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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Rita1972
Wohnort: 
Büchel

Bewertungen

Insgesamt 29 Bewertungen
Bewertung vom 15.04.2024
Unlearn Patriarchy 2
Amojo, Ireti;Borcak, Melina;Boussaoud, Yassamin-Sophia

Unlearn Patriarchy 2


ausgezeichnet

Feminismus und Patriarchart sind Themen, die mich schon lange interessieren und zu denen ich auch schon einiges gelesen habe. Trotzdem waren mir viele Aspekte, die in den Essays behandelt werden, neu. Z.B. welche Rolle patriarchale Strukturen im Bereich Sport oder auch beim Thema Ableismus spielen. Nicht alle Essays haben mich gleichermaßen überzeugt und erreicht, aber dieses Buch ist wie sein Vorgänger ungeheuer wichtig zum Verständnis, wie sehr wir alle von patriachalen Denkmustern geprägt sind. Nur wenn wir das verstehen, können wir Veränderungen in Angriff nehmen. Ich kann jeder Leserin und jedem Leser auch nur die Bücher von Emilia Roig und Alexandra Zykunov ans Herz legen, um einige Aspekte wie Diskriminierung, Rassismus und auch Gender Pay Gap zu vertiefen. Unlearn Patriarchy 2 kann unabhängig von dem ersten Band gelesen werden, beide Bücher lohnen sich auf jeden Fall.

Bewertung vom 28.03.2024
Der rechte Pfad
Sozio, Astrid

Der rechte Pfad


ausgezeichnet

Die Autorin Astrid Sozio beschreibt hier eine Welt, die den meisten Menschen fremd sein dürfte, ein Dorf, Welsum, in dem eine evangelikale Brüdergemeinschaft das Sagen hat. Benni ist der Protagonist, er selbst hat in seiner Kindheit viel Zeit in Welsum bei seinem Vater verbracht, seine Eltern lebten getrennt. Nach einem traumatischen Ereignis kehrt Benni psychisch und physisch verletzt in das Dorf seiner Kindheit zurück. Dort trifft er die Menschen seiner Kindheit wieder, unter anderem die Geschwister Lea und Gideon,mit denen er besondere Geschichten teilt. Von außen kommend werden ihm die starren, fanatischen Regeln der Bruderschaft bewusst, die auch sehr mit rechten Ideologien verbunden sind. Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt, Gegenwart und Bennis Kindheit, so dass man nach und nach immer mehr versteht, worum es eigentlich geht. Das Thema Evangelikale und Rechtsradikalismus interessiert mich sehr und es war erschütternd zu lesen, wie es in solchen Gemeinden zu geht, auch wenn es natürlich eine fiktive Geschichte ist.

Bewertung vom 14.03.2024
James
Everett, Percival

James


sehr gut

Everetts Roman " James" hat mich sofort fasziniert, Hucks und Jims Abenteuer gehörten zu meinen absoluten Lieblingsgeschichten in meiner Kindheit. Die Geschichte nocheinmal aus Sicht des Sklaven Jim zu erzählen und dabei die Grausamkeit und die Menschenverachtung sichtbar zu machen, hat mich sehr erschüttert. Der Roman bleibt zu Beginn sehr an der ursprünglichen Erzählung dran und wechselt zunächst nur die Perspektive. Später verlässt der Autor den bekannten Plot und schickt Jim auf eine turbulente Reise, auf der er von einer Gefahr in die Nächste stolpert. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, allerdings kam das Ende für mich zu schnell, ich hatte das Gefühl, dass der Autor zum Ende kommen wollte und sehr viel auf sehr wenige Seiten gepackt hat. Von mir aus hätte er sich gerne mehr Zeit nehmen können, ich hätte auch noch weitere hundert Seiten mit großem Interesse gelesen. Alles in allem eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 18.02.2024
Spur und Abweg
Tallert, Kurt

Spur und Abweg


sehr gut

Kurt Tallert begibt sich in diesem Buch auf eine Spurensuche. Er ist erst 12 Jahre alt, als sein Vater Harry Tallert stirbt, viel zu jung, um die Fragen gestellt zu haben, die ihn Jahre später beschäftigen werden. Harry Tallert wurde als Halbjude im Dritten Reich verfolgt. Anhand von Briefen, Tagebucheintrag und Notizen versucht Kurt Tallert die Geschichte seines Vaters nach zu erzählen, er versucht Antworten auf nie gestellte Fragen zu bekommen und zu verstehen, was die Vergangenheit seines Vaters, seiner Verwandten mit ihm, Kurt Tallert, zu tun haben. Die Sprache und der Schreibstil machen es dem Leser nicht immer leicht, den Gedanken des Autors zu folgen, es ist definitiv keine leichte Lektüre, sber es lohnt sich, dran zu bleiben. Das Cover ist originell gestaltet. Insgesamt fand ich das Buch gelungen, das Thema ist wichtig, denn nie wieder ist jetzt!

Bewertung vom 03.12.2023
Eine Vorzeigefamilie
Hahn, Rochus

Eine Vorzeigefamilie


weniger gut

Leider hat mich das Buch überhaupt nicht erreicht. Die Geschichte selbst hat mich sehr interessiert, die Gewalttätigkeit, die unter der perfekten Fassade lauert und unter der Rochus Hahn und seine Brüder leiden mussten. Mir gefiel nur der Schreibstil und die Erzählweise überhaupt nicht. Kurze Kapitel, in denen kurz verschiedene Themen abgehandelt werden, ließen mich seltsam unberührt trotz der zum Teil wirklich heftigen Misshandlungen, die der Autor beschreibt. Ich musste mich durchquälen und hab auch einige Kapitel übersprungen und quer gelesen. Die Geschichte besteht im Prinzip aus zwei Teilen, der Teil mit der Mutter war ein bisschen besser, aber die zwei Sterne gibt's von mir für die Idee und für das schön gestaltete Cover. Fazit: für mich war es leider gar nichts, es hat mich auf keiner Ebene erreicht. Schade, ich hatte mir mehr erhofft.

Bewertung vom 19.11.2023
Unsereins
Mahlke, Inger-Maria

Unsereins


ausgezeichnet

Der Roman "Unsereins" von Inger-Maria Mahlke liest sich nicht einfach nebenher. Schon allein die große Anzahl der handelnden Personen erfordert eine gewisse Fokussierung beim Lesen. Im Mittelpunkt steht zwar die Familie Lindhorst, v.a. die Frauen bzw. speziell das Nesthäkchen Marthe aber auch andere Menschen aus verschiedenen Schichten kommen vor. Der Klappentext führt ein wenig in die Irre, wer einen Roman zum Thema Antisemitismus erwartet, könnte eventuell enttäuscht werden. Wer sich aber wirklich auf das Buch einlässt, was mir dank des wunderschönen Erzählstil der Autorin leicht gefallen ist, wird den allgegenwärtigen Antisemitismus doch in vielen Szenen und kleinen Formulierungen finden. Von mir eine klare Leseempfehlung, die Zeit von 1890 bis 1906 wird vielfältig, detailreich und sehr lebendig geschildert, ich hatte eine große Freude beim Lesen.

Bewertung vom 12.11.2023
Das Gemälde
Brooks, Geraldine

Das Gemälde


ausgezeichnet

Ich mag Bücher, die auf mehreren Zeitebenen spielen, sowieso sehr gerne, Geraldine Brooks ist hier ein wirklich großartiges Buch gelungen. Ein Gemälde, das der Kunststudent Theo im Sperrmüll seiner Nachbarin findet, zeigt ein Rennpferd und einen schwarzen Reitknecht. Die Geschichte des Rennpferdes Lexington und seines Trainers Jarret wird dann auf verschiedenen Ebenen erzählt, aus Jarrets Sicht Mitte des 19. Jahrhunderts, aus der Sicht des Malers, aus der Sicht von Jess, die das Skelett des Pferdes neu artikuliert, aus der Sicht der Kunsthändlerin Martha Jackson. Der Schreibstil ist fantastisch, die verschiedenen Themen des Buches, vor allem der strukturelle Rassismus in den unterschiedlichen Gesellschaften und Zeiten, haben mich sehr berührt. Die Autorin fügt alle Fäden der verschiedenen Geschichten zusammen und es waren für mich vor allem einzelne Sätze, die genial Rassismus und Vorurteile entlarvt und mich überrascht haben. Ein ganz starkes Ende, mit einem winzigen Funken Hoffnung auf die Möglichkeit, dass Menschen Vorurteile überwinden können. Eines meiner Lieblingsbücher 2023 bisher, klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 31.08.2023
Tasmanien
Giordano, Paolo

Tasmanien


gut

Der Schreibstil des Autors hat mir gut gefallen, ich fand das Buch auch wirklich angenehm zu lesen. Ich hatte mir nur aufgrund des Klappentextes und der Leseprobe etwas anderes erwartet und war dementsprechend enttäuscht von der Geschichte. Paolo reist nach Paris zu einer Klimakonferenz, um seiner persönlichen Krise entkommen zu können. Seine Ehe steht vor dem Aus, als seine Frau ihm verkündet, dass sie nicht mehr weiter versuchen möchte, ein Kind zu bekommen. Auf dem Klimagipfel lernt er Novelli kennen, der ihm u.a. sagt, das Tasmanien in der Klimakrise ein relativ sicherer Ort sein wird. Doch statt dem Klimathema werden noch jede Menge anderer Themen bearbeitet. Zwischendurch gab es ein paar geniale Momente wie die beiläufig Schilderung bzw. Erwähnung verschiedenster Katastrophen ( Waldbrand, Attentate usw.), während die persönlichen Probleme der handelnden Figuren immer im Vordergrund standen. Auch die Entwicklung von Novelli fand ich interessant und glaubhaft. Aber trotzdem hat es mich nicht erreicht, es war mir zu wirr, zuviele Themen, zu oberflächlich die Figuren. Es ist sicher ein gutes Buch, aber nicht für mich.

Bewertung vom 16.08.2023
Kontur eines Lebens
Robben, Jaap

Kontur eines Lebens


ausgezeichnet

Die Geschichte von Frieda hat mich sehr berührt. Als sie mit 81 Jahren ins Pflegeheim gehen muss, nachdem ihr Ehemann verstorben ist, beschäftigen sie die Erinnerungen, die Geheimnisse in ihrem Leben als junge Frau. Damals in den 60er Jahren verliebte sie sich in einen verheirateten Mann und wird unehelich schwanger von ihm. In den konservativen Zeiten damals eine Katastrophe. Eine zutiefst berührende Geschichte, die stellvertretend für viele Frauen in dieser Zeit und nicht nur in dem Niederlanden steht. Das Cover ist wunderschön gestaltet, eine Blüte, die schon vergänglich ist und Fragmente der selben Blüte, die noch farbig sind. Was mich aber am Meisten beeindruckt hat, ist der wahnsinnig empathische Schreibstil des Autors. Ich konnte es gar nicht glauben, dass dieser Roman von einem Mann geschrieben wurde, so authentisch sind seine Schilderungen aus der Perspektive von Frieda, vor allem die Szenen im Pflegeheim, die von Scham, Hilflosigkeit und dem Annehmen von Hilfe handeln, haben mich tief berührt. Tolles Buch, absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.07.2023
Über Leben in der Klimakrise
Glimbovski, Milena

Über Leben in der Klimakrise


ausgezeichnet

Auf dem Cover des Buches sieht man Milena Glimbovski auf einem Feld, im Hintergrund dunkle Wolken am Himmel. Sie selbst schaut nach vorne mit einem, wie ich finde, nachdenklichen, vielleicht auch sorgenvollen Blick. Selten hat ein Cover eines Sachbuchs für mich so gut gepasst. Die Autorin schildert die Folgen des Klimawandels, beschreibt mögliche Anpassungen, fordert jeden von uns auf, aktiv zu werden. Zusätzlich zu den Fakten liefert sie ihre sehr persönliche Sicht der Dinge, spricht über ihre Verzweiflung angesichts der drohenden Katastrophen, zeigt aber auch immer wieder, wie wichtig der Moment der Selbstwirksamkeit ist, das Gefühl, das man selbst ein gestaltender Teil einer Gesellschaft sein kann und sein sollte. Mich hat der Schreibstil und auch der Inhalt des Buches zu hundert Prozent überzeugt, ich wünsche dem Buch viele, viele Leser*innen.