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Benutzername: 
brenda_wolf
Wohnort: 
Oberfranken

Bewertungen

Insgesamt 170 Bewertungen
Bewertung vom 18.09.2024
# Health Upgrade
Walbrun, Alina

# Health Upgrade


ausgezeichnet

Gesund und glücklich

Alina Walbrun verspricht mit ihrem Ratgeber “Health Upgrade” dem Leser 101 Hacks und Tipps zu bietet, um sofort gesünder zu leben.

Von den 9 Hallmarks of Aging hatte ich noch nicht gehört. Sie verraten, was im Körper während des Alterungsprozesses passiert. Bekannt war mir hingegen, was Alina Walbrun über die Blue Zones zu berichten hat. Darunter versteht man die Regionen auf der Welt, in denen Menschen statistisch gesehen am längsten leben. Gesunde Hundertjährige sind dort die Regel. Sie haben das Rezept für ein glückliches, gesundes und langes Leben.

Fest steht, manche Menschen scheinen langsamer zu altern als andere. Es lässt sich ein Muster im Lebensstil erkennen. Drei Säulen sind für eine langes und glückliches Leben ausgemacht worden: Gesunde Ernährung, Bewegung und ein intaktes soziales Umfeld.

Wem wundert es: Das Körpergewicht ist ein wichtiger Grundpfeiler um gesund zu werden und zu bleiben. Eisbaden ist übrigens auch ein Hack auf Alina Wabruns Liste. Sehr gesund, aber nicht jedermanns Sache. Aber vielleicht tut es auch Wassertreten bis zum Knie in unserem Brunnen vor dem Haus. Mache ich täglich, egal bei welchem Wetter.

In einem Kapitel geht es um die Darmgesundheit und was wir dafür tun können. Hier spielt die Ernährung eine wichtige Rolle, sie sollte unbedingt ballastoffhaltig sein. Und … Überraschung!!! Auch regelmäßiger Sport wirkt sich positiv auf den Darm aus.

Ein Kapitel befasst sich mit der mentalen Gesundheit, ein anderes mit der Haut. Es geht in den “Health Upgrade”-Hacks um Entspannung, um Intervallfasten, dem täglichen Zellreset, um Blutzuckerspitzen und Heißhungerattacken, wie Hormone wirken und noch viel mehr. Zum Schluss gibt es noch ein paar Rezepte.

Alina Walbrun ist als Medfluencerin DocAlina in den Social Media unterwegs. Sie ist angehende Ärztin und hat in ihrem Ratgeber einiges an Wissen angesammelt. Das meiste war mir bekannt. Wer sich für eine gesunde Lebensweise interessiert, hat sicherlich darüber schon etliches gelesen. Trotzdem ist es gut, in diesem Buch das geballte Wissen vorzufinden. Das Buch ist für Laien leicht verständlich abgefasst und liest sich flüssig. Der Aufbau der einzelnen Kapitel ist übersichtlich und logisch aufgebaut. Insgesamt ist das Buch ansprechend gestaltet.

Fazit: Ein umfassender Ratgeber für alle. Denn Gesundheit ist unser wichtiges Gut.

Bewertung vom 15.09.2024
Todeskalt / Löwenstein & Berger Bd.2
Stoltz, Nikolas

Todeskalt / Löwenstein & Berger Bd.2


ausgezeichnet

Düster und mystisch

Die Kriminalpsychologin Caro Löwenstein erhält einen verstörenden Anruf ihrer alten Freundin Melanie. Sie klingt panisch und wird angeblich verfolgt. Der Anruft bricht abrupt ab und Melanie ist telefonisch nicht mehr zu erreichen. Alarmiert fährt Caro in das kleine verschneite Dorf Oberweildorf im Taunus. Dort entdeckt sie eine Mädchenleiche in einem alten Turm. Doch von Melanie keine Spur. Auf weitere Anrufe reagiert Melanie nicht. Ihr Handy scheint tot zu sein.

"Todeskalt" liest sich suuuuper spannend. Der Autor hat zielgenau meinen Nerv getroffen. Die perfekte Mischung aus Spannung, Mystik und Geheimnis. „Todeskalt“ ist der zweite Thriller des Autors Nikolas Stoltz rund um Kriminalpsychologin Caro Löwenstein, Kommissar Simon Berger und ihr Team. Ich kannte den ersten Band noch nicht, bin aber problemlos in die Geschichte eingestiegen.

Es tauchen viele Fragen auf. Wurde des Mädchen Johanna ermordet oder war es Selbstmord, wie der örtliche schroffe und unkollegiale Kommissar Schilling behauptet. Was hat es mit der Legende um die „Erlöserin“ auf sich? Nach und nach tun sich Abgründe auf. Zudem quälen Caros Kollegen, Simon Berger Alpträume und jetzt versetzt ihn auch noch der Mörder seiner Freundin, Reiner Kollnitz, in starken emotionalen Aufruhr.

Nicolas Stoltz schafft es, eine beklemmende und unheimliche Atmosphäre zu erzeugen, die den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt Die Kapitel sind angenehm kurz. Die Protagonisten Caro und Simon sind vielschichtig und glaubwürdig dargestellt. Der Gruseleffekt kommt nicht zu kurz. Ich hatte zwischendurch Gänsehaut.

Ein bisschen fragwürdig fand ich allerdings Caros, aber auch Simons, Alleingänge. Aber das tat der Spannung einen Abbruch. Das Ende war nicht vorauszusehen. Mit der Auflösung hatte ich nicht gerechnet, fast kam sie mir ein bisschen zu abrupt.

Fazit: Ein spannender, aber auch düsterer Krimi mit Gänsehautfaktor.

Bewertung vom 12.09.2024
In den Wald
Vaglio Tanet, Maddalena

In den Wald


ausgezeichnet

Die Lehrerin

Ein beeindruckendes Romandebüt von Maddalena Vaglio Tanet.
Der Roman spielt im Jahre 1970 im italienischen Piemont von Biella. Eine zweiundvierzigjährige Lehrerin verschwindet eines Morgens im Wald. Was veranlasst Silvia sich in den Wald zurückzuziehen? Eine ihrer Schülerinnen, die elfjährige Giovanna, hat den Freitod in einen Gebirgsbach gesucht und Silvia gibt sich die Schuld. Völlig kopflos verlässt sie das Dorf, ohne was mitzunehmen, nur ihre Lehrerinnentasche trägt sie bei sich.

Während der Leser in die Stille und die Geräusche des Waldes eintaucht, kämpft Silvia mit ihren inneren Dämonen. Familie und Dorfbewohner suchen sich Sie will nicht gefunden werden.
Maddalena Vaglio Tanet schreibt in einer klaren Sprache. Die Hauptprotagonistin ringt mit unausgesprochenen Wahrheiten, die von der Autorin sehr gut vermittelt werden. Die Geschichte entwickelt sich langsam, ist mysteriös und wirft Fragen auf. Leider konnte mich die Geschichte nicht durchgehend fesseln. In dieser emotionalen Reise in die menschliche Psyche lesen wir aber auch von Gewalt in diesem scheinbar idyllischen Dorf.

Interessant ist, dass die Autorin von einer wahren Geschichte zu diesem Roman inspiriert wurde. Auch in ihrer Familie verschwand eine Lehrerin für mehrere Tage und niemand weiß, was sie dazu veranlasst hatte.

Fazit: Ein Roman über Schuld, Verlust und letztlich auch Erlösung.

Bewertung vom 01.09.2024
Über Leben und Tod
Klenk, Florian

Über Leben und Tod


ausgezeichnet

Jeder Tod riecht anders
Der Jurist und Journalist Florian Klenk, schickt uns mit seinem faszinierenden Buch tief in die Abgründe der Gerichtsmedizin des österreichischen Professors Christian Reiter. Übrigens betreiben beide einen Podcast: Klenk+Reiter - Der FALTER-Podcast aus der Gerichtsmedizin.

«Ich wüsste, wie der perfekte Mord geht, werde mich aber hüten, es jemandem zu verraten», sagt Christian Reiter. Bis 2020 obduzierte Reiter am gerichtsmedizinischen Institut in der Wiener Sensengasse, jetzt ist er eigentlich im Ruhestand, aber als Gutachter ist er nach wie vor im Einsatz. In diesem Buch erfahren wir auch einiges über seine eigene Familiengeschichte, denn schon seine Vorfahren beschäftigten sich mit dem Tod.

Oh ja, zwischendurch wird es gruselig. Reiter geht vielen alten Fällen mit Akribie und wissenschaftlichen Methoden auf den Grund. Wir lesen von Pesttoten und Vampiren. Das Buch bietet nicht nur Einblicke in die wissenschaftliche Präzision der Gerichtsmedizin, sondern auch in die menschlichen Geschichten hinter den Fällen. Reiters Leidenschaft ist beeindruckend. In seinem Studierzimmer sammelt er Artefakte des Todes, die mir einen Schauer über den Rücken jagen.

Der Autor Felix Klenk schreibt auch für Laien verständlich. Das Buch liest sich spannend wie ein Krimi.

Fazit: «Über Leben und Tod» ist es ein spannendes Buch nicht nur für Krimifans mit Gänsehautgarantie.

Bewertung vom 21.08.2024
Du kennst sie
Jennett, Meagan

Du kennst sie


ausgezeichnet

Hinter der Maske

Debüt gelungen! Meagan Jennett legt mit „Du kennst sie” einen bemerkenswerten Thriller vor.

Die Barkeeperin Sophie Braam arbeitet in einem angesagten Etablissement. Sie arbeitet schon lange in diesem Beruf und hat längst das Vertrauen ihres Chefs erworben. Sie hat sich an die Übergriffe und Anzüglichkeiten ihrer Kundschaft gewöhnt. Sie hat immer ein professionelles Lächeln und ein paar unverbindliche Worte parat. Doch hinter ihrer Maske brodelt es. Sie verabscheut diese Typen. Und als sich eines Tages Mark Dixon, ohne sie zu fragen, an ihren Rotwein bedient, bringt das endgültig das Fass zum Überlaufen. Sie schafft sich den Kerl vom Hals. Mark Dixion ist Sophies erster Mord, der erste einer Serie. Danach kennt sie keine Skrupel mehr und sie ist nicht zimperlich in ihrem Vorgehen.

Nora Winter, die schwarze Polizistin, die Murphs Nachfolgerin werden soll, hat es nicht leicht in ihrem Job. Sie muss sich gegen die Männer behaupten. Nachts wird sie von Alpträumen geplagt. Nora ist erst kürzlich in diese Gegend gezogen und so freundet sie sich mit Sophie an. Ahnt sie das etwas mit dieser rätselhaften Barkeeperin nicht stimmt?

Meagan Jennetts Schreibstil ist prägnant und fesselnd. Die Charaktere sind authentisch gezeichnet. Sophies Arbeit als Barkeeperin, beschreibt sie detailgetreu. Jennett kennt das Kolorit hinter dem Tresen, da sie selber mal in diesem Beruf jobbte. Sophies Gedanken und ihr Hass werden spürbar, sie verabscheut diese Typen, die Frauen Gewalt antun, die kein Nein akzeptieren und die die Schuld den Frauen zuschieben: Sie hat mich verrückt gemacht. Sophie ist intelligent, sie ist aufmerksam und wach, sie versteckt ihre Empfindungen hinter einer Maske. Aber auch Nora ist klug und beobachtet sehr genau. Zwei faszinierende Frauen, im Guten wie im Bösen.

Schade, dass der Roman einige Längen aufweist.

Fazit: Ein außergewöhnlicher Thriller.

Bewertung vom 19.08.2024
Unser Buch der seltsamen Dinge
Godfrey, Jennie

Unser Buch der seltsamen Dinge


ausgezeichnet

Beste Freundinnen und ein Plan

“Unser Buch der seltsamen Dinge” von Jennie Godfrey ist in erster Linie ein Roman über Familie und Freundschaft. Die Geschichte spielt Ende der 70iger Jahre. Ein Serienmörder, bekannt als Yorkshire-Ripper, dem bereits 13 Frauen zum Opfer fielen, hält die Welt in Atem.

Miv lebt zusammen mit ihren Eltern und ihrer Tante Jean in einer kleinen Stadt in Yorkshire. Ihre Mutter ist krank. Seit zwei Jahren ist sie verstummt, deshalb kümmert sich die Tante um die Familie. Der Vater beschließt von der Gegend wegzuziehen, doch Miv möchte unbedingt bleiben. Sie will sich nicht von ihrer besten Freundin Sharon trennen. Deshalb fasst sie den waghalsigen Plan, sie und Sharon werden den Mörder zur Strecke bringen. Miv und Sharon erstellen Listen, sammeln Hinweise und beobachten die Menschen in ihrer Umgebung. Dabei enthüllen sie viele Geheimnisse und lernen bemerkenswerte Menschen kennen.

Die Autorin erzählt sehr einfühlsam. Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet. Sie beschreibt die Freundschaft zwischen Sharon und Miv wie eine Wippe. Miv hat die Ideen und Sharon setzt sie um. Auch das Bild von Mivs Zuhause ist sehr plastisch dargestellt. Miv empfindet Sharons Zuhause als farbenfroher als ihr eigenes, dass in ihren Augen grau und braun war, seit die Mutter nicht mehr sprach. Die Situation zuhause nimmt Miv die Luft. Sie vermisst ihre Mum, wie sie vorhergewesen war. Trotzdem sagt Miv an einer Stelle: Meine Familie war vielleicht kaputt, aber wir hatten sie provisorisch wieder gekittet. Was hinter der Krankheit ihrer Mutter steckt, erfährt der Leser ganz zum Schluss.

Von der Quelle in Knaresborough hatte ich bisher noch nicht gehört, die Gegenstände in kurzer Zeit versteinern lässt, da sie immens viele Mineralien enthält.

Der Roman führt den Leser in die Welt der 70iger Jahre, er zeigt ein Abbild dieser Zeit und ihrer Gesellschaft. Manche Dinge haben sich leider nicht zum Besseren geändert, wie Mobbing, Rassismus und Gewalt.

Fazit: Ein berührender Roman, der den Finger in Wunden legt.

Bewertung vom 16.08.2024
Die Löwin von Jerusalem
Laurin, Ruben

Die Löwin von Jerusalem


ausgezeichnet

Die Badende

Der Autor Thomas Ziebula, hier unter dem Namen Ruben Laurin, hat sich einem interessanten Thema mit Bathseba und König David angenommen. Von Thomas Ziebula kenne ich schon etliche Romane, die in ihrer Art sehr unterschiedlich sind, über Historische Romane und Historische Krimis und nun also ein Stoff aus der Bibel.

Wir befinden uns im Jahre 1000 v. Chr. vor den Toren von Hebron, einer Stadt in Israel. Die knapp sechzehnjährige Bathseba und der Hirtenjungen David verlieben sich in einander, als sie ihn mit viel List vor dem Angriff einer Löwin rettet. David möchte sie zur Frau nehmen, aber Bathseba ist bereits Uriah, einem Offizier des Königs versprochen.

Ich erinnere mich, in meiner Kindheit von David gehört zu haben, der als Hirtenjunge den Riesen Goliat mit einem Stein aus seinen Steinschleuder tötete, der später König von Israel wurde. Für mich war der Verfasser der Psalmen und Urvater des künftigen Messias immer ein glorifizierter Held. Um seine dunklen Seiten hatte ich mir keine Gedanken gemacht, um den Herrscher, der Ehebruch begeht und der den Mann seiner Geliebten ermorden lässt. Und ja, er ging nicht zimperlich mit Feinden um. Das alles habe ich erst jetzt in der Bibel noch einmal nachgelesen, veranlasst durch diesen Roman.

Der Autor hat diese biblische Geschichte in einem fesselnden Roman verarbeitet. Bathseba wird als eine für ihre Zeit sehr selbstbewusste und starke Frau gezeichnet, die um ihre Liebe kämpft. Zumal sie in ihrer Ehe nicht glücklich geworden ist und von ihrem Mann misshandelt wird. Die Liebesgeschichte wird glaubhaft und berührend erzählt. Der Autor schickt uns auf eine Zeitreise, versetzt uns weit in die Vergangenheit. Als Leser habe ich das antike Jerusalem deutlich vor Augen, die Schauplätze und Örtlichkeiten, aber auch die Menschen dieser Epoche. Ruben Laurin versteht es gekonnt seine Leser:innen zu fesseln. Ich habe diesen sorgfältig recherchierten historischen Roman mit viel Freude genossen. Hilfreich ist das Glossar am Ende des Buches. Es erklärt Begriffe, die einem sich beim Lesen nicht gleich erschließen. Interessant auch das Nachwort, in dem der Autor noch einiges zur Entstehungsgeschichte verrät.

Fazit: Ein ganz besonderer historischer Roman. Unbedingt lesen.

Bewertung vom 04.08.2024
Reise nach Laredo
Geiger, Arno

Reise nach Laredo


gut

Nicht so ganz mein ‚Geiger‘

Auf dieses Buch hatte ich mich wirklich gefreut, denn ich bin von Arno Geigers Schreibstil begeistert. ‚Das glückliche Geheimnis‘ und ‚Der alte König in seinem Exil‘ waren für mich absolute Lese-Highlights.

In diesem Buch geht es um dem todkranken Karl V. Er wurde bereits in jungen Jahren der erste König von Spanien. Im Jahr 1519 erbte er das Erzherzogtum Österreich und wurde als Karl V. zum römisch-deutschen König gewählt. Später wurde er als letzter römisch-deutscher König vom Papst zum Kaiser gekrönt und war damit nach Friedrich III. der zweite und letzte Habsburger, der von einem Papst gekrönt wurde. Diese Info habe ich aus Wikipedia. So erklärt sich mir auch die spanische und österreichische Linie der Habsburger.

Dieser König Karl V. hat im Alter alle seine Ämter abgegeben und sich schwerkrank in ein spanisches Kloster zurückgezogen. Soweit die Historie. Der Rest ist Fiktion. Dort begegnet er seinen illegitimen Sohn Geronimo, der gerade mal 11 Jahre ist. Mit ihm unternimmt er eine letzte Reise von Yuste nach Laredo.

Ich muss gestehen, dieses Buch schaffte es nicht, mich zu 100 % zu fesseln. Obwohl ich Geigers Schreibstil liebe, seine Poesie und seine tiefschürfenden Gedanken mag. Spannend fand ich hingegen, was ich über die Cagots erfahren habe, eine baskischen Menschengruppe, die in Spanien dieser Zeit verfolgt und diskriminiert wurde. In diesem Roman lernen wir das Geschwisterpaar Honza und Angelita kennen.

Trotz allem ist es ein kluges Buch, dass mir einiges an neuem Wissen ganz nebenbei vermittelt hat. Und es gab ganz viele schöne Sätze mit Substanz, die ich genossen habe.

Bewertung vom 26.07.2024
Der Bademeister ohne Himmel
Pellini, Petra

Der Bademeister ohne Himmel


ausgezeichnet

Keiner fehlt

Ich verrate es gleich im ersten Satz: Was für ein wundervolles Buch. Bitte mehr davon!!! Mich hat dieses Buch zu tiefst berührt.

Die fünfzehnjährige Linda spielt mit dem Gedanken, sie vor ein Auto zu werfen. Aber da sind noch der 86jährige Hubert, ehemals Bademeister, dessen Welt sich langsam auflöst und Kevin ihr gleichaltriger Freund, die sie davon abhalten. Und dann gibt es noch Huberts polnische Pflegekraft Ewa. Alle zusammen sind ein tolles Team.

Linda verbringt regelmäßig Zeit mit den an Demenz erkrankten Hubert, um seine polnische Pflegerin Ewa zu entlasten. Mit viel Feingefühl und Humor versucht sie, Huberts Erinnerungen an seine Frau Rosalie und die Sommer im Strandbad wachzuhalten. Huberts Zustand ist wechselhaft. Er hat gute und schlechte Tage. Die Löschtaste in Huberts Gehirn gewinnt immer mehr die Oberhand. Nur Rosalie hat er nicht vergessen. Er sucht sie und vermisst sie.

Linda sieht Huberts Zustand entspannt. Sie findet, für Hubert ist seine Welt völlig in Ordnung. Denn eigentlich ist es ganz simpel. Entweder man taucht in Huberts Welt ein. Oder man lässt es bleiben. Gegen ihn zu arbeiten ergibt keinen Sinn. Es ist wie beim Surfen, man geht mit der Welle. Linda versteht es mit Hubert umzugehen. Sie bejaht es, wenn er mal auf den Boden aufstampft. Es ist sein gutes Recht und tut ihm gut. Immerhin hat er eine Meinung zu vertreten. Er ist wer, nach wie vor.

Lindas Freund Kevin ist schlau. Er wächst wie sie, ohne Vater auf. Beide Väter haben die Familie in Stich gelassen. Ihre Freundschaft besteht seit klein auf und ist mit den Jahren noch gewachsen. Zusammen erfüllen sie sich einen Wunsch. Sie übernachten heimlich in der Kirche. Doch außer einen Schnupfen hat die Nacht nichts gebracht. Das Problem zwischen Linda und ihre Mutter ist, beide sind unfähig einen Dialog zu führen. Sie erreichen einander nicht. Linda hat das Gefühl, ihre Mutter klammert sich an sie und sie kann mit ihren Ängsten nichts anfangen. Linda ist alles, was sie noch hat. Papa ist weg. Oma ist tot.

Petra Pellini schreibt einfühlsam und authentisch. Ich habe mir das Gelesene auf der Zunge zergehen lassen wie ein leckeres Eis. Kein Wort ist zu viel und doch so voller Poesie und Weisheit. Und ganz ehrlich, ich habe es bewusst langsam gelesen, um länger was davon zu haben. Linda ist für mich ein ganz tolles Mädchen. Sie hat das, was vielen Menschen fehlt. Empathie. Ewa, die polnische Pflegekraft kann ich mir bildlich vorstellen. Wenn sie über Hubert sagt: Macht was er will! Oder: Beten macht Stress klein!

Ich musste oftmals schmunzeln. Z.B. wenn Hubert Giftanschläge vermutet oder seine Zahnprothese verschwunden ist. Betroffen machte mich Lindas schwarze Krähe, mit der sie sich übers Sterben streitet. Das Ende hat mich erschüttert. Damit war nicht zu rechnen.

Fazit: Lesen, lesen, lesen… unbedingt lesen. Der ‚Bademeister ohne Himmel’ ist mein absolutes Lesehighlight 2024.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.07.2024
Das Pfauengemälde
Bidian, Maria

Das Pfauengemälde


gut

Ana Erbe

Ana reist nach Rumänien, in die Heimat ihres verstorbenen Vaters, um das sagenumwobene Pfauengemälde in Empfang zu nehmen. Nach langen Kämpfen wurde das enteignete Gemälde aus dem Familienbesitz endlich von der Staatsregierung zurückgegeben.

Maria Bidians Debütroman ist sehr anstrengend zu lesen. Die vielen Familienverknüpfungen, die ineinanderfließenden Erinnerungen. Um ehrlich zu sein ich habe mich durch das gesamte Buch gequält und hatte immer gehofft, dass es irgendwann mal leicht zu lesen wird. Auch die vielen rumänischen Wörter und Sätze, die nicht übersetzt wurden, und die ich mir im Kontext nicht erschließen konnte, machten mir diesen Roman nicht angenehmer.

Interessant fand ich hingegen den Hintergrund der Geschichte. Darüber habe ich einiges über Google vertieft. Z.B., dass die Eigentumsrückgabe des enteigneten Besitzes gebunden ist an die rumänische Staatsangehörigkeit, und diese als eine Grundvoraussetzung für die Rückgabe des geraubten Eigentums an Grund und Boden ist gilt. Es ist eine Schande, wie die rumänische Staatsregierung unter den Kommunisten mit den ‚Rumäniendeutschen‘ verfahren ist. Um ehrlich zu sein, ich wusste darüber nicht allzu viel davon. Und so gesehen, hat mir der Roman trotz all der Mühen einiges gebracht.

Fazit: Ein nicht ganz einfach zu lesender Familienroman mit vielerlei Verknüpfungen, in dem ich viel über die rumänische Geschichte erfahren habe.