht belehrend, mit ganz viel Gefühl und einer schönen Dosis Humor lässt sie den Leser an Situationen teilhaben, die so oder ähnlich jederzeit in unmittelbarer Nähe geschehen können. Fast kein Aspekt des Lebens wird in dieser kurzen, aber intensiven Geschichte, nicht angeschnitten. Man sollte es nicht glauben, wie viel in so wenigen Worten gesagt werden kann. Wunderschön, intensiv, bewegend und bereichernd – so empfinde ich das Buch.
Das Thema Liebe spielt hier eine zentrale Rolle, jedoch nicht auf die Weise, die man so kennt. Denn Liebe ist nicht nur eine Sache zwischen einem Mann und einer Frau, sie kann auch zwischen Chef und Angestellter stattfinden – auf einer völlig anderen Ebene, nicht körperlich, nicht sexuell, sondern eben platonisch. Weniger wert ist sie dennoch nicht.
Die Sprache, die Bomann ihrem Ich-Erzähler gibt, ist sanft und dennoch eindringlich. Die kurzen Kapitel lesen sich sehr gut und geben dem Leser den nötigen Raum, die Eindrücke zu verarbeiten. Wie der Protagonist, so wacht auch der Leser aus einer Art Dornröschenschlaf auf und überdenkt die eine oder andere Einstellung zu sich und dem Leben. Zu verfolgen, wie der Psychiater seine Patienten wieder klarer sieht, mehr Interesse an seiner eigenen Kunst findet und sich dabei selbst rettet, ist einfach zauberhaft.
Ich habe das Buch nicht aus den Händen legen können und in einem Satz gelesen. Da es nur 156 Seiten hat, mag das einfach erscheinen. Aber die Zeit muss man sich auch erst einmal nehmen, zumal zwischendurch einfach ein wenig Raum und Zeit fürs Sackenlassen sein muss, für die Reflektion und das Genießen der Momente. Manche Bücher verändern die Leser. Für mich gehört „Agathe“ dazu. Ich liebe es! Und deshalb bekommt es von mir fünf Sterne.
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Gebundenes Buch
Ein Psychiater blickt sehnsuchtsvoll auf seinen baldigen Ruhestand, den er sich mit 72 Jahren ja auch verdient hat. Die letzten fünf Monate - soviel Zeit gibt er sich noch - plant er mehr oder weniger "abzufrühstücken", die Termine mit den Patienten nur abzusitzen.
Doch …
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Ein Psychiater blickt sehnsuchtsvoll auf seinen baldigen Ruhestand, den er sich mit 72 Jahren ja auch verdient hat. Die letzten fünf Monate - soviel Zeit gibt er sich noch - plant er mehr oder weniger "abzufrühstücken", die Termine mit den Patienten nur abzusitzen.
Doch dann passiert so einiges - aus heiterem Himmel muss er für eine unvorhersehbare Zeitspanne ohne seine Sekretärin, die die Praxis quasi "schmeisst" auskommen. Vor ihrem Weggang drückt sie ihm jedoch entgegen der klaren Absprache noch eine neue Patientin aufs Auge - eben Agathe. Sie ist anders als alle bisher dagewesenen und durch sie beginnt er seine Arbeit und auch sich selbst in einem anderen Licht zu sehen.
Man schreibt das Jahr 1948 und der Protagonist ist über 35 Jahre in seiner Praxis in Paris tätig. Ich habe mich gefragt, wie er darin quasi unbeschadet zwei Weltkriege und mehrere Regierungen, von denen vor allem eine ziemlich extrem war, überstehen konnte.
Die dänische Autorin Anne Cathrine Bomann schreibt sehr fokussiert, sie klammert das Umfeld, sämtliche Entwicklungen, die für ihre Geschichte aus ihrer Sicht nebensächlich sind, komplett aus. Mich als Historikerin hat das bei der Lektüre sehr gestört, denn dadurch wurden gewisse Entwicklungen für mich kaum nachvollziehbar, ja eigentlich unlogisch.
Ich weiß, als Leser sollte man sich nicht auf derartige Nebenschauplätze versteifen, aber der Leser ist ja ebenso wie der Autor ein Individuum, das von zahlreichen Einflüssen geprägt ist und somit auch - bewusst oder unbewusst - unzählige Erwartungen mit sich bringt. In diesem Falle passte die Ausführung der Autorin definitiv nicht zu den Erwartungen der Leserin!
Auch mit dem Stil hatte ich durchaus meine Probleme, wenn ich auch stellenweise die unterhaltsamen, ja humorvollen Einsprengsel durchaus genießen konnte. Doch leider erschien mir der Roman trotz seiner Kürze zu häufig als zu langatmig und als zu belanglos in seinen Schilderungen - die Botschaften der Autorin, so scheint es, gingen häufig an mir vorbei - um ihn uneingeschränkt genießen zu können.
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Gebundenes Buch
Bietet Interpretationsspielraum
Zum Inhalt: Obwohl er eigentlich schon angefangen hat, die Tage bis zu seinem Ruhestand zu zählen und er eigentlich keine neuen Patienten mehr annehmen möchte, ist eine weitere Patientin fest entschlossen sich nur von ihm behandeln zu lassen. Dabei ahnt er …
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Bietet Interpretationsspielraum
Zum Inhalt: Obwohl er eigentlich schon angefangen hat, die Tage bis zu seinem Ruhestand zu zählen und er eigentlich keine neuen Patienten mehr annehmen möchte, ist eine weitere Patientin fest entschlossen sich nur von ihm behandeln zu lassen. Dabei ahnt er noch nicht, dass diese Patientin auch für ihn einiges verändern wird – ganz plötzlich taut der ältere Herr wieder auf, beginnt sich wieder mehr für sein Umfeld zu interessieren und am Leben teilzunehmen. Zu Beginn des Buches sind ihm seine Patienten mit ihren Problemen eher lästig, zum Ende hin macht es ihm wieder Freude, anderen Menschen bei der Überwindung ihrer Schwierigkeiten zu helfen.
Mit seinen 160 Seiten ist „Agathe“ ein eher schmales Buch für einen Roman. Und meiner persönlichen Ansicht nach entspricht „Agathe“ auch sonst eher nicht den Merkmalen eines klassischen Romans. Dafür hängen die einzelnen Abschnitte mit ehrlich gesagt zu wenig zusammen. Anne Cathrine Bomann lässt uns in einzelnen Szenen aus dem Leben und der beruflichen Tätigkeit des bis zum Ende des Buches lediglich „der Psychiater“ ist.
Dabei sind die Szenen und Informationen, die die Autorin ihrer Leserschaft präsentiert, klug gewählt, regen zum Nachdenken an und berühren. Man empfindet Mitleid mit diesem älteren Herren, der sich so von seinem Umfeld zurückgezogen hat und isoliert fühlt. Allerdings kratzen mir viele der Szenen zu sehr an der Oberfläche. Ich hätte mir zum Beispiel mehr Informationen zum Leben des Psychiaters gewünscht, angefangen bei seinem Namen. Es hat sich irgendwie unpersönlich angefühlt, ihn bis zum Ende des Buches nur als den „Psychiater“ bezeichnen zu können.
Was mir bis zum Ende hin auch nicht ganz klar geworden ist, ist die „Beziehung“, die der Psychiater zu seiner neuen Patientin (Agathe) entwickelt. Es ist eine etwas merkwürdig anmutende Faszination, die ihn da gepackt zu haben scheint.
Allerdings verfügt Anne Cathrine Bomann über einen sehr anmutigen, wundervollen Schreibstil, der der Geschichte viele Emotionen einhaucht, ganz besonders die melancholischen Momente und bittersüßen Szenen gewinnen unglaublich durch die Wahl der treffenden Worte.
Zuletzt noch ein Wort zu der wunderschönen Gestaltung des Buches, das anmutet, als wäre es mit Stoff bezogen und im Stil wie ein altmodischer Sofabezug daherkommt. Das Äußere des Buches passt dabei sehr gut zu dem Inhalt und selbst der kleine Spatz auf dem Cover scheint eine Anspielung auf einen Moment in der Handlung zu sein.
„Agathe“ lässt mir auf der einen Seite ein wenig zu viel Raum für Interpretationen, auf der anderen Seite hat mich die übertriebe Faszination des Psychiaters für seine Patientin Agathe etwas irritiert. Auf der anderen Seite hat mich die Einsamkeit dieses Mannes berührt und der Schreibstil hat mir unglaublich gut gefallen. Daher komme ich in einer Gesamtwertung zu einer Bewertung mit drei Sternen.
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Gebundenes Buch
Eine tiefgründige Geschichte, die nachdenklich stimmt
„Agathe“ ist eine ungewöhnliche Geschichte über das Leben, Veränderungen und Freundschaft von der Autorin Anne Catherine Bormann.
Ein Psychiater, der kurz vor seinem Ruhestand steht, möchte seine …
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Eine tiefgründige Geschichte, die nachdenklich stimmt
„Agathe“ ist eine ungewöhnliche Geschichte über das Leben, Veränderungen und Freundschaft von der Autorin Anne Catherine Bormann.
Ein Psychiater, der kurz vor seinem Ruhestand steht, möchte seine letzten Patiententermine eigentlich nur noch hinter sich bringen und zählt seine letzten Termine. Obwohl er klar angewiesen hat, dass er keine neuen Patienten mehr annehmen möchte, macht seine Sekretärin einen Termin mit Agathe, die manisch-depressiv ist und bisher noch nicht bei ihm war. Durch die Gespräche mit ihr wird ihm bewusst wie einsam er ist und wie leer sein Leben im Laufe der Zeit geworden ist und er beginnt ganz langsam umzudenken.
Die Handlung des Buches konzentriert sich auf das Wesentliche. Es geht um Agathe und den Psychiater, deren Aufeinandertreffen für beide Veränderungen bedeuten, aber während Agathe die Nähe des Psychiaters suchte, erkennt er erst im Laufe der Treffen seine Fehler und die Notwendigkeit für Neuanfänge.
Viele der gestellten Fragen haben mich zum Nachdenken angeregt und dazu angehalten diese für mich zu beantworten. Dadurch haben mich die 160 Seiten sehr viel länger beschäftigt als ich ursprünglich vermutet hatte.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und leicht zu lesen. Die recht kurzen Kapitel eignen sich gut dazu im Anschluss über die Themen, die jedem geläufig sind und denen jeder täglich begegnet, nachzudenken und eigene Schlüsse zu ziehen. Nähe, Freundschaft, Veränderungen, Neuanfänge, Chancen nutzen, dem Leben stets Neues einzuhauchen und aus festgefahrenen Wegen herauszutreten sind nur einige der Botschaften, die die Autorin unterhaltsam und tiefgründig zugleich vermittelt.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und es wird mich gedanklich noch einige Zeit beschäftigen.
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Gebundenes Buch
Ein Psychiater, der die Tage bis zu seinem Ruhestand zählt: Anne Cathrine Bomann hat sich für ihr Büchlein „Agathe“ einen schrulligen 71-jährigen Mann ausgesucht, den man mindestens als weltfremd bezeichnen kann. Denn er zählt zwar die Patientengespräche, …
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Ein Psychiater, der die Tage bis zu seinem Ruhestand zählt: Anne Cathrine Bomann hat sich für ihr Büchlein „Agathe“ einen schrulligen 71-jährigen Mann ausgesucht, den man mindestens als weltfremd bezeichnen kann. Denn er zählt zwar die Patientengespräche, die er noch führen muss, rückwärts, hat allerdings so gar keinen Plan davon, was er in seinem Ruhestand eigentlich machen will.
Doch als er eine neue Patientin bekommt, Agathe, beginnt er über sein Leben nachzudenken und macht Agathe – ohne dass diese dies weiß – zu seiner Muse, die ihm dabei hilft, seine alltägliche Routine zu durchbrechen. Auch seine eigenen Angstzustände werden schließlich zum Thema.
Anne Cathrine Bomann erzählt dies alles in kleinen, nur wenige Seiten umfassenden Kapiteln. Ein vollständiges Bild, eine weit ausgeführte Handlung ergibt sich daraus nicht. Es sind vielmehr kleine Mosaiksteinchen, die man selbst legen und selbst ergänzen muss.
Mich hat das Buch etwas zwiegespalten zurückgelassen. Sprachlich fand ich es schön erzählt, wunderschöne poetische Sätze sind immer wieder eingefügt. Manche Sätze wirken vielleicht ein wenig zu sehr wie Sätze aus der Ratgeberliteratur, aber nichtsdestotrotz ist der Roman leichtfüßig erzählt und das Erzählte immer wieder in schönen sprachlichen Bildern verdichtet. „Die Schwerkraft zog meine Mundwinkel zu Boden“, heißt es etwa an einer Stelle. Oder, bei einem unangekündigten Besuch über das Überreichen des Blumenstraußes: „sie nahm den Strauß entgegen, und anscheinend half er ihr, sich daran zu erinnern, wie man ein Mensch war“.
Der leicht ironische Ton, die überraschenden Pointen und Wendungen gehören zu den Stärken des Buches. Die Handlung fand ich als nicht ausführlich genug. Auch sind einige Szenen nicht überzeugend, da sie überzogen zugespitzt sind. So soll der 72-Jährige, der im Haus seiner Eltern lebt, noch nie etwas weggeworfen haben, sondern alles so belassen haben. Auch dass jemand mit fast 72 Jahren die Welt zum ersten Mal so richtig erlebt, war für mich zu viel des Guten. Mir hätte es gereicht, wenn er der schrullige Psychiater geblieben wäre, der er am Anfang des Buches ist. Die Autorin hat allerdings daran Spaß gefunden, immer wieder noch eine Schippe draufzulegen, bis aus dem schrulligen alten Mann ein grotesk wirkender Mann wird. Schade.
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Eines vorweg: Indem der Verlag das kleinformatige, nur 155 Seiten währende Büchlein als Roman bezeichnet, tut er der Geschichte Unrecht und weckt falsche Erwartungen. Meiner Meinung nach haben wir es hier mit einer Novelle zu tun, wie sie ab dem 19. Jahrhundert definiert wurde.
Der …
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Eines vorweg: Indem der Verlag das kleinformatige, nur 155 Seiten währende Büchlein als Roman bezeichnet, tut er der Geschichte Unrecht und weckt falsche Erwartungen. Meiner Meinung nach haben wir es hier mit einer Novelle zu tun, wie sie ab dem 19. Jahrhundert definiert wurde.
Der namenlose Protagonist, ein 71jähriger Psychiater, praktiziert Ende der 40er Jahre in einem Pariser Vorort noch immer. Am Leben nimmt er wenig Anteil und zählt die noch verbleibenden Therapiegespräche ungeduldig rückwärts. Doch wie es im Ruhestand weitergehen soll, davon hat er keine Vorstellung. Seine Vergangenheit bleibt zu großen Teilen im Dunkeln. Selbst seine Sekretärin Mme Surrugue, die seit Jahrzehnten für ihn arbeitet, ist ihm fremd geblieben. Als Mme Surrugue gegen seinen Willen einer weiteren Patientin, der 38jährigen Agathe, Termine einräumt, wird wie von Zauberhand ein Prozess eingeleitet, der das Leben des Protagonisten von Grund auf auf den Kopf stellt.
Der dänische Autorin, ebenfalls Psychologin, gelingt das Kunststück, in schwebend-leichten Sätzen Wehmut und Melancholie wachzurufen. Wer wie ich die Geschichte als Novelle liest, wird dies genießen können und sich zum Nachdenken über das Leben anregen lassen. Wer die Tiefgründigkeit und Detailvielfalt eines Romans in der Geschichte sucht, wird sie unweigerlich vermissen müssen.
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Anne Cathrine Bomanns Schreibstil ist angenehm leicht lesbar. Ich mag die kurzen Kapitel. Ein gelungener Debütroman, teils poetisch, teils philosophisch. Mir hat „Agathe“ sehr gefallen. Ein wirklich ungewöhnliches Buch. Sprachlich ein Juwel.
Der Hauptprotagonist, ein …
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Anne Cathrine Bomanns Schreibstil ist angenehm leicht lesbar. Ich mag die kurzen Kapitel. Ein gelungener Debütroman, teils poetisch, teils philosophisch. Mir hat „Agathe“ sehr gefallen. Ein wirklich ungewöhnliches Buch. Sprachlich ein Juwel.
Der Hauptprotagonist, ein alternder Psychiater, dessen Namen der Leser bis zum Ende der Geschichte nicht erfährt, erscheint auf den ersten Blick verschroben und kommt ziemlich eigenartig rüber. Er freut sich allem Anschein nach auf seinen Ruhestand und zählt die Patientenzahl herunter. Ich fragte mich unwillkürlich: „Und dann?“ Denn der Psychiater lebt zurückgezogen, ist ein sehr einsamer Mensch, ohne Familie, ohne Freunde. Er lässt keine Nähe zu und sucht auch keine Nähe zu Anderen. Selbst zu seiner Sekretärin, Madame Surrugue, pflegt er ein distanziertes Verhältnis, obwohl sie ihm schon über 35 Jahre treu zur Seite steht. Er weiß nichts von ihr und wünscht es sich wahrscheinlich auch nicht. Und auch zu seinem Nachbarn hat er keinerlei Verbindung, außer dass er die Geräusche aus der Nachbarwohnung registriert.
Und dann kommt Agathe. Mit dieser neuen Patientin bricht bei unserem Psychiater der Panzer auf., sein Leben wird auf den Kopf gestellt. Agathe ist eine Patientin mit ernsten Problemen, sie hat bereits Schlimmes bei ihren stationären Aufenthalten erlebt. Trotzdem versteht sie es, unserem Psychiater mit ihren Fragen und Antworten einen Spiegel vorzuhalten und Verkrustungen aufzulösen. Übrigens, das Cover mit dem Vogel erklärt sich im Laufe der Geschichte.
Der wichtigste Satz ist für mich: „Ein Leben ohne Liebe ist nicht viel wert.“
Fazit: Ein Buch, dessen Inhalt noch lange nachhallt und zum Nachdenken anregt. Mich hat die Geschichte sehr berührt. Daumen hoch. Mein erste Lese-Highlight 2019.
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