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Bellis-Perennis
Wohnort: 
Wien

Bewertungen

Insgesamt 689 Bewertungen
Bewertung vom 14.04.2024
Oliva del Garda
Eigner, Katharina

Oliva del Garda


ausgezeichnet

„Die Häufung von Todesfällen in Rosinas Umgebung ist nicht zu übersehen. Für die Statistik wären ihre Fälle ein gefundenes Fressen; wo immer sie auftaucht, ist das Verbrechen nicht weit. Wir kennen uns zwar seit unserer Schulzeit in Salzburg, trotzdem ist mir ihre magnetische Wirkung auf Kriminalfälle bisher nie aufgefallen. Seit wir allerdings beide am Gardasee leben, lässt ich das nicht mehr ignorieren. Mord und Totschlag, Diebstahl, Raub: Die Kriminalistik umschwirrt meine beste Freundin wie eine Schmeißfliege, stets darauf bedacht, nicht erwischt zu werden.“

Ausgerechnet kurz vor der Trauungszeremonie ihrer Schwester Bianca stürzt sich Ornella Ronchetti vom Felsen der Burg Arco. Die Familie ist felsenfest von einem Selbstmord überzeugt. Rosina Gamper, die seit Jahren die Deckenfreskos auf dem Landgut der Ronchettis restauriert, hegt erhebliche Zweifel. Doch gegen das Gutachten des Polizeiarztes Dottore Elia Fontanelli, das Ornella psychische Probleme bescheinigt, hat sie wenig Argumente.

Die (fiktive) Familie Ronchetti ist keine unbekannte in Italien. Die Familie gehört zu den größten Olivenöl-Produzenten in Norditalien. Sie liefert ihre Produkte sogar in den Buckingham-Palast. Eugenio Ronchetti ist der Patriarch der Familie, die er wie das erfolgreiche Unternehmen mit eiserner Hand führt.

Rosina Gamper beginnt also zu recherchieren, denn der angebliche Selbstmord Ornellas ist nicht der einzige mysteriöse Todesfall in der Familie. Als dann noch Marta, eine Bekannte von Ornella verschwindet, ist Rosina nicht mehr zu halten und stößt auf dunkle Flecken in Eugenios Vergangenheit.

Zu ihrem Leidwesen muss sie diesmal auf ihren charmanten wie attraktiven Ex-Kardinal, Mario Ivic verzichten, der scheint erstens beleidigt und ist zweitens in eigener Sache unterwegs.

Meine Meinung:

Auch in ihrem zweiten Gardasee-Krimi behält Katharina Eigner ihren Erzählstil bei. Dazu gehören die langen Kapitelüberschriften inklusive einer Kurzzusammenfassung der Geschehnisse, die vielleicht nicht jedermanns Sache sind. Sie können auch überlesen werden. Die Geschichte selbst wird von Cara, Rosinas tolpatschiger Freundin in der Ich-Form erzählt. Cara, eine nicht allzu erfolgreiche Taschendesignerin, lässt sich die Ereignisse rund um Rosinas Recherchen, soweit sie nicht direkt dabei ist, bei einem Glas Limoncello erzählten und notiert diese. Diese Mischung aus selbst Erlebtem und Nacherzähltem gibt dem Buch eine ganz eigene Atmosphäre.

Daneben erfahren wir Leser einiges zum Olivenanbau und Ernte. Wahrscheinlich macht sich kaum jemand von uns Gedanken, wie die vielen Tonnen Oliven geerntet werden. Möglicherweise haben wir die romantisierenden Vorstellung, dass unter jedem Baum feinmaschige Netze ausgebreitet werden und die Bäume solange geschüttelt werden, bis die köstlichen Früchte von den Bäumen fallen. Dass das mitnichten so passiert, sondern dass Erntemaschinen eingesetzt werden, wird hier vermittelt. Diese Erntemethode ist auch der Tod vieler Singvögel, denn es wird des Nächtens geerntet und das Licht der Scheinwerfer blendet die Vögel, die anstatt wegzufliegen, sich starr in den Bäumen zusammenkauern. Ein Grund mehr beim Kauf von Olivenöl auf Nachhaltigkeit zu achten.

Geschickt platziert Katharina Eigner die Hochwasserkatastrophe in Florenz von 1966 bei der Hunderte von freiwilligen Helfer die Kunstschätze der Stadt zu bergen geholfen haben. Dass hierbei das eine oder andere verschwunden ist, ist Stoff für einen eigenen Krimi.

Dieser Krimi kann auch ohne seinen Vorgänger gelesen, denn die Autorin lässt die wichtigsten Ereignisse aus Band eins geschickt einfließen. Allerdings brächte man sich um das Vergnügen, einen Italien-Krimi zu lesen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Wohlfühlkrimi, der kurzweilige Unterhaltung garantiert und in vor der traumhaften Kulisse des Gardasees spielt, 5 Sterne.

Bewertung vom 13.04.2024
Wo die Asche blüht
Nguyen, Phan Que Mai

Wo die Asche blüht


ausgezeichnet

Die vietnamesische Autorin Nguyễn Phan Quế Mai nimmt sich in diesem Roman eine Personengruppe an, die ausgegrenzt und verachtet wird: Den als „Amerasier“ verunglimpften Kindern der amerikanischen Soldaten. Diese Kinder entstammen häufig Vergewaltigungen oder ungewollten Schwangerschaften der jungen Frauen, die in Bars ihren Körper verkauften, um ihre Familien ernähren zu können. Nur wenige dieser Kinder sind Ergebnisse echter Liebe und noch weniger Väter holen ihre Geliebte und das Kind in die USA. Die meisten GI verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Doch es gibt vereinzelt Männer, die nach Jahren ihre vietnamesischen Kinder suchen wollen. Sei es aus echtem Interesse, aus schlechtem Gewissen heraus oder, weil sie an einer PTBS leiden und der Therapeut eine Rückkehr in das Land empfiehlt, das so viele der Soldaten verletzt an Körper und Seele ausgespuckt hat.

Doch zurück zur Geschichte.

Man schreibt das Jahr 2016: Wir lernen zunächst Phong und seine Familie kennen. Phong ist ein "Kind des Feindes", der Sohn eines schwarzen GI und einer vietnamesischen Mutter, der unbedingt mit seiner eigenen Familie in die USA auswandern will. Doch die vietnamesischen Behörden legen ihm unüberwindbare Hindernisse in den Weg. Zusätzlich sitzt er einem Betrüger auf, der ihn um seine gesamten Ersparnisse erleichtert. Erschwerend kommt hinzu, dass Phong in einem Waisenhaus aufgewachsen ist, und nur jene Geschichte seiner Herkunft kennt, die ihm eine Nonne erzählt hat.

Der nächste Handlungsstrang beschäftigt sich mit Dan, einem ehemalige GI und Vietnamveteran, der an einer PTBS leidet, und mit seiner Frau Linda das Land besucht. Er hat ein Liebesverhältnis mit Kim, einer jungen Bardame unterhalten und sie trotz Schwangerschaft verlassen hat. Seit langem quälen ihn nicht nur die Albträume seiner Hubschraubereinsätze sondern auch Reue, seiner Linda nichts von Kim und dem Kind erzählt zu haben und gleichzeitig nicht zu wissen, was aus den beiden geworden ist.

Der dritte Handlungsstrang, der im Jahre 1969 spielt bezieht sich auf die Schwestern Trang und Quynh, die vor dem Krieg mit ihren Eltern, einfachen Bauern, auf dem Land Leben und sich ein tugendhaftes Leben voller Wissen gewünscht haben. Doch der Krieg beraubt die Schwestern aller ihrer Hoffnungen, denn die Eltern verlieren Hab und Gut und müssen Schulden machen, um zu überleben. Der einzige Ausweg ist, die Mädchen müssen nach Saigon gehen, um dort zu arbeiten. Während sich die jüngere Quynh scheinbar mühelos in den Alltag der Prostitution einfügt, ekelt sich Trang und verliebt sich in einen der GIs.

Als dann Linda von Kim erfährt, ist sie zunächst wütend, lernt aber durch einen Fremdenführer Phong kennen. Zunächst skeptisch, hören Linda und Dan Phongs Geschichte. Dan kann nicht sein Vater sein, denn Dan ist ein Weißer. Als sich dann auf einen Zeitungsaufruf eine Frau meldet, die Details aus Phongs Geschichte aus dem Waisenhaus kennt, scheint hier Licht ins Dunkel zu kommen. Doch stimmt das alles?

Meine Meinung:

Nguyễn Phan Quế Mai nimmt sich dem Schicksal von Tausenden Kriegskindern an. Sie schildert, wie sie nach wie vor gedemütigt und benachteiligt werden. Sie fühlen sich als Fremde in ihrem Land. Die meisten träumen davon, in die USA auswandern zu können, dorthin, wo ein Schwarzer Präsident werden konnte, ohne zu wissen, das Rassismus nach wie vor weit verbreitet ist.

Die Autorin beschreibt in eindringlichen und trotzdem einfühlsamen Worten das Los der vietnamesischen Frauen und deren Kinder. Viele Frauen mussten ihre Babys - wie hier im Buch geschildert - in Waisenhäusern abgeben, wo man sie entweder aufgezogen oder an Adoptiveltern weitervermittelt hat. Später werden die Frauen dann mit Vietnamesen verheiratet und bekommen weitere Kinder. Ob sie ihr erstgeborenes Kind vergessen haben oder still leiden, ist nicht bekannt. Auch die Anzahl der amerikanisch-vietnamesischen Kinder ist nicht offiziell bekannt. Den Schätzungen nach wurden zwischen 1962 und 1975 rund 30.000 Kinder geboren, die einen amerikanischen Vater haben. Gesichert ist das natürlich nicht.

Es gibt einige Organisationen in den USA, die sich zum Ziel gesetzt haben, die Kinder und ihre Väter bzw.bei adoptierten Kindern die Mütter und Väter ausfindig zu machen und wenn gewünscht bzw. möglich zusammenzubringen. Dies ist durch die Gen-Tests möglich. Die Datenbank von Ancestry hat hier einige Erfolge aufzuweisen. Davon erfahren wir in diesem Buch einerseits durch Phong, der so einen DNA-Test durchführen lässt und andererseits von Linda, die sich damit beschäftigt. Es wird auch die „Operation Babylift“ von 1975 erwähnt, die rund 3.000 amerasische Kinder ausgeflogen hat.

Dieser Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht, wenn auch die Charaktere fiktiv sind, hat mich sehr berührt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem außergewöhnlichen Buch, mit dem Nguyễn Phan Quế Mai den „amerasischen“ Kindern, die gleich doppelt Opfer des Vietnam-Krieges sind, eine Stimme verleiht und ihnen damit ein Denkmal setzt, 5 Sterne.

Bewertung vom 13.04.2024
Südlich von Porto wartet die Schuld (eBook, ePUB)
da Silva, Mariana

Südlich von Porto wartet die Schuld (eBook, ePUB)


sehr gut

Die deutsch-portugiesische Polizistin Ria Almeida hat sich entschlossen, die Zelte in Deutschland endgültig abzubrechen und nach Torreira, einem kleinen Fischerdorf, aus dem ihre Familie stammt, zu ziehen. Natürlich mit allen Problemen, die die Verwandtschaft so mit sich bringt.

Zunächst (im ersten Fall „Südlich von Porto lauert der Tod“) arbeitet sie als Schreibkraft bei der Polizei. Nun ist sie, sehr zum Missfallen von Comissário Joaquim Baptista, wieder in die Ermittlungen eingebunden als man Roque Loureiro, einen Richter, erstochen im Naturschutzgebiet findet. Da der Richter an einem komplexen Prozess gegen den Drogenboss Thijs van der Steen arbeitet, beißt sich Baptista an dem Drogenhändler als Täter fest. Da er ihn schon lange jagt, lässt er kaum eine andere Theorie zu.

„Das Bauchgefühl ist eine Ahnung, mit der man eigentlich immer richtig liegt.“

Doch Ria geht anderen Spuren nach und siehe da, es gibt noch andere, die etwas zu verbergen haben. Dass ausgerechnet Owain Rhys, ein Mitglied der militanten Naturschützer den toten Richter gefunden hat, macht Ria misstrauisch, was dessen Aussage betrifft. Und was hat es mit dem Foto eines jungen Mädchens auf sich, das neben dem Richter gefunden worden ist? Welches Geheimnis verbirgt sich dahinter? Ein Skandal in dem der Loureiro verwickelt war?

Bald muss der knurrige Baptista erkennen, was er an Ria hat, zumal João Pinto, der Dorfpolizist, wegen der täglich zu erwartenden Geburt seines Kindes ein wenig neben der Spur ist.

Meine Meinung:

Dieser zweite Krimi um die deutsch-portugiesische Polizistin Ria Almeida ist für mich der erste. Nachdem ich die Reihe um Leander Lost von Gil Ribeiro alias Holger Karsten Schmidt sehr gerne lese, habe ich hier ähnliches erwartet.

Nun, Autorin Mariana da Silva, legt hier einen anderen Krimi vor. Familie wird nach wie vor ganz groß geschrieben. An manchen Stellen sind mir die Verwandten angefangen von dem angeheirateten Cousin João Pinto bis hin zu Rias Mutter viel zu übergriffig. Ria kann keinen Schritt ohne Einmischung der Familie machen.

Neben den ziemlich komplexen Ermittlungen, dürfen wir in das Leben einer portugiesischen Großfamilie Einblick nehmen, kulinarische Köstlichkeiten inklusive.

Ich kenne mich mit der Struktur bei der portugiesischen Polizei ja nicht aus, aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass der Leiter einer Ein-Personen-Polizeidienststelle wie es João Pinto ist, einfach Personal einstellen kann. Aber vielleicht wird das im ersten Krimi erklärt. Den muss ich mir gleich besorgen. Man kann zwar diesen Krimi hier ohne Kenntnis des ersten Falls lesen, aber ich bin ja bekanntermaßen ein Serienjunkie.

Schmunzeln musste ich immer wieder, wenn sich Senora Almeida und Comissário Baptista per Sie angiften. Dass sie sich wenig später dann doch duzen, liegt nur an der engen Zusammenarbeit, oder?

„Die größte Schwierigkeit dabei, einen Fehler zuzugeben, ist der eigene Stolz.“ (= Admitir um erro)

Diese Kapitelüberschrift beschreibt Baptista perfekt. Übrigens Kapitelüberschriften: Hier wird jeweils ein portugiesischer Begriff hübsch umschrieben.

Das Team rund um Comissário Joaquim Baptista wie die Pathologin oder die Kriminaltechniker wirken ebenfalls wie eine große Familie, bei denen jedes Mitglied so seine eigenen Fehler und Schwächen hat.

Der Schreibstil ist flott und so lässt sich der Krimi leicht lesen. Humorvoll sind auch die Versuche von Rias Mutter, der portugiesischen Verwandtschaft die schwäbische Küche sowie die korrekte Aussprache von „Spätzle“ beizubringen.

„Heimat muss nicht unbedingt ein Ort sein. Es kann auch ein Gefühl sein, wenn man einen Teller frische Spätzle vor sich stehen hat.“

Das Cover mit den gelben Azulejos sticht sofort ins Auge.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Krimi 4 Sterne.

Bewertung vom 11.04.2024
9 Regeln für eine Muskulatur, die gesund macht
Froböse, Ingo

9 Regeln für eine Muskulatur, die gesund macht


ausgezeichnet

Dieses Buch ist eine Ergänzung und quasi die Quintessenz aus Dr. Ingo Froböses Bestseller „Muskeln - die Gesundmacher“. War der Bestseller aus 2023 eher eine theoretische Abhandlung für medizinisch interessierte Laien, so richten sich die nunmehr vorliegenden neun Regeln vor allem an Menschen über Vierzig und ist die praktische Umsetzung dazu. Man muss den Vorgänger nicht gelesen haben, um diese Übungen und Tipps zu beherzigen.

Nach Vorwort und Einleitung erwarten uns folgende neun Regeln:

1. Regel: Bewegen Sie ihre Muskeln im Alltag täglich
2. Regel: Trainieren Sie ihre Muskeln richtig
3. Regel: Sorgen Sie für mehr Mitochondrien durch Ausdauertraining
4. Regel: Ihre Muskeln brauchen Pausen
5. Regel: Halten Sie ihre Faszien geschmeidig
6. Regel: Lockern, dehnen und entspannen Sie ihre Muskeln
7. Regel: Setzen Sie im Alter auf mehr Muskeltraining
8. Regel: Versorgen Sie ihre Muskeln mit hochwertigen Nährstoffen und genügend Proteinen
9. Regel: Trinken Sie genug Wasser

Neben Tests wie mein seinen aktuellen Trainingslevel feststellen kann, gibt es zahlreiche Tipps sowie anschaulich beschriebene und mittels Zeichnungen leicht verständliche Übungen.

Jetzt heißt es nur noch - richtig! - in die Bewegung kommen.

Sehr gut gefällt mir die Bewegungs- und Trainingspyramide. Sie ist ähnlich aufgebaut wie die Nahrungspyramide: an der breiten Basis steht Ausdauersport wie Laufen, Walken oder Rad fahren, der 2-5 Mal pro Woche ausgeführt werden sollte, in der Mitte (Freizeit)Aktivitäten, wie Turnen, Gymnastik oder Yoga, die 2-3 Mal pro Woche gut sind und an der Spitze der Pyramide die selten auszuführenden Tätigkeiten wie Computer spielen, Fernsehen oder Lesen, die nicht länger als eine Stunde dauern sollen.

Doch Hands aufs Herz! Sieht unsere Pyramide nicht ganz anders aus? Also, meine ganz bestimmt! Allerdings habe ich schon meinen inneren Schweinehund aufgestachelt, sich mehr zu bewegen. Man darf ja auch klein anfangen, dafür aber regelmäßig.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem alltagstauglichen Ratgeber für mehr Gesundheit 5 Sterne.

Bewertung vom 10.04.2024
Kleopatra und der Biss der Kobra / Die Zeitdetektive Bd.1
Lenk, Fabian

Kleopatra und der Biss der Kobra / Die Zeitdetektive Bd.1


ausgezeichnet

Wie schon aus den anderen Fällen bekannt, wissen die freche Kim, der schlaue Julian, der sportliche Leon und die rätselhafte Katze Kija um ein Geheimnis: Mit dem Schlüssel, der zu einer alten Bibliothek gehört, können sie den unheimlichen „Zeitraum Tempus“ betreten und durch eine der zahlreichen in Tempus verborgenen Türen treten, Flugs sind sie von dort aus in jeder beliebigen Epoche. Auf umgekehrten Wege kommen sie in die Gegenwart zurück. Das Faszinierende ist, im hier und heute ist lediglich eine Sekunde verstrichen, obwohl sich die Zeitdetektive mehrere Tage in der Vergangenheit aufgehalten haben.

Nun ist es wieder einmal soweit. Nachdem im eher langweiligen Bio-Unterricht über den Selbstmord Kleopatras mit einer Uräuskobra gesprochen worden ist, machen sich die drei Zeitdetektive mit Katz Kija auf, um dem Geheimnis rund um Kleopatras Tod auf den Grund zu gehen.

Meine Meinung:

Das Konzept dieser Buchreihe, die schon 43 Bände umfasst, ist echt gelungen. Fabian Lenk gelingt es mühelos Spannung und historisches Wissen zu vermitteln. Dazu trägt auch Illustrator Timo Grubing mit seinen tollen Zeichnungen bei.

Die Charaktere abseits der Zeitdetektive werden gleich zu Beginn vorgestellt. Die unbekannten Begriffe aus Ägypten finden sich in einem Glossar am Ende des Buches.

Der Spannungsbogen ist hoch und verknüpft auf spielerische Weise Zahlen, Daten und Fakten zur wohl bekanntesten Frau in Ägyptens Geschichte.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Leseausflug ins alte Ägypten 5 Sterne und eine Leseempfehlung. So macht Geschichtsunterricht Spaß!

Bewertung vom 10.04.2024
Gebrauchsanweisung für Wien (eBook, ePUB)
Czernin, Monika

Gebrauchsanweisung für Wien (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Es wird wohl einige Leute geben, die meinen „Nicht schon wieder ein Reiseführer für Wien! Wir kennen doch schon den Stephansdom, die Karlskirche, diverse Museen sowie den Prater. Einen Heurigen und einen Würstelstand haben wir genauso besucht wie ein Kaffeehaus.“ Für diese Wien-Besucher ist Monika Czernins Liebeserklärung an Wien nicht gedacht. Die Autorin, die schon mehrere historische (Sach)Bücher geschrieben, richtet sich an alle jene, die Wien von seiner unbekannten, von seiner leisen Seite betrachten wollen.

In 15 Kapiteln begeistert Monika Czernin ihre Leser mit feinen Details aus „der lebenswertesten Stadt der Welt“ - diesen Titel hat Wien erst vor kurzem abermals verliehen bekommen.

Da dürfen Geschichte(n) und „G’schichtln“ aus dem „roten Wien“ neben dem „Wien und sein Grün“ stehen. Zahlreiche Zitate und Anekdoten von Schriftstellern oder Bühnengrößen sowie interessante Tipps ergänzen diese Hommage an die Stadt, die im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Höhen und Tiefen erleben musste.

Auch in der Architektur darf Altes und Neues nebeneinander existieren, was die vielen Bauten aus der Gründerzeit sowie die Neubauten beweisen.

Damit man ein Gefühl für die Lage und Ausdehnung der Stadt bekommt, findet der interessierte Besucher Landkarten von der Stadt und ihrer Umgebung, auf denen im Text vorkommende Örtlichkeiten zu finden sind, gleich zu Beginn des Buches

Auffällig ist, dass auf die Abbildung von Sehenswürdigkeiten verzichtet worden ist. Auf Grund der bildhaften Beschreibung der Autorin fehlen sie nicht wirklich.

Als begeisterte Wienerin kann ich Monika Czernin und ihrer Liebeserklärung an Wien nur beipflichten!

Fazit:

Mit dieser liebevolle Gebrauchsanleitung für Wien, können sich Wien-Fans und alle, die es werden wollen, sehr gut in der Stadt zurecht finden. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Bewertung vom 10.04.2024
Von Wundern und Weltmeistern: Die 11 größten Spiele des deutschen Fußballs
Baumgart, Niklas

Von Wundern und Weltmeistern: Die 11 größten Spiele des deutschen Fußballs


ausgezeichnet

Dass Niklas Baumgart am liebsten über Fußball und zwar von Spielen aus längst vergangene Jahrzehnten schreibt, ist diesem Buch, das anlässlich der Fußball-EM 2024 erschienen ist, deutlich anzumerken.

Er wählt folgende Spiele, die er persönlich für die größten Spiele hält, aus:

Wie das Wunder nach Bern kam (4. Juli 1954)
Das Jahrhundertspiel (17. Juni 1970)
Fußball 2000 (29. April 1972)
Götterdämmerung auf dem Teufelsberg (20. Oktober 1973)
Deutschland gegen Deutschland (22. Juni 1974)
Die unbeliebteste Mannschaft der Welt (8. Juli 1982)
Kleiner Mann ganz groß (2. Mai 1984)
Die Macht des Drehbuchs (19. März 1986)
Wie El Clasico (24. Juni 1990)
Der Nabel der Fußballwelt (25. Mai 2013)
Sieben zu eins (8. Juli 2014)

Andere Sportjournalisten und Fußballfans mögen vielleicht anderer Meinung sein und andere Fußballspiele in die Bestenliste gewählt haben. Baumgart bemüht sich zwar objektive Kriterien in seine Wertung einfließen zu lassen, doch Fußball ist ein Sport der Emotionen.

Niklas Baumgart hat sich zahlreiche Spiele angesehen bzw. angehört, Spielberichte gelesen und soweit möglich, mit Beteiligten gesprochen - man sieht, er hat sich dieser Aufgabe, die elf größten Spiele zu ermitteln, mit dem nötigen (und heiligen) Ernst gewidmet.

Die einzelnen Spiele, zum Großteil Spiele der DFB-Elf und des FC Bayern, werden nach einem bestimmten Schema vorgestellt. Zunächst wird die Kapitelüberschrift, quasi als Schlagzeile präsentiert, dann das Titelblatt der Fußballzeitschrift „Kicker“, die Skizze der Aufstellung der Mannschaften und dann geht es gleich los mit Informationen zur Zeit(geschichte), zu den einzelnen Spieler, Trainern, Fußballstadien, Spielverläufen, einzelnen Spielern, Trainern sowie Schiedsrichtern und und und ...

Der Schreibstil ist dem Fußballsport angepasst. Kurze, prägnante Sätze, die manchmal an das berühmte Doppelpassspiel Beckenbauer-Müller-Beckenbauer-Müller-Tooor erinnern.

Jahrelang habe ich mit meinem Vater zahlreiche Spiele bei EM, WM oder Länderspiele Österreich gegen den Rest der Welt angesehen. Bei einigen war ich auch im Wiener Praterstadion. Die Lust auf Fußball ist mir dann Ende der 1980er-Jahre abhanden gekommen, weil anderes wichtiger war. Mit dem Auftreten von Hooligans bei zahlreichen den Spielen sowie den Katastrophen im Heysel-Stadion (1985) und in Hillsborough (1989) hat für mich der Fußball an Attraktivität verloren.

Aber die Aufstellung, des als „Jahrhundertspiel“ in die Annalen des Fußballs eingegangenen Halbfinales von Mexiko 1970, Italien gegen Deutschland kann ich nach wie vor beinahe vollständig aufsagen. (Das Langzeitgedächtnis funktioniert!)

Die WM in Deutschland 1974 ist mir durch das frühe Ausscheiden Englands, das Match DDR:BRD sowie das Finale BRD:Niederlande noch sehr gut in Erinnerung. Baumgart hat hier das Spiel DDR:BRD in seine Auswahl aufgenommen. Nun ja, das Duell der beiden Deutschlands, das die DDR durch das Tor von Jürgen Sparwasser gewonnen hat, ist auf Grund der damaligen politischen Konstellation doch einmalig.

Aber, wie singt Rainhard Fendrich in seinem Lied „Tränen trocken schnell“?

„Erinnerung is nur a Reifnspur im Sand, der Wind wahts zua“

Mir hat diese Rückschau als Einstimmung auf die EM 2024 sehr gut gefallen. Das Cover zeigt den unvergesslichen Gerd Müller im EM-Viertelfinale von 1972.

Fazit:

Dieses Buch ist eine Reminiszenz an längst vergangene Fußballzeiten. Ein Großteil der Spieler von damals weilen nicht mehr unter uns. Gerne gebe ich dieser Liebeserklärung an das runde Leder 5 Sterne.

Bewertung vom 10.04.2024
Fünf, Vier ... gleich sterben wir (eBook, ePUB)
Reinhardt, Andrea

Fünf, Vier ... gleich sterben wir (eBook, ePUB)


gut

Der Titel dieses Thrillers von Andrea Reinhardt wirkt auf den ersten Blick wie ein Abzählreim. Schnell erfährt der Leser, dass dieser Eindruck nicht täuscht.

Der Thriller ist auf zwei Zeitebenen angelegt: In der Gegenwart werden insgesamt fünf Jugendliche zwischen zehn und siebzehn Jahren von einem unbekannten Täter verschleppt. In ihrem düsteren Gefängnis sollen sie das „Spiel ihres Lebens“ spielen. Obwohl die Jugendlichen nicht unterschiedlicher sein könnten, haben sie eines gemeinsam: Sie sind Opfer in eines perfiden Plans.

Die zweite Zeitebene entführt uns in eine TV-Serie, die zwanzig Jahre zuvor über die Mattscheibe geflimmert ist.

Und welche Rolle spielt Peter Mühl, der von seinen Klassenkollegen nur „Müll“ genannt wird und ein klassische Opfer von Mobbing ist?

Kriminalkommissars Mathias Kron und sein Team arbeiten mit Hochdruck daran, die Jugendlichen zu finden, ist doch vom Täter ein besonderer Showdown angekündigt.

Meine Meinung:

Wir Leser begleiten einerseits die Ermittlungen der Polizei und beobachten andererseits das Geschehen um die Jugendlichen, die nun zusammen in einer Zelle ausharren müssen und dem perfiden Spiel eines Psychopathen ausgeliefert sind, der mit ihren Ängsten spielt.
Ich habe recht bald einen Verdacht zu einem möglichen Täter und sein Motiv ausgemacht. Beides hat sich dann letzten Endes bestätigt.
Sprachlich ist dieses Buch auf die Zielgruppe der Jugendlichen abgestimmt. Kurze Kapitel und Sätze mit einfachem Satzbau ergeben nicht unbedingt ein literarisches Meisterwerk. Manche Stellen sind grausam beschrieben.
Fazit:
Ich persönlich mag Krimis mit subtilem, schwarzen Humor und geschliffenen Worten lieber. Wer grausame Psychospiele liebt, kommt hier auf seine Rechnung. Von mir gibt es 3 Sterne.

Bewertung vom 09.04.2024
Blankenese - Zwei Familien (eBook, ePUB)
Grünig, Michaela

Blankenese - Zwei Familien (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Im zweiten Teil der Familien-Saga rund um die Casparius und die Jacobson befinden wird uns in den Jahren 1939 bis 1949, also kurz vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg.

Charlotte und Max Casparius werden wie Kurt Jacobson auf Grund ihrer jüdischen Wurzeln mit einem der Kindertransporte nach England geschickt. Sonja Casparius weigert sich die Reederei und die Mutter zu verlassen, nachdem schon der Vater untergetaucht ist. Kurt muss seine Jugendliebe Fanni zurücklassen, die als Kinderkrankenschwester mit Otto Casparius in der Kinderklinik zusammenarbeitet.

Wie der Untertitel schon andeutet, sind im Laufe der Zeit weitere schwere Entscheidungen zu treffen. Um die Reederei für die Familie vor der Enteignung zu schützen, muss Sonja die Ehe mit einem hochrangien Nazi eingehen, obwohl ihr Herz für einen französischen Zwangsarbeiter schlägt.

Kurt und Max kommen zunächst bei einem schrulligen Adeligen unter, der sich als Freund der Nazis entpuppt. Nach dem Bombardement Londons, werden die Kurt und Max getrennt und Kurt landet mit falscher Identität bei der Royal Air Force und wird Pilot, immer in Sorge, dass sein Betrug auffliegt. Nicht nur der Befehl, an Luftangriffen gegen Hamburg teilzunehmen, belastet sein Gewissen.

Und das Gewissen ist es auch, das Otto Casparius veranlasst, den Dient in der Kinderklinik zu quittieren und eine eigene Praxis zu eröffnen, in die ihm Sonja folgt. Doch den unmenschlichen Gesetzen des NS-Regimes entkommt er auch dort nicht. Zum einem muss er der Partei beitreten, um überhaupt praktizieren zu können und zum anderen muss er augenscheinlich behinderte Kinder in die Sonderkrankenanstalten überweisen, was ihm nach Kriegsende beim Entnazifizierungsverfahren in größte Schwierigkeiten bringen wird. Dass er heimlich jüdische Familien behandelt hat, wird ihm nichts nützen, da es dafür keine Zeugen mehr gibt.

Meine Meinung:

Der zweite Teil der Familien-Saga zeigt deutlich die Entwicklung, die die einzelnen Familienmitglieder durchmachen. Sonja und Kurt sind davon am stärksten betroffen. Aus dem verwöhnten Töchterl wird eine einfallsreiche Unternehmerin, die sich auch gegen so manche Heimtücke der Nazis zu wehren weiß. Auch Kurt verwandelt sich zu einem festen Charakter. Seine lange unerwiderte Liebe zur älteren Fanni wirkt auf mich wie ein Anker in seinem Leben. Sein schlechtes Gewissen als Pilot der RAF Bombenangriffe gegen die deutsche Zivilbevölkerung geflogen zu sein, kompensiert er mit seinem unentwegten, nicht ungefährlichen Einsatz während der Blockade Berlins durch die russischen Armee.

Das Thema Entnazifizierung, bei dem es sich die Bonzen abermals richten konnten und nahezu straffrei und als „nicht“ oder nur „minder belastet“ fröhlich ihren unsauberen Machenschaften weiter folgen konnten, während andere, wie zum Beispiel Otto, teilweise mit Berufsverbot belegt worden sind, ist sehr gut in das Geschehen eingeflochten. Dass Otto sich dann von den westlichen Siegermächten abwendet und sich von der russischen Propganda einlullen lässt, und nach Ostberlin übersiedelt, bietet Stoff für eine dritten Teil. Noch weiß er nicht, dass er eine Diktatur gegen eine andere eintauscht - dabei will er nur ein guter Kinderarzt sein.

Sehr gut sind die Gewissenskonflikte der jungen Menschen dargestellt. Die historischen Hintergründe sind, wie schon in den anderen Büchern von Michaela Grünig, penibel recherchiert.

Geschickt und gekonnt sind die verschiedenen Handlungsstränge miteinander verknüpft. Die Familienmitglieder müssen mit Verlusten fertig werden, dürfen aber auf eine positive Zukunft hoffen. Und wir Leser auf einen dritten Band.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem penibel recherchierten und gekonnt erzähltem zweiten Teil der Familien-Saga rund um die Hamburger Familien Casparius und Jacobson 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 07.04.2024
Die Tote am Kai / WaPo Cuxhaven Bd.2
Storm, Bente

Die Tote am Kai / WaPo Cuxhaven Bd.2


sehr gut

Agatha Christensen von der Wasserpolizei Cuxhaven hat mit ihrem Kollegen Ingmar Dienst getauscht, um an einer Feier teilzunehmen. An sich keine große Sache, doch Ingmar wird im Dienst angeschossen und schwer verletzt. Hat der Schuss ihm gegolten? Oder doch Agatha?

Noch bevor die Ermittlungen noch so richtig in Gang kommen, entdeckt Agathas Vater beim Gassi-Gehen mit dem Hund die Leiche einer jungen Frau. Mord oder Selbstmord ist hier die Frage? Kann es sein, dass die beiden Fälle zusammenhängen?

Wie schon im ersten Fall beginnt Agatha, sehr zum Leidwesen von Kriminalkommissar Victor Carvalho eigenständig Nachforschungen anzustellen. Dabei kommen einige Ungereimtheiten heraus, die auf einen bestechlichen Wasserpolizisten hindeuten, der es mit der Kontrolle der Schiffe nicht ganz so genau genommen hat.

Was wird Agatha mit ihrem neu erworbenen Wissen anfangen?

Meine Meinung:

Dies ist der zweite Krimi des Autoren-Duos Anja Goerz und Eric Niemann. Der erste Fall „Windstärke Tod“ liegt auf irgendeinem Stapel ungelesener Bücher. Wieso eigentlich? Nun, für diesen Fall hier ist die Vorkenntnisse aus dem ersten Fall nicht zwingend notwendig.

Cuxhaven kenne ich von einem Ausflug. Das Museum „Windstärke 10“ hat mir sehr gut gefallen. Mit der WaPo haben wir nichts zu tun gehabt, sodass mir deren Aufgaben (vor allem als Wiener Landratte) nicht so geläufig sind. Diese Bildungslücke habe ich nun ein wenig geschlossen.

Der Krimi ist komplex. Es gibt zunächst wenig Anhaltspunkte, dafür zahlreiche Hypothesen. In einer so kleinen Stadt wie Cuxhaven, in der jeder jeden kennt und häufig auch verwandt ist, ist es nicht einfach zu ermitteln. Nicht alle halten sich sklavisch an die Buchstaben des Gesetzes wie Victor. Hier und da werden dei Paragrafen großzügig ausgelegt.

Der Krimi fällt durch zahlreiche unerwartete Wendungen auf. Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen.

Fazit:

Ein solider Krimi, dem ich gerne 4 Sterne gebe.