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brenda_wolf
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Oberfranken

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Insgesamt 157 Bewertungen
Bewertung vom 11.09.2023
Eigentum
Haas, Wolf

Eigentum


ausgezeichnet

Arbeit und Sparen, das Leben der Marianne Haas


Ich mochte Wolf Haas´Brenner-Romane sehr gerne, so war ich auf diesen Roman sehr gespannt.

Die fünfundneunzigjährige Mutter des Autors liegt im Sterben. Ihr Leben lang ging es ihr nicht gut, jetzt drei Tage vor ihrem Tod verkündet sie plötzlich, es ging ihr gut. Haas erinnert sich an Szenen ihres gemeinsamen Lebens und an die Erzählungen seiner Mutter. Seine Mutter war eine sparsame Frau. Sie strebte danach, es im Leben zu was zu bringen. Wir erfahren von ihrem Großvater, einem Kleinbauern, der einen kleinen Hof, ein sogenanntes Lechn, hatte, der aber damit nicht zufrieden war. Er verkaufte immer wieder sein Lechn um ihn gegen ein größeres einzutauschen, bis die Inflation kam und das Geld nichts mehr wert war. Der Lechn war futsch und aus dem Bauern wurde ein Knecht. So wollte die Mutter nicht leben, sie wollte raus aus der Armut. Und sie tat alles dafür, um sich was Eigenes zu schaffen. Aber sie war auch ein schwieriger Mensch. So sagte die Wirtin im Gasthaus zu Haas: `Deine Mutter war ein schwieriger Mensch. Sie hat fast jedem im Dorf einmal beleidigt.‘ Die Mutter konnte so vieles, sie konnte Strümpfe stopfen, zehn Bierkrüge auf einem Tablett auf einer Hand in den Biergarten tragen, blind mit Zehnfingersystem tippen, konnte Englisch und Französisch, aber sie konnte es nicht mit Menschen.

Ihr Leben bestand aus Arbeit und sparen. Bereits als Zehnjährige kam sie zu einem Bergbauern, denn zuhause war wenig Platz mit zehn Kindern. Marianne Haas war ihr Leben lang fleißig. Später musste sie Geld verdienen, um die Eltern beim Hausbau zu unterstützen

Am Ende schloss sich der Kreis. Die Mutter starb im selben Haus, in dem sie ihre beiden Söhne zur Welt gebracht hatte. Früher war es eine Gebärklinik, jetzt ein Altenheim.

Es ist kein Buch, dass man in einem Rutsch lesen kann. Es setzt Denkprozesse in Gang. Haas lässt mit seiner Mutter Marianne die Kriegsgeneration aufleben. Die Lebenseinstellung war damals eine deutlich andere, als die Vorstellung der Menschen heute von einem guten Leben. Die Menschen früher strebten nach Eigentum, waren fleißig und sparsam, drehten jeden Pfennig dreimal um, bevor sie ihn ausgaben. Heute ist sparen eher uncool. Man gibt sein Geld viel leichter aus, setzt auf Freizeitaktivitäten und Konsumgüter, man pflegt die Wegwerfmentalität, materielle Dinge werden angeschafft, kurze Zeit später trennt man sich schon wieder leichten Herzens davon. Es muss was Neues her. Der Wert der Dinge wird nicht mehr geschätzt. Okay, vielleicht haben sie auch keinen Wert. Uns allen wächst der Krempel über den Kopf.

Passend zum Inhalt ist das Cover, es vermittelt den Eindruck von Packpapier. Ich erinnere mich, dass meine Oma früher Bücher in Packpapier einband, z. B ihr Kochbuch. Ja auch da wurde gespart.

Die Sprache des Autors ist, wie in allen seinen Büchern, geradeheraus. Wolf Haas schreibt authentisch. Er schaut den Leuten aufs Maul. Und obwohl er seine Mutter kritisch beleuchtet, spürt man durch die Zeilen doch den Respekt und die Liebe zu seiner Mutter.

Fazit: Unbedingt lesenswert.

Bewertung vom 09.09.2023
Die 101 wichtigsten Fragen - Antisemitismus
Roth, Markus

Die 101 wichtigsten Fragen - Antisemitismus


ausgezeichnet

ANTISEMITISMUS – Ein uralter Hass und ein brandaktuelles Phänomen

Der Autor Markus Roth gibt in seinem Ratgeber auf 101 Fragen Antwort: Woher kommt dieser Hass auf Juden? Was sind die Wurzeln? Eliyah Hevemann sagt: Hass braucht keinen Grund. Stimmt das?

Den Begriff Antisemiten gibt es erst seit 1890. Er wurde von den Antisemiten selbst ersonnen, er sollte dem Judenhass einen wissenschaftlichen Anstrich geben. Doch der Hass geht viel weiter zurück.

Und was hat der Antisemitismus mit Verschwörungsmythen und der QAnon-Bewegung zu tun. Oder mit der Behauptung einer Existenz eines ‚tiefen Staates‘ (deep state). Die amerikanische Holocaust-Forscherin Deborah Lipstadt sieht im Judenhass den Wesenskern aller Verschwörungstheorien. Die Ritualmordlegende wird in diesen Kreisen stark verbreitet. Die Gefährlichkeit solche Legenden ist nicht zu unterschätzen.

Doch was sagt die Geschichte: Juden negieren die zentrale Säule des Christentums, nämlich Jesus von Nazareth als Gottessohn. Der Vorwurf des Gottesmord gegen die Juden ist bis heute wirkmächtig. Es gibt leider nichts zu beschönigen: Der Judenhass entspringt dem Christentum. Der Antisemitismus in der muslimischen Welt ist im Grunde ein Import aus dem Westen.

Die Geschichte zeigt, dass es Pogrome gegen Juden bereits in früheren Jahrhunderten gegeben hat. Z. B. machte man im Mittelalter Juden für die Pest verantwortlich.

Gesellschaftliche Krisen sind ein Nährboden für Hass und Vorurteile. Man braucht einen Sündenbock. Auch das Juden einen höheren Stellenwert auf Bildung legten, führte zu Neid und Missgunst.

Der Antisemitismus wird gerne heruntergespielt. Die AfD ist z.B. bemüht, den Antisemitismus als ein Problem darzustellen, das fest mit Migration verbunden sei. So sprach die AfD-Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch im März 2022 von einem ‚importierten islamischen Antisemitismus‘ und leitete daraus ein Scheitern der Migrationspolitik ab.

Fazit: Ein wertvoller Ratgeber über die Geschichte und die Gegenwart des Antisemitismus, der zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 08.09.2023
Fräulein Schopenhauer und die Magie der Worte
Müller, Lucca

Fräulein Schopenhauer und die Magie der Worte


ausgezeichnet

Schopenhauers Schwester

Was für eine Zeit! Man darf den Vater nicht unaufgefordert ansprechen. Ich habe den Roman um Adele Schopenhauer mit großer Spannung gelesen.

Nach dem Tod ihres Mannes zieht die vermögende Johanna Schopenhauer nach Weimar. Hier in dieser Stadt sind die Größen der damaligen Literatur versammelt. Während Adele mit ihr kommt bleibt Artur zurück in Hamburg. Die Zerrüttung der Familie nimmt ihren Anfang. Johanna ist vom kulturellen Leben der Stadt angetan und eröffnet einen Literatursalon. Als Gastgeberin empfängt sie auch häufig Goethe in ihrem Haus. Der Dichterfürst ist vor allem von Adele herzlich zugetan, er beschäftigt sich mit dem Mädchen und bittet sie sogar ihm ‚Vater‘ zu nennen. Goethe schätzt vor allem Adeles Papierschnitte, die er sammelt und mit poetischen Kompositionen an Freunde verschenkt. Eine enge und liebste Freundin wird der jungen Adele Ottilie von Pogwisch, die sich später mit Goethes einzigen Sohn August von Goethe vermählt. Der Sohn des Dichterfürsten leidet unter der Größe seines Vaters. Adele beschreibt ihn als geistlos, mürrisch und man sieht ihn selten nüchtern. Die Ehe der beiden verläuft nicht glücklich. Er ist eifersüchtig und wird oft handgreiflich und Ottilie hält es mit der Treue nicht so genau.

Mit Geld kann Johanna Schopenhauer nicht umgehen, selbst nachdem sie 70% ihres Vermögens durch den Bankrott des Bankhauses Muhl verloren hat, gibt sie das Geld mit beiden Händen aus. Das führt zu finanziellen Engpässen. Sie kommt auf die glorreiche Idee, Adele mit ihrem langjährigen Hausgast Gerstenbergk zu vermählen, um ihre Geldprobleme zu lösen. Als Adele dieses Ansinnen ausschlägt, kommt sie auf andere Lösungen, ihre Schulden in den Griff bekommen und fängt an Romane zu schreiben. Mit großem Erfolg. Sie scheint damit den Nerv der Zeit getroffen zu haben.

Auch Artur bringt sein erstes Buch heraus. Adele versucht ja immer wieder einen Draht zu ihrem Bruder zu bekommen. Bei einem Besuch erfährt sie, er hat eine Nachbarin die Treppe runtergestoßen und mit seiner Dienstmagd hatte er ein Kind. Aber nachdem das Kind verstorben ist, hat er ihr eine neue Stellung verschafft. Diese Kälte ihres Bruders betrübt Adele sehr.
Und Gerstenbergk hat sich bei mir ja nicht unbedingt Sympathien erworben. Er tröstet sich sehr schnell mit einer anderen, nachdem Johanna einen Schlaganfall erlitt.

Auf den weiteren Verlauf möchte ich nicht näher eingehen, um nicht zu viel zu verraten. Mir hat das Buch jedenfalls sehr gefallen. Ich habe einen Einblick in die damalige Zeit des gehobenen Bürgertums erhalten. Die Autorin schreibt sehr anschaulich in der dritten Person und sprachlich der Zeit angepasst. Man bekommt als Leser ein Feeling dieser Zeit. Die Charaktere sind authentisch gezeichnet, ein Kopfkino entsteht.

Adele und Johanna sind beide faszinierende Persönlichkeiten. Der große Philosoph und Hochschullehrer Arthur Schopenhauer wird als ein Unsympath gezeichnet, der er anscheinend auch wirklich war. Ich habe im Netz nachgelesen, dass er ein alter Grießgram und Pessimist war. Trotzdem habe ich große Achtung vor seinem Lebenswerk.

Die Lebensumstände der Frauen dieser Zeit empfand ich als erschreckend. Von Frauenrechten und Emanzipation war man weit entfernt. So reisten Frauen z. B. noch in Männerkleidung, um vor zudringlichen Männern sicher zu sein. Der Freiheitsdrang von Johanna erscheint mir deshalb als außerordentlich mutig. Sie erkämpft sich ihr unangepasstes Leben, ebenso wie es Adele später tut und einige Frauen, denen wir im weiteren Verlauf der Geschichte begegnen, z.B Annette von Dorste-Hülshoff oder Sibylle Mertens-Schaaffhausen.

Fazit: Eine rundum gelungene Romanbiographie, die ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 17.08.2023
Prophet
Blaché, Sin;Macdonald, Helen

Prophet


gut

Science-Fiktion-Fans werden Prophet lieben.

In einer ländlichen Gegend in England steht plötzlich wie aus dem Nichts ein American Dinner aus den 80iger Jahren. Auch sonst tauchen Gegenstände auf, die man sich nicht erklären kann. Und es gibt Todesfälle. Der Geheimdienst wird aktiv und holt Sunil Roa aus dem Gefängnis und gibt ihn Adam Rubenstein, als Bewacher an die Seite. Beide hatten schon mal was miteinander zu tun. Sie waren gemeinsam im Einsatz in Afghanistan. Seitdem leidet Roa an einer posttraumatische. Was dort vorgefallen ist, erfährt man so nach und nach. Roa besitzt eine einzigartige Inselfähigkeit. Er erkennt was falsch ist, zudem besitzt er ein fotographisches Gedächtnis. Die beiden Ermittler bilden ein perfektes Team. Rubenstein ist der hyperkorrekte Soldat, der keine Gefühle zeigt, während Roa sein Herz auf der Zunge trägt.

Ein Buch, das ich nicht so recht einzuordnen weiß. Obwohl zu Anfang sehr spannend, später hatte es jedoch einige Längen, ist es für mich definitiv kein Thriller. Prophet ist für mich ein Science-Fiktion-Roman. Und damit hat es für mich schon an Pluspunkten verloren, denn Science-Fiktion ist so gar nicht mein Ding. Leider!

Was mir jedoch gefallen hat, waren die Dialoge. Manches muss man erahnen. Viele Botschaften standen unausgesprochenes steht zwischen den Zeilen. Richtig greifbar waren für mich beide Protagonisten nicht. Schade. Der Roman lässt sich trotz der Länge von 528 Seiten gut lesen. Der Schreibstil ist flüssig. Die Liebesgeschichte hatte ich nicht erwartet. Und wer Science-Fiktion liebt wird Prophet lieben.

Fazit: Für Science-Fiktion-Fans ein MUSS. Sie werden es lieben.

Bewertung vom 08.08.2023
Der Trost der Schönheit
Arnim, Gabriele von

Der Trost der Schönheit


ausgezeichnet

Schönheit sprengt Grenzen
‚Die lebenskluge Frau ist weder oberflächlich noch selbstsüchtig, sie ist nicht verwöhnt oder anspruchsvoll, denkt wach, schert sich wenig um Konventionen und amüsiert sich mit ihren guten Gedanken, an denen sie andere teilhaben lässt.‘ Zitat.

Ach, wie ich dieses Buch liebe. Gabriele von Armin schreibt so poetisch, sie findet Schönheit in allen Dingen. Ich habe jedes einzelne Wort genossen, mir auf der Zunge zergehen lassen. Sie hat Recht: Es gilt das Leben in seiner bestehenden Fülle zu entdecken. Es gibt so viel zu sehen, zu hören, zu lernen, zu wissen, zu genießen, zu kochen, zu reden, zu singen, zu mögen, so viel zu fragen, zu wagen und zu vergessen … und so wenig Zeit. Gabriele von Armin schreibt: Die Schönheit des Alters liegt in der Ruhe der Wünsche. Doch auch: Im Alter dunkelt das Leben sich ein. Schnell noch ein bisschen Schönheit speichern, Farbe und Licht, ein grauer Himmel, an dem dicke Wolkenfrauen mit mächtigen Brüsten und Hintern wandern und im nächsten Moment zu einem riesigen Mann werden, den ein kleiner Windstoß enthauptet und nun fliegt sein Kopf hinter ihm her.

Ein Buch mit tiefempfundener Altersweisheit. Das Jetzt mit offenen Sinnen erleben. Gabriele von Armin schreibt: Manchmal spüre ich Räume in mir, die noch immer verschlossen sind, verriegelt, unzugänglich.

Ich erkannte mich in vielen Sätzen wieder. Sätzen, die direkt ins Herz treffen. Die Autorin ist mir zu einer lieben Freundin geworden. Denn auch ich finde Trost in der Schönheit, sonst müsste ich am Leben verzweifeln.
Fazit. Ein wundervolles Buch, dass die Seele wärmt.

Bewertung vom 15.07.2023
Refugium / Stormland Bd.1
Lindqvist, John Ajvide

Refugium / Stormland Bd.1


sehr gut

Massaker in den Schären

John Ajvide Lindqvist, der Stephen King des Nordens, hat in Schweden längst Kultstatus erlangt. Sein neuster Thriller »Refugium« ist der Auftakt zu einer großen neuen Spannungstrilogie.
Julia Malmros, Krimiautorin und Expolizistin, recherchiert zu ihrem neuesten Krimi. Sie soll die erfolgreiche Millenium-Reihe des verstorbenen Stieg Larsson weiterführen. Sie holt sich den Computercrack Kim Ribbing mit ins Boot. Der junge Mann mit den langen schwarzen Haaren ist sehr eigen, er trägt an einem Kindheitstrauma.

In der Mittsommernacht geschieht auf einer Insel in den Schären ein grausames Verbrechen. Zwei vermummte Männer, bewaffnet mit Maschinengewehren, löschen innerhalb von wenigen Sekunden sechs Menschenleben aus. Nur Astrid Helander, die 14jährigeTochter des Gastgebers überlebt. Julia und Kim sind die ersten, die am Tatort eintreffen, da Julia ein Sommerhäuschen auf der Nachbarinsel hat.

Mit den Ermittlungen ist Julias Exmann Johnny betraut. Doch auch Julia und Kim mischen mit. Julia war mit dem Gastgeber Olof Helander seit Kindertagen befreundet.

Völlig unerwartet wird Julias Millenium-Band von der Lektorin abgelehnt. Julia ist am Boden zerstört, in einem TV-Interview macht sie ihrem Ärger Luft.

»Refugium« ist spannend zu lesen. Die beiden Protagonisten Julia und Kim sind gut gezeichnet und geben zwei faszinierende Charaktere ab. Kim erinnert schon ein bisschen an Stieg Larssons Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist ist die Vorlage für Julia. Der Hammer ist, in Wirklichkeit wurde dem Autor John Ajvide Lindqvists sein Millenium-Entwurf vom Verlag abgelehnt. So hat er sein Manuskript kurzerhand umgeändert und als Auftakt zu einer eigenständigen Thriller-Trilogie herausgebracht. Komisch ist, ich hatte tatsächlich die ganze Zeit das Gefühl, dass dieses Buch von einer Frau geschrieben wurde. Das hat der Autor gut hinbekommen.

Leider konnte mich das Buch nicht durchgängig fesseln. Ab etwa der Hälfte empfand ich manches als vorhersehbar oder langatmig, dass wurde erst wieder zum Schluss besser. Dennoch ein spannender Einstieg in die Stromland-Triologie.

Bewertung vom 06.07.2023
Über Leben in der Klimakrise
Glimbovski, Milena

Über Leben in der Klimakrise


ausgezeichnet

Tomorrow ist to late

Wer jetzt noch die Klimakrise leugnet, dem ist nicht mehr zu helfen. Angesicht der ansteigenden Temperaturen, massiven Dürren, Wassermangel und extremen Wetterphänomene stellt sich die Frage: Was kann ich eigentlich tun? Wie kann ich meinen CO² Fußabdruck als Privatperson verringern?

Neu war für mich, dass den Begriff ‚CO² Fußabdruck‘ von der Ölindustrie groß gemacht wurde. Sie kreierten eine Kampagne, um mit dem Finger auf jeden Einzelnen von uns als verantwortlich für die Klimakrise zu seinen. Sprich jeder Einzelne von uns könne seinen CO² Fußabdruck verringern und die Welt retten. Und klar, die Industrie ist fein raus.

Die Autorin Milena Glimbovski ist übrigens die Gründerin der Unverpackt-Läden-Bewegung, außerdem ist sie Speakerin für die Themen Nachhaltigkeit und Umwelt.

Die Autorin prangert das Greenwashing beim Thema Nachhaltigkeit an. Viel Konzerne schmücken sich mit diesem Begriff Nachhaltigkeit, um sich ein ;Grünes; Image zu verschaffen. Mit grünem Konsum, die Welt besser machen, klappt nicht, schreibt die Autorin. Man kann die Welt nicht mit etwas reparieren, mit dem man sie kaputt macht.

Ansteigende Temperaturen, massive Dürre, extreme Wetterphänomene – die Klimakrise ist längst auch bei uns in Deutschland angekommen. Die Trinkwasserversorgung ist nicht mehr sicher. Denn nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter kann das Wasser knapp werden. Wir machen es uns leicht, wenn wir glauben, das Trinkwasser kommt aus dem Hahn. Die Landwirtschaft hat es so schwer wie nie zuvor, während der Meeresspiegel steigt. Doch selbst wenn die politisch Verantwortlichen die große Katastrophe noch abwenden können: Viele klimatischen Veränderungen sind nicht mehr rückgängig zu machen. Wir haben keine Wahl, wir müssen uns anpassen. Die Aktivistin und Gründerin von Original Unverpackt Milena Glimbovski zeigt, wie es gehen kann. Sie stellt konkrete Maßnahmen vor, die wir politisch, aber auch privat umsetzen müssen, um eine klimaresiliente Gesellschaft zu schaffen.

Ein logischer Schritt wäre, dass Menschen, die an der Klimakrise verdienen, die mit der Zerstörung der Grundlage unserer Zivilisation ihr Geld verdienen, das Geschäft zu ruinieren. Ihnen das Handwerk zu legen oder zumindest in die Suppe zu spucken.

Fakt ist, die Klimakrise wird nicht einfach verschwinden. Der Klimawandel stellt uns immer wieder vor neunen Aufgaben. Und unsere Anpassung an den Klimawandel hat Grenzen.

Fazit: Leicht zu lesen, jedoch ein Thema mit Dynamit, ein Thema, dass uns allen wichtig sein sollte.

Bewertung vom 22.05.2023
So weit der Fluss uns trägt
Read, Shelley

So weit der Fluss uns trägt


sehr gut

Die Härte des Lebens
Auf dieses Buch hatte ich mich gefreut. Warum? Ich hatte mir genauso viel Lesevergnügen versprochen wie bei Delia Owens ‚Der Gesang der Flusskrebse‘. Denn Cover und Klappentext klingen verheißungsvoll. Ob Shelley Reads Debütroman ’So weit der Fluss uns trägt‘ meinen Erwartungen entsprechen konnte, erfahrt ihr hier.

Die 17-jährige Victoria Nash lebt auf einer Pfirsich Farm nahe dem kleinen Städtchen Iola am Fuße der mächtigen Berge Colorados im Tal des Gunnison Rivers. Sie ist schon sehr früh gezwungen Verantwortung für ihre Familie zu übernehmen, denn die Mutter verstarb als sie noch ein kleines Mädchen war. Neben dem Vater und dem Bruder hat sie auch noch für einen Onkel, der versehrt aus dem Krieg zurückkehrte und auf den Rollstuhl angewiesen ist, zu sorgen. Zeitlich befinden wir uns im Jahre 1948.

Eines Tages begegnet ihr auf der Straße ein fremder junger Mann, der ihr Herz stolpern lässt. Es ist der Indianerjunge Wilson Moon. Er ist so anders. ‚Er erlebte die Zeit nicht so wie die anderen Menschen. Er hatte es nie eilig, er empfand die Schweigepause nicht als peinlich. Er blickte nur selten in die Zukunft, und in die Vergangenheit noch weniger.‘ Die Einheimischen verachten den Fremden wegen seiner indigenen Herkunft. Sie jagen ihn aus dem Ort. Wil versteckt sich im Wald. Viktoria trifft sich heimlich mit ihm in seiner Hütte in den Bergen. Dann wird Wil brutal ermordet. Viktorias Bruder ist tief in die Geschichte verstrickt. Und Viktoria stellt bald fest, dass sie schwanger ist. Nachdem ihre Schwangerschaft nicht länger zu verbergen ist, flieht auch sie in die Berge und bringt ihr Kind ganz alleine in der Hütte, in der sie sich mit Will getroffen hatte, zur Welt.

Der Schreibstil der Autorin sehr bildhaft und poetisch. Der Leser erlebt die Geschehnisse hautnah. Die Atmosphäre in Viktorias Familie ist seltsam düster. Es ist eine sonderbare Schwere spürbar. Die Natur erlebt der Leser zum Teil als atemberaubend, zum Teil aber auch als bedrohlich. Die Protagonistin ist authentisch beschrieben. Viktorias Kraft und Überlebenswillen kommen glaubhaft rüber. Auch die Boshaftigkeit, besonders die ihres Bruders, ist von der Autorin gut skizziert. Stellenweise rutschte der Text in die Langatmigkeit ab, da musste man dann Geduld aufbringen.

Ein bemerkenswerter Satz: Das Außergewöhnliche lauert immer unter dem Gewöhnlichen.

Fazit: Ein wunderbares Debüt, jedoch nicht ganz so gut wie mein Favorit ‚Der Gesang der Flusskrebse‘.

Bewertung vom 26.04.2023
Bergfreundinnen
Schlosser, Antonia;Kestler, Katharina;Heudorfer, Katharina

Bergfreundinnen


ausgezeichnet

Der Reiz der Berge
Was macht die Faszination Berge aus? Vielen reicht es ja schon, sie von unten zu bewundern. Wahren Bergfreundinnen genügt das nicht. Sie müssen rauf, ob zu Fuß, mit dem Mountainbike oder mit Skiern. Die Freiheit liegt auf dem Berg.

Für Anfänger ist es jedoch immer ratsam sich jemandem Erfahrenen anzuvertrauen, der einem in verschiedene Techniken einweist bzw. seine Erfahrungen an einem weitergibt. Aber auch der Profi ist in den Bergen gerne mit einem Buddy unterwegs.

Berge sind Herausforderungen, sie zwingen uns, unsere Komfortzonen zu verlassen, über unsere persönlichen Grenzen hinauszugehen, denn nur so können wir über uns hinauswachsen. Und das fühlt sich richtig gut an.

Im Buch ‚Bergfreundinnen‘ gibt es ein kleines ABC fürs Anfangen. Das sollte man sich als Neuling unbedingt genauer ansehen. Die Tipps reichen von den Alpenvereinen, über Ausrüstung, Tourenwahl bis zum Wetter und der planvollen Zeit.

Ein wichtiges Thema ist die Selbsteinschätzung. Es kann absolut gefährlich werden, sich selbst zu überschätzen. Es sollte vermieden werden, sich plötzlich in einer Situation zu befindet, wo man sich fragt, wie bin ich da nur reingeraten und was mache ich jetzt. Okay, es kann trotzdem passieren. Jetzt heißt es vor allem die Angst unter Kontrolle zu bringen. Genau deshalb, sollte man in den Bergen nicht nur körperlich fit, sondern auch mental stabil sein.

Im Buch finden wir Adressen von Bergfrauen-Communitys, denen man sich anschließen kann. Aber auch ein Kapitel über die dunkle Seite der Berge: dem Bergtod.

Auch ich bin dem Reiz der Berge verfallen, deshalb übte das wunderschöne Cover mit den drei Freundinnen, die auf einem Felsvorsprung sitzen, große Faszination auf mich aus. Was ich von dem Buch erwartete, waren Inspiration, Motivation, Leidenschaft, neue Blickwinkel. Leider war das Buch der drei Bergfreundinnen für mich nicht der große ‚Bringer‘. Der berühmte Funke sprang nicht auf mich über. Die Interwies mit verschiedenen Sportlerinnen sind für Otto-Normal-Frau zwar interessant, aber sie wirken eher entmutigend auf Normal-Sportlerinnen wie mich.

Fazit: Das Buch bietet einiges an Insiderwissen, ist jedoch kein Buch für mich. Ich habe mich als Normal-Sportlerin hier nicht wieder gefunden.

Bewertung vom 14.04.2023
Muskeln - die Gesundmacher
Froböse, Ingo

Muskeln - die Gesundmacher


sehr gut

Lebensnotwenig: Fitte Muskeln

Muskel ist nicht gleich Muskel. Prof. Dr. Ingo Froböse, Deutschlands Sportwissenschaftler Nr. 1, erklärt in seinem Ratgeber die drei grundverschiedenen Muskeltypen, den Aufbau der Muskulatur, welche Rolle das Bindegewebe und die Faszien spielen und das Muskelkraft nicht gleich Muskelmasse ist.

Wenn wir regelmäßig Sport treiben, beeinflussen wir aktiv die Zusammensetzung unserer Muskeln und damit unsere körperliche Leistungsfähigkeit, das sollte jedem von uns klar sein. Denn leider beginnt der Muskelabbau bereits im Alter von 30 Jahren. Regelmäßiges Training hilft bis ins hohe Alter die Muskelkraft zu erhalten und schützt vor Muskelverlust.

Doch der Muskel benötigt Nährstoffe, die wichtigsten Baustoffe sind die Proteine, sie müssen regelmäßig nachgetankt werden. Überrascht hat mich die hohe Proteinwertigkeit des Hühnereis. In ihm sind alle essentiellen Aminosäuren enthalten, die vom Muskel zu hundert Prozent verwendet werden.

Doch was haben Stress und Angst mit unseren Muskeln zutun oder das berühmte Zähneknirschen im Schlaf? Und stimmt es wirklich: Fitte Muskeln, fittes Gehirn?

Prof. Dr. Ingo Froböse legt uns hier einen sehr komplexen Ratgeber vor, der für den Laien sehr schwer zu lesen ist. Bodybuilder, Sportler und Mediziner, die sich mit dieser Thematik schon eingehender befasst haben, finden hier sicherlich tiefergehende Erkenntnisse für sich. Für mich persönlich zu wissenschaftlich, ich fühlte mich überfordert.

Fazit: Ein anspruchsvolles Sachbuch, jedoch für Laien nicht geeignet.