Um das Familienunternehmen des verstorbenen Großvaters weiterhin erhalten zu können, zieht die Familie Friedländer 1931 vom beschaulichen Tübingen in das große Berlin. Dort erwartet sie eine vollkommen andere Situation: An jeder Ecke sind die Folgen der Wirtschaftskrise noch spürbar, zudem ist das
Misstrauen gegenüber Juden immer deutlicher wahrnehmbar - sowohl für den Firmenchef Daniel und seine…mehrUm das Familienunternehmen des verstorbenen Großvaters weiterhin erhalten zu können, zieht die Familie Friedländer 1931 vom beschaulichen Tübingen in das große Berlin. Dort erwartet sie eine vollkommen andere Situation: An jeder Ecke sind die Folgen der Wirtschaftskrise noch spürbar, zudem ist das Misstrauen gegenüber Juden immer deutlicher wahrnehmbar - sowohl für den Firmenchef Daniel und seine Ehefrau und Ärztin Hannah, als auch für Töchterchen Lucie.
Diese hat es ganz besonders schwer in Berlin, trauert sie doch noch ihrer besten Freundin, die sie in Tübingen zurücklassen musste, hinterher. Da kommt eine neue Liebe gerade recht! Doch ihr Verehrer Paul bekommt zu Hause harten Gegenwind für seine Beziehung mit einer Jüdin...
Bei "Was die Hoffnung bringt" handelt es sich um den zweiten Band der Sternberg-Saga. Ich kannte den Vorgänger vorher nicht, hatte aber dennoch keinerlei Probleme, mich in der Geschichte zurechtzufinden. Ich kann mir zwar vorstellen, dass das Leseerlebnis und vor allem die Bindung zur Familie Sternberg mit Vorkenntnissen ein wenig intensiver ist. Wer sich allerdings mehr für diese Zeitspanne als die im ersten Band interessiert, kann problemlos direkt mit dem zweiten Band starten.
Durch Kristina Herzogs Schreibstil findet man sich als Leser rasch in der Geschichte ein, essentielle Details aus vorangegangenen Ereignissen werden in einigen Nebensätzen kurz und verständlich angerissen und auch die Handlung selbst funktioniert relativ eigenständig.
Diese konnte mich sofort von sich überzeugen. Ich habe bereits den ein oder anderen historischen Roman, der rund um den zweiten Weltkrieg spielt, gelesen. Allerdings konnte mich selten einer so emotional berühren, wie es mit der Sternberg-Saga der Fall war.
"Was die Hoffnung bringt" fängt nicht nur die Stimmung im Jahr 1931 hervorragend ein, sondern eröffnet durch sehr persönliche, authentische Schilderungen zudem eine völlig neue, zum Nachdenken anregende Sichtweise auf die Ereignisse. Als Leser fühlt man sich sofort als Teil der Familie, erfährt ihre Schwierigkeiten und Probleme praktisch hautnah. Genau das ist es, was ich an Familiensagas so sehr liebe.
Nichtsdestotrotz hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle ein wenig mehr Raum für einzelne Szenen gewünscht. Einzelne Ausschnitte aus dem Leben der Familie, die ich eigentlich als recht wichtig empfand und zu denen ich liebend gerne mehr erfahren hätte, wurden mir ab und an zu schnell abgehakt und abgehandelt. Schade eigentlich, denn ich finde, dass das Leseerlebnis so noch ein klein wenig intensiver hätte sein können - die Kirsche auf der Sahnehaube sozusagen.
Trotz dessen kann ich "Was die Hoffnung bringt" wärmstens weiterempfehlen. Wer auf der Suche nach einer berührenden, mitreißenden Geschichte rund um den aufkeimenden Judenhass in Deutschland ist, sollte sich diese Lektüre unbedingt näher ansehen.
4/5 Sterne