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Lola Vasquez ist leicht zu unterschätzen: Sie ist zierlich, eher unscheinbar, kümmert sich liebevoll um ihre Pflegetochter Lucy und hilft ihren bedürftigen Nachbarn oft mit Lebensmitteln oder der Miete aus. Das ist allerdings nur ihre eine Seite: Denn sie ist auch eine rücksichtslose Drogenlady, eine brillante Gang-Leaderin mit einem hohen body count. Das bekamen auch ihre Rivalen zu spüren und ihr Bruder Hector, den sie aus strategischen Gründen in den Knast geschickt hatte. Seit sie ein Bündnis mit der Staatsanwältin Andrea geschlossen hat, die hinter ihrer makellosen Fassade selbst mit…mehr

Produktbeschreibung
Lola Vasquez ist leicht zu unterschätzen: Sie ist zierlich, eher unscheinbar, kümmert sich liebevoll um ihre Pflegetochter Lucy und hilft ihren bedürftigen Nachbarn oft mit Lebensmitteln oder der Miete aus. Das ist allerdings nur ihre eine Seite: Denn sie ist auch eine rücksichtslose Drogenlady, eine brillante Gang-Leaderin mit einem hohen body count. Das bekamen auch ihre Rivalen zu spüren und ihr Bruder Hector, den sie aus strategischen Gründen in den Knast geschickt hatte. Seit sie ein Bündnis mit der Staatsanwältin Andrea geschlossen hat, die hinter ihrer makellosen Fassade selbst mit Drogen handelt, herrscht Lola über ihr eigenes Gebiet.

Es könnte also alles gut sein. Als aber eine schwangere Frau sie bittet, dafür zu sorgen, dass ihr fieser Ehemann weiter hinter Gittern bleibt, ahnt Lola nicht, dass dieser kleine Gefallen sie in einen weiteren Drogenkrieg führen wird. Und bald muss sie feststellen, dass die größte Gefahr nicht von der konkurrierenden Rivera-Gangausgeht, sondern in ihrer unmittelbaren Nähe lauert: Hector wurde aus dem Gefängnis entlassen, aber kann sie ihm vertrauen? Und auch Andrea hat anscheinend ihre ganz eigene Agenda ... Bald brennt es an allen Ecken und Fronten, und Lola muss all ihre tödlichen Managerqualitäten einsetzen, um das Allerschlimmste zu verhindern und ihre Lieben zu schützen. Koste es, was es wolle.
Autorenporträt
Scrivner Love, MelissaMelissa Scrivner Love ist die Tochter eines Polizisten und einer Gerichtsstenographin. Sie studierte Englische Literatur an der New York University und zog danach nach Los Angeles. Sie arbeitete für eine Reihe von Fernsehserien, darunter Life und CSI Miami. Für eine Episode von Person of Interest wurde sie mit einem Edgar ausgezeichnet. Für ihren ersten Roman, Lola, erhielt sie den Dagger Award 2018. Sie lebt in Los Angeles.

Wörtche, ThomasThomas Wörtche, geboren 1954. Kritiker, Publizist, Literaturwissenschaftler. Beschäftigt sich für Print, Online und Radio mit Büchern, Bildern und Musik, schwerpunktmäßig mit internationaler crime fiction in allen medialen Formen, und mit Literatur aus Lateinamerika, Asien, Afrika und Australien/Ozeanien. Herausgeber der »global crime«-Reihe metro in Kooperation mit dem Unionsverlag (1999 - 2007), der Reihe »Penser Pulp« bei Diaphanes (2013-2014). Gründete 2013 zusammen mit Zoë Beck und Jan Karsten den (E-Book-)Verlag CulturBooks und gibt ein eigenes Krimi-Programm für Suhrkamp heraus. Co-Herausgeber des Online-Feuilletons CULTurMAG.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.10.2020

Mord-Life-Balance
Melissa Scrivner Loves Thriller „Capitana“ erzählt vom Alltag einer alleinerziehenden Gang-Chefin in Los Angeles
Lola Vasquez ist eine Frau, die ihren Kopf, ihr Herz und schon im Prolog ihren Arm für die Gang hinhält. Sie verletzt sich selbst, um die Polizei von ein paar College-Kids abzulenken, die gerade bei ihr Heroin gekauft haben. Die Studenten hätten den Cops aus Angst alles erzählt, was sie hören wollen. Und bald schon ist klar: Hier geht es nicht um Mitleid mit leichtsinnigen Jugendlichen, um Moral, sondern darum, die eigene Haut zu retten, indem man ihr einen Schnitt zufügt.
Die Welt dieser weißen Kids, die Welt aus Universitäten und Bewerbungsunterlagen, liegt weit entfernt von der Welt der Lola Vasquez. Sie lebt in Huntington Park, im Süden von Los Angeles, in einer ärmlichen Wohnung. Der Thriller beginnt mit kleinen Problemen: Der Fernseher läuft, und Lolas Pflegetochter Lucy will ihr Müsli nicht aufessen. Aber das Brutzeln der Spiegeleier in der Pfanne kündigt einen Bruch an. Es klingelt, die Eier brennen an, und eine schwangere Frau will, dass Lola den Ehemann für sie umbringt.
Lola Vasquez erhält häufig solche Bitten, sie ist die Chefin der Drogenbande Crenshaw Six. Außerdem ist sie alleinerziehend, sie wäscht, kocht und tötet. Die Männer, ihre „Soldaten“, gehorchen ihren Befehlen, prügeln, schießen, foltern, wenn sie es so sagt.
Das ist die Grundidee des Buches: Hier zielt kein ergrauter Don Corleone den Feinden zwischen die Augenbrauen, kein zerknitterter Walter White, kein dicker El Chapo, sondern eine junge Frau, knapp fünfzig Kilo schwer, in weißem Feinripp-Unterhemd und Cargohose. Und diese Idee verkauft sich gut.
„Capitana“ ist die Fortsetzung von Scrivner Loves Romandebüt „Lola“, das 2017 in den USA erschien. „Capitana“ funktioniert auch ohne den ersten Teil, der vom Aufstieg der Titelheldin in der Drogenfamilie handelt. Im zweiten Teil sind die Tage der Selbstbehauptung vorüber, Lola wickelt souverän die Geschäfte ihrer Gang ab, besucht ihren Bruder im Gefängnis, bringt ihre Pflegetochter Lucy zur Schule.
Bis jene Frau vor ihrer Tür auftaucht, deren angeblich prügelnder Ehemann gar nicht ihr Ehemann ist. Die richtige Dosis Pathos macht sich in Schlüsselsätzen bemerkbar, wenn Lola realisiert: „Sie hat einen Mann namens Paulo Cortes getötet, einen der Gründer des Rivera-Kartells. Lola hat getan, was Männer tun. Sie hat einen Krieg angefangen. Sie weiß nur nicht, warum.“
Man merkt dem Thriller an, dass die Autorin Melissa Scrivner Love auch fürs Fernsehen geschrieben hat, unter anderem für „C. S. I. Miami“: Die Szenen wechseln schnell, Action und Gefühl reihen sich dramaturgisch sauber aneinander, die Sätze sind klar und filmisch. Die kalifornische Sonne scheint auf Asphalt, Armut, Actionszenen und Schießereien. Dabei zeigt der Krimi auch einen Funken schwarzen Humor, wenn es um das „Kaliber“ eigene Mutter geht oder die neuen antirassistischen Bemühungen bei der Polizei, die der Latina gerade ungelegen kommen.
Der Krimi schafft eine Frauenfigur, die trotz Klischeegefahr ambivalent und damit interessant bleibt. Die Heldin Lola Vasquez schwankt zwischen eigener Verletzbarkeit und Kalkül, zwischen Moral und Mord. Und bis zum Ende bleibt offen, wie verkommen ihr Seelenleben wirklich ist.
MARLENE KNOBLOCH
„Sie hat einen Krieg
angefangen. Sie weiß nur
nicht, warum.“
Melissa Scrivner Love:
Capitana. Thriller. Aus dem
Englischen von Andrea Stumpf und Sven Koch. Hg. v.Thomas Wörtche. Suhrkamp, Berlin 2020. 333 Seiten, 15,95 Euro.

DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Hannes Hintermeier bewundert, wie Melissa Scrivner Love Gesellschaftskritik, Cliffhanger sowie die Muttergefühle und die blutrünstige Kaltschnäuzigkeit ihrer Drogenkartell-Chefin unter einen Hut bringt. Geübt im Crime bietet die Autorin laut Hintermeier Spannung und umgekrempelte Rollenklischees, Action und softe Momente, etwa, wenn restrospektiv das Kindheitstrauma der Heldin aufgearbeitet wird. Für Hintermeier ein routinierter Krimi, der auch den Kitsch nicht scheut.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.11.2020

Lola rennt
Weibliche Perspektive II: Melissa Scrivner Love entfesselt einen Drogenkrieg in Los Angeles

Ist jetzt alles genau wie sonst - nur andersherum? Wo einst Finstermänner schmutzige Geschäfte machten, sind im Zuge der Gleichstellung, die auch den Drogenhandel nicht unberührt lässt, Frauen in Führungspositionen gelangt. Im fiktiven Drogenhandel ist es jedenfalls so weit, und dass die Wachablösung nicht nach Schema F verläuft, liegt am Formulierungsvermögen von Melissa Scrivner Love. Nach dem Auftakt "Lola" (deutsch 2019) serviert sie ihren Leserinnen nun die Fortsetzung. Aus dem Originaltitel "American Heroin" wurde deswegen ein zielgruppengerechtes "Capitana".

Lola Vasquez, achtundzwanzig Jahre jung, Latina aus dem Stadtteil Huntington Park im Großraum Los Angeles, steht an der Spitze des Drogenkartells "The Crenshaw Six", nachdem sie ihren Freund im ersten Band zum Tode befördert und die Macht übernommen hat. In ihr steckt beides, "Heldin und Schurkin", rechtsstaatlich betrachtet mehr Schurkin, muss man sagen. Lag es am Vater? Nein, die Mutter war drogensüchtig - Heroin, das Zeug, dessen Verkauf die Tochter jetzt reich macht. Aber die Mutter ist immer noch da, stört die Kreise Lolas, die als liebende Ziehmutter der kleinen Lucy einen Charakterzug offenbart, den man landläufig nicht mit einem Drogenboss assoziiert.

Denn im Berufsleben ist Lola ein Velociraptor, eine Überlebenskünstlerin, die vor keinem Blutbad zurückschreckt und im Kugelhagel noch perfekt funktioniert. Also doch Supergirl in Comic-Manier? Jein, Scrivner Love hat einfach Spaß daran, männliche Stereotype des Genres auf den Kopf zu stellen und Actionszenen mit "soft boiled"-Passagen zu kombinieren. So wie sie gern Lebenswelten aufeinanderkrachen lässt.

Ethnische Grenzlinien, Einkommensgrenzen, Statusfragen, Gang-Hierarchien: verhasste Latinos, überhebliche Weiße, und doch müssen sie zusammenarbeiten. Umgekehrt kennt Lola die Spielregeln der (noch) herrschenden Klasse nicht. Sie weiß nur, dass Bildung Teil der Aufsteigerbiographie sein wird, dass ihr Schützling Lucy auf eine bessere Schule wechseln muss, eine, bei der nicht immer wieder Schusswechsel den Schulweg lebensgefährlich werden lassen. Und doch schlummert in dem Mädchen schon das Biest kommender Jahre. Schnell lernt sie am Beispiel Lolas, was Geld und Schlimmeres alles regeln können.

Eine mögliche Kundenschicht ist brandgefährlich fürs Geschäft: "Wenn die Crenshaw Six an weiße Kids verkaufen, während die Stadt wieder mal das Drogenproblem bekämpft, wird es Lolas Gang hinter Gitter bringen, nicht die weißen Kids." Die Ordnungshüter, das sei erwähnt, spielen in dem tobenden Drogenkrieg eine Nebenrolle.

Zwei Frauen, eine Mission - "die Macht und Herrschaft der Männer zu brechen": Staatsanwältin Andrea, die als Partnerin Lolas am Drogengeschäft beteiligt ist, löst einen Krieg mit dem Rivera-Kartell aus. Ein Schritt, dessen Motive in einer schmerzhaften familiären Vergangenheit in Texas liegen und der sich für Lola erst entschlüsseln lässt, als es Spitz auf Knopf steht. Die Kapitel mit den Rückblicken auf diese traumatisierende Kindheit zählen zu den dichtesten Passagen des handwerklich routinierten Romans - Scrivner Love hatte nicht nur einen Polizisten zum Vater und eine Gerichtsstenografin zur Mutter, sie hat das gewiss vor allem als Drehbuchautorin für Fernsehserien - unter anderem für "CSI Miami" - gelernt.

Ohne Cliffhanger kein Kapitelende, dazu das tempoharte historische Präsens, aber das wiederum beherrschen viele. Was hier hinzukommt, ist tatsächlich das Vermögen der Autorin, einer kaltblütig mordenden Frau ein zweites Gesicht zu geben, ihre Zerrissenheit zwischen Tochter- und Muttergefühlen, ihren Versuch, sich aus ererbten Traumata zu befreien, plausibel zu machen. Geht nicht? Kitsch? Ist manchmal greifbar nah. Trotzdem. Immerhin ist auch eine Prise Gesellschaftskritik an Bord: "Ändert sich die Gesellschaft? Oder zeigt das Fernsehen das, was die Leute sehen wollen, damit es irgendwann Wirklichkeit wird?"

HANNES HINTERMEIER

Melissa Scrivner Love: "Capitana". Thriller.

Aus dem amerikanischen Englisch von Andrea Stumpf und Sven Koch.

Suhrkamp Verlag, Berlin 2020. 333 S., br., 15,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Was hier hinzukommt, ist tatsächlich das Vermögen der Autorin, einer kaltblütig mordenden Frau ein zweites Gesicht zu geben, ihre Zerissenheit zwischen Tochter- und Muttergefühlen, ihren Versuch, sich aus ererbten Traumata zu befreien, plausibel zu machen.« Hannes Hintermeier Frankfurter Allgemeine Zeitung 20201102