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Michael Lemster
Michael Lemster, aufgewachsen nahe Frankfurt, begibt sich seit jeher leidenschaftlich gern auf Spurensuche - als studierter Kulturwissenschaftler (in München, Frankfurt und Hamburg) und als freier Publizist (unter anderem für DIE ZEIT, NZZ und Bayerischen Rundfunk). Nach einer Verlagskarriere ist er seit 2009 freier Unternehmensberater und Publizist mit Standort in der Mozartstadt Augsburg, wo er auch regelmäßig als Chorsänger auftritt.
"Die Mozarts wollten immer nach oben"
Michael, was hat dich an den Mozarts am meisten überrascht?
Wolfgang Amadé Mozart - so nannte er sich, nicht Amadeus - war zeit seines Lebens ein kränklicher Mann. Er wurde nur 35 Jahre alt. In dieser Zeit machte er 30 Jahre Musik und schrieb mehr als mancher, der 60 Jahre Zeit zum Komponieren hatte.
Wie machte er das eigentlich?
Er dachte einfach immer an Musik. Nach jedem Rückschlag, körperlich oder seelisch, erholte er sich schnell und machte weiter. Diese Vitalität ist für mich das…mehr
Michael, was hat dich an den Mozarts am meisten überrascht?
Wolfgang Amadé Mozart - so nannte er sich, nicht Amadeus - war zeit seines Lebens ein kränklicher Mann. Er wurde nur 35 Jahre alt. In dieser Zeit machte er 30 Jahre Musik und schrieb mehr als mancher, der 60 Jahre Zeit zum Komponieren hatte.
Wie machte er das eigentlich?
Er dachte einfach immer an Musik. Nach jedem Rückschlag, körperlich oder seelisch, erholte er sich schnell und machte weiter. Diese Vitalität ist für mich das…mehr
"Die Mozarts wollten immer nach oben"
Michael, was hat dich an den Mozarts am meisten überrascht?
Wolfgang Amadé Mozart - so nannte er sich, nicht Amadeus - war zeit seines Lebens ein kränklicher Mann. Er wurde nur 35 Jahre alt. In dieser Zeit machte er 30 Jahre Musik und schrieb mehr als mancher, der 60 Jahre Zeit zum Komponieren hatte.
Wie machte er das eigentlich?
Er dachte einfach immer an Musik. Nach jedem Rückschlag, körperlich oder seelisch, erholte er sich schnell und machte weiter. Diese Vitalität ist für mich das Erstaunlichste. Und die scheint mir kennzeichnend für die ganze Familie.
Die ja nicht mit dem goldenen Löffel im Mund startete ...
Nein, im Gegenteil. Seine Vorfahren waren Bauern oder halfen als Handwerker und Baumeister das neuzeitliche Augsburg erbauen. Denen wurde nichts geschenkt.
Wie konnten sie dann drei Generationen an Musikern hervorbringen?
Sie machten, wenn Du so willst, einen Umweg über die Buchbinderei. Das, was zwischen den Buchdeckeln war, interessierte sie eben auch. So kamen sie mit modernen Ideen in Berührung. Und als die Zeit reif wurde, griffen sie nach den Chancen, die sich ihnen boten. So machten sie es immer - über Generationen.
War Wolfgang denn seiner Zeit nicht voraus?
Wenn jemand seiner Zeit voraus ist, dann nur einen Schritt. Wenn es mehr wäre, ginge er unter und niemand mehr spräche heute von ihm. Die Menschen erkannten bereits damals das Besondere seines Tuns - nur mochten es nicht alle. Die Mozarts waren wie jeder von uns Kinder ihrer Zeit. Sie nutzten aber mutig und geschickt ihre persönlichen Spielräume.
War Wolfgangs Vater Leopold denn mehr als ein angepasster, mäßig begabter Höfling?
Das war er. Er opferte sich als Baumeister der Karrieren seiner Kinder auf. Dafür nahm er erhebliche Risiken auf sich, verschuldete sich, setzte seine Stelle aufs Spiel. Vor allem brachte er seine Familie auf die Straße zu mehrjährigen Tourneen. Wolfgang war mehr als zehn Jahre unterwegs. Das wäre den meisten seiner Zeitgenossen nicht eingefallen.
Die Reisen gelten als Grund für Wolfgangs Kränklichkeit.
Sie waren auch eine Quelle des Glücks und des Zusammenhalts, wie man sie im 18. Jahrhundert selten findet. Ob sie Wolferl wirklich krank machten, ist nicht erwiesen. Sie brachten allerdings einen anderen schwerwiegenden Nachteil mit sich.
Welcher Nachteil war das?
Sie wurden gesellschaftlich zweifelhaft. Und das, obwohl sie alles an einen seriösen Auftritt setzten. Man reiste damals eben nicht herum, um seine Talente anzupreisen. Das taten im wesentlichen nur Schausteller und Abenteurer. "Unnütze Leute", wie Habsburger-Kaiserin Maria Theresia sie nannte. Die Kaiserin persönlich versaute Wolfgangs Karriere.
War Wolfgang dann doch ein verkanntes Genie?
Er konnte sich sehr erfolgreich als Musiker für ein teilweise adeliges, teilweise bürgerliches, teilweise klerikales Publikum etablieren. Das ermöglichte ihm die Mischung aus Talent, Durchsetzungskraft und Geschick, die wir wiederholt in der Familie finden. Die Mozarts wollten immer nach oben. Den Rest besorgten die Zeitumstände.
Michael, was hat dich an den Mozarts am meisten überrascht?
Wolfgang Amadé Mozart - so nannte er sich, nicht Amadeus - war zeit seines Lebens ein kränklicher Mann. Er wurde nur 35 Jahre alt. In dieser Zeit machte er 30 Jahre Musik und schrieb mehr als mancher, der 60 Jahre Zeit zum Komponieren hatte.
Wie machte er das eigentlich?
Er dachte einfach immer an Musik. Nach jedem Rückschlag, körperlich oder seelisch, erholte er sich schnell und machte weiter. Diese Vitalität ist für mich das Erstaunlichste. Und die scheint mir kennzeichnend für die ganze Familie.
Die ja nicht mit dem goldenen Löffel im Mund startete ...
Nein, im Gegenteil. Seine Vorfahren waren Bauern oder halfen als Handwerker und Baumeister das neuzeitliche Augsburg erbauen. Denen wurde nichts geschenkt.
Wie konnten sie dann drei Generationen an Musikern hervorbringen?
Sie machten, wenn Du so willst, einen Umweg über die Buchbinderei. Das, was zwischen den Buchdeckeln war, interessierte sie eben auch. So kamen sie mit modernen Ideen in Berührung. Und als die Zeit reif wurde, griffen sie nach den Chancen, die sich ihnen boten. So machten sie es immer - über Generationen.
War Wolfgang denn seiner Zeit nicht voraus?
Wenn jemand seiner Zeit voraus ist, dann nur einen Schritt. Wenn es mehr wäre, ginge er unter und niemand mehr spräche heute von ihm. Die Menschen erkannten bereits damals das Besondere seines Tuns - nur mochten es nicht alle. Die Mozarts waren wie jeder von uns Kinder ihrer Zeit. Sie nutzten aber mutig und geschickt ihre persönlichen Spielräume.
War Wolfgangs Vater Leopold denn mehr als ein angepasster, mäßig begabter Höfling?
Das war er. Er opferte sich als Baumeister der Karrieren seiner Kinder auf. Dafür nahm er erhebliche Risiken auf sich, verschuldete sich, setzte seine Stelle aufs Spiel. Vor allem brachte er seine Familie auf die Straße zu mehrjährigen Tourneen. Wolfgang war mehr als zehn Jahre unterwegs. Das wäre den meisten seiner Zeitgenossen nicht eingefallen.
Die Reisen gelten als Grund für Wolfgangs Kränklichkeit.
Sie waren auch eine Quelle des Glücks und des Zusammenhalts, wie man sie im 18. Jahrhundert selten findet. Ob sie Wolferl wirklich krank machten, ist nicht erwiesen. Sie brachten allerdings einen anderen schwerwiegenden Nachteil mit sich.
Welcher Nachteil war das?
Sie wurden gesellschaftlich zweifelhaft. Und das, obwohl sie alles an einen seriösen Auftritt setzten. Man reiste damals eben nicht herum, um seine Talente anzupreisen. Das taten im wesentlichen nur Schausteller und Abenteurer. "Unnütze Leute", wie Habsburger-Kaiserin Maria Theresia sie nannte. Die Kaiserin persönlich versaute Wolfgangs Karriere.
War Wolfgang dann doch ein verkanntes Genie?
Er konnte sich sehr erfolgreich als Musiker für ein teilweise adeliges, teilweise bürgerliches, teilweise klerikales Publikum etablieren. Das ermöglichte ihm die Mischung aus Talent, Durchsetzungskraft und Geschick, die wir wiederholt in der Familie finden. Die Mozarts wollten immer nach oben. Den Rest besorgten die Zeitumstände.