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Monika Helfer schreibt fort, was sie mit ihrem Bestseller "Die Bagage" begonnen hat: ihre eigene Familiengeschichte. Ein Mann mit Beinprothese, ein Abwesender, ein Witwer, ein Pensionär, ein Literaturliebhaber. Monika Helfer umkreist das Leben ihres Vaters und erzählt von ihrer eigenen Kindheit und Jugend. Von dem vielen Platz und der Bibliothek im Kriegsopfer-Erholungsheim in den Bergen, von der Armut und den beengten Lebensverhältnissen. Von dem, was sie weiß über ihren Vater, was sie über ihn in Erfahrung bringen kann. Mit großer Wahrhaftigkeit entsteht ein Roman über das Aufwachsen...
Monika Helfer schreibt fort, was sie mit ihrem Bestseller "Die Bagage" begonnen hat: ihre eigene Familiengeschichte. Ein Mann mit Beinprothese, ein Abwesender, ein Witwer, ein Pensionär, ein Literaturliebhaber. Monika Helfer umkreist das Leben ihres Vaters und erzählt von ihrer eigenen Kindheit und Jugend. Von dem vielen Platz und der Bibliothek im Kriegsopfer-Erholungsheim in den Bergen, von der Armut und den beengten Lebensverhältnissen. Von dem, was sie weiß über ihren Vater, was sie über ihn in Erfahrung bringen kann. Mit großer Wahrhaftigkeit entsteht ein Roman über das Aufwachsen in schwierigen Verhältnissen, eine Suche nach der eigenen Herkunft. Ein Erinnerungsbuch, das sanft von Existenziellem berichtet und schmerzhaft im Erinnern bleibt. "Ja, alles ist gut geworden. Auf eine bösartige Weise ist alles gut geworden."
Monika Helfer, geboren 1947 in Au/Bregenzerwald, lebt in Vorarlberg. Sie hat zahlreiche Romane, Erzählungen und Kinderbücher veröffentlicht. Für ihre Arbeiten wurde sie unter anderem mit dem Österreichischen Würdigungspreis für Literatur, dem Solothurner Literaturpreis und dem Johann-Peter-Hebel-Preis ausgezeichnet. Zuletzt erschienen bei Hanser ihre Romane 'Vati' (2021), mit dem sie für den Deutschen Buchpreis nominiert war, 'Löwenherz' (2022) und 'Die Jungfrau' (2023), 'Wie die Welt weiterging' (2024) sowie 'Der Bücherfreund' (2025).
Produktdetails
- Verlag: Hanser
- Artikelnr. des Verlages: 505/26917
- 4. Aufl.
- Seitenzahl: 176
- Erscheinungstermin: 25. Januar 2021
- Deutsch
- Abmessung: 130mm x 206mm x 21mm
- Gewicht: 287g
- ISBN-13: 9783446269170
- ISBN-10: 3446269177
- Artikelnr.: 60344997
Herstellerkennzeichnung
Carl Hanser Verlag
Vilshofener Straße 10
81679 München
info@hanser.de
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Dem Rezensenten Frank Schäfer zufolge hat Monika Helfer ihrem Vater mit diesem Buch sowohl im übertragenen als auch im konkreten Sinn einen letzten Liebesdienst erwiesen: Nicht nur schaut sie voller Verständnis auf seine Person, obwohl er ihr das Leben als Kind bei Weitem nicht immer leicht gemacht hat, sie verewigt den Bibliomanen, der am liebsten in seinen Büchern bebte, auch ganz wörtlich in einem davon, so Schäfer. Ihn hat die Geschichte des eloquenten und intelligenten Mannes, der als Soldat in Russland ein Bein an die Kälte verlor und später nach einer glücklichen Phase die Existenz der Familie aufs Spiel setzte, indem er der Einrichtung, in der er arbeitete, Bücher stahl, in jedem Fall sehr berührt, wozu auch die assoziative Erzählweise beigetragen hat.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Schicksal ist nicht das Wort
Monika Helfer schreibt mit "Vati" die Saga ihres Erfolgsromans "Die Bagage" fort - unsentimental, ruhig, packend
"Wir sagten Vati. Er wollte das so. Er meinte, es klinge modern. Er wollte vor uns und durch uns einen Mann erfinden, der in die neue Zeit hineinpasste." So beginnt dieser Roman, und die "neue Zeit" beginnt nach dem Zweiten Weltkrieg. Vati ist beinahe ein Schreckenswort, hart, ohne Zärtlichkeit, anders als das weiche Papa. Und Vati verlangte, dass die Kinder zu ihrer Mutter, die "aus dem hintersten Wald" stammte, nicht Mama, sondern "Mutti" sagten. Nicht nur das wird ihm nicht gelingen.
Der Knabe, der Monika Helfers Vater sein wird, kam aus dem Lungau, einem Bezirk
Monika Helfer schreibt mit "Vati" die Saga ihres Erfolgsromans "Die Bagage" fort - unsentimental, ruhig, packend
"Wir sagten Vati. Er wollte das so. Er meinte, es klinge modern. Er wollte vor uns und durch uns einen Mann erfinden, der in die neue Zeit hineinpasste." So beginnt dieser Roman, und die "neue Zeit" beginnt nach dem Zweiten Weltkrieg. Vati ist beinahe ein Schreckenswort, hart, ohne Zärtlichkeit, anders als das weiche Papa. Und Vati verlangte, dass die Kinder zu ihrer Mutter, die "aus dem hintersten Wald" stammte, nicht Mama, sondern "Mutti" sagten. Nicht nur das wird ihm nicht gelingen.
Der Knabe, der Monika Helfers Vater sein wird, kam aus dem Lungau, einem Bezirk
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im österreichischen Bundesland Salzburg: "Die Familie der Ärmsten war besser dran als mein Vater und seine Mutter." Denn die Mutter war die Magd eines Bauern und ledig; der Bauer war der Vater; Mutter und Sohn hausten in einem Schopf neben seinem Haus. Der Sohn, der Josef hieß, war kleiner als die anderen Buben, sie ließen ihn nicht mitspielen. Er sah mit seinem schwarzen Haar und seiner reinen weißen Haut fast "wie ein Mädchen" aus. Dennoch wurde er zur "Respektsperson": "Wer ruhig spricht, dem unterstellt man, er sehe keine Veranlassung zur Aufregung. Das hat man gern. Deshalb hatten alle meinen Vater gern." Auch der reichste Mann in der Gemeinde Mariapfarr, der Baumeister, mochte ihn und gewährte ihm Einlass in seine Bibliothek, in der 1324 Bücher standen. Dort beginnt der spätere Vati, in sein Schulheft Walter Scotts Heldengeschichte "Ivanhoe" abzuschreiben. So werden Bücher zum Kostbarsten für ihn.
Ein halbes Jahr vor der Matura muss er in den Krieg, bald nach Russland, wo ihm ein halbes Bein abfror. Im Lazarett wurde ihm der Unterschenkel amputiert, und dort lernt er Grete Moosbrugger kennen, die ihn pflegt; sie macht ihm den Heiratsantrag und wird die Mutter der Autorin und ihrer Geschwister. Der gemeinsame Weg führt die junge Familie bald auf die Höhe der Tschengla in Vorarlberg, wo die Mutter herkam; dort wird der Vater zum Verwalter eines Kriegsopfer-Erholungsheims. Es beginnt ein Leben unter Versehrten, wie auch er einer ist, beschädigt sind sie alle an Leib und Seele.
In das Haus kommt über das Vermächtnis eines Professors eine veritable Bibliothek, Leidenschaftsort für den Vater, an den er seine Tochter mitnimmt. Vielleicht hat er dort einmal, so rekonstruiert Monika Helfer im Gedächtnis, einen Band herausgeholt, ",Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren' von Charles Darwin. Er würde mir das Buch herunterreichen. ,Leg es auf den Tisch, wir schauen es uns gemeinsam an.'" Das kleine Mädchen begreift, dass sie einen eigenen Weg zum Verständnis der anderen Menschen suchen muss. Der väterliche Moment ist ihre Initiation in die Schrift, ins eigene Schreiben, das sie für sich wählen wird. Für den Vati gerät die begehrte Bibliothek zum weiteren Unglück. Weil er Angst hat, sich eines Bücherdiebstahls schuldig gemacht zu haben, versucht er, sich zu vergiften. Er wird gerettet; doch er hat sich unwiederbringlich von seiner Familie entfernt. Die Distanz verschärft bald darauf der frühe Tod seiner Frau, der Mutter seiner vier Kinder Gretel, Monika, Richard und Renate. Es ist nicht nur sein Selbstentwurf gescheitert.
Mit "Vati" schreibt Monika Helfer ihre Saga fort, die mit dem Roman "Die Bagage" begonnen hat: als eine behutsam eindringliche Wiederherstellung ihrer eigenen Herkunft. Dort ging sie zurück zu ihren Großeltern, ihren Onkeln und Tanten und zu ihrer Mutter Margarethe, die Grete genannt wurde - zu ihren "eigenen Leuten", die als die Ärmsten der Armen am Rande eines Dorfs in Südtirol lebten. "Die Erinnerung muss als ein heilloses Durcheinander gesehen werden", heißt es in der "Bagage" einmal, "erst wenn man ein Drama daraus macht, herrscht Ordnung." Diese Vorgeschichte fließt in das aktuelle Buch ein, das dennoch für sich stehen kann.
Monika Helfer bleibt bei ihrer Methode, Gegenwart und Vergangenheit ständig zu verschränken, ohne einzelne Kapitel dabei durchzuschreiben in einem Erzählfluss, der immer wieder retardiert und vorausweist, Realität und Fiktion zusammenfügt. Als die Mutter so früh stirbt, der Vater abwesend bleibt, handeln die verbliebenen Mitglieder der Bagage. Die Kinder werden in der Sippschaft verteilt, deren Zusammenhalt unverbrüchlich ist. Ohne Scheu ist die Katastrophe registriert, die das für die jungen Geschwister bedeutet, als Selbstrechenschaft ohne die geringste Sentimentalität.
"Mein Vater hieß Josef", steht ziemlich am Anfang: "Es gibt Namen, die haben ein Gewicht. Sie können ein luftiges Gewicht haben oder ein schweres. Meine Schwester Renate hat ihren Sohn Josef genannt. Nach unserem Vater. Und nach unserem Vater mütterlicherseits. Der hieß nämlich auch so. Und dann gab es auch noch den Onkel Josef. Es sei ein Schicksalsname in unserer Familie, er solle nicht aufhören. Ich weiß, was sie damit meint. Ich würde ein anderes Wort verwenden als ,Schicksal'. Aber ich möchte nicht darüber nachdenken, was für eines, es macht mich müde." Das "andere Wort" für Schicksal gibt es nicht mehr im Roman. Doch das Geschehen über die Jahrzehnte und Generationen hin hat etwas Folgerichtiges, nachgerade Biblisches, stigmatisiert bis ins vierte Glied. Als würden all die Verletzungen in der Wunde, die das Bein des Vaters immer bleibt, in der fehlenden Gliedmaße ihr Signum finden. Einmal sitzt die kleine Monika am Fuß der Treppe im Kriegsopfer-Erholungsheim und poliert den Schuh am unteren Ende der Prothese, nachdem sich die Eltern, einander anlächelnd, zu einer Mittagsruhe zurückgezogen hatten.
Wahrhaftigkeit ist das Wort für Monika Helfers Art zu erzählen. Wie alles in der Wirklichkeit war, kann sie gar nicht wissen. Immer wieder hält sie inne, schiebt ein, dass sie es sich so vorstelle, dass es so gewesen sein könne, gar müsse, weil sie es sich so wünscht. Aufrichtigkeit ist das andere gute Wort für diese Anstrengung des Erinnerns. Denn die Erinnerung ist schmerzhaft, manchmal ist sie aber auch freudvoll, leise Sehnsucht nach einem verlorenen Paradies, zu dem auch der Vater gehörte. Darin liegt die Kunst dieses Schreibens, das in keinem Moment die Haltung eines Vorwurfs einnimmt, im Gegenteil: "Wer sich entschuldigt, ist schuldig", heißt es einmal in "Die Bagage", ein Spruch des scharfsinnigen Mutterbruders Lorenz. Und wer den ersten Stein schmeißt, der macht sich schuldig.
Es bleibt, bei allem Bösen, die versöhnliche Anmutung der sprichwörtlichen verlorenen Liebesmüh'. So passte der "Vati" auf eine seltsam invertierte Weise tatsächlich in die "neue Zeit". "Wir alle haben uns sehr bemüht", lautet der letzte Satz des Romans, er steht da als ein eigener Absatz.
ROSE-MARIA GROPP
Monika Helfer: "Vati". Roman.
Hanser Verlag, München 2021. 176 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein halbes Jahr vor der Matura muss er in den Krieg, bald nach Russland, wo ihm ein halbes Bein abfror. Im Lazarett wurde ihm der Unterschenkel amputiert, und dort lernt er Grete Moosbrugger kennen, die ihn pflegt; sie macht ihm den Heiratsantrag und wird die Mutter der Autorin und ihrer Geschwister. Der gemeinsame Weg führt die junge Familie bald auf die Höhe der Tschengla in Vorarlberg, wo die Mutter herkam; dort wird der Vater zum Verwalter eines Kriegsopfer-Erholungsheims. Es beginnt ein Leben unter Versehrten, wie auch er einer ist, beschädigt sind sie alle an Leib und Seele.
In das Haus kommt über das Vermächtnis eines Professors eine veritable Bibliothek, Leidenschaftsort für den Vater, an den er seine Tochter mitnimmt. Vielleicht hat er dort einmal, so rekonstruiert Monika Helfer im Gedächtnis, einen Band herausgeholt, ",Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren' von Charles Darwin. Er würde mir das Buch herunterreichen. ,Leg es auf den Tisch, wir schauen es uns gemeinsam an.'" Das kleine Mädchen begreift, dass sie einen eigenen Weg zum Verständnis der anderen Menschen suchen muss. Der väterliche Moment ist ihre Initiation in die Schrift, ins eigene Schreiben, das sie für sich wählen wird. Für den Vati gerät die begehrte Bibliothek zum weiteren Unglück. Weil er Angst hat, sich eines Bücherdiebstahls schuldig gemacht zu haben, versucht er, sich zu vergiften. Er wird gerettet; doch er hat sich unwiederbringlich von seiner Familie entfernt. Die Distanz verschärft bald darauf der frühe Tod seiner Frau, der Mutter seiner vier Kinder Gretel, Monika, Richard und Renate. Es ist nicht nur sein Selbstentwurf gescheitert.
Mit "Vati" schreibt Monika Helfer ihre Saga fort, die mit dem Roman "Die Bagage" begonnen hat: als eine behutsam eindringliche Wiederherstellung ihrer eigenen Herkunft. Dort ging sie zurück zu ihren Großeltern, ihren Onkeln und Tanten und zu ihrer Mutter Margarethe, die Grete genannt wurde - zu ihren "eigenen Leuten", die als die Ärmsten der Armen am Rande eines Dorfs in Südtirol lebten. "Die Erinnerung muss als ein heilloses Durcheinander gesehen werden", heißt es in der "Bagage" einmal, "erst wenn man ein Drama daraus macht, herrscht Ordnung." Diese Vorgeschichte fließt in das aktuelle Buch ein, das dennoch für sich stehen kann.
Monika Helfer bleibt bei ihrer Methode, Gegenwart und Vergangenheit ständig zu verschränken, ohne einzelne Kapitel dabei durchzuschreiben in einem Erzählfluss, der immer wieder retardiert und vorausweist, Realität und Fiktion zusammenfügt. Als die Mutter so früh stirbt, der Vater abwesend bleibt, handeln die verbliebenen Mitglieder der Bagage. Die Kinder werden in der Sippschaft verteilt, deren Zusammenhalt unverbrüchlich ist. Ohne Scheu ist die Katastrophe registriert, die das für die jungen Geschwister bedeutet, als Selbstrechenschaft ohne die geringste Sentimentalität.
"Mein Vater hieß Josef", steht ziemlich am Anfang: "Es gibt Namen, die haben ein Gewicht. Sie können ein luftiges Gewicht haben oder ein schweres. Meine Schwester Renate hat ihren Sohn Josef genannt. Nach unserem Vater. Und nach unserem Vater mütterlicherseits. Der hieß nämlich auch so. Und dann gab es auch noch den Onkel Josef. Es sei ein Schicksalsname in unserer Familie, er solle nicht aufhören. Ich weiß, was sie damit meint. Ich würde ein anderes Wort verwenden als ,Schicksal'. Aber ich möchte nicht darüber nachdenken, was für eines, es macht mich müde." Das "andere Wort" für Schicksal gibt es nicht mehr im Roman. Doch das Geschehen über die Jahrzehnte und Generationen hin hat etwas Folgerichtiges, nachgerade Biblisches, stigmatisiert bis ins vierte Glied. Als würden all die Verletzungen in der Wunde, die das Bein des Vaters immer bleibt, in der fehlenden Gliedmaße ihr Signum finden. Einmal sitzt die kleine Monika am Fuß der Treppe im Kriegsopfer-Erholungsheim und poliert den Schuh am unteren Ende der Prothese, nachdem sich die Eltern, einander anlächelnd, zu einer Mittagsruhe zurückgezogen hatten.
Wahrhaftigkeit ist das Wort für Monika Helfers Art zu erzählen. Wie alles in der Wirklichkeit war, kann sie gar nicht wissen. Immer wieder hält sie inne, schiebt ein, dass sie es sich so vorstelle, dass es so gewesen sein könne, gar müsse, weil sie es sich so wünscht. Aufrichtigkeit ist das andere gute Wort für diese Anstrengung des Erinnerns. Denn die Erinnerung ist schmerzhaft, manchmal ist sie aber auch freudvoll, leise Sehnsucht nach einem verlorenen Paradies, zu dem auch der Vater gehörte. Darin liegt die Kunst dieses Schreibens, das in keinem Moment die Haltung eines Vorwurfs einnimmt, im Gegenteil: "Wer sich entschuldigt, ist schuldig", heißt es einmal in "Die Bagage", ein Spruch des scharfsinnigen Mutterbruders Lorenz. Und wer den ersten Stein schmeißt, der macht sich schuldig.
Es bleibt, bei allem Bösen, die versöhnliche Anmutung der sprichwörtlichen verlorenen Liebesmüh'. So passte der "Vati" auf eine seltsam invertierte Weise tatsächlich in die "neue Zeit". "Wir alle haben uns sehr bemüht", lautet der letzte Satz des Romans, er steht da als ein eigener Absatz.
ROSE-MARIA GROPP
Monika Helfer: "Vati". Roman.
Hanser Verlag, München 2021. 176 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Helfer lädt mit dieser sinnlichen und stimmig-bruchstückhaften Montage aus Erinnerungen und Reflexionen, Vergangenheit und Gegenwart zum echten Eintauchen ein." Paula Pfoser, ORF Sommerbuchempfehlungen, 15.06.21 "Das Buch berührt tief und weckt Verständnis für eine Generation, die oftmals unverstanden geblieben ist. Damit füllt 'Vati' auf empathische und sehr kluge Weise eine Leerstelle." Barbara Geschwinde, WDR5 Bücher, 20.03.21 "Ein letzter anrührender Liebesdienst. ... Helfers unaufgeregtes, unprätentiöses, von Austriazismen geerdetes Plauderparlando ist ein absolut äquates Medium für diese wechselvolle Lebensgeschichte." Frank Schäfer, taz am Wochenende, 13.03.21 "Ein ganz warmer Erzählton ... Das hat eine ganz eigene Kraft." Annemarie
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Stoltenberg, NDR Kultur, 02.03.21 "Kurz, lapidar, ein bisschen sprunghaft, aber immer wieder nah an diesem Versuch, den Vater zu verstehen. ... Diese Aufrichtigkeit hat etwas hoch Charmantes." Rainer Moritz, NDR Kultur, 02.03.21 "Dieses Sammelsurium eines selten leichten Lebens erzählt Helfer in einer glasklaren Sprache, die subkutanen Witz, Esprit und Lebensweisheit birgt. ... Ach, man könnte ein ganzes Buch lang von diesem Buch schwärmen. So viel Wärme, Ehrlichkeit und Schwere war selten." Peer Teuwsen, NZZ am Sonntag, 28.02.21 "Man reist in diesem schmalen Roman lesend durch all das, wozu man sonst viele Bücher braucht. Durch die Sehnsucht zur Sentimentalität, auf die schrille Heiterkeit und tiefe Traurigkeit folgt. Man lernt aus der Lektüre, dass die Verzerrungen und Verschiebungen des Alltäglichen vielleicht das Geheimnis des Erinnerns sind - und dass die Weigerung, sich allein an Tatsachen festzuhalten, die Eleganz von Monika Helfers Erzählen ausmacht." Wolfgang Paterno, Profil, 24.01.21 "Fraglos gehört Monika Helfers Familienroman zu den berührendsten und bewegendsten Publikationen dieser literarischen Saison. Er fasziniert sowohl sprachlich als auch in punkto Stoffwahl. Die Verfasserin sollte dafür endlich mit dem Deutschen Buchpreis geehrt werden, der ihr 2017 entging." Ulf Heise, MDR Kultur, Februar 2021 "Helfers Tonfall ist unsentimental, ohne Gejammer und Anklage, kurz: bezaubernd. Keine Bitterkeit wird verschwiegen, nichts geschönt, aber auch nichts über Gebühr ausgemalt oder zu Tode analysiert. Das Ganze liest sich leicht, gelingt selten so wie hier und wärmt das Herz." Gisela Trahms, Welt, 20.02.21 "So viel Tod, aber auch so viel Leben - wer Monika Helfers Bücher liest, begegnet dem Erdendasein in seiner ganzen Wucht, und doch steigt man aus ihren Romanen nie mit einem deprimierenden Gefühl aus." Meike Schnitzler, Brigitte, 03.02.21 "Mit 'Vati' zeigt die Autorin erneut, dass sie eine wahre Wortzauberin ist." Meike Schnitzler, Brigitte, 03.02.21 "Ein vielschichtiges Gemälde einer Familie, einer Zeit und einer Generation. ... Es sind knappe Sätze, die sich dem Vater, seiner Schweigsamkeit und seinem Fehlen annähern. Fragen bleiben offen und geben den Blick frei in Abgründe. Eine Fortsetzung der Helfer'schen Familiengeschichte ist - erfreulicherweise - schon in Planung." Stefanie Panzenböck, Falter, 03.02.21 "Mit 'Vati' schreibt Monika Helfer ihre Saga fort, die mit dem Roman 'Die Bagage' begonnen hat: als eine behutsam eindringliche Wiederherstellung ihrer eigenen Herkunft." Rose-Maria Gropp, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.01.21 "'Vati' ist kein Buch, das Wahrheiten verkündet, sondern eines, das nach den Zwischentönen und Schicksalspunkten von Biografien sucht. Das gelingt Monika Helfer darum so gut, weil sie Sensibilität mit Diskretion verbindet." Christoph Schröder, Zeit Online, 26.01.21 "Wie schon 'Die Bagage' ist auch 'Vati' keine voyeuristische Nabelschau, sondern gelungene Literatur, in der das Schreiben, das auf Erinnerung setzt, immer auch kritisch beäugt wird." Carsten Otte, SWR2 Lesenswert Magazin, 24.01.21 "Was die Meisterin der Kürze schafft, ist bewunderungswürdig: das angefochtene Leben eines Menschen so verschwommen schön und kristallklar aufzumalen, dass man alles sieht und nichts davon nachzeichnen könnte, das Taumeln zwischen Himmel und Hölle, das Taumeln auf der Erde." Alexander Solloch, NDR Kultur, 24.01.21 "Ein so bedrückendes wie berührendes Erinnerungsbuch. ... Die Autorin ist eine äußerst versierte Dramaturgin ihres biografischen Materials, das zwar von guten und schrecklichen Erlebnissen, von lustigen und aberwitzigen Familiengeschichten lebt, vor allem aber von der literarischen Kunst, die Geschichte eines Menschen angemessen zu verdichten." Carsten Otte, Tagesspiegel, 24.01.21 "172 Seiten Zartheit und Liebe. Man kann das neue Buch der österreichischen Schriftstellerin Monika Helfer als Ergänzung zu ihrem jüngsten Bestseller, 'Die Bagage', lesen - und doch steht es in seiner ganzen Lakonie und Schönheit allein wie ein monolithischer Fels in Helfers Heimat Vorarlberg." Cathrin Kahlweit, Süddeutsche Zeitung, 26.01.21
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Die Autorin Monika Helfer spinnt ihre Familienwelten vom ersten Band „Die Bagage“ weiter. Diesmal folgt sie den Spuren ihres Vaters. Sie erzählt authentisch wie es ihrer Familie in der Nachkriegszeit ergangen ist. Als Zaungast blickt man hinter die Kulissen, verweilt in einer …
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Die Autorin Monika Helfer spinnt ihre Familienwelten vom ersten Band „Die Bagage“ weiter. Diesmal folgt sie den Spuren ihres Vaters. Sie erzählt authentisch wie es ihrer Familie in der Nachkriegszeit ergangen ist. Als Zaungast blickt man hinter die Kulissen, verweilt in einer Vergangenheit, die gezeichnet ist von Armut, aber auch von glücklichen Augenblicken, das Aufwachsen am Land in einer großen Familie.
Der Vater hat im Krieg ein Bein verloren. Er lernt seine künftige Frau im Lazarett kennen. Sie ist dort Krankenschwester und pflegt ihn gesund. Er wird Verwalter im Kriegsopfer-Erholungsheim und sein Hobby ist die wunderbare Bibliothek mit einer beträchtlichen Anzahl an Büchern. Gerne liest er daraus vor und unterhält seine Gäste.
Das verschwommene Cover drückt eine Sehnsucht nach Geborgenheit aus und hat mich sofort angesprochen. Ich finde dieses Bild schlicht und einfach genial und sehr passend.
Dorsay
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Meine Meinung:
Ein Buch, das noch lange in einem nachwirkt. Wirklich ergreifend wird hier die Geschichte des Bücher vernarrten Vaters erzählt, der nach dem Tod seiner Frau völlig den Halt verliert und seine Kinder im Stich lässt.
Das Buch wird aus der „Ich“ …
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Meine Meinung:
Ein Buch, das noch lange in einem nachwirkt. Wirklich ergreifend wird hier die Geschichte des Bücher vernarrten Vaters erzählt, der nach dem Tod seiner Frau völlig den Halt verliert und seine Kinder im Stich lässt.
Das Buch wird aus der „Ich“ Perspektive der Autorin erzählt und man leidet mit dem damals jungen Mädchen mit. Man spürt die Verzweiflung in ihr, das sie die Familie alleine managen muss, doch an manchen Tagen gibt es auch Erlebnisse, die sie ihrem Vater näher bringen bzw. wo man die Nähe, ja sogar die Zuneigung spürt. Aber gerade in den schwierigen Zeiten wirkt alles insgesamt etwas oberflächlich. Da hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Denn insgesamt kann man sagen, es gab mehr schlechte als gute Zeiten.
Der Schreibstil ist sehr flüssig, aber auch hier spiegelt sich in einigen Passsagen diese Oberflächlichkeit wieder. Schade eigentlich.
Insgesamt eine sehr interessante, spannende Lebensgeschichte, allerdings in der Umsetzung etwas holprig und oberflächlich
Mein Fazit:
Man hätte mehr daraus machen können. Leider nur 3 Sterne.
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Vati erzählt die Geschichte eines Vaters (ein Mix wohl aus Helfers eigenem Vater und dem der Protagonistin) und dabei auch ganz viel über die Protagonistin selbst.
Bei der Beurteilung bin ich ein bisschen hin- und hergerissen.
Eigentlich mag ich Helfers Schreibstil, aber an einigen …
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Vati erzählt die Geschichte eines Vaters (ein Mix wohl aus Helfers eigenem Vater und dem der Protagonistin) und dabei auch ganz viel über die Protagonistin selbst.
Bei der Beurteilung bin ich ein bisschen hin- und hergerissen.
Eigentlich mag ich Helfers Schreibstil, aber an einigen Stellen finde ich das in diesem Roman als zu viel. Es wirkt, als würde ein Kind- mit dem Wortschatz und gutem Sprachgefühl einer Erwachsenen- erzählen. So springt die Protagonistin zwischen Gegenwart, Vergangenheit und der Zeit davor, manchmal ohne Wahrung und manchmal nicht sofort ersichtlich. Manches sind Dinge, die sich die Protagonistin als Kind zusammen gereimt oder geträumt hat, manches Fakten, manches Stimmen anderer Menschen. Dies macht die Erzählung gleichzeitig so authentisch und gleichzeitig etwas wirr.
Ein, sagen wir, interessanter Versuch einen Vater zu beschreiben, der in der Kindheit alles andere als ein offenes Buch war.
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„Vati“ heißt der neue Roman von Monika Helfer, mit dem sie ihre Familiengeschichte aus „Die Bagage“ fortsetzt. Zugegeben, ich kannte die Autorin vorher nicht, aber das muss sich ändern. Denn mit „Vati“ hat sie für mich ein wirklich lesenswertes, …
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„Vati“ heißt der neue Roman von Monika Helfer, mit dem sie ihre Familiengeschichte aus „Die Bagage“ fortsetzt. Zugegeben, ich kannte die Autorin vorher nicht, aber das muss sich ändern. Denn mit „Vati“ hat sie für mich ein wirklich lesenswertes, wenn auch nicht ganz einfaches Werk abgeliefert. In „Die Bagage“ schreibt sie über die Familie mütterlicherseits, in „Vati“ konzentriert sie sich, wer hätte es gedacht, auf ihren Vater. Aber so plump, wie sich dieser Satz von mir liest, ist das Buch natürlich nicht. Ist die Geschichte wahr oder erfunden? „Beides, aber mehr wahr als erfunden.“ – das Erfundene ist vermutlich wichtig für die Annäherung an den Vater, denn in Wirklichkeit weiß sie gar nichts über ihn. Und so versucht sie, sich autofiktional an den besessenen Büchersammler anzunähern und die Lebensgeschichte des Mannes zu rekonstruieren, der sie geprägt hat und der in den 1980ern mehr oder weniger durch seine Bücherleidenschaft mit 67 Jahren zu Tode kam.
Ihr Vater wollte von den Kindern „Vati“ genannt werden, weil er es moderner findet. Und nach dem Krieg waren neue Zeiten angebrochen, auch er will fortschrittlich sein, „einen Mann erfinden, der in die neue Zeit hineinpasste“. Dieses „Hineinpassen“ zog sich wohl durch sein ganzes Leben. Als uneheliches Kind einer Magd geboren, war er schon früh ein Außenseiter. Zwar durfte er auf Initiative eines Bauunternehmers und des örtlichen Pfarrers aufs Gymnasium, wurde aber kurz vor dem Abitur zum Kriegsdienst eingezogen. In Russland verlor er durch Erfrierungen ein Bein und verliebte sich im Lazarett in die Krankenschwester Grete, die (als uneheliches Kind) ebenfalls eine Außenseiterin war. Die beiden „Versehrten“ gründeten eine Familie, geprägt von Depressionen und den Traumata der Kriegsgeneration, die auch an den vier Kindern nicht spurlos vorbeigingen.
Neben dem Kriegsopfererholungsheim auf der Tschengla, das er leitete, waren Bücher die wahre Leidenschaft von Monika Helfers Vater. Mit einer Menge Bücher, die er vom dankbaren Vater eines Gastes erbte, richtete er eine Bibliothek ein. Als das Heim von den Besitzern in ein Hotel umgebaut wurde, verlor er, der nach dem Krieg so gerne die Matura gemacht und Chemie studiert hätte, mehr oder weniger alles: seine Existenzgrundlage, seine Bibliothek und beinahe sein Leben durch einen Suizidversuch. Als seine Frau verstarb, verteilte er die Kinder auf die Verwandtschaft. Auch nach seiner Neuvermählung fand die Familie nicht mehr zusammen.
Die Autorin hält ihre Leserschaft stets auf Distanz. Sie liebte es als Kind, wenn ihr Vater mit einem geliehenen Filmprojektor im Speisesaal des Erholungsheims „Kino spielte“ – ähnlich kam ich mir beim Lesen des Buchs vor: wie jemand, der das Leben von anderen auf einer Leinwand sieht. Die Charaktere sind allesamt nur in den Einzelheiten beschrieben, die für die Geschichte wichtig sind. Exakt und auf den Punkt, kein Wort zu viel. So schreibt sie weitgehend emotionslos und nie wertend, manchmal sogar in aller Tragik lustig und voller absurd anmutender Anekdoten. Kompliziert fand ich, da ich „Die Bagage“ nicht gelesen habe, die Zeitsprünge und die vielen Tanten und Onkel in der Geschichte, vor allem, weil jeder zweite Josef zu heißen scheint.
Das Buch ist ein Denkmal für ihren Vater, einen Typ Mann, den es nach dem Krieg zu Tausenden gab. Einen traumatisierten, versehrten Kriegsheimkehrer, der in seinem Trauma und in sich selbst durch Schweigen gefangen zu sein scheint, manchmal aber eine Leidenschaft findet, die ihn glücklich macht und ihm eine Basis für das Miteinander mit anderen bieten kann („Wir hatten ein spezielles Buch-Verhältnis miteinander“). Mich hat das Buch tief berührt und angesprochen. Die viele Distanz im Buch machte mich allerdings traurig, sowohl die Distanz der Charaktere zueinander und die Mauer, die die Autorin zwischen der Leserschaft und den Charakteren zieht, fand ich fast greifbar. Von mir 5 Sterne und eine klare Lese-Empfehlung.
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Im Osten nicht Neues
Der für den diesjährigen Frankfurter Buchpreis nominierte Roman der österreichischen Schriftstellerin Monika Helfer mit dem Titel «Vati» ist eine Fortschreibung ihres erfolgreichen Erinnerungs-Bandes vom Vorjahr. Hatte sie in «Bagage» …
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Im Osten nicht Neues
Der für den diesjährigen Frankfurter Buchpreis nominierte Roman der österreichischen Schriftstellerin Monika Helfer mit dem Titel «Vati» ist eine Fortschreibung ihres erfolgreichen Erinnerungs-Bandes vom Vorjahr. Hatte sie in «Bagage» von ihrer Mutter und den Großeltern erzählt, so widmet sie sich in dem aktuellen Roman nun aus der Perspektive als Kind und Jugendliche ihrem Vater. «Wir sagten Vati. Er wollte das so. Er meinte, es klinge modern» heißt es gleich zu Beginn, wodurch der altbacken klingende Romantitel entschuldigt ist. Denn er trägt mit dazu bei, diesem literarischen Denkmal für den Vater einiges an Authentizität zu verleihen.
Der aus einfachsten Verhältnissen stammende Josef Helfer kam als Invalide aus dem Zweiten Weltkrieg zurück, im russischen Winter war ihm ein Bein erfroren. Der Unterschenkel musste amputiert werden, seither trägt er eine Prothese. Man gibt dem traumatisierten jungen Mann eine Stelle als Verwalter eines auf der Tschengla in Vorarlberg gelegenen Erholungs-Heims für Kriegsversehrte, das von einem Stuttgarter Verein betrieben wird. Josef heiratet und bekommt vier Kinder. Schon als Kind war Josef sehr lernbegierig, er brachte sich noch vor der Schule selbst das Lesen und Schreiben bei und wurde deshalb vom Vater eines Klassen-Kameraden gefördert. Der gewährt ihm exklusiv Zugang zu seiner wertvollen Privat-Bibliothek, die 1324 von ihrem stolzen Besitzer nie gelesene Bücher enthielt. Immer mehr entwickelt er sich dort zu einem Bibliophilen. In dem Heim, das er dann nach dem Krieg verwaltet, findet er voller Freude ebenfalls eine Bibliothek vor, die dem Betreiber-Verein von einem Tübinger Professor vermacht worden war, die von den Gästen aber nie genutzt wurde. Er entwickelt sich allmählich zum Bibliomanen und beginnt, als eine Umwandlung des Heims zu einem Hotel bevorsteht, geradezu zwanghaft die Bestände der Bibliothek beiseite zu schaffen. Als eine Kommission zu einer Übergabe-Inventur anreist und er befürchtet, dass die entstandenen Lücken im Bücherbestand anhand der notariellen Schenkungs-Urkunde zwangsläufig aufgedeckt werden, nimmt er Gift. Er wird zwar gerettet, hat sich nun aber unwiderruflich von seiner Familie entfernt, die paradiesische Zeit der Familie auf dem idyllischen Bergplateau endet abrupt.
In ständigen Zeitsprüngen erzählt Monika Helfer im Wechsel vorausschauend oder rückblickend real Erinnertes aus ihrem Leben, durchmischt mit fiktional Ergänztem. Dabei bleibt «Vati» als zentrale Figur weiterhin dominant, auch wenn er nach langer Genesungszeit jetzt im Kloster lebt und sie ihn fast nie sehen. Die Geschwister sind nach dem frühen Krebstod der Mutter ganz auf sich allein gestellt und werden auf die ‹Bagage› verteilt, sie leben fortan getrennt voneinander bei den Verwandten. Die Autorin hadert nicht mit ihrem Schicksal, sie versucht mit ihrer Erinnerungs-Arbeit zu sich selbst zu finden. Ihre Seelenverwandtschaft zum Vater kommt zum Ausdruck, wenn sie sich zum Beispiel daran erinnert, wie er die ersten zwei Bücher in die Hand genommen hat, auf denen ihr Name steht, Das hatte ihn sichtlich sehr stolz gemacht, denn er war es ja, der die Liebe zur Literatur in ihr geweckt hat.
Mit ihrer assoziativen, charmant österreichisch gefärbten Erzählweise erzeugt die Autorin ein stimmiges Ambiente für die Erinnerungs-Splitter, mit deren Hilfe sie nicht nur ihren Vater, sondern auch die damaligen Zeiten zu verstehen sucht. Ihre Bagage, der große Familienclan, besteht aus oft allzu überschwänglich gezeichneten Figuren, die als amüsante Charaktere jedoch immer wieder mal Anlass zum Schmunzeln geben. Es wird psychologisch nichts analysiert in diesen fiktional üppig angereicherten Erinnerungen voller Leerstellen, deren Stoff als solcher nichts wirklich Neues bietet. Es bleibt als Benefit für den Leser der diskrete Umgang mit den Fakten und deren sensible Einbettung in einen angenehm lesbaren Plot, der diesem beliebten literarischen Genre ein weiteres Buch hinzufügt.
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"Die Bagage" hatte mich zwar nicht abgeholt und doch war ich neugierig auf das nächste Werk von Monika Helfer. Auch "Vati" klang nach einem sehr persönlichem, biografischem Buch, und ich weiß nicht warum, aber ich hatte nicht damit gerechnit in ihm eine …
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"Die Bagage" hatte mich zwar nicht abgeholt und doch war ich neugierig auf das nächste Werk von Monika Helfer. Auch "Vati" klang nach einem sehr persönlichem, biografischem Buch, und ich weiß nicht warum, aber ich hatte nicht damit gerechnit in ihm eine Fortsetzung der "Bagage" zu entdecken.
Komischerweise ist dieses Buch in vielerlei Hinsicht besser und angenehmer als sein Vorgänger: die Gedanken und Zeitebenen sind schlüssiger und zugänglicher, die Figuren sympatisch und in der Realität verankert. Es wird das Bild einer Familie gezeichnet, das auch mit seinen vorhandenen Lücken schlüssig bleibt und glaubhaft.
Ich mochte wie mal wertend, mal nüchtern, die Eltern, die Geschwister, die Verwandten betrachtet wurden und dass auch die Autorin Lücken eingestehen konnte. Genau das macht unsere Erinnerungen so interessant: es gibt keine 100%ig exakte Darstellung der Vergangenheit.
Für mich ein überraschend gutes Buch, das seinen Vorgänger auf 173 Seiten in jeder Hinsicht übertrifft.
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Sehr gefühlvoll und besonders
Mit VATI erzählt MONIKA HELFER die eigene Familiengeschichte weiter. Begonnen hat sie mit dem Buch DIE BAGAGE, wo die Geschichte der Mutter im Vordergrund stand. Ihr umfassenden Kenntnisse hat sie von ihrer Tante Kate erzählt bekommen, mit der …
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Sehr gefühlvoll und besonders
Mit VATI erzählt MONIKA HELFER die eigene Familiengeschichte weiter. Begonnen hat sie mit dem Buch DIE BAGAGE, wo die Geschichte der Mutter im Vordergrund stand. Ihr umfassenden Kenntnisse hat sie von ihrer Tante Kate erzählt bekommen, mit der Bedingung erst nach deren Tode daraus ein Buch zu schreiben. Es ist nicht zwingend notwendig, die Bagage vorab gelesen zu haben, VATI ist ein Buch für sich und alles notwendige wird am Anfang erklärt-
Der Vater der Familie hatte eine schwere Kindheit und wurde von einer Familie aufgenommen und seine Liebe zu Büchern gefördert. Kaum erwachsen, wurde er in den Krieg berufen, in dem er ein Bein und seine Würde verlor.
Wieder zurück lernet er bald seine Frau kennen, zusammen gründeten sie völlig mittellos eine Familie. Wie zur damaligen Zeit üblich wurde nicht über Gefühle gesprochen. Das Leben sehr lieblos. Des Vaters großer Traum, ein Buch zu schreiben, verwirklichte schließlich seine Tochter Monika. Ihr Sprache dabei ist kurz und knapp, vermag aber trotzdem viel zu sagen. Dieser Roman bleibt im Gedächtnis, weil er so besonders ist.
Von mir bekommt das Buch 5 Sterne
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Monika Helfer begibt sich auf die Suche nach einem Mann, den Sie ihr Leben lang nie ganz zu fassen bekam. Wir sehen behütete Kinderjahre, in denen die Familie ein Kriegsopfer-Erholungsheim in den österreichischen Alpen führte und keiner der beiden Elternteile so ganz seiner Rolle …
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Monika Helfer begibt sich auf die Suche nach einem Mann, den Sie ihr Leben lang nie ganz zu fassen bekam. Wir sehen behütete Kinderjahre, in denen die Familie ein Kriegsopfer-Erholungsheim in den österreichischen Alpen führte und keiner der beiden Elternteile so ganz seiner Rolle entsprechen wollte. Was hat diesen Mann zu diesem Rätsel gemacht, dass sich keinem der Beteiligten so ganz erschließen wollte?
Die Autorin setzt Ihre Erinnerungen zusammen und baut Gespräche mit Ihrer Schwester und Ihrer Stiefmutter als Rahmen der Aufarbeitung ein. Sie skizziert einen stillen Mann, selbst im Krieg verwundet, der eine unaussprechliche Liebe zu Büchern pflegt. So ganz will er nicht in seine Rolle passen und lässt die Tochter und auch den Rest der Familie mit einem lückenhaften Bild zurück, das sich auch dem Leser bis zur letzten Seite nicht ganz erschließt. Das sporadische Erscheinen und verschwinden des Vaters, der sich als Witwer zusehends zurückzieht und sich auf sich selbst konzentriert, wird durch die bereits im vorangegangen Werk beschriebenen „Bagage“, der Familie Ihrer Mutter, aufgefangen. Bis ins hohe Alter entdeckt sie neue Seiten an diesem Menschen, der sich ihr überraschend auch als urwitziger und geselliger Mensch offenbart.
Die Suche nach Ihrem Vater ist letztlich auch eine Suche nach sich selbst, bei der ihr so manche Antwort verwehrt bleibt. Ohne Längen und in gewohnt unterhaltsamen Stil lässt uns Monika Helfer an einem weiteren persönlichen Kapitel Ihres Lebens teilhaben.
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biografischer Roman
Der autobiografische Roman "Vati" ist eine Erinnerung an den Vater der Autorin.
Wer war er wirklich? Was hat ihn beschäftigt und wie kam er mit seinem Leben zurecht?
Viele kleine und großere Erinnerungen an ihn werden lebendig,
Sie versucht hinter die …
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biografischer Roman
Der autobiografische Roman "Vati" ist eine Erinnerung an den Vater der Autorin.
Wer war er wirklich? Was hat ihn beschäftigt und wie kam er mit seinem Leben zurecht?
Viele kleine und großere Erinnerungen an ihn werden lebendig,
Sie versucht hinter die Fassade zu schauen und das Wesen ihres Vater einzufangen. Durch Lebensumstände, das aktuelle Zeitgeschehen und seine Behinderung geprägt, war er nicht immer ein einfacher Mann. Sie lässt auch andere Familienmitglieder zu Wort kommen. Jeder hat ja einen eigenen Blick auf die Dinge und eigene Erinnerungen an Josef.
Und so zeichnet sich im Laufe der Geschichte ein einzigartiges Bild des Vaters ab.
Die Geschichte zeigt, dass Erinnerungen auch trügen können und man manchmal den Menschen, der einen zeitlebends begleitet hat, gar nicht richtig kennt.
Ein kurzes, aber interessantes Buch.
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Mit "Vati" erscheint der zweite autobiographische Roman von Monika Helfer nach dem ersten Band "Die Bagage".
Monika Helfer sucht in diesem Buch Erinnerungen an ihren Vati, Erinnerungen an einen Mann, der es in seinem Leben nicht leicht hatte. Kurz vor der Matura fand er sich …
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Mit "Vati" erscheint der zweite autobiographische Roman von Monika Helfer nach dem ersten Band "Die Bagage".
Monika Helfer sucht in diesem Buch Erinnerungen an ihren Vati, Erinnerungen an einen Mann, der es in seinem Leben nicht leicht hatte. Kurz vor der Matura fand er sich auf dem Schlachtfeld des zweiten Weltkrieges wieder. Er verlor dort soviel mehr als sein Bein. Er verlor sich in seinen Büchern, die ihm Zeitlebens wichtig blieben. Traumatisierungen wurden damals nicht erkannt geschweige dann behandelt. Trotzdem erlebt Monika als Kind auch gute Zeiten in Tschengla, ein Hochplateau in Voralberg. Als die Mutter jung stirbt ändert sich ihr Leben drastisch, wird der Vater durch den Verlust doch für die Kinder nicht mehr wirklich greifbar.
Monika Helfer beschreibt ohne Zorn und Schuldzuweisungen ihren Vater mit all seinen Facetten, guten wie schlechten Eigenschaften und lässt mich als Leser wie einen gebetenen Zaungast daran teilnehmen. Die Trauer und den Schmerz war greifbar und die Rückblicke auf die Kindheit sind beeindruckend. Dies ist eine Biographie, die ohne viel Emotionaliät doch sehr nahe geht und zeigt, wie über Generationen hinweg Traumatisierungen weiter gegeben werden.
Für mich ein gelungenes Buch, dem ich sehr gerne 4 gute Sterne gebe.
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