Autor im Porträt
Christoph Ransmayr
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Als ich noch unsterblich war
Das Leben selbst bestimmt den verführerischen Rhythmus der Erzählungen, das Entstehen und die Vergänglichkeit, den Aufbruch in die Welt und die Heimkehr ins Vertraute. In Christoph Ransmayrs Worten, durch seinen scharfen Blick, verwandelt sich die Welt in eine, die farbenprächtiger, detailreicher und ein wenig größer zu sein scheint, als wir sie kennen.
Inhaltsverzeichnis »Als ich noch unsterblich war«:
Vorwort 12a
1 Als ich noch unsterblich war
2 Am See von Phoksundo
3 Der Sänger
4 Last Picture Show
5 Strahlender Untergang
6 Floßfahrt
7 Sarah Rotblatt, Schönheitskönigin
8 Mädchen im gelben Kleid
9 Arznei gegen die Sterblichkeit
10 Die dritte Luft
11 Die Verbeugung des Riesen
12 An der Bahre eines freien Mannes
13 Damen & Herren unter Wasser
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Unter einem Zuckerhimmel
»In den ersten jener abenteuerlichen, von Rätseln erfüllten Jahre, die manchmal schwärmerisch Kindheit genannt werden, habe ich Erzählungen vor allem als Gesänge gehört.« Die ersten Geschichten im Leben Christoph Ransmayrs waren die Gesänge eines häuslichen Frauenchors, in dem seine Mutter und mit ihr eine Magd alles, was einem Kind erzählt werden sollte, sangen. Diesem Beispiel folgend erzählt Christoph Ransmayr nun in Balladen und Gedichten von abenteuerlichen Reisen nicht nur ins Hochgebirge, in das Blau des Himmels oder an den Meereshorizont, sondern durch die Zeit.
Anselm Kiefer hat Ransmayrs Balladen und Gedichte mit Serien von Aquarellen begleitet, die er ausschließlich für diesen Band geschaffen hat. Die vorliegende opulent ausgestattete Sammlung verschränkt die Sprache Christoph Ransmayrs mit der Kunst Anselm Kiefers. »Unter einem Zuckerhimmel« erscheint als der zwölfte Band, als Sonderband, in Christoph Ransmayrs Reihe »Spielformen des Erzählens«.
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Christoph Ransmayr
Ein Schriftsteller? Ein Dichter? Ein Erzähler? Christoph Ransmayr erhebt keinen Anspruch auf Titel: "Nennen Sie mich, wie sie wollen." In "Geständnisse eines Touristen - ein Verhör" (2004) verrät er vielmehr, dass er in Formularen am liebsten die Felder mag, in die man das Wort "Tourist" eintragen kann, "denn Ahnungslosigkeit, Sprachlosigkeit, leichtes Gepäck, Neugier oder zumindest die Bereitschaft, über die Welt nicht bloß zu urteilen, sondern sie zu erfahren, zu durchwandern, von mir aus: zu umsegeln, erklettern, durchschwimmen, notfalls zu erleiden, gehören wohl mit zu den Voraussetzungen des Erzählens."Geboren 1954 in Wels, Oberösterreich, wuchs Ransmayr in Roitham am Traunsee auf und besuchte das Stiftsgymnasium der Benediktiner in Lambach. Nach dem Studium der Philosophie und Ethnologie in Wien arbeitete er zunächst als Kulturredakteur bei der Wiener Monatszeitschrift Extrablatt und als Verfasser von Reportagen und Essays für Zeitschriften wie TransAtlantik, Merian oder Geo. Ransmayr verfasste Romane wie "Der Schrecken des Eises und der Finsternis" (1984), "Die letzte Welt" (1988), "Morbus Kitahara" (1995) und "Der fliegende Berg" (2006) sowie Prosaarbeiten zu Spielformen des Erzählens wie "Geständnisse eines Touristen" (2004), das Theaterstück "Odysseus, Verbrecher" (2010) oder den "Atlas eines ängstlichen Mannes" (2012), eine Erzählung, die in siebzig Episoden durch die ganze Welt führt.Wie in seinem neuen Roman "Cox oder Der Lauf der Zeit" (2016) verknüpft Ransmayr in vielen seiner literarischen Werke historische Begebenheiten mit Fiktionen. Oftmals schildert er dabei grenzüberschreitende Erfahrungen und bearbeitet historische Ereignisse, verbindet und bricht sie mit Momenten aus der Gegenwart.Wegen seiner poetischen und rhythmischen Sprache, seiner stilistischen Eleganz und seiner bildmächtigen Traum- und Albtraumwelten wurde sein Roman "Die letzte Welt" (1988) von der Kritik gelobt. Dessen historischer Ausgangspunkt ist die Verbannung des römischen Dichters Ovid durch Kaiser Augustus im Jahr 8 nach Christus. Als Gerüchte um den Tod Ovids in Rom umgehen, macht sich der Römer Cotta am Schwarzen Meer auf die Suche nach dem Verbannten, in deren Verlauf er immer rätselhaftere Zeichen der "Metamorphosen" in Bildern, Figuren und wunderbaren Begebenheiten findet.In dem Roman "Der fliegende Berg" (2006) erzählt Ransmayr die Geschichte zweier Brüder, die im Transhimalaya, in dem Land Kham und in den Gebirgen Osttibets wider besseres, durch Satelliten und Computersysteme gestütztes Wissen nach einem namenlosen Berg suchen, dem vielleicht letzten weißen Fleck auf der Weltkarte. Zentrales Motiv in Ransmayrs Werk ist "die Erfahrung des Fremden, die das Geheimnis von Menschen, Orten und Geschichten nicht zu lüften versucht", wie die Kritikerin Felicitas von Lovenberg schreibt. Diese Erfahrung steht auch im Mittelpunkt von Ransmayrs neuestem Roman "Cox oder Der Lauf der Zeit."Literaturfestival - Cox - Christoph Ransmayr
Die Vermessung der Ewigkeit
Als der englische Uhrmacher und Automatenbauer Alister Cox und seine Gefährten im Oktober 1753 das chinesische Festland erreichen, werden sie Zeugen der Macht des chinesischen Kaisers Qiánlóng. Im Hafen werden 27 betrügerischen Steuerbeamten und Wertpapierhändlern die Nasen abgeschnitten. Der maßlose Kaiser selbst ist zwar in dieser Szene noch nicht sichtbar, doch ist er schon allgegenwärtig. Er ist "der mächtigste Mann der Welt", ein gottgleicher Herrscher mit einem riesigen Hofstaat und zahllosen Titeln, "Himmelssohn" und "Herrscher über die Zeit" seiner Untertanen. Und Qiánlóng ist ein leidenschaftlicher Liebhaber und Sammler von Uhren und Automaten.
Cox, der Meister aus England, Herr über 900 Feinmechaniker, Juweliere, Gold- und Silberschmiede in Manufakturen in Liverpool, London und Manchester, wurde an den Hof in Peking eingeladen, um dort "als erster Mensch der abendländischen Welt in der Verbotenen Stadt Quartier zu beziehen" und Uhren und Automaten für Qiánlóng nach dessen Wünschen zu fertigen. Um über den Tod seiner fünfjährigen Tochter Abigail hinwegzukommen, nimmt er die Einladung an. Und ist…mehr
Die Vermessung der Ewigkeit
Als der englische Uhrmacher und Automatenbauer Alister Cox und seine Gefährten im Oktober 1753 das chinesische Festland erreichen, werden sie Zeugen der Macht des chinesischen Kaisers Qiánlóng. Im Hafen werden 27 betrügerischen Steuerbeamten und Wertpapierhändlern die Nasen abgeschnitten. Der maßlose Kaiser selbst ist zwar in dieser Szene noch nicht sichtbar, doch ist er schon allgegenwärtig. Er ist "der mächtigste Mann der Welt", ein gottgleicher Herrscher mit einem riesigen Hofstaat und zahllosen Titeln, "Himmelssohn" und "Herrscher über die Zeit" seiner Untertanen. Und Qiánlóng ist ein leidenschaftlicher Liebhaber und Sammler von Uhren und Automaten.
Cox, der Meister aus England, Herr über 900 Feinmechaniker, Juweliere, Gold- und Silberschmiede in Manufakturen in Liverpool, London und Manchester, wurde an den Hof in Peking eingeladen, um dort "als erster Mensch der abendländischen Welt in der Verbotenen Stadt Quartier zu beziehen" und Uhren und Automaten für Qiánlóng nach dessen Wünschen zu fertigen. Um über den Tod seiner fünfjährigen Tochter Abigail hinwegzukommen, nimmt er die Einladung an. Und ist überrascht, als der Kaiser ihm seinen ersten Wunsch offenbart: Cox soll Uhren bauen, an denen die unterschiedlichen Geschwindigkeiten "der fliegenden, der kriechenden oder der erstarrten Zeiten", der Zeiten des Glücks, der Kindheit, der Liebe und des Todes abzulesen sind.
Nachdem Cox die Arbeit in der fremden Welt der Verbotenen Stadt aufgenommen hat, stellt sich bald heraus, dass dieser Auftrag nur eine erste Fingerübung sein sollte, um die Fähigkeiten des englischen Uhrenmachers zu prüfen. Denn nun erhält er einen weitaus gewichtigeren Auftrag: Qiánlóng will, dass Cox eine Uhr baut, welche "die Sekunden, die Augenblicke, die Jahrtausende der Welt, die Äonen der Ewigkeit messen kann." Er soll ein nie da gewesenes Uhrwerk schaffen, das über alle Zeit Bestand hat und nie stillsteht, kurzum: ein Perpetuum mobile. Cox fühlt sich dem Kaiser durch diesen Wunsch zwar sehr nahe, hat er doch sein Leben lang selbst von der Verwirklichung dieser alten Sehnsucht geträumt, doch befindet er sich in einer gefährlichen Lage: Lehnt er den Auftrag ab, droht ihm der Tod. Erfüllt er ihn und baut er ein solches Uhrwerk, begibt er sich ebenfalls in Gefahr, denn damit stellt er die Position des allmächtigen Herrschers infrage, schließlich ist der Kaiser der alleinige Herr über die Zeit. Trotzdem macht sich Cox, dieser "mecanicus, in dem sich Mensch und Uhrwerk verbinden" (FAZ), an die Arbeit.
Christoph Ransmayer greift in seinem neuen Roman auf eine historische Figur zurück: Der Uhrenmacher und Automatenbauer Cox lebte im 18. Jahrhundert; seine Werke sind heute in Museen in Europa und in den Pavillons der Verbotenen Stadt zu sehen. Allerdings hieß er nicht Alister, sondern James und er war auch nie in China, hat aber in London für die Ostindische Kompanie Uhren gebaut, die ihre Werke dem Kaiser von China schenkte. Ransmayr erfindet die Geschichte der Chinareise des berühmten Uhrenbauers neu und erzählt in eleganter Sprache und mit Einfühlungsvermögen in die Menschen dieser Epoche, was der Engländer Cox in der Konfrontation mit der Fremde auf seiner Reise erlebt.
Mit dem Roman "Cox oder Der Lauf der Zeit" behandelt Ransmayr das ewige Thema der Vergänglichkeit. Der Traum von dem Uhrwerk, das alle Zeit übersteht, den der Kaiser und der Uhrmacher teilen, ist der Traum der Literatur, die ihre Gültigkeit behält, der Traum, dass man mit dem Erzählen über die Zeit triumphieren kann.
Cox selbst erfährt in der Fremde ebensolche Momente der Zeitlosigkeit: "Er empfand, dass dieser eine Augenblick im Angesicht des Kaisers und seiner Geliebten keiner Zeit mehr angehörte, sondern ohne Anfang und Ende war, um vieles kürzer als das Aufleuchten eines Meteoriten und doch von der Überfülle der Ewigkeit: von keiner Uhr zu messen . . ."