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Auftritt: Tabor Süden, der unbegreifliche Typ, der zunächst als Polizeibeamter, dann als Privatdetektiv sich zum vielerfahrenen und vielerleidenden Spezialisten für Vermissungen, vulgo: für Vermisstenfälle entwickelte. Eigentlich wollte er seine Ermittlertätigkeit nie wieder aufgreifen, nachdem beim letzten Fall ein Mitarbeiter der Detektei das Leben verloren hatte.Wie eine aus dem Leben gefallene Erscheinung taucht er dennoch plötzlich am Münchner Hauptbahnhof wieder auf - jedoch nur um aus München für immer zu verschwinden, ohne sich von irgendjemandem zu verabschieden. Ziel und Zu...
Auftritt: Tabor Süden, der unbegreifliche Typ, der zunächst als Polizeibeamter, dann als Privatdetektiv sich zum vielerfahrenen und vielerleidenden Spezialisten für Vermissungen, vulgo: für Vermisstenfälle entwickelte. Eigentlich wollte er seine Ermittlertätigkeit nie wieder aufgreifen, nachdem beim letzten Fall ein Mitarbeiter der Detektei das Leben verloren hatte.
Wie eine aus dem Leben gefallene Erscheinung taucht er dennoch plötzlich am Münchner Hauptbahnhof wieder auf - jedoch nur um aus München für immer zu verschwinden, ohne sich von irgendjemandem zu verabschieden. Ziel und Zukunft: Solche Begriffe liegen für Tabor Süden außerhalb seines Begriffsvermögens. Die Chefin, die meint, ihn zurückhalten zu können mit einem Auftrag der besonderen Art, weiß, dass er den Bahnhof als Startplatz ins Verschwinden nutzt, trifft ihn dort und bringt ihn dazu, sich, zum allerallerletzten Mal, auf Personensuche zu machen.
Vielleicht stimmt Süden nur zu, weil ihm nach kurzer Zeit klar wird: Wenn er den Vermissten aufspürt, wird er dem eigenen Spiegelbild begegnen. Dieser Cornelius Hallig schreibt unter dem Pseudonym Georg Ulrich Romane. Er schrieb Kriminalromane, eine Zeitlang war er sogar eine Berühmtheit, allerdings nicht für immer, und nicht für lange. Er lebte mit seiner Mutter in einem Münchner Hotel, sie starb, er versuchte unablässig in seinem Genre weiter zu tun. Und verschwindet, ohne sich zu verabschieden. Aufenthaltsort: natürlich unbekannt.
Friedrich Ani führt in seinem neuen, an Finsternis nicht zu überbietenden Roman die Lebensläufe des Detektivs und des Autors parallel: Beide versuchen, jeder auf seine Weise, den Tod zu betrügen und eine Zeitlang die Finsternis zu überwinden, die ihnen seit jeher vertraut war. Ihre Erfahrungen, wie sie in den prägnanten, durchdringenden Szenen und Dialogen geschildert werden, lassen nicht den leisesten Hoffnungsschimmer aufkommen. Selbst Pessimismus wird von Ani entlarvt als kaum verschleierter Optimismus. Trotzdem vermag der Roman, durch Empathie, selbst den Fatalismus erträglich zu gestalten.
Bleibt die Frage: Werden sich der Vermisstensucher und der Vermisste, beide verloren für diese Welt, begegnen? Und wie könnte das ausgehen?
Wie eine aus dem Leben gefallene Erscheinung taucht er dennoch plötzlich am Münchner Hauptbahnhof wieder auf - jedoch nur um aus München für immer zu verschwinden, ohne sich von irgendjemandem zu verabschieden. Ziel und Zukunft: Solche Begriffe liegen für Tabor Süden außerhalb seines Begriffsvermögens. Die Chefin, die meint, ihn zurückhalten zu können mit einem Auftrag der besonderen Art, weiß, dass er den Bahnhof als Startplatz ins Verschwinden nutzt, trifft ihn dort und bringt ihn dazu, sich, zum allerallerletzten Mal, auf Personensuche zu machen.
Vielleicht stimmt Süden nur zu, weil ihm nach kurzer Zeit klar wird: Wenn er den Vermissten aufspürt, wird er dem eigenen Spiegelbild begegnen. Dieser Cornelius Hallig schreibt unter dem Pseudonym Georg Ulrich Romane. Er schrieb Kriminalromane, eine Zeitlang war er sogar eine Berühmtheit, allerdings nicht für immer, und nicht für lange. Er lebte mit seiner Mutter in einem Münchner Hotel, sie starb, er versuchte unablässig in seinem Genre weiter zu tun. Und verschwindet, ohne sich zu verabschieden. Aufenthaltsort: natürlich unbekannt.
Friedrich Ani führt in seinem neuen, an Finsternis nicht zu überbietenden Roman die Lebensläufe des Detektivs und des Autors parallel: Beide versuchen, jeder auf seine Weise, den Tod zu betrügen und eine Zeitlang die Finsternis zu überwinden, die ihnen seit jeher vertraut war. Ihre Erfahrungen, wie sie in den prägnanten, durchdringenden Szenen und Dialogen geschildert werden, lassen nicht den leisesten Hoffnungsschimmer aufkommen. Selbst Pessimismus wird von Ani entlarvt als kaum verschleierter Optimismus. Trotzdem vermag der Roman, durch Empathie, selbst den Fatalismus erträglich zu gestalten.
Bleibt die Frage: Werden sich der Vermisstensucher und der Vermisste, beide verloren für diese Welt, begegnen? Und wie könnte das ausgehen?
Friedrich Ani, geboren 1959, lebt in München. Er schreibt Romane, Gedichte, Jugendbücher, Hörspiele, Theaterstücke und Drehbücher. Sein Werk wurde mehrfach übersetzt und vielfach prämiert, u. a. mit dem Deutschen Krimipreis, dem Crime Cologne Award, dem Stuttgarter Krimipreis, dem Adolf-Grimme-Preis und dem Bayerischen Fernsehpreis. Friedrich Ani ist Mitglied des PEN-Berlin.

Produktdetails
- Tabor Süden
- Verlag: Suhrkamp
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 143
- Erscheinungstermin: 27. September 2018
- Deutsch
- Abmessung: 212mm x 128mm x 15mm
- Gewicht: 273g
- ISBN-13: 9783518428207
- ISBN-10: 3518428209
- Artikelnr.: 52361078
Herstellerkennzeichnung
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Die Vermissung der Welt
Wenn es dunkel ist, ist es niemals ganz dunkel: Friedrich Ani verbeugt sich in aller Schwärze vor einem Vorbild.
Eigentlich, ja eigentlich war Schluss mit Süden. Nach neunzehn Romanen. Aber nun taucht der ehemalige Polizist, Vermissten-Fahnder und nun auch eigentlich ehemalige Privatdetektiv Tabor Süden doch noch einmal auf, und zwar am Münchner Hauptbahnhof. Der Spezialist für "Vermissung" will gerade aus der Geschichte aussteigen. Er hat eine leere Wohnung inklusive Handy hinterlassen, als ihn bei der Zuganzeige seine ehemalige Arbeitgeberin Edith Liebergesell abfängt. "Ich wusste es", sagt sie. Dass er einen Zug nehmen würde, um endgültig zu verschwinden.
Als sie ihm den Auftrag
Wenn es dunkel ist, ist es niemals ganz dunkel: Friedrich Ani verbeugt sich in aller Schwärze vor einem Vorbild.
Eigentlich, ja eigentlich war Schluss mit Süden. Nach neunzehn Romanen. Aber nun taucht der ehemalige Polizist, Vermissten-Fahnder und nun auch eigentlich ehemalige Privatdetektiv Tabor Süden doch noch einmal auf, und zwar am Münchner Hauptbahnhof. Der Spezialist für "Vermissung" will gerade aus der Geschichte aussteigen. Er hat eine leere Wohnung inklusive Handy hinterlassen, als ihn bei der Zuganzeige seine ehemalige Arbeitgeberin Edith Liebergesell abfängt. "Ich wusste es", sagt sie. Dass er einen Zug nehmen würde, um endgültig zu verschwinden.
Als sie ihm den Auftrag
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schildert, den sie im Begriff ist anzunehmen - ein ehemals erfolgreicher Kriminalschriftsteller, der in einem derangierten Hotel lebt, ist seit ein paar Tagen abgängig, der Hotelier macht sich Sorgen - willigt Süden überraschend sein. "Unbedingt", sagt er, wohl auch ein wenig sich selbst überrumpelnd.
Derweil ist jener Cornelius Hallig, der sich als Autor Georg Ulrich nennt, im Osten Münchens abgetaucht. Er beobachtet das verwahrloste Haus, in dem einst seine Mutter als Schneiderin arbeitete. Die Mutter, die ihn allein großzog, bei der er blieb auch als Erwachsener. In einem Wintermantel steht Hallig in der Julihitze in Zamdorf, nördlich der Autobahn, die Richtung Passau führt. In einem Dreieck zwischen der Eggenfeldener Straße, der Friedrich-Eckart-Straße, benannt nach einem Konservenfabrikanten, und der Emin-Pascha-Straße, benannt nach dem deutschen Afrikaforscher Eduard Schnitzer. Wo einst Dorf war, franst heute hier die große Stadt aus, unentschieden, was sie sein will, ein Gelände ohne Haltepunkte.
Aufgelöst haben sich längst auch Halligs menschliche Beziehungen. Nach dem Tod der Mutter, die mit ihm im Hotel gelebt hatte, gibt es nur noch eine Tante in Schwabing, aber das ist eine ganz andere Welt. Berührung hat Hallig nurmehr mit dem Hotelpersonal. Er sieht aus wie siebzig, ist obendrein krank, verweigert aber jeden Arztbesuch. Geplagt von den stechenden Schmerzen eines offenen Beins, abgemagert, eine Hülle von Mensch, ein "getriebener Schatten, der den Abend nicht erwarten kann", hat Hallig/Ulrich nur noch ein Ziel.
Der ihn sucht, ist ihm so ähnlich, dass er bald weiß, wo er zu suchen hat. Halligs Lektorin hat eine Biographie über Georg Ulrich geschrieben, der eine ganze Weile recht erfolgreich als Kriminalschriftsteller war - Verfilmungen; Hörspiele, Übersetzungen. Seine Biographie hat er nicht angefasst, stattdessen hortet er eine Pistole, von der niemand weiß. Nachdem Süden das Manuskript gelesen, die Autorin und das Hotelpersonal vernommen und Witterung aufgenommen hat, folgt er antizipatorisch den Bewegungen Halligs.
Auf staubtrockenen hundertvierzig Seiten führt Ani die beiden Geistesverwandten aufeinander zu, dass es einem rabenschwarz ums Gemüt werden könnte. Aber da ist noch eine Ebene, die von Bedeutung ist. Das Buch ist eine Hommage an den amerikanischen Schriftsteller, der als Vater der Schwarzen Serie mehr Legende denn vielgelesener Autor ist, die Diogenes-Ausgabe ist längst nurmehr antiquarisch zu finden: Cornell George Hopley-Woolrich (1903 bis 1968). Er schrieb unter den Namen Cornell Woolrich und zwei weiteren Pseudonymen maßgebliche Bücher und Kurzgeschichten, die später durch ihre Verfilmungen Weltruhm erlangten (am bekanntesten Hitchcocks "Das Fenster zum Hof", Truffauts "Die Braut trug schwarz", "Walzer in die Dunkelheit").
Ani hat zum fünfzigsten Todestag ein Gedenkblatt über Woolrich verfasst, das man auf culturmag.de findet. Im Roman ist Woolrich omnipräsent: Er lebte, wie Anis Antiheld Hallig, die längste Zeit seines kurzen Lebens mit seiner Mutter in Hotels. Das Pseudonym Georg Ulrich ist eine Verbeugung vor Cornell Woolrich, ein Zitat aus dessen nicht übersetzter Autobiographie "Blues Of A Lifetime", in der er sich als "ein Narr und seine Maschine" charakterisierte, gibt dem Roman den Titel. Auf ein Whodunit verzichtet Friedrich Ani ebenso, wie er im Finale die Gepflogenheiten des Genres unterläuft, so als wolle sich der Autor abwenden, um allein zu sein mit seiner Schattentraurigkeit.
Dass es Ani schafft, in dieser dunklen Seelenwelt unter dezentem Einsatz religiöser Motive ein paar menschenfreundliche Lichter anzuzünden, nimmt den Leser für die Weltabgewandtheit seiner beiden Leidensmänner, die das Lächeln verlernt haben, ein.
HANNES HINTERMEIER
Friedrich Ani: "Der Narr und seine Maschine". Ein Fall für Tabor Süden.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2018. 143 S., geb., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Derweil ist jener Cornelius Hallig, der sich als Autor Georg Ulrich nennt, im Osten Münchens abgetaucht. Er beobachtet das verwahrloste Haus, in dem einst seine Mutter als Schneiderin arbeitete. Die Mutter, die ihn allein großzog, bei der er blieb auch als Erwachsener. In einem Wintermantel steht Hallig in der Julihitze in Zamdorf, nördlich der Autobahn, die Richtung Passau führt. In einem Dreieck zwischen der Eggenfeldener Straße, der Friedrich-Eckart-Straße, benannt nach einem Konservenfabrikanten, und der Emin-Pascha-Straße, benannt nach dem deutschen Afrikaforscher Eduard Schnitzer. Wo einst Dorf war, franst heute hier die große Stadt aus, unentschieden, was sie sein will, ein Gelände ohne Haltepunkte.
Aufgelöst haben sich längst auch Halligs menschliche Beziehungen. Nach dem Tod der Mutter, die mit ihm im Hotel gelebt hatte, gibt es nur noch eine Tante in Schwabing, aber das ist eine ganz andere Welt. Berührung hat Hallig nurmehr mit dem Hotelpersonal. Er sieht aus wie siebzig, ist obendrein krank, verweigert aber jeden Arztbesuch. Geplagt von den stechenden Schmerzen eines offenen Beins, abgemagert, eine Hülle von Mensch, ein "getriebener Schatten, der den Abend nicht erwarten kann", hat Hallig/Ulrich nur noch ein Ziel.
Der ihn sucht, ist ihm so ähnlich, dass er bald weiß, wo er zu suchen hat. Halligs Lektorin hat eine Biographie über Georg Ulrich geschrieben, der eine ganze Weile recht erfolgreich als Kriminalschriftsteller war - Verfilmungen; Hörspiele, Übersetzungen. Seine Biographie hat er nicht angefasst, stattdessen hortet er eine Pistole, von der niemand weiß. Nachdem Süden das Manuskript gelesen, die Autorin und das Hotelpersonal vernommen und Witterung aufgenommen hat, folgt er antizipatorisch den Bewegungen Halligs.
Auf staubtrockenen hundertvierzig Seiten führt Ani die beiden Geistesverwandten aufeinander zu, dass es einem rabenschwarz ums Gemüt werden könnte. Aber da ist noch eine Ebene, die von Bedeutung ist. Das Buch ist eine Hommage an den amerikanischen Schriftsteller, der als Vater der Schwarzen Serie mehr Legende denn vielgelesener Autor ist, die Diogenes-Ausgabe ist längst nurmehr antiquarisch zu finden: Cornell George Hopley-Woolrich (1903 bis 1968). Er schrieb unter den Namen Cornell Woolrich und zwei weiteren Pseudonymen maßgebliche Bücher und Kurzgeschichten, die später durch ihre Verfilmungen Weltruhm erlangten (am bekanntesten Hitchcocks "Das Fenster zum Hof", Truffauts "Die Braut trug schwarz", "Walzer in die Dunkelheit").
Ani hat zum fünfzigsten Todestag ein Gedenkblatt über Woolrich verfasst, das man auf culturmag.de findet. Im Roman ist Woolrich omnipräsent: Er lebte, wie Anis Antiheld Hallig, die längste Zeit seines kurzen Lebens mit seiner Mutter in Hotels. Das Pseudonym Georg Ulrich ist eine Verbeugung vor Cornell Woolrich, ein Zitat aus dessen nicht übersetzter Autobiographie "Blues Of A Lifetime", in der er sich als "ein Narr und seine Maschine" charakterisierte, gibt dem Roman den Titel. Auf ein Whodunit verzichtet Friedrich Ani ebenso, wie er im Finale die Gepflogenheiten des Genres unterläuft, so als wolle sich der Autor abwenden, um allein zu sein mit seiner Schattentraurigkeit.
Dass es Ani schafft, in dieser dunklen Seelenwelt unter dezentem Einsatz religiöser Motive ein paar menschenfreundliche Lichter anzuzünden, nimmt den Leser für die Weltabgewandtheit seiner beiden Leidensmänner, die das Lächeln verlernt haben, ein.
HANNES HINTERMEIER
Friedrich Ani: "Der Narr und seine Maschine". Ein Fall für Tabor Süden.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2018. 143 S., geb., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Alexander Cammann ist gnädig. Wenn Friedrich Ani seinen Privatdetektiv Tabor Süden beim Aussteigeversuch auf einen anderen Aussteiger treffen bzw. diesen suchen lässt, einen Krimiautor auch noch, befürchtet der Rezensent schon Sinnfragen von jenseits der Lebensmitte. Bei Ani aber gesellen sich geschickter Schnitt und barocker Sprachexistenzialismus hinzu, bei Süden routinierte Intuition, frohlockt der Rezensent. Weniger maniriert als witzig und virtuos, so sein Urteil.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»So gott- und weltverlassen sind die, über die Friedrich Ani in gemessenen, schlanken, berührenden Sätzen einen um den anderen Kriminalroman schreibt. ... Er macht nicht viele Worte, aber es sind immer die richtigen.« Sylvia Staude Frankfurter Rundschau 20181020
Zwei Verirrte
Mein erster Gedanke, als ich das Buch zugeklappt habe: Puh, ein Buch wie ein Sack Steine. Düster, schwer, ohne Hoffnung. So wie hier:
„In Wahrheit waren um ihn Stein und Staub und schwarze Zeit. Und schwarze Zeit und Staub und Stein waren in Wahrheit in ihm, keine …
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Zwei Verirrte
Mein erster Gedanke, als ich das Buch zugeklappt habe: Puh, ein Buch wie ein Sack Steine. Düster, schwer, ohne Hoffnung. So wie hier:
„In Wahrheit waren um ihn Stein und Staub und schwarze Zeit. Und schwarze Zeit und Staub und Stein waren in Wahrheit in ihm, keine Kindheit, bloß Knochen eines vor Schmerzen sich windenden, verendenden Mannes.“
Dann habe ich darüber noch zwei Tage nachgedacht – und denke nun, man muss es nicht so düster interpretieren. Die Storyline ist schnell erzählt: Ein alternder, ehemals erfolgreicher Autor ist verschwunden, der Selbstmordverdacht steht klar im Raum. Ein Detektiv mit Wunden, die nicht heilen, und der ebenfalls gerade dabei ist, zu verschwinden, macht sich auf die Suche nach ihm. Es gibt kein klassisches Happyend und nichts zu lachen. Der Autor versteht es, Charaktere zu zeichnen und auf wenigen Seiten viel Atmosphäre zu schaffen, er schreibt ohne Schnickschnack – passt zum Buch.
Also schon düster, aber das Leben ist auch manchmal düster. Aber ich denke, es geht dem Autor nicht darum, puren Pessimismus zu verbreiten. Vielmehr geht es um Selbstbestimmung angesichts des Elends, und um zwei Heimatlose, die viele Gemeinsamkeiten und ein Verständnis teilen, das nicht viele Worte braucht – und darum, den Einsamen, Verlorenen eine Hand zu reichen.
„Ich bin der einzige Mensch, der ihn nach solchen Dingen fragt. Man muss fragen. Man muss Menschen, die einem nah sind, in das Leben mit einbeziehen, man darf sie nicht machen lassen, dann verirren sie sich.“ (S. 80)
Man muss sie begleiten, und manchmal vielleicht auch gehen lassen.
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Rettende Verlorenheit
Ermittler Tabor Süden, früher Polizist und nun als Privatdetektiv tätig wird von seinem Autor auf Vermisstenfälle angesetzt. Dieses durchaus immer mal wieder genutzte Rollen-Klischee für Thriller-Protagonisten ist Ausgangspunkt dieses Kriminalromans. …
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Rettende Verlorenheit
Ermittler Tabor Süden, früher Polizist und nun als Privatdetektiv tätig wird von seinem Autor auf Vermisstenfälle angesetzt. Dieses durchaus immer mal wieder genutzte Rollen-Klischee für Thriller-Protagonisten ist Ausgangspunkt dieses Kriminalromans.
Man erfährt, dass der Vermisstensucher aufgrund des Verlustes eines Mitarbeiters während eines früheren Einsatzes längst mit Ermittlungen jeder Art abgeschlossen hatte. Irgendwie hatte er auch schon mit dem eigenen Leben abgeschlossen und wollte wohl selbst in die Unsichtbarkeit verschwinden, ohne dabei eine Vermissung, wie die Ausgangslage verschwundener Menschen in seinem Berufsfeld bezeichnet wird, zu erzeugen.
Dennoch lässt sich der verunsicherte Menschensucher auf einen neuen Fall ein, welcher – wie es sich im Verlauf der Geschichte dann immer wieder einmal zeigt – eine Reihe eigener Erlebensparallelen aufweist. Süden soll den verschwundenen Autor Cornelius Hallig finden, der als Georg Ulrich Kriminalromane schreibt.
In schnörkelloser und doch mitnehmender Sprache entwickelt Friedrich Ani nun eine zweigleisige Geschichte, welche über zahlreiche Weichen und Zusammenführungen schließlich zu einer geradezu melancholisch-düsteren Erzählung des Abschieds von Tabor Süden verschmelzen. Wenig geschieht in dieser Geschichte der Einsamkeiten, vielmehr ist sie getragen von der Empathie des Protagonisten für den gesuchten Seelenverwandten. Die das Leben der Figuren beschreibenden Reflexionen und erkennbaren Parallelen berühren trotz des etwas traurig stimmenden Plots ausreichend und motivieren niveauvoll zum Weiterlesen.
Auch wenn es sich um ein sprachlich ausgereiftes Werk handelt, ist das Buch wahrlich kein Kriminalroman, vielmehr eine hoffnungslose Lebensreflexion zweier Verlorener, die durch Zufall einander trafen.
© Uli Geißler, Fürth/Bay.
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Ein Krimi? Nein. Eine Detektivgeschichte? Schon eher, aber wirklich eine ungewöhnliche. Tabor Süden ist allerdings schon eine eher typische literarische Ermittlerfigur, die Alkohol- und Probleme mit Vorgesetzten zu haben scheint. Seine Vergangenheit bleibt für mich als Ani-Erstleserin …
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Ein Krimi? Nein. Eine Detektivgeschichte? Schon eher, aber wirklich eine ungewöhnliche. Tabor Süden ist allerdings schon eine eher typische literarische Ermittlerfigur, die Alkohol- und Probleme mit Vorgesetzten zu haben scheint. Seine Vergangenheit bleibt für mich als Ani-Erstleserin etwas unscharf, was aber nichts macht: der Geschichte von "Der Narr und seine Maschine" kann man auch ohne Vorkenntnisse gut folgen. Die Geschichte mit zwei Hauptpersonen - einer Ermittler, der andere der Gesuchte - fand ich aufgrund der Ähnlichkeit der beiden Charaktere interessant, wenn auch nicht herausragend. Wirklich spannend, überraschend oder aufregend wird es aber nicht - muss es auch nicht, aber man könnte das anders erwarten. In der ersten Hälfte hat das Buch mit seinen 143 großzügig gesetzten Seiten mich nicht richtig fesseln können. Irgendwann packte mich das Buch, dessen düstere Stimmung und Handlung im Kontrast zum an den Sommer 2018 erinnernden lähmend heißen Setting steht, dann doch etwas mehr, sodass ich es gerne zu Ende gelesen habe.
Sprachlich interessant und wechselhaft.
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Dies ist der 21. Roman über Tabor Süden, den ehemaligen Kommissar, der in einer Detektei als Vermisstensucher gearbeitet hat.
Nachdem sein Kollege umgekommen ist, hat er sich ganz zurückgezogen und nun will er aus München verschwinden. Doch am Bahnhof holt ihn seine ehemalige …
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Dies ist der 21. Roman über Tabor Süden, den ehemaligen Kommissar, der in einer Detektei als Vermisstensucher gearbeitet hat.
Nachdem sein Kollege umgekommen ist, hat er sich ganz zurückgezogen und nun will er aus München verschwinden. Doch am Bahnhof holt ihn seine ehemalige Chefin Frau Liebergesell ein und beauftragt ihn, den verschwundenen Kriminalschriftsteller Cornelius Hallig zu suchen, der aus dem Hotel verschwunden ist, in dem er dreißig Jahre lang lebte. Beide sind einsame Menschen, die den Halt im Leben verloren haben und nur noch weg wollen - auf der "Straße, die noch keiner ging zurück"... Nur langsam nähern sich die bedien Männer an.
Friedrich Ani hatte immer schon ein Faible für die Menschen am Rande der Gesellschaft und in diesem Buch beschreibt er besonders eindringlich das Leben dieser Menschen auf nur 142 Seiten. Das Buch ist von großer Kälte und Einsamkeit geprägt und doch ist man am Ende versöhnt mit der Welt und dem Schicksal. Ganz große Kunst!
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Ani und seine Bücher
Tabor Süden möchte verschwinden. In seinem letzten Fall wurde sein Freund und Kollege getötet und er kommt damit überhaupt nicht zurecht. Allerdings weiß er auch nicht so recht, wohin der denn wohl verschwinden soll. So steht er lange am Bahnhof …
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Ani und seine Bücher
Tabor Süden möchte verschwinden. In seinem letzten Fall wurde sein Freund und Kollege getötet und er kommt damit überhaupt nicht zurecht. Allerdings weiß er auch nicht so recht, wohin der denn wohl verschwinden soll. So steht er lange am Bahnhof und wartet auf eine plötzliche Eingebung.
Statt der Eingebung taucht seine ehemalige Cheffin auf und möchte, dass er einen letzten Fall übernimmt. Die Suche nach dem verschwundenen Cornelius Hallig, der plötzlich genau so verschwand, wie Süden es geplant hatte. Langsam und konzentriert nimmt er die Suche auf.
Was macht sie so besonders, die Bücher des Friedrich Ani? Ich kann es nicht mal sagen. Ist es der bedächtige Verlauf der Handlung? Oder doch die extrem genaue und feine Art zu schreiben? Ist es die Beharrlichkeit, mit der er auch feinste Verstrickungen zu lösen pflegt, sodass sich am Ende eine fein gesponnene Geschichte ergibt, die so leise ist und doch so eindringlich auf seine Leser wirkt?
Bei diesem Buch gerät man in einen Schwebezustand. Man ist zugleich mit Hallig unterwegs in dessen Zeitrückblicken und im Jetzt, wo er alles daran setzt, unterzutauchen und einen letzten Plan umzusetzen. Und man ist mit Süden unterwegs, der sich mühsam sein Puzzle zusammensetzt indem er Dank Erfahrung und Blick hinter die Stirn seiner Zeugen Teilchen für Teilchen entwickelt und zusammenbringt. Und er erkennt immer mehr Parallelen zwischen sich und Hallig. Beide scheinen innerlich aus der Zeit gefallen und ohne irgendeine Hoffnung für die Zukunft zu sein.
Dieses Buch ist ganz sicher keine Kriminalgeschichte, sondern wesentlich eher ein Seelenstriptease der Protagonisten. Es ist auch kein typischer Tabor Süden Roman, sondern erinnert in seiner düsteren Art wesentlich eher an die Jakob Franck Romane.
Fazit: Wer sich darauf einlassen kann, ein Buch auch einmal langsamer zu lesen und keine Action zu erwarten, der bekommt hier ein ganz feines Häppchen zu lesen!
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Nach langen Jahren, in denen er Menschen aufzuspüren versuchte, die spurlos verschwunden waren, möchte Tabor Süden jetzt selbst einfach verschwinden. Er hat seine Wohnung aufgelöst, das Handy zurückgelassen.
Seine langjährige Chefin in der Detektei Liebergesell hat …
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Nach langen Jahren, in denen er Menschen aufzuspüren versuchte, die spurlos verschwunden waren, möchte Tabor Süden jetzt selbst einfach verschwinden. Er hat seine Wohnung aufgelöst, das Handy zurückgelassen.
Seine langjährige Chefin in der Detektei Liebergesell hat aber den richtigen Riecher und passt ihn am Bahnhof ab, ja, kann ihn sogar für einen neuen Fall, den sie übernommen hat, zurückgewinnen.
Es geht um den ehemals sehr bekannten Kriminalschriftsteller Georg Ulrich, einen Meister des Crime Noir, etliche Male verfilmt, prämiert, übersetzt, um den es aber seit vielen Jahren sehr still geworden ist. Zu Beginn seines Ruhms ist er mit seiner Mutter, die ihn als einfache Schneiderin allein und unter erheblichen finanziellen Mühen großgezogen hat, in ein Hotel gezogen. Hier lebte er bis zuletzt, ruhig und völlig zurückgezogen nach dem Tod der Mutter. Seine Biografie wurde unlängst geschrieben und nun ist der Autor verschwunden. Der Hotelbesitzer und seine Angestellten, die sich Cornelius Hallig, so der wahre Name des Autors, freundschaftlich verbunden fühlen und sich sorgen, haben Liebergesell mit der Suche nach ihm beauftragt. Nicht unbegründet befürchten sie, dass hier ein Suizid geplant sein könnte.
Tabor Süden fühlt sich von Beginn an verwandt mit Hallig und der absoluten Dunkelheit, die ihn zu umgeben scheint. Beide sind Menschen, die irgendwie nicht wissen, wohin mit sich in dieser Welt, beide schwer erschüttert, beide ohne enge Bindungen. „Rabenschwarz“ könnte man die Stimmung im Buch nennen und ein wenig bangt man sogleich auch um sie Seelenlage des Autors Ani, der hier ja immerhin von einem Schriftsteller-Kollegen erzählt.
Gewohnt intuitiv lässt sich Tabor Süden durch seine Ermittlungen, falls man das überhaupt so nennen kann, treiben. Es wird sehr viel geraucht und getrunken und man verrät kein Geheimnis, wenn man erzählt, dass die beiden Männer sich am Ende tatsächlich begegnen. Auch wenn es natürlich kein Happy-End gibt. Das gibt es bei Ani in diesem Sinne nie.
Eine absolut dunkle, bedrückende Stimmung herrscht, eine tiefe existenziellen Erschütterung bleibt auch beim Lesen.
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Der Titel und Cover haben mein Interesse an dem Buch geweckt. Zumal ich von dem Autoren schon einiges gehört hatte, wollte ich unbedingt einmal ein Buch von ihm lesen.
Zunächst war ich etwas überrascht von dem spärlichen Buch, das nur etwas mehr als hundert Seiten aufweist. …
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Der Titel und Cover haben mein Interesse an dem Buch geweckt. Zumal ich von dem Autoren schon einiges gehört hatte, wollte ich unbedingt einmal ein Buch von ihm lesen.
Zunächst war ich etwas überrascht von dem spärlichen Buch, das nur etwas mehr als hundert Seiten aufweist. Doch am Ende war ich froh darüber.
Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig, sehr langatmig und nicht unbedingt fesselnd. Ich muss gestehen, dass ich nicht wirklich in das Buch reingekommen bin und es mich nicht richtig in Beschlag genommen hat.
Auch die verwendeten Personen fand ich weder sympathisch noch interessant.
Zur Geschichte, ein älterer Schriftsteller, der unter Pseudonym arbeitet, verschwindet auf einmal. Nun wird Tabor Süden als Ermittler eingesetzt und gefordert. Doch mehr möchte ich an dieser Stelle nicht erzählen, da es zum einen für mich nichts wirklich interessantes mehr gab und ich zum anderen auch nichts vorweg nehmen möchte.
Das Buch hat mich wirklich enttäuscht und ich bin mir nicht sicher, ob ich dem Autoren eine neue Chance geben werde. Das Buch war für mich langweilig und hätte es mehr Seiten gehabt, dann hätte ich es mit Wahrscheinlichkeit nicht beendet.
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Pavane des Abschieds
Der Duktus des nicht einmal einhundertfünfzig Seiten langen Textes suggeriert dem Leser unmissverständlich, dass er den letzten Roman um den in sich gekehrten und wortkargen Ermittler Tabor Süden in Händen hält. Knapp beschrieben findet sich der …
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Pavane des Abschieds
Der Duktus des nicht einmal einhundertfünfzig Seiten langen Textes suggeriert dem Leser unmissverständlich, dass er den letzten Roman um den in sich gekehrten und wortkargen Ermittler Tabor Süden in Händen hält. Knapp beschrieben findet sich der Protagonist an dem Ort, der Inbegriff des Abschieds ist, am Bahnhof, doch allzu deutlich wird, dass es kein Ziel gibt.
Nur drei Seiten weiter findet sich geradezu gespiegelt eine ähnliche Szene vor einer Verkehrsampel, ein anderer Mann, aber ebenso regungslos an einen Ort gebannt. Tabor Süden wird von seiner Chefin überzeugt, den Fall eines verschwundenen Kriminalschriftstellers zu übernehmen, und so bewegen sich die beiden Männer in verschlungenen Figuren aufeinander zu, bis die Pavane in einer schäbigen Bar endet. Die Synchronität der beiden Lebensläufe tritt zutage, und zum Schluss ist es nur noch Süden, der gemessen erneut sich an den Ort des Abschieds begibt, diesmal aber lässt er sich nicht zurückhalten.
Ein Krimi ist das nicht. Aber das erhofft sich vermutlich jeder Autor: dass seine Leser ihn zweifelsfrei durch die Sprache identifizieren, die lakonisch und lässig daherkommt und einen Sog entfaltet, dem widerstehen zu wollen zwecklos ist.
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Der Detektiv Tabor Süden gilt als Spezialist, wenn es darum geht, Vermisste aufzuspüren. Nach einem Todesfall im Laufe einer Ermittlertätigkeit beschließt er, seinem alten Leben den Rücken zuzuwenden. Er macht sich auf den Weg zum Bahnhof, um alles hinter sich zu lassen. …
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Der Detektiv Tabor Süden gilt als Spezialist, wenn es darum geht, Vermisste aufzuspüren. Nach einem Todesfall im Laufe einer Ermittlertätigkeit beschließt er, seinem alten Leben den Rücken zuzuwenden. Er macht sich auf den Weg zum Bahnhof, um alles hinter sich zu lassen. Aber seine Chefin holt ihn zurück mit einem Auftrag: er soll einen vermissten Schriftsteller finden: Cornelius Hallig.
Dieser hat seinen Wohnplatz einfach verlassen, ohne jemandem Bescheid zu geben, und ist einfach verschwunden. Bevor er zum Schriftsteller wurde, führte er ein einsames Leben gemeinsam mit seiner alleinerziehenden Mutter, zu der er bis zu ihrem Tod ein sehr enges Verhältnis hatte. Seit seine Mutter nicht mehr lebt, ist sein Leben noch sinnloser geworden. Schon früher als Kind wurde er malträtiert und ist immer einsam geblieben.
Beide Protagonisten haben also eines gemeinsam: sie wollen ihr bisheriges Leben verlassen, werden aber zurückgeholt bzw. sollen es werden. Kann Tabor Süden sich so in Halligs Gedanken- und Gefühlswelt hineinversetzen, dass er ihn aufspürt? Seine Ermittlungsmethoden sind wirklich eigentümlich.
Am Anfang habe ich mich schwergetan, in das Buch hineinzufinden. Teilweise wusste ich nicht sofort, ob von Süden oder Hallig die Rede war, und musste zunächst einige Passagen zweimal lesen. Schließlich konnte ich mich aber doch mit dem Erzählstil anfreunden und habe die detaillierten Beschreibungen genossen. Man fühlt sich in eine andere Welt hineinversetzt, in der es viele Abgründe und Hindernisse gibt, Finsternis und Einsamkeit, bis hin zur Ausweglosigkeit.
Es handelt sich hier nicht um einen Action-Thriller, sondern in meinen Augen um tiefgehende Charakterstudien und -analysen. Je mehr ich in dieses Geschehn vordrang, desto interessanter wurde es für mich, ich wollte meine Lektüre nicht mehr unterbrechen. Allein schon die Sprache fasziniert, wenn man erstmal Zugang gefunden hat. Die Namenwahl hat mich ebenso beeindruckt, z.B.Inka Wels oder Bruna Glock. Eigensinnige Namen, genau wie die Menschen, die damit leben.
Ich gebe 4 von 5 Sternen, weil ich am Anfang nur langsam hineinfand, und spreche für Freunde anspruchsvoller Literatur eine klare Leseempfehlung aus.
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Ein düsteres Cover - und ein beklemmender Kriminalroman, in dem Friedrich Ani seinen Privatdetektiv Tabor Süden auf die Suche nach einem Schriftsteller schickt. Eigentlich hat Süden bereits alle Brücken hinter sich abgebrochen, steht unentschlossen auf dem Bahnsteig im …
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Ein düsteres Cover - und ein beklemmender Kriminalroman, in dem Friedrich Ani seinen Privatdetektiv Tabor Süden auf die Suche nach einem Schriftsteller schickt. Eigentlich hat Süden bereits alle Brücken hinter sich abgebrochen, steht unentschlossen auf dem Bahnsteig im Hauptbahnhof und wird von seiner (ehemaligen) Chefin gerade noch abgefangen. Er lässt sich überreden, den vermisst gemeldeten Linus Hallig aufzuspüren. Eine Suche, die ihn in die Tiefen seines eigenen Lebens blicken lässt…
Friedrich Ani beschreibt ganz raffiniert das Leben beider Männer, durch Zeugen und Beobachter erfährt man über die traurige und wirklich beklemmende Existenz des ehemals unglaublich erfolgreichen Hallig, der - erst recht nach dem Tod seiner Mutter - dem Alkohol verfällt und vergeblich versucht, wieder Fuß zu fassen. Und darf gleichzeitig lesen, wie es Tabor Süden ergeht, der zwar erfolgreich seiner Arbeit nachgeht und doch grundlegende Probleme mit sich und seiner Zukunft hat. Einsam und verlassen, das trifft auf beide zu, obwohl Hallig im Hotel, in dem er lebt, doch irgendwie Freunde hat.
Ein Roman mit psychologischem Tiefgang, gut zu lesen, aber demonstrativ negativ, düster, beklemmend. Man liest ihn relativ schnell - auch in der Hoffnung, an ein gutes Ende zu gelangen… Kein Krimi, der zufrieden macht, aber absolut spannend zu lesen ist!
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