© Annette Pohnert
T. C. Boyle
T.C. Boyle wurde 1948 in Peekskill, New York als Sohn eines Busfahrers und einer Sekretärin geboren. Er studierte Englisch und Geschichte und arbeitete zunächst als Lehrer an einer High School, bevor er nach seiner Promotion nach Los Angeles wechselte, wo er bis heute Kreatives Schreiben unterrichtet. Boyle hat seit den 1980er Jahren über 20 Bücher veröffentlicht, viele von ihnen wurden Bestseller und wahre Kultbücher. Boyle machte sich sowohl als Autor mit einem Faible für exzentrische Figuren und schräge Geschichten einen Namen, als auch durch seine Persönlichkeit. Der Expunker mit dem Frank-Zappa-Bärtchen, den Ohrringen und dem wilden Haar, der mit Drogen experimentierte und gegen den Vietnamkrieg demonstrierte, fiel stets auch wegen seiner bissigen politischen Kommentare auf. Boyle lebt mit Frau und drei Kindern bei Santa Barbara.
Das meint die buecher.de-Redaktion:T.C. Boyle gilt zu Recht als Kultautor. Der Meister des absurden Humors erzählt seine aberwitzigen Geschichten auf höchstem Niveau.
Das meint die buecher.de-Redaktion:T.C. Boyle gilt zu Recht als Kultautor. Der Meister des absurden Humors erzählt seine aberwitzigen Geschichten auf höchstem Niveau.
Kundenbewertungen
Der angehende Arzt Terry geht ganz in seinem Beruf auf, er bereitet sich auf die Abschlussprüfung vor, da ereilt ihm die Botschaft, dass seine Mutter verstorben ist. Sie hat ihm in Nevada ihr Haus hinterlassen. Er nimmt ein paar Tage Urlaub, um das Begräbnis und seine Erbschaftsangelegenheit zu ordnen. In einer Bar l...
Der angehende Arzt Terry geht ganz in seinem Beruf auf, er bereitet sich auf die Abschlussprüfung vor, da ereilt ihm die Botschaft, dass seine Mutter verstorben ist. Sie hat ihm in Nevada ihr Haus hinterlassen. Er nimmt ein paar Tage Urlaub, um das Begräbnis und seine Erbschaftsangelegenheit zu ordnen. In einer Bar lernt er zufällig Bethany kennen. Bethany hat ihre Beziehung zu ihrem Lebensgefährten Jesse beendet. Da sie eine neue Unterkunft braucht zieht sie praktisch ungefragt in Terrys Haus ein, während er in Los Angeles wieder seiner Arbeit im Krankenhaus nachgeht.
Es entwickelt sich eine außergewöhnliche sehr spannende Dreiecksgeschichte mit überraschendem, abruptem Ende.
Der Autor T.C.Boyle hat wieder einmal einen großartigen Roman in seinem unverwechselbarem Schreibstil verfasst. Die glaubwürdigen, außergewöhnlichen Charaktere der handelnden Personen, die Hinterlistigkeit und die Abgründe, die in jedem von uns schlummern, werden präzise herausgearbeitet, Ein absolut gelungener, spannender Gesellschaftsroman.
Von Schlangen und Schmetterlingen
Am Ende erscheint der Himmel über den Menschen in der Boyle'schen Zukunft weiß und nicht mehr blau. Wie kommt es dazu? Und welche Auswirkungen hat das auf die Erde und seine Bewohner?
T.C. Boyle gibt in seiner brillanten Erzählung Indizien, stellt immer wieder Fragen, die er s...
Von Schlangen und Schmetterlingen
Am Ende erscheint der Himmel über den Menschen in der Boyle'schen Zukunft weiß und nicht mehr blau. Wie kommt es dazu? Und welche Auswirkungen hat das auf die Erde und seine Bewohner?
T.C. Boyle gibt in seiner brillanten Erzählung Indizien, stellt immer wieder Fragen, die er seine Protagonisten stellen lässt, aber nicht beantwortet.
Die Protagonisten sind Cat, Cooper und ihre Eltern Ottilie und Frank. Im Verlauf des Romans finden sie alles normal; alles wird gut. Immerhin vollziehen sich irdische Veränderungen langsam. Doch wenn der letzte Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt, kommt die große Katastrophe.
Cat will Influencerin werden. Ihr Freund sorgt als Alkoholika-Botschafter für ein gutes Einkommen; da kann sie auf seltsame Ideen kommen. Insbesondere, sich eine Tigerpython zuzulegen, um bei Social Media aus der Masse herauszustechen. Damit beginnt der Roman; damit nimmt das Unheil seinen Anfang.
Cooper ist das genaue Gegenteil. Er hat sein Leben den Insekten verschrieben, vor allem den Schmetterlingen. Mittlerweile findet er kaum noch welche und sieht die Menschheit bereits verschwinden. Das ist ihm jedoch weniger wichtig als das Verschwinden der Insekten.
Auf diesem Konflikt baut sich das Familienleben auf. Mutter Ottilie versucht, es allen recht zu machen. Sie vermittelt, versucht sich an Ressourcenschonung und neuen Rezepten. Vater Frank ist Arzt, spielt jedoch nur eine Nebenrolle.
Boyle schreibt in bekannter Manier großartig. Innerhalb weniger Tage hatte ich das Buch gelesen und wollte doch, dass es niemals endet. Ohne erhobenen Zeigefinger entwirft Boyle eine unmittelbare Zukunft, wie sie durchaus realistisch ist. Sie ist bestimmt von Dürre und Flächenbränden in Kalifornien, wo Cooper, Ottilie und Frank wohnen, und Überschwemmungen in Florida, wo Cat lebt. Kommt die Menschheit noch mal davon? Am Ende liefert Boyle eine Möglichkeit, deutet jedoch gleichzeitig an, dass auch diese vom Menschen erdachte den Zustand der Erde eher noch verschlimmert als verbessert. Die nächste Katastrophe bahnt sich bereits an. Ich hoffe auf mindestens einen zweiten Teil dieser Dystopie.
Ein kleines Manko hat das Buch: Scheinbar hat Übersetzer Dirk von Gunsteren Probleme mit der deutschen Grammatik, insbesondere mit der Unterscheidung von das / dass und dem Dativ. Die vielen entsprechenden Fehler sind dieses Romans unwürdig.
Fazit: Boyle hat mit "Blue Skies" mal wieder einen absoluten Treffer gelandet. Ottilie ist für mich der heimliche / tragische Star. Das Ende des Romans ist offen geschrieben und bietet durch den vorigen Inhalt viel Stoff für Diskussionen. Unbedingt lesen!
2 von 2 finden diese Rezension hilfreich
Brillant erzählt und mitreißend
Im Mittelpunkt von "No Way Home", dem neuen Roman von T.C. Boyle, steht Dr. Terrence Tully, genannt Terry. Der 31-Jährige arbeitet in einem Krankenhaus in Los Angeles. Als Assistenzarzt im dritten Jahr, der sich eine Zulassung als Internist wünscht, arbeitet er an 6 Tagen in der Woc...
Brillant erzählt und mitreißend
Im Mittelpunkt von "No Way Home", dem neuen Roman von T.C. Boyle, steht Dr. Terrence Tully, genannt Terry. Der 31-Jährige arbeitet in einem Krankenhaus in Los Angeles. Als Assistenzarzt im dritten Jahr, der sich eine Zulassung als Internist wünscht, arbeitet er an 6 Tagen in der Woche, 14 Stunden täglich. Er lebt allein und hat kaum Sozialkontakte. Während einer Visite erreicht ihn die traurige Nachricht, dass seine Mutter Katie ganz plötzlich verstorben ist.
Terry begibt sich auf die lange Reise nach Boulder City in der Wüste Nevadas, wo seine Mutter lebte, um die notwendigen Formalitäten abzuwickeln und sein Erbe, das Haus und den Hund der Mutter, zu übernehmen. Am Abend lernt er in einer Bar die 24-jährige Bethany Begany kennen, die beiden verbringen eine gemeinsame Nacht. Bethany hat sich von ihrem Freund Jesse getrennt und möchte übergangsweise im Haus von Terrys Mutter wohnen. Obwohl Terry ablehnt, zieht sie nach seiner Abreise in das Haus. Terry, der verschuldet ist und das Objekt eigentlich verkaufen möchte, verliebt sich in die junge Frau, doch es gibt da noch ihren Ex-Freund, der alles daran setzt, Bethany zurückzugewinnen ...
Der Roman ist, wie man es von T.C. Boyle kennt, in intelligenter Sprache geschrieben, mitreißend und äußerst unterhaltsam. Seine Protagonisten, die er sehr präzise skizziert, sind keine einfachen, keine liebenswerten Charaktere: auf der einen Seite der eher unauffällige und kontaktarme Terry, der sich in seiner Verliebtheit von Bethany ausnutzen und einwickeln lässt, und auf der anderen Seite die lebenslustige und dreiste Bethany, die sich von ihrem Ex-Freund nicht zu lösen vermag, sich aber gleichzeitig mit Terry einen Mann mit Vermögen und Ansehen angeln möchte, und schließlich der gutaussehende und rücksichtslose Jesse, der auch vor Gewalttaten nicht zurückschreckt. Ich konnte verstehen, dass die attraktive Bethany eine gewisse Faszination auf Terry ausübte, habe aber einige seiner Handlungsweisen überhaupt nicht nachvollziehen können und hätte ihn am liebsten geschüttelt.
Die Geschichte ist aus den Perspektiven der drei Hauptcharaktere erzählt, sie liest sich sehr flüssig und hat mich von Beginn an gefesselt. Ich habe das Buch sehr gern gelesen, neben der Ménage à trois enthält es, wie so oft in T.C. Boyles Romanen, eine Menge Gesellschaftskritik. Es geht neben Liebe, Leidenschaft und Eifersucht auch um Gewalt, Manipulation, Abhängigkeit und Drogen. Häufiger Alkoholkonsum nimmt im Buch meinem Empfinden nach zu viel Raum ein.
Die Beschreibung von Terrys anstrengendem Klinikalltag fand ich sehr interessant, das Ende der Geschichte lässt mich allerdings etwas unzufrieden zurück.
Absolute Leseempfehlung für diesen brillant erzählten Roman über menschliche Abgründe!
»Wenn ein Mensch einem unter den Händen starb, fühlte es sich an, als hätte man bei einer entscheidenden Prüfung versagt«
Als Terry mitten auf der Arbeit einen Anruf unbekannter Nummer bekommt, ahnt er Böses, denn ihm wird angezeigt, dass der Anruf aus dem Bundesstaat seiner Mutter kommt. Seine Befürchtungen...
»Wenn ein Mensch einem unter den Händen starb, fühlte es sich an, als hätte man bei einer entscheidenden Prüfung versagt«
Als Terry mitten auf der Arbeit einen Anruf unbekannter Nummer bekommt, ahnt er Böses, denn ihm wird angezeigt, dass der Anruf aus dem Bundesstaat seiner Mutter kommt. Seine Befürchtungen erweisen sich als bestätigt und er fährt sofort zu ihr, immerhin hat sie ihm ihr Haus vermacht. In einem Café auf dem Weg dorthin trifft er das erste Mal auf Bethany und abends in einer Bar zum zweiten Mal. Es kommt, wie es kommen muss – sie verbringen die Nacht zusammen. Bevor Terry zurückfahren muss, fragt sie ihn, ob sie auf sein Haus und den Hund seiner Mutter aufpassen kann, da sie nach der Trennung von ihrem Ex-Freund noch keine richtige neue Bleibe hat. Er verneint. Und doch widersetzt sie sich seiner Entscheidung, was er durch einen erneuten Anruf der Nachbarin erfährt.
Wäre da nicht noch ihr Ex Jesse, der von der sich anbahnenden neuen Beziehung Wind bekommt…
Auch wenn sich die Handlung zu Beginn, trotz des direkten Einstiegs ins Geschehen, eher langsam anzubahnen scheint, nimmt dieser schnell Fahrt auf und führt uns Leser*innen tief in dieses komplizierte Beziehungsgeflecht der Protagonist*innen Terry, Bethany und Jesse. Die zwischen ihnen wechselnden Perspektiven sorgen erschreckenderweise sogar dafür, dass Jesse, der seine Ex-Freundin nicht nur manipuliert, stalkt und belästigt, teilweise sympathisch daherkommt, bevor man als Leser*in wieder zum Hass auf ihn tendiert.
Nachdem mich Boyles letzter Band mit Stories nicht so begeistern konnte, bewies dieser Roman schon nach wenigen Sätzen wieder einmal, was für ein ausgezeichneter und ins Detail verliebter Autor er ist! Die dabei behandelten Themen sind keine leichten, doch ist er durchaus spannend geschrieben, dass man gar nicht anders kann, als einfach immer weiter zu lesen.
Wer ihn liest, durchlebt eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die einen mehr mitreißt als ich es erwartet hätte und dazu geführt hat, dass er mein bisheriger Favorit von T.C. Boyle ist!
Mit "Blue Skies hat T.C. Boyle eine stimmige Mischung von Gesellschaftssatire und Klima-Dystopie geschrieben.
Eine normale Familie in Amerika, Ottilie die Mutter, Frank der Vater und die beiden erwachsenen Kinder Cooper und Cat. Soeit so gut, wenn da nicht das Klima wäre. Cat, die mit ihrem Verlobten in Florida leb...
Mit "Blue Skies hat T.C. Boyle eine stimmige Mischung von Gesellschaftssatire und Klima-Dystopie geschrieben.
Eine normale Familie in Amerika, Ottilie die Mutter, Frank der Vater und die beiden erwachsenen Kinder Cooper und Cat. Soeit so gut, wenn da nicht das Klima wäre. Cat, die mit ihrem Verlobten in Florida lebt, welches langsam aber sicher untergeht hat sich zum Ziel gesetzt eine berühmte Influencerin zu werden. Der Preis dafür ist allerdings hoch. Beim Rest der Familie weiß man nicht mehr, wie Wolken am Himmel aussehen, Brände und Dürre sind die Konsequenz. Ottilie versucht ihren CO2 Fußabdruck durch die Ernährung mit Insekten zu kompensieren. Die gesamte Familie schlittert von einer Katastrophe in die andere, während sie versucht mit diesen Veränderungen zu leben. Dabei ist es bedrückend ihnen zuzusehen.
T.C.Boyle hat es auch mit diesem Buch wieder eine Story geschaffen, die realistisch in Hinblick auf die Klimakatastrophe und wandelnde Ernährung ist. Die Familiensituation ist herrlich überspitzt und ich für mich eine Satire. Die Protagonisten wie vom Autor gewohnt sehr gut charakterisiert und die gewählten Erzählperspektiven absolut stimmig.
Der Schreibstil ist so gewählt, dass er das Geschehen perfekt unterstützt ohne zu sehr abzuschweifen.
Mich hat das Buch gut unterhalten, daher kann ich es all denen empfehlen, die gerne bissige und realistische Dystopien lesen.
Obsessionen
Die Mutter des jungen Arztes Terry stirbt, und so fährt er die lange Strecke von Los Angeles nach Boulder City, um sie zu beerdigen. In der trostlosen Wüstenstadt lernt er die attraktive Bethany kennen und verfällt ihr sofort. Ab diesem Zeitpunkt fährt er regelmäßig von Kalifornien in die Wüste, um ...
Obsessionen
Die Mutter des jungen Arztes Terry stirbt, und so fährt er die lange Strecke von Los Angeles nach Boulder City, um sie zu beerdigen. In der trostlosen Wüstenstadt lernt er die attraktive Bethany kennen und verfällt ihr sofort. Ab diesem Zeitpunkt fährt er regelmäßig von Kalifornien in die Wüste, um Zeit mit ihr zu verbringen. Bethany zieht, schneller als er schauen kann, in das Haus seiner Mutter ein und bestimmt von nun an jeden seiner Gedanken. Leider ist noch eine dritte Person im Spiel: Bethanys Ex-Freund Jessie kann nicht von ihr lassen und sie anscheinend auch nicht von ihm. Ein destruktiver Kreislauf aus Lügen, Manipulationen und Gewalt beginnt ...
Der Roman ist aus der Sicht der drei Hauptpersonen Terry, Bethany und Jessie geschrieben, sodass man die Standpunkte jeder Person erfahren, wenn auch nicht immer nachvollziehen kann. Terry ist der einzige, den ich als Leserin sympathisch finde und dessen Handlungen ich begreifen kann. Bethany und Jessie sind Menschen, die sich treiben lassen, wenig Ehrgeiz und kaum Moralvorstellungen haben. Für sie zählt nur der eigene Vorteil, sie scheuen nicht davor zurück, andere zu ihren eigenen Gunsten zu manipulieren und auszunutzen.
Der Autor stellt auch diese Personen so authentisch dar, dass selbst die Kapitel, die aus ihrer Sicht geschrieben sind, fesseln.
Boyle beschreibt sehr schön und anschaulich, wie sich die drei Personen, allen voran Terry, immer weiter in den Strudel dieser Dreiecksbeziehung verstricken und nicht erkennen, dass es gesünder wäre, sich daraus zu befreien. Diese Selbstzerstörung, vor allem Terrys, war für mich als Leserin schwer zu ertragen, was wohl in der Intention des Autors liegt.
Das Ende des Buches ist gelungen und sehr passend.
Das Buch ist in wundervoller Sprache geschrieben – detailreich, fast poetisch, so dass man jeden Satz genießt.
Dieser Roman war mein Erster von T.C. Boyle und er wird mit Sicherheit nicht mein Letzter sein. Es geht in dem Buch um Cat und Cooper und ihre Eltern. Cat lebt mit ihrem Verlobten in Florida, Cooper und die Eltern in Kalifornien. In beiden Staaten lässt sich der Klimawandel nicht mehr leugnen, Kalifornien leidet unt...
Dieser Roman war mein Erster von T.C. Boyle und er wird mit Sicherheit nicht mein Letzter sein. Es geht in dem Buch um Cat und Cooper und ihre Eltern. Cat lebt mit ihrem Verlobten in Florida, Cooper und die Eltern in Kalifornien. In beiden Staaten lässt sich der Klimawandel nicht mehr leugnen, Kalifornien leidet unter der Dürre, in Florida kommt es immer wieder zu Überschwemmungen. Die Mutter der Beiden versucht ihren Beitrag zur Rettung der Welt zu leisten, in dem sie unter anderem Grillen züchten, um daraus leckeres Essen zu machen. Cooper erkrankt aufgrund eines Zeckenbisses schwer und Cat kauft sich eine Tigerpython, um ihren Insta-Auftritt interessanter zu machen. Ein Buch, das die Klimakrise zum Thema hat, könnte leicht deprimierend werden, aber Boyle gelingt die Schilderung der handelnden Personen und der Geschichte so leichtfüßig und unterhaltsam, daß es trotz des ernsten Themas einfach ein großes, packendes Buchvergnügen für mich war. Ein absoluter Page-Turner!
Welt in Veränderung
Cat kauft eine Schlange, weil die cool aussieht. Ottilie züchtet, kocht und brät Insekten, weil ihr Sohn die Welt retten möchte. Der zählt Schmetterlinge. Miri untersucht Zecken. Ob das alles eine gute Idee ist?
Die Welt gerät nämlich aus den Fugen, Zecken werden riesig, aggressiv und gefä...
Welt in Veränderung
Cat kauft eine Schlange, weil die cool aussieht. Ottilie züchtet, kocht und brät Insekten, weil ihr Sohn die Welt retten möchte. Der zählt Schmetterlinge. Miri untersucht Zecken. Ob das alles eine gute Idee ist?
Die Welt gerät nämlich aus den Fugen, Zecken werden riesig, aggressiv und gefährlich, Nutzinsekten verschwinden, Dürre oder Überschwemmungen nehmen überhand, das Wetter wird unvorhersehbar, Fischschwärme treiben auf Straßen, Chaos breitet sich aus. Die Menschen reagieren unterschiedlich, teils ignorant, teils leichtsinnig, verdrängend, überfordert, depressiv. Alle geraten an Grenzen. Sehr gut gezeigt an Cat, die ihr Mittel zur Problemlösung gefunden zu haben scheint. Aber auch Cooper, Ottilie, Todd sind gut gezeichnete Charaktere. Sie alle könnten unsere Nachbarn sein.
Genial geschrieben: ein sich langsam entwickelndes, aber unaufhaltbares Szenario, in unheilvorausahnenden Worten geschildert. Eine Mahnung: geht achtsam mit Natur und Umwelt um!
Der Mensch im Affen oder der Affe im Menschen
"Sprich mit mir" von T.C.Boyle ist ein Buch, dass mir noch eine ganze Weile im Kopf herumgehen wird. Hier geht es um den Schimpansen Sam, der im Haushalt des Professor Guy Schemerhorn wie ein Kind aufwächst und die Gebärdensprache lernt. Da die Haltung eines Schimpansen ...
Der Mensch im Affen oder der Affe im Menschen
"Sprich mit mir" von T.C.Boyle ist ein Buch, dass mir noch eine ganze Weile im Kopf herumgehen wird. Hier geht es um den Schimpansen Sam, der im Haushalt des Professor Guy Schemerhorn wie ein Kind aufwächst und die Gebärdensprache lernt. Da die Haltung eines Schimpansen doch sehr aufwendig ist, wird die schüchterne Studentin Aimee als Hilfskraft mit eingestellt. Schon bald wohnt Aimee mit im Haushalt und wird die wichtigste Bezugsperson von Sam.
Das alles passiert zu Zeiten, als die Erforschung der Affen mit Zuschüssen und Forschungsgeldern und auch ihre Präsentation in Fernsehshows sehr populär war. Diese Popularität und damit die Finanzierung bricht hier komplett weg und Sam ist nun einfach nur noch ein Affe für Zucht und medizinische Forschung.
Wieviel Affe steckt im Mensch und wieviel Mensch im Affen? Wer gibt uns das Recht, Tiere wie Gegenstände zu handeln und behandeln? Wie ist das Urteilsvermögen und Moralvorstellung der Tiere?
Das Buch fesselt von der ersten Seite an und die Handlung ist hier sehr geschickt von verschiedenen Personen erzählt. Die selben Geschehnisse werden teils von Guy, Aimee oder auch von Sam selber dargestellt. Das ist total spannend und berührend. Einige Szenen sind emotional schwierig zu verkraften und rufen sehr viele Fragen auf über die man so einige Zeit nachzudenken hat.
Der Schreibstil von Boyle ist sehr eindringlich und mitreißend, unterhaltsam und nachdenklich. Dieses Buch empfehle ich sehr gerne weiter.
„Sprich mit mir“ von Kultautor T.C. Boyle spielt Ende der 1970er Jahre und befasst sich mit den Themen „Primatenforschung“ und „Wildtiere in Gefangenschaft“.
In der Gameshow „Sag die Wahrheit“ sieht Studentin Aimee Villard Professor Dr. Guy Schermerhorn und Schimpanse Sam, der sich mit Gebärdenspra...
„Sprich mit mir“ von Kultautor T.C. Boyle spielt Ende der 1970er Jahre und befasst sich mit den Themen „Primatenforschung“ und „Wildtiere in Gefangenschaft“.
In der Gameshow „Sag die Wahrheit“ sieht Studentin Aimee Villard Professor Dr. Guy Schermerhorn und Schimpanse Sam, der sich mit Gebärdensprache verständigen kann. Sie ist fasziniert und bewirbt sich als studentische Hilfskraft.
„Und was, wenn es wirklich möglich war, mit Angehörigen einer anderen Spezies zu kommunizieren, sich mit ihnen zu unterhalten, anstatt ihnen zu befehlen und sie abzurichten wie Papageien, die nur wiedergaben, was man ihnen beigebracht hatte?“ Schimpanse Sam fühlt sich als Mensch, liebt sein Zuhause und hat einen Lieblingsmensch. Als Melanie Guy und Sam verlässt, gerät der Schimpanse außer Rand und Band. Aimee wird für die Beiden zum Rettungsanker. Schimpanse Sam erobert auch die Leserherzen im Sturm. Er ist klug, erkennt Zusammenhänge, schmiedet Pläne, liebt es zu kuscheln und zu spielen und verströmt eine unbändige Lebensfreude. Er kann sich verständigen, seine Wünsche äußern und zeigt seine Emotionen ungefiltert. Perspektivwechsel ermöglichen den Blick auf die Ereignisse von mehreren Seiten. Die Wende erschüttert. Wie konnte es so weit kommen? Zwei Handlungsstränge, Gegenwart und Zukunft, laufen neben einander her und erhöhen die Intensität. Die Geschichte schafft es, ohne erhobenen Zeigefinger auszukommen und rüttelt durch den Erzählstil und Sams Gefühle wie Angst und Verzweiflung dermaßen auf. Vieles im Umgang mit Tieren wird in Frage gestellt. Auch die Vermenschlichung wird auf die Schippe genommen. Tatsächlich ist der Affe der bessere Mensch. „Wenn Schimpansen intellektuell und emotional auf dem Niveau dreieinhalb- bis vierjähriger Kinder waren, dann war es doch mehr als grausam, sie einzusperren.“ Das Thema „(Wild)Tiere in Gefangenschaft“, ob für Forschung oder andere Zwecke, berührt. Sam steht stellvertretend für viele Schicksale. Er muss erkennen, dass Menschen, die er liebt, ihn verraten. Packend und fesselnd bis zum Schluss. Das Ende rührt zu Tränen.
Das Cover setzt den Inhalt mit wenigen, aber eindringlichen Mitteln in Szene. Der Titel hat Ausdruckskraft und stimmt auf eine emotionale Geschichte ein. „Sprich mit mir“ übertrifft alle Erwartungen. Alle Charaktere, besonders Sam, wirken sehr real und greifbar. Sein Schicksal lässt einen nicht mehr los. Ein aufrüttelndes Buch, das hoffentlich Wandel und Veränderungen anregt und zum entschlossenen Handeln animiert. Was gibt uns Menschen das Recht, Tiere zu benutzen, zu manipulieren, ihnen Schmerzen und Leid zu zu fügen?