Das meint die buecher.de-Redaktion: Castillos Romane sind feine Krimikost - hochspannend, psychologisch glaubwürdig und mit einer vielschichtigen Hauptfigur, der Polizeichefin Kate Burkholder.
Kate Burkholder
Wer die Amischen kennt, eine gottesfürchtige Glaubensgemeinschaft, die nach strengen Regeln wie vor 100 Jahren lebt und sich von der Außenwelt, dem Konsum abschottet, der würde nicht glauben, dass Kate Burkholder auch mal dazugehörte. Die braunhaarige attraktive Frau mit den fröhlichen Sommersprossen ist Polizeichefin in Painters Mill, Ohio, einem Städtchen mit etwas mehr als 5.000 Einwohnern, ein Drittel davon Amische. Kate raucht ziemlich obsessiv, der Wirt in McNarie's Bar stellt ihr wortlos doppelte Wodkas und Killian's auf den Tisch, und sie…mehr
Kate Burkholder
Wer die Amischen kennt, eine gottesfürchtige Glaubensgemeinschaft, die nach strengen Regeln wie vor 100 Jahren lebt und sich von der Außenwelt, dem Konsum abschottet, der würde nicht glauben, dass Kate Burkholder auch mal dazugehörte. Die braunhaarige attraktive Frau mit den fröhlichen Sommersprossen ist Polizeichefin in Painters Mill, Ohio, einem Städtchen mit etwas mehr als 5.000 Einwohnern, ein Drittel davon Amische. Kate raucht ziemlich obsessiv, der Wirt in McNarie's Bar stellt ihr wortlos doppelte Wodkas und Killian's auf den Tisch, und sie hat eine nicht eheliche Beziehung mit John Tomasetti, einem Special Agent und Kollegen: alles ganz und gar verpönt bei den Amischen. Dennoch wurde Chief Burkholder als Amische geboren und ist auch so aufgewachsen. Doch mit 18, wenn amische Jugendliche sich nach der "Rumspringa" - der Zeit für Teenager, in denen auch bei den Amischen etwas lockerere Regeln gelten - natürlich für die Glaubensgemeinschaft entscheiden sollen, entschied Kate sich dagegen. Ein möglicher Grund: Sie trug schwer an dem Trauma einer Vergewaltigung mit 14 Jahren. Kate erschoss in Todesangst ihren Peiniger. Die Familie, schockiert von der Tat, verheimlichte den Vorfall und verscharrte die Leiche. Seitdem spricht niemand mehr darüber, und damals wandte Kate sich dem "englischen" Leben zu, trieb sich herum, klaute, rauchte und trank Alkohol. Als "Englisch" bezeichnen Amische alles außerhalb ihres Lebens nach alter Sitte. Heute kommt Kate zugute, dass sie amisch aufgewachsen ist und die Sprache der Glaubensgemeinschaft, Pennsylvaniadeutsch, spricht. Denn als Polizeichefin muss die 31-Jährige auch zwischen den Glaubensbrüdern und -schwestern und den Englischen vermitteln - das gelingt Kate sehr gut, ihr Mitgefühl ist ziemlich ausgeprägt, kommt ihr aber bei Ermittlungen ab und an in die Quere. Distanz halten fällt ihr nicht immer leicht, zumal die Fälle, in die sie Autorin Linda Castillo schickt, meist mit Hass-Gewalttaten gegen die Amischen zu tun haben.
Über ihre Gefühle spricht Kate nicht wirklich gerne, sie geht immer mit dem Kopf durch die Wand, kann ziemlich stur sein und sagt von sich: "Ich gehöre zu den Menschen, die zum Leiden bestimmt sind." Ihre Schlaflosigkeit macht ihr kräftig zu schaffen und auch die Beziehung zu Tomasetti gestaltet sich schwierig. Beide tragen ihre Dämonen in sich, scheuen feste Bindungen und sind immer noch traumatisiert. Tomasetti leidet unter dem Mord an seiner Familie: Seine Frau und die beiden Töchter wurden Opfer eines Mörders, der sich an ihm rächen wollte. So umkreisen sich Kate und John, geben sich Nähe und Trost, verschließen sich wieder und gehen auf Abstand, agieren mal zaghaft und scheu, dann wieder leidenschaftlich und emotional. Doch beide sind auf einem guten Weg - und wenn sie zusammen in McNarie's Bar sitzen und der Alkohol langsam die Seelenqualen lindert, die Dämonen bändigt, könnte das Leben fast schön und leicht sein. So lange, bis der nächste Anruf kommt und Chief Burkholder und ihr Team wieder in den Einsatz müssen, in Amisch-Country, Painters Mill, Ohio.